Dienstag, 31. März 2009

Gehört_21



Doves „Kingdom Of Rust“ (EMI)
Emo ist ja in Bezug auf Musik in letzter Zeit ein wenig zum abwertenden Schimpfwort verkommen, da wird mit falschem Bezug schnell mal auf alles draufgehauen, was sich traut, einen eingängigen Akkord mit ein wenig Melancholie und Emphase zu kombinieren. Die Doves aus Manchester wird solch ein Hinweis wieder treffen, haben sie sich doch schon für ihre ersten drei Alben genau diesen Vorwurf der Weicheierei abholen müssen. Gar nicht oder zu kurz gedacht: Warum sollte man eine Band dafür verdammen, dass sie noch weiß was eine wunderschöne Hookline, ein pränantes Riff sind? Die Rhythmus zu Stimme zu Melodie perfekt zu stellen weiß. Und sich dabei fern der überzuckerten Harmonieseeligkeit ihrer unfreiwilligen Schubladengefährten Starsailor oder Keane bewegt (Coldplay und Snow Patrol hatten wir ja schon) – sie kratzen eben gerade an ebenjener, durch kleine, dosiert gestreute Dissonanzen, wechselnde Tempi und überraschende Geräuschflächen. Sie hauen auch mal zu und rein, wo’s angebracht ist („10:03“, „House Of Mirrors“) und Jimi Goodwins Stimme klingt sowieso mehr nach gesprungenem Reibeisen als nach tränengetränkter Schlagsahne. Es bleiben bei alledem elf herzerwärmende (jawoll!) Songs, die jeder für sich ganz große Momente haben – „Kingdom Of Rust“, „The Greatest Denier“, „Spellbound“, selbst das verhaltene Anfangsstück „Jet Stream“, durch die Bank Gefühlskino im allerfeinsten Sinne. Und wohl auch: Die Platte, die U2 sicher gern gemacht hätten, wenn sie dafür nicht schon zuviel Bombast und Weltschmerzgedöns mit sich herumschleppen müßten. Die Platte, die Travis hätte retten können. Nun halt die Doves – gut so. Fünf von fünf, Punkten, Sternen, was auch immer …

Montag, 30. März 2009

Hören+Sehen



WIRE, Feierwerk Hansastraße, 29.03.2009
Der letzte Song aus der Konserve vor Konzertbeginn: "Run Run Run" von Velvet Underground, mehr Knistern als Klang - man darf es ruhig als Statement nehmen, will sagen: Wir sind einen weiten Weg gegangen, von 1977 bis 2009 und nenn' es, wie du willst - Punk, Post-Punk, Electro, Pop, NewWave, NoWave - wir waren überall dabei, nicht ständig present, aber auch nie wirklich weg. Keine Band also, die um Authentizität betteln, auch keine, die ihre stilbildenden Einflüsse ständig vor sich her schreien muß. Wire ist schon mit ihrem Erstling "Pink Flag" einen dermaßen großen Wurf gelungen, auf dem sie sich bestens hätten ausruhen können. Und doch haben sie sich über die Jahre stets an neuem versucht, die Folgealben "Chairs Missing", "154" oder "The Ideal Copy" könnten unterschiedlicher nicht sein und haben doch jedes für sich zahlreiche Bewunderer und Nachahmer gefunden. Selbst das neue Werk "Object 47" muß sich, obschon deutlich ruhiger, hinter den alten Sachen kaum verstecken. Und nun stehen die drei da oben auf der Bühne - Legenden allesamt - Colin Newman, Bruce Gilbert und Robert Grey. Und statt des erwarteten Synthesizers gibts noch eine (sehr zurückhaltende) Frau am Bass obendrauf und damit ist auch klar, wo an diesem Abend die Reise durch die Werkschau hingeht: Es regiert das Brett. Gut, der Mittelteil wird dann schon etwas melodischer, zurückgenommener, Stücke wie "One Of Us" vom neuen Album oder auch das charmante "Silk Skin Paws" aus den 80er Mute-Jahren sind aber eher die Ausnahme. Die Regel: Gut abgehangener Punkrock, kurz, schnell, präzise - herrliche Zweiminüter aus den frühen Jahren, "12XU" natürlich, "106 Beats That", "Lowdown". Gut, sehr gut anzuhören und beruhigend zu wissen, dass es auch heute noch abseits aller Peinlichkeit und Zeitgeistanbiederei für eine Band mit dieser Vita ein dankbares, wenn auch überschaubares Publikum gibt.
Wire "Heartbeat" 1979 Rockpalast

Dienstag, 24. März 2009

Noch 4 Wochen ...



Nun kann man die Wartezeit ja verschiedentlich nutzen – wer die entsprechende Nervenstärke besitzt, der geht einfach am Tag der Veröffentlichung in den Laden und kauft sich das Album. So einfach, so unmöglich. Dafür halten die vermeintlichen und die wirklichen Superstars von heute im Netz einfach zu viele Dinge für den ausgehungerten Fan bereit, die zu ignorieren schwer gelingen kann. Depeche Mode zum Beispiel posten schon seit Wochen kurze Studioclips auf den einschlägigen Seiten, in denen sie mal mehr mal weniger ernsthaft vor sich hinträllern, sie geben Interviews voller Andeutungen und Verweise, diesmal haben sie sich zudem noch einen personalisierten iTunes-Season-Pass einfallen lassen, um auch das letzte noch so kleine Aufmerksamkeitsdefizit zu killen. In fein dosierten, fast schon homöopathischen Mengen werden nach und nach Details der Produktion von der Plattenfirma gestreut, also Cover, Tracklisting, Formate, Singleauskopplungen, Tourdaten etc. Hinzu kommt natürlich noch allerhand halblegales Songmaterial, leakware also in meist dürftiger Qualität, die auf Filesharing-Seiten und in Fanblogs herumschwirrt – selbstgebastelte Tracks zuweilen, in rührender Heimarbeit zusammengeklebt, wohl meilenweit vom Original entfernt und doch mangels Alternativen gierig verschlungen. Und trotzdem noch so lang hin ...

Montag, 23. März 2009

1:1



Ein Ergebnis, was wohl nicht der Rede wert wäre, wenn wir nicht a) einen Tabellenplatz geklettert wären (und schon wieder verloren, Dank dem Club) und b) der Franz endlich die Gelegenheit bekommt, aus seiner Sicht zu kommentieren (Satzbau/Grammatik bedenkenswert, Herr Lorenz!). Also los, Augsburger, laß mal was aufblitzen von Deinem fußballerischen Fachwissen. Und das nächste Mal fahren wir gemeinsam hin!
Heißer Dank für's Foto geht wieder an Antje F.!

Freitag, 20. März 2009

Gefunden_12



Natürlich ist es zu einfach gedacht und natürlich gibts auch an allem eine Schattenseite, an der man sich prima abarbeiten kann. Aber nehmen wir's doch mal verkürzt, nennen wir es politischen Pop und finden es ganz unvoreingenommen einfach Klasse: Obama meets Jay Leno. Allein das Zusehen macht einen Riesenspaß und dass man beim Zuhören und gelegentlichen Lachen noch das eine oder andere lernen kann, macht die Show gleich noch sympathischer. Und natürlich drängt sich die Frage auf, wie würde sich Angela in ähnlicher Situation bei Leno oder mindestens Schmidt schlagen, und scheiße, man wüßte die Antwort schon. Wenn also Coolness in irgendeiner Form positiv besetzt werden soll, dann bitte mit diesem Mann.
In voller Länge: The Tonight Show With Jay Leno

Gefunden_11



Na das muß natürlich hier rein, und zwar nicht, weil's vom Blogsponsor kommt, sondern weil das Kind ohne nicht kann - wer auch eins hat, der weiß wovon ich rede. Also dann: Herzlichen Glückwunsch zum 40sten, altes, verfressenes Krabbelvieh ...

Mittwoch, 18. März 2009

Noch 5 Wochen ...



Das sollte jetzt der Leser vielleicht besser wissen, wenn er's nicht eh' schon geahnt hat: Ich bin aus voller Überzeugung ein Depeche-Mode-Fan der ersten Tage und schäme mich dessen nicht, auch wenn es wohl nicht mehr die allerhippste Jugendkultur ist. Dafür habe ich in meiner musikalischen Sozialisationsphase - kurz: Dorfdisko - zu viele Momente mit den vier Briten, mit Alan, Martin, Andy und natürlich Dave verbracht. Mit dem Foto zum Friseur - die erste Dauerwelle, um wenigstens ein paar Tage mit ungewaschenen Haaren dem Idol ein Stück weit ähnlich zu sehen. Die erste Platte von drüben: "Stripped", heute noch ein bestens gepflegtes Heiligtum. Für eine Konzertkarte damals 1988 in der Berliner Werner-Seelenbinder-Halle hätte ich mich wahrscheinlich freiwillig für die Staatssicherheit rekrutieren lassen. Zum Glück ist's so weit nicht gekommen. Und auch heute noch immer die fiebrige Erwartung an jedes neue Album, auch wenn das Internet dem ganzen so ein wenig die Spannung früherer Jahre genommen hat. Dennoch - in 5 Wochen ist's da und ich zähl', siehe oben, die Stäbchen runter. Die erste Single "Wrong" klingt mehr als vielversprechend - natürlich, wie meine Schwägerin weiß, wie immer "nah am Grab". Andere mehr oder weniger legale Schnipsel gibt das Netz so langsam preis - ich warte weiter ...

Gehört_20



The Rakes „KLANG“ (Universal)
Man kann ruhig sagen, dass die Rakes die Erwartungen an ihr drittes Album selbst hinreichend hoch gesetzt hatten – die Vorgänger „Capture/Release“ und „Ten New Messages“ waren prachtvoll hingerotzte Würfe, vollgestopft mit feinem Indierock, nix Neues, nix Außergewöhnliches, aber sehr, sehr infektiös und wahnsinnig schnell in den Beinen. Nun also "KLANG". Es ist nicht das Überalbum geworden, dass man sich in den kühnsten Träumen ausgemalt hatte, sondern eher die logische Fortsetzung des bisherigen Weges. Es gibt ein paar schwache Songs (wie "The Loneliness Of The Outdoor Smoker"), so manchen mittelmäßigen (wie die erste Single "The Light From Your Mac") und die Stimme von Alan Donohoe springt leider ein Spur zu oft in enervierende Höhen, so dass zwar Johnny Rotten oder auch Robert Smith ihre wahre Freude gehabt hätten - mir gings allerdings zuweilen ziemlich auf den Keks. Aber bei aller Kritik sollte man nicht vergessen, das die vier Londoner noch immer in der Lage sind, in drei Minuten so dermaßen auf die Kacke zu hauen, dass sich eine ganze Reihe von Kollegen, die sich in Europa und übern Teich ein Riesenpublikum zusammengeheult haben (man darf hier ruhig Snow Patrol und Coldplay mal kräftig schmähen) sich ganz still in eine dunkle Ecke stellen sollten. Und keinen Mucks mehr sagen dürften, so. „Shakleton“ ist ganz großes Kino, „The Final Hill“ kann man sehr gelungen nennen und auch bei „You’re In It“ wippt das Bein, wie man es sonst nur von Franzens Ferdinand kennt – also, was soll das Gejammer – Stock aus’m Arsch und tanzen gehen!

Dienstag, 17. März 2009

Gesagt_3

"Ich kämpfe nicht dagegen an, aber ich bin mir sicher, dass der Zeitpunkt kommen wird, an dem ich mich niederlasse und zum Dorfschreck in einem kleinen Nest vor den Toren Leipzigs werde." Morrissey im SPEX-Interview der aktuellen Ausgabe - lesenswert: Der ganze Text.

Gehört_19



G.Rag Y Los Hermanos Patchekos "Hold Fast" (Gutfeeling)
Wer B sagt, muß auch G sagen oder: Calling Mr. Jobs. So oder ähnlich könnten die Topics zu dieser Besprechnung ohne weiteres auch heißen – nachdem ich vor einigen Tagen das Debüt von LaBrassBanda rezensierte, komme ich natürlich um die neue G.Rag „Hold Fast“ nicht herum. Was nun Apple-Genius Steve Jobs damit zu tun hat? Nun, als ich mein iTunes mit den neuen Songs der Münchner fütterte, stand da zum ersten Mal unter der Rubrik Genre „Unclassifiable“. Und das, Mr. Jobs, ist nur ehrlich, ich hätte es besser nicht sagen können. Die Schublade, in welche man G.Rag einpassen wollte, ist so groß wie anderswo die Schränke – mal angepunkter Landler, mal bayrisch BigBand, zuweilen Reggae und Ska, fast immer Blues und Country, aber nie in der Essenz, sondern stets in der Variation. Und sie hätten es nicht beweisen müssen, man hat es eh’ längst geahnt: sie können auch schlichten Rock – „Nervous Breakdown“ ist wohl nicht ohne Grund an die Stones angelegt. Einiges hätte auch gut noch auf den erweiterten Soundtrack von „München 7“ wandern können – Stücke wie „Get On Board“ oder „Cold Cold Heart“ atmen viel von der angenehme bräsigen Behäbigkeit, die so wohl nur an der Isar zu finden ist. Keine Überraschung dabei, okay, aber wenn das die Pflicht ist, wer braucht dann noch die Kür. Ich bin’s zufrieden.
Reinhören bei Gutfeeling

Donnerstag, 12. März 2009

Gehört_18



The Soundtrack Of Our Lives „Communion“ (Megaphon)
Das ist natürlich ein Festtag für einen Rezensenten – ein Doppelalbum mit so einem Cover. Und eigentlich – ja eigentlich wäre ich ohne dieses Cover auf die neue Platte der Schweden nie und nimmer gekommen; nach dem Achtungserfolg „Origin Vol. 1“ 2004 und dem eher blassen Nachfolger hatte ich sie schon vom Radar gestrichen. Und nun das. Bei Ansicht des Covers bieten sich hier also drei mögliche Szenarien: 1. Die Jungs sind so dermaßen saucool bis in die (zugegeben recht langen) Haarspitzen, der Apothekenrundschau mit dem Bild den Rang abzulaufen, dann noch diesen abartigen Titel zu wählen und satte 25 Lieder auf dem Album zu stapeln. 2. Die Jungs sind so dermaßen abgebrannt, dass sie gleich das Agenturfoto in einer LowRes-Version auch noch mit Schriftzug des Lizenzgebers abbilden – komischerweise lese ich als Quelle OEOC und kann das Österreiche Olypmpische Kommitee (sowas gibt’s!) in so gar keine Verbindung zur Band bringen. 3. Die Jungs sind einfach unglaublich bescheuert. Da wir Schweden nix böses wollen, nehmen wir mal an, Punkt 1 trifft zu – allerdings ist es mit der Coolness beim Anhören des Ungetüms recht bald wieder vorbei, es bleibt bis auf wenige Ausnahmen („Fly“ oder „Utopia“) leider bei größtenteils schlichtem Pubrock und der Feststellung, dass Pink Floyd offenbar im hohen Norden eine ungleich höhere Popularität genießen müssen als hierzulande. Zurück bleibt ein akkustisch eher durchschnittlicher, optisch allerdings ungewöhnlicher Hardrockbatzen und die bohrende Frage: Was zum Henker trinkt der alte Schwede im Ruhestand eigentlich da für eine eklige, grüne Brühe?

Mittwoch, 11. März 2009

Gehört_17



Der Kaugummi Bazooka Joe ist wohl nicht nur mir aus den Achtzigern in bleibender Erinnerung – ein fettes, süßes Etwas mit einem Tattoo als Gimmick, mit dem man sich eine zeitlang irrsinnig cool vorkam. Damals. Und ich kann mir nicht helfen – The Empire of the Sun kommen mir so vor wie eine Audiovariante dieses Bazooka Joe. Irgendwo hab ich auch gelesen, Empire Of The Sun hätten die 80er gefressen – und das trifft es auf den Punkt. Also nicht nur die üblichen Floskeln von wegen „Anklänge von ...“ oder „inspiriert durch“ – nein: gefressen. Alles. Komplett. Wem also MGMT im vergangenen Jahr noch nicht gereicht haben, der kommt bei den beiden Australiern voll auf seine Kosten. Im Stile musikalischer Rattenfänger kurbeln sich Empire Of The Sun durch die komplette Historie der Italodisko, fahren jeden noch so kitschigen Schwenker mit Vollgas aus und das perfide daran ist: An irgendeiner Ecke kriegen sie Dich – garantiert. Mit einem klebrigen Synthieriff, mit der wunderschön jaulenden Stimme oder einfach watteflauschigem Hopsassa. Und da sind wir dann wieder beim Kaugummi – es schmeckt verführerisch lecker, man hat den Mund voll und ist eine Weile sehr zufrieden. Aber je mehr man kaut oder eben hört, destoweniger Geschmack bleibt übrig, am Ende hat man dann ein flaues Gefühl im Magen und nur noch ein Abziehbild in der Hand. Mich haben sie übrigens mit „We Are The People“ erwischt – und ehrlich, für den Moment war ich gar nicht so unglücklich deswegen ...

Sonntag, 8. März 2009

Na denn mal los!


Habe die Kommentare freigeschaltet - so kann jetzt jeder auch problemlos seinen Senf dazugeben ...

Samstag, 7. März 2009

3:2



SMS-Drama in 3 Akten in 90 Minuten + x
Titel: FC St. Pauli vs. FC Hansa Rostock
Orte: Hamburg-Millerntor, Essen-Werden, München
Akteure: Antje F. (natürlich vor Ort), Heiko K. (mutmaßlich am Rechner), Martin L. (leider immer nur am Telefon) + 22 Komparsen

1. Akt/1. Halbzeit:
H>M: "Sind die bekloppt, 0:2 nach 5 Minuten ..."
M>H: "Ach Scheiße, versorg' mich mal weiter, bin unterwegs beim Essen"
M>A: "Sach ma, was is denn mit denen los? 0:2???
A>M: "Ich könnt kotzen"

2. Akt/2. Halbzeit:
H>M: "2:2"
M>H: "Des pack 'mer noch!"
M>A: "Wird doch"
H>M: "Da isses - 3:2
M>H: "Yes!"
H>M: "Aus die Maus. Schönes WE ..."
M>A: "Yesss!"
A>M: "Jawohl :D"

3. Akt/3. Halbzeit:
Spiegel Online: +++"In Hamburg ist es rund um das Zweitligaspiel des FC St. Pauli gegen Hansa Rostock zu schweren Krawallen gekommen. +++ Insgesamt waren 1000 Polizisten im Einsatz - das größte Aufgebot, das es bei einem Zweitligaspiel in Hamburg je gab. Sechs Polizisten wurden verletzt, die Polizei nahm rund ein halbes Dutzend Randalierer fest. +++ Kicker.de: Dieter Eilts muss von Bord: Nach dem 2:3 auf St. Pauli trennen Rostock noch elf Spieltage vom erneuten Abstieg und dem Sturz in eine ungewisse Zukunft. +++ Torwart-Trainer Perry Bräutigam wird vorerst das Training übernehmen. +++

(Applaus) Vorhang.

Foto: Mit hoffentlich freundlicher Genehmigung von Antje F. Danke!

Freitag, 6. März 2009

Gehört_16



LaBrassBanda "Habediehre" (Trikont)
Da bin ich jetzt ein wenig in der Zwickmühle, weil ich eine Platte aus einem Genre beschreiben will, von dem ich so gar keine rechte Ahnung habe und das irgenwie auch bedauere. Aber als „Zugroaster“ und Exilsachse ein paar Worte über neue bayuwarische Tanzmusik zu verfassen ist halt schon ein bisserl heikel, da kann man schnell mal danebengreifen. Egal – „Habediehre“ von LaBassBanda ist schon seit 2008 erhältlich, kommt natürlich wie so viele heimatliche Nischenklänge von Trikont und ist ausgesprochen famose Unterhaltung. Das Wort „Nische“ soll hier gar nicht bös gemeint sein, es ist nur so, dass bayerische Dialektmusi in der Regel mit der Spider Murphy Gang, Haindling oder – wenn neueren Datums – mit Bayern-3-Hascherl Claudia Koreck assoziiert wird, weniger mit den abseitigen Helden G. Rag y Los Hermanos Patchekos, Ringsgwandl oder eben LaBrassBanda. Schaden kann das nicht, ihr treues Publikum haben sie trotzdem und die Gefahr, dass sie öffentlich vereinnahmt werden hält sich in Grenzen. „Habediehre“ also – eine wunderbare Mischung aus blasmusikalischen Instrumentalminiaturen und versponnenen Selbstbetrachtungen mit Blechuntermalung. Alles überwiegend in unsportlichem, also mittrinktauglichem Midtempo gehalten, einzige Ausnahme bildet das grandiose, etwas an Attwenger erinnernde „Autobahn“ – textlich allerdings nur einem geübten Schnellhörer zugänglich. Wer also Lust hat, sollte sich ein wenig von dieser „geblasenen Völkerverständigung“ (nachtagenten.de) zapfen, weil: Gut für Bauch und Hirn.

Donnerstag, 5. März 2009

Turn up your Speakers ...



... while we load. Ein Album, auf das man in diesem Jahr ohne Zweifel mindestens genauso gespannt sein darf wie auf Frank ohne Walter Steinmeiers Wahlergebnis oder den Zeitpunkt von Jürgen „wir müssen nach vorne schauen“ Klinsmanns Demission ist „Wolfgang Amadeus Phoenix“ von – naja, eben: Phoenix. Ein erster Song ist schon seit geraumer Zeit als legaler Download auf ihrer Website zu haben, nun steht auch das Plattencover fest – anzuschauen unter http://www.myspace.com/wearephoenix. Der Erscheinungstermin liegt quasi im Debakeltal, also zwischen dem Wiederantritt von Ottmar Hitzfeld zur Rettung der Restsaison und dem denkbar knappsten Sprung über die Fünfprozenthürde für die Sozis im Herbst, genauer am 25. Mai. Bis dahin heißt es mit der schön gemachten Seite im Netz vorliebzunehmen – und immer brav die Aufforderung zu Beginn beachten, es lohnt sich:

Mittwoch, 4. März 2009

Gesehen_1



Der Knochenmann mit Josef Hader, Josef Bierbichler, Simon Schwarz u.a.
Glück muß der Mensch haben - da gehe ich aus bekannten (?!) Gründen so selten ins Kino und dann so ein Volltreffer. Gut, ich hatte "Komm süßer Tod" und "Silentium" schon gesehen und wußte deshalb, dass die neue Haas-Verfilmung so schlecht nicht werden könnte, dass sie allerdings so gut ist, hat mich dann doch ein wenig überrascht. Ein nahezu perfekter Film möchte man sagen, angefangen bei den brillanten Hauptdarstellern: Josef Hader alias Simon Brenner (herrlich verschossen), der Bierbichler Sepp (eine bayerische Sympathiefigur, trotz oder wegen allem), Simon Schwarz als Karriere-Berti und Birgit Minichmayr als liebenswert schrullige Kurzzeitgeliebte. Und es ist wieder alles dabei und zur rechten Zeit an seinem Platz: Drama und Brutalität (mit viel, viel Blut), leicht versponnene und fast poesievolle Momente und natürlich haufenweise derber Humor. Sicher wird irgendwann wieder die Rede sein vom "österreichischen Pulp Fiction", aber das ist ein rechter Schmarren - der Film steht auch ohne diese gebetsmühlenartigen Verweise bestens für sich selbst und so eine krude, sarkastische Mischung kriegen eh' nur die Nachbarn hin. Leiwond!

Montag, 2. März 2009

1:5



Bei Fußballspielen soll es ja von Vorteil sein, wenn sich die Spieler nach einer nervenaufreibenden Partie nicht sofort zum Spielverlauf äußern, sondern im besten Falle erst einmal eine Nacht drüber schlafen. Nach dem gestrigen Spiel sollte diese Regelung dringend auch auf Anhänger des FC St. Pauli ausgeweitet werden, obschon eine Nacht zum Verdauen dieses desaströsen Kicks nicht langen wird. Man muß nicht viele Worte verlieren, außer der nachprüfbar körperlichen Anwesenheit war von St. Pauli rein gar nichts zu sehen und wenn man es nicht besser wüßte sollte man vermuten, da spielten 14 Mann gegen einen Trainer. Abwehr fand nicht statt, gewonnene Zweikämpfe ebenso Fehlanzeige und der Angriff – na, lassen wir’s. Nichts war zu sehen von den Qualitäten, die daheim gegen Kaiserslautern noch ein ansehnliches 2:0 gebracht hatten, nichts zu sehen auch vom Trainer, der sich komplette 90 Minuten lieber unter dem Dach der Bank verkroch angesichts dieser glatten Arbeitsverweigerung seiner Jungs.
Die Heimfahrt zusammen mit einem Hamburger Fan, der schon deutlich auf Autopilot geschaltet hatte, rückte dann manches wieder gerade – klar gibt es solche Spiele und für eine Mannschaft, die nicht aufsteigen und nicht absteigen will, war das wahrscheinlich nur ein folgerichtiger Ausrutscher. Aber, und das kann ein Hamburger wiederum schlecht verstehen: Warum um alles in der Welt muß man die Punkte so ausgerechnet gegen die 60er herschenken? Warum?