Trümmer
„Interzone“
(Pias)
Dass den drei Hamburger Jungs von Trümmer der Begriff des Interzonenzugs besonders geläufig wäre, darf man getrost bezweifeln – schließlich fuhren die Züge, die erst die Amerikanische mit der Sowjetischen Besatzungszone, später Deutschland West mit Deutschland Ost verbanden, in einer Zeit, da von Paul Pötsch, Tammo Kasper und Maximilian Fenski noch nicht einmal etwas zu ahnen war. Nachwendekinder, solche mit anderen Sorgen also. Wer will, kann mit dem Namen der Platte also lieber Zwischenwelten, Graubereiche assoziieren, Sachen, die nicht halb und nicht ganz und wie ein unstetes, unentschiedenes Leben nicht zu greifen, nicht festzumachen sind. Die Texte des Albums deuten darauf hin, dass auch hier mit dem Für und Wider im Gesellschaftlichen wie im Privaten gehadert wird. Der metaphernreiche Schlagwortpop von Trümmer landet irgendwo zwischen Wut und Apathie, zwischen ehrlichem Zorn und aufreizender Smartness. Mal stört sie die Ruhe („Grüße aus der Interzone“), dann preisen sie das Nichtstun („Dandys Im Nebel“), Selbstoptimierung und –kontrolle sind ihnen fremd („05:30“), aber wenn’s drauf ankommt, machen sie lieber Liebe statt Aufruhr („Nitroglyzerin“). Inbetween Boys in jeder Beziehung, auch der Sound dieser zweiten Platte bietet Gegensätze. Die Platte ist wie der Vorgänger (um im Bilde zu bleiben) in unterschiedliche Zonen aufgeteilt, die erste Hälfte dominiert der lässige, funkige Gitarrenpop, zum Ende hinwird es dagegen laut und heftig.
Die „Kinder, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben“ („Wir explodieren“) dürfen also erst einmal geschmeidig abtanzen, bevor es dann später an die Drogen und die dicken, bluesigen Rockbretter geht. Wo früher Oasis von „Cigarettes And Alcohol“ schwärmten und kurz darauf ihre „Champagne Supernova“ priesen, kommen Trümmer mit „Gin Tonic And Wodka Soda“ um die Ecke, um später dem trügerischen Glitzern der Nacht zu erliegen. Alles kein Spaß, auch wenn die besungenen Abstürze manchmal etwas aufgesetzt wirken. So richtig vergreifen tut sich die Band jedoch höchstens ein einziges Mal, als sie den allgegenwärtigen Hasstiraden einen „European Mega Monster Rave“ entgegensetzen will – wo hier das platte Ankumpeln endet und die Ironie beginnt, kann man wirklich schwer auseinanderhalten. Was sie da schlecht machen, wird am Ende wieder alles gut: “Wozu noch Angst“ ist ein wunderbares, gleichwohl trauriges Lied, das einen sofort packt und bis zum letzten Ton nicht mehr losläßt. Nirgendwo sonst meint man so klar wie hier zu hören, dass die Ungewißheit eine Angst mit sich trägt, um die man diese Generation nicht beneiden muß. „Ich will die Wahrheit sagen, doch die Wahrheit wiegt zehn Tonnen“ – und ist manchmal nur so zu ertragen. http://www.truemmer.tv/
12.10. Hannover, Lux
13.10. Wiesbaden, Schlachthof
14.10. Köln, Gebäude 9
15.10. Münster, Gleis 22
16.10. Leipzig, Naumanns Im Felsenkeller
18.10. Salzburg, Rockhouse
19.10. München, Ampere
20.10. Innsbruck, Weekender Club
22.10. Vöcklabrück, OKH
24.10. Wien, Fluc
25.10. Zürich, Werk 21
26.10. Stuttgart, Keller Club
28.10. Hamburg, Uebel und Gefährlich
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