Mittwoch, 22. Februar 2017

Summer Moon: Momentaufnahme

Summer Moon
„With You Tonight“

(Membran)

Wer die New Yorker Indietruppe The Strokes vom Start weg eher als bessere Begleitband des talentierten Mr. Casablancas wahrgenommen hatte, der durfte sich in den letzte Jahren schon einige Male verwundert Augen und Ohren reiben. Nach und nach starteten nämlich nicht nur der Bandleader himself, sondern auch fast das ganze Begleitpersonal erstaunlich erfolgreiche Zweitkarrieren – Nick Valensi, Albert Hammond jr. und Fabrizio Moretti erwiesen sich als ebenso begnadete Musiker wie der Schlacks am Mikro und nun, da Nikolai Fraiture mit Summer Moon den Reigen komplett macht, muß man anerkennen: Die als wahllos zusammengewürfelter Haufen verzogenen Berufssöhne verschriene Kapelle erweist sich einmal mehr als musikalischer Think Tank und weil auch bei Summer Moon der Begriff fallen wird, stellen wir ein für allemal fest, daß die wahre Supergroup The Strokes selbst sind. Natürlich hat auch Fraiture die Arbeit nicht ganz allein vollbracht, man liest von Stephen Perkins (Jane‘s Addiction), Camila Grey (Uh Huh Her) und Noah Harmon (The Airborne Toxic Event), dennoch stammt das bewundernswerte Grundgerüst der Platte aus dem  heimischen Notebook des Bassisten. Und dieses folgt der so simplen wie erfolgreichen Regel: Ich probiere, was mir Spaß macht und dann schauen wir mal, wie es denen da draußen so gefällt.

Hört man sich an, was der Mann so an Stilen auf dem Debüt zusammenwürfelt, dann muß er sich in seinem Hauptberuf doch schon ziemlich gelangweilt haben. Denn „With You Tonight“ erweist sich als randvoll gefüllte Wundertüte: Schnodrigger Post-Punk hier, für den mal eben schnell ein paar Drum-Parts bei Joy Division und die Gitarren bei New Order gemopst werden („Happenin‘“), entspannt wippender Dancepop mit extrafeinem und –fettem Synthloop („With You Tonight“), die 60’s gewippt, die 90’s gerockt und dann, in der Mitte, mit „Chemical Solution“ ein wirklich unglaublicher, verschwurbelter Überohrwurm, so großartig, daß der Rest fast schon egal ist. Schlechter wird es aber nicht, Fraiture hält die Linie. Und auch wenn die Texte nicht die tiefgängigsten sind, schillern selbst die „Girls On Bikes“ verführerisch in der tiefstehenden Abendsonne. Der Coolness-Faktor der Platte ist nicht nur aufgrund der Personalien im oberen Drittel angesiedelt, Summer Moon schaffen es tatsächlich, die knapp fünfunddreißig Minuten zum äußerst lässigen Ereignis zu machen. Für die Ewigkeit ist das nicht unbedingt gemacht, doch wer braucht die schon, wenn sich der Moment so gut anfühlt? http://www.summermoonband.com/

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