Dirk Darmstaedter
„Beautiful Criminals“
(Beg Steal And Borrow)
Gerade noch mal nachgeschaut – Dirk Darmstaedter verkauft tatsächlich keine T-Shirts. Gut so. Man hätte sich auch sehr gewundert, denn Darmstaedter ist in vielerlei Hinsicht angenehm altmodisch und unprätentiös. Und an seinem Merge-Stand wird halt nur das wichtigste gehandelt, was der knapp sechzigjährige Hamburger zu bieten hat. Und das ist nun mal seine Musik. Und auch hier: Wer macht denn heutzutage noch Singer-Songwriter-Rock der klassichen Schule, wo doch jetzt alles mit den Präfixen „New“, besser „Nu“ oder gleich „Neo“ betitelt sein muß. Natürlich heißt das nicht, dass er, weil’s so gut in die Zeit passt, mit einfachen Mitteln einfache Wahrheiten zu transportieren sucht, dafür sind sein Anspruch zu hoch und seine Ausdrucksmöglichkeiten von erstaunlicher Vielschichtigkeit. Er scheint nur zu der Sorte von Romantikern zu gehören, die eitlen Tand und nutzlose Verzierungen scheuen und für die ein Song zu allererst eine ordentliche Struktur, eine tragfähige Melodik braucht, damit er und damit auch der Zuhörer zufrieden ist.
Wie schon beim Vorgänger „Before We Leave“ beschränkt sich Darmstaedter auf eine zurückhaltende bis reduzierte Instrumentierung, elektronische Spielereien hört man auch auf „Beautiful Criminals“ eher selten. Dafür hin und wieder mal ein paar sanfte Piano-Takte oder die gute alte Mundharmonika, auch Streicher und Bläser sind willkommen. Dabei erweist sich der elegante Grauschopf auch textlich als hoffnungsloser Romantiker, etwa wenn er sehnsüchtig den „Pop Guitars“ von Jugendidol Johnny Marr nachhängt oder die Schlagzeilen der Zeitungsmeldungen besingt (Papierzeitungen versteht sich, melancholische Gefühle ließen sich in seinem Sinne wohl kaum damit vermitteln, wenn von weggewischten News in der Smartphone-App die Rede wäre). Erinnerungen überall, an die Verflossene und an die Geliebte, auch bei den „Summercamp Girls“ blättert er mit uns gemeinsam durch imaginäre Polaroids und man bekommt ein Gefühl dafür, dass dieser Mann wohl nicht ganz ohne Wehmut an die Tage denkt, da er mit seiner Band The Jeremy Days deutsche Pophoffnungen fast im Alleingang schultern durfte und Musik noch im Club gespielt und nicht nur im Netz geteilt wurde. Der Wechsel zwischen wohl dosiertem Rock und beschwingtem Pop und die Vermischung beider macht das Album zu einem dauerhaften Vergnügen, keines der Stücke drängt laut in den Vordergrund, keines will mehr sein als es ist und nicht eines ist langweilig. Eine Platte wie aus der Zeit und deshalb genau zur richtigen.
06.05. Magdeburg, Moritzhof Galerie
08.05. Leipzig, Neues Schauspiel
09.05. Frankfurt, Mousonturm
10.05. Berlin, Auster Club
11.05. Hamburg, Knust
12.05. Düsseldorf, Pitcher
13.05. Köln, Stereo Wonderland
17.05. München, Milla
24.05. Dresden, Bärenzwinger
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