Wilco "Wilco (The Album)" (Warner)
Mit Wilco geht es mir, das muß ich zugeben, ähnlich wie mit dem Autor Max Frisch. Ich weiß, dass er gut ist, finde aber trotz vieler Mühe zu seinen Büchern einfach keinen Zugang. Genauso wie „Stiller“ und „Montauk“ seit Jahren mein Bücherregal zieren und ich sie in regelmäßigeren Abständen für einen neuen Versuch hervorhole, genauso zählen natürlich „Summer Teeth“ und „Yankee Hotel Foxtrot“ zu meiner CD-Sammlung. Und wenn es mich überkommt, dann werden auch die wieder mal rausgekramt. Woran es allerdings genau liegt, dass ich mit dem elektronisch verstärkten Countryrock noch nie so richtig warm geworden bin – ich weiß es nicht. Auch die neue Platte gibt da keinen rechten Aufschluß. Sie fängt ja mit dem augenzwinkernden „Wilco (The Song)“ verheißungsvoll an, der genau das liefert, was mir bisher bei Songs von Wilco allzu oft fehlte – angenehm aufgeraute Gitarrenparts. Danach wird’s zwar deutlich bedächtiger, aber mit dem wunderbar getragenen „One Wing“ nicht eben schlechter. Bei „Bull Black Nova“ wird dann erstaunlich spielfreudig fast schon psychedelischer, verzerrter Bluesrock zum besten gegeben, für mich der unbestrittene Höhepunkt des Albums. Das Duett von Jeff Tweedy mit Leslie Feist ist dann bestenfalls niedlich, das etwas breitbeinige „You Never Know“ hätten Wilco auch getrost Springsteen selbst überlassen können. „Solitaire“ gefällt durch seinen akkustischen, reduzierten Charakter, der Rest fällt dann nicht weiter auf, mit „Everlasting Everything“ gelingt aber ein würdiger Abschluß. Sicher ein Album, was man sich erarbeiten muß, einige Songs entfalten ihren Charme erst bei wiederholtem Hören. Und wer weiß, vielleicht wird es ja noch mein persönliches Schlüsselwerk – sollte das gelingen, nehme ich garantiert auch Herrn Frisch mal wieder in die Pflicht.
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