Lykke Li
„I Never Learn“
(Universal)
Vielleicht wäre es wirklich ehrlicher gewesen, gleich einen Warnhinweis auf der CD anzubringen: “Achtung – neun traurige Lieder”. Schließlich ist das nichts Schlimmes, es gibt viele Menschen, die ähnlich ticken wie die knapp dreißigjährige Schwedin, die passenderweise genau in dem Ort geboren ist, aus welchem der wohl schlechtgelaunteste Kommissar der skandinavischen Kriminalliteratur, Kurt Wallander, stammt – aus Ystad. Lykke Li selbst betrachtet ja die Entwicklung ihrer Songs mit einer gewissen Zwangsläufigkeit, für sie bilden „Youth Novels“, „Wounded Rhymes“ und nun „I Never Learn“ eine Art Trilogie des Leidens und der expressiven Empfindsamkeit – das aktuelle Werk erreicht in dieser Hinsicht nun einen neuen Höhepunkt.
Drei Zitate aus den bekanntesten Stücken können das schnell belegen: „I am longing for your poison, like a cancer for its prey, shot an arrow in your harbor, where you waited in the rain, I am sire, I am ivy, I am no one, I'm nobody” (Gunshot) zum Beispiel. Und: “There's no hope for the weary, if you let them win without a fight, I let my good one down, I let my true love die, I had his heart but I broke it everytime” (No Rest For The Wicked). Oder: “There is a war inside my core, I hear it fight, I hear it roar, go ahead, go ahead, lay your head where it burns…” aus dem sparsam instrumentierten “Love Me Like I’m Not Made of Stone”. Solche Sätze schreibt, wer viel über den Gang der Dinge nachgrübelt, wer ständig auf der Suche ist nach dem Sinn allen Übels und sich dabei selbst vielleicht ein wenig verloren hat.
Im Gegensatz zum Vorgängeralbum, das ja noch einige Ausreißer wie das poppige, wenngleich schon schwer melancholische „I Follow Rivers“, den Bluesstomp „Get Some“ oder ein dunkel böllerndes „Youth Knows No Pain“ bereithielt, erscheint „I Never Learn“ in Sachen Songstruktur nivelliert – die Schwermut regiert, mal verhalten, mal dramatisch in Szene gesetzt, Piano, Akustikgitarre, selten mehr. Das ist nicht immer einfach auszuhalten, kratzt schon mal, wenn der sämige Chor bei „Heart Of Steel“ einsetzt, hart am Gefühligkeitskitsch. Beim Titelsong wiederum passt das alles perfekt zusammen, hier verhelfen ein paar einfache Harmonien und Akkorde zum gewünschten Schauder. „My only need is to express”, so Li in einem Interview, “so I just have to kind of get back in shape” – auch die traurigen Dinge können zuweilen so simpel sein. http://www.lykkeli.com/
(Für Perlentaucher ist im Übrigen noch einen Zugabe im Netz zu finden – wo vor zwei Jahren Beck für etwas Abwechslung sorgte, hat sich nun A$AP Rocky an „No Rest For The Wicked“ gemacht – mit Erfolg.)
29.04. Berlin, Astra Kulturbrauerei
06.11. München, Kesselhaus
09.11. Köln, Live Music Hall
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