Jarvis Cocker „Further Complications“ (Indigo)
Kurz nachdem man die Play-Taste gedrückt hat, ist man fast versucht noch einmal zu kontrollieren, ob die CD nicht falsch belabelt ist – wer oder was zum Teufel schreit, hechelt und bellt denn da? Bist Du’s wirklich, Jarvis? Anscheinend schon, auch wenn der Wiedererkennungseffekt am Anfang denkbar gering ausfällt. Aber nach dem knarzenden Instrumental „Pilchard“ gelangt man kurz in ruhigere Fahrwasser und hat ihn wieder, den alten Crooner. Wenn auch viele Songs im ungewohnten Rockgewand wie „Caucasian Blues“ mehr als gewöhungsbedürftig klingen, manche sogar richtig daneben („Fuckingsong“ und „Homewrecker!“), so ist man mit anderem Material schnell wieder versöhnt. „I Never Said I Was Deep“ ist eine richtige Perle – ein Beispiel dafür, dass Cocker sich in seinen brillanten Momenten erschreckend nahe an David Bowie heranmusiziert hat. Wundervoll. Dass am Ende dann noch für „You’re In My Eyes“ die Diskokugel ausgepackt werden muß und dazu klebrig soulige Chöre mit schwülstig eindimensionalem Text zum Besten gegeben werden verzeiht man ihm dann um so leichter. A Propos Faltenrock: Ein Tip noch für unsere Angie, die ja gleichnamigen Song für den letzten Bundeswahlcontest dankenswerterweise nicht verwenden durfte – zur Erschließung neuer, jüngerer Wählerschichten bietet sich Cockers „Angela“ bestens an. Nur an Alter (“nearly 23”) und Übersetzung wird Frau Pastorentochter wohl noch etwas feilen müssen: „Boom you blew my mind (Angela), I feel the sap rising tonight (Angela), a dry stick at the end of a branch and an overzealous hand …”
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