Okay, über den Namen kann man sich schon streiten - Dead Naked Hippies kommt in der Tat ein wenig wie das Ergebnis eines Zufallsgenerators daher, wenn es cool und punky klingen soll. Der Argwohn gilt aber wirklich nur für den Namen selbst, denn das Trio aus Leeds kann sich ja durchaus hören lassen. Die Debütsingle "Lights Out" wird am 3. Dezember offiziell erscheinen, produziert hat ihn Matt Peel (Eagulls, Pulled Apart By Horses, Autobahn) und die Stimme von Lucy Jowett darf sich gern noch ein wenig öfter austoben.
Mittwoch, 30. November 2016
Charlotte Cardin: Für große Jungs [Update]
Die letzte Nachricht von der bezaubernden Frankokanadierin Charlotte Cardin durfte man hier zu Zeiten der Europameisterschaft lesen, es war die Rede von den beiden Stücken "Faufile" und "Les Èchardes". Nun, wie es weiter ging, ist bekannt, Herr Griezmann wurde sehr traurig und seine Landsleute ebenso und gerade heute sind es alle vernünftigen Menschen, die ein Herz (für dieses Land) haben. Das nun an diesem Tag auch endlich Cardins komplette EP "Big Boy" erscheint, war so sicher nicht geplant, dennoch nutzen wir die Gelegenheit, einen weiteren Song davon vorzustellen, hier also "Dirty Dirty".
Update: Und da kommt dann auch noch der Videoclip zum Song daher, gedreht von Sebastien Dugay in Montreal.
Update: Und da kommt dann auch noch der Videoclip zum Song daher, gedreht von Sebastien Dugay in Montreal.
The Smiths: Kein und aber
Bevor jetzt gleich wieder das große Geschrei losbricht - nein, The Smiths werden nicht wieder in den Ring steigen, von Reunion keine Rede, aber wenigstens das: Die Haus- und Hof-Website von Morrissey True To You vermeldet gerade, daß es eine außerplanmäßige Single der Indie-Ikonen geben wird, auf welcher sich jeweils eine alternative Version von "The Boy With The Thorn In His Side" und "Rubber Ring" befinden soll. Das Cover dazu hat Morrissey selbst ausgekuckt, es zeigt den Schaupsieler Albert Finney (Mord im Orient-Express, Miller's Crossing, Erin Brokowich), einen VÖ-Termin gibt es bislang noch nicht.
Montag, 28. November 2016
The XX: Kein Beamtenmikado [Update]
So langsam füllt sich die Liste, Zeit also, einen ersten Post zu setzen: The XX, also Romy Madley Croft, Jamie Smith und Oliver Sim haben sich wohl entschieden, mit ihrem dritten Album bald Ernst zu machen und so vagabundieren seit einigen Tagen geheimnisvolle Snippets durch's Weltweitnetz. Der Nachfolger des famosen "Coexist" soll mit "I See You" auch schon einen Namen haben und ganze zwölf Stücke beinhalten - das obige Bild stammt allerdings nicht aus der aktuellen #MannequinChallenge (zu deutsch: Beamtenmikado) der Band, sondern einfach aus dem Proberaum.
Update: Nun sehen wir klarer. Der Titel stimmt, das Cover steht (s.o.) und auch die erste Single "On Hold" (mit einem Sample von Hall And Oates) gibt es bereits
12.02. Hamburg, Sporthalle
18.02. Basel, St. Jacobshalle
23.02. Wien, Marx Halle
24.02. München, Zenith
25.02. Berlin, Arena
26.02. Frankfurt, Jahrhunderthalle
28.02. Düsseldorf, Mitsubishi Electric Hall
Donnerstag, 24. November 2016
Friedrich Liechtenstein: Groovy
Friedrich Liechtenstein
Milla, München, 23. November 2016
So, und jetzt versuchen wir mal, uns den gestrigen Abend mit einem Dreiundzwanzigjährigen vorzustellen. Klappt nicht? Eben. Es gibt Dinge – und das ist ein gewisser Trost in Zeiten vielfach bejammerten Jugendwahns – die funktionieren erst ab einem gewissen Alter, mit Patina, Angstfreiheit und lebenserfahrener Coolness. Das meint nicht den albernen Milka-Opa-Klamauk aus den 90ern und bedeutet auch nicht, daß jede und jeder Frührentner per se ein humoriger Alleinunterhalter ist. Eine Vita wie die von Friedrich Liechtenstein und der Wohnort Berlin können dabei natürlich sehr hilfreich sein und plötzlich ist dann die vollmundige Ankündigung des großen Performers und Künstlers durch J.J. Jones, wie man sie sonst nur bei Stars James Brown oder Aretha Franklin zu hören bekommt, gar nicht mehr so vermessen. Unbekannt ist der charmanteste deutsche Soulman ja beileibe nicht mehr, selbst Menschen, die private TV-Kanäle wie Pro Sieben und Tele 5 bevorzugen, kamen in den vergangenen Jahren nur schwer an ihm vorbei.
Mit Goldbrille, glitzerndem Nagellack und Einstecktuch präsentierte sich also der mondäne Hipster-Liebling samt Mitmusikern Arnold Kasar und Sebastian Borkowski in der ausverkauften Münchner Milla dem staunenden Landbewohner. Warum sich der Veranstalter für eine Bestuhlung des Gewölbes entschied, will einem nicht so recht eingehen, denn so gebrechlich sah der Anhang des Entertainers gar nicht aus, zudem war der Hauptteil seines Programms auf Bewegung, sprich Tanz ausgelegt – da sind Sitzmöbel bekanntermaßen so unnütz wie hinderlich. Der Stimmung auf und vor der Bühne tat das dennoch keinen Abbruch, Liechtenstein erwies sich einmal mehr als launiger Großmeister schwofigen Wohlgefühls, er plauderte sich maximal entspannt durch die Songs seiner letzten beiden Werke „Bad Gastein“ und „Schönes Boot aus Klang“, gab dem „Delphinmann“ seine rauchige Stimme, nahm die Zuhörer an die Hand zum FKK-Camping, „Pan-Am“-Boarding und nach Boizenburg an der Elbe.
Was sich als Buchstabenkette ziemlich unspektakulär ausnimmt, gewinnt mit Liechtensteins Performance vor Ort mühelos alle Sympathien. Der Groove ist sein Freund, soviel ist klar. Sparsame Bewegungen, Gefühl für das richtige Timing, ein wenig Vogelgezwitscher hier und vielsagendes Raunen da – mehr braucht es nicht, um den Abend mitsamt Publikum in die Tasche zu stecken. Nur ein Beispiel: Aus einem Kaiserschnitt eine Pointe ohne zotigen Unterton zu basteln, gelingt tatsächlich nur ganz wenigen, Liechtenstein behauptet forsch, er sei nicht zur Welt, sondern diese zu ihm gekommen und fortan habe er sich entschlossen, Probleme mit deutlich mehr Gelassenheit zu begegnen – oh yeah, come on, relax and dance to the beat! Haben dann auch alle gemacht und wer partu sitzen musste, hat wenigstens mitgewippt. Wenn irgendeine Partei auf die verrückte Idee käme, diesen Mann im besten Alter zum Bundespräsidenten aufzustellen, würde Liechtenstein vermutlich rundweg ablehnen – nicht cool genug. Für Land und Leuten allerdings wäre es ein Segen.
Milla, München, 23. November 2016
So, und jetzt versuchen wir mal, uns den gestrigen Abend mit einem Dreiundzwanzigjährigen vorzustellen. Klappt nicht? Eben. Es gibt Dinge – und das ist ein gewisser Trost in Zeiten vielfach bejammerten Jugendwahns – die funktionieren erst ab einem gewissen Alter, mit Patina, Angstfreiheit und lebenserfahrener Coolness. Das meint nicht den albernen Milka-Opa-Klamauk aus den 90ern und bedeutet auch nicht, daß jede und jeder Frührentner per se ein humoriger Alleinunterhalter ist. Eine Vita wie die von Friedrich Liechtenstein und der Wohnort Berlin können dabei natürlich sehr hilfreich sein und plötzlich ist dann die vollmundige Ankündigung des großen Performers und Künstlers durch J.J. Jones, wie man sie sonst nur bei Stars James Brown oder Aretha Franklin zu hören bekommt, gar nicht mehr so vermessen. Unbekannt ist der charmanteste deutsche Soulman ja beileibe nicht mehr, selbst Menschen, die private TV-Kanäle wie Pro Sieben und Tele 5 bevorzugen, kamen in den vergangenen Jahren nur schwer an ihm vorbei.
Mit Goldbrille, glitzerndem Nagellack und Einstecktuch präsentierte sich also der mondäne Hipster-Liebling samt Mitmusikern Arnold Kasar und Sebastian Borkowski in der ausverkauften Münchner Milla dem staunenden Landbewohner. Warum sich der Veranstalter für eine Bestuhlung des Gewölbes entschied, will einem nicht so recht eingehen, denn so gebrechlich sah der Anhang des Entertainers gar nicht aus, zudem war der Hauptteil seines Programms auf Bewegung, sprich Tanz ausgelegt – da sind Sitzmöbel bekanntermaßen so unnütz wie hinderlich. Der Stimmung auf und vor der Bühne tat das dennoch keinen Abbruch, Liechtenstein erwies sich einmal mehr als launiger Großmeister schwofigen Wohlgefühls, er plauderte sich maximal entspannt durch die Songs seiner letzten beiden Werke „Bad Gastein“ und „Schönes Boot aus Klang“, gab dem „Delphinmann“ seine rauchige Stimme, nahm die Zuhörer an die Hand zum FKK-Camping, „Pan-Am“-Boarding und nach Boizenburg an der Elbe.
Was sich als Buchstabenkette ziemlich unspektakulär ausnimmt, gewinnt mit Liechtensteins Performance vor Ort mühelos alle Sympathien. Der Groove ist sein Freund, soviel ist klar. Sparsame Bewegungen, Gefühl für das richtige Timing, ein wenig Vogelgezwitscher hier und vielsagendes Raunen da – mehr braucht es nicht, um den Abend mitsamt Publikum in die Tasche zu stecken. Nur ein Beispiel: Aus einem Kaiserschnitt eine Pointe ohne zotigen Unterton zu basteln, gelingt tatsächlich nur ganz wenigen, Liechtenstein behauptet forsch, er sei nicht zur Welt, sondern diese zu ihm gekommen und fortan habe er sich entschlossen, Probleme mit deutlich mehr Gelassenheit zu begegnen – oh yeah, come on, relax and dance to the beat! Haben dann auch alle gemacht und wer partu sitzen musste, hat wenigstens mitgewippt. Wenn irgendeine Partei auf die verrückte Idee käme, diesen Mann im besten Alter zum Bundespräsidenten aufzustellen, würde Liechtenstein vermutlich rundweg ablehnen – nicht cool genug. Für Land und Leuten allerdings wäre es ein Segen.
Mittwoch, 23. November 2016
Sløtface: Anders gut [Update]
Nach Viet Cong (in Preoccupations) mußten vor einiger Zeit ja auch die norwegischen Slutface ihren Bandnamen ein wenig korrigieren, er wurde in den Netzwerken und Suchmaschinen schlicht zu oft blockiert und das Quartett schaffte es so nur mühevoll auf den öffentlichen Radar. Nun also: Sløtface. Und damit sich die Sache auch lohnt, folgt der letzten Single "Kill 'Em With Kindness" der Hinweis auf die neue EP "Empire Records", die am 18. November bei Propeller Records erscheinen soll. Verbunden mit dem Stream des Vorabtracks "Bright Lights" via Soundcloud.
08.10. Berlin, Rosis
14.01. Köln, Cardinal Sessions Festival
Update: So, und hier ist mit "Empire Records" nun auch der Titeltrack der EP im Stream und dazu noch das aktuelle Video zum Song "Bright Lights".
08.10. Berlin, Rosis
14.01. Köln, Cardinal Sessions Festival
Update: So, und hier ist mit "Empire Records" nun auch der Titeltrack der EP im Stream und dazu noch das aktuelle Video zum Song "Bright Lights".
Printworks: Zum Totentanz in der Brache
Gefängnisse zu Hotels, Kirchen zu Restaurants, Schwimmbäder zu Konzertsälen, von sogenannten PopUp-Stores ganz zu schweigen - Gebäude zweckzuentfremden ist heutzutage keine Seltenheit mehr und manchmal ja auch gar keine schlechte Idee, um die Bausubstanz zu erhalten oder neues Publikum zu locken. Das haben sich wahrscheinlich auch die Macher von Printworks gedacht. Gerade haben findige StartUpler im Südlondonder Quartier Canada Water gemeldet, die ehemalige Zeitungs-Druckerei von Evening Standard, Metro und Daily Mail von einer Industriebrache zu einer Musik-Location mit einem Fassungsvermögen von bis zu 5.000 Gästen umzubauen - schon am 1. Dezember ist die erste Veranstaltung geplant. Einzig die Überschrift, unter der man diese News bei DIY findet, geht etwas in die Irre: "Print isn't dead" muß eigentlich genau das gegenteil heißen, denn an diesem Ort ist der Druck mit Sicherheit mausetot.
Dienstag, 22. November 2016
Peter Doherty: Einer geht noch
Er bleibt ein Großer, auch allein: Pete oder neuerdings Peter Doherty wird ja bekanntlich am 2. Dezember sein zweites Soloalbum "Hamburg Demonstrations" veröffentlichen, drei Stücke davon waren hier mit "I Don't Love Anyone...", "The Whole World Is Our Playground" und "Flags Of The Old Regime" schon zu hören, nun kommt mit "Kolly Kibber" der Eröffnungstrack dazu. Konzerttermine für die Hansestadt sind übrigens noch nicht bekannt - vielleicht wird ja gerade die Elbphilharmonie auf Tauglichkeit geprüft...
FEHM: Nie genug
Da gilt die Regel: Von gutem Post-Punk kann man nie genug bekommen. Das kleine, feine Label Art Is Hard aus Bristol bringt sich nach Luxury Death und Diet Cig wieder mit einer neuen Entdeckung in Stellung: FEHM sind eine dreiköpfige Formation aus Leeds und veröffentlichen Ende dieser Woche ihre neue EP "Circadian Life". Die 12" folgt dem Kurzformat "Animal Skin" aus dem Jahr 2015, zwei der fünf Songs darf man sich hier auch gleich anhören - den aktuellen Titeltrack und "Nullify", das Video zu ersterem stammt im Übrigen von Kyle Macfadzean.
Montag, 21. November 2016
High Hazels: Nachfolge
So, die merken wir uns jetzt mal: Die High Hazels kommen aus Sheffield - das klingt in erster Linie nach Schwerindustrie, Eisen, Stahl, Working Class und solchen Dingen. Aber die Stadt in der Mitte Englands hat bekanntlich eine reichhaltige Musiktradition, von dort stammt eben nicht nur Joe Cocker, auch Human League, Pulp und die Arctic Monkeys wurden hier geboren. Und nun eben dieses Quartett. Nach dem gleichnamigen Debüt aus dem Jahr 2014 und der EP "Valencia" gibt es jetzt neues Material, die erste Single "Joined At The Lip" kündet von dunklem, zart verwobenem Gitarrenpop, im kommenden Jahr soll mehr davon folgen.
Cloud Nothings: Nicht ganz geräuschlos [Update]
Das wird alle Freunde des Indierocks vielleicht mehr in Aufregung versetzen als der Nobelpreis für olle Bob: Dylan Baldi und seine Cloud Nothings aus Cleveland haben den Nachfolger für "Here And Nowhere Else" angekündigt, Album Nummer fünf wird "Life Without Sound" heißen und am 27. Januar via Wichita Recordings erscheinen. Und neben der ersten Single "Modern Act" gibt es sogar schon ein paar Live-Termine.
Update: Reichen wir gleich mal noch den zweiten Song des Albums nach - "Internal World", bittesehr.
06.03. Hamburg, Knust
07.03. Berlin, Bi Nuu
08.03. München, Kranhalle
09.03. Köln, Luxor
Update: Reichen wir gleich mal noch den zweiten Song des Albums nach - "Internal World", bittesehr.
06.03. Hamburg, Knust
07.03. Berlin, Bi Nuu
08.03. München, Kranhalle
09.03. Köln, Luxor
Sonntag, 20. November 2016
A Tribe Called Quest: Posttraumatisch
A Tribe Called Quest
„We Got It From Here, Thank You 4 Your Service“
(Smi Epc/Sony)
Eindimensionale Dinge können manchmal verdammt öde sein. Gangsta Rap zum Beispiel. Immer nur mit martialischem Gewummer auf die Fresse, einen Kinnhaken nach dem anderen mit der ewigen Mischung aus männerbündlerischem Posse-Gehabe, Bling-Bling und ständigen Schwanzvergleichen im übertragenen wie leider auch im wortwörtlichen Sinne. Es gab mal Zeiten, da ließ sich damit ordentlich Aufmerksamkeit erregen und Geld machen – die Zeiten sind zum Glück vorbei, auch wenn sie deshalb weiß Gott nicht besser geworden sind. A Tribe Called Quest kommen dieser Tage, ist man fast versucht zu sagen, aus einer anderen Welt. Als ihre letzte Platte „The Love Movement“ erschien, stand noch eine 19 vor der Jahreszahl, Bill Clinton war amerikanischer Präsident und die Hip-Hop-Charts wurden von Acts wie Gang Starr, Method Man, Snoop Dogg, Black Star und Busta Rhymes regiert, ein gewisser Jay Z hatte mit „Hard Knock Life“ seine erste Nummer 1, Lauryn Hill machte kurz Karriere mit ihrer „Misseducation…“ und die Beastie Boys erfüllten mit „Hello Nasty“ alle Erwartungen. Schon damals also keine Langeweile, an Obama oder Trump allerdings, diese historischen Peaks, war lange nicht zu denken.
Achtzehn Jahre ist das her, seit letzter Woche ohnehin eine Ewigkeit – Amerika erwacht langsam aus der Schockstarre und die Musikwelt staunt über eine Band, die derart frisch und unverbraucht zu Werke geht, obwohl sie über drei Dekaden auf dem Buckel hat. Und das in mehrerlei Hinsicht: Denn „We Got It From Here…“ ist zunächst eine Rückmeldung, eine Selbstbehauptung, eine Standortbestimmung, wie sie gerade in solch düsteren Zeiten Not tut. Das Album macht Mut, denn bloßes Bumm-Bumm und wütend nach oben gereckte Fäuste würden wohl nicht viel helfen, wenn es darum geht, Versäumnisse zu reflektieren, Misstände aufzuarbeiten und wieder neu Anlauf zu nehmen. Insofern ist es als Wachmacher mit Hirn und Herz die deutlich bessere Alternative. Was nicht heißt, dass nicht auch in dieser Platte eine ganze Menge Politik und somit Wut stecken – wie sollte es anders gehen. „We The People“ zum Beispiel bietet den bitteren Vorgeschmack auf das, was jetzt vermehrt zu hören sein könnte: „All you black folks, you must go. All you Mexicans, you must go. And all you poor folks, you must go. Muslims and gays, boy, we hate your ways, so all you bad folks, you must go.”
“A lot of the things we put in this album, it’s not for shits and giggles. It’s not for fucking entertainment. A lot of this shit is hopefully an impetus for some change, because shit is getting drastic”, sagt Jarobi White denn auch auf The Fader und Stücke wie “Kids”, “Melatonin” oder “The Killing Season” sprechen hier die erhofft deutliche Spache. Daß es nicht so verbittert und überhart rüberkommt, liegt natürlich im Wesentlichen an den stilistischen Mitteln, mit denen ATCQ seit langer Zeit glänzen und denen sie auch hier die Bühne freiräumen – jazzige Arrangements, soulige Loops, viel Funk und mittendrin immer wieder die quietschenden Bluesgitarrenakkorde vom neuen Buddy Jack White, sie öffenen viele Ebenen und halten das Ganze auf hoher Temperatur am Kochen. Fast hätte man darüber vergessen, daß die meisten Gäste, die hier geladen sind, auf eine ähnlich bewegte Vergangenheit zurückblicken können – Busta Rhymes, Talib Kweli, André 3000 sind ja weitestgehend Weggefährten unserer Helden, selbst Elton John erschien für „Solid Wall Of Sound“ im Studio und wirkt dabei überhaupt nicht fehl am Platz.
Ein Platz hat am Ende, als alles soweit fertig war, dann leider freibleiben müssen – Phife Dawg kann den Erfolg und die Genugtuung nicht mehr miterleben und somit ist die letzte Dimension der Rückkehr eine traurige – sein Tod im März diesen Jahres gibt das Thema für Songs wie „Black Spasmodic“, „Lost Somebody“ und natürlich „The Donald“. Mit letzterem haben sie alle genarrt, die geglaubt haben, eine schwarze Platte nach der verhängnisvollen Wahlentscheidung müsse zwingend schon aktuellen Bezug zum ersten Horrorclown im Staatsamt nehmen. Weit gefehlt, der Donald bekommt schon zuvor im wundervoll vielschichtigen „Conrad Tokyo“ gemeinsam mit Kendrick Lamar sein Fett weg, hier dreht es sich vielmehr um den Spitznamen des verstorbenen Freundes. Sammlung also ja, der erneute Angriff muß aber noch warten, ob er von ATCQ kommt, bleibt abzuwarten: „Backwoods, boondocks, whatever terrain, 'Auf Wiedersehen', 'Aloha', man our feet ain't the same“ – die Zeichen stehen eher auf Abschied. Bis hierhin vielen Dank. http://atribecalledquest.com/home/
„We Got It From Here, Thank You 4 Your Service“
(Smi Epc/Sony)
Eindimensionale Dinge können manchmal verdammt öde sein. Gangsta Rap zum Beispiel. Immer nur mit martialischem Gewummer auf die Fresse, einen Kinnhaken nach dem anderen mit der ewigen Mischung aus männerbündlerischem Posse-Gehabe, Bling-Bling und ständigen Schwanzvergleichen im übertragenen wie leider auch im wortwörtlichen Sinne. Es gab mal Zeiten, da ließ sich damit ordentlich Aufmerksamkeit erregen und Geld machen – die Zeiten sind zum Glück vorbei, auch wenn sie deshalb weiß Gott nicht besser geworden sind. A Tribe Called Quest kommen dieser Tage, ist man fast versucht zu sagen, aus einer anderen Welt. Als ihre letzte Platte „The Love Movement“ erschien, stand noch eine 19 vor der Jahreszahl, Bill Clinton war amerikanischer Präsident und die Hip-Hop-Charts wurden von Acts wie Gang Starr, Method Man, Snoop Dogg, Black Star und Busta Rhymes regiert, ein gewisser Jay Z hatte mit „Hard Knock Life“ seine erste Nummer 1, Lauryn Hill machte kurz Karriere mit ihrer „Misseducation…“ und die Beastie Boys erfüllten mit „Hello Nasty“ alle Erwartungen. Schon damals also keine Langeweile, an Obama oder Trump allerdings, diese historischen Peaks, war lange nicht zu denken.
Achtzehn Jahre ist das her, seit letzter Woche ohnehin eine Ewigkeit – Amerika erwacht langsam aus der Schockstarre und die Musikwelt staunt über eine Band, die derart frisch und unverbraucht zu Werke geht, obwohl sie über drei Dekaden auf dem Buckel hat. Und das in mehrerlei Hinsicht: Denn „We Got It From Here…“ ist zunächst eine Rückmeldung, eine Selbstbehauptung, eine Standortbestimmung, wie sie gerade in solch düsteren Zeiten Not tut. Das Album macht Mut, denn bloßes Bumm-Bumm und wütend nach oben gereckte Fäuste würden wohl nicht viel helfen, wenn es darum geht, Versäumnisse zu reflektieren, Misstände aufzuarbeiten und wieder neu Anlauf zu nehmen. Insofern ist es als Wachmacher mit Hirn und Herz die deutlich bessere Alternative. Was nicht heißt, dass nicht auch in dieser Platte eine ganze Menge Politik und somit Wut stecken – wie sollte es anders gehen. „We The People“ zum Beispiel bietet den bitteren Vorgeschmack auf das, was jetzt vermehrt zu hören sein könnte: „All you black folks, you must go. All you Mexicans, you must go. And all you poor folks, you must go. Muslims and gays, boy, we hate your ways, so all you bad folks, you must go.”
“A lot of the things we put in this album, it’s not for shits and giggles. It’s not for fucking entertainment. A lot of this shit is hopefully an impetus for some change, because shit is getting drastic”, sagt Jarobi White denn auch auf The Fader und Stücke wie “Kids”, “Melatonin” oder “The Killing Season” sprechen hier die erhofft deutliche Spache. Daß es nicht so verbittert und überhart rüberkommt, liegt natürlich im Wesentlichen an den stilistischen Mitteln, mit denen ATCQ seit langer Zeit glänzen und denen sie auch hier die Bühne freiräumen – jazzige Arrangements, soulige Loops, viel Funk und mittendrin immer wieder die quietschenden Bluesgitarrenakkorde vom neuen Buddy Jack White, sie öffenen viele Ebenen und halten das Ganze auf hoher Temperatur am Kochen. Fast hätte man darüber vergessen, daß die meisten Gäste, die hier geladen sind, auf eine ähnlich bewegte Vergangenheit zurückblicken können – Busta Rhymes, Talib Kweli, André 3000 sind ja weitestgehend Weggefährten unserer Helden, selbst Elton John erschien für „Solid Wall Of Sound“ im Studio und wirkt dabei überhaupt nicht fehl am Platz.
Ein Platz hat am Ende, als alles soweit fertig war, dann leider freibleiben müssen – Phife Dawg kann den Erfolg und die Genugtuung nicht mehr miterleben und somit ist die letzte Dimension der Rückkehr eine traurige – sein Tod im März diesen Jahres gibt das Thema für Songs wie „Black Spasmodic“, „Lost Somebody“ und natürlich „The Donald“. Mit letzterem haben sie alle genarrt, die geglaubt haben, eine schwarze Platte nach der verhängnisvollen Wahlentscheidung müsse zwingend schon aktuellen Bezug zum ersten Horrorclown im Staatsamt nehmen. Weit gefehlt, der Donald bekommt schon zuvor im wundervoll vielschichtigen „Conrad Tokyo“ gemeinsam mit Kendrick Lamar sein Fett weg, hier dreht es sich vielmehr um den Spitznamen des verstorbenen Freundes. Sammlung also ja, der erneute Angriff muß aber noch warten, ob er von ATCQ kommt, bleibt abzuwarten: „Backwoods, boondocks, whatever terrain, 'Auf Wiedersehen', 'Aloha', man our feet ain't the same“ – die Zeichen stehen eher auf Abschied. Bis hierhin vielen Dank. http://atribecalledquest.com/home/
Samstag, 19. November 2016
Minor Victories: Kunst ohne Kommerz
Nicht mehr ganz so frisch, aber gerade neu gefüttert - das Wochenende ist ein passender Zeitpunkt für diese Meldung: Die Minor Victories haben bekanntlich unter den aktuell erfolgreichen Indierockbands einerseits das bekannteste Personal, stilistisch eine der interessantesten Mixturen und zudem die durchweg anspruchsvollsten Videoclips im Angebot. Dem bemerkenswerten Debüt läßt die Band nun eine orchestrale Instrumentalversion mit dem Titel "Orchestral Variations" folgen, am 25. November soll das Album auf Vinyl, am 27. Januar in den restlichen Formaten erscheinen und natürlich gibt es dazu schon ein paar künstlerisch wertvolle Videoclips, hier nun also die zu "Cogs" und "Give Up The Ghost", letzteres gedreht in der Berliner U-Bahn.
Freitag, 18. November 2016
Sleaford Mods: Sozialarbeiter
Sleaford Mods
“Live At SO36”/„TCR“
(Harbinger Sound)
Schlechte Laune ist, die entsprechende Einstellung zum Lauf der Welt vorausgesetzt, in diesen Tagen leicht zu haben – ein schwerreicher, sexistischer Populist schickt sich an, samt seiner ebenso verrufenen Entourage die Macht im Weißen Haus zu übernehmen, Europa knarzt und knirscht an allen Ecken, der Clash Of Cultures ist dank fehlgeleiteter Fanatiker auf beiden Seiten in vollem Gange und die ewig Benachteiligten dieses wüsten Planeten haben plötzlich keine Lust mehr, daheim einfach darauf zu warten, bis alles über ihnen zusammenbricht, sondern machen sich lieber auf den Weg. Das alles läßt sich in hübsch pointierte Worte fassen – wirklich witzig ist es nicht. Und weil das so ist, gibt es die Sleaford Mods. Zum Glück, möchte man sagen, denn daß sich zwei Musiker mit überaus vernünftigen Ansichten wie Jason Williamson und Andrew Fearn darum kümmern, den Zurückgelassenen und Abgehängten, den Losern und Unverstandenen eine Stimme zu geben, läßt einem zumindest ein wenig Hoffnung. Hoffnung darauf, daß nicht jeder gleich an nationalistische Rattenfänger verloren ist, der auf Hilfe der Gesellschaft nicht mehgr vertraut. Die Sleaford Mods sind, man kann dies im wunderbaren Film “Invisible Britain” von Nathan Hannawin und Paul Sng erfahren, eben nicht nur und ausschließlich Punk, sondern auf ihre Art auch Sozialarbeiter und Kümmerer.
Und sie haben dafür einige Zeit üben können. Schon lange bevor Kate Tempest ihr „Europe Is Lost“ angestimmt hat und sich das Land entschieden hat, einigen Dummköpfen in den Brexit zu folgen, prangerten Williamson und Fearn die wachsenden Verwerfungen im gar nicht mehr so coolen Königreich an, alle ihre Alben befassen sich in aller Deutlichkeit mit denen, die sich im Stich gelassen fühlen, die hintenüber fallen im Zuge von Globalisierung, Gentrifizierung, Technokratie und allzu gieriger Fortschrittsgläubigkeit. Ihr Stil ist dabei so rough und rude wie nötig, insofern ist das vorliegende Livealbum aus dem Berliner SO36 ein fabelhaft grobkörniges, übersteuertes Zeitdokument, das den Besuch vor Ort zwar kaum zu ersetzen vermag, aber einen Eindruck davon vermittelt, wie diese Band mit einfachsten Mitteln eine unglaubliche Intensität und auch Wut auf die Bretter bringt. Wer die Mods schon einmal face to face gesehen hat, vor dessen innerem Auge stolziert ein wild dreinblickender Williamson, einem gerupften, aber stolzen Hahn gleich, über die Bühne, zuckt der stoische Tastenmann Fearn, die Bierflasche in der Hand, mit verschmitztem Grinsen die Schultern zum Beat aus der Steckdose.
Und auch die neue EP „TCR“ hat trotz aller Kürze Erfreuliches zu bieten. So simpel wie böse das Titelstück – Williamson gibt den gelangweilten und zugleich entnervten Mittvierziger, von einer immerwährenden Rastlosigkeit in die Nacht getrieben, von der es heißt, daß sie angeblich nur noch den Jüngeren gehören soll. Auch das schroffe „I Can Tell“ ist eine Abrechnung mit dem Alter und mit der Heimatstadt, die nicht gerade gnädig zu ihm ist: „Noddy's streets ain't the same when you get older, no nutrition and the bold are figments eaten by the cold …“ Hier die punktgenauen, harten Drums, gleich darauf bei „Britain Thirst“ ungewohnt funkige Töne, in „Dad’s Corner“ wiederum scheint die Stimme aus einer rumpelnden Stahltonne zu kommen. Das abschließende „You’re A Nottshead“ flirrt und flackert zu fiebriger Synthetik und Hochgeschindigkeits-Rhymes. Auf engstem Raum das ganze Programm, hier die kleine Bühne und der große Zorn, dort in nur fünf Stücken die Werkschau als Schnelldurchlauf. 2017, so hört man, soll es dann endlich die neue Platte geben. Dass sich die Zeiten bis dahin nachhaltig zum Besseren wenden, damit ist bei allem Optimismus nicht zu rechnen. Bleibt nur, inständig darauf zu hoffe, daß die Mods sich ihr gesundes Mißtrauen und ihre Glaubwürdigkeit bewahren können – auch wir hier können sie noch gut brauchen.
24.11. Berlin, Huxley’s Neue Welt
25.11. Hamburg, Fabrik
“Live At SO36”/„TCR“
(Harbinger Sound)
Schlechte Laune ist, die entsprechende Einstellung zum Lauf der Welt vorausgesetzt, in diesen Tagen leicht zu haben – ein schwerreicher, sexistischer Populist schickt sich an, samt seiner ebenso verrufenen Entourage die Macht im Weißen Haus zu übernehmen, Europa knarzt und knirscht an allen Ecken, der Clash Of Cultures ist dank fehlgeleiteter Fanatiker auf beiden Seiten in vollem Gange und die ewig Benachteiligten dieses wüsten Planeten haben plötzlich keine Lust mehr, daheim einfach darauf zu warten, bis alles über ihnen zusammenbricht, sondern machen sich lieber auf den Weg. Das alles läßt sich in hübsch pointierte Worte fassen – wirklich witzig ist es nicht. Und weil das so ist, gibt es die Sleaford Mods. Zum Glück, möchte man sagen, denn daß sich zwei Musiker mit überaus vernünftigen Ansichten wie Jason Williamson und Andrew Fearn darum kümmern, den Zurückgelassenen und Abgehängten, den Losern und Unverstandenen eine Stimme zu geben, läßt einem zumindest ein wenig Hoffnung. Hoffnung darauf, daß nicht jeder gleich an nationalistische Rattenfänger verloren ist, der auf Hilfe der Gesellschaft nicht mehgr vertraut. Die Sleaford Mods sind, man kann dies im wunderbaren Film “Invisible Britain” von Nathan Hannawin und Paul Sng erfahren, eben nicht nur und ausschließlich Punk, sondern auf ihre Art auch Sozialarbeiter und Kümmerer.
Und sie haben dafür einige Zeit üben können. Schon lange bevor Kate Tempest ihr „Europe Is Lost“ angestimmt hat und sich das Land entschieden hat, einigen Dummköpfen in den Brexit zu folgen, prangerten Williamson und Fearn die wachsenden Verwerfungen im gar nicht mehr so coolen Königreich an, alle ihre Alben befassen sich in aller Deutlichkeit mit denen, die sich im Stich gelassen fühlen, die hintenüber fallen im Zuge von Globalisierung, Gentrifizierung, Technokratie und allzu gieriger Fortschrittsgläubigkeit. Ihr Stil ist dabei so rough und rude wie nötig, insofern ist das vorliegende Livealbum aus dem Berliner SO36 ein fabelhaft grobkörniges, übersteuertes Zeitdokument, das den Besuch vor Ort zwar kaum zu ersetzen vermag, aber einen Eindruck davon vermittelt, wie diese Band mit einfachsten Mitteln eine unglaubliche Intensität und auch Wut auf die Bretter bringt. Wer die Mods schon einmal face to face gesehen hat, vor dessen innerem Auge stolziert ein wild dreinblickender Williamson, einem gerupften, aber stolzen Hahn gleich, über die Bühne, zuckt der stoische Tastenmann Fearn, die Bierflasche in der Hand, mit verschmitztem Grinsen die Schultern zum Beat aus der Steckdose.
Und auch die neue EP „TCR“ hat trotz aller Kürze Erfreuliches zu bieten. So simpel wie böse das Titelstück – Williamson gibt den gelangweilten und zugleich entnervten Mittvierziger, von einer immerwährenden Rastlosigkeit in die Nacht getrieben, von der es heißt, daß sie angeblich nur noch den Jüngeren gehören soll. Auch das schroffe „I Can Tell“ ist eine Abrechnung mit dem Alter und mit der Heimatstadt, die nicht gerade gnädig zu ihm ist: „Noddy's streets ain't the same when you get older, no nutrition and the bold are figments eaten by the cold …“ Hier die punktgenauen, harten Drums, gleich darauf bei „Britain Thirst“ ungewohnt funkige Töne, in „Dad’s Corner“ wiederum scheint die Stimme aus einer rumpelnden Stahltonne zu kommen. Das abschließende „You’re A Nottshead“ flirrt und flackert zu fiebriger Synthetik und Hochgeschindigkeits-Rhymes. Auf engstem Raum das ganze Programm, hier die kleine Bühne und der große Zorn, dort in nur fünf Stücken die Werkschau als Schnelldurchlauf. 2017, so hört man, soll es dann endlich die neue Platte geben. Dass sich die Zeiten bis dahin nachhaltig zum Besseren wenden, damit ist bei allem Optimismus nicht zu rechnen. Bleibt nur, inständig darauf zu hoffe, daß die Mods sich ihr gesundes Mißtrauen und ihre Glaubwürdigkeit bewahren können – auch wir hier können sie noch gut brauchen.
24.11. Berlin, Huxley’s Neue Welt
25.11. Hamburg, Fabrik
Sylvan Esso: Radioplay [Update]
Wenn man seine Augen nicht überall hat: Kaum passt man mal nicht auf, rutscht einem schon die Ankündigung eines neuen Albums von Amelia Meath und Nick Sanborn aka. Sylvan Esso durch die Lappen. Vor zwei Jahren startete das Duo aus Durham/North Carolina mit seinem gleichnamigen Debüt und heimste eine Menge Hochachtung ein, begeisternde Festivalauftritte inklusive. Nun soll Anfang kommenden Jahres das zweite Album folgen, auf dieses weist die Single "Radio" hin, die auf einer 12" noch in diesem November erscheinen soll.
Update: Diesmal etwas pünktlicher - wir schieben mit "Kick Jump Twist" die B-Seite zu "Radio" hinterher.
Update: Diesmal etwas pünktlicher - wir schieben mit "Kick Jump Twist" die B-Seite zu "Radio" hinterher.
Novella: Fein- statt Rohkost
Da fallen einem komischerweise sofort Kerzen und Rotkohl ein. Warum? Na weil auf dem Debütalbum "Land" der Londoner Band Novella ein Stillleben abgebildet war, das in wesentlichen Teilen aus viereckigen orangen Kerzen und einem aufgeschnittenen Rotkohl bestand. Über Geschmack läßt sich bekanntlich trefflich streiten, über die Güte ihrer Songs gibt es allerdings nix zu diskutieren - das kann man auch gern anhand des aktuellen Stücks "Change Of State" überprüfen, das Hollie Warren, Sophy Hollington, Suki Sou und Iain Laws aus Anlass der Veröffentlichung ihrer nächsten Platte am 17. Februar via Sinderlyn Records gerade geteilt haben.
Christiane Rösinger: Leidenschaften
01.04. Berlin, HAU1
04.04. Hamburg , Uebel & Gefährlich
05.04. Köln, Gebäude 9
06.04. Frankfurt, Brotfabrik
07.04. Schorndorf, Manufaktur
08.04. Zürich, Stall 6
09.04. St. Gallen, Palace
11.04. Wien, Brut
12.04. München, Strom
13.04. Leipzig, Werk 2
The Hidden Cameras: Erfrischende Nachhilfe [Update]
The Hidden Cameras
„Home On Native Land“
(Outside Music)
Es würde alles so gut zueinander passen: Seit einem Jahr ist Justin Trudeau mit knapp fünfundvierzig als kanadischer Ministerpräsident im Amt und hat dem Land mit seinem liberalen Kurs zu noch mehr Aufmerksamkeit, Renommee und wirtschaftlicher Prosperität verholfen. Und, nicht zuletzt, zu fortgesetzter kultureller Blüte. Gerade in musikalischer Hinsicht ist Kanada seit einiger Zeit aus dem Schatten des ewigen Kontrahenten USA herausgetreten, Städte wie Quebec, Vancouver, Montreal und vor allem die Hauptstadt Toronto haben sich zu Melting Pots einer vielfältigen Bandszene entwickeln und Namen wie Arcade Fire, Black Mountain, The Besnard Lakes oder die Japandroids gehören heute schon fast zu Establishment. Daß also Joel Gibb, Kreativkopf des Queerfolk-Kollektivs The Hidden Cameras genau jetzt seine wiedererwachte Liebe zum Heimatland feiert und, wie man in einem Interview des Radiosenders CBC (zusammen mit Kollegin Peaches) hören konnte, immer öfter vor Ort anstatt an seiner Hauptadresse in Berlin weilt, wäre eine allzu schöne Pointe.
Doch was hübsch klingt, muß deswegen noch lange nicht richtig sein – Gibb hat, so ist zu lesen, schon seit zehn Jahren an (s)einem Country-Album gewerkelt und hielt den Zeitpunkt wohl für gekommen, „Home On Native Land“ genau jetzt zu veröffentlichen. Der Schnitt ist dabei kein kleiner, gerade hatte man sich an den dunklen Wave-Sound des Vorgängers „Age“ gewöhnt, an Stücke wie „Gay Goth Scene“, „Doom“ und „Skin And Leather“, da streift sich der Mann die Navy-Kombi über und macht sich auf den Weg durchs Unterholz, bereit, vor der zauberhaften Landschaft und ihren offenkundigen Reizen in die Knie zu gehen. Auf den Streifzügen wird er von einer erlesenen Schar an Freunden begleitet, Ron Sexsmith („Don’t Make Promises“, „Twilight Of The Season“), Neil Tennant („Ode To An Ah“), Feist, Rufus Wainwright und Mary Margaret O'Hara („Log Driver’s Waltz“) geben sich zu beschwingten und besinnlichen Standards die Studioklinke in die Hand.
Gibb leiht sich derweil zuhause ein paar Traditionals aus – „Log Driver’s Waltz“ gehört in Kanada zu den wohl meistgehörten Stücken, auch „Dark End Of The Street“ und „Don’t Make Promises“ kapert er frech von alten Meistern und gibt ihnen so einen neuen, erfrischenden Kontext. „Counting Stars“ wiederum gerät zu einer herrlich fetten Soulnummer und für „He Is The Boss Of Me“ zitiert er sich gleich mal selbst – das Stück stammt von einem fünfzehn Jahre alten Demo und bekommt hier in neuem Rahmen seine passende Würdigung, wobei man immer noch lange suchen muß, um eine ähnlich abgefahrene Liebeserklärung zu finden: „He is my walrus and I am his blubber…“ Welchen Beweggründen das Album nun auch immer folgen mag, man hat von den Hidden Cameras in der letzten Zeit selten Entspannteres gehört und es wäre deshalb nur gerecht, wenn Justin Trudeau hier mal ein Ohr riskiert. Denn in Sachen Summer-Playlist kann der Mann, anders als beispielsweise Barack Obama, noch einige Nachhilfe vertragen.
02.11. Wien, WUK
04.11. Linz, Ahoi Pop
10.11. Hannover, Feinkost Lampe
16.11. Oberhausen, Druckluft
17.11. Dornbirn, Spielboden
18.11. Luzern, Jazzkantine
22.11. Hamburg, Hafenklang
23.11. Wetzlar, Kulturzentrum
07.12. Berlin, Musik und Frieden
08.12. Augsburg, SoHo
09.12. Ebensee, Kino
10.12. Schorndorf, Manufaktur
14.12. Frankfurt, Das Bett
15.12. Köln, Luxor
17.12. München, Strom
Update: Jetzt neu mit Streifzug durch die Wälder - das Video zu "Had A Feeling 'Bout You" ist da...
„Home On Native Land“
(Outside Music)
Es würde alles so gut zueinander passen: Seit einem Jahr ist Justin Trudeau mit knapp fünfundvierzig als kanadischer Ministerpräsident im Amt und hat dem Land mit seinem liberalen Kurs zu noch mehr Aufmerksamkeit, Renommee und wirtschaftlicher Prosperität verholfen. Und, nicht zuletzt, zu fortgesetzter kultureller Blüte. Gerade in musikalischer Hinsicht ist Kanada seit einiger Zeit aus dem Schatten des ewigen Kontrahenten USA herausgetreten, Städte wie Quebec, Vancouver, Montreal und vor allem die Hauptstadt Toronto haben sich zu Melting Pots einer vielfältigen Bandszene entwickeln und Namen wie Arcade Fire, Black Mountain, The Besnard Lakes oder die Japandroids gehören heute schon fast zu Establishment. Daß also Joel Gibb, Kreativkopf des Queerfolk-Kollektivs The Hidden Cameras genau jetzt seine wiedererwachte Liebe zum Heimatland feiert und, wie man in einem Interview des Radiosenders CBC (zusammen mit Kollegin Peaches) hören konnte, immer öfter vor Ort anstatt an seiner Hauptadresse in Berlin weilt, wäre eine allzu schöne Pointe.
Doch was hübsch klingt, muß deswegen noch lange nicht richtig sein – Gibb hat, so ist zu lesen, schon seit zehn Jahren an (s)einem Country-Album gewerkelt und hielt den Zeitpunkt wohl für gekommen, „Home On Native Land“ genau jetzt zu veröffentlichen. Der Schnitt ist dabei kein kleiner, gerade hatte man sich an den dunklen Wave-Sound des Vorgängers „Age“ gewöhnt, an Stücke wie „Gay Goth Scene“, „Doom“ und „Skin And Leather“, da streift sich der Mann die Navy-Kombi über und macht sich auf den Weg durchs Unterholz, bereit, vor der zauberhaften Landschaft und ihren offenkundigen Reizen in die Knie zu gehen. Auf den Streifzügen wird er von einer erlesenen Schar an Freunden begleitet, Ron Sexsmith („Don’t Make Promises“, „Twilight Of The Season“), Neil Tennant („Ode To An Ah“), Feist, Rufus Wainwright und Mary Margaret O'Hara („Log Driver’s Waltz“) geben sich zu beschwingten und besinnlichen Standards die Studioklinke in die Hand.
Gibb leiht sich derweil zuhause ein paar Traditionals aus – „Log Driver’s Waltz“ gehört in Kanada zu den wohl meistgehörten Stücken, auch „Dark End Of The Street“ und „Don’t Make Promises“ kapert er frech von alten Meistern und gibt ihnen so einen neuen, erfrischenden Kontext. „Counting Stars“ wiederum gerät zu einer herrlich fetten Soulnummer und für „He Is The Boss Of Me“ zitiert er sich gleich mal selbst – das Stück stammt von einem fünfzehn Jahre alten Demo und bekommt hier in neuem Rahmen seine passende Würdigung, wobei man immer noch lange suchen muß, um eine ähnlich abgefahrene Liebeserklärung zu finden: „He is my walrus and I am his blubber…“ Welchen Beweggründen das Album nun auch immer folgen mag, man hat von den Hidden Cameras in der letzten Zeit selten Entspannteres gehört und es wäre deshalb nur gerecht, wenn Justin Trudeau hier mal ein Ohr riskiert. Denn in Sachen Summer-Playlist kann der Mann, anders als beispielsweise Barack Obama, noch einige Nachhilfe vertragen.
02.11. Wien, WUK
04.11. Linz, Ahoi Pop
10.11. Hannover, Feinkost Lampe
16.11. Oberhausen, Druckluft
17.11. Dornbirn, Spielboden
18.11. Luzern, Jazzkantine
22.11. Hamburg, Hafenklang
23.11. Wetzlar, Kulturzentrum
07.12. Berlin, Musik und Frieden
08.12. Augsburg, SoHo
09.12. Ebensee, Kino
10.12. Schorndorf, Manufaktur
14.12. Frankfurt, Das Bett
15.12. Köln, Luxor
17.12. München, Strom
Update: Jetzt neu mit Streifzug durch die Wälder - das Video zu "Had A Feeling 'Bout You" ist da...
Donnerstag, 17. November 2016
Ganser: Fieberkurve
Ganser
„This Feels Like Living“
(Bandcamp)
Die Beschäftigung mit Krankheitsbildern und Psychosen aller Art ist für die meisten Menschen nicht sonderlich vergnüglich, bei Ganser allerdings, will man sich der Band aus Chicago nähern, gehört es mit zum Geschäft. Benannt nach dem deutschen Arzt Sigbert Josef Maria Ganser, der Ende des 19. Jahrhunderts eine Nervenkrankheit erforscht hat, die heute noch unter dem Namen Ganser-Syndrom (auch "Pseudodebilität" oder "hysterischen Dämmerzustand") die Lehrbücher füllt, benennt die Band ihr Selbstverständnis auf ähnlich eigenwillige Weise: „Dissociative shouts and murmurs“, so beschreiben Alicia Gaines und Nadia Garofalo, die beiden Gründerinnen der Formation, ihren Sound gegenüber der Chicago Tribune, auch Songwriting und gesamtkünstlerisches Konzept des Quartetts, hier im Bezug zur Covercollage der neuen EP, gehen eigene Wege: "We like that random collage element, where we pull different sound samples or visuals to make our music. Why would you limit yourself when you can pull in many different themes or concepts if they fit within your original idea?" Das Ergebnis ist dann weitaus weniger verstörend als vermutet, die fünf Tracks der neuen 12” kommen als überaus hörbare Mischung aus No Wave, Post-Punk und Noise daher – kraftvoll, schräg und ordentlich laut. Dabei unterscheidet sich der Opener “Pyrrhic Victory” etwas vom Rest der Platte – nimmt man die dazugehörige B-Seite “Sunk” des Stückes dazu, die auf der limitierten European-Edition mit zur Auswahl gehört, dann überwiegt der harte, schneidende Gitarrenkrach von Charlie Landsman die kühlen, wavigen Töne, Brian Cundiff an den Drums tut ein Übriges dazu, daß Ganser ausreichend bissig und unangepaßt bleiben. Solange die Fieberkurve derart steil nach oben zeigt, ist Ganser in jedem Fall ein Platz auf der Watchlist 2017 sicher. https://ganser.bandcamp.com/
„This Feels Like Living“
(Bandcamp)
Die Beschäftigung mit Krankheitsbildern und Psychosen aller Art ist für die meisten Menschen nicht sonderlich vergnüglich, bei Ganser allerdings, will man sich der Band aus Chicago nähern, gehört es mit zum Geschäft. Benannt nach dem deutschen Arzt Sigbert Josef Maria Ganser, der Ende des 19. Jahrhunderts eine Nervenkrankheit erforscht hat, die heute noch unter dem Namen Ganser-Syndrom (auch "Pseudodebilität" oder "hysterischen Dämmerzustand") die Lehrbücher füllt, benennt die Band ihr Selbstverständnis auf ähnlich eigenwillige Weise: „Dissociative shouts and murmurs“, so beschreiben Alicia Gaines und Nadia Garofalo, die beiden Gründerinnen der Formation, ihren Sound gegenüber der Chicago Tribune, auch Songwriting und gesamtkünstlerisches Konzept des Quartetts, hier im Bezug zur Covercollage der neuen EP, gehen eigene Wege: "We like that random collage element, where we pull different sound samples or visuals to make our music. Why would you limit yourself when you can pull in many different themes or concepts if they fit within your original idea?" Das Ergebnis ist dann weitaus weniger verstörend als vermutet, die fünf Tracks der neuen 12” kommen als überaus hörbare Mischung aus No Wave, Post-Punk und Noise daher – kraftvoll, schräg und ordentlich laut. Dabei unterscheidet sich der Opener “Pyrrhic Victory” etwas vom Rest der Platte – nimmt man die dazugehörige B-Seite “Sunk” des Stückes dazu, die auf der limitierten European-Edition mit zur Auswahl gehört, dann überwiegt der harte, schneidende Gitarrenkrach von Charlie Landsman die kühlen, wavigen Töne, Brian Cundiff an den Drums tut ein Übriges dazu, daß Ganser ausreichend bissig und unangepaßt bleiben. Solange die Fieberkurve derart steil nach oben zeigt, ist Ganser in jedem Fall ein Platz auf der Watchlist 2017 sicher. https://ganser.bandcamp.com/
Metallica: Sandmännchen
Schon wahr, wir haben hier über das neue Album von Metallica keinen Ton verloren. Aus gutem Grund - man sollte wissen, wovon man spricht, wenn man es denn tut. Und da hat, das müssen wir anerkennen, auch dieser Blog seine Grenzen. Wenn sich allerdings James Hetfield mitsamt seinen harten Jungs in die Tonight-Show von Jimmy Fallon wagt und dort "Enter Sandman" zusammen mit The Roots intoniert, dann ist das allemal einen Post wert.
Mittwoch, 16. November 2016
Ghostly Kisses: Für die Schwermut
Und dann noch soviel: Wer mit der neuen Single "On Hold" von The XX bei allem Groove ein wenig von der alten und liebgewonnenen Schwermut vermisst hat, für den ist Margaux Sauvé alias Ghostly Kisses vielleicht eine passende Alternative. Die Kanadierin besticht bei ihren letzten Singles "Roses" und ganz aktuell "Empty Note" durch hochmelodische, synthetische Klangflächen und ihre zauberhafte Stimme. Hörenswert im Übrigen auch ihre Zusammenarbeit mit Men I Trust, einer vierköpfigen Band aus der gemeinsamen Heimatstadt Quebec, hier war Sauvé für den Song "Again" mit im Studio.
The Slow Show: Durchaus eigenständig
Und dann hätten wir da noch zwei wichtige Hinweise für alle, die auf gutgemachte Musik und Querverweise stehen: Nehmen wir zuerst The Slow Show, eine fünfköpfige Band aus Manchester, denen man schon in frühen Jahren den Sound von Lambchop und The National intravenös verabreicht haben muß. Sänger Rob Goodwin wird diese Vergleiche wohl nicht unbedingt mögen (wer aus seiner Zunft mag das schon ständig hören), aber die Wesensverwandtschaft seiner warmen, tiefen Stimme zu der eines Kurt Wagner oder Matt Berninger ist einfach zu deutlich, um sie zu ignorieren. Am Ende ist es ohnehin nicht wichtig - in ein paar Tagen wird das neue Album "Dream Darling" erscheinen samt der hervorragenden neuen Single "Ordinary Lives", dann wird sich, versprochen, für das Quintett in rasender Geschwindigkeit eine noch größere Fangemeinde finden.
Isolation Berlin vs. Der Ringer: Gegensätze [Update]
Na, am Selbstbewußtsein mangelt es den Jungs jedenfalls nicht: Isolation Berlin und Der Ringer haben offenbar jede Menge Sympathien füreinander und haben sich deshalb entschieden, eine 12" miteinander zu teilen - am 18. November erscheint deshalb eine gemeinsame EP, deren ersten Song "Ich gehör nur mir allein" wir hier teilen möchten und der vor Eigenlob nur so strotzt. Recht so. Auf der B-Seite wird dann der Song "My Friends Don't Like Me" zu hören sein, also eine Art Salto rückwärts. Für zwei Termine spielen beide Bands im Übrigen noch in diesem Jahr zusammen.
15.12. Hamburg, Uebel und Gefährlich
17.12. Berlin, Columbiahalle
Update: Gerade reingekommen - das aktuelle Video der Traumkombi, gedreht, geschnitten und verpackt von Yannick Riemer.
15.12. Hamburg, Uebel und Gefährlich
17.12. Berlin, Columbiahalle
Update: Gerade reingekommen - das aktuelle Video der Traumkombi, gedreht, geschnitten und verpackt von Yannick Riemer.
G.Rag Y Los Hermanos Patchekos: Mehrwegplatte
G.Rag Y Los Hermanos Patchekos
„Wacky Tobacky“
(Gutfeeling)
Es wird wohl nicht so viele Menschen geben, die – abgesehen von den Musikern der Münchner Brasskolchose G.Rag Y Los Hermanos Patchekos selbst – über ein derart breit gefächertes Musikfachwissen verfügen, daß sie Künstler wie Moondog, Delaney Davidson, Captain Beefheart und Saccharine Trust en passant erinnern, zuordnen und bei Bedarf auch noch deren bekannteste Stücke mit eigenwilligen Neubearbeitungen vergleichen können. Schaden kann diese Kenntnis natürlich keinesfalls, wirklich von Nöten ist sie aber auch nicht. Denn bekanntlich kann man sich einem Album (wie auch dem vorliegenden) auf vielerlei Weise nähern. Und manchmal ist es eben auch von Vorteil, läßt man die Originale mal beiseite und erfreut sich ein weiteres Mal an der überbordenden Spielfreude von “Monacos very own Caribbean Trash Orchestra“ (Selbstauskunft).
“Wacky Tobacky” ist wohl eines ihrer kürzesten und zugleich stilistisch vielfältigsten Werke geworden, neben vier Eigenkompositionen folgt die Band hier wieder einmal einer ihrer erklärten Lieblingsbeschäftigungen – dem Streifzug durch die bunte Welt der Musikhistorie. Und damit nun doch zu ein wenig laienhaftem Hintergrundgedöns. Denn andererseits kann es ja auch dem eigenen Horizont nicht schaden, wenn man sich ein wenig mit den Helden beschäftigt, denen die G.Rag’s in offenkundiger Verehrung zugetan sind: Louis Thomas Hardin alias Moondog zum Beispiel, der kautzige Multiinstrumentalist, der nicht wenig Zeit seines Schaffens an Orten wie Hannover, Recklinghausen und Oer-Erkenschwink verbrachte und der es dennoch zur Legende schaffte. Dem gefälligen Swing seines Songs „Paris, Paris“ setzen die Münchner eine recht straffe, jazzige Variation entgegen.
Delaney Davidson trommelt im Nebenberuf ab und an bei den sagenhaften Dead Brothers (so eine Art schweizerische Entsprechung für unser hiesiges, vielköpfiges Kammerorchester), das verschlurfte „5 Bucks“ allerdings stammt von einem neueren Solowerk des Neuseeländers und kommt mit ganz viel Blech und eher sanften Drums daher. Zu Captain Beefheart wiederum muß man nicht mehr viel sagen, „Abba Zaba“ ist eines der bekanntesten Stücke unter vielen des kultisch verehrten, wahnwitzigen Psychrockbluesgenies Don Glen Van Vliet – ganz so wild und ungezügelt wie im Original geht es hier naturgemäß nicht zu, dennoch gibt’s für Wahl und Wagemut einen dicken Bonuspunkt. Saccharine Trust schließlich gehörten, obschon heute noch aktiv, einst zum Dunstkreis von Black Flag und den Minutemen (denen ja auch schon Cover-Ehren aus München zuteil wurden), „Human Certainty“ aus dem Jahr 1981 ist die hohe Schule des Post-Hardcore minus Gitarrenkrach plus Saxophon, zauberhaft.
Wer vorhin bei ‚Horizont‘ ausgestiegen ist und nun wieder in den Text gefunden hat, wird auch über die Runden kommen, denn wie schon erwähnt reicht eigentlich schon die Erkenntnis, daß bei G.Rag Y Los Hermanos Patchekos immer noch lustvoll ein Rädchen ins andere greift und der Spaß am Ausprobieren, Experimentieren, Zumuten das Kollektiv einmal mehr zu neuen, spannenden Ergebnissen geführt hat. Sich selbst treu zu bleiben, indem sie immer wieder neue Ansätze, neue Blickwinkel für die eigene Arbeit wählen, darin haben es diese Musiker in den letztenn Jahren zu erstaunlicher Meisterschaft gebracht. Und ob nun Cumbia, Polka, Gossenpoesie oder Kosmonautentraum, jede und jeder kann den Zugang zu dieser Musik auf höchst eigene Weise finden. Und zwar jedes Mal auf’s Neue. http://www.gutfeeling.de/
18.11. München, Milla - Plattentaufe I
19.11. München, Milla - Plattentaufe II
„Wacky Tobacky“
(Gutfeeling)
Es wird wohl nicht so viele Menschen geben, die – abgesehen von den Musikern der Münchner Brasskolchose G.Rag Y Los Hermanos Patchekos selbst – über ein derart breit gefächertes Musikfachwissen verfügen, daß sie Künstler wie Moondog, Delaney Davidson, Captain Beefheart und Saccharine Trust en passant erinnern, zuordnen und bei Bedarf auch noch deren bekannteste Stücke mit eigenwilligen Neubearbeitungen vergleichen können. Schaden kann diese Kenntnis natürlich keinesfalls, wirklich von Nöten ist sie aber auch nicht. Denn bekanntlich kann man sich einem Album (wie auch dem vorliegenden) auf vielerlei Weise nähern. Und manchmal ist es eben auch von Vorteil, läßt man die Originale mal beiseite und erfreut sich ein weiteres Mal an der überbordenden Spielfreude von “Monacos very own Caribbean Trash Orchestra“ (Selbstauskunft).
“Wacky Tobacky” ist wohl eines ihrer kürzesten und zugleich stilistisch vielfältigsten Werke geworden, neben vier Eigenkompositionen folgt die Band hier wieder einmal einer ihrer erklärten Lieblingsbeschäftigungen – dem Streifzug durch die bunte Welt der Musikhistorie. Und damit nun doch zu ein wenig laienhaftem Hintergrundgedöns. Denn andererseits kann es ja auch dem eigenen Horizont nicht schaden, wenn man sich ein wenig mit den Helden beschäftigt, denen die G.Rag’s in offenkundiger Verehrung zugetan sind: Louis Thomas Hardin alias Moondog zum Beispiel, der kautzige Multiinstrumentalist, der nicht wenig Zeit seines Schaffens an Orten wie Hannover, Recklinghausen und Oer-Erkenschwink verbrachte und der es dennoch zur Legende schaffte. Dem gefälligen Swing seines Songs „Paris, Paris“ setzen die Münchner eine recht straffe, jazzige Variation entgegen.
Delaney Davidson trommelt im Nebenberuf ab und an bei den sagenhaften Dead Brothers (so eine Art schweizerische Entsprechung für unser hiesiges, vielköpfiges Kammerorchester), das verschlurfte „5 Bucks“ allerdings stammt von einem neueren Solowerk des Neuseeländers und kommt mit ganz viel Blech und eher sanften Drums daher. Zu Captain Beefheart wiederum muß man nicht mehr viel sagen, „Abba Zaba“ ist eines der bekanntesten Stücke unter vielen des kultisch verehrten, wahnwitzigen Psychrockbluesgenies Don Glen Van Vliet – ganz so wild und ungezügelt wie im Original geht es hier naturgemäß nicht zu, dennoch gibt’s für Wahl und Wagemut einen dicken Bonuspunkt. Saccharine Trust schließlich gehörten, obschon heute noch aktiv, einst zum Dunstkreis von Black Flag und den Minutemen (denen ja auch schon Cover-Ehren aus München zuteil wurden), „Human Certainty“ aus dem Jahr 1981 ist die hohe Schule des Post-Hardcore minus Gitarrenkrach plus Saxophon, zauberhaft.
Wer vorhin bei ‚Horizont‘ ausgestiegen ist und nun wieder in den Text gefunden hat, wird auch über die Runden kommen, denn wie schon erwähnt reicht eigentlich schon die Erkenntnis, daß bei G.Rag Y Los Hermanos Patchekos immer noch lustvoll ein Rädchen ins andere greift und der Spaß am Ausprobieren, Experimentieren, Zumuten das Kollektiv einmal mehr zu neuen, spannenden Ergebnissen geführt hat. Sich selbst treu zu bleiben, indem sie immer wieder neue Ansätze, neue Blickwinkel für die eigene Arbeit wählen, darin haben es diese Musiker in den letztenn Jahren zu erstaunlicher Meisterschaft gebracht. Und ob nun Cumbia, Polka, Gossenpoesie oder Kosmonautentraum, jede und jeder kann den Zugang zu dieser Musik auf höchst eigene Weise finden. Und zwar jedes Mal auf’s Neue. http://www.gutfeeling.de/
18.11. München, Milla - Plattentaufe I
19.11. München, Milla - Plattentaufe II
Gegenphase: Zeitsprung [Update]
Nicht mehr als fünf Stücke und tatsächlich alle zum Themenkreis Haus, Glas, Stahl, Arme, Kopf, Jahr, Klingel, Tür und Gefahr. Gegenphase sind eine vierköpfige Kapelle aus Berlin und haben vor einigen Monaten eine EP mit dem Titel "The Melody Central Tapes" veröffentlicht. Und zum Song "Streifen aus Licht" gerade noch mal einen Clip aus dem Archiv geholt. Zeitsprung mit Grauschleiermusik, von ganz weit weg. Und trotzdem sehr jetztzeitig.
07.12. Berlin, Lofi Lounge Schokoladen (verschoben)
Update: Und hier noch schnell die aktuellen Videos zu "UBahn" und "Abwrackschuppen".
07.12. Berlin, Lofi Lounge Schokoladen (verschoben)
Update: Und hier noch schnell die aktuellen Videos zu "UBahn" und "Abwrackschuppen".
Dienstag, 15. November 2016
Crows: Düster weiter [Update]
Es gibt Neues von der Londoner Kapelle Crows: Noch im Frühjahr haben wir hier ihre EP "Unwelcome Light" gelobt, nun erscheint das zweite Kurzformat. "Cold Comfort" wird ab 18. November bei Telharmonium Records vertrieben werden, mit dabei auch "The Itch" als erste Vorauskopplung.
Update: Und hier kommt dann auch schon Titel 2 von 4 - "Ghost Tape #10" knallt ebenso.
Update: Und hier kommt dann auch schon Titel 2 von 4 - "Ghost Tape #10" knallt ebenso.
Pissed Jeans: Gute Frage
Ganz die andere Ecke: Philadelphias Noise-Punk-Quartett Pissed Jeans haben den Nachfolger für ihr letztes Album "Honey" aus dem Jahr 2013 angekündigt. "Why Love Now" soll am 24. Februar bei Sub Pop erscheinen und wie man liest, hat Lydia Lunch ihre Hände als Produzentin mit im Spiel gehabt. Wie das ganze gelungen ist, läßt sich anhand der ersten Single schon mal ahnen - bei "The Bar Is Low" flattert der Bass schon mal wie zu Zeiten, als Lemmy noch unter uns weilte.
Cigarettes After Sex: Stichwortgeber
Name: Unvergeßlich. Stil: Ungewöhnlich. Optik: Markant. Vorhersage: Hype. So ungefähr könnten die Stichworte zu Cigarettes After Sex, einer vierköpfigen Band aus Brooklyn/New York lauten. Greg Gonzalez (Gesang), Phillip Tubbs (Keyboards), Randy Miller (Bass) und Jacob Tomsky (Drums) musizieren seit 2008 miteinander, eine ganze Reihe von Songs machten seitdem im Netz die Runde. Pop Noir hört man häufig als Klassifizierung - sanfte, reduzierte Kompositionen, die nun mit einer neuen Single aufmachen. "K." soll den Reigen eröffenen für das 2017 geplante Debütalbum, live stehen die Herren aber noch in diesem Jahr auf der Bühne.
15.11. Graz, PBC Bar
16.11. Frankfurt, Zoom
03.12. Zürich, Mascotte
04.12. München, Strom
05.12. Berlin, Lido
15.11. Graz, PBC Bar
16.11. Frankfurt, Zoom
03.12. Zürich, Mascotte
04.12. München, Strom
05.12. Berlin, Lido
Die Sterne: Nichts hinzuzufügen
Klar freut man sich über solche Nachrichten. Andererseits - denkt man nicht auch: Scheiße, so alt schon? Wie alt bin ich denn dann selber!? Fünfundzwanzig Jahre haben Die Sterne auf dem Buckel und weil das natürlich ein Grund zum Feiern ist, wird es am 10. Februar, zwei Jahre nach dem letzten Album "Flucht in die Flucht", einen hübschen Tribute-Sampler mit dem Titel "Mach's besser, 25 Jahre Die Sterne" bei Materie Records geben. In die Schlange der Gratulanten haben sich u.a. Isolation Berlin, Stereo Total, Max Müller, Family 5, Naked Lunch und die Fehlfarben eingereiht, drei davon auch gleich hier im Stream zu hören - eine Tour gibt's obendrauf. Die Verpackung hat im Übrigen Yannick Riemer entworfen, der Mann also, der auch schon für Messer, Münsters Beste, gearbeitet hat. Deren Sänger Hendrik Otremba wiederum hat in einer kurzen Hommage gerade gesagt: "Das ist ein tolles Geschenk, das man sich, den eingeladenen Künstlerinnen und nicht zuletzt den Hörern machen kann, handelt es sich doch letztlich um eine demütige Verneigung vor einer Kunstform, die in Deutschland seit 25 Jahren auch von den Sternen geprägt wird." Nichts hinzuzufügen.
09.02. Bremen Lagerhaus
10.02. Hannover, Chez Heinz
11.02. Berlin, Columbiatheater
12.02. Leipzig, Conne Island
13.02. Dresden, Beatpol
15.02. Köln, Kulturkirche
16.02. Heidelberg, Halle 02 /Club
17.02. Stuttgart, Im Wizemann
18.02. Zürich, Stall 6
20.02. Wien, Grelle Forelle
21.02. München, Strom
02.03. Hamburg, Uebel und Gefährlich
09.02. Bremen Lagerhaus
10.02. Hannover, Chez Heinz
11.02. Berlin, Columbiatheater
12.02. Leipzig, Conne Island
13.02. Dresden, Beatpol
15.02. Köln, Kulturkirche
16.02. Heidelberg, Halle 02 /Club
17.02. Stuttgart, Im Wizemann
18.02. Zürich, Stall 6
20.02. Wien, Grelle Forelle
21.02. München, Strom
02.03. Hamburg, Uebel und Gefährlich
Montag, 14. November 2016
Paris Youth Foundation: Kommt zusammen
Und weil wir gerade bei gutgemachtem Gitarrenpop sind, müssen wir im Rahmen der dringend notwendigen Völkerverständigung auch noch Folgendes erwähnen: (Eigentlich) fünf Herren, die aus Liverpool stammen, sich aber Paris Youth Foundation nennen und zumindest nach erstem Eindruck wissen, wie man guten englischen Sound fabriziert. Kevin Potter (Gesang), Tom Morris Jones, Jamie Hive (beide Gitarre), Paul Bates (Bass) und Jonny Alderton (Drums) haben vor einigen Monaten schon mit ihrer Single "If You Wanna" aufmerksam gemacht, nun schieben sie also ein beschwingtes "Losing Your Love" hinterher und - gefallen immer noch.
Palm Honey: Kehrtwende
Daß diese Woche im Vergleich zur vorangegangenen nur glänzen kann, ist nicht schwer vorherzusagen, daß sie dann aber gleich so vielversprechend startet, macht sie um so sympathischer. Reden wir also von Joseph Mumford, Harrison Clark, Sebastian Bowden, Ayden Spiller und ihrer Band Palm Honey. Das Quartett stammt aus der britischen Festivalstadt Reading und hat sich offenbar nach ein paar mäßig erfolgreichen Psychpop-Singles entschieden, eine Kehrtwende zu vollziehen. Und so klingt der erste neue Song "Stick The Knife In" eher nach Shoegazing und Indie - am 26. Januar soll diesem die EP "Tucked Into The Electronic Wave" folgen. Was soll man sagen - gute Wahl.
Sonntag, 13. November 2016
Friends Of Gas: Im Kraftfeld
Friends Of Gas
Support: Levin Goes Lightly
Milla, München, 12. November 2016
Irgendwie stimmte beides nicht. Und trotzdem war es egal. Der Levin wurde nicht leichter und von Schwäche, der physischen zumindest, war an diesem Abend bei den Friends Of Gas so gar nichts zu spüren. Der Reihe nach: Levin Goes Lightly, ursprünglich ein vierköpfiges Projekt, war für das Konzert in der Münchner Milla mit Levin Stadler allein am Keyboard (also ohne Max Rieger, Paul Schwarz und Thomas Zehnle) erschienen, Bass, Gitarre und Schlagzeug kamen vom Band und auch so erzeugten die dunklen, weichen Wavebeats einen eigenwillig schimmernden Glanz im alten Kellergewölbe überm Glockenbach. „Neo Romantic“, das Debütalbum der Stuttgarter, erschien vor einem Jahr und klingt noch heute, auf der Welle von 80er-Revival und Drangsal-Hype, nach Gänsehaut und wohligem Schauder. Nur eben nicht sonderlich leicht. Die Friends Of Gas wiederum mußten für die Release-Party ihrer gerade erschienenen Platte „Fatal Schwach“ gleich zu Beginn die kurzfristige Abwesenheit von Gitarristin Veronica Burnuthian verkünden – weniger Energie, gar Schwäche aber lies sich beim besten Willen nicht heraushören.
Im Gegenteil: Die für ihre fulminanten Liveauftritte bekannte Post-Punk-Kapelle bildete in kürzester Zeit auf der Bühne ein beeindruckendes Kraftfeld, gespannt zwischen dem unermüdlich schuftenden Gitarristen Thomas Westner, Martin Tagar am Bass und dem hünenhaften Drummer David Ortiz, in dessen Händen sich die Schlagzeugsticks wie Mikadostäbe ausnahmen und der eine so bemerkenswerte wie lustvolle Präsenz in die Songs legte. Im Zentrum des Sturms aber die unscheinbare, manchmal etwas ungelenk wirkende Nina Walser, das Publikum mit ihrer harten, rostigen Stimme im Bann haltend. Sparsame Gestik, konzentrierte Leidenschaft, Walser gab den Takt vor bei einem Konzert, das an Vehemenz und Intensität schwerlich zu übertreffen war. Ganze sieben Stücke nur zählt das Debüt, hinzu kamen noch ein paar ältere vom Demotape der ersten Tage, alles Rohmaterial, einmal mehr auf der Bühne – mantraartige Textfragmente, hypnotischer Groove, Kravallkaskaden, die Unmittelbarkeit spürbar bis in den hintersten Winkel des schlauchähnlichen Raumes. Stilistisch sind die Friends Of Gas kaum einzuordnen, hin und wieder vielleicht ein Querverweis, den man zu erkennen glaubte, bevor sie einen wieder mit Macht überrollten.
Support: Levin Goes Lightly
Milla, München, 12. November 2016
Irgendwie stimmte beides nicht. Und trotzdem war es egal. Der Levin wurde nicht leichter und von Schwäche, der physischen zumindest, war an diesem Abend bei den Friends Of Gas so gar nichts zu spüren. Der Reihe nach: Levin Goes Lightly, ursprünglich ein vierköpfiges Projekt, war für das Konzert in der Münchner Milla mit Levin Stadler allein am Keyboard (also ohne Max Rieger, Paul Schwarz und Thomas Zehnle) erschienen, Bass, Gitarre und Schlagzeug kamen vom Band und auch so erzeugten die dunklen, weichen Wavebeats einen eigenwillig schimmernden Glanz im alten Kellergewölbe überm Glockenbach. „Neo Romantic“, das Debütalbum der Stuttgarter, erschien vor einem Jahr und klingt noch heute, auf der Welle von 80er-Revival und Drangsal-Hype, nach Gänsehaut und wohligem Schauder. Nur eben nicht sonderlich leicht. Die Friends Of Gas wiederum mußten für die Release-Party ihrer gerade erschienenen Platte „Fatal Schwach“ gleich zu Beginn die kurzfristige Abwesenheit von Gitarristin Veronica Burnuthian verkünden – weniger Energie, gar Schwäche aber lies sich beim besten Willen nicht heraushören.
Im Gegenteil: Die für ihre fulminanten Liveauftritte bekannte Post-Punk-Kapelle bildete in kürzester Zeit auf der Bühne ein beeindruckendes Kraftfeld, gespannt zwischen dem unermüdlich schuftenden Gitarristen Thomas Westner, Martin Tagar am Bass und dem hünenhaften Drummer David Ortiz, in dessen Händen sich die Schlagzeugsticks wie Mikadostäbe ausnahmen und der eine so bemerkenswerte wie lustvolle Präsenz in die Songs legte. Im Zentrum des Sturms aber die unscheinbare, manchmal etwas ungelenk wirkende Nina Walser, das Publikum mit ihrer harten, rostigen Stimme im Bann haltend. Sparsame Gestik, konzentrierte Leidenschaft, Walser gab den Takt vor bei einem Konzert, das an Vehemenz und Intensität schwerlich zu übertreffen war. Ganze sieben Stücke nur zählt das Debüt, hinzu kamen noch ein paar ältere vom Demotape der ersten Tage, alles Rohmaterial, einmal mehr auf der Bühne – mantraartige Textfragmente, hypnotischer Groove, Kravallkaskaden, die Unmittelbarkeit spürbar bis in den hintersten Winkel des schlauchähnlichen Raumes. Stilistisch sind die Friends Of Gas kaum einzuordnen, hin und wieder vielleicht ein Querverweis, den man zu erkennen glaubte, bevor sie einen wieder mit Macht überrollten.
Freitag, 11. November 2016
Leonard Cohen: You want it darker
"For many of us Leonard Cohen was the greatest songwriter of them all.
Utterly unique and impossible to imitate no matter how hard we tried. He
will be deeply missed by so many."
Nick Cave (Facebook)
"Very upsetting news 2 learn of Leonard's passing. the world has 1 less gentle soul tnight. we thank u 4 the multitude of gifts u left us."
John Cale (Twitter)
Nick Cave (Facebook)
"Very upsetting news 2 learn of Leonard's passing. the world has 1 less gentle soul tnight. we thank u 4 the multitude of gifts u left us."
John Cale (Twitter)
The Wedding Present: Get connected
Gerade hatten The Wedding Present ihr neues Material mit einer Tour vorgestellt und die aktuelle Platte "Going, Going ..." ist dann tatsächlich ungewöhnlich und gut zugleich geraten. Bekannt ist die Band ja außerdem für ihre Zusammenarbeit mit diversen Radiogrößen, John Peel hatte sie ins Herz geschlossen und auch mit Marc Riley von BBC 6 Music waren sie eng verdrahtet. Deshalb ist es keine große Überraschung, daß am 9. Dezember bei Hatch Records einen Compilation mit dem Titel "Marc Riley Sessions Volume 1" erscheinen soll - elf Stücke werden darauf vertreten sein, mit dabei so großartige Sachen wie der All-Time-Favourite "Brassneck", "Everyone Thinks He Looks Daft" (anzuhören beim Clash Magazine) und auch "Heather" vom 91er Album "Seamonsters".
Donnerstag, 10. November 2016
Honey Lung: Die Enkel rocken's selbst
Starke Sache: Drei milchgesichtige Londoner Burschen, die klingen wie die britische Variante der Smashing Pumpkins - alle Achtung. Von Honey Lung gibt es seit kurzem die dritte Single zu hören, nach "Something" und "End Of Time" geht nun "Real Reason" ins Rennen, alle Stücke stammen von der am 18. November via RYP Recordings erscheinenden EP "Kind Of Alone", produziert hat Michael Smith (Wolf Alice, Kid Wave). Soll sich olle Billy Corgan ruhig mal um seinen Wrestling-Job kümmern, das Erbe machen jetzt andere unter sich aus.
Warpaint: Extrarunde
War ja klar: Da fährt man extra weite Wege, um die Mädels zu sehen und dann kommen sie doch bis vor die Haustür. Warpaint haben in diesem Jahr nicht nur ein wunderbares Popalbum namens "Heads Up" veröffentlicht, sie werden mit diesem im März 2017 auch noch einmal auf Tour vorbeischauen.
14.03. Frankfurt, Batschkapp
15.03. München, Muffathalle
16.03. Zürich, Rote Fabrik
14.03. Frankfurt, Batschkapp
15.03. München, Muffathalle
16.03. Zürich, Rote Fabrik
Run The Jewels vs. Black Lips: Das eine und das andere
Die Wut ist groß, immer noch. Wen wundert's. Gab es im Vorfeld der US-Wahlen schon tonnenweise Songs zum Thema Trump vs. Clinton, werden es jetzt, da das dicke Ende erst noch kommt, nicht weniger. Dabei sind geistige Wachheit und Gespür für das Mach- und Sagbare nicht immer mit an Bord - das meint nicht den gerade veröffentlichten Song von Killer Mike und El-P aka. Run The Jewels feat. Boots "2100", sondern eher die Black Lips, die zu ihrer Pauschalklatsche (in Anlehnung an Clawfinger) "Deaf Dumb And Blind" gleich mal den brennenden Reichstag auf's Cover hieven und eine Erklärung schuldig bleiben, was das eine mit dem anderen wohl zu tun haben könnte.
Dienstag, 8. November 2016
Messer: Tristesse und Trost
Messer
Support: Persona
Kranhalle, München, 7. November 2016
Man würde es sich wohl zu einfach machen, wollte man das Konzert der Münsteraner Post-Punk-Band Messer zum Intro einer eventuell über uns hereinbrechenden Vorhölle stilisieren, wenn in der kommenden Nacht tatsächlich ein brandgefährlicher, sexistischer Idiot wie Donald Trump das Ruder in den USA an sich reißen sollte. Zwar sind die Texte von Hendrik Otremba nach wie vor von tiefster Schwärze, aber eben bei weitem nicht so plakativ und unmittelbar, als dass sie sich als Proklamation gegen drohendes Weltenchaos eignen würden. Zumal dieses Risiko kaum kleiner werden würde, entschiede man sich über dem Teich in allerletzter Minute doch noch für das geringere Übel. Messer nehmen, soviel jedenfalls ist klar, in der Reihe lobenswerter musikalischer Ausnahmeerscheinungen hierzulande eine herausragende Stellung ein – seit nunmehr drei fabelhaften Alben ist ihnen jedweder Flirt mit dem Massengeschmack fremd, keinerlei Anzeichen also von hohler Sprechblasenhaftigkeit, erhöhtem Kuschelbedürfnis oder ähnlichen Glättungsversuchen. Messer bleiben gern sperrig, schemenhaft und somit schwer zu fassen, gerade mit der neuen Platte setzen sie sich einmal mehr bereitwillig zwischen alle Stühle, mischen knisternde, jazzige Elektronikelemente mit zackig schroffem Gitarrenkrach, tauchen in Abgründe und feiern Liebe, Lust und Untergang gleich mit. Warum sie damit einen so winzigen Club wie die Kranhalle im hiesigen Feierwerk nicht restlos ausverkauft, muß man die Band nicht fragen, denn die hat mit „Jalousie“ schon ihr Bestes gegeben – man darf die Frage deshalb gern mal an‘s oft allzu behäbige Münchner Publikum weiterreichen, das sich sonst ja gern vom Metropolenquerschnitt abheben will.
Wer dennoch vor Ort war, durfte eine Truppe in bester Spiellaune erleben: Versehen mit doppeltem Schlagwerk, das Otrembas düstere Sprachbilder perfekt sekundierte, kamen zu gleichen Teilen aktuelle wie ältere Stücke von „Die Unsichtbaren“ und „Im Schwindel“ zur Aufführung, allesamt angemessen druckvoll und schnörkellos. So freundlich der junge Mann am Mikrophon in den Liedpausen erscheinen mag, sein Vortrag schwankt ja stets zwischen Alex Kapranos‘ angedeutetem Stechschritt und dem marionettenhaften Todestanz eines Ian Curtis. Mal treibt es ihn zwischen den Schlägen seiner Drummer Philipp Wulf und Manuel Chittka hin und her, zuckt er entrückt zum hypnotischen Groove des „Gassenhauers“, später stellt er sich einfach ins Parkett, um seiner Band dabei zuzusehen, wie diese sich in einen gemeinsamen Rausch spielt. „Die Hölle“ gab’s natürlich trotzdem, wenn auch als Zugabe in Form des wohl besten Songs vom neuen Album – metallen klickende Beats als Textur zu verwegener Selbstverteidigungslyrik: „Wenn einer lügt kann auch ein anderer lügen, denkt sich der, der betrügt, wenn einer stirbt kann auch ein anderer sterben, denkt sich einer schnell und geht…“, der Mensch im selbsterzwungenen Versteck gefangen, unlösbar, auf ewig, wahrlich kein schöner Ausblick. Ein andere Zeile an anderer Stelle deshalb zum Trost für die Nacht und die Zeit danach: „Doch diese Welt läßt sich nicht träumen, sie läßt sich leben einfach so” – von Messer bekommt man, nicht nur an diesem Abend, also immer beides, Tristesse und Trost.
Das Album "Jalousie" von Messer ist kürzlich bei Trocadero Records erschienen, die EP "Kachelbad" (auch Trocadero) hält darüberhinaus wunderbare Remixe des Stücks "Detektive" von Thomas Moebius, Factory Floor und She Has A Cold Heart bereit.
Support: Persona
Kranhalle, München, 7. November 2016
Man würde es sich wohl zu einfach machen, wollte man das Konzert der Münsteraner Post-Punk-Band Messer zum Intro einer eventuell über uns hereinbrechenden Vorhölle stilisieren, wenn in der kommenden Nacht tatsächlich ein brandgefährlicher, sexistischer Idiot wie Donald Trump das Ruder in den USA an sich reißen sollte. Zwar sind die Texte von Hendrik Otremba nach wie vor von tiefster Schwärze, aber eben bei weitem nicht so plakativ und unmittelbar, als dass sie sich als Proklamation gegen drohendes Weltenchaos eignen würden. Zumal dieses Risiko kaum kleiner werden würde, entschiede man sich über dem Teich in allerletzter Minute doch noch für das geringere Übel. Messer nehmen, soviel jedenfalls ist klar, in der Reihe lobenswerter musikalischer Ausnahmeerscheinungen hierzulande eine herausragende Stellung ein – seit nunmehr drei fabelhaften Alben ist ihnen jedweder Flirt mit dem Massengeschmack fremd, keinerlei Anzeichen also von hohler Sprechblasenhaftigkeit, erhöhtem Kuschelbedürfnis oder ähnlichen Glättungsversuchen. Messer bleiben gern sperrig, schemenhaft und somit schwer zu fassen, gerade mit der neuen Platte setzen sie sich einmal mehr bereitwillig zwischen alle Stühle, mischen knisternde, jazzige Elektronikelemente mit zackig schroffem Gitarrenkrach, tauchen in Abgründe und feiern Liebe, Lust und Untergang gleich mit. Warum sie damit einen so winzigen Club wie die Kranhalle im hiesigen Feierwerk nicht restlos ausverkauft, muß man die Band nicht fragen, denn die hat mit „Jalousie“ schon ihr Bestes gegeben – man darf die Frage deshalb gern mal an‘s oft allzu behäbige Münchner Publikum weiterreichen, das sich sonst ja gern vom Metropolenquerschnitt abheben will.
Wer dennoch vor Ort war, durfte eine Truppe in bester Spiellaune erleben: Versehen mit doppeltem Schlagwerk, das Otrembas düstere Sprachbilder perfekt sekundierte, kamen zu gleichen Teilen aktuelle wie ältere Stücke von „Die Unsichtbaren“ und „Im Schwindel“ zur Aufführung, allesamt angemessen druckvoll und schnörkellos. So freundlich der junge Mann am Mikrophon in den Liedpausen erscheinen mag, sein Vortrag schwankt ja stets zwischen Alex Kapranos‘ angedeutetem Stechschritt und dem marionettenhaften Todestanz eines Ian Curtis. Mal treibt es ihn zwischen den Schlägen seiner Drummer Philipp Wulf und Manuel Chittka hin und her, zuckt er entrückt zum hypnotischen Groove des „Gassenhauers“, später stellt er sich einfach ins Parkett, um seiner Band dabei zuzusehen, wie diese sich in einen gemeinsamen Rausch spielt. „Die Hölle“ gab’s natürlich trotzdem, wenn auch als Zugabe in Form des wohl besten Songs vom neuen Album – metallen klickende Beats als Textur zu verwegener Selbstverteidigungslyrik: „Wenn einer lügt kann auch ein anderer lügen, denkt sich der, der betrügt, wenn einer stirbt kann auch ein anderer sterben, denkt sich einer schnell und geht…“, der Mensch im selbsterzwungenen Versteck gefangen, unlösbar, auf ewig, wahrlich kein schöner Ausblick. Ein andere Zeile an anderer Stelle deshalb zum Trost für die Nacht und die Zeit danach: „Doch diese Welt läßt sich nicht träumen, sie läßt sich leben einfach so” – von Messer bekommt man, nicht nur an diesem Abend, also immer beides, Tristesse und Trost.
Das Album "Jalousie" von Messer ist kürzlich bei Trocadero Records erschienen, die EP "Kachelbad" (auch Trocadero) hält darüberhinaus wunderbare Remixe des Stücks "Detektive" von Thomas Moebius, Factory Floor und She Has A Cold Heart bereit.
Von Wegen Lisbeth: Ohne Ende
Keine Pointe ist auch eine. Haben sich wohl Von Wegen Lisbeth zum Abschluß ihrer diesjährigen Tour gedacht und für ihren Song "Wenn du tanzt" von Regisseur Dominik Zschäbitz und Produzentin Sophie Lakow, die auch schon "Bitch" gemeinsam bebilderten, einen vergleichsweise ereignisarmen, aber dennoch unterhaltsamen Clip drehen lassen - auf der entschleunigten Fahrt durch die City gibt's jede Menge Seltsames und natürlich ein paar Cameos zu sehen. Wer jetzt das Album "Grande" immer noch nicht sein eigen nennt, dem ist eigentlich nicht mehr zu helfen.
Montag, 7. November 2016
Luxury Death: Schmerzlösend
Und zu guter Letzt noch eine Neuvorstellung aus dem Hause Art Is Hard: Das Pärchen Ben Thompson und Meg Williams aus Manchester sind quasi der Kern der Band Luxury Death, ergänzt werden die beiden am Bass von Tommy Stewart und Luke Rowland am Schlagzeug. Zwei Singles sind mit "Radiator Face" und "I Feel Your Pain" von der Indie-Pop-Formation bislang erschienen, "Painkiller" nun ist Nummer drei im Bunde und klingt nicht weniger gut, eine Debüt-EP ist wie man hört für das kommende Jahr geplant.
New Carnival: Nicht totzukriegen
Und weiter geht's: Wenn man es einmal bei Annie Mac in die Show auf BBC Radio 1 geschafft hat, ist das schon mal ein erster Meilenstein, auf dem sich aufbauen läßt. Max, Bertie, Olly und Billy von New Carnival ist das gelungen, die neue Single "How Dare You" von dem Quartett aus Bristol klingt auch tatsächlich sehr lässig und folgt den beiden älteren Stücken "Sweet Caroline" und "Where Do You Wanna Go?" - Britpop ist also mit Oasis nicht gestorben, er klingt nur anders.
Freitag, 4. November 2016
Kate Tempest: Konzept-Konzert
Support: Muso
Muffathalle, München, 3. November 2016
Wahrscheinlich ist es klug, sich bei einem Ereignis wie diesem von den gewohnten Erwartungen und Verhaltensmustern zu lösen. Die Lyrikerin, Autorin und Musikerin Kate Tempest hat ja vor kurzem ihr so wortgewaltiges und atemberaubendes Konzeptalbum „Let Them Eat Chaos“ veröffentlicht und recht schnell wird dem Besucher klar, daß diesem nun auch das entsprechende Konzept-Konzert folgen wird. Angefangen beim Publikum, in welchem sich eine ungewöhnlich hohe Zahl von Verlags- und Büchermenschen tummeln (Tempest stammt ja bekanntlich aus der Londoner Poetry-Slam-Szene), auch die Eröffnung des Auftritts gerät ungewöhnlich: Wo sich üblicherweise mit lockerer Begrüßung eine Zwiesprache zwischen Bühne und Parkett zu entwickeln verspricht, wählt die Künstlerin für den Start des Abends die Ansprache, neben leidenschaftlichen Dankesworten gibt Tempest den Gästen vorab noch ein paar (durchaus berechtigte) Benimmregeln mit auf den Weg – danach: Vorhang hoch, die Vorstellung kann beginnen.
Die Wirkung eines Popkonzerts beruht ja bekanntlich nicht nur auf der bloßen Darbietung, sondern nicht unwesentlich auf der Interaktion mit dem Zuhörer, in diesem Punkt tut sich Kate Tempest mit dem eigenwilligen Arrangement ihrer Platte verständlicherweise etwas schwer. Die Platte begleitet ja zur immergleichen Zeit zwischen trostloser Nacht und erwachender Dämmerung sieben Bewohner eines Mietshauses, die den unterschiedlichsten Problemen und Gedanken nachhängen und so keinen Schlaf zu finden vermögen. Unterbrochen werden die kraftvollen, elektrisierenden Stücke (hier gespielt von drei Livemusikern im Hintergrund) durch Monologe der Sängerin, die mal leise und zärtlich, mal mit bitterbösem, gehetztem Rap-Stakkato zum Vortrag kommen. Die Begeisterung ergibt sich also eher aus der Dramaturgie der kunstvoll aufgebauten Geschichte, nicht aus der Wechselwirkung mit dem Rezepienten und bleibt deshalb eher verhalten.
Beeindruckend dennoch, wie sich die kleine, eher unscheinbare Frau, begleitet von mächtig wummernden Beats, in Rage reimt und so Stück um Stück an Größe gewinnt. Fünfzig Minuten dauert der die Platte, nicht viel länger der Auftritt. Da Zugaben kaum passen würden und demzufolge auch nicht vorgesehen sind, bleibt Tempest gleich auf der Bühne und gibt nach abermaligem, herzlichem Dank noch, ganz ohne Begleitung, einen Ausschnitt ihres Gedichts „Brand New Ancients“ zum Besten. Danach ist sie vorbei, die dunkle Stunde und so ermattet, wie sie auf der Bühne ihre Mitmusiker in die Arme schließt, darf man annehmen, daß der Blick, den sie dem Zuhörer in ihr Herz gewährt hat, ein zutiefst ehrlicher ist. Kein gewöhnliches Erlebnis, sie hatte es zu Beginn versprochen, als es darum ging, die allgegenwärtigen Smartphones doch bitte in der Tasche zu lassen und den Abend lieber unmittelbar zu erleben – sie hat Recht behalten.
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