Bilderbuch
„Magic Life“
(Universal)
Das gleich vorweg, denn die Frage wird wieder kommen: Wieso gibt es das nicht bei uns, warum können wir das nicht? Wir Deutsche neigen ja, wenn andere etwas anders oder vielleicht sogar besser machen als wir selbst, seit jeher zu einer unangenehmen Mischung aus Neid, Missgunst und Selbstzweifel. Wenn also etwas schicker, smarter, lässiger oder im schlimmsten aller anzunehmenden Fälle gleich alles zusammen ist, dann wollen wir auch gleich so sein und piesacken uns selbst mit Vorwürfen, warum um alles in der Welt das denn nicht gelingt. Dabei ist es doch gar nicht so schlimm, nicht immer nur vorndran zu sein, mal andere machen und gelten zu lassen – Berlin ist eben nicht New York, Hamburg kein cool Britannia und München schon gar kein Wien. Paßt eh. Und: Nein, eine Band wie Bilderbuch gibt es hierzulande nicht.
Freuen wir uns deshalb, daß die Jungs auch mit ihrem neuerlichen vierten Album kaum an Reiz verloren haben. Gut, es braucht diesmal, anders als noch bei „Schick Schock“, ein paar Takte länger, bis man dem Flow der vier folgen kann – vielleicht liegt es an der Aufteilung der Stücke, vielleicht an den vielen Intros, Interludes und sonstigem Firlefanz, daß man nicht sofort bei der Sache ist. Der Einstieg jedenfalls superlasziv, sexy und sweet, spätestens im „Bungalow“ gibt man dann das gestresste Hirn bereitwillig an der Garderobe ab und genießt die wohl angenehmste Form der Realitätsflucht – Stangentanz mit Staubsauger, Lipgloss und Proseccoperlen, da wird selbst der Skoda zur Liebesschaukel und alles, alles ist candy. Die grellen Riffs dazu als signature moove, der fabelhafte Maurice Ernst gibt als glaubhafte Mischung aus Falco und Prince wieder den austrian gigolo und mischt uns später, wenn der Perlwein aus ist, einen „Sprit n’Soda“ auf’s Haus.
By the rivers of cashflow, was geht’s uns gut. Der Sprung von der tiefergelegten Ganzkörperbetäubung auf zur durchgedrehten „SUPERFUNKYPARTYTIME“ macht hier schon ein paar Höhenmeter aus, die Ausschläge sind krasser als auf dem Vorgänger - sag Baba zum Papa, loslassen muß man hier schon können, sonst wird’s nix mit dem Vergnügen. Wunderbar geschmeidiger Funk, der auch mal herrlich sinnentleert in der Gegend herumdengelt – Boomshakalaka, Baby. Daß anders als zuvor bloß zweieinhalb fesche Hitsingles dabei sind, kann man bedauern. Aber wie sagen die Mexikaner, wenn sie auf die geplante Grenzmauer von crazy Trump angesprochen werden? „Werden wir schon drüber wegkommen…“ Bilderbuch bleiben magic, weil sie sich nicht irritieren lassen. Weil sie weitermachen. Wo andere die Rechenmaschine anwerfen, zünden sie sich erst mal ‘nen Tschick an und geben sich betont locker: Frinks für alle!
17.02. Berlin, Volksbühne
26.03. Zürich, X-Tra
27.03. Offenbach, Capitol
28.03. Köln, Palladium
29.03. Berlin, Columbiahalle
30.03. München, Zenith
31.03. Leipzig, Haus Auensee
02.04. Stuttgart, Im Wizemann
03.04. Hamburg, Docks
04.04. Hamburg, Docks
05.05. Graz, Kasematten
06.05. Graz, Kasematten
17.05. Wien, Arena Open Air
18.05. Wien, Arena Open Air
26.08. Linz, Tabakfabrik Open Air
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