Deine Freunde
„Kindsköpfe“
(Noch Mal!!!/Universal)
Ganz so lange haben Die Ärzte nicht gebraucht, bevor sie ihren Status als ‚Die Beste Band der Welt‘ felsenfest einzementiert und einem jeden um die Ohren gehauen haben, ganz gleich, ob er oder sie das nun hören wollte oder nicht. Auch Deine Freunde aus Hamburg haben sich einen satten Schluck aus der Egopulle verdient und dürfen somit als die coolste Kinderband dieses Planeten auf die Herausgabe unserer Kinder pochen. Und was machen wir? Wir geben sie ihnen breitwillig und mit allergrößtem Vergnügen, weil wir doch langsam aber sicher kapieren, dass niemand unseren liebreizenden und manchmal recht nervtötenden Nachwuchs so gut verstanden hat wie Florian Sump, Markus Pauli und Lukas Nimschek. Und weil wiederum keiner den „Kleinen“ so unterhaltsam vermitteln kann, dass auch wir Eltern nur Menschen und als solche ziemlich leicht zu durchschauen sind. Insofern haben sich Deine Freunde, diese Einsicht setzt sich mit Zeit durch, nicht nur mit unseren Kindern verschworen, auch wir Erwachsenen haben in ihnen getreue Verbündete gefunden, die sie an die Hand nehmen, die Trost spenden und ohne größeren Schaden durch das Minenfeld des Elternalltags führen können. Zu laut sollte man das allerdings nicht sagen, damit die Jungs nicht die ‚Kinderzimmer-Credibility‘ verlieren, die sie sich mit nunmehr drei Alben hart erarbeitet haben.
Was wir auch gelernt haben: Die Qualität einer Freunde-CD bemisst sich nicht nach den Kriterien und Maßstäben von uns Neunmalklugen, Musikcheckern und Auskennern – so eine Platte braucht für ein belastbares Urteil der halbwüchsigen Jury wenigstens einige Umdrehungen im Auto, zwei, drei Kindergeburtstage resp. Pyjama-Parties und als Härtetest eventuell noch ein paar dieser quälenden „Mir ist soooo laaangweilig … !“-Phasen, erst dann weiß der Nachwuchs, ob das Ding kickt. Im Folgenden also ein paar völlig haltlose Vermutungen: Deine Freunde 3.0 werden auch mit diesem Album nicht an Popularität einbüßen, die Annahme, mit „Kindsköpfe“ sei ein weiterer Karriereschub zu erwarten, braucht so wenig Mut wie Fachkenntnis. Schon der Vorabtrack „Hausaufgaben“ mit seinen drolligen MC-Hammer-Hearalikes ist (wenn man das vor Kindern überhaupt sagen darf) ein totaler Killer, „Schlagzeuglied“ und „Schweinehund“ sind so herrlich frech, dass sie jetzt schon ganz oben auf der „Mach mal lauter!“-Liste rangieren.
Herzlichst lachen darf der aufgeschlossene Erziehungsberechtigte natürlich auch bei „180“, erst recht, wenn zur Familie ein ähnlich liebenswertes „Wutmonster“ gehört, gleiches gilt für Tagträumer, Unschuldslämmer, Zwischendreinreder, Sturschädel, Naseweise und Schlafverweigerer. Der Stoff scheint den drei Freunden nicht auszugehen und gleichzeitig ertappen wir als Langzeitkonditionierte uns ständig beim zustimmenden Nicken und andauernden Gekicher, weil das oftmals so mühsam Alltägliche einfach besser zu meistern ist, wenn man darüber auch lachen kann. Der Funk, der Rap, der Techno obendrauf machen das Ganze dann zum ausgelassenen Familienfest. Besonders hervorzuheben ist unbedingt noch das Double „Lange Ferien“ und „Heimweh“, nicht nur wegen der klugen Texte und dem feinen Beat, sondern auch weil Lukas Nimschek einfach eine wunderbare Stimme hat. Und zum Schluss noch eine Warnung: An dem Umstand, dass Eltern und ihre Kinder die gleiche Musik mögen und hören, haben die Hamburger Jungs einen großen Anteil – dennoch: Er wird nicht ewig halten (können). Genießen wir ihn also, solange es geht! www.deinefreunde.info/
Tourdaten für Deine Freunde hier.
Update: Hier noch mal mit neuem Video zu "Schatz" - eine Freude für jede Theater-AG.
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