Freitag, 29. Mai 2009

Reisefreiheit - jetzt!



Während die BILD seit dem letzten Spieltag fortwährend in selbstgestrickten Endzeitphantasien deliriert ("Die Liga bebt!"), ist unabhängig davon, wo Gomez sein Haarband künftig spazierenträgt, ob Neuer der Alte bleibt oder welcher Verein nun (kreizdeifihimmelherrgottsakranochamoi) endlich die 250 Billionen Euro für den Ribery zu zahlen bereit ist, die wichtigste Personalie der neuen Saison schon entschieden. Und das es diesmal kein Spieler ist, macht die Sache nicht einfacher: Hans Meyer, eine der wenigen glaubwürdigen Trainerpersönlichkeiten unserer Tage, hat nun offensichtlich endgültig dem quietschbunten Faschingsrummel Bundesliga Lebewohl gesagt, verlängert nicht bei Gladbach und zieht sich aufs Altenteil zurück. Soweit, so schade. Denn Eigenschaften wie Solidität, Glaubwürdigkeit, gesundes Urteilsvermögen und grundsympathisches Humorverständnis werden nunmehr keine Gallionsfgur mehr haben im Spielbetrieb des Oberhauses. Hans Meyer, der von sich sagte, er habe bis 1990 für den Sozialismus und nicht für's Geld gearbeitet, mußte manchem windschnittigen Jungmanager der Liga wie ein Faktotum erscheinen, Spieler - auch genannt IchAGs - haben ihn sicher zuweilen geradezu als Spielverderber empfunden - er war Berufsskeptiker, der schnellen Jubelarie ebenso abhold wie der häufig unreflektierten Generalmodernisierung der Vereinsarbeit, einen wie ihn neben Unpersönlichkeiten wie Nürnbergs Perserpräsi Michael A. Roth stehen zu sehen schmerzte beim bloßen Hinsehen. Dass Meyer seine Absage nun ernst meint, kann man wohl schon daran erkennen, dass er als Beschäftigungsalternative nicht mehr das Rosenschneiden im heimischen Garten, sondern die Sehnsucht nach dem entspannten Besuch ferner Orte anführt - beim Reisen, das wußte schon Roths Lookalike Erich H. Onecker verstehen die Ossis nun mal keinen Spaß. Immerhin, das bleibt zu hoffen, wird er als Trainer der AUTONAMA (Deutsche Nationalmannschaft der Autoren) den kleinen Helden Brussig, Ostermaier und Wortmann kräftig in den Dichterarsch treten, wenn sie mal wieder zu selbstverliebt herumdribbeln ...

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