Donnerstag, 9. Juli 2009

Gehört_42



The Dead Weather „Horehound“ (Sony)
Wenn es stimmt, dass Musiker auf ihren Platten fortwährend ihr Leben, vorzugsweise ihre frühe Kindheit verarbeiten, so will man nach dem Anhören von „Horehound“ gar nicht mehr wissen, wem Jack White da im Sandkasten, so es überhaupt einen gab, die Schaufel über den Schädel gezogen hat. Man kann dem Jungen ja einiges vorwerfen, Liebedienerei allerdings zählt sicher nicht dazu. Denn dieses Werk seiner Zweit- oder Drittspielwiese The Dead Weather ist so monströs und schwer genießbar, dass er es damit garantiert nicht in die Herzen der Formatradiohörer schaffen wird (und auch die italienischen Ultras werden sich schwer tun, einen neuen Gesang für die Curva darauf zu finden). Nun will ich nicht ungerecht sein, „Horehound“ ist allemal hörbarer als atonale Zwölftonmusik von Schönberg oder die grenzdebilen Schunkelreigen der Kastelruther Spatzen. Aber vergleichsweise eingängige Songs wie „Seven Nation Army“ oder „Hotel Yorba“ sucht man auf der Platte vergeblich. Hier wird von der ersten Minute an dem Killerblues gehuldigt, elf Mal durchdekliniert und variiert, mal mit leichten Reggaetunes versetzt (Cut Like A Buffalo), mal als staubiger Wüstenrock (Rocking Horse), dann wieder als dunkel dräuende Anleihe an Birthday Party (So Far From Your Weapon) verkleidet. Gemeinsam sind allen Songs die kreischenden Powerchords und kurzatmigen Breaks, die Basswalze ist ebenso allgegenwärtig wie das knochentrockene Schlagwerk. Höhepunkte dagegen sind schwer auszumachen, vielleicht noch das Eröffnungsstück „60 Feet Tall“, wo man noch erleichtert aufatmet, wenn statt des quiekenden White die kampfbereite Alison Mosshart von den Kills ans Micro tritt. Das als melodisch gepostete Stück „Treat Me Like Your Mother“ klingt dann leider wie ein Wiedergänger dieser 90er-Jahre-Crossover-Bands deutscher Prägung wie H-Blockx oder Such A Surge, keine so gelungenen Vorbilder also. Am Ende taumelt, müde vom immerwährenden Geknüppel und mit wunden Stimmbändern, die ganze Entourage durstig und entkräftet (Will There Be Enough Water?) im Delirium dahin, ein wenig Mitleid hat man da schon. Ein durchaus interessantes Stück Musik also, aber für’s erste Date oder den lauen Sommerabend empfiehlt sich doch eher Bewährtes, da wäre eine Verwechslung zwischen Jack und Barry nicht sonderlich hilfreich ...

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