Bill Callahan „Sometimes I Wish We Were ...“ (Drag City)
Da kann ich jetzt zur Abwechslung mal ganz unbefangen drauflos schreiben, denn so richtig viel weiß ich bisher nicht von Bill Callahan. Gut, er hat den Hauptteil seines bisherigen Werkes unter dem Namen Smog veröffentlicht und er ist nur drei Jahre älter als ich. Nichts, also, womit man großartig hausieren gehen könnte. Eine seiner letzten Smog-Platten „A River Ain’t Too Much To Love“ hat jedoch schon einen würdigen Ehrenplatz in meiner CD-Sammlung gefunden, ist sie doch ein so ausgezeichnetes Stück Musik, eines von den Werken, dass man beim Hausbrand schnell noch aus dem Regal reißen will, weil man ohne meint nur halb so gut leben zu können. Überhaupt, dieser Mann hat eine Stimme, die im Zusammenspiel mit der sehr reduzierten Klangkulisse ein Schimmern, einen Glanz entwickelt, der einen innerlich – ja, irgendwie zur Ruhe kommen läßt, einfach so. Das geht einem bei dem neuen Album nicht viel anders, auch wenn es nicht ganz so zugänglich scheint wie das besagte von Smog. Die Texte kann man ohne Zweifel literarisch nennen, kleine vertrackte Erzählungen über Träume, Verlustängste, Beziehungsgedanken – manche voll von schwarzem Humor und Lautmalerei wie bei „Eid Ma Clack Shaw“, andere lyrisch verbrähmt wie das großartige „Too Many Birds“, wo die Schlußzeile „If You Could Only Stop Your Heartbeat For One Heartbeat“ fast mantraartig aufgebaut wird. Callahan ist wohl kein Mann, der vor lauter Optimismus den ganzen Tag jubelnd durch die Gegend hüpfen muß, eher ein melancholischer, enttäuschter Fatalist („It’s The End Of Faith, No More Must I Strike, To Found My Peace In The Life … It’s Time To Put God Away, I Put God Away“ im neunminütigen Schlußstück „Faith/Void“), ein Tagträumer vielleicht. Man sollte sich den einzelnen Songs mit Behutsamkeit nähern, allesamt sind sie es der Mühe wert, auch wenn mancher nicht gleich zu Beginn in’s Ohr gehen will. Sind sie jedoch einmal drinnen, dann für sehr lange Zeit …
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