Donnerstag, 18. Februar 2016

Rigna Folk: Parallelwelt 3.0

Rigna Folk
„Nova Void“

(Dunstan Music)

Hand auf’s Herz, da reicht oftmals schon einer der folgenden Begriffe, um die Kauflust zu zügeln: episch, instrumental, Konzeptalbum. Die Ulmer Band Rigna Folk traut sich zum wiederholten Mal, gleich alle drei Schubladen zu öffnen und aus ihrer Sicht ist das gar nicht mal so verwegen. Immerhin haben sich Victor Nordir, Jens Schalle, Chriss Fakler und Vlad Müller mit den beiden ersten Alben „Astropolis“ und „Sól“ schon eine kleine, aber sehr treue Fangemeinde erarbeitet und die Chancen, dass anhaltende Mühe belohnt wird, stehen auch mit „Nova Void“ nicht ganz so schlecht. Auch auf dieser Platte geht es um das imaginäre „Regenvolk“, dessen Geschicke in einem Paralleluniversum weitererzählt werden – das Sterben des eigenen Planeten zwingt die Bewohner in zwei verschiedene Lager, denen auch das vorliegende Werk mit seiner Teilung folgt: „Nova“ begleitet den Aufbruch und die Suche nach einem neuen Zuhause, wohingegen “Void” das bedingungslose Festhalten an der alten Heimat, also die Bewahrung des bis dato Geschaffenen thematisiert. Klingt alles recht fantastisch und verwirrend, nicht ohne Grund benennen Rigna Folk ja auch die etwas versponnenen Isländer von Sigur Rós als eine ihrer Hauptinspirationsquellen.

Wen das eher abschreckt, der sei beruhigt – ganz so märchenhaft verspielt geht es auf dem Album gar nicht zur Sache. Im Gegenteil, die vier Herren wissen ordentlichen Krach und feine, melodische Gitarrenakkorde (“Jailbird”) sehr wohl zu schätzen. So kombinieren sie recht gekonnt Anleihen aus Prog-, Post-, Indie- und Hardrock miteinander, auch ein anständiges Bluesriff wie bei “Propaganda” darf dabei nicht fehlen. Und auch wenn Radiohead die andere Referenzhälfte stellen sollen – dem Zuhörer drängen sich da eher Muse und Placebo auf. Wogegen ja grundsätzlich mal nichts einzuwenden ist. Mit dem Song “Kosmonavt” wagen Rigna Folk im Übrigen ein weiteres Experiment, wird er doch auf Russisch gesungen, was in erster Linie daran liegt, dass Victor Nordir ursprünglich aus Sibirien stammt. Hintergedanke war hier, den Zerfall der Welt mittels ungewöhnlicher Sprachwahl an den Kalten Krieg des vergangenen Jahrtausends anzulehnen, die aktuelle politische Entwicklung zeigt ja, dass derartige Vergleiche keineswegs vom Tisch sind. Und weil mit “Jura” auch nur ein einziger Instrumentaltitel in Langform dabei ist, gibt es für Berührungsangst eigentlich keinen Grund. Man muss sich halt nur zurechtfinden in dieser Utopie. http://www.rignafolk.de/

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