Mittwoch, 8. Juli 2009

Gehört_41



Japandroids „Post-Nothing“ (Polyvinyl)
Damals, als es noch Plattenläden gab oder besser, damals, als man seine Musik noch im Plattenladen kaufte, vorzugsweise auch in kleinen Secondhandbuden, wo reichlich Kundschaft ganz geschäftig über verstaubte Holzboxen mit CD-Hüllen gebeugt mit einer Engelsgeduld das Alphabet durchklappte und oder sich am Plattenspieler die Beine in den Bauch stand – damals also suchte man sich unbekannte Hörproben auch und vor allem nach dem Cover aus. Und weil die Platte der Japandroids so herrlich nach „damals“ ausschaut, bin ich auch auf sie gestoßen, sonst wären sie wohl ungehört im großen Malstrom täglicher Neuerscheinungen an mir vorbeigerauscht. Wehmütig erinnert an die angenehm schnörkellosen, schwarzgefärbten Verpackungen von Joy Division, Patty Smith oder Sylvia Juncosa, findet man auch beim Inhalt reichlich Grund zur Freude. Die beiden Kanadier beleben ein weiteres Mal die beliebte Tradition der Haudraufduos Marke White Stripes, Johnossi, Ting Tings oder auch Two Gallants – musikalisch gehen sie eher in Richtung Fugazi, Garage rules und der Bleifuß bedient stoisch das Pedalregister des erprobten Shoegazers. Als aktuellere Reminiszenz könnten durchaus auch No Age herhalten. Denn wie auf deren Debüt „Nouns“ wird auch auf „Post-Nothing“ ganz kräftig geschrammelt und gedroschen, ab und an auch geschrien, die Songs entfalten dabei eine ganz erstaunliche, treibende Wucht. Allein „Heart Sweats“, das rotzige „Press Corps“ oder auch das schwere und träge „I Quit Girls“ haben ganz eindeutig Sogwirkung, selbst das simple Schlechtwettermantra an ihre Heimatstadt „It’s raining in Vancouver, but I don’t give a fuck, cause I’m far from home tonight“ in „Sovereignty“ läßt sich prächtig mitgrölen, man kann ja im Zweifelsfall die Städtenamen einfach austauschen. Prima Platte also: Direkt aus dem Bauch, laut und definitiv keine Begleitmusik zum Hemdenbügeln ...

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