Bright Eyes “The People’s Key” (Universal)
Zuweilen hat man ja als Rezensent das Problem, den richtigen Eintieg zu finden und muß dann – selbst oft genug praktiziert – fadenscheinige Vergleiche ziehen oder haarsträubende Geschichten zusammenklittern, über deren Wahrheitsgehalt man besser kein zweites Mal nachdenkt. Bright Eyes machen es einem da recht einfach, luden sie doch vor einiger Zeit ihre nicht gerade kleine Anhängerschaft per Videobotschaft zur fröhlichen Prelisteningparty.
Nun kann man sich vorstellen, dass es für einen eingefleischten Bright-Eyes-Fan abgesehen vom tatsächlichen Live-Erlebnis kaum etwas Erstrebenswerteres gibt, als seine Idole knappe fünfzig Minuten dabei zu beobachten, wie sie sich ihre eigene Musik anhören. Jeder, der diese unbedingte Leidenschaft jedoch nicht teilt, darf zumindest etwas schmunzeln beim Anblick der Studentenpartykulisse, in der die Jungs aus Nebraska bei Kerzenschein und – natürlich – reichlich Rotwein den Klängen ihres neuen Werkes „The People’s Key“ lauschen, während die Liedtexte wie in einer Karaokebar auf einer Leinwand hinter dem Plattenspieler (reichlich oldfashioned) aufwärtszuckeln. Obwohl, so ernst scheinen es Bright Eyes mit dem Termin offensichtlich nicht zu nehmen, dauerhaft anwesend bleibt nur Schäferhund Shatzi, der Rest der Band glänzt durch permanentes Türgeklapper und unterhält sich ungeniert während des eigenen Vortrags – von ehrfürchtiger Andacht keine Spur.
Glaubt man der Fachpresse, ist diese aber durchaus angebracht. Hat man die Platte zur Gänze gehört, weiß man zumindest, dass Conor Oberst eine recht anständige Indierockplatte gelungen ist, eine der besseren, versteht sich. Was auffällt ist der vorsichtige Humor, mit dem die Band zu Werke geht, die Band also, die einem über Jahre mit ihrem heiligen Jungmännerernst gehörig auf den Geist gehen konnte. Nicht nur, weil Oberst im angesprochenen Filmchen zu fortgeschrittener Zeit die komplette Einrichtung an der Kameralinse vorbeischwenkt, die zehn Songs sind, bis auf wenige Ausnahmen, erstaunlich lockere und entspannte Kompositionen – das beschwingte „Shell Games“ etwa oder auch „Jejune Stars“, das mit einem Monsterriff verwirrt und dann doch nur spielen will („So I go umbrella under my arm into the green of the radar, how did I get so lost?“). Bei „Haile Selassie“ ist schon der Titel ein Knaller, Oberst punktet mit entspannter Altersweisheit („I seen stranger things happen before, man“), mit „Triple Spiral“ gelingt ihnen ein veritabler Rockfetzen.
Natürlich gibt es diesen düsteren, fast biblischen Monologbrocken zu Beginn, der einen glauben läßt, man habe im Regal versehentlich Pink Floyd erwischt, natürlich gibt es die großen traurigen Momente. Wer bei Stücken wie dem anrührenden „Ladders Song“ (“No one knows where the ladder goes, you're gonna lose what you love the most, you're not alone in anything, you're not unique and dying”) keine Regung zeigt, für den sind sie schlicht nicht gemacht. Aber hier wie auch beim abschließenden (und umwerfenden) „One For You, One For Me“ gelingt den Bright Eyes eine Balance zwischen Hoch und Tief, die früher allzu oft ins Rührseelige kippte. Eine Textzeile wie „I wanna fly in your silver ship, let Jesus hang and Buddha sit” kann einen, wenn’s denn Not tut, mit allem auf diesem Album versöhnen. Paul David Hewson, eat your heart out!
http://www.thisisbrighteyes.com/
Zuweilen hat man ja als Rezensent das Problem, den richtigen Eintieg zu finden und muß dann – selbst oft genug praktiziert – fadenscheinige Vergleiche ziehen oder haarsträubende Geschichten zusammenklittern, über deren Wahrheitsgehalt man besser kein zweites Mal nachdenkt. Bright Eyes machen es einem da recht einfach, luden sie doch vor einiger Zeit ihre nicht gerade kleine Anhängerschaft per Videobotschaft zur fröhlichen Prelisteningparty.
Nun kann man sich vorstellen, dass es für einen eingefleischten Bright-Eyes-Fan abgesehen vom tatsächlichen Live-Erlebnis kaum etwas Erstrebenswerteres gibt, als seine Idole knappe fünfzig Minuten dabei zu beobachten, wie sie sich ihre eigene Musik anhören. Jeder, der diese unbedingte Leidenschaft jedoch nicht teilt, darf zumindest etwas schmunzeln beim Anblick der Studentenpartykulisse, in der die Jungs aus Nebraska bei Kerzenschein und – natürlich – reichlich Rotwein den Klängen ihres neuen Werkes „The People’s Key“ lauschen, während die Liedtexte wie in einer Karaokebar auf einer Leinwand hinter dem Plattenspieler (reichlich oldfashioned) aufwärtszuckeln. Obwohl, so ernst scheinen es Bright Eyes mit dem Termin offensichtlich nicht zu nehmen, dauerhaft anwesend bleibt nur Schäferhund Shatzi, der Rest der Band glänzt durch permanentes Türgeklapper und unterhält sich ungeniert während des eigenen Vortrags – von ehrfürchtiger Andacht keine Spur.
Glaubt man der Fachpresse, ist diese aber durchaus angebracht. Hat man die Platte zur Gänze gehört, weiß man zumindest, dass Conor Oberst eine recht anständige Indierockplatte gelungen ist, eine der besseren, versteht sich. Was auffällt ist der vorsichtige Humor, mit dem die Band zu Werke geht, die Band also, die einem über Jahre mit ihrem heiligen Jungmännerernst gehörig auf den Geist gehen konnte. Nicht nur, weil Oberst im angesprochenen Filmchen zu fortgeschrittener Zeit die komplette Einrichtung an der Kameralinse vorbeischwenkt, die zehn Songs sind, bis auf wenige Ausnahmen, erstaunlich lockere und entspannte Kompositionen – das beschwingte „Shell Games“ etwa oder auch „Jejune Stars“, das mit einem Monsterriff verwirrt und dann doch nur spielen will („So I go umbrella under my arm into the green of the radar, how did I get so lost?“). Bei „Haile Selassie“ ist schon der Titel ein Knaller, Oberst punktet mit entspannter Altersweisheit („I seen stranger things happen before, man“), mit „Triple Spiral“ gelingt ihnen ein veritabler Rockfetzen.
Natürlich gibt es diesen düsteren, fast biblischen Monologbrocken zu Beginn, der einen glauben läßt, man habe im Regal versehentlich Pink Floyd erwischt, natürlich gibt es die großen traurigen Momente. Wer bei Stücken wie dem anrührenden „Ladders Song“ (“No one knows where the ladder goes, you're gonna lose what you love the most, you're not alone in anything, you're not unique and dying”) keine Regung zeigt, für den sind sie schlicht nicht gemacht. Aber hier wie auch beim abschließenden (und umwerfenden) „One For You, One For Me“ gelingt den Bright Eyes eine Balance zwischen Hoch und Tief, die früher allzu oft ins Rührseelige kippte. Eine Textzeile wie „I wanna fly in your silver ship, let Jesus hang and Buddha sit” kann einen, wenn’s denn Not tut, mit allem auf diesem Album versöhnen. Paul David Hewson, eat your heart out!
http://www.thisisbrighteyes.com/
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