Mittwoch, 25. Mai 2016

onDeadWaves: Work-Work-Balance

onDeadWaves
„onDeadWaves“

(Mute Records)

Der Grund, weshalb Arbeitsbeziehungen in der Regel grandios scheitern, könnte vielleicht darin begründet sein, dass sich beide Seiten vornehmlich auf die Beziehung und weniger auf die Arbeit konzentrieren. Streicht man dagegen den ganzen darwinistischen und gefühlsduseligen Kram mal komplett raus, sind die Chance auf ein ertragreiches Gelingen gar nicht mal so schlecht. Polly Scattergood und James Chapman beispielsweise sind beide beim Plattenlabel Mute Records unter Vertrag und haben sich dort auch vor Jahren auf einer Veranstaltung kennengelernt. Und beschlossen, neben ihren eigenen Projekten auch für ein gemeinsames zu musizieren – herausgekommen ist das wunderbare Debütalbum unter dem Namen onDeadWaves. Auch wenn Scattergood und Chapman solistisch eher der Passion ihres Arbeitgebers und somit der Elektronik folgen – sie war 2013 mit “Arrows” erfolgreich und er zur gleichen Zeit als Maps mit dem Album “Vicissitude” – hier huldigen die beiden unverholen den Säulenheiligen der Songwriterzunft. An erster Stelle ist da natürlich Leonhard Cohen zu nennen, zu dem sich die meisten Parallelitäten heraushören lassen, aber auch Bob Dylan und Jim O’Rourke werden aufgeführt, wenn es um Vorbildfunktionen geht.



Herausgekommen sind Stücke wie die Einstiegssingle “Blackbird” – Scattergoods Zwiesprache mit dem schwarzen Vogel auf der Bettkante ist ein wahrhaft anrührender, melancholischer Moment, ebenso perfekt gelungen wie das spätere “Blue Inside”, ein Song über Aufbrüche und Verletzlichkeiten, gesungen mit brüchigem Timbre und sehr, sehr viel Düsternis. Es gibt auf dem ganzen Album mit “California” eigentlich nur ein einziges Stück, das sich etwas Ausgelassenheit und bessere Laune gönnt, alles andere wirkt angenehm verhangen und schemenhaft konturiert. Chapman und Scattergood singen, raunen, hauchen, flüstern jeden der zehn Titel gemeinsam, bei “Alice” sogar so zart, dass man meint, im nächsten Augenblick würden sie sich endgültig in Rauch auflösen. In allen Liedern schwingt eine große, wohltuende Wärme mit, garniert mit zaghaften Percussions, schimmernden Gitarrenakkorden, Zurückhaltung scheint oberstes Gebot und selbst am Schluß, wenn sich “Winter’s Child” zu einem vorsichtigen Blues aufmacht, dauert es seine Zeit, bis sich Scattergood und Chapman zum  finalen Crescendo trauen – dann aber ist mit einem Schlag alles vorbei. Und die Repeat-Taste schon gedrückt …

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