Xiu Xiu
„Nina“
(Graveface)
Jetzt bimmeln sie also wieder, die Jingle-Bells, die klebrig süße Vorweihnachtsatmosphäre schreit nach Kuscheljazz und Wohlfühlsoul und auch Nina Simone wird mit den populärsten ihrer Songs auf einigen dieser schnell zusammengezimmerten Stückgutsammlungen vertreten sein – großartig wehren kann sie sich dagegen nicht, sie ist vor gut zehn Jahren verstorben. Man darf annehmen, dass auch Jamie Stewart, dem Enfant Terrible des amerikanischen Indierocks und Gründer und Charakterkopf der Band Xiu Xiu, diese oft gedankenlos gesampelten Festtagswidmungen ein Grauen sind, reichen seine Beziehungen zur großen Dame des afroamerikanischen Blues doch bis in die Anfangstage seiner musikalischen Erweckung, ihr Werk, so gibt er zu Protokoll, sei tief in ihm verwurzelt und habe ihn zeitlebens inspiriert und seiner Arbeit wichtige Impulse verliehen.
Und so hat er sich für dieses Projekt eine ganz persönliche Liste aus Simone’s Songbook zusammengestellt, Klassiker wie „See Line Woman“ oder „Wild Is The Wind“ wechseln mit weniger bekannten Liedern, und sie alle erfahren eine erstaunlich kompromisslose Neubearbeitung. „There's no possibly way we could sound anything like her, nor would we want to” erzählte Stewart über sich und seine fünf Mitmusiker der US Today – Ergebnis ist eine radikale Dekonstruktion der Stücke, die so zuvor sicher selten zu hören war. Wenn man gemeinhin davon spricht, ein/e Künstler/in habe für ein Cover den entsprechenden Song und seine Strukturen bis auf die Knochen freigelegt, dann hat Stewart hier noch das Mark aus selbigen herausgekratzt. Alle Vertraulichkeit hat er gnadenlos verbannt, seine Versionen klingen wie verstimmte Psychosen im Freejazzgewand, der markante Gesang, hier eher ein wundes Wimmern und Flüstern, tut ein übriges und macht die Interpretationen nicht nur unheimlich – sie sind für unsere harmonieverwöhnten Ohren streckenweise kaum zu ertragen.
Man sollte jedoch nicht vergessen, dass auch Simone experimentelle Instrumentierungen und Dissonanzen keineswegs fremd waren, sie war dazu eine Meisterin der Reduktion und setzte damals (wie Stewart hier und jetzt) lieber die Dramatik der atemlosen Pause vor die wohlmeinende Überlast, in Stücken wie „Don’t Smoke In Bed“, „You’d Be So Nice“ oder „Don’t Explain“ lässt sich all das trefflich bestaunen. Darüber hinaus beherbergen ihre Texte einen gehörigen Leidensdruck, Simone war sowohl Bürger- als auch Frauenrechtlerin, die vorliegenden Stücke kamen also mal mehr oder mal weniger offen politisch („Four Women“, „The Other Woman“) oder verwegen („Pirate Jenny“) daher und erwiesen sich auch sonst schmerzvoll vertraut mit den großen und kleinen Krisen des Zusammenlebens. Dass Stewart versucht, dem Rechnung zu tragen, darf, ja muss man „Nina“ anhören, „Easy Listening“ wäre hier völlig fehl am Platz und ist seine Sache ohnehin nie gewesen. Eine riskante, eine mutige Platte also, nichts für die traute Stunde unterm Nadelbaum, eher was für’s einsame Hinterzimmer. http://xiuxiu.org/
Komplettstream des Albums bei US Today
Samstag, 30. November 2013
Freitag, 29. November 2013
ClickClickDecker: Frühstücker
Die Ankündigung der neuen Platte ist ja schon einige Zeit draußen und was die erste Single angeht, wird die Spannung nunmehr in angenehmen Akkorden aufgelöst: "Tierpark Neumünster" war als Titel benannt und man hatte von ClickClickDecker auch nichts anderes erwartet, jetzt gibt es zum Song ein kleines Filmchen, die Tour für den kommenden Frühling stand ja ohnehin schon fest.
Nick Cave And The Bad Seeds: In kleiner Runde
Nick Cave & The Bad Seeds
„Live At KCRW“
(Bad Seed Ltd.)
Jetzt kann man sie also wieder lesen, die selten trantütigen Vergleiche, dass es mit Nick Cave so sei wie mit einer edlen Flasche Rotwein, die werde im Alter auch immer besser, überhaupt sei der Mann nie so gut gewesen wie heute. Alles Mumpitz. Schon in den Anfangstagen, als er noch mit den Boys Next Door und der Birthday Party das Konzertpublikum zusammenstauchte, war Cave ein genialer Künstler und er ist dies über die Jahre und vor allem mit den Bad Seeds bis heute geblieben – nur hat sich eben mit der Besetzung seiner Begleitband auch der Charakter seiner Songs geändert. Man muss deshalb nicht gleich etwas von „altersgerechtem Ruhestandsrock“ daherfaseln, auch wenn der Anteil an Balladeskem erheblich zugenommen hat – er verpackt die bedrohliche Düsternis, die sich wie ein schwarzer Faden durch sein Werk zieht, nur einfach subtiler.
Nun also die dritte offizielle Live-Aufnahme des Australiers – zur Auswahl der Stücke passt der überschaubare Rahmen einer Radio-Session wie hier bei KCRW in Los Angeles mit handverlesenem Funkhaus-Publikum perfekt, eine Platte, die eher dem Crooner als dem Schachtelteufel Cave gerecht wird, die mehr mit Intimität als Intensität überzeugen kann. Bis auf den Rausschmeißer „Jack The Ripper“ vom live sonst eher stiefmütterlich behandelten 92er Album „Henry’s Dream“ wurden durchweg getragene Nummern ins Programm gehoben, selbst „Higgs Boson Blues“, das auf der aktuellen Tournee noch mit mächtig viel Schaum vorm Mund zum Vortrag kam, wirkt hier deutlich abgebremst, was dem Stück aber ganz gut steht. Weniger gut funktioniert das später beim „Mercy Seat“, der nun fast alle Beklemmung und jedweden Furor verloren hat – eines der wenigen Beispiele dafür, dass die Übersetzung früherer Klassiker in die Jetztzeit schon auch mal daneben gehen kann.
Der Gesamteindruck bleibt dennoch ein positiver, denn wo Cave nicht mit fiebriger Umtriebigkeit punkten kann, da läßt er seinen morbiden Charme funkeln und hat zudem eine Band im Rücken, die neben der wilden auch die leise Spielart beherrscht. Wenn bei „Mermaids“ die Gitarrensaiten kratzen oder Warren Ellis seine Violine unheilvoll vibrieren läßt, wenn „Stranger Than Kindness“ in (diesmal wirklich) altem Glanz erstrahlt und alle zusammen mit „Push The Sky Away“ dem Fadeout entgegenschaukeln, dann hat das wirklich einen Zauber, dem man sich schwerlich entziehen kann. Nach „Live Seeds“ von 1993 und „Abattoir Blues Tour“ aus dem Jahr 2007 ist diese neuerliche Liveeinspielung unterm Strich also eine lohnende. Er kann ja auch gar nicht anders. http://www.nickcave.com/
„Live At KCRW“
(Bad Seed Ltd.)
Jetzt kann man sie also wieder lesen, die selten trantütigen Vergleiche, dass es mit Nick Cave so sei wie mit einer edlen Flasche Rotwein, die werde im Alter auch immer besser, überhaupt sei der Mann nie so gut gewesen wie heute. Alles Mumpitz. Schon in den Anfangstagen, als er noch mit den Boys Next Door und der Birthday Party das Konzertpublikum zusammenstauchte, war Cave ein genialer Künstler und er ist dies über die Jahre und vor allem mit den Bad Seeds bis heute geblieben – nur hat sich eben mit der Besetzung seiner Begleitband auch der Charakter seiner Songs geändert. Man muss deshalb nicht gleich etwas von „altersgerechtem Ruhestandsrock“ daherfaseln, auch wenn der Anteil an Balladeskem erheblich zugenommen hat – er verpackt die bedrohliche Düsternis, die sich wie ein schwarzer Faden durch sein Werk zieht, nur einfach subtiler.
Nun also die dritte offizielle Live-Aufnahme des Australiers – zur Auswahl der Stücke passt der überschaubare Rahmen einer Radio-Session wie hier bei KCRW in Los Angeles mit handverlesenem Funkhaus-Publikum perfekt, eine Platte, die eher dem Crooner als dem Schachtelteufel Cave gerecht wird, die mehr mit Intimität als Intensität überzeugen kann. Bis auf den Rausschmeißer „Jack The Ripper“ vom live sonst eher stiefmütterlich behandelten 92er Album „Henry’s Dream“ wurden durchweg getragene Nummern ins Programm gehoben, selbst „Higgs Boson Blues“, das auf der aktuellen Tournee noch mit mächtig viel Schaum vorm Mund zum Vortrag kam, wirkt hier deutlich abgebremst, was dem Stück aber ganz gut steht. Weniger gut funktioniert das später beim „Mercy Seat“, der nun fast alle Beklemmung und jedweden Furor verloren hat – eines der wenigen Beispiele dafür, dass die Übersetzung früherer Klassiker in die Jetztzeit schon auch mal daneben gehen kann.
Der Gesamteindruck bleibt dennoch ein positiver, denn wo Cave nicht mit fiebriger Umtriebigkeit punkten kann, da läßt er seinen morbiden Charme funkeln und hat zudem eine Band im Rücken, die neben der wilden auch die leise Spielart beherrscht. Wenn bei „Mermaids“ die Gitarrensaiten kratzen oder Warren Ellis seine Violine unheilvoll vibrieren läßt, wenn „Stranger Than Kindness“ in (diesmal wirklich) altem Glanz erstrahlt und alle zusammen mit „Push The Sky Away“ dem Fadeout entgegenschaukeln, dann hat das wirklich einen Zauber, dem man sich schwerlich entziehen kann. Nach „Live Seeds“ von 1993 und „Abattoir Blues Tour“ aus dem Jahr 2007 ist diese neuerliche Liveeinspielung unterm Strich also eine lohnende. Er kann ja auch gar nicht anders. http://www.nickcave.com/
Mittwoch, 27. November 2013
Nina Persson: Nur Eigenes zählt
Es gab Zeiten, da brachte diese Frau die Männer reihenweise um den Verstand und zu einem weitaus geringeren Teil lag das am Sound ihrer damaligen Band: Nina Persson, einst Sängerin der schwedischen Indiepopper The Cardigans und später mit dem Projekt A Camp unterwegs, hat sich nun doch zur Solokarriere entschlossen und wird deshalb im Februar des kommenden Jahres ihr erstes eigenes Album "Animal Heart" herausbringen - den Titelsong inklusive unterhaltsamem Extended-Shot-Video kann man schon mal bei Vimeo anhören/-schauen.
Twin Shadow: Keine Angst
The Velvet Underground: Rare Zugabe
Das sind die Zugaben, die man sich wünscht: Auf dem kürzlich verlautbarten Jubiläums-Boxset "White Light/White Heat" von Velvet Underground befinden sich auf CD Nummer 3 bekanntlich eine Reihe von Live-Aufnahmen, datiert auf den 30. April 1967 und mitgeschnitten im Gymnasium New York City. Und neben bekannten Stücken ist da auch ein bislang eher wenig bekannter Track gelistet und bisher nur auf einem raren Live-Bootleg zu haben - "I'm Not A Young Man Anymore". Hypnotisches Gitarrengedengel, Reeds zeterndes Organ, kurz, eine Freude für jeden VU-Fan. Anhören kann man sich den Song übrigens bei Soundcloud.
Dienstag, 26. November 2013
Maxïmo Park: Eher klassisch
Noch einer also: Es ist der zweite Song, der vom Album "Too Much Information" von Maxïmo Park geleakt wurde, White Tapes haben "Lover, Lover, Lover" aus dem Netz geholt und hier bei Soundcloud steht er nun.
Sky Ferreira: Nachtgestalten
So richtig gesund schaut das alles nicht aus: Sky Ferreira hat ein Video zu ihrem Song "Night Time, My Time" aus dem gleichnamigen Album ins Netz gestellt, zu dunkel dräuenden Tönen gesellen sich ein paar gruselige, flackernde Bildsequenzen von Ferreira in verschiedenen Kostümierungen. Als Regisseur wird Grant Singer genannt, der auch schon für DIIV, Chief Keef, The Soft Moon oder Kendrick Lamar die Arbeit übernahm - hier bei Vevo.
Shopping: London Calling
Bruce Springsteen: Chefsachen
Nur der Boss allein würde hier wohl nicht stechen - aber Bruce Springsteen hat für seine neue Platte "High Hopes" (VÖ Januar 2014) schließlich prominente Begleitung dabei: Tom Morello, ehemals Saitenquäler bei Rage Against The Machine, hat an acht von zwölf Stücken mitgearbeitet. Die Songs sind nicht alle taufrisch, einige stammen schon von früheren Einspielungen wie "American Skin (41 Shots)" oder "The Ghost Of Tom Joad", andere (Suicide "Dream Baby Dream") wieder sind bekannte Coverversionen, auch das kratzige Titelstück datiert schon auf 1987 - hier bei Vevo zu hören.
UMA: Bald mehr
Vor Zeiten waren sie noch als wöchentlicher Geheimtipp bei FM4 unterwegs und wegen ihrer EP "Drop Your Soul" von aller Welt bestaunt, nun haben Ella und Florian Zwietnig alias UMA laut SPEX auf Bad Panda Records ihr Debütalbum fertiggestellt. Daraus kann man bei Soundcloud schon mal den entspannten Song "Vanity" vorhören.
Montag, 25. November 2013
Die Nerven: Wollen Spaß
Das ging aber fix: Gut ein Jahr nach ihrem Debüt "Fluidum" lassen die Stuttgarter Punks Die Nerven Anfang Februar ein zweites Album folgen - "Fun" soll es heißen und mit "Hörst du mir zu?" steht auch schon ein erster, lauter Vorgeschmack bei Soundcloud bereit. Ebenso parat haben die drei die nächsten Livetermine für 2014 - bitteschön:
13.02. Dornbirn, Spielboden (A)
14.02. München, Unter Deck
15.02. Linz, Ann & Pat (A)
16.02. Wien, Rhiz (A)
18.02. Leipzig, Conne Island
19.02. Berlin, Monarch
20.02. Hamburg, Uebel & Gefährlich
21.02. Köln, King Georg
22.02. Wiesbaden, Schlachthof
13.02. Dornbirn, Spielboden (A)
14.02. München, Unter Deck
15.02. Linz, Ann & Pat (A)
16.02. Wien, Rhiz (A)
18.02. Leipzig, Conne Island
19.02. Berlin, Monarch
20.02. Hamburg, Uebel & Gefährlich
21.02. Köln, King Georg
22.02. Wiesbaden, Schlachthof
The Hidden Cameras: Their Age of Consent
Endlich gibt es zur fabelhaften Single "Gay Goth Scene" und dem dazugehörigen, ebenso fabelhaften Videoclip ein passendes Album - The Hidden Cameras werden mit "Age" via Evil Evil Ende Januar ihr langerwartetes Nachfolgewerk zu "Origin: Orphan" veröffentlichen - die Tracklist kann auf der Homepage der Band begutachtet werden, eine Tour soll auch schon in Planung sein.
Marteria: Spießerglück
"Alle ham 'nen Job, ich hab Langeweile, keiner hat mehr Bock auf kiffen, saufen, feiern - so ist das hier im Block tagein, tagaus..." - Marteria hat zusammen mit Miss Platnum den nächsten Titel seines Albums "Zum Glück in die Zukunft 2" ins Netz gestellt. "Kids" heißt der Song und gibt den verspießerten Altersgenossen, die lieber nach Schweden als nach Malle in Urlaub fahren und zusammen mit den Bayern endlich zu den Gewinnern zählen wollen, ordentlich eine mit - hier bei der SPEX.
Midlake: Befreit nach vorn
Midlake
„Antiphon“
(Pias/Bella Union)
Viel mehr als ein paar stachlige Randbemerkungen, die man auch noch zwischen den Zeilen suchen musste, ist dann doch nicht zurückgeblieben, am Ende wünschten sich alle das Beste und die Sache war durch: Tim Smith, Sänger und Songschreiber der texanischen Folkrockband Midlake, hatte seine Kollegen nach drei gemeinsamen Alben im vergangenen Jahr verlassen, es war kein lauter Abschied, die Arbeitsphilosophien sei dann doch zu unterschiedlich, man habe so nicht mehr miteinander arbeiten können und wollen. Nun, die Geschichte hält zur Mahnung nicht allzuviele Beispiele bereit, in denen eine Band den Abgang ihres charismatischen Frontmannes bei gleichem Erfolg verkraftet hätte, selbst Genesis dürfen hier ihrer vielen Versuche wegen nicht als positives Beispiel herhalten.
Bei Midlake jedoch scheint die Sache anders auszugehen, Gitarrist Eric Pulido schnappte sich kurzerhand den Job am Mikro, Songs hatten die verbliebenen vier im Studio ohnehin schon genügend zusammen und so wurde aus dem geplanten „Seven Long Suns“ mit Tim Smith einfach „Antiphon“ ohne denselben. Und auch wenn einem nun der Vergleich zu dem fehlt, was in alter Besetzung entstanden wäre – das vorliegende Ergebnis ist ganz sicher kein schlechtes. Smith‘ frühere Mitstreiter empfanden die Trennung, wie sie selbst sagen, als eine Mischung aus Schock und Erleichterung, offensichtlich war der Druck auf beiden Seiten enorm groß, dem letzten Erfolgsalbum „The Courage Of Others“ ein ebenbürtiges Werk folgen zu lassen – am Ende stand der Splitt: „When he went, we could do what we wanted to do. So that’s what we did", so Drummer McKenzie Smith.
Am Grundcharakter der Songs hat sich dann so viel nicht geändert, Midlake haben dank der neuen Freiheiten nur ihre Ränder etwas weiter nach außen verschoben. Klangen der besagte Vorgänger und auch der Durchbruch „The Trials Of Van Occupanther“ noch sehr homogen und auch filigraner, fügen sie nun den Tönen aus gezupfter Akustik und zarten Flöten ein Mehr an kantigen Gitarren und psychedelischem Orgelspiel hinzu, das Schlagzeug rückt ein Stück in den Vordergrund und bekommt eine organischere Färbung. Pulidos Stimme ist der von Smith erstaunlich ähnlich, ein deutlicher Bruch ist hier also nicht zu hören und so wirken die neuen Stücke in erster Linie etwas lebendiger, weniger in sich gekehrt und auch nicht mehr ganz so düster.
Wenn die letzte Platte nicht die ganz dicken Hitnummern wie „Young Bride“ und „Roscoe“ bereithielt – auf „Antiphon“ ließen sich wieder einige davon finden: Das Titelstück selbst, gefolgt vom verführerisch pochenden „Provider“, das sind schon die ersten Achtungszeichen, bevor dann „The Old And The Young“ mit neuzeitigem Frischluftpop überrascht, der so ganz ohne die Kauzigkeit der früheren Jahre auskommt. Mit „Vale“ gibt‘s sogar eine anständig laute Jamsession zu hören, „Ages“ wiederum setzt zu den sorgsam verschränkten Gitarrenakkorden ein paar Chöre ins Bild. Ob die aus der wiederentdeckten Freiheit gewonnene Spielfreude ausreicht, die alte Anhängerschaft bei der Fahne zu halten, wird sich weisen, in jedem Falle sind Midlake Tim Smith nun ein paar Songs voraus – erst wenn dieser mit seinem neuen Soloprojekt Harp nachlegt, wird man endgültig wissen, ob die Trennung von alle von Vorteil war. http://www.midlake.net/
05.03. Köln, Gloria
06.03. Lausanne, Les Docks (CH)
07.03. Zürich, Komplex Klub (CH)
09.03. München, Freiheizhalle
12.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich
Komplettstream "Antiphon" bei Mojo4music.com.
„Antiphon“
(Pias/Bella Union)
Viel mehr als ein paar stachlige Randbemerkungen, die man auch noch zwischen den Zeilen suchen musste, ist dann doch nicht zurückgeblieben, am Ende wünschten sich alle das Beste und die Sache war durch: Tim Smith, Sänger und Songschreiber der texanischen Folkrockband Midlake, hatte seine Kollegen nach drei gemeinsamen Alben im vergangenen Jahr verlassen, es war kein lauter Abschied, die Arbeitsphilosophien sei dann doch zu unterschiedlich, man habe so nicht mehr miteinander arbeiten können und wollen. Nun, die Geschichte hält zur Mahnung nicht allzuviele Beispiele bereit, in denen eine Band den Abgang ihres charismatischen Frontmannes bei gleichem Erfolg verkraftet hätte, selbst Genesis dürfen hier ihrer vielen Versuche wegen nicht als positives Beispiel herhalten.
Bei Midlake jedoch scheint die Sache anders auszugehen, Gitarrist Eric Pulido schnappte sich kurzerhand den Job am Mikro, Songs hatten die verbliebenen vier im Studio ohnehin schon genügend zusammen und so wurde aus dem geplanten „Seven Long Suns“ mit Tim Smith einfach „Antiphon“ ohne denselben. Und auch wenn einem nun der Vergleich zu dem fehlt, was in alter Besetzung entstanden wäre – das vorliegende Ergebnis ist ganz sicher kein schlechtes. Smith‘ frühere Mitstreiter empfanden die Trennung, wie sie selbst sagen, als eine Mischung aus Schock und Erleichterung, offensichtlich war der Druck auf beiden Seiten enorm groß, dem letzten Erfolgsalbum „The Courage Of Others“ ein ebenbürtiges Werk folgen zu lassen – am Ende stand der Splitt: „When he went, we could do what we wanted to do. So that’s what we did", so Drummer McKenzie Smith.
Am Grundcharakter der Songs hat sich dann so viel nicht geändert, Midlake haben dank der neuen Freiheiten nur ihre Ränder etwas weiter nach außen verschoben. Klangen der besagte Vorgänger und auch der Durchbruch „The Trials Of Van Occupanther“ noch sehr homogen und auch filigraner, fügen sie nun den Tönen aus gezupfter Akustik und zarten Flöten ein Mehr an kantigen Gitarren und psychedelischem Orgelspiel hinzu, das Schlagzeug rückt ein Stück in den Vordergrund und bekommt eine organischere Färbung. Pulidos Stimme ist der von Smith erstaunlich ähnlich, ein deutlicher Bruch ist hier also nicht zu hören und so wirken die neuen Stücke in erster Linie etwas lebendiger, weniger in sich gekehrt und auch nicht mehr ganz so düster.
Wenn die letzte Platte nicht die ganz dicken Hitnummern wie „Young Bride“ und „Roscoe“ bereithielt – auf „Antiphon“ ließen sich wieder einige davon finden: Das Titelstück selbst, gefolgt vom verführerisch pochenden „Provider“, das sind schon die ersten Achtungszeichen, bevor dann „The Old And The Young“ mit neuzeitigem Frischluftpop überrascht, der so ganz ohne die Kauzigkeit der früheren Jahre auskommt. Mit „Vale“ gibt‘s sogar eine anständig laute Jamsession zu hören, „Ages“ wiederum setzt zu den sorgsam verschränkten Gitarrenakkorden ein paar Chöre ins Bild. Ob die aus der wiederentdeckten Freiheit gewonnene Spielfreude ausreicht, die alte Anhängerschaft bei der Fahne zu halten, wird sich weisen, in jedem Falle sind Midlake Tim Smith nun ein paar Songs voraus – erst wenn dieser mit seinem neuen Soloprojekt Harp nachlegt, wird man endgültig wissen, ob die Trennung von alle von Vorteil war. http://www.midlake.net/
05.03. Köln, Gloria
06.03. Lausanne, Les Docks (CH)
07.03. Zürich, Komplex Klub (CH)
09.03. München, Freiheizhalle
12.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich
Komplettstream "Antiphon" bei Mojo4music.com.
Kings Of Leon: Auf's Messer
Ein Nachtrag noch zu den Kings Of Leon mit dem hierzulande üblichen GEMA-Zeitversatz - zu ihrer aktuellen Single "Beautiful War" aus dem Album "Mechanical Bull" gibt es eine knapp siebenminütige Bildgeschichte über einen unerfreulichen Bruderzwist - hier bei Clipfisch.de.
Sonntag, 24. November 2013
Gloria: Die zweite Runde
Die erste Runde läuft noch, da läuten Klaas Heufer-Umlauf und Mark Tavassol schon die zweite ein: Gloria, ihre gemeinsame Band, die gerade ihr selbstbetiteltes Debüt an den Start gebracht haben, haben ein paar Termine für all jene in den Kalender geschrieben, die gerade nicht dabeisein konnten:
20.03. Weinheim, Cafe Zentral
21.03. Zürich, Kaufleuten (CH)
22.03. Reutlingen, Franz K
23.03. Bochum Bahnhof Langdreer
28.03. Osnabrück, Kleine Freiheit
29.03. Bremen, Nordlicht Festival
30.03. Gütersloh, Die Weberei
04.04. Graz, PPC (A)
05.04. Wien, Flex (A)
06.04. Nürnberg, KunstKulturQuartier
20.03. Weinheim, Cafe Zentral
21.03. Zürich, Kaufleuten (CH)
22.03. Reutlingen, Franz K
23.03. Bochum Bahnhof Langdreer
28.03. Osnabrück, Kleine Freiheit
29.03. Bremen, Nordlicht Festival
30.03. Gütersloh, Die Weberei
04.04. Graz, PPC (A)
05.04. Wien, Flex (A)
06.04. Nürnberg, KunstKulturQuartier
Freitag, 22. November 2013
Ceremony: Mittendrin
Apropos live: Von der kalifornischen Hardcore-Kapelle Ceremony gibt es bei Matablog einen gut halbstündigen Konzertmitschnitt eines Auftritts in Philadelphia im August diesen Jahres. Unterhaltsam deshalb, weil man schon nach kurzer Dauer komplett die Orientierung verliert, wo denn nun genau die Bühne ist und wer um Himmels Willen überhaupt zur Band gehört - grandios!
Nick Cave And The Bad Seeds: Real cool
Nick Cave & The Bad Seeds
Zenith, München, 21. November 2013
Support: Shilpa Ray & Her Happy Hookers
Irgendwo war zu lesen, der Bart sei ab. Als sachliche Feststellung geht das natürlich in Ordnung, denn Nick Cave hat sich tatsächlich seinen etwas gewöhnungsbedürftigen Schnauzer abrasieren lassen. Im übertragenen Sinne taugt die Feststellung dagegen nichts, denn der Mann hat überhaupt keinen Grund, seinen Krempel hinzuschmeißen und sich fürderhin nur noch mit dem Verfassen alttestamentarischer Traktate zu beschäftigen – auch das randvoll gefüllte Zenith in München durfte sich davon überzeugen, dass der Platz des australischen Mittfünfzigers noch immer auf der Bühne ist. “Verrat!” würde also niemand ernsthaft schreien wollen, denn auch wenn seine Begleiter mit der Urformation nur noch den schaurigen Namen gemeinsam haben, jetzt also eher als angereicherte Grinderman 2.0 fungieren – Cave hat seine Person seit jeher vom Rest der Gruppe getrennt gehalten und darf so als alleinige Konstante, als seligmachende Klammer der dreißigjährigen Bandgeschichte gelten.
Ohnehin ist das Repertoire des Abends aus mittlerweile fünfzehn Alben durch viele Hände (meint: wechselnde Besetzungen) gegangen und ganz so klar gar nicht mehr zu trennen. Auffällig dennoch, dass Cave für diese Tour erfreulich oft in der Vergangenheit gekramt hat, und auch wenn die alten Sachen der Bargeld-Harvey-Adamson-Arä nicht mehr so stringent mit dem tiefschwarzen Flor der ‘Berliner Jahre’ umwickelt sind, allein für sie hätte sich der Besuch schon gelohnt: “Tupelo” und “From Her To Eternity” kommen kraftvoll und ordentlich wütend daher, auch “Deanna”, “The Weeping Song” und natürlich das grandiose “Mercy Seat” lassen kaum etwas von der alten Qualität vermissen. Was die drei Grindermänner nicht schafften, gelingt der nunmehr sechsköpfigen Livekappelle erwartungsgemäß besser – die Stücke wirken nun, ihrem Charakter gemäß, vielschichtiger, zwischentöniger, Cave gelingt neben dem explosiven Gebrüll vor versammeltem Publikum ein ebenso mühelos vernehmbares Flüstern.
So gut wie die alten funktionieren auch die aktuellen Songs – “Jubilee Street” gerät anders als auf dem Album erstaunlich druckvoll, für die “Mermaids” packt der Meister alles an Charme und Schwermut in die Waagschale. Noch besser seine Königsdisziplin, die knochenklappernde Voodoobeschwörung, ob “Higgs Boson Blues” oder das wilde “Stagger Lee”, Cave mutiert zum wildgewordenen, wortspuckenden Bühnenteufel, der nicht weniger als ein Inferno verspricht, Trost ist in diesen Momenten nur schwerlich zu haben. Am Ende verlässt ein gutgelaunter, ausgelaugter und naßgeschwitzter Mann die Halle, Warren Ellis’ Geigenbogen sieht so wirr aus wie seine Frisur und auch das Publikum, dessen Alterschnitt die Vermutung nahelegt, nicht wenige Besucher begleiten Cave schon seit seinen ersten Tagen, verabschiedet die Gäste mit einer Mischung aus Begeisterung, Dankbarkeit und Wehmut. Klar, dass hier nichts so gut passt wie der Titel einer der Zugaben – “Real Cool”, in der Tat.
Zenith, München, 21. November 2013
Support: Shilpa Ray & Her Happy Hookers
Irgendwo war zu lesen, der Bart sei ab. Als sachliche Feststellung geht das natürlich in Ordnung, denn Nick Cave hat sich tatsächlich seinen etwas gewöhnungsbedürftigen Schnauzer abrasieren lassen. Im übertragenen Sinne taugt die Feststellung dagegen nichts, denn der Mann hat überhaupt keinen Grund, seinen Krempel hinzuschmeißen und sich fürderhin nur noch mit dem Verfassen alttestamentarischer Traktate zu beschäftigen – auch das randvoll gefüllte Zenith in München durfte sich davon überzeugen, dass der Platz des australischen Mittfünfzigers noch immer auf der Bühne ist. “Verrat!” würde also niemand ernsthaft schreien wollen, denn auch wenn seine Begleiter mit der Urformation nur noch den schaurigen Namen gemeinsam haben, jetzt also eher als angereicherte Grinderman 2.0 fungieren – Cave hat seine Person seit jeher vom Rest der Gruppe getrennt gehalten und darf so als alleinige Konstante, als seligmachende Klammer der dreißigjährigen Bandgeschichte gelten.
Ohnehin ist das Repertoire des Abends aus mittlerweile fünfzehn Alben durch viele Hände (meint: wechselnde Besetzungen) gegangen und ganz so klar gar nicht mehr zu trennen. Auffällig dennoch, dass Cave für diese Tour erfreulich oft in der Vergangenheit gekramt hat, und auch wenn die alten Sachen der Bargeld-Harvey-Adamson-Arä nicht mehr so stringent mit dem tiefschwarzen Flor der ‘Berliner Jahre’ umwickelt sind, allein für sie hätte sich der Besuch schon gelohnt: “Tupelo” und “From Her To Eternity” kommen kraftvoll und ordentlich wütend daher, auch “Deanna”, “The Weeping Song” und natürlich das grandiose “Mercy Seat” lassen kaum etwas von der alten Qualität vermissen. Was die drei Grindermänner nicht schafften, gelingt der nunmehr sechsköpfigen Livekappelle erwartungsgemäß besser – die Stücke wirken nun, ihrem Charakter gemäß, vielschichtiger, zwischentöniger, Cave gelingt neben dem explosiven Gebrüll vor versammeltem Publikum ein ebenso mühelos vernehmbares Flüstern.
So gut wie die alten funktionieren auch die aktuellen Songs – “Jubilee Street” gerät anders als auf dem Album erstaunlich druckvoll, für die “Mermaids” packt der Meister alles an Charme und Schwermut in die Waagschale. Noch besser seine Königsdisziplin, die knochenklappernde Voodoobeschwörung, ob “Higgs Boson Blues” oder das wilde “Stagger Lee”, Cave mutiert zum wildgewordenen, wortspuckenden Bühnenteufel, der nicht weniger als ein Inferno verspricht, Trost ist in diesen Momenten nur schwerlich zu haben. Am Ende verlässt ein gutgelaunter, ausgelaugter und naßgeschwitzter Mann die Halle, Warren Ellis’ Geigenbogen sieht so wirr aus wie seine Frisur und auch das Publikum, dessen Alterschnitt die Vermutung nahelegt, nicht wenige Besucher begleiten Cave schon seit seinen ersten Tagen, verabschiedet die Gäste mit einer Mischung aus Begeisterung, Dankbarkeit und Wehmut. Klar, dass hier nichts so gut passt wie der Titel einer der Zugaben – “Real Cool”, in der Tat.
U2: Alles wie gehabt
Hat alles, was ein U2-Song haben muss und ist deshalb auch eine kleine Meldung wert: Am nächsten Freitag ist Record Store Day und genau dann erscheint die erste Single "Ordinary Love" vom neuen, noch unbenannten U2-Album und als Beigabe zum Nelson-Mandela-Biopic - nun gibt es ein Lyric-Video zum Song bei Youtube.
Arcade Fire: Zweites Nachleben
Eine Mischung aus beeindruckenden Bildern und anrührenden Familienszenen - Arcade Fire haben nach der Coop mit Spike Jonze zusammen mit Regisseurin Emily Kai Bock (Grimes, Haerts, Majical Cloudz) ein zweites Video zu ihrem Song "Afterlife" produziert, zu sehen bei Youtube.
Mittwoch, 20. November 2013
Xiu Xiu: XXXiu XXXiu
Die letzten Nennungen von Jamie Stewart und Band sind noch gar nicht so lange her: Zunächst lieferten Xiu Xiu eine Platte voller Cover der amerikanischen Jazzikone Nina Simone namens "Nina" ab, danach waren sie auf dem aktuellen Album von Shearwater mit einer Neuvertonung vertreten. Nun aber gibt es bald selbstverfertigtes, neues Material zu hören - Anfang Februar erscheint bei Polyvinyl mit "Angel Guts: Red Classroom" der Nachfolger von "Always" und den Titel "Stupid In The Dark" darf man bei Soundcloud schon einmal probieren. Benannt ist die Platte im Übrigen nach einem japanischen Erotik-Film aus dem Jahr 1979 - dann wissen wir das auch.
Darkside: Over Europe
Es wird dunkel über Europa und nein, das liegt nicht am Wetter: Darkside, das Projekt von Nicolas Jaar und Dave Harrington, kommen mit ihrer fabelhaften Debütplatte "Psychic" für ein paar Konzerte auf den alten Kontinent.
01.03. Zürich, Kaufleuten
12.03. Berlin, Astra Kulturhaus
14.03. Köln, Gloria Theater
15.03. München, Muffathalle
01.03. Zürich, Kaufleuten
12.03. Berlin, Astra Kulturhaus
14.03. Köln, Gloria Theater
15.03. München, Muffathalle
Wes Anderson: Und Du, mein Freund?
"I saved Latin! What did you ever do?" Dieser schwergewichtige Satz stammt aus dem Film "Rushmore", einem der ersten Werke von Kultregisseur Wes Anderson und eben jenem soll nun laut Pitchfork mit einem Tribut-Sampler der besonderen Art die Ehre erwiesen werden. Das Label American Laundromat Records veröffentlicht im Frühjahr 2014 eine Doppel-CD mit 23 Stücken aus Andersons bekanntesten Arbeiten wie "Darjeeling Limited", "Royal Tenenbaums", "Life Aquatic" und besagtem "Rushmore", neu interpretiert von Künstlern wie Black Francis, Juliana Hatfield, Kristin Hersh und William Fitzsimmons. Dazu wird ein Paket aus verschiedensten Gimmicks angeboten, so zum Beispiel T-Shirts, Aufnäher oder - ganz charmant - Steve Zissou's (Bill Murray) legendäre rote Strickmütze. Auf die schwarzen Trainingsanzüge von Ben Stiller + Söhnen wird man aber leider verzichten müssen...
Dienstag, 19. November 2013
Pixies: Rumms!
Wenn Damien Jurados Gang durch karge Landschaften etwas rätselhaft daherkommt - was ist dann das? Die Pixies lassen im Video zum Song "What Goes Boom" ihren Gitarristen Joey Santiago durch ebenso trostlose Kulissen stampfen, sein Ende ist allerdings etwas, naja, eindeutiger. Neugierig? Bitte - hier bei NPR.
Damien Jurado: Verwirrspiel
Da ging dann doch einiges schief, aber wie die einzelnen Filmteile zusammenpassen, das wissen wohl nur Regisseur Justin Koleszar und Damien Jurado (bald auf Tour in Deutschland) selbst: Sein neuer Song "Silver Timothy" jedenfalls wurde in Terrebonne/Oregon gedreht und trotz all der beeindruckenden Landschaften bleibt am Ende etwas Verwirrung zurück - anschauen bei Vevo.
The Notwist: Goodbye Melancholie
Draußen wird es langsam dunkel, doch wer denkt, er dürfe sich jetzt mal mit dem neuen Sound von The Notwist so richtig einlullen lassen, der ist schief gewickelt: "Close To The Glass" wird das neue Album heißen, die Tour ist schon länger im VVK und den Titeltrack darf man nun bei Soundcloud hören - hier.
Vinyl Box Set: X-Mas Can kommen
Okay, für diese einigermaßen alberne Überschrift braucht man schon ein gewisses Quantum Glühwein, aber für manchen hat diese Nachricht ja durchaus etwas weihnachtlich Beschwipstes: Mute Records hauen in diesem Jahr noch einmal mächtig auf die Kacke und bringen Ende November die lang erwartete und vollumfängliche Vinyl-Box von CAN unter den Nadelbaum - allerfeinste 180g-Ware mit Buch und Poster, bitte einmal durchzählen:
Monster Movie, Soundtracks, Tago Mago, Ege Bamyasi, Future Days, Soon Over Babaluma, Delay, Unlimited Edition, Landed, Flow Motion, Saw Daylight, Can, Rite Time, Out Of Reach, Can Live, Sussex University 1975
Es empfiehlt sich allerdings, das Packet selbst zu kaufen, wer bitteschön war schon so brav, dass er/sie am Heiligen Abend ein Geschenk im Wert von knapp 320 Euro überreicht bekäme? Na also.
Monster Movie, Soundtracks, Tago Mago, Ege Bamyasi, Future Days, Soon Over Babaluma, Delay, Unlimited Edition, Landed, Flow Motion, Saw Daylight, Can, Rite Time, Out Of Reach, Can Live, Sussex University 1975
Es empfiehlt sich allerdings, das Packet selbst zu kaufen, wer bitteschön war schon so brav, dass er/sie am Heiligen Abend ein Geschenk im Wert von knapp 320 Euro überreicht bekäme? Na also.
Blood Orange: Verwandlungskünstler
Blood Orange
„Cupid Deluxe“
(Domino Records)
Mit Sicherheit war Devonté Hynes schon als Kind immer mit Spaß dabei, wenn es um’s Verkleiden ging, die Lust an der wechselnden Identität hat er sich offensichtlich bis heute bewahrt. Zusammen mit den Test Icicles gab er ein recht ruppigen Punksound zum Besten, als Lightspeed Champion wiederum kümmerte er sich um erwachsenen, melodischen Indiepop und nun schickt er sich an, unter dem Alias Blood Orange die R&B-Platte des Jahres vorzulegen – der Mann kann einem fast schon unheimlich werden. Ganz im Stile seiner Kollegen George Lewis Jr. (Twin Shadow) und Abel Tesfaye (The Weeknd) präsentiert er sich auf dem zweiten Album seines Monikers als Feinschmecker in Sachen Songwriting, zusätzlich zum artverwandten, versierten Gebrauch diverser Synthesizer mischt Hynes seinen Tracks eine gehörige Portion Funk unter Zuhilfenahme (auch hier ganz up to date) einer illustren Gästeschar bei.
So trafen im Studio unter anderem Dave Longstreth von den Dirty Projectors, Caroline Polachek, Sängerin der amerikanischen Elektropopband Chairlift, Samantha Urbani, die sonst bei der New Yorker Formation Friends am Mikro steht, Clams Casino und Rapper Skepta aufeinander – herausgekommen sind dabei elf sehr smarte, smoothe Downtemponummern, deren Spannweite vom Pop der 80er bis hin zum zeitgemäß angereicherten R&B des Frank Ocean reicht. Der Groove von “Unkle Ace”, das fabelhafte Gitarrenpicking bei “No Ring Thing” oder die angejazzten Ausschweifungen in “Chosen” (bei “It Is What It Is” linst sogar mal Prince über den Gartenzaun) – alles gelingt hier mit perfektem Timing und läßt die Stücke verführerisch funkeln. Selbst die beiden kurzen Rap-Passagen bei “Clipped On” und “High Street” passen perfekt ins Bild, bei der Gelegenheit fällt auf, dass das Scratchen im Laufe der Jahre irgendwie unter die Räder gekommen sein muss. Nicht so hier, nicht bei dieser Platte, die sich als sehr seltene Mischung erweist, nämlich der aus lässiger Coolness und großem Gefühl. Darauf einen ‘Bleeding Sun’.
Kompletter Albumstream bei Dailymotion.
„Cupid Deluxe“
(Domino Records)
Mit Sicherheit war Devonté Hynes schon als Kind immer mit Spaß dabei, wenn es um’s Verkleiden ging, die Lust an der wechselnden Identität hat er sich offensichtlich bis heute bewahrt. Zusammen mit den Test Icicles gab er ein recht ruppigen Punksound zum Besten, als Lightspeed Champion wiederum kümmerte er sich um erwachsenen, melodischen Indiepop und nun schickt er sich an, unter dem Alias Blood Orange die R&B-Platte des Jahres vorzulegen – der Mann kann einem fast schon unheimlich werden. Ganz im Stile seiner Kollegen George Lewis Jr. (Twin Shadow) und Abel Tesfaye (The Weeknd) präsentiert er sich auf dem zweiten Album seines Monikers als Feinschmecker in Sachen Songwriting, zusätzlich zum artverwandten, versierten Gebrauch diverser Synthesizer mischt Hynes seinen Tracks eine gehörige Portion Funk unter Zuhilfenahme (auch hier ganz up to date) einer illustren Gästeschar bei.
So trafen im Studio unter anderem Dave Longstreth von den Dirty Projectors, Caroline Polachek, Sängerin der amerikanischen Elektropopband Chairlift, Samantha Urbani, die sonst bei der New Yorker Formation Friends am Mikro steht, Clams Casino und Rapper Skepta aufeinander – herausgekommen sind dabei elf sehr smarte, smoothe Downtemponummern, deren Spannweite vom Pop der 80er bis hin zum zeitgemäß angereicherten R&B des Frank Ocean reicht. Der Groove von “Unkle Ace”, das fabelhafte Gitarrenpicking bei “No Ring Thing” oder die angejazzten Ausschweifungen in “Chosen” (bei “It Is What It Is” linst sogar mal Prince über den Gartenzaun) – alles gelingt hier mit perfektem Timing und läßt die Stücke verführerisch funkeln. Selbst die beiden kurzen Rap-Passagen bei “Clipped On” und “High Street” passen perfekt ins Bild, bei der Gelegenheit fällt auf, dass das Scratchen im Laufe der Jahre irgendwie unter die Räder gekommen sein muss. Nicht so hier, nicht bei dieser Platte, die sich als sehr seltene Mischung erweist, nämlich der aus lässiger Coolness und großem Gefühl. Darauf einen ‘Bleeding Sun’.
Kompletter Albumstream bei Dailymotion.
Arcade Fire: Dresscode und Halligalli
Das sollte ihnen doch entgegenkommen: Arcade Fire waren gestern Abend zu Gast in einer "german TV-Show called Circus Halligalli" und haben dort ihren Song "Afterlife" performt - für eine Band, die sich auch für die anstehende Arenatour von ihrem Publikum wünscht, dass es bitte in entsprechender Verkleidung erscheinen solle ("Please wear formal attire or costume"), ist das wohl genau der richtige Ort. Andererseits sind die Erfahrungen, die Weltstars im deutschen Fernsehen gemacht haben, nicht immer die besten, man wird also sehen, ob da noch was nachkommt...
Montag, 18. November 2013
Queens Of The Stone Age: Vorhang auf!
Alt-J: Der Sommer im Remix
Noch etwas obendrauf gibt's von den letztjährigen Gewinnern des Mercury Prize' Alt-J. Laut UtR plant die Band aus Leeds die Veröffentlichung einer Remix-EP mit dem Titel "Summer", darauf enthalten sind Neubearbeitungen von Jim James, Dave Sitek, Odd Future's the Internet, Ben Lovett (von Mumford & Sons), Hanz und ein Rework der Hitsingle "Tessellate" von Ben De Vries, welchen man sich schon mal bei Soundcloud anhören darf.
Neneh Cherry: Eigenständig
Siebzehn Jahre sind eine lange Zeit: Nun jedenfalls hat sich Neneh Cherry ein Herz gefasst und zusammen mit Kieran Hebden alias Four Tet ein neues Soloalbum produziert - "Blank Project" folgt "Man" aus dem Jahr 1996 und wird Ende Februar 2014 via Smalltown Supersound erscheinen. Mit dabei ist u.a. die schwedische Künstlerin Robyn, den Titelsong kann man sich auf Soundcloud schon mal zu Gemüte führen.
Maxïmo Park: Umsteigen bitte...
So könnten sie einem schon wieder gefallen: Maxïmo Park haben ihrem Sound offensichtlich eine Roßkur verpasst, das Ganze klingt nun doch weit weniger nach hibbeligem Indierock, sondern orientiert sich eher am Synthpop der späten Foals oder Maccabees. Was weiter kein Wunder ist, waren doch für das neue Album "Too Much Information" (VÖ 31. Januar) Dave Okumu von The Invisible und Dave und Peter Brewis von Field Music mit im Boot bzw. an den Reglern - einen ersten Eindruck kann man sich bei Tape.TV und dem Track "Brain Cells" verschaffen, später dann auf vier Liveshows in D-Land.
12.02. Hamburg, Docks
13.02. Berlin, Huxley's
18.02. München, Theaterfabrik
19.02. Köln, Live Music Hall
12.02. Hamburg, Docks
13.02. Berlin, Huxley's
18.02. München, Theaterfabrik
19.02. Köln, Live Music Hall
Week End Köln: Grundschule
Liebe Grundschüler, Azubis und Studenten!
Am 13. und 14. Dezember findet laut/mit SPEX in der Stadthalle von Köln Mühlheim das Week-End-Festival statt und zwar mit folgendem, beachtlichen Line-Up:
13.12. The Fall, Grant Hart, Yuck
14.12. Young Marble Giants, Robert Forster, The Pastels, Mirele Wagner
Zur Erklärung: The Fall, das ist die Kombo von keinem Geringeren als Mark E. Smith, der einzige, der dem gerade verstorbenen Lou Reed in Sachen Grantlertum noch das Wasser reichen konnte, der Mann, der einen rekordverdächtigen Verschleiß an Mitmusikern pflegt und dessen Nicht-Stimme Legende ist. Robert Forster war bis zum Tode seines kongenialen Partners Grant McLennan Teil der Doppelspitze bei den Go-Betweens und kann in Sachen Eleganz und Stil eigentlich nurmehr von Brian Ferry getoppt werden. Grant Hart wiederum gründete zusammen mit Greg Norton und Bob Mould die Punkband Hüsker Dü, ohne die - ähnlich wie bei The Fall und den Go-Betweens - Euer Leben mit Sicherheit um einiges ärmer geworden wäre. Und zu guter Letzt die Young Marble Giants: Wer von Euch immer noch meint, Bands wie The XX oder London Grammar würden eine einzigartige, unnachahmliche Musik hervorzaubern, der darf sich hier mal anhören, wo sie sich den Sound abgeschaut haben (und danach gleich noch "Colossal Youth" kaufen, denn das Album sollte wirklich in keinem gutsortierten Haushalt fehlen). Einen Trailer zum Festival gibt es im Übrigen bei Vimeo.
Na ja, und die Alten gehen ja eh hin, oder?
Am 13. und 14. Dezember findet laut/mit SPEX in der Stadthalle von Köln Mühlheim das Week-End-Festival statt und zwar mit folgendem, beachtlichen Line-Up:
13.12. The Fall, Grant Hart, Yuck
14.12. Young Marble Giants, Robert Forster, The Pastels, Mirele Wagner
Zur Erklärung: The Fall, das ist die Kombo von keinem Geringeren als Mark E. Smith, der einzige, der dem gerade verstorbenen Lou Reed in Sachen Grantlertum noch das Wasser reichen konnte, der Mann, der einen rekordverdächtigen Verschleiß an Mitmusikern pflegt und dessen Nicht-Stimme Legende ist. Robert Forster war bis zum Tode seines kongenialen Partners Grant McLennan Teil der Doppelspitze bei den Go-Betweens und kann in Sachen Eleganz und Stil eigentlich nurmehr von Brian Ferry getoppt werden. Grant Hart wiederum gründete zusammen mit Greg Norton und Bob Mould die Punkband Hüsker Dü, ohne die - ähnlich wie bei The Fall und den Go-Betweens - Euer Leben mit Sicherheit um einiges ärmer geworden wäre. Und zu guter Letzt die Young Marble Giants: Wer von Euch immer noch meint, Bands wie The XX oder London Grammar würden eine einzigartige, unnachahmliche Musik hervorzaubern, der darf sich hier mal anhören, wo sie sich den Sound abgeschaut haben (und danach gleich noch "Colossal Youth" kaufen, denn das Album sollte wirklich in keinem gutsortierten Haushalt fehlen). Einen Trailer zum Festival gibt es im Übrigen bei Vimeo.
Na ja, und die Alten gehen ja eh hin, oder?
Sonntag, 17. November 2013
Eagulls: Können sich sehen lassen
Nicht mehr ganz so taufrisch diese Nachricht, aber das hübsche Spielplatzcover verlangt nach wohlwollender Verbreitung: Eagulls aus Leeds mit Sänger (Achtung - jetzt beim Lesen nur keinen Fehler machen!) George Mitchell werden demnächst wieder eine ihrer zahlreichen EPs veröffentlichen, von dieser stammt auch der Track "Tough Luck", der bei Soundcloud zum Anhören bereitsteht (VÖ 16. Dezember via Partizan Records). Im März 2014 soll dann endlich ein Album folgen, auch dessen Cover kann sich sehen lassen...
Samstag, 16. November 2013
Liars: Craftwerk
Freitag, 15. November 2013
Daughn Gibson: Totentanz
Das Album "Me Moan" im Sommer war schon keine allzu leichte Kost und auch das aktuelle Video von Daughn Gibson zu "Phantom Rider" ist nicht weniger als ein ein gruseliger Totentanz geworden. Regie führten Ferry Gouw (Lightspeed Champion, Theme Park, Celestial Bodies) - anschauen kann man sich das Schauerstück bei Vimeo.
Lou Reed: Trauern im öffentlichen Raum
Am gestrigen Donnerstag fand vor dem New Yorker Lincoln Centre die öffentliche Gedenkveranstaltung für den kürzlich verstorbenen Lou Reed statt, drei offensichtlich sehr entspannte Stunden mit einer aufgeräumten Laurie Anderson und einigen anderen Prominenten, drei Stunden gefüllt mit Musik des Ausnahmekünstlers - begonnen wurde laut Rolling Stone mit "Blue Mask", den Schlußpunkt setzte, wie könnte es anders sein, der infernalische Krach von "Metal Machine Music". Auf die Frage nach ihrem Lieblingssong antwortete Laurie Anderson im Übrigen ohne lange zu überlegen "The Power Of The Heart" aus dem Jahr 2008 - bitteschön:
Donnerstag, 14. November 2013
Robbie Williams: Glorreicher Halunke
Robbie Williams
“Swings Both Ways”
(Universal)
Na, da darf man wohl gratulieren? War ja nicht mehr so selbstverständlich in den vergangenen Jahren. Die letzten Alben, nun ja, bemüht, aber ohne den Esprit, die Lässigkeit der Jahrtausendwende und vor allem ohne die richtig großen Songs. Vater geworden, das schon, die Reunion mit Take That nicht nur überstanden, sondern auch klar dominiert, aber sonst: Zu oft in mittelmäßigen, deutschen Fernsehshows aufgetaucht, der Anzug in schweinchenrosa zu eng, der vergoldete Torso eher lächerlich, so richtig zu rechnen war mit Robbie Williams eigentlich nicht mehr, man hatte ihn drangegeben, den Born Entertainer. Zu früh, wie man jetzt weiß, denn schon kurz nach dem letzten Reinfall und somit keinen Tag zu früh erinnert sich der Junge aus Stoke-On-Trent an die Gründe für seine damaligen Triumphe und bringt endlich wieder zusammen, was zusammengehört – den Swing und Guy Chambers.
Was auf den ersten Blick wie der letzte Strohhalm aussieht, ist bei genauerem Hinsehen simply clever: „Swing When Your Winning“ war eines seiner erfolgreichsten Alben überhaupt, hier wirkte er austrainiert und angekommen wie selten, voller Grandezza, Charme, selbstbewusst bis unter die Halskrause, bereit, auch den letzten Zweifler auf seine Seite zu bringen. An den Qualitäten eines Guy Chambers wiederum bestehen ebenfalls kaum Zweifel, schrieb ihm dieser doch die erfolgreichsten, die eingängigsten Hits seiner Karriere – „Angels“, „Feel“, „Let Me Entertain You“, „Kids“ und „Supreme“. Und so vereint „Swings Both Ways“ bewährte Swingklassiker, bei denen Williams nicht allzuviel falsch machen kann und sechs eigene Stücke, die ihm Chambers auf den mittlerweile etwas fülligeren Leib geschrieben hat.
Dazu eine beachtliche Gästeliste, die Williams genügend Platz zum Glänzen läßt, ihm mit Kalkül und etwas Glück aber auch den fälligen Respekt und ein paar neue Käuferschichten generiert: „I Wanna Be Like You“ ist der wohl passendste Song aus dem grandiosen Dschungelbuch-Soundtrack und klingt gemeinsam mit Olly Murs wie ein ausgelassener, knallbunter Kindheitstraum, „Soda Pop“ featuring Michael Bublé gefällt mit quirlig-nervösem Bigbandsound. Während sich die wiedererwachte Lily Allen beim flauschigen „Dream A Little Dream“ etwas unter Wert verkauft, macht Kelly Clarkson aus „Little Green Apples“ von Bobby Russell ein anständiges Rührstück – Amerika wird es lieben. Den größten Pluspunkt aber fährt Williams für sein Duett mit Rufus Wainwright ein, beim Titelsong treffen sich zwei begnadete Bühnenprofis, um gutgelaunt und erfrischend eindeutig über Zweideutigkeiten zu plaudern – „come out of the same box“ (hatte man’s nicht immer schon geahnt?), „face it Robbie, you’re a little bit gay“ (na also).
„Minnie The Moocher“ kommt leider an der zwar fürchterlich abgenagten, aber omnipräsenten Version der Blues Brothers kaum vorbei, „Puttin‘ On The Ritz“ passt wie der Topf auf den Deckel, bringt aber nichts wesentlich Neues mit. Ein weiterer Glanzpunkt die fabelhafte Chambers-Nummer „Go Gentle“, die Melancholie der alten Tage, das größenwahnsinnige Karnevalsvideo, da sind sie wieder, die glorreichen Zeiten. Es sei ihm gegönnt, dass er sich im Stile eines Freddie Mercury mit einer Art Pop-Oper von seinen Zuhörern verabschiedet ("No One Likes A Fat Popstar"), schließlich ist und bleibt er der Einzige in diesem Geschäft, der in Sachen Format wenigstens ansatzweise an diese Legende heranreichen kann. Ob er allerdings Lust darauf hat, darf bezweifelt werden – man kann sich eher vorstellen, dass der Mann die Genugtuung über dieses Album daheim auf der Couch genießt, ein diebisches King-Louie-Grinsen im Gesicht … http://www.robbiewilliams.com/
“Swings Both Ways”
(Universal)
Na, da darf man wohl gratulieren? War ja nicht mehr so selbstverständlich in den vergangenen Jahren. Die letzten Alben, nun ja, bemüht, aber ohne den Esprit, die Lässigkeit der Jahrtausendwende und vor allem ohne die richtig großen Songs. Vater geworden, das schon, die Reunion mit Take That nicht nur überstanden, sondern auch klar dominiert, aber sonst: Zu oft in mittelmäßigen, deutschen Fernsehshows aufgetaucht, der Anzug in schweinchenrosa zu eng, der vergoldete Torso eher lächerlich, so richtig zu rechnen war mit Robbie Williams eigentlich nicht mehr, man hatte ihn drangegeben, den Born Entertainer. Zu früh, wie man jetzt weiß, denn schon kurz nach dem letzten Reinfall und somit keinen Tag zu früh erinnert sich der Junge aus Stoke-On-Trent an die Gründe für seine damaligen Triumphe und bringt endlich wieder zusammen, was zusammengehört – den Swing und Guy Chambers.
Was auf den ersten Blick wie der letzte Strohhalm aussieht, ist bei genauerem Hinsehen simply clever: „Swing When Your Winning“ war eines seiner erfolgreichsten Alben überhaupt, hier wirkte er austrainiert und angekommen wie selten, voller Grandezza, Charme, selbstbewusst bis unter die Halskrause, bereit, auch den letzten Zweifler auf seine Seite zu bringen. An den Qualitäten eines Guy Chambers wiederum bestehen ebenfalls kaum Zweifel, schrieb ihm dieser doch die erfolgreichsten, die eingängigsten Hits seiner Karriere – „Angels“, „Feel“, „Let Me Entertain You“, „Kids“ und „Supreme“. Und so vereint „Swings Both Ways“ bewährte Swingklassiker, bei denen Williams nicht allzuviel falsch machen kann und sechs eigene Stücke, die ihm Chambers auf den mittlerweile etwas fülligeren Leib geschrieben hat.
Dazu eine beachtliche Gästeliste, die Williams genügend Platz zum Glänzen läßt, ihm mit Kalkül und etwas Glück aber auch den fälligen Respekt und ein paar neue Käuferschichten generiert: „I Wanna Be Like You“ ist der wohl passendste Song aus dem grandiosen Dschungelbuch-Soundtrack und klingt gemeinsam mit Olly Murs wie ein ausgelassener, knallbunter Kindheitstraum, „Soda Pop“ featuring Michael Bublé gefällt mit quirlig-nervösem Bigbandsound. Während sich die wiedererwachte Lily Allen beim flauschigen „Dream A Little Dream“ etwas unter Wert verkauft, macht Kelly Clarkson aus „Little Green Apples“ von Bobby Russell ein anständiges Rührstück – Amerika wird es lieben. Den größten Pluspunkt aber fährt Williams für sein Duett mit Rufus Wainwright ein, beim Titelsong treffen sich zwei begnadete Bühnenprofis, um gutgelaunt und erfrischend eindeutig über Zweideutigkeiten zu plaudern – „come out of the same box“ (hatte man’s nicht immer schon geahnt?), „face it Robbie, you’re a little bit gay“ (na also).
„Minnie The Moocher“ kommt leider an der zwar fürchterlich abgenagten, aber omnipräsenten Version der Blues Brothers kaum vorbei, „Puttin‘ On The Ritz“ passt wie der Topf auf den Deckel, bringt aber nichts wesentlich Neues mit. Ein weiterer Glanzpunkt die fabelhafte Chambers-Nummer „Go Gentle“, die Melancholie der alten Tage, das größenwahnsinnige Karnevalsvideo, da sind sie wieder, die glorreichen Zeiten. Es sei ihm gegönnt, dass er sich im Stile eines Freddie Mercury mit einer Art Pop-Oper von seinen Zuhörern verabschiedet ("No One Likes A Fat Popstar"), schließlich ist und bleibt er der Einzige in diesem Geschäft, der in Sachen Format wenigstens ansatzweise an diese Legende heranreichen kann. Ob er allerdings Lust darauf hat, darf bezweifelt werden – man kann sich eher vorstellen, dass der Mann die Genugtuung über dieses Album daheim auf der Couch genießt, ein diebisches King-Louie-Grinsen im Gesicht … http://www.robbiewilliams.com/
Angel Olsen: Vergeben und vergessen
Na das kratzt ja mal schön: Angel Olsen, Singer/Songwriterin aus Chicago, wird im Februar ihr zweites Album "Burn Your Fire For No Witness" via Jagjaguwar veröffentlichen, den Nachfolger also zum Debüt "Half Way Home". Als ersten Track kann man nun "Forgiven/Forgotten", einen zweiminütigen Crowdpleaser hören - hier bei Soundcloud.
Planningtorock: Lebenslügen
Gender's just a lie: Planningtorock hat die erste Single aus dem Album "All Love's Legal" gepostet und wie erwartet geht es einmal mehr um den Geschlechterkampf und weibliches Selbst- bzw. Rollenverständnis. "Human Drama", so der Titel des Stücks, kann man bei Soundcloud anhören - hier.
Mittwoch, 13. November 2013
The KVB: Gut genug
The KVB
“Minus One”
(A Recordings/Cargo)
Keine Ahnung, wie oft in den letzten fünf, zehn Jahren die handelsüblichen Querverweise auf die Protagonisten von Gothik, Wave und Postpunk bemüht werden mussten, die Zeit war und ist nicht gerade arm an Bands, die sich ihre Vorbilder in ebenjener Ecke such(t)en. Und so folgt in schöner, aber auf Dauer ermüdender Regelmäßigkeit das Absingen des immergleichen Katalogs aus Joy Divison, New Order, Bauhaus, Jesus And Mary Chain, Sisters Of Mercy, Siouxsie And The Banshees, The Cure, whatever. Auch Nicholas Wood und Kat Day aus London machen da keine Ausnahme, auch ihr Projekt The KVB buchstabiert die genannten Referenzen in Versalien, auch sie versuchen wie viele andere vor ihnen den Sound der 80er auf die Jetztzeit zu formatieren. Und das gelingt ihnen gar nicht so übel, ihre dritte Platte, die sie zusammen mit Anton Newcombe, dem Gründer der legendären Psychrockband The Brian Johnstown Massacre, produziert haben, macht ordentlich Rabbatz, es wummert, knirscht und scheppert ganz gewaltig. Die Stimme von Wood wurde erwartungsgemäß düster in’s Off gemischt, das Feedback pfeift einem um die Ohren und wenn sich ein feuchtkaltes Nebelgewaber durch die Kulisse schieben will, wird es schnellsten mit dem nötigen Maschinenlärm zum Teufel gejagt. Natürlich ist das alles nicht eben neu, manchen Drumpart glaubt man einszueins den liebgewonnenen Klassikern der Frühzeit entnommen, und auch Abwechslung gehört nicht zu den Hauptmerkmalen dieser Platte. Aber nachdem sich Justin Warfield und She Wants Revenge in die Beliebigkeit verabschiedet haben, die keinem mehr wehtut, kann man sich bei The KVB wenigstens noch einen erstklassigen Tinnitus abholen.
The KVB bei Bandcamp.
WinWin: Wer genau jetzt einen düsteren Kick wie diesen braucht, der schreibt schnell ein Mail mit Name, Adresse und Stichwort an info@mapambulo.de, der oder die erste Einsender/in bekommt die Scheibe umsonst per Post.
“Minus One”
(A Recordings/Cargo)
Keine Ahnung, wie oft in den letzten fünf, zehn Jahren die handelsüblichen Querverweise auf die Protagonisten von Gothik, Wave und Postpunk bemüht werden mussten, die Zeit war und ist nicht gerade arm an Bands, die sich ihre Vorbilder in ebenjener Ecke such(t)en. Und so folgt in schöner, aber auf Dauer ermüdender Regelmäßigkeit das Absingen des immergleichen Katalogs aus Joy Divison, New Order, Bauhaus, Jesus And Mary Chain, Sisters Of Mercy, Siouxsie And The Banshees, The Cure, whatever. Auch Nicholas Wood und Kat Day aus London machen da keine Ausnahme, auch ihr Projekt The KVB buchstabiert die genannten Referenzen in Versalien, auch sie versuchen wie viele andere vor ihnen den Sound der 80er auf die Jetztzeit zu formatieren. Und das gelingt ihnen gar nicht so übel, ihre dritte Platte, die sie zusammen mit Anton Newcombe, dem Gründer der legendären Psychrockband The Brian Johnstown Massacre, produziert haben, macht ordentlich Rabbatz, es wummert, knirscht und scheppert ganz gewaltig. Die Stimme von Wood wurde erwartungsgemäß düster in’s Off gemischt, das Feedback pfeift einem um die Ohren und wenn sich ein feuchtkaltes Nebelgewaber durch die Kulisse schieben will, wird es schnellsten mit dem nötigen Maschinenlärm zum Teufel gejagt. Natürlich ist das alles nicht eben neu, manchen Drumpart glaubt man einszueins den liebgewonnenen Klassikern der Frühzeit entnommen, und auch Abwechslung gehört nicht zu den Hauptmerkmalen dieser Platte. Aber nachdem sich Justin Warfield und She Wants Revenge in die Beliebigkeit verabschiedet haben, die keinem mehr wehtut, kann man sich bei The KVB wenigstens noch einen erstklassigen Tinnitus abholen.
The KVB bei Bandcamp.
WinWin: Wer genau jetzt einen düsteren Kick wie diesen braucht, der schreibt schnell ein Mail mit Name, Adresse und Stichwort an info@mapambulo.de, der oder die erste Einsender/in bekommt die Scheibe umsonst per Post.
William Fitzsimmons: Trost is on the way
Fürwahr ein Dauerbrenner: William Fitzsimmons, Herzenswärmer, Licht in trüben Wintertagen, hat eine neue Platte angekündigt, den Nachfolger also zu seinem 2011er Album "Gold In The Shadow". Oben immer kürzer, unten so lang, dass man Angst haben muss, der Bart würde sich in den Saiten der Gitarre verfangen, kommt er mit ebenjenem "Lions" und dem ersten Song "Centralia" bald auf Tour und, wie man weiter unten sehen kann, lohnt die Eile, denn die ersten Termine sind bereits ausgebucht. Kunststück, bei den Temperaturen da draußen...
03.12. Hamburg, Kampnagel (ausverkauft)
04.12. Köln, Kulturkirche (ausverkauft)
07.12. München, Atomic Café (ausverkauft)
10.12. Berlin, Lido (ausverkauft)
14.02. Frankfurt, Zoom
15.02. Düsseldorf, Zakk
16.02. Hamburg, Kampnagel
17.02. Hannover, Faust
18.02. Erlangen, E-Werk
19.02. Freiburg, Jazzhaus
20.02. Köln, Gloria
21.02. Bielefeld, Forum
23.02. Aschaffenburg, Colos Saal
24.02. Berlin, Postbahnhof
25.02. Dresden, Beatpol
26.02. München, Feierwerk
27.02. Stuttgart, KJH Hallschlag
03.12. Hamburg, Kampnagel (ausverkauft)
04.12. Köln, Kulturkirche (ausverkauft)
07.12. München, Atomic Café (ausverkauft)
10.12. Berlin, Lido (ausverkauft)
14.02. Frankfurt, Zoom
15.02. Düsseldorf, Zakk
16.02. Hamburg, Kampnagel
17.02. Hannover, Faust
18.02. Erlangen, E-Werk
19.02. Freiburg, Jazzhaus
20.02. Köln, Gloria
21.02. Bielefeld, Forum
23.02. Aschaffenburg, Colos Saal
24.02. Berlin, Postbahnhof
25.02. Dresden, Beatpol
26.02. München, Feierwerk
27.02. Stuttgart, KJH Hallschlag
Ghost: Kreuzigung
Warum auch nicht: Die schwedische Metalband Ghost, die sich bei ihren Auftritten gern mit Totenschädel und Bischofsmitra schmückt und auch sonst einen wunderbar gruseligen Eindruck hinterlässt, hat sich von Dave Grohl eine EP mit Coverversionen abmischen lassen - mit dabei "Crucified" von der herrlich spleenigen Army Of Lovers und auch "Waiting For The Night" von Depeche Mode - anhören kann man sich das Spektakel "If You Have Ghost" bei CoS.
Lorde: Regierungserklärung
Von gutgelaunt keine Spur und doch ein Kassenschlager: Sieht ganz so aus, als sei die Verfilmung der Romantrilogie "Die Tribute von Panem" das iPhone unter den Kinoblockbustern - jeder will dabei sein, selbst beim Soundtrack stehen die Stars Schlange. Trotz Qual der Wahl sind auf zweiten Ausgabe immerhin Patti Smith, Antony And The Johnsons und The National vertreten und auch das australische Wunderkind Lorde durfte eine ordnungsgemäß beklemmende Version des Tears-For-Fears-Klassikers "Everybody Wants To Rule The World" beisteuern - zu hören hier bei CoS. Den kompletten Stream des Soundtracks "Catching Fire" gibt es im Übrigen bei iTunes zu hören.
Phoenix: Weggetreten
Für irgendetwas muss die Familie ja gut sein - das dürfte sich Thomas Mars, Frontmann von Phoenix gedacht haben und hat daraufhin kurz mal bei seiner Frau nachgefragt, ob sie ihm für sein - naja, recht mittelmäßig geratenes Lied "Chloroform" einen schönen Film drehen könnte. Nicht zufällig heißt diese Dame Sofia Coppola und wenn sie was anpackt, dann wird das in der Regel und anders als bei ihrem Ehemann auch ein Erfolg. Und so gibt's nun zum Song ein paar Nahaufnahmen in Verzückung geratener, weiblicher Fans, was bei diesem Stück nur sehr ironisch gemeint sein kann - hier bei PopRally.
Dienstag, 12. November 2013
Lily Allen: Das Lachen im Halse
So richtig weiß man nicht, was davon zu halten ist, wenn man Lily Allen da zu Beginn des Videos zu ihrem neuen Song "Hard Out Here" auf dem OP-Tisch liegen sieht und eine Reihe von Ärzten sich an ihrem Unterleib zu schaffen macht. Allen hatte in den letzten Jahren zwei Kinder vor der Geburt verloren, der Clip transportiert also ein recht eigenwilliges, um nicht zu sagen krasses Humorverständnis. Nun gut, ansonsten geht's ganz hübsch zur Sache, Sexismus ist das Thema (na klar) und es gibt einige klare Ansagen zu hören - letztenendes ist man froh, dass es nicht bei dem Bambifilmchen, das in den letzten Tagen im Netz unterwegs war, geblieben ist.
Stephen Malkmus: Die Mischung machts
Stephen Malkmus war schon immer ein ziemlich lustiger Kerl, auch sein letztes Album "Mirror Traffic" gab dem Hörer reichlich was zu lachen und "Senator" inklusive sehr unterhaltsamem Video war nur ein kleiner Teil davon. Nun hat der Mann zusammen mit seiner Begleitband The Jicks ein neues Album fertig - "Wig Out At Jagbags" kommt gleich mit dem Beginn des neuen Jahres via Matador und fragt man Malkmus nach den Einflüssen zu selbigem, bekommt man laut Pitchfork die folgende Antwort:
"Wig Out at Jagbags is inspired by Cologne, Germany, Mark Von Schlegell, Rosemarie Trockel, Von Spar and Jan Lankisch, Can and Gas; Stephen-Malkmus-imagined Weezer/Chili Peppers, Sic Alps, UVA in the late 80's, NYRB, Aroma Charlottenburg, inactivity, Jamming, Indie guys tring to sound Memphis, Flipper, Pete Townshend, Pavement, The Joggers, The NBA and home life in the 2010's..."
Ah, ja. Bei Soundcloud gibt es mit "Lariat" im Übrigen auch schon einen ersten Song aus dem neuen Album zu hören. Den Rest dann im kommenden Jahr, auch live auf deutschen Bühnen.
26.01. Frankfurt, Zoom
27.01. Berlin, Postbahnhof
30.01. Hamburg, Knust
31.01. Köln, Gebäude 9
"Wig Out at Jagbags is inspired by Cologne, Germany, Mark Von Schlegell, Rosemarie Trockel, Von Spar and Jan Lankisch, Can and Gas; Stephen-Malkmus-imagined Weezer/Chili Peppers, Sic Alps, UVA in the late 80's, NYRB, Aroma Charlottenburg, inactivity, Jamming, Indie guys tring to sound Memphis, Flipper, Pete Townshend, Pavement, The Joggers, The NBA and home life in the 2010's..."
Ah, ja. Bei Soundcloud gibt es mit "Lariat" im Übrigen auch schon einen ersten Song aus dem neuen Album zu hören. Den Rest dann im kommenden Jahr, auch live auf deutschen Bühnen.
26.01. Frankfurt, Zoom
27.01. Berlin, Postbahnhof
30.01. Hamburg, Knust
31.01. Köln, Gebäude 9
Shearwater: Geteilte Freude
Shearwater
“Fellow Travelers”
(Sup Pop)
Auf die Idee, dass der Titel des Albums dem Vokabular Leo Trotzkis entlehnt sein könnte, kommen wahrscheinlich nur sehr pflichtbewusste Politologiestudenten, dass Jonathan Meiburg, Sänger der texanischen Indiekapelle Shearwater, einer von diesen ist, darf trotzdem bezweifelt werden. Ihm hat wohl einfach ein Zitat des russischen Revoluzzers gefallen welches da lautet: “A protest against reality, either conscious or unconscious, active or passive, optimistic or pessimistic, always forms part of a really creative peace of work”. So zumindest begründet er die Heransgehensweise an diese Platte, die nach den gängigen Maßstäben ja beileibe nicht die gängige ist. Shearwater luden sich all jene liebgewonnenen Freunde und Reisegefährten ins Studio, mit denen sie im Laufe der Jahre die Bühnenbretter teilten – Xiu Xiu, Clinic, Smog, Coldplay, The Baptist Generals und Sharon Van Etten, sie alle sollten an diesem Coveralbum mitwirken. Einzige Bedingung: Ihre eigenen Song waren für sie selbst tabu.
Und so kam es, dass die Noisepioniere von Clinic “Fucked Up Life” von den Baptist Generals durch ihre Synths und Sequencer schickten und reichlich Spannung draufgaben, die Generals im Gegenzug “Tomorrow” der Liverpooler mal kräftig rocken lassen durften. Jenn Wasner von Wye Oak wiederum schnappte sich Lou Barlows Interpretation des Folk-Implosion-Hits “Natural One” und steuerte ein paar Vocals bei, David Thomas Broughton, von dem der Song “Ambiguity” stammt, lieferte für die Neubearbeitung von Jamie Stewarts “I Luv The Valley – OH!!” per Datenleitung ein paar Vogelstimmen und Hintergrundgeräusche koreanischer Straßenarbeiter (!). Ein interessantes Amalgam also aus verschiedenen Stilen, Präferenzen und Interpretationen, denen einzig der Wille zugrunde liegt, etwas anderes, neues zu schaffen.
Dass dies nicht immer gelingt, darf man der Band und dem Konzept wohl nachsehen, Shearwater sind als klassische Indierockband auch dem Pathos, der großen Geste verhaftet und so wird ein Coldplay-Song wie “Hurts Like Heaven” am Ende auch ohne Chris Martin wie ein Coldplay-Song klingen. Auch das wunderbare “Cheerleader” von St. Vincent gerät in der Neubearbeitung etwas zu konventionell – da hat das reduzierte Duett mit Sharon Van Etten (“A Wake For The Minotaur”) schon deutlich mehr Charme. Trotzdem bleibt die Idee hinter dem Album eine lohnenswerte, dass aus der ursprünglich geplanten EP dann doch ein ausgewachsener Longplayer wurde, ist also kein Nachteil. Und alle diejenigen, die mit den Songs so gar nichts anzufangen wissen tröstet vielleicht die abschließende Nachricht von Meiburg, dass sich Shearwater zur selben Stunde schon wieder in Klausur an einem weiteren, nun wieder ureigenen Werk mühen. http://shearwatermusic.com/
23.04. Wien, Szene
24.04. Dresden, Beatpol
25.04. Berlin, Privatclub
27.04. Hamburg, Indra
09.05. Zürich, Bogen F
“Fellow Travelers”
(Sup Pop)
Auf die Idee, dass der Titel des Albums dem Vokabular Leo Trotzkis entlehnt sein könnte, kommen wahrscheinlich nur sehr pflichtbewusste Politologiestudenten, dass Jonathan Meiburg, Sänger der texanischen Indiekapelle Shearwater, einer von diesen ist, darf trotzdem bezweifelt werden. Ihm hat wohl einfach ein Zitat des russischen Revoluzzers gefallen welches da lautet: “A protest against reality, either conscious or unconscious, active or passive, optimistic or pessimistic, always forms part of a really creative peace of work”. So zumindest begründet er die Heransgehensweise an diese Platte, die nach den gängigen Maßstäben ja beileibe nicht die gängige ist. Shearwater luden sich all jene liebgewonnenen Freunde und Reisegefährten ins Studio, mit denen sie im Laufe der Jahre die Bühnenbretter teilten – Xiu Xiu, Clinic, Smog, Coldplay, The Baptist Generals und Sharon Van Etten, sie alle sollten an diesem Coveralbum mitwirken. Einzige Bedingung: Ihre eigenen Song waren für sie selbst tabu.
Und so kam es, dass die Noisepioniere von Clinic “Fucked Up Life” von den Baptist Generals durch ihre Synths und Sequencer schickten und reichlich Spannung draufgaben, die Generals im Gegenzug “Tomorrow” der Liverpooler mal kräftig rocken lassen durften. Jenn Wasner von Wye Oak wiederum schnappte sich Lou Barlows Interpretation des Folk-Implosion-Hits “Natural One” und steuerte ein paar Vocals bei, David Thomas Broughton, von dem der Song “Ambiguity” stammt, lieferte für die Neubearbeitung von Jamie Stewarts “I Luv The Valley – OH!!” per Datenleitung ein paar Vogelstimmen und Hintergrundgeräusche koreanischer Straßenarbeiter (!). Ein interessantes Amalgam also aus verschiedenen Stilen, Präferenzen und Interpretationen, denen einzig der Wille zugrunde liegt, etwas anderes, neues zu schaffen.
Dass dies nicht immer gelingt, darf man der Band und dem Konzept wohl nachsehen, Shearwater sind als klassische Indierockband auch dem Pathos, der großen Geste verhaftet und so wird ein Coldplay-Song wie “Hurts Like Heaven” am Ende auch ohne Chris Martin wie ein Coldplay-Song klingen. Auch das wunderbare “Cheerleader” von St. Vincent gerät in der Neubearbeitung etwas zu konventionell – da hat das reduzierte Duett mit Sharon Van Etten (“A Wake For The Minotaur”) schon deutlich mehr Charme. Trotzdem bleibt die Idee hinter dem Album eine lohnenswerte, dass aus der ursprünglich geplanten EP dann doch ein ausgewachsener Longplayer wurde, ist also kein Nachteil. Und alle diejenigen, die mit den Songs so gar nichts anzufangen wissen tröstet vielleicht die abschließende Nachricht von Meiburg, dass sich Shearwater zur selben Stunde schon wieder in Klausur an einem weiteren, nun wieder ureigenen Werk mühen. http://shearwatermusic.com/
23.04. Wien, Szene
24.04. Dresden, Beatpol
25.04. Berlin, Privatclub
27.04. Hamburg, Indra
09.05. Zürich, Bogen F
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