Wer dieser Tage Synthpop sagt, der muss auch Drangsal (Photo: Jim Rakete) sagen und kommt an der Musik von Max Gruber nicht vorbei. Obwohl der gebürtige Pfälzer ja eher die Kategorisierung Brachialpop bevorzugt. Egal, mittlerweile ist Gruber, nebenbei ausgewiesener Morrissey-Fan, ohnehin Berliner und als solcher natürlich dringend hypeverdächtig - gerade auch, weil in seinem neuen Video zum Song "Allan Align" eine alte Bekannte ihren Auftritt hat. Regisseur Maximilian Wiedenhofer bat Jenny Elvers zum Sakraldreh und vor ansprechender Kulisse gibt's somit eine ganze Reihe Gotteslästerliches. Huiuiuih, das Album "Harieschaim" kommt dann übrigens am 22. April.
Samstag, 30. Januar 2016
Freitag, 29. Januar 2016
Emmecosta: Done
Göteborg the second: Emmecosta waren hier schon mehrmals Thema, heute ist endlich via ICEA die neue EP "Untied" von Claudio Pallone, Alfonso Fusco und Aldo Axha erschienen und wir wollen gleich die Gelegenheit nutzen, das Werk in ganzer Pracht zu streamen. Neu im Songquartett nach "Brontos", "Thousands Of Me" und "Snowboy" der Titelsong feat. Kewee. Nur noch ein paar Livetermine fehlen jetzt zum vollkommenen Glück.
Tracy Irve: Sichere Sache
Irgendwie ist heute Gemischtwarenfreitag: Deshalb nun noch zwei schwedische Leckerbissen. Neu auf dem Schirm Tracy Irve aus Göteborg, ein Synthpopduo, bestehend aus Alexander Herlogsson und Linnea Herlogsson - warme Sounds, geschmeidige Stimme, viel schiefgehen kann da sicher nicht. Nach "See You Naked" und "Strip" kommt nun mit "Town" der dritte Song der beiden ins Netz, eine EP soll noch in diesem Frühjahr folgen.
Ali Robertson: Junge mit Blues
Junger Mann, versunken vorm E-Piano, das alles in einer anständig heruntergekommenen Lagerhalle - das macht schon was her. Und wäre die Erwähnung nicht wert, wenn der Song zum Bild nicht so ordentlich klänge: Ali Robertson stammt aus Glasgow und hat gerade mit "Something About Your Love " seine Debütsingle veröffentlicht. Wir hören: Der Junge hat den Blues und auch den richtigen Rhythmus dazu und muss sich für's erste hinter einem Sam Smith gewiss nicht verstecken.
I Have No Mouth And I Must Scream: Take care, Berlin!
Die gängige Regel lautet: Berlin im Sommer ist super (dufte, bolle, eene Wolke, etc.), da läßt sich's aushalten. Im Winter, wenn alles kalt und grau in grau ist, haut man besser ab, denn dann kann einen diese Stadt unheimlich deprimieren (und isolieren, kommen wir in einigen Tagen noch zu...). Um so wichtiger, dass es gerade jetzt Sachen gibt, die einem vor Ort das Herz wärmen können. Wie zum Beispiel der größtenteils recht leichtfüßige Shoegazing-Pop des Hauptstadt-Quartetts I Have No Mouth And I Must Scream. Bastian Stein, Markus Mocydlarz, Angy Lord und Sara Neidorf haben ihre Band nach der berühmten Kurzgeschichte des SciFi-Autors Harlan Ellison benannt (die, ganz nebenbei, so gar nicht Beschauliches oder Verträumtes hat) und dass The Cure und My Bloody Valentine zu ihren Vorbildern gehören, glaubt man ihnen auf's Wort. Dennoch kommen die Songs auf dem gleichnamigen Album, das gerade via Bandcamp erschienen ist, mit allerlei traumhaften, kunstvoll versponnenen Melodien ("Paint", "Drowning") daher, schon Wall of Sound, aber eben eher zart denn massiv, und poppig genug, um nicht zu verstören. Dass auch mal ein Ausflug in Richtung Dinosaur jr drin ist, wie zum Beispiel bei "PKD", macht die Sache noch reizvoller. Die Stadt sollte ihnen in diesen Tagen für einen solchen Soundtrack wirklich dankbar sein...
Donnerstag, 28. Januar 2016
Bloc Party: Flüchtigkeitsfehler
Bloc Party
„Hymns“
(Infectious Music/PIAS)
Zu einfach möchte man es ihnen auch nicht machen. Bloc Party haben in den letzten Jahren ja kein sehr glückliches Bild in der öffentlichen Wahrnehmung abgegeben – nach den erneuten Soloausflügen von Sänger Kele Okereke musste sich dieser fragen lassen, ob er denn überhaupt noch Frontmann seiner eigenen Band wäre (was nach einigem Hin und Her geklärt werden konnte), es gab noch reichlich Unzufriedenheit, woraufhin wiederum das Personalkarussell kräftig rotierte. Schön war das alles nicht, auch weil nach dem letzten Album „Four“ die Stammkundschaft von der Fahne zu gehen drohte, hatte sich doch die einstige Indierock-Kapelle hörbar vom ausschließlich zickig-zackigen Hochfrequenzsound zu Gunsten tanzbarer Elektronik abgewandt. Alles halb so wild, weil die Substanz bewahrt schien und „Four“ bei aller Unentschiedenheit genügend Interessantes bot. Solches zu finden wird nun auf „Hymns“ leider schon deutlich schwieriger.
Die Masche, mit einer hübschen Idee pro Song auch ein anständiges Album abliefern zu können, ist ja so neu nicht, auch die Strokes haben auf ihrem Debüt „Is This It“ nichts anderes gemacht, als jedem Track ein einziges, prägendes Riff zu verpassen – funktioniert hat es prächtig. Wenn allerdings die Idee nicht trägt oder im schlimmsten Falle gar nicht vorhanden ist, wird es schwer, die Hörer bei Laune zu halten. Man kann nun auf der vorliegenden Platte allzu deutlich hören, wie dünn das Material ist, aus welchem der Großteil der Stücke hier verbastelt wurde. Dem Opener „The Love Within“ helfen noch die synthetischen Beats, die in wippender Regelmäßigkeit abschmieren, bei „Only He Can Heal“ ist es der operettenhaften Chor im Hintergrund, der etwas Spannung bringt, doch damit war’s das auch fast schon. Viel Leerlauf, hier ein paar gekräuselte Gitarren programmiert, dort Okereke’s gewohnt barmender Gesang – mehr kommt oft nicht.
Einzige Ausnahme das tatsächlich feine „Different Drugs“, bei dem sich zeigt, dass Geschwindigkeit nicht alles ist, sondern ein paar klug verbaute, ansprechend düstere Klangflächen ausreichen, um sich im Ohr für längere Zeit festzukrallen. Ein Wort noch zu „Into The Earth“: Eigentlich wäre ein Song, der so locker zu ein paar Jack-Johnson-Akkorden dahingeträllert wird, sein Sonderlob wert, dennoch wirkt er auf einem Tanzalbum wie diesem wie ein Fremdkörper – mutig ist er allemal. Das ändert aber nichts daran, dass „Hymns“ mit viel Wohlwollen gerade mal okay geht. Unter der Maßgabe, dass man von einer so vollmundig angekündigten Platte doch bitteschön begeistert und bestenfalls sogar mitgerissen werden möchte, ist das dann aber doch eine recht schlappe Leistung. Das Cover erweist sich in dieser Hinsicht leider als Sinnbild: Bunte Lichtspiele, die im Ungefähren bleiben und sich allzu schnell verflüchtigen, das hätte man gern anders gehört. http://blocparty.com/
01.03. Hamburg, Markthalle
„Hymns“
(Infectious Music/PIAS)
Zu einfach möchte man es ihnen auch nicht machen. Bloc Party haben in den letzten Jahren ja kein sehr glückliches Bild in der öffentlichen Wahrnehmung abgegeben – nach den erneuten Soloausflügen von Sänger Kele Okereke musste sich dieser fragen lassen, ob er denn überhaupt noch Frontmann seiner eigenen Band wäre (was nach einigem Hin und Her geklärt werden konnte), es gab noch reichlich Unzufriedenheit, woraufhin wiederum das Personalkarussell kräftig rotierte. Schön war das alles nicht, auch weil nach dem letzten Album „Four“ die Stammkundschaft von der Fahne zu gehen drohte, hatte sich doch die einstige Indierock-Kapelle hörbar vom ausschließlich zickig-zackigen Hochfrequenzsound zu Gunsten tanzbarer Elektronik abgewandt. Alles halb so wild, weil die Substanz bewahrt schien und „Four“ bei aller Unentschiedenheit genügend Interessantes bot. Solches zu finden wird nun auf „Hymns“ leider schon deutlich schwieriger.
Die Masche, mit einer hübschen Idee pro Song auch ein anständiges Album abliefern zu können, ist ja so neu nicht, auch die Strokes haben auf ihrem Debüt „Is This It“ nichts anderes gemacht, als jedem Track ein einziges, prägendes Riff zu verpassen – funktioniert hat es prächtig. Wenn allerdings die Idee nicht trägt oder im schlimmsten Falle gar nicht vorhanden ist, wird es schwer, die Hörer bei Laune zu halten. Man kann nun auf der vorliegenden Platte allzu deutlich hören, wie dünn das Material ist, aus welchem der Großteil der Stücke hier verbastelt wurde. Dem Opener „The Love Within“ helfen noch die synthetischen Beats, die in wippender Regelmäßigkeit abschmieren, bei „Only He Can Heal“ ist es der operettenhaften Chor im Hintergrund, der etwas Spannung bringt, doch damit war’s das auch fast schon. Viel Leerlauf, hier ein paar gekräuselte Gitarren programmiert, dort Okereke’s gewohnt barmender Gesang – mehr kommt oft nicht.
Einzige Ausnahme das tatsächlich feine „Different Drugs“, bei dem sich zeigt, dass Geschwindigkeit nicht alles ist, sondern ein paar klug verbaute, ansprechend düstere Klangflächen ausreichen, um sich im Ohr für längere Zeit festzukrallen. Ein Wort noch zu „Into The Earth“: Eigentlich wäre ein Song, der so locker zu ein paar Jack-Johnson-Akkorden dahingeträllert wird, sein Sonderlob wert, dennoch wirkt er auf einem Tanzalbum wie diesem wie ein Fremdkörper – mutig ist er allemal. Das ändert aber nichts daran, dass „Hymns“ mit viel Wohlwollen gerade mal okay geht. Unter der Maßgabe, dass man von einer so vollmundig angekündigten Platte doch bitteschön begeistert und bestenfalls sogar mitgerissen werden möchte, ist das dann aber doch eine recht schlappe Leistung. Das Cover erweist sich in dieser Hinsicht leider als Sinnbild: Bunte Lichtspiele, die im Ungefähren bleiben und sich allzu schnell verflüchtigen, das hätte man gern anders gehört. http://blocparty.com/
01.03. Hamburg, Markthalle
Massive Attack: Vorspiel
Mittwoch, 27. Januar 2016
WALL: Alte Schule
Ihre Debüt-EP war hier schon Thema, nun gibt es ein paar bewegte Bilder obendrauf: WALL aus den Staaten hatten ja Ende des letzten Jahres erste, interessante Stücke veröffentlicht, nun gibt es zum Song "Cuban Cigars" via DIY einen Clip, Regie führte mit Richard Kern (Marilyn Manson, Sonic Youth, Annie) ein alter Bekannter.
Get Well Soon: Mit anderem Maßstab [Update]
Get Well Soon
„Love“
(Universal)
Konstantin Gropper kann wahrscheinlich machen was er will, er wird wohl auf ewig mit der Berufsbezeichnung Popakademiker klarkommen müssen. Zumindest so lange, wie jeder dahergelaufene Rezensent (wie auch dieser hier) nicht müde wird wiederzukäuen, dass der blasse junge Mann einer der ersten Absolventen der 2003 gegründeten Popakademie Baden-Württemberg und also seiner Heimatstadt Mannheim war. Nun ist ja an dieser Ergänzung so gar nichts Despektierliches, schließlich gereicht es ihm (und nicht der besagten Akademie) zum Vorteil, dass er nicht nur einer der ersten, sondern weit und breit auch der bekannsteste und erfolgreichste Schüler seit Gründung war – ein Blick in die Analen des Hauses verrät nämlich außer ihm nichts wirklich Bemerkenswertes. Zudem ist er natürlich aus der Rolle des Talents schon längst herausgewachsen – das aktuelle Album ist immerhin schon das vierte des gebürtigen Oberschwaben, mithin hat er die hohe Kunst des orchestralen, schwelgerischen Pops hierzulande so unverkennbar und langanhaltend geprägt, dass es schwer ist, seine Musik überhaupt noch nach nationalen Maßstäben zu messen.
Knapp vier Jahre sind seit „The Scarlet Beast O' Seven Heads“ vergangen, um Grundkonzept gab es dennoch nicht viel Änderungsbedarf. Schwergewichtige, raumgreifende Kompositionen, dicht verwoben und mit maximal möglichem Instrumentarium eingespielt – Gropper ist noch immer einer, der lieber klotzt als kleckert. Vielleicht waren die Stücke in den Anfangstagen etwas dunkler und bedrohlicher gestimmt, dafür versucht sich der Mittdreißiger jetzt auch mal als „Soulist“ wie etwa beim groovenden „It’s A Catalogue“. Seine Stimme weiß Gropper noch immer nach Bedarf zu variieren, mal gibt er den charmanten Crooner, dann wieder geht’s hinauf ins barocke Falsett. Ebenso verlässlich: Es bleibt fast immer kontrolliert, selten wird einmal wie für die zehn Sekunden am Ende von „Marienbad“ mit der gesamten Kavallerie Krach geschlagen, er ist wohl einfach zu gut erzogen für derlei Kraftmeierei.
Aufmerksamkeit kann man schließlich auch anders bekommen – „Young Count Falls For Nurse“ beispielsweise erweist sich als ein unbeschwert swingendes Stück Pop im Großformat mit wenig Drama, aber viel Lässigkeit, der Kehraus „It’s A Fog“ dagegen glänzt mit großer Orchestrierung in altgewohnter, epischer Breite, wechselt aber zur Mitte hin mal eben Rhythmus und entwickelt so einen ganz eigenen Drive. Der dann mit einem Schlag abrupt endet. Man kann Konstantin Gropper ja vorwerfen, dass besagte Kontrolle die kreativen Ausbrüche vermissen lässt, dass sein manirierter Stil nicht jedermanns Sache ist und manchem auch als eitle Verkünstelung erscheinen mag – ganz sicher fehlt es weder an Mühe, Ideenvielfalt und Ambition, da dürfen nach seinem Verständnis auch eine gewisse Theatralik und das richtige Pathos nicht fehlen. Und wenn einer hierzulande den Pop mal wieder und immer noch groß und unbeschränkt denkt, wird das dem internationalen Renommee ganz gewiss nicht schaden. http://www.youwillgetwellsoon.com/
01.03. Bremen, Schlachthof
02.03. Berlin, Huxley’s Neue Welt
03.03. Köln, Gloria
04.03. Hamburg, Gruenspan
05.03. Leipzig, Täubchenthal
06.03. Heidelberg, Halle02
08.03. Stuttgart, Im Wizemann
09.03. Graz, PPC
10.03. Wien, Ottakringer Brauerei
11.03. München, Muffathalle
12.03. Zürich, Stall 6
28.04. Gera, Clubzentrum COMMA
29.04. Dortmund, Konzerthaus
30.04. Frankfurt am Main, Mousonturm
Update: Gerade frisch reingeschneit - der Videoclip zu "It's A Catalogue", Hauptdarsteller hier Piet Fuchs (Stromberg, Wilsberg, Tatort), Schnittstelle Bildundtonfabrik.
„Love“
(Universal)
Konstantin Gropper kann wahrscheinlich machen was er will, er wird wohl auf ewig mit der Berufsbezeichnung Popakademiker klarkommen müssen. Zumindest so lange, wie jeder dahergelaufene Rezensent (wie auch dieser hier) nicht müde wird wiederzukäuen, dass der blasse junge Mann einer der ersten Absolventen der 2003 gegründeten Popakademie Baden-Württemberg und also seiner Heimatstadt Mannheim war. Nun ist ja an dieser Ergänzung so gar nichts Despektierliches, schließlich gereicht es ihm (und nicht der besagten Akademie) zum Vorteil, dass er nicht nur einer der ersten, sondern weit und breit auch der bekannsteste und erfolgreichste Schüler seit Gründung war – ein Blick in die Analen des Hauses verrät nämlich außer ihm nichts wirklich Bemerkenswertes. Zudem ist er natürlich aus der Rolle des Talents schon längst herausgewachsen – das aktuelle Album ist immerhin schon das vierte des gebürtigen Oberschwaben, mithin hat er die hohe Kunst des orchestralen, schwelgerischen Pops hierzulande so unverkennbar und langanhaltend geprägt, dass es schwer ist, seine Musik überhaupt noch nach nationalen Maßstäben zu messen.
Knapp vier Jahre sind seit „The Scarlet Beast O' Seven Heads“ vergangen, um Grundkonzept gab es dennoch nicht viel Änderungsbedarf. Schwergewichtige, raumgreifende Kompositionen, dicht verwoben und mit maximal möglichem Instrumentarium eingespielt – Gropper ist noch immer einer, der lieber klotzt als kleckert. Vielleicht waren die Stücke in den Anfangstagen etwas dunkler und bedrohlicher gestimmt, dafür versucht sich der Mittdreißiger jetzt auch mal als „Soulist“ wie etwa beim groovenden „It’s A Catalogue“. Seine Stimme weiß Gropper noch immer nach Bedarf zu variieren, mal gibt er den charmanten Crooner, dann wieder geht’s hinauf ins barocke Falsett. Ebenso verlässlich: Es bleibt fast immer kontrolliert, selten wird einmal wie für die zehn Sekunden am Ende von „Marienbad“ mit der gesamten Kavallerie Krach geschlagen, er ist wohl einfach zu gut erzogen für derlei Kraftmeierei.
Aufmerksamkeit kann man schließlich auch anders bekommen – „Young Count Falls For Nurse“ beispielsweise erweist sich als ein unbeschwert swingendes Stück Pop im Großformat mit wenig Drama, aber viel Lässigkeit, der Kehraus „It’s A Fog“ dagegen glänzt mit großer Orchestrierung in altgewohnter, epischer Breite, wechselt aber zur Mitte hin mal eben Rhythmus und entwickelt so einen ganz eigenen Drive. Der dann mit einem Schlag abrupt endet. Man kann Konstantin Gropper ja vorwerfen, dass besagte Kontrolle die kreativen Ausbrüche vermissen lässt, dass sein manirierter Stil nicht jedermanns Sache ist und manchem auch als eitle Verkünstelung erscheinen mag – ganz sicher fehlt es weder an Mühe, Ideenvielfalt und Ambition, da dürfen nach seinem Verständnis auch eine gewisse Theatralik und das richtige Pathos nicht fehlen. Und wenn einer hierzulande den Pop mal wieder und immer noch groß und unbeschränkt denkt, wird das dem internationalen Renommee ganz gewiss nicht schaden. http://www.youwillgetwellsoon.com/
01.03. Bremen, Schlachthof
02.03. Berlin, Huxley’s Neue Welt
03.03. Köln, Gloria
04.03. Hamburg, Gruenspan
05.03. Leipzig, Täubchenthal
06.03. Heidelberg, Halle02
08.03. Stuttgart, Im Wizemann
09.03. Graz, PPC
10.03. Wien, Ottakringer Brauerei
11.03. München, Muffathalle
12.03. Zürich, Stall 6
28.04. Gera, Clubzentrum COMMA
29.04. Dortmund, Konzerthaus
30.04. Frankfurt am Main, Mousonturm
Update: Gerade frisch reingeschneit - der Videoclip zu "It's A Catalogue", Hauptdarsteller hier Piet Fuchs (Stromberg, Wilsberg, Tatort), Schnittstelle Bildundtonfabrik.
Dienstag, 26. Januar 2016
The Big Pink: Einer geht noch
Da ist dann wohl noch ein Nachtrag fällig: Wem die Rückkehrer der letzten Tage, Wochen und Monate aus den seligen Zeiten des Synthpop, Big Beat, Electropunk und Techno noch nicht über sind, dem sei der aktuelle Track "Hightimes" von The Big Pink empfohlen. Robbie Furze und Milo Cordell haben gerade für dieses Frühjahr ihre EP "Empire Underground" angekündigt - davon hier ein erster Clip unter der Regie von Nova Dando.
Dios Mio: Langanhaltend
Das Londoner Quartett Dios Mio um die Sängerin Helena Coan war hier schon öfters eine lobende Erwähnung wert, nun wollen wir sie erneut auf den Schild heben. Anlass ist ihre aktuelle EP "Hinterland", von welcher sie gerade den Clip zur Single "In Circles" gepostet haben - Super 8, super sowieso.
Underworld: Atemübung [Update]
Irgendwie haben sie noch gefehlt im letzten Jahr: Wir hatten The Prodigy (mmh, naja), The Chemical Brothers (jaa, doch) und Leftfield (schon eher), eine ganze Reihe von 'old fashioned dance acts', die teilweise noch ziemlich propper klangen. Nun kommen also auch Underworld wieder um die Ecke - am 18. März soll ihr erstes Album seit sechs Jahren erscheinen und den wundervollen Titel "Barbara Barbara, We Face A Shining Future", die erste Single "I Exhale" steht hier schon mal bereit.
Update: Ganz sicher, dass der Mann kein Problem hat? Naja, Karl Hyde macht zumindest im Video seiner Band einen etwas verstörten Eindruck...
Update: Ganz sicher, dass der Mann kein Problem hat? Naja, Karl Hyde macht zumindest im Video seiner Band einen etwas verstörten Eindruck...
Montag, 25. Januar 2016
Iggy Pop: Mit gemeinsamer Kraft [Update]
Einer seiner besten Langzeitkumpel ist leider auf und davon, da schaut sich Iggy Pop nach anderweitigen Kollaborationen um: Zusammen mit Josh Homme (Queens Of The Stone Age/Eagles Of Death Metal) hat der Unverwüstliche gerade einAlbum mit dem Titel "Post Pop Depression" aufgenommen, mit von der Partie sind außerdem der Drummer Matt Helders von den Arctic Monkeys und Dean Ferita (Eagles Of Death Metal/Dead Weather). Laut Pitchfork haben die Herren im Zuge der Veröffentlichung am 18. März auch eine gemeinsame Tour geplant, hier zumindest schon mal der erste Vorgeschmack "Gardenia".
Update: Hier noch ein neuer Song im Zane-Lowe-Radio-Rip: "Breack Into Your Heart".
07.05. Berlin, Tempodrom
08.05. Hamburg, Mehr! Theater
Update: Hier noch ein neuer Song im Zane-Lowe-Radio-Rip: "Breack Into Your Heart".
07.05. Berlin, Tempodrom
08.05. Hamburg, Mehr! Theater
Cold Cave vs. New Order: Heldenverehrung
Dass Wesley Eisold, der Mann hinter dem Pseudonym Cold Cave, wunderbar unterkühlte Synthiepop-Nummern schreiben kann, war allseits bekannt, dass er New Order verehrte, erscheint dabei fast zwangsläufig. Wie tief die Liebe und Verehrung ging und geht, kann man nun laut Stereogum auf einer eigens eingerichteten Website nachlesen - Sätze wie "New Order is a gift that somehow makes you feel alone and not alone at the same time" und "From daydreams in a boyish bedroom to nights never slept, I loved New
Order because I felt these songs understood me and articulated in sound
what I never could with words" möchte man auch als Nichtmusiker umgehend gegenzeichnen. Hier das gerade erschienene Cover "Your Silent Face" vom Album "Power, Corruption And Lies".
Passend dazu auch das neue Video der legendären Wiedergänger: "Tutti Frutti" vom Album "Music Complete", entstanden unter der Regie von Tom Haines - keine Frage, Eisold wird es mögen.
Passend dazu auch das neue Video der legendären Wiedergänger: "Tutti Frutti" vom Album "Music Complete", entstanden unter der Regie von Tom Haines - keine Frage, Eisold wird es mögen.
The Chemical Brothers feat. Beck: Verausgabung
Zu einem erstklassigen Song gehört auch ein erstklassiges Video - gesagt, getan: The Chemical Brothers haben auf ihrem letzten Album "Born In Echoes" zusammen mit Beck den Abschlusstrack eingespielt, für "Wide Open" ist nun unter der Regie von Dom And Nic (David Bowie, Robbie Williams, Smashing Pumpkins) ein Clip entstanden - so ungefähr muss es also aussehen, wenn man sich komplett verausgabt...
Sonntag, 24. Januar 2016
Tindersticks: Gesamtkunstwerk
Tindersticks
„The Waiting Room“
(City Slang)
Den Tindersticks nähert man sich ja immer mit einer gewissen Zurückhaltung, einem Sicherheitsabstand – Stuart Staples hat trotz der meistenteils (und mittlerweile) sehr zarten Kompositionen nichts von einem weltverlorenen, melancholischen Brummbär an sich, dem man mit der Hand tröstend über den Kopf streichen möchte. Schon seit dem sagenhaften Debüt aus dem Jahr 1993 haftet der Band und seinem Gesang immer auch etwas unterschwellig Bedrohliches, mühsam im Zaum Gehaltenes an, das nur selten zum Ausbruch gelangt und deswegen zur Vorsicht rät. Von diesem Flackern, dieser Spannung ist auch nach knapp einem Viertel Jahrhundert nichts verloren gegangen und gerade dieses neue, mittlerweile zehnte Album beweist, mit wieviel Inspiration und künstlerischem Anspruch die Engländer noch immer zu Werke gehen. Nach einigen Nebenprojekten, Auftragsarbeiten und Filmscores haben die fünf nun selbst zum Mittel der multimedialen Präsentation gegriffen und man tut gut daran, sich nicht nur auf die akustische, sondern auch die visuelle Umsetzung ihrer Stücke einzulassen. Elf Videoclips, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Clemont-Ferrand Kurzfilmfestival und verantwortet u.a. von Suzanne Osborne, Pierre Vinour, Claire Denis, Gabraz und Sara Não Tem Nome, Richard Dumas und Stuart Staples selbst, begleiten die Platte, helfen beim Verständnis und/oder wecken neue Assoziationen.
So könnte man die Autofahrt im Fast-Forward-Modus zum wunderbaren „Were We Once Lovers“ auch als rastlose Ungläubigkeit interpretieren, eine Art Trauerarbeit also, die nicht weiß, wohin mit sich, Betäubung durch Geschwindigkeit. Auf den jazzigen Funk von „Help Youself“ folgt der zu Herzen gehende last waltz von „Hey, Lucinda“, ein Duett mit der 2010 verstorbenen Musikerin und Freundin Lhasa De Sela, das durch die Bebilderung mit kleinstädtischer Ereignislosigkeit noch mehr Nachdruck erhält, weil es die Unabänderlichkeit unseres Lebens bestens illustriert. Ob antikes Hochzeitsglück („How He Entered“), wirre Amokfahrt („Second-Chance Man“) oder das verlorene Treiben eines Körpers im Wasser (“The Waiting Room”) – immer fügen die Bilder den ohnehin beeindruckenden Tönen neue Blickwinkel und Gedankenanstöße hinzu.
Besonders eindrucksvoll gelingt diese doppelte Stimulation der Sinne bei „We Are Dreamers!“, ein Stück, das ungewohnt dronig und düster brodelt und mit der Stimme der Savages-Frontfrau Jehnny Beth noch eine dramatische Überhöhung erfährt. Im Bild kreisen dazu riesenhafte Trucks durch eine karge Minenlandschaft, einzig begleitet von einer hilflos umherwandernden Frau mit Schaufel – wer möchte, kann Staples‘ barmenden Gesang „This is not earth, this is not earth, we are dreamers!“ als Klage über die Verwundung unseres Planeten, übersetzt in Sinnbilder von Vergeblichkeit und zerstörerischer Übermacht deuten. Ein Aspekt, der kurz darauf im Schlußstück „Like Only Lovers Can“ nochmals aufgenommen wird, hier werden ausgestopfte, traurig dreinblickende Vögel mit sonnig glänzenden Wolkenformationen überblendet, die Trauer ist da fast mit den Händen zu greifen. Gewiss keine fröhliche Platte also, gleichwohl aber so fesselnd wie vielschichtig. Nach „The Something Rain“ ist den Tindersticks erneut ein Werk von großer Tiefe, bemerkenswertem Facettenreichtum und anhaltender Irritation gelungen – die Bewunderung bleibt somit, die Unruhe aber auch. http://www.tindersticks.co.uk/
13.02. Berlin, Volksbühne
14.02. Berlin, Volksbühne
07.03. Zürich, Kaufleuten
09.03. Wien, Konzerthaus
11.03. München, Kammerspiele
12.03. Stuttgart, Im Wizemann
13.03. Köln, Gloria
14.03. Hamburg, Kampnagel
„The Waiting Room“
(City Slang)
Den Tindersticks nähert man sich ja immer mit einer gewissen Zurückhaltung, einem Sicherheitsabstand – Stuart Staples hat trotz der meistenteils (und mittlerweile) sehr zarten Kompositionen nichts von einem weltverlorenen, melancholischen Brummbär an sich, dem man mit der Hand tröstend über den Kopf streichen möchte. Schon seit dem sagenhaften Debüt aus dem Jahr 1993 haftet der Band und seinem Gesang immer auch etwas unterschwellig Bedrohliches, mühsam im Zaum Gehaltenes an, das nur selten zum Ausbruch gelangt und deswegen zur Vorsicht rät. Von diesem Flackern, dieser Spannung ist auch nach knapp einem Viertel Jahrhundert nichts verloren gegangen und gerade dieses neue, mittlerweile zehnte Album beweist, mit wieviel Inspiration und künstlerischem Anspruch die Engländer noch immer zu Werke gehen. Nach einigen Nebenprojekten, Auftragsarbeiten und Filmscores haben die fünf nun selbst zum Mittel der multimedialen Präsentation gegriffen und man tut gut daran, sich nicht nur auf die akustische, sondern auch die visuelle Umsetzung ihrer Stücke einzulassen. Elf Videoclips, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Clemont-Ferrand Kurzfilmfestival und verantwortet u.a. von Suzanne Osborne, Pierre Vinour, Claire Denis, Gabraz und Sara Não Tem Nome, Richard Dumas und Stuart Staples selbst, begleiten die Platte, helfen beim Verständnis und/oder wecken neue Assoziationen.
So könnte man die Autofahrt im Fast-Forward-Modus zum wunderbaren „Were We Once Lovers“ auch als rastlose Ungläubigkeit interpretieren, eine Art Trauerarbeit also, die nicht weiß, wohin mit sich, Betäubung durch Geschwindigkeit. Auf den jazzigen Funk von „Help Youself“ folgt der zu Herzen gehende last waltz von „Hey, Lucinda“, ein Duett mit der 2010 verstorbenen Musikerin und Freundin Lhasa De Sela, das durch die Bebilderung mit kleinstädtischer Ereignislosigkeit noch mehr Nachdruck erhält, weil es die Unabänderlichkeit unseres Lebens bestens illustriert. Ob antikes Hochzeitsglück („How He Entered“), wirre Amokfahrt („Second-Chance Man“) oder das verlorene Treiben eines Körpers im Wasser (“The Waiting Room”) – immer fügen die Bilder den ohnehin beeindruckenden Tönen neue Blickwinkel und Gedankenanstöße hinzu.
Besonders eindrucksvoll gelingt diese doppelte Stimulation der Sinne bei „We Are Dreamers!“, ein Stück, das ungewohnt dronig und düster brodelt und mit der Stimme der Savages-Frontfrau Jehnny Beth noch eine dramatische Überhöhung erfährt. Im Bild kreisen dazu riesenhafte Trucks durch eine karge Minenlandschaft, einzig begleitet von einer hilflos umherwandernden Frau mit Schaufel – wer möchte, kann Staples‘ barmenden Gesang „This is not earth, this is not earth, we are dreamers!“ als Klage über die Verwundung unseres Planeten, übersetzt in Sinnbilder von Vergeblichkeit und zerstörerischer Übermacht deuten. Ein Aspekt, der kurz darauf im Schlußstück „Like Only Lovers Can“ nochmals aufgenommen wird, hier werden ausgestopfte, traurig dreinblickende Vögel mit sonnig glänzenden Wolkenformationen überblendet, die Trauer ist da fast mit den Händen zu greifen. Gewiss keine fröhliche Platte also, gleichwohl aber so fesselnd wie vielschichtig. Nach „The Something Rain“ ist den Tindersticks erneut ein Werk von großer Tiefe, bemerkenswertem Facettenreichtum und anhaltender Irritation gelungen – die Bewunderung bleibt somit, die Unruhe aber auch. http://www.tindersticks.co.uk/
13.02. Berlin, Volksbühne
14.02. Berlin, Volksbühne
07.03. Zürich, Kaufleuten
09.03. Wien, Konzerthaus
11.03. München, Kammerspiele
12.03. Stuttgart, Im Wizemann
13.03. Köln, Gloria
14.03. Hamburg, Kampnagel
Freitag, 22. Januar 2016
Dude York: Vorwärts schauen
Noch schnell zwei Kracher, bevor alles ins Wochenende auseinanderläuft: Dude York sind ein klassisches DIY-Trio aus Seattle - nach einer Reihe früherer Veröffentlichungen (ihr Debüt legten sie 2011 mit dem Album "Gangs Of Dude York" vor) und Umbesetzungen gibt es nun gleich zwei neue Songs, die beide mächtig rocken. "Love Is" und "Lose Control" eröffnen, wenn man der Promo glauben mag, eine Edition mehrerer Singles, welche die Entwicklung der Band dokumentieren soll. Kann kommen. https://dudeyork.bandcamp.com/
De Montevert: Träumen, möglicherweise
Scheint der Tag der besonderen Perlen zu sein: Diese hier stammt von der Schwedin Ellinor Nilsson, die unter dem Moniker De Montevert erst vor zwei Monaten die wunderbare Single "Let's Not Run Away Together" präsentierte. Noch noch schöner gelungen ist jetzt "It's Allright, I'm Probably Dreaming" - das dazugehörige, selbstbetitelte Album wird hierzulande via No Method Records am 26. Februar erscheinen und wer in Leipzig und Umgebung wohnt hat sogar die Chance auf einen Livebesuch.
26.03. Leipzig, Horns Erben
26.03. Leipzig, Horns Erben
Astronauts.: Ingenieurskunst
Und zwischendrein ein kleines Schmuckstück: Der Londoner Dan Carney hat 2014 für sein Debütalbum "Hollow Ponds" selbst vom NME und dem Netzportal Indieshuffle dickes Lob eingestrichen, nun schickt er sich, wieder unter dem Pseudonym Astronauts. an, dort anzuknüpfen. Für den April ist die Veröffentlichung des Nachfolgers "End Codes" geplant - fein verwobene Folktronika, von der es hier mit "Civil Engineer" schon mal einen TRack zum Vorhören gibt.
27.01. Bern, Café Kairo
31.01. Freiburg, Swamp
01.02. Zürich, El Lokal
27.01. Bern, Café Kairo
31.01. Freiburg, Swamp
01.02. Zürich, El Lokal
PJ Harvey: Faktensammlung
Die Informationen fließen noch nicht, sie tröpfeln: Für den gestrigen Tag waren ja umfangreiche Neuigkeiten zu PJ Harvey und ihrer neuen Platte angekündigt, ein paar Fakten dazu sind soweit zusammengetragen. Das Album wird "The Hope Six Demolition Project" lauten und elf Songs enthalten, von denen die erste Single "The Wheel" schon auf BBC zu hören war. Die Stücke wurden im Übrigen nicht nur während einer öffentlichen Ausstellung in London im vergangenen Jahr aufgenommen, geschrieben hat sie PJ Harvey auf ihren Reisen durch Afghanistan, den Kosovo und nach Washington D.C. zusammen mit dem Filmemacher Seamus Murphy - den aktuellen Trailer zur Platte gibt es hier zu sehen.
Donnerstag, 21. Januar 2016
At The Drive-In: Ernste Sache
Nun machen sie also doch ernst: At The Drive-In, Post-Hardcore-Legenden um Cedric Bixler-Zavala, werden wohl nicht nur touren, sondern auch bald ein neues Album veröffentlichen. Seit heute ist klar, dass auch Deutschland in den Genuss zweier Auftritte kommen wird - nähere Informationen zur Konserve dann sobald vorhanden.
30.03. Köln, Palladium
04.04. Berlin, Columbiahalle
05.04. Wien, Arena
30.03. Köln, Palladium
04.04. Berlin, Columbiahalle
05.04. Wien, Arena
Shearwater: Lautstark
Shearwater
„Jet Plane And Oxbow“
(Sub Pop)
Es gibt ja viele übel beleumundete Subgenres in der bunten Welt der Unterhaltungsmusik, Powerrock ist eines davon. Ganz gleich, wer warum auf die Idee gekommen ist, eine Band mit diesem Etikett zu versehen (wahrscheinlich stammt es noch aus den Zeiten, da Icke Hässler sich neben seinem Job als krummbeiniger Balljunge um den ebenso fragwürdigen ‚Melodic Rock‘ gekümmert hat) – zeitgemäß ist eine solche Kategorisierung schon lange nicht mehr. Shearwater beispielsweise passen beim besten Willen nicht in diese Schublade – selbst wenn man sie groß wählt, dürften sie mit all ihren Prog-, Psych-, Post-, Indie- und Folkanleihen schwerlich unterzubringen sein. Vor einiger Zeit hatte es sich Mastermind Jonathan Meiburg ja zur ambitionierten Aufgabe gemacht, seinen Vorbildern, befreundeten Kollegen und Tourbegleitern mit „Fellow Travelers“ ein ziemlich aufregendes Coveralbum zu widmen, dort tauchten dann mit Coldplay, Clinic, Xiu Xiu und St. Vincent Künstler auf, die unterschiedlicher kaum sein konnten.
Ganz so gegensätzlich präsentiert sich die Band natürlich auf ihrer aktuellen Platte nicht, kleinere Neuerungen lassen sich dennoch entdecken. So gibt es auf „Jet Plane And Oxbow“ wieder deutlich mehr elektronische Ausschmückungen zu hören – durchaus möglich, dass hier die Handschrift von Co-Produzent Brian Reitzell zu erkennen ist. Der Mann kümmert sich sonst ja eher um epische Filmscores und betreute bislang fast sämtliche Streifen von Sofia Coppola, sein Gespür für Dramaturgie und Spannungsbögen hat ihm sicher auch bei diesem Album geholfen. Die neuen Stücke jedenfalls kommen, zumindest im ersten Teil, mit jeder Menge guter Ideen und ziemlich dickem Sound daher, wie ein Halo schimmert die Melancholie durch die Kompositionen und Meiburg tut mit seiner warmen, weihevollen Stimme ein Übriges. Gut vorstellbar, dass Chris Martin oder Brandon Flowers mit neidischem Blick verfolgen, wie hier ein hymnischer Chorus an den nächsten gereiht wird.
Der kann dann poppig und beschwingt klingen wie im zwiespältigen Loblied auf’s eigene Heimatland („Quiet Americans“), samtweich beim zarten „Backchannels“ oder auch vom leidenschaftlichem Pathos des Mahners und Aussteigers getrieben, das sich in „Pale Kings“ Bahn bricht. Vieles ist gelungen, manches etwas mittelmäßig, vor allem dann, wenn es allzu sehr in die breitbeinigen Rockstandards der 90er abgleitet. Meiburg scheut weder das große Gefühl noch manchen Schrei im Hintergrund, dass er Spass am Rollenspiel hat und dieses gut beherrscht, beweist er im Video zur erwähnten Single „Quiet Americans“, wo er nicht nur auf beide Seiten eines nachgestellten Verhörs zu finden ist, sondern sich dafür auch noch bereitwillig den Kopf scheren läßt. Dem ausgewiesenen Vogelfreund und Umweltaktivisten sind lautstarke Meinungsäußerungen ohnehin nicht fremd – diese hier können sich auch noch gut hören lassen. http://shearwatermusic.com/
10.02. Berlin, Frannz Club
12.02. Hamburg, Molotow
„Jet Plane And Oxbow“
(Sub Pop)
Es gibt ja viele übel beleumundete Subgenres in der bunten Welt der Unterhaltungsmusik, Powerrock ist eines davon. Ganz gleich, wer warum auf die Idee gekommen ist, eine Band mit diesem Etikett zu versehen (wahrscheinlich stammt es noch aus den Zeiten, da Icke Hässler sich neben seinem Job als krummbeiniger Balljunge um den ebenso fragwürdigen ‚Melodic Rock‘ gekümmert hat) – zeitgemäß ist eine solche Kategorisierung schon lange nicht mehr. Shearwater beispielsweise passen beim besten Willen nicht in diese Schublade – selbst wenn man sie groß wählt, dürften sie mit all ihren Prog-, Psych-, Post-, Indie- und Folkanleihen schwerlich unterzubringen sein. Vor einiger Zeit hatte es sich Mastermind Jonathan Meiburg ja zur ambitionierten Aufgabe gemacht, seinen Vorbildern, befreundeten Kollegen und Tourbegleitern mit „Fellow Travelers“ ein ziemlich aufregendes Coveralbum zu widmen, dort tauchten dann mit Coldplay, Clinic, Xiu Xiu und St. Vincent Künstler auf, die unterschiedlicher kaum sein konnten.
Ganz so gegensätzlich präsentiert sich die Band natürlich auf ihrer aktuellen Platte nicht, kleinere Neuerungen lassen sich dennoch entdecken. So gibt es auf „Jet Plane And Oxbow“ wieder deutlich mehr elektronische Ausschmückungen zu hören – durchaus möglich, dass hier die Handschrift von Co-Produzent Brian Reitzell zu erkennen ist. Der Mann kümmert sich sonst ja eher um epische Filmscores und betreute bislang fast sämtliche Streifen von Sofia Coppola, sein Gespür für Dramaturgie und Spannungsbögen hat ihm sicher auch bei diesem Album geholfen. Die neuen Stücke jedenfalls kommen, zumindest im ersten Teil, mit jeder Menge guter Ideen und ziemlich dickem Sound daher, wie ein Halo schimmert die Melancholie durch die Kompositionen und Meiburg tut mit seiner warmen, weihevollen Stimme ein Übriges. Gut vorstellbar, dass Chris Martin oder Brandon Flowers mit neidischem Blick verfolgen, wie hier ein hymnischer Chorus an den nächsten gereiht wird.
Der kann dann poppig und beschwingt klingen wie im zwiespältigen Loblied auf’s eigene Heimatland („Quiet Americans“), samtweich beim zarten „Backchannels“ oder auch vom leidenschaftlichem Pathos des Mahners und Aussteigers getrieben, das sich in „Pale Kings“ Bahn bricht. Vieles ist gelungen, manches etwas mittelmäßig, vor allem dann, wenn es allzu sehr in die breitbeinigen Rockstandards der 90er abgleitet. Meiburg scheut weder das große Gefühl noch manchen Schrei im Hintergrund, dass er Spass am Rollenspiel hat und dieses gut beherrscht, beweist er im Video zur erwähnten Single „Quiet Americans“, wo er nicht nur auf beide Seiten eines nachgestellten Verhörs zu finden ist, sondern sich dafür auch noch bereitwillig den Kopf scheren läßt. Dem ausgewiesenen Vogelfreund und Umweltaktivisten sind lautstarke Meinungsäußerungen ohnehin nicht fremd – diese hier können sich auch noch gut hören lassen. http://shearwatermusic.com/
10.02. Berlin, Frannz Club
12.02. Hamburg, Molotow
AlunaGeorge: Nächste Welle
Gutgemachter Pop wird hier - siehe Vormeldung - immer gern platziert: Auch AlunaGeorge gehören in diese Rubrik und mit ihrem Debüt "BodyMusic" haben Aluna Francis und George Reid zu Recht einige Wellen geschlagen. Nun gibt es von den beiden eine neue Single mit dem Titel "I'm In Control" und die wurde zusammen mit ein paar Toastings von Popcaan eingespielt - klasse Sache!
Pet Shop Boys: Superlativ
Sie sind also wieder da. Die Pet Shop Boys habenfür den 1. April dieses Jahres ihr nächstes Studioalbum angekündigt und weil die beiden immer recht griffige Namen bevorzugen, wie dieses einfach mal "Super" heißen. Im Londoner Royal Opera House wird es dazu eine exklusive Preview geben, mit dabei unter Garantie auch die erste Single "Inner Sanctum" - den Song kann man sich hier anhören.
Smile: Do androids dream of holidays?
Neues Material vom anderen Ende der Welt: Die australischen Indierocker Smile lassen ihrem letzten neuen Song "Boundless Plains To Share" einen weiteren folgen - "Holiday" stammt ebenfalls vom für den 4. März angekündigten Album (Smooch Records) und hat sogar einen Videoclip bekommen.
Mittwoch, 20. Januar 2016
Poliça: Beziehungskiste
Und hier ist er, der zweite Song vom neuen Poliça-Album "United Crushers", das bekanntlich Anfang März erscheinen wird. Nach "Lime Habit" nun also "Wedding" und natürlich geht es hier nicht um das übliche Mann-Frau-Ding, sondern um die so einvernehmliche wie zweifelhafte Beziehung von amerikanischer Polizei und Dealerszene.
Jennylee: Nachmeldungen
10.04. Köln, Luxor
11.04. Berlin, FRannz Club
Dienstag, 19. Januar 2016
Savages: Heißhunger
Savages
„Adore Life“
(Matador)
“If you don't love me, you don't love anybody. Ain't you glad it's you? There are things I know we should, better not do but I know you could. Sleep with me and we'd still be friends. Or I know I'll go insane…” Die Gitarren splittern, der Bass kommt mit der Macht vibrierender Stahlseile, die Worte gehetzt und druckvoll – die Savages präsentieren sich gleich zu Beginn ihres neuen, zweiten Albums lebens- und liebeshungrig. Sie haben sich einiges vorgenommen. Nicht wenige, die dem Hype des Debüts “Silence Yourself” gefolgt waren, bemängelten im Nachhinein, die Stücke hätten es an Kompaktheit, Stringenz fehlen lassen. Nun, davon ist auf “Adore Life” nicht mehr viel zu hören – wenn dies der Wahl des neuen Produzenten Anders Trentemøller geschuldet ist, dann war es zweifellos eine gute. Gleich die drei ersten Stücke wirken wie aus einem Guß, dem wilden “The Answer” folgen “Evil” und “Sad Person” und erst für den Titelsong wechselt Jehnny Beth in den Patti-Smith-Modus und auch das tut sie auf beeindruckende Weise.
Man hat den Savages ja von Beginn an vorgeworfen, bei ihnen ständen Style und Pose vor Authentizität und Wahrhaftigkeit. Natürlich greift das zu kurz, denn nicht wenige bekannte Bands sind quasi am Reissbrett entstanden. Und auch wenn der Vergleich etwas hinkt, so hat sich doch mit David Bowie gerade einer der ganz großen Verkleidungskünstler des Pop zu den Sternen aufgemacht und es würde wohl ernsthaft niemand auf die Idee kommen, ihm den Spaß an der Verwandlung zum Vorwurf zu machen. Solange Attitüde nicht nur gähnende Leere ummäntelt, ist dagegen kaum etwas zu sagen, Joy Division (um im Fach zu bleiben) waren Meister der Verstörung, Siouxsie Sioux liebte die Kostümierung und selbst ein Lemmy Kilmister wusste mit ein paar albernen Ansteckern bestens zu unterhalten – ein Trottel war er deshalb trotzdem nicht. Es bleibt also jedem selbst überlassen, wie ernst er die die vier Damen und ihre inszenierte Uniformität nimmt, Wut, Zerrissenheit und Leidenschaft finden jedenfalls in den neuen Songs ihre passende Entsprechung.
Und das im Lauten wie im Leisen. “I understand the urgency of life, in the distance there is truth which cuts like a knife. Maybe I will die, maybe tomorrow, so I need to say: I adore life” – wenn Beth im Video zu besagtem Stück den Betrachter mit jeder Zuckung ihres Gesichtes, mit ihrem unverstellten, furchtlos flackernden Blick konfrontiert, ja provoziert, dann hat das schon eine seltene Klasse. All Eyes on her, der Sound dazu reduziert, spannungsgeladen, so dass es einem jedes Haar am Körper aufstellt. Wenig später mischen sich (Trentemøller macht seine Hausaufgaben) ungewohnte, elektrische Klänge ins Bild, “Surrender” stampft und knirscht ganz wunderbar schwer – eine weitere neue Facette der Londoner Band. Vielleicht kann man sich einfach darauf einigen, dass die Savages einen konsequenten Schritt nach vorn gemacht und ihr Debüt, was selten genug vorkommt, noch übertroffen haben. Glaubwürdig? Als neulich die Eagles Of Death Metal nach fürchterlichem Anschlag im Pariser Bataclán darum baten, ihren Song „I Love You All The Time“ als Zeichen der Unterstützung zu covern, waren diese vier Frauen mit die ersten, die ihnen zur Seite standen – wer hätte da noch Zweifel, wie sehr sie das Leben lieben?
03.03. Köln, Luxor
09.03. Hamburg, Knust
10.03. Berlin, Berghain
11.03. München, Strom
15.03. Zürich, Dynamo
„Adore Life“
(Matador)
“If you don't love me, you don't love anybody. Ain't you glad it's you? There are things I know we should, better not do but I know you could. Sleep with me and we'd still be friends. Or I know I'll go insane…” Die Gitarren splittern, der Bass kommt mit der Macht vibrierender Stahlseile, die Worte gehetzt und druckvoll – die Savages präsentieren sich gleich zu Beginn ihres neuen, zweiten Albums lebens- und liebeshungrig. Sie haben sich einiges vorgenommen. Nicht wenige, die dem Hype des Debüts “Silence Yourself” gefolgt waren, bemängelten im Nachhinein, die Stücke hätten es an Kompaktheit, Stringenz fehlen lassen. Nun, davon ist auf “Adore Life” nicht mehr viel zu hören – wenn dies der Wahl des neuen Produzenten Anders Trentemøller geschuldet ist, dann war es zweifellos eine gute. Gleich die drei ersten Stücke wirken wie aus einem Guß, dem wilden “The Answer” folgen “Evil” und “Sad Person” und erst für den Titelsong wechselt Jehnny Beth in den Patti-Smith-Modus und auch das tut sie auf beeindruckende Weise.
Man hat den Savages ja von Beginn an vorgeworfen, bei ihnen ständen Style und Pose vor Authentizität und Wahrhaftigkeit. Natürlich greift das zu kurz, denn nicht wenige bekannte Bands sind quasi am Reissbrett entstanden. Und auch wenn der Vergleich etwas hinkt, so hat sich doch mit David Bowie gerade einer der ganz großen Verkleidungskünstler des Pop zu den Sternen aufgemacht und es würde wohl ernsthaft niemand auf die Idee kommen, ihm den Spaß an der Verwandlung zum Vorwurf zu machen. Solange Attitüde nicht nur gähnende Leere ummäntelt, ist dagegen kaum etwas zu sagen, Joy Division (um im Fach zu bleiben) waren Meister der Verstörung, Siouxsie Sioux liebte die Kostümierung und selbst ein Lemmy Kilmister wusste mit ein paar albernen Ansteckern bestens zu unterhalten – ein Trottel war er deshalb trotzdem nicht. Es bleibt also jedem selbst überlassen, wie ernst er die die vier Damen und ihre inszenierte Uniformität nimmt, Wut, Zerrissenheit und Leidenschaft finden jedenfalls in den neuen Songs ihre passende Entsprechung.
Und das im Lauten wie im Leisen. “I understand the urgency of life, in the distance there is truth which cuts like a knife. Maybe I will die, maybe tomorrow, so I need to say: I adore life” – wenn Beth im Video zu besagtem Stück den Betrachter mit jeder Zuckung ihres Gesichtes, mit ihrem unverstellten, furchtlos flackernden Blick konfrontiert, ja provoziert, dann hat das schon eine seltene Klasse. All Eyes on her, der Sound dazu reduziert, spannungsgeladen, so dass es einem jedes Haar am Körper aufstellt. Wenig später mischen sich (Trentemøller macht seine Hausaufgaben) ungewohnte, elektrische Klänge ins Bild, “Surrender” stampft und knirscht ganz wunderbar schwer – eine weitere neue Facette der Londoner Band. Vielleicht kann man sich einfach darauf einigen, dass die Savages einen konsequenten Schritt nach vorn gemacht und ihr Debüt, was selten genug vorkommt, noch übertroffen haben. Glaubwürdig? Als neulich die Eagles Of Death Metal nach fürchterlichem Anschlag im Pariser Bataclán darum baten, ihren Song „I Love You All The Time“ als Zeichen der Unterstützung zu covern, waren diese vier Frauen mit die ersten, die ihnen zur Seite standen – wer hätte da noch Zweifel, wie sehr sie das Leben lieben?
03.03. Köln, Luxor
09.03. Hamburg, Knust
10.03. Berlin, Berghain
11.03. München, Strom
15.03. Zürich, Dynamo
The Callas: Über Umwege
Es war dann doch der bekanntere Name, der einen auf die Spur gebracht hat: Jim Sclavunos, Mitglied der Bad Seeds und auch bei den leider viel zu früh verblichenen Grinderman angestellt, ist also der Mann, der hinter der neuesten Produktion der Athener Noisekapelle The Callas steht. In einer Woche erscheint deren neues Album "Half Kiss Half Pain" bei Inner Ear Records, von welchem auch die Single "It's Sunday I'm Bleeding" stammt.
Grimes: Hit the road
Ganz ehrlich - war ja fast schon in Vergessenheit geraten, dass Grimes eines der besten Alben des vergangenen Jahres abgeliefert hatte. Gute Gelegenheit also, das gewohnte 'times runnin' kurz mal etwas abzubremsen und dafür mit einer Horde von Cyberpunks auf Erkundungstour zu gehen. "Kill V. Maim" vom nach wie vor überaus gelungenen "Art Angels" ist wieder eine Zusammenarbeit von Schwester Claire und Bruder Mac Boucher und, ganz nebenbei, ganz schön wild.
Shan Vincent De Paul: Push the bottom
Es sind nur zwei Minuten, aber die haben es in sich: Shan Vincent De Paul hat eine durchaus interessante Geschichte zu erzählen - in Sri Lanka geboren und als Flüchtling ins kanadische Toronto gekommen, ist er dort recht bald in die Musikszene eingetaucht und gehört seit einiger Zeit neben Coleman Hell, La+ch und Michah zur sog. Sideways Crew. Bei Soundcloud kann man sich reichlich Material des Rappers anhören, aufmerken läßt aber vor allem der druckvolle Track "Die Iconic", den er kürzlich anlässlich der Geburt seiner Tochter aufgenommen hat. Das Stück wird übrigens auf dem Album "Saviors" zu finden sein, das für den April geplant ist.
Montag, 18. Januar 2016
Hot Cops: Bizarr
Freitag, 15. Januar 2016
Anderson .Paak: Am Anfang [+ WinWin]
Andersson .Paak
„Malibu“
(Steel Wool)
Eines der dicksten Bretter in diesem noch jungen Jahr bohrt zur Zeit der Kalifornier Brandon Paak Anderson. Im vergangenen durfte der Junge ja schon etwas Höhenluft schnuppern, auch wenn er das als Zuarbeiter des ehrenwerten Dr. Dre für dessen Comeback-Soundtrack “Compton” tat – ganze sechs Songs hat Anderson .Paak, so sein Künstlername, veredelt und fiel so auch hierzulande, wo er weitaus weniger bekannt ist, mehr als positiv auf. Ein Debüt ist das vorliegende Meisterstück dennoch nicht, schließlich veröffentlichte er unter dem Moniker Breezy Lovejoy schon zwei Alben und 2014 dann mit “Venice” den ersten Longplayer in Eigenregie. Das Talent konnte man also schon damals erahnen, spätestens mit den ersten beiden Singles vom aktuellen Wurf “Am I Wrong” und “Room In Here” war aber klar, dass da Großes folgen könnte. Das wiederum liegt jetzt vor und erfüllt die Erwartungen in jeder Hinsicht. Wo er früher noch als Unterstützer firmierte, hat sich Paak diese nun selbst ins Studio geholt – hier helfen u.a. The Game, ScHoolboy und Talib Kweli mit, den bemerkenwert vielschichtigen Sound in Form zu gießen. Dabei ist die Bandbreite des knapp Dreißigjährigen größtes Pfund, wie auch schon sein weibliches Pendant Janelle Monae traut sich Paak mit jedem Stil und jedem Instrument ohne Angst in den Ring. Dass die Qualität an dieser Sprunghaftigkeit nicht leidet, zeugt sowohl von Reife als auch beachtlichem Genie. Hip Hop, Soul, Funk, Jazz, die sechszehn Stücke haben zwischen nervösem Groove, fetten Beats, leidenschaftlichem Tearjerker und entspanntem Barschunkler alles im Repertoire. Und so lange man auch wartet – ein wirklicher Durchhänger will einem in der guten Stunde nicht unterkommen, vielmehr fühlt man sich prächtig unterhalten. Dass man als Bewohner des sonnigen Westküstenstaates nicht zwangsweise in ebenso sonnigen Verhältnissen aufwächst, thematisiert Paak, dessen südkoreanische Mutter die Abwesenheit des umtriebigen, später inhaftierten Vaters auffangen musste, an mehreren Stellen, vor allem im Schlußstück “The Dreamer” gibt er Einblick in die Geschicke seiner Kindheit: "Who cares ya daddy couldn’t be here, Mama always kept the cable on. I’m a product of the tube and the free lunch, living room, watching old reruns." Er jedenfalls hat es, auch ohne Vater, geschafft und wenn nicht alles täuscht, dann ist dieses Album nicht der Peak, sondern eher der Beginn einer Karriere. http://www.andersonpaak.com/
WinWin: Wer sich Anderson .Paak live nicht entgehenlassen möchte, bekommt hier die Chance, jeweils zwei Tickets für einen seiner beiden Auftritte im Februar zu ergattern - gemäß dem Motto 'first in, first out' gehen die Karten zu den ersten beiden Absendern an info@mapambulo.de (bitte mit Name, Adresse und Wunschort - Update: Berlin ist schon weg, München geht noch).
18.02. Berlin, Lido
21.02. München, Ampere
„Malibu“
(Steel Wool)
Eines der dicksten Bretter in diesem noch jungen Jahr bohrt zur Zeit der Kalifornier Brandon Paak Anderson. Im vergangenen durfte der Junge ja schon etwas Höhenluft schnuppern, auch wenn er das als Zuarbeiter des ehrenwerten Dr. Dre für dessen Comeback-Soundtrack “Compton” tat – ganze sechs Songs hat Anderson .Paak, so sein Künstlername, veredelt und fiel so auch hierzulande, wo er weitaus weniger bekannt ist, mehr als positiv auf. Ein Debüt ist das vorliegende Meisterstück dennoch nicht, schließlich veröffentlichte er unter dem Moniker Breezy Lovejoy schon zwei Alben und 2014 dann mit “Venice” den ersten Longplayer in Eigenregie. Das Talent konnte man also schon damals erahnen, spätestens mit den ersten beiden Singles vom aktuellen Wurf “Am I Wrong” und “Room In Here” war aber klar, dass da Großes folgen könnte. Das wiederum liegt jetzt vor und erfüllt die Erwartungen in jeder Hinsicht. Wo er früher noch als Unterstützer firmierte, hat sich Paak diese nun selbst ins Studio geholt – hier helfen u.a. The Game, ScHoolboy und Talib Kweli mit, den bemerkenwert vielschichtigen Sound in Form zu gießen. Dabei ist die Bandbreite des knapp Dreißigjährigen größtes Pfund, wie auch schon sein weibliches Pendant Janelle Monae traut sich Paak mit jedem Stil und jedem Instrument ohne Angst in den Ring. Dass die Qualität an dieser Sprunghaftigkeit nicht leidet, zeugt sowohl von Reife als auch beachtlichem Genie. Hip Hop, Soul, Funk, Jazz, die sechszehn Stücke haben zwischen nervösem Groove, fetten Beats, leidenschaftlichem Tearjerker und entspanntem Barschunkler alles im Repertoire. Und so lange man auch wartet – ein wirklicher Durchhänger will einem in der guten Stunde nicht unterkommen, vielmehr fühlt man sich prächtig unterhalten. Dass man als Bewohner des sonnigen Westküstenstaates nicht zwangsweise in ebenso sonnigen Verhältnissen aufwächst, thematisiert Paak, dessen südkoreanische Mutter die Abwesenheit des umtriebigen, später inhaftierten Vaters auffangen musste, an mehreren Stellen, vor allem im Schlußstück “The Dreamer” gibt er Einblick in die Geschicke seiner Kindheit: "Who cares ya daddy couldn’t be here, Mama always kept the cable on. I’m a product of the tube and the free lunch, living room, watching old reruns." Er jedenfalls hat es, auch ohne Vater, geschafft und wenn nicht alles täuscht, dann ist dieses Album nicht der Peak, sondern eher der Beginn einer Karriere. http://www.andersonpaak.com/
WinWin: Wer sich Anderson .Paak live nicht entgehenlassen möchte, bekommt hier die Chance, jeweils zwei Tickets für einen seiner beiden Auftritte im Februar zu ergattern - gemäß dem Motto 'first in, first out' gehen die Karten zu den ersten beiden Absendern an info@mapambulo.de (bitte mit Name, Adresse und Wunschort - Update: Berlin ist schon weg, München geht noch).
18.02. Berlin, Lido
21.02. München, Ampere
Slutface: Bloß keine Mißverständnisse
Okay, ihre Eltern werden den Kopf geschüttelt haben - "Kinder, der Name!?" Es kann ihnen egal sein, Alleinstellungsmerkmal rules, in diesem Alter auf jeden Fall. Slutface kommen aus dem norwegischen Stavanger, machen urbritischen Gitarrenpop, der gar nicht so böse ist, wie man vermuten möchte - die erste Single "Kill 'Em With Kindness" darf hier als Beweis gelten. Die Geschichte dahinter ist im Übrigen auch ganz hübsch - Sängerin Haley Shea erklärte gerade dem Internetportal DIY, dass ihr der Gedanke zum Song während Madonnas berühmtem Treppensturz bei den letztjährigen Brit Awards gekommen sei, den die gesamte Presse hernach genüsslich in Dauerschleife laufen ließ.
On Dead Waves: Der Zauber bleibt
Im November, als der erste Track von On Dead Waves die Runde machte, gab es noch ein großes Rätselraten, wer sich wohl hinter diesen wohltuend ätherischen Klängen verbergen könnte - dass es wohl Künstler aus der großen Mute-Familie sein würden, war soweit naheliegend, aber welche? Nun, dieses Geheimnis ist nun gelüftet: John Chapman alias Maps steht für den männlichen, Chanteuse Polly Scattergood für den weiblichen Part, seit 2011 arbeiten die beiden zusammen und im Frühjahr soll nun endlich ihr erstes Album kommen. Bis dahin gibt es hier noch den zweiten offiziellen Song "Blue Inside" zu hören.
Bleached: Willkommen Wirbellose
Und weil's grad so schön ist, noch ein bisschen Krach mehr: Die Girlkombo Bleached aus Los Angeles hat ein weiteres Album in der Tasche, "Welcome The Worms" soll am 1. April via Dead Oceans dem Debüt "Ride Your Heart" aus dem Jahr 2013 folgen und "Keep On Keepin' On" ist die erste Single samt Videoclip.
Weezer: Kein Scherz!
Erinnert sich noch wer an den Klappstuhlkönig von Depeche Mode, wie er, ohne einen Ton zu sagen (weil "Enjoy The Silence"), durch die Felder und Wiesen zieht? Nun, Weezer haben auch einen Hermelinträger am Start, der sich allerdings etwas verhaltensauffälliger gibt - wenn man das überhaupt unterscheiden will bei Männern, die mit Mantel und Krönchen durch die Gegen rennen. "King Of The World" jedenfalls ist die erste Single vom neuen, weißen Album der Altrocker, erscheinen soll es am 1. April - klar, wann sonst.
Donnerstag, 14. Januar 2016
Oscar: Versprechen eingelöst
Im letzten Sommer noch die EP ("Beautiful Words"), nun endlich ein komplettes Album: Newcomer Oscar aus London hat für den 13. Mai via Wichita Recordings sein Debüt angekündigt. "Cut And Paste" soll es heißen und neben den bekannten Stücken ist "Sometimes" der erste neue Song davon. Ach ja, den Titel 'next Morrissey' hat er immer noch inne...
Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen: Lob des Scheiterns
Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen
„Rüttel mal am Käfig, die Affen sollen was machen“
(Tapete)
Blitzsaubere Platten, die noch dazu seltener involvierte (und oft belächelte) Berufsgruppen mit wertvollen Informationen versorgen, wann hat man das schon mal? Denn dass sich der überschaubare, aber treue Anhang der Liga über deren neues Album wie Bolle freuen wird, ist eine ausgemachte Sache – die Themenauswahl gewohnt liebevoll, die Bigband schnalzt ihren Soulpop nach Art des Hauses durchs Programm und Carsten Friedrichs, schon bei Superpunk eher spröde als elegant und mehr als Sprecher denn als Sänger unterwegs, gibt wie gewohnt den Rächer der Verkannten. Aber Obacht: Den Verhaltensforscher wird die Nachricht freuen, dass sich Lässigkeit nach wie vor kaum erlernen, wohl aber konservieren läßt. Wie anders ließe sich denn sonst erklären, dass die Hamburger Truppe auch auf Platte Nummer drei scheinbar mühelos eine Reihe von Songs zimmert, die so ungelenk wie charmant daherkommen, lieber schwarzhumorig das Abseitige erzählen, als mit Offensichtlichem zu langweilen – und das alles mit Stil und Schmiss und Seele.
Wo manche Karnevalsbütt noch gern plattwitzelt, der Deutsche quäle sich jeden Morgen gramgebeugt nach Einnahme seiner Herztropfen auf die Arbeit, da trällert die Liga dem Land und seinen Menschen in aller Lockerheit das Lied vom Sechsbuchstabenwort. Harte Mädchen, stolze Zechpreller, verbeulte Städte und allerlei Liebschaften – die Klientel ist amüsant, sympathisch und immer auch ein wenig aus der Zeit. Wer im Übrigen ein kleines Problem mit der manchmal etwas schroffen, stolpernden Art der Stücke hatte, für den haben die fünf Herren mit „Wärst du nicht hier“ einen regelrechten Tanzbodenfeger auf die Karte genommen, die Nummer wippt und federt ungewohnt geschmeidig, aber Achtung – als Liebeserklärung für Touristikamt ist der Song nur bedingt zu verwenden, dafür sind dem Lobgesang zu viele Bitterstoffe beigemischt.
Eine zweite Branche, die an dieser Platte Freude haben dürfte, gilt es noch zu erwähnen: die der Musikpädagogen. Was etwas angestaubt klingt, macht hier wirklich Sinn, schließlich wird dem Pop ja gern und oft nachgesagt, er trage wenig zur Allgemeinbildung bei, sondern begnüge sich mit der Rolle des niveauarmen Alleinunterhalters. Fehlanzeige! Durfte man vor zwei Jahren noch Wissenwertes über den Filmemacher Werner Enke hören, so gibt es aktuell gleich drei vertonte Lebensgeschichten zum Besten. Dass neben James Dean bei dessen Todesfahrt nämlich ein Mann namens Rolf Wüterich im Cockpit saß, wissen sicher nur trauernde Fans und ein paar Zeitzeugen, das Gefühl, von der ganzen Welt benachteiligt und mißverstanden zu werden kennt dagegen jeder – die Liga hat dem Gescheiterten (in uns) mit dem Blues ein kleines Denkmal gesetzt.
Auch Elisabeth Svendsen ist beileibe keine Sagengestalt, dass sich in ihrem Altersheim die Esel, obschon vor der Abdeckerei bewahrt, kollektiv und bedingungslos dem Suff ergeben und hernach eine Ausnüchterungskur belegen müssen, darf man gern anzweifeln, klingen tut es jedenfalls recht – naja, menschlich. Später wird dann noch van Gogh besungen, „You Are Great But People Are Shit“ versucht erst gar nicht, verständnisvoll mit jenen umzugehen, die Vergeblichkeit und Unermüdlichkeit in Kombination nicht zu schätzen wissen. Deutliche Worte, ein Herz für die Getriebenen und wir alle haben wieder etwas dazugelernt. Zum Schluss noch den rosabebrillten Nostalgikern ein, zwei Sätze ins Stammbuch geschrieben („Die Kampfbahn im Sonnenschein“), dann läuft die Rille aus und wir dürfen uns, jetzt etwas beschwingter, wieder dem Irrsinn da draußen widmen – selten war deutscher Pop so wertvoll wie dieser. http://diegentlemen.de/
„Rüttel mal am Käfig, die Affen sollen was machen“
(Tapete)
Blitzsaubere Platten, die noch dazu seltener involvierte (und oft belächelte) Berufsgruppen mit wertvollen Informationen versorgen, wann hat man das schon mal? Denn dass sich der überschaubare, aber treue Anhang der Liga über deren neues Album wie Bolle freuen wird, ist eine ausgemachte Sache – die Themenauswahl gewohnt liebevoll, die Bigband schnalzt ihren Soulpop nach Art des Hauses durchs Programm und Carsten Friedrichs, schon bei Superpunk eher spröde als elegant und mehr als Sprecher denn als Sänger unterwegs, gibt wie gewohnt den Rächer der Verkannten. Aber Obacht: Den Verhaltensforscher wird die Nachricht freuen, dass sich Lässigkeit nach wie vor kaum erlernen, wohl aber konservieren läßt. Wie anders ließe sich denn sonst erklären, dass die Hamburger Truppe auch auf Platte Nummer drei scheinbar mühelos eine Reihe von Songs zimmert, die so ungelenk wie charmant daherkommen, lieber schwarzhumorig das Abseitige erzählen, als mit Offensichtlichem zu langweilen – und das alles mit Stil und Schmiss und Seele.
Wo manche Karnevalsbütt noch gern plattwitzelt, der Deutsche quäle sich jeden Morgen gramgebeugt nach Einnahme seiner Herztropfen auf die Arbeit, da trällert die Liga dem Land und seinen Menschen in aller Lockerheit das Lied vom Sechsbuchstabenwort. Harte Mädchen, stolze Zechpreller, verbeulte Städte und allerlei Liebschaften – die Klientel ist amüsant, sympathisch und immer auch ein wenig aus der Zeit. Wer im Übrigen ein kleines Problem mit der manchmal etwas schroffen, stolpernden Art der Stücke hatte, für den haben die fünf Herren mit „Wärst du nicht hier“ einen regelrechten Tanzbodenfeger auf die Karte genommen, die Nummer wippt und federt ungewohnt geschmeidig, aber Achtung – als Liebeserklärung für Touristikamt ist der Song nur bedingt zu verwenden, dafür sind dem Lobgesang zu viele Bitterstoffe beigemischt.
Eine zweite Branche, die an dieser Platte Freude haben dürfte, gilt es noch zu erwähnen: die der Musikpädagogen. Was etwas angestaubt klingt, macht hier wirklich Sinn, schließlich wird dem Pop ja gern und oft nachgesagt, er trage wenig zur Allgemeinbildung bei, sondern begnüge sich mit der Rolle des niveauarmen Alleinunterhalters. Fehlanzeige! Durfte man vor zwei Jahren noch Wissenwertes über den Filmemacher Werner Enke hören, so gibt es aktuell gleich drei vertonte Lebensgeschichten zum Besten. Dass neben James Dean bei dessen Todesfahrt nämlich ein Mann namens Rolf Wüterich im Cockpit saß, wissen sicher nur trauernde Fans und ein paar Zeitzeugen, das Gefühl, von der ganzen Welt benachteiligt und mißverstanden zu werden kennt dagegen jeder – die Liga hat dem Gescheiterten (in uns) mit dem Blues ein kleines Denkmal gesetzt.
Auch Elisabeth Svendsen ist beileibe keine Sagengestalt, dass sich in ihrem Altersheim die Esel, obschon vor der Abdeckerei bewahrt, kollektiv und bedingungslos dem Suff ergeben und hernach eine Ausnüchterungskur belegen müssen, darf man gern anzweifeln, klingen tut es jedenfalls recht – naja, menschlich. Später wird dann noch van Gogh besungen, „You Are Great But People Are Shit“ versucht erst gar nicht, verständnisvoll mit jenen umzugehen, die Vergeblichkeit und Unermüdlichkeit in Kombination nicht zu schätzen wissen. Deutliche Worte, ein Herz für die Getriebenen und wir alle haben wieder etwas dazugelernt. Zum Schluss noch den rosabebrillten Nostalgikern ein, zwei Sätze ins Stammbuch geschrieben („Die Kampfbahn im Sonnenschein“), dann läuft die Rille aus und wir dürfen uns, jetzt etwas beschwingter, wieder dem Irrsinn da draußen widmen – selten war deutscher Pop so wertvoll wie dieser. http://diegentlemen.de/
Bloc Party: Ergänzung
Nurmehr zwei Wochen, dann kommt es, das neue Album von Bloc Party. Einige Titel sind ja von "Hymns" schon im Umlauf, der bislang beste war wohl "The Good News" - hier nun mit "Virtue" noch eine weitere, letzte Kostprobe, der Rest dann wohl am Tag der VÖ.
Mittwoch, 13. Januar 2016
Kite: Überflieger
Black Mountain: Nachsendung
06.04. Zürich, Bogen F
07.04. Genf, PTR Usine
16.04. Berlin, Lido
Daughter: Nicht mehr nur zartbitter
Daughter
„Not To Disappear“
(4AD)
Dass das Unglück der anderen immer Hochkonjunktur hat, ist ein trauriges Gesetz, welches wohl in allen Bereichen unseres Lebens Gültigkeit hat. Man möchte mitschaudern, mitleiden, sich anrühren lassen, solange es nicht die eigenen Sorgen und Nöte sind, die einen umtreiben. Aus dieser Ecke stammt das fragwürdige journalistische Credo „Only bad news are good news“, deshalb verkaufen sich Geschichten und Filme von durchgeknallten Serienmördern anhaltend glänzend und jeder zweite möchte wenigstens bei der CSI Bad Salzuflen als Profiler arbeiten. Auch wenn der Topf, in den hier gerade alles geworfen wird, ein sehr großer ist – es sollte niemanden überraschen, wenn das zweite Album der Londoner Formation Daughter ebenso guten Absatz findet wie ihr traumhaftes Debüt „If You Leave“. Denn in punkto Trauerarbeit und Schmerzbewältigung macht Elena Tonra, Igor Haefeli und Remi Aguilella niemand etwas vor, wer sich von der Zartheit und Eleganz des Erstlings hat anfassen lassen, wird auch an „Not To Disappear“ seine bittersüße Freude haben.
Zwar haben die drei ihren Sound mit der neuen Platte etwas größer und voller gedacht/gemacht, haben mehr als noch zu Beginn auf elektronische Stilmittel gesetzt und den einen oder anderen Ausfallschritt gewagt, an der melancholischen bis betrübten Grundstimmung ändert das aber nichts. Allein von den ersten drei Songs „New Ways“, „Numbers“ und „Doing The Right Thing“ läßt man sich willenlos packen – wenn Tonra ihr Mantra „I feel numb in this kingdom“ anstimmt, schnürt es einem regelrecht die Kehle zu. Ganz zu schweigen von der Dramatik des folgenden Stückes, Liebe und Fortpflanzung als Lebenslüge und zum Zwecke der bloßen Reproduktion – die betont kühle und distanzierte Betrachtung, der Rückzug in Abseits und Einsamkeit lassen einen unwillkürlich frösteln. Keiner, der bestreiten wollte, dass Jeff Buckley der Sängerin bei ihren Arbeiten als Hauptinspirationsquelle diente.
Von Selbstaufgabe dennoch keine Spur, schließlich gönnen sich Daughter mit „How“ einen überraschend traumpoppigen Coldplay-Moment, ohne dabei ansatzweise kitschig zu wirken, auch das nervös stolpernde „No Care“ klingt nicht nach Kapitulation, sondern eher spröde und wenigstens unentschlossen. In die gleiche Kerbe schlägt das dunkel pumpende „Alone/With You“, ein Paradestück für den Kampf mit sich selbst – keine Erfüllung, nirgends, nicht zu zweit und auch nicht allein. Es macht tatsächlich Spaß, der Band dabei zuzuhören, wie sie ihr musikalisches Konzept ganz behutsam weiterentwickelt, wie sie die ehemals programmatische Entrücktheit langsam (und zögerlich vielleicht) zu einer größeren, bestimmteren Bandbreite auffächert und nun, aus anderer Richtung kommend, dort landet, wo sich auch Blonde Redhead und Warpaint mittlerweile stilistisch positioniert haben. Wenn Daughter am Anfang also nur zartbitter waren, so machen die neuen Geschmacksrichtungen deutlich Lust auf mehr. http://ohdaughter.com/
31.01. Köln, Live Music Hall
03.02. Hamburg, Gruenspan
07.02. Berlin, Huxleys Neue Welt
08.02. München, Technikum
09.02. Zürich, Kaufleuten
„Not To Disappear“
(4AD)
Dass das Unglück der anderen immer Hochkonjunktur hat, ist ein trauriges Gesetz, welches wohl in allen Bereichen unseres Lebens Gültigkeit hat. Man möchte mitschaudern, mitleiden, sich anrühren lassen, solange es nicht die eigenen Sorgen und Nöte sind, die einen umtreiben. Aus dieser Ecke stammt das fragwürdige journalistische Credo „Only bad news are good news“, deshalb verkaufen sich Geschichten und Filme von durchgeknallten Serienmördern anhaltend glänzend und jeder zweite möchte wenigstens bei der CSI Bad Salzuflen als Profiler arbeiten. Auch wenn der Topf, in den hier gerade alles geworfen wird, ein sehr großer ist – es sollte niemanden überraschen, wenn das zweite Album der Londoner Formation Daughter ebenso guten Absatz findet wie ihr traumhaftes Debüt „If You Leave“. Denn in punkto Trauerarbeit und Schmerzbewältigung macht Elena Tonra, Igor Haefeli und Remi Aguilella niemand etwas vor, wer sich von der Zartheit und Eleganz des Erstlings hat anfassen lassen, wird auch an „Not To Disappear“ seine bittersüße Freude haben.
Zwar haben die drei ihren Sound mit der neuen Platte etwas größer und voller gedacht/gemacht, haben mehr als noch zu Beginn auf elektronische Stilmittel gesetzt und den einen oder anderen Ausfallschritt gewagt, an der melancholischen bis betrübten Grundstimmung ändert das aber nichts. Allein von den ersten drei Songs „New Ways“, „Numbers“ und „Doing The Right Thing“ läßt man sich willenlos packen – wenn Tonra ihr Mantra „I feel numb in this kingdom“ anstimmt, schnürt es einem regelrecht die Kehle zu. Ganz zu schweigen von der Dramatik des folgenden Stückes, Liebe und Fortpflanzung als Lebenslüge und zum Zwecke der bloßen Reproduktion – die betont kühle und distanzierte Betrachtung, der Rückzug in Abseits und Einsamkeit lassen einen unwillkürlich frösteln. Keiner, der bestreiten wollte, dass Jeff Buckley der Sängerin bei ihren Arbeiten als Hauptinspirationsquelle diente.
Von Selbstaufgabe dennoch keine Spur, schließlich gönnen sich Daughter mit „How“ einen überraschend traumpoppigen Coldplay-Moment, ohne dabei ansatzweise kitschig zu wirken, auch das nervös stolpernde „No Care“ klingt nicht nach Kapitulation, sondern eher spröde und wenigstens unentschlossen. In die gleiche Kerbe schlägt das dunkel pumpende „Alone/With You“, ein Paradestück für den Kampf mit sich selbst – keine Erfüllung, nirgends, nicht zu zweit und auch nicht allein. Es macht tatsächlich Spaß, der Band dabei zuzuhören, wie sie ihr musikalisches Konzept ganz behutsam weiterentwickelt, wie sie die ehemals programmatische Entrücktheit langsam (und zögerlich vielleicht) zu einer größeren, bestimmteren Bandbreite auffächert und nun, aus anderer Richtung kommend, dort landet, wo sich auch Blonde Redhead und Warpaint mittlerweile stilistisch positioniert haben. Wenn Daughter am Anfang also nur zartbitter waren, so machen die neuen Geschmacksrichtungen deutlich Lust auf mehr. http://ohdaughter.com/
31.01. Köln, Live Music Hall
03.02. Hamburg, Gruenspan
07.02. Berlin, Huxleys Neue Welt
08.02. München, Technikum
09.02. Zürich, Kaufleuten
Bob Mould: Kleiner Trost [Update]
Es gibt wohl kaum etwas, das einen an diesem Tag über die schmerzliche Leerstelle hinwegtrösten kann, die David Bowie durch seinen plötzlichen, überraschenden Tod in vieler Menschen Leben hinterlassen hat - die Ankündigung eines weiteren Soloalbums von Bob Mould bringt da ein wenig Linderung. "Patch The Sky", angekündigt für den 25. März beim Label Merge, folgt dem gelungenen "Love And Ruin" aus dem Sommer 2014. Und in Ermangelung erster, neuer Töne hier noch einmal das wunderbare Video zu "I Don't Know You Anymore". Falls übrigens irgendjemand die leise Hoffnung hatte, Mould könne sich vielleicht auch mit einer Reunion von Hüsker Dü befassen wollen - hier seine Antwort: "Nah, no reunion." Kleiner Trost, wie gesagt...
Update: Hier nun doch das Video zum aktuellen Song "Voices In My Head" - sehr viel Bob Mould für wenige Minuten.
Update: Hier nun doch das Video zum aktuellen Song "Voices In My Head" - sehr viel Bob Mould für wenige Minuten.
Yuck: Herzenssache
Nichts einzuwenden gegen ein paar scheppernde Gitarrenakkorde am frühen Morgen? Dann ist das eine gute Nachricht: Die Londoner Kapelle Yuck hat gerade ihr drittes Album "Stranger Things" mit einer ersten Auskopplung "Hearts In Motion" angekündigt, am 26. Februar soll die Platte bei Mamé Records erscheinen, eine Tour durch Europa wird hoffentlich bald folgen.
Dienstag, 12. Januar 2016
Mogwai: Gutes Gedächtnis
Mogwai sind nicht nur ein erstklassige Band, sie haben auch ein gutes Gedächtnis: Im Sommer des vergangenen Jahres haben die Schotten den Soundtrack für die erste Folge einer BBC-Dokumentation zum siebzigsten Jahrestag des Abwurfes der Atombombe auf Hiroshima beigesteuert, am 1. April nun gibt es diese Arbeit zur Sendung "Storyville: Atomic - Living in Dread and Promise" als separaten Tonträger, soll heißen, sie denken auch an ihre Fans. Doppeltes Lob! Einer der zehn Titel, nämlich "U-235" kommt hier vorab schon mal im Stream.
Montag, 11. Januar 2016
David Bowie: Gute Reise
"Here am I floating round my tin can
Far above the Moon
Planet Earth is blue
And there's nothing I can do..."
David Bowie, * 08.01.1947, † 11.01.2016
Far above the Moon
Planet Earth is blue
And there's nothing I can do..."
David Bowie, * 08.01.1947, † 11.01.2016
Sonntag, 10. Januar 2016
Sheer Mag: Durchstarter
Manchmal dauert eine Weile, bis sich das Gute Gehör verschaffen kann - in diesem Falle ein knappes Jahr: Sheer Mag aus Philadelphia lieben den straighten Punkrock und haben mit Tina Halladay so kräftige wie markante Stimme im Gepäck, dass sie nichts und niemanden zu scheuen brauchen. Verweise auf Beth Ditto und die Anfangstage von Gossip sind kaum zu verleugnen, nun jedenfalls hat sie der NME auf der offiziellen "Bands-To-Watch"-Liste des Jahres 2016 notiert - es kann also losgehen. Zwei 7" sind von Sheer Mag bislang erschienen und bei Bandcamp erhältlich, hier schon mal die drei Songs "What You Want", "Button Up" und "Hard Lovin" vorab.
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