Es war nur ein kleiner Nebensatz, der sich da gestern im Sportteil der SZ in einem dieser mäßig interessanten, sommerlochfüllenden FC-Bayern-Saisonvorbereitungsartikel verkrochen hatte – ein Nebensatz, der gleichwohl die schier unglaubliche Tragweite der Umstrukturierungen beim Münchner Großmeister im Monat 3 der Nachklinsmannära beschrieb. Er lautete: „Aus dem Leistungszentrum ließ van Gaal DJ-Pulte und Bibliotheken entfernen ...“ Rumms! Das hat gesessen. Da kam einem das Panoramabild einer Münchner Boulevardzeitung, Sommer 2008, in Erinnerung, welches stolz erste optische Eindrücke vom neuen Leistungszentrum zeigte und da war, in voller Bildbreite, neben den obligatorischen Buddha-Statuen, der mutmaßlich intelligenteste Regalmeter der Republik zu sehen – die sagenumwobene „SZ-Bibliothek“. Schon damals versuchte man sich mit brutalstmöglicher Phantasie vorzustellen, wie ein Bastian Schweinsteiger, die Stirn kraus, das Haar zerzaust, mit dem „Untergeher“ von Bernhard in der Hand an einem völlig in sich versunkenen Lukas Podolski vorbeischlich, der wiederum über Ingeborg Bachmanns „Malina“ brütete, einzig gestört durch das bedrohliche Murmeln von Hamit Altintop, der sich pflichtbewußt durch eine deutsche Übersetzung von Orhan Pamuk quälte, wobei Phillip Lahm wiederum ... Schon damals konnte man ermessen, wie unsagbar schwierig das schwäbische Großprojekt werden würde oder auch, wie schnell es wohl scheitern könnte. Alles Geschichte. Denn mit den Büchern sind nun auch die letzten Erinnerungen an einen fatalen Fehlgriff des Managements getilgt, der Neue ist endlich da und so richtig traurig scheint an der Säbener Straße keiner darüber zu sein – denn wie sagte schon Uli Hoeneß schon in bester lutherischer Tradition: „For me – it’s scheißegal!“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen