Metronomy
„Summer 08“
(Because/Warner)
Die Dinge einfacher zu machen, wenn sie schon einen gewissen Umfang, also eine kritische Masse, erreicht haben, das ist gar nicht so einfach. Im Jahr 2014 hat Joseph Mount zusammen mit seinem Projekt Metronomy und den fabelhaften „Love Letters“ (und im Parallelflug mit der fast gleichzeitig erschienenen Platte „Singles“ der Future Islands) den Pop gerettet, es waren diesen beiden Platten, die den Sommer vorwegnahmen und retteten. Bei aller Begeisterung war da fast in Vergessenheit geraten, dass Mount mit „The English Riviera“ und „Nights Out“ zuvor zwei mindestens ebenbürtige Werke abgeliefert hatte, nur trafen diese eben nicht ganz so auf den Punkt wie die rosaroten Liebebriefe. Ihn schreckt das natürlich nicht und so hat der Mann vom südlichsten Zipfel Englands im Subtext zur neuen Platte gleich mehrere Botschaften untergebracht: Zunächst der Titel Selbst – Mount verweist hier auf seinen letzten freien Sommer, den von 2007, denn ab dem folgenden Jahr füllten ihm der stetig wachsende Erfolg und das Marketing den Kalender und aus war’s mit der Lazyness. Insofern weckt ‘08 also nicht nur die angenehmsten Erinnerungen – für „Summer 08“ aber, das ist bekannt, soll es keine Livetermine gaben.
Simplizität ist die zweite Botschaft – wo „Love Letters“ noch funkelnder Überschwang war, kommt das neue Album wieder als minimalistischer Funkpop daher. Zwei Wochen hat er im heimischen Schlafzimmer an dem Ding getüftelt, dann war’s gut (genug) und fertig. Und klingt dennoch nach viel Spaß und hoher Präzision, Mount ulkt selbst von „musikalischer Pediküre“. Also wieder mehr einfache Elektronik, natürlich 80er-Zitate en masse (Heaven 17 und „Back Together“), etwas Disko (zusammen mit Robyn bei „Hang Me Out To Dry“), später Reggae („Summer Jam“) und viel, viel Gelegenheit, die Knochen kräftig durchzuschütteln. Am besten gelingt das mit der Single „Old Skool“, hier hat sich Mount mit Mix Master Mike aus der Beastie-Boys-Crew ein Idol früherer Tage geholt, zu exaltiertem Gesang gibt es vorzügliche Beats und die besten Scratches vom Altmeister. Ein durchaus gelungenes „Bauchgefühl-Album“ (Mount/Intro) also, vielleicht nicht das nächste Feuerwerk, aber wann bitte gab es denn zuletzt in solcher Rekordzeit einen so großen Packen guter Laune!? http://www.metronomy.co.uk/
Update: Jetzt auch mit aktuellem Video zu "Night Owl" unter der Regie von Quentien Dupieux (Mr. Oizo) und jeder Menge Gemetzel.
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