Marianne Faithfull “Horses & High Heels” (naïve)
So häufig kommt das ja nicht vor – dass man als Enddreißiger (okay, Mitvierziger) ein paar Sätze zu einer Platte schreiben will und sich eingestehen muß, dass man zu der Zeit, wo der oder die Künstler/in die ersten Gehversuche machte, noch nicht mal die berühmte Ente auf der Schürze hatte, sondern schlichtweg mangels Zeugung mit Abwesenheit glänzte. Das wiederum führt zur Frage, was peinlicher ist – Halbgreise, die über Teenager und deren Musik fabulieren oder frühergraute Ü40er, die sich an der Deutung von Legenden versuchen. Kurz: ‘Mund halten’ oder ‘Mir doch egal’?
Nach den ersten Takten gibt es jedoch keine Wahl mehr – man muß, man muß! Wie auch auf den vorangegangenen Alben kriegt einen die Lady immer gleich zu Beginn und immer mit einem eindringlichen, wenn auch gemächlichem Song: “The Mystery Of Love”, “Down From Dover” bisher, jetzt das kratzig düstere “Stations” als generationenübergreifendes Stoßgebet. Ursprünglich von den Gutter Twins alias Greg Dulli und Mark Lanegan vorgetragen, hier fabelhaft, weil komplett entschlackt, gecovert. Es wird nicht die einzige Neuinterpretation bleiben, Madame Faithfull hat für dieses Album nur ganze drei Songs selbst geschrieben, was daran liegt, dass es ihr für mehr, wie sie selbst sagt, schlicht an Ideen und Energie gemangelt habe. „Why Did We Have To Part“ ist so ein Eigengewächs, wie vieles, was folgt, üppig arrangiert, ein feines Stück behäbigen Bluesrocks. Noch zünftiger geht es bei Jackie Lomax’ „No Reason“ zu Sache, neben dem beschwingten Jinglejangle „Gee Baby“ sicher eines der schwächeren Stücke der Platte – nicht gerade das, was man mit der verrucht geheimnisvollen Aura dieser Frau verbindet, wirken diese Songs eher fehl am Platz.
Mehr als gelungen wiederum der angenehm reduzierte „Love Song“ – einfache Worte, bewegende Stimme – aus dem beschaulich verspielten Original von Lesley Duncan macht Marianne Faithfull eine starke, weil lebenskluge Variation. Für eine Künstlerin, die nach eigener Auskunft zu ihrer an Ereignissen sicher nicht armen Vergangenheit keine Auskunft mehr geben will, weil sie diese für komplett aufgearbeitet hält, präsentiert Marianne Faithfull auf „Horses & High Heels“ dann doch einige Songs, die zumindest einen mittelbaren Bezug zu ihrer eigenen Geschichte andeuten. Das passiert unweigerlich bei dem besinnlichen Cover von Carole Kings „Goin’ Back“, auch das kammermusikalisch unterfütterte „Past Present Future“ mit der traurig-schönen Chopin-Anleihe geht diese Richtung.
Der Titelsong selbst dann solide, im dramatisch arrangierten „The Old House“ darf Lou Reed als Seniorpartner auf gewohnt quängelige Art in die Saiten greifen. Wie viele Coveralben also eine bunte Mischung aus Bewährtem, Verfehltem und Überraschendem – nach den famosen „Easy Come Easy Go“ und „Before The Poison“ auch dies hier wieder eine typische Faithfull-Platte: So wenig makel- wie mutlos und noch immer eine durchaus anregende Bereicherung.
http://www.mariannefaithfull.org.uk/
So häufig kommt das ja nicht vor – dass man als Enddreißiger (okay, Mitvierziger) ein paar Sätze zu einer Platte schreiben will und sich eingestehen muß, dass man zu der Zeit, wo der oder die Künstler/in die ersten Gehversuche machte, noch nicht mal die berühmte Ente auf der Schürze hatte, sondern schlichtweg mangels Zeugung mit Abwesenheit glänzte. Das wiederum führt zur Frage, was peinlicher ist – Halbgreise, die über Teenager und deren Musik fabulieren oder frühergraute Ü40er, die sich an der Deutung von Legenden versuchen. Kurz: ‘Mund halten’ oder ‘Mir doch egal’?
Nach den ersten Takten gibt es jedoch keine Wahl mehr – man muß, man muß! Wie auch auf den vorangegangenen Alben kriegt einen die Lady immer gleich zu Beginn und immer mit einem eindringlichen, wenn auch gemächlichem Song: “The Mystery Of Love”, “Down From Dover” bisher, jetzt das kratzig düstere “Stations” als generationenübergreifendes Stoßgebet. Ursprünglich von den Gutter Twins alias Greg Dulli und Mark Lanegan vorgetragen, hier fabelhaft, weil komplett entschlackt, gecovert. Es wird nicht die einzige Neuinterpretation bleiben, Madame Faithfull hat für dieses Album nur ganze drei Songs selbst geschrieben, was daran liegt, dass es ihr für mehr, wie sie selbst sagt, schlicht an Ideen und Energie gemangelt habe. „Why Did We Have To Part“ ist so ein Eigengewächs, wie vieles, was folgt, üppig arrangiert, ein feines Stück behäbigen Bluesrocks. Noch zünftiger geht es bei Jackie Lomax’ „No Reason“ zu Sache, neben dem beschwingten Jinglejangle „Gee Baby“ sicher eines der schwächeren Stücke der Platte – nicht gerade das, was man mit der verrucht geheimnisvollen Aura dieser Frau verbindet, wirken diese Songs eher fehl am Platz.
Mehr als gelungen wiederum der angenehm reduzierte „Love Song“ – einfache Worte, bewegende Stimme – aus dem beschaulich verspielten Original von Lesley Duncan macht Marianne Faithfull eine starke, weil lebenskluge Variation. Für eine Künstlerin, die nach eigener Auskunft zu ihrer an Ereignissen sicher nicht armen Vergangenheit keine Auskunft mehr geben will, weil sie diese für komplett aufgearbeitet hält, präsentiert Marianne Faithfull auf „Horses & High Heels“ dann doch einige Songs, die zumindest einen mittelbaren Bezug zu ihrer eigenen Geschichte andeuten. Das passiert unweigerlich bei dem besinnlichen Cover von Carole Kings „Goin’ Back“, auch das kammermusikalisch unterfütterte „Past Present Future“ mit der traurig-schönen Chopin-Anleihe geht diese Richtung.
Der Titelsong selbst dann solide, im dramatisch arrangierten „The Old House“ darf Lou Reed als Seniorpartner auf gewohnt quängelige Art in die Saiten greifen. Wie viele Coveralben also eine bunte Mischung aus Bewährtem, Verfehltem und Überraschendem – nach den famosen „Easy Come Easy Go“ und „Before The Poison“ auch dies hier wieder eine typische Faithfull-Platte: So wenig makel- wie mutlos und noch immer eine durchaus anregende Bereicherung.
http://www.mariannefaithfull.org.uk/
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