Darkside
„Psychic“
(Other People/Matador)
Das muss natürlich nicht jeden erwischen. Mancher schrammt vielleicht aus reiner Ignoranz an „Psychic“ vorbei – nicht wissen, nicht hören, geht auch. Aber wer sich schon früh am Morgen mit der Platte verkabelt und noch am Abend von ihr in die Träume helfen lässt, der dürfte den beiden Jungs von Darkside zweifelsfrei auf den Leim gegangen sein. Und warum das Ganze? Nun, Nicolas Jaar und Dave Harrington ist es mit diesem Album gelungen, der dunklen Seite das Tanzen beizubringen und sie machen das verdammt clever. Dabei war der Schritt gar kein so großer mehr, schon vor Monaten hatten sich die beiden auf sehr besondere Weise des Erfolgsalbums „Random Access Memories“ von Daft Punk angenommen und es gleichsam komplett in schwarze Farbe getaucht – nun also das erste eigene Opus.
Und sie lassen sich Zeit. Knappe fünf Minuten braucht der Beat bei „Golden Arrow“, um sich durch die knackenden, knirschenden Geräusche und Störfrequenzen zu arbeiten; was anfangs noch orientierungslos umherirrt, wird später einem schleppenden Rhythmus und dem wundervollen Gitarrenpicking Harringtons an die Seite gezwungen – Jaar begleitet den Kampf mit dem sirenenhaften Gesang eines Todesengels, von nun an kann‘s abwärts gehen. Natürlich sind, bei allem Getöse um das Projekt, die Ingredienzien nicht eben neu, man muss nicht sonderlich beschlagen sein, um David Gilmour und das charakteristische Klangbild seiner Band als Paten herauszuhören, wer’s weniger psychedelisch mag, ersetze Gilmour durch Knopfler und ist auch noch auf der sicheren Seite. Clever, wie gesagt.
Auch für das famose „Paper Trails“ gibt es einen so offenkundigen Zwilling, dass man sich Sorgen um die Streitkasse der Jungen machen muss: Wer den „Bakerman“ von Laid Back gern etwas schattiger intoniert wünscht, ist bei Darkside genau richtig, und da die beiden Dänen wirklich nur noch sporadisch in Erscheinung treten, kann einem dieses Stück als Ersatz nur Recht sein. Ansonsten bleibt es verhangen, düster, im FadeOut von „Freak, Go Home“ ein kurzer Anflug von Industrial, „Greek Light“ – metaphorisch, meine Herren? – röchelt an der Beatmungsmaschine. Jaar und Harrington haben ja kürzlich zu verstehen gegeben, dass sie als Band für die nächsten zwanzig Jahre planen, man wird sehen, wie sie diese zu füllen gedenken. Für den Augenblick ist ihnen jedenfalls eine kleine Meisterleistung gelungen. http://www.darksideusa.com/
08.10. Berlin, Berghain
Komplettstream des Albums via NPR.
Montag, 30. September 2013
David Bowie: The Extra Day
Schön, wenn das noch nicht zu Ende ist: David Bowie hat für Anfang November via Columbia eine superdicke Extra-Version seines aktuellen Albums "The Next Day" angekündigt, bestehend aus zwei CDs und einer DVD. Neben der Originalfassung der Platte gibt es auf dem zweiten Silberling fünf bisher ungehörte Songs und zwei neue Remixe, mit dabei u.a. "Love Is Lost" als "Hello Steve Reich Mix by James Murphy for the DFA" - das Ding soll knapp 10 Minuten lang sein, da muss man eigentlich nichts mehr zu sagen. Auf der DVD sind, wie könnte es anders sein, die gesammelten Videos zur Platte, die - das weiß der/die Konsument/in - jeden Euro wert sind. Das genaue Listing findet sich u.a. auf der Seite des Künstlers.
Arcade Fire: Neue Songs und alte Bekannte
Sonntag, 29. September 2013
Pixies: Draußen vor der Tür
Samstag, 28. September 2013
Forest Swords: Fremdbestimmt
Rätselhafte Bilder zum neuen Video von Forest Swords: Zu den Klängen von "Thor's Stone" bewegt sich ein einsamer, halbnackter Mann in absonderlichen Posen, eher tanzt es ihn als dass er selbst Macht über seinen Körper hätte. Regie führte Dave Ma, der auch schon für die Foals, The Horrors und Ghostpoet die Kamera lenkte, der Track stammt vom Album "Engravings", das Video gibt's bei Nowness.
Freitag, 27. September 2013
Mazzy Star: Der alte Zauber
Mazzy Star
“Seasons Of Your Day”
(Rhymes Of An Hour)
Das ist so die Art von Platten, die man oft vorschnell als akustisches Kaminfeuer verräumt. Ganze siebzehn Jahre haben sich Hope Sandoval und David Roback Zeit gelassen mit diesem vierten Album, Sandoval kümmerte sich eher um die Warm Inventions und ihre sorgsam gestreuten Gastauftritte, Roback machte sich noch etwas rarer und trat öffentlich nur noch als Filmkomponist und Schauspieler in Erscheinung. Natürlich war auch nach so langem Sparprogramm kein Feuerwerk der Band zu erwarten, in der Tat sind die meisten der zehn Songs ruhige, sparsam instrumentierte Downtemponummern, mal mit Slideguitar, mal mit Mundharmonika und einmal sogar durch ein Spinett (“Sparrow”) verziert, manche auch als behutsamer Countryrock angelegt. Und doch packt Roback in seltenen Momenten der Blues – bei “I’ve Gotta Stop”, “Spoon” und das knapp achtminütige “Flying Low” läßt er die Saiten kratzen und wenn sich dann noch ein mattes Pochen und ein Bass aus dem Hintergrund schälen, ahnt man sogar, wofür die anderen drei Mitglieder so bezahlt werden. In jedem Falle eine gelungene Rückkehr, die man eigentlich gar nicht anders hätte haben wollen. www.hopesandoval.com
“Seasons Of Your Day”
(Rhymes Of An Hour)
Das ist so die Art von Platten, die man oft vorschnell als akustisches Kaminfeuer verräumt. Ganze siebzehn Jahre haben sich Hope Sandoval und David Roback Zeit gelassen mit diesem vierten Album, Sandoval kümmerte sich eher um die Warm Inventions und ihre sorgsam gestreuten Gastauftritte, Roback machte sich noch etwas rarer und trat öffentlich nur noch als Filmkomponist und Schauspieler in Erscheinung. Natürlich war auch nach so langem Sparprogramm kein Feuerwerk der Band zu erwarten, in der Tat sind die meisten der zehn Songs ruhige, sparsam instrumentierte Downtemponummern, mal mit Slideguitar, mal mit Mundharmonika und einmal sogar durch ein Spinett (“Sparrow”) verziert, manche auch als behutsamer Countryrock angelegt. Und doch packt Roback in seltenen Momenten der Blues – bei “I’ve Gotta Stop”, “Spoon” und das knapp achtminütige “Flying Low” läßt er die Saiten kratzen und wenn sich dann noch ein mattes Pochen und ein Bass aus dem Hintergrund schälen, ahnt man sogar, wofür die anderen drei Mitglieder so bezahlt werden. In jedem Falle eine gelungene Rückkehr, die man eigentlich gar nicht anders hätte haben wollen. www.hopesandoval.com
Albert Hammond jr: Einer muss ja
Wenn schon die Strokes nicht mehr wie die Strokes klingen wollen, dann versucht es wenigstens ihr Gitarrist: Albert Hammond jr. wird in der nächsten Woche eine EP mit dem Namen "AHJ" und einem wirklich niedlichen Covermotiv veröffentlichen - der Sound der Auskopplung "Rude Customer" erinnert, wie gesagt, angenehm an seinen eigentlichen Brotgeber, hier bei Soundcloud.
Casper: Anders bleiben
Casper
„Hinterland“
(FourMusic)
Sie wollen uns erzählen – man habe genau auf diesen Song, auf dieses Album gewartet, man könne nicht anders und schon gar nicht ohne, sie würden es uns schon beweisen … Auch hier? Gerade hier. Schon nach „XOXO“ war klar, wie gut der Junge und wie wichtig seine Platte ist, die er da stimmbandwund herausbellte, wütend, unversöhnlich, explosiv. Und genau da macht Casper weiter, nicht mehr ganz so krass, nicht mehr ganz so düster, aber einmal mehr gegen die Konvention, gegen das schablonierte Format, dafür jetzt: variantenreicher, überraschender, und ja – irgendwie besser. Auch auf „Hinterland“ wird der Indierock im Stakkato berappt, mit Textzeilen, die wiederkommen und hängenbleiben – das ist wie zuvor weit entfernt von dem, was der Jugendversteher und Marktstratege unter HipHop sortiert, sondern weiter Kreuzüber neben der Spur.
Das Gewohnte, das Kalkül ist seine Sache noch immer nicht, so wird eben das Hinterland zum Rückzugsort, zum Eldorado, nicht um die Kleinbürgerlichkeit zu loben, sondern das Unverstellte, Ungespreizte, das Direkte. „Für alles zu haben und für nichts zu gebrauchen“, raus aus der „Neinsagerstadt“, Casper macht weiter vorwärts – auf seine Art. Zitate überall und wie es euch gefällt, das Assoziationskino läuft auf Hochtouren: Zu „Alles endet (aber nicht die Musik)“ fallen einem nacheinander Mogwais „Hardcore Will Never Die, But You Will“ und (Hallo, Bildungsbürger!) Seume’s „Böse Menschen haben keine Lieder“ ein. Erst Slime, später Scherben, Sterne, der Junge kennt seine Tradition und macht was Eigenes draus. Erwartungen? Papperlapapp! Wir bekommen Bigbandbrass („Nach der Demo…“), natürlich eines der anrührendsten Liebeslieder ever, quasi eine Beziehungskiste im Zeitraffer („20 qm“) und für „La Rue Morgue“ dürfen wir uns mit Element Of Crime, Poe und Brecht-Weill-Busch durch die Straßenschluchten schleichen.
Gästeliste? Auch das. Was Uhlmann und Marteria auf dem Vorgänger, sind hier: Tom Smith von den Editors zum Schluchzen („Lux Lisbon“), und natürlich Kraftklub, die Brüder im Geiste der Lässigkeit („Ganz schön okay“) – irgendwie zwangsläufig und trotzdem sehr „schick“. Der Sound satt, häufiger gut gelaunt als in den Anfangstagen, aber immer unter Strom, sprungbereit. Entspannt kann er noch nicht, dafür jetzt eben etwas – ja, weltmännischer. „Jambalaya“ zuckt und vibriert bis in die letzte Faser, Wortakrobatik, Cheerleadergekreisch, „er darf tun, was er will.“ Nach dem Sturm, der Überhitzung des Debüts geht diese Platte mehr als in Ordnung, auch wenn das arg nach Strategiesprech klingt, Casper bleibt der Lichtblick in der Einheitssuppe. Geb’s Gott, dass wir ihn nie wie andere vormals hoffnungsvoll Gestartete an der Seite von Bohlen, Raab oder Naidoo verglimmen sehen. www.casperxo.com
„Hinterland“
(FourMusic)
Sie wollen uns erzählen – man habe genau auf diesen Song, auf dieses Album gewartet, man könne nicht anders und schon gar nicht ohne, sie würden es uns schon beweisen … Auch hier? Gerade hier. Schon nach „XOXO“ war klar, wie gut der Junge und wie wichtig seine Platte ist, die er da stimmbandwund herausbellte, wütend, unversöhnlich, explosiv. Und genau da macht Casper weiter, nicht mehr ganz so krass, nicht mehr ganz so düster, aber einmal mehr gegen die Konvention, gegen das schablonierte Format, dafür jetzt: variantenreicher, überraschender, und ja – irgendwie besser. Auch auf „Hinterland“ wird der Indierock im Stakkato berappt, mit Textzeilen, die wiederkommen und hängenbleiben – das ist wie zuvor weit entfernt von dem, was der Jugendversteher und Marktstratege unter HipHop sortiert, sondern weiter Kreuzüber neben der Spur.
Das Gewohnte, das Kalkül ist seine Sache noch immer nicht, so wird eben das Hinterland zum Rückzugsort, zum Eldorado, nicht um die Kleinbürgerlichkeit zu loben, sondern das Unverstellte, Ungespreizte, das Direkte. „Für alles zu haben und für nichts zu gebrauchen“, raus aus der „Neinsagerstadt“, Casper macht weiter vorwärts – auf seine Art. Zitate überall und wie es euch gefällt, das Assoziationskino läuft auf Hochtouren: Zu „Alles endet (aber nicht die Musik)“ fallen einem nacheinander Mogwais „Hardcore Will Never Die, But You Will“ und (Hallo, Bildungsbürger!) Seume’s „Böse Menschen haben keine Lieder“ ein. Erst Slime, später Scherben, Sterne, der Junge kennt seine Tradition und macht was Eigenes draus. Erwartungen? Papperlapapp! Wir bekommen Bigbandbrass („Nach der Demo…“), natürlich eines der anrührendsten Liebeslieder ever, quasi eine Beziehungskiste im Zeitraffer („20 qm“) und für „La Rue Morgue“ dürfen wir uns mit Element Of Crime, Poe und Brecht-Weill-Busch durch die Straßenschluchten schleichen.
Gästeliste? Auch das. Was Uhlmann und Marteria auf dem Vorgänger, sind hier: Tom Smith von den Editors zum Schluchzen („Lux Lisbon“), und natürlich Kraftklub, die Brüder im Geiste der Lässigkeit („Ganz schön okay“) – irgendwie zwangsläufig und trotzdem sehr „schick“. Der Sound satt, häufiger gut gelaunt als in den Anfangstagen, aber immer unter Strom, sprungbereit. Entspannt kann er noch nicht, dafür jetzt eben etwas – ja, weltmännischer. „Jambalaya“ zuckt und vibriert bis in die letzte Faser, Wortakrobatik, Cheerleadergekreisch, „er darf tun, was er will.“ Nach dem Sturm, der Überhitzung des Debüts geht diese Platte mehr als in Ordnung, auch wenn das arg nach Strategiesprech klingt, Casper bleibt der Lichtblick in der Einheitssuppe. Geb’s Gott, dass wir ihn nie wie andere vormals hoffnungsvoll Gestartete an der Seite von Bohlen, Raab oder Naidoo verglimmen sehen. www.casperxo.com
Donnerstag, 26. September 2013
Indie Kidz Songs: Nicht von schlechten Eltern
Gut, da muss man nicht drüber lachen. Kann man aber. Adam Horne, der erst kürzlich mit Bear Ceuse ein anständiges Album abgeliefert hat, fand wohl, dass Kinderlieder ein weitaus größeres Potential besitzen als bislang behauptet. Also hat er die bekanntesten von ihnen so eingespielt, als würden sie von den Lieblingsbands der Eltern performt werden. Ergebnis: The Cure mit "Twinkle Twinkle Little Star", "Old MacDonald" von Chief Keef, die Pixies probieren "B-I-N-G-O" und die Nine Inch Nails "Mary Had A Little Lamb". Das Talent zur Imitation ist ihm offensichtlich in die Wiege gelegt, wer mal reinhören möchte - bitte: hier.
Savages: Trotz massiver Attacke
In der aktuellen SPEX gab's ja für die Savages und ihre Ästhetik von Robert Del Naja (Massive Attack) kräftig eines auf die Mütze ("...dafür muss man sie einfach hassen..."), die Mädels lassen sich allerdings von ihrem Konzept nicht abbringen und geben auch dem Song "Husbands" vom Album "Silence Yourself" ein grobkörniges DIY-Video mit, zu sehen bei DooLoop.TV.
Dreiviertelblut: Von tief drunten
Ausholen also: Wer vor drei Jahren den Niederbayernkrimi "Sau Nummer 4" in der Flimmerkiste gesehen hat und wem der darüberhinaus auch noch gefiel, der darf sich auf den 19. Oktober freuen, denn dann sendet der HSR, SGR oder auch - handelsüblich - der Bayerische Rundfunk einen neuen Film mit Johanna Bittenbinder und Florian Karlheim, wiederum unter Regie von Max Färberböck. Heißen wird er diesmal "Paradies 505" und die Musik stammt - jetzt kommen wir zum Punkt - wie auch schon beim Erstling von Gerd Baumann und Sebastian Horn. Baumann dürfte vielen als Schöpfer der Filmmusiken von "Wer früher stirbt ist länger tot", "Sommer in Orange" und "Räuber Kneissl" in Erinnerung sein, Horn ist im Hauptberuf Sänger der Bananafishbones. Beide haben sich nun unter dem Namen Dreiviertelblut für ein handfestes Album zusammengetan - "Lieder vom Unterholz" heißt es, wird am 11. Oktober bei Millaphon erscheinen und wer schon mal reinschnipseln will, kann das hier tun.
Haim: Auch das noch
Selbst das gelingt ihnen, selbst aus dem Titel machen sie noch einen Volltreffer: Morgen erscheint endlich "Days Are Gone" von Haim, schon heute steht eine bei der BBC Live Lounge getapte Coverversion der drei Mädchen von Miley Cyrus' "Wrecking Ball" im Netz. Paßt.
Sun Kil Moon: Natürliche Ursachen
Man übertreibt sicher nicht, wenn man behauptet, dass "Among The Leaves" eines der berückendsten Alben des vergangenen Jahres war, verantwortlich dafür zeichnete Mark Kozelek unter seinem Moniker Sun Kil Moon. Auch wenn es noch eine Zeit hin ist, darf man sich schon auf den Februar 2014 freuen, denn dann erscheint mit "Benji" der Nachfolger, mit dabei dem Vernehmen nach auch Steve Shelley (Sonic Youth) und Will Oldham. Und weil's grad so schön passt, gibt es auch schon einen ersten Song von der Platte zu hören - mit dem denkwürdigen Titel "Richard Ramirez Died Today of Natural Causes", hier bei Pitchfork.
Foals: Bessere Tage
Gesund sieht anders aus: Das Mädchen, das beim neuen Video der Foals zu "Out Of The Woods" über die Flure schlurft, hat sicher auch schon mal bessere Tage erlebt - wie üblich liefern die Jungs aus Oxford einen anspruchsvollen Clip zum Song ab - hier bei Youtube.
Mittwoch, 25. September 2013
Moby: Untertreiben geht immer
Moby
“Innocents”
(Warner)
Soll einer schlau werden aus dem Kerl! Da besitzt Richard Melville Hall alias Moby wegen seiner nachweislichen Vergangenheit als Hardcorepunk – immerhin gründete er eine Band mit dem Namen Vatikan Commandos – einen beachtlichen Sympathiebonus, er sieht aus wie Straight Edge und sagt in Interviews lauter kluge Sachen über die große politische und die kleine musikalische Welt. Dann engagiert er sich für die Produktion seines neuen Albums einen Mann wie Mark Stent, in dessen Zeugnissen sich nicht nur das Who Is Who des Superpops gegenseitig auf die Füße tritt – nein, der hat auch noch Namen wie Throbbing Gristle, Psychic TV, Björk, KLF und Massive Attack im Portfolio zu stehen. Und was macht er? Wieder eines von diesen plüschweichen, trippigen, synthetischen Melancholiedingern, die man so nur von ihm bekommt – mobystisch also auch noch – und die er seit seinem 99er Überalbum “Play” zur Übererkenntlichkeit perfektioniert hat.
Soll man ihn deswegen schimpfen? Ach was, es klingt ja alles gar nicht so übel. Okay, die Revolution ist durch und vom Hocker haut einen (fast) keines der Lieder, wenn man nicht aufpasst, überkommt einen auch ab und an ein kleiner, gelangweilter Schlummer. Aber er hat halt beim Ergänzungspersonal mit Cold Specks, Damien Jurado, Wayne Coyne (!) und Mark Lanegan (Justin Vernon muss kurzzeitig verhindert gewesen sein) wieder einmal mächtig geklotzt und nicht nur das, er hat auch gut gewählt. Musste er auch, denn in dem Stadium, in dem sich seine Musik seit langem befindet, ist es wichtig, wen er sich vor seine Klangtapeten stellt, die müssen schließlich den Unterschied machen. Drei markante weibliche Stimmen – neben Al Spx auch Skylar Grey und Inyang Bassey, alle fügen sich bestens in das schummrige Gemenge aus Beats, Loops und orchestralem Überschwang.
Will Moby überraschen, dann gönnt er sich einen souligen Funk (“Don’t Love Me”) oder einen ironisch überhöhten und extrafetten Weltumarmungschor (“The Perfect Life”), “Saints” wirkt so, als hätte er der “Unfinished Sympathy” ein paar BPM mehr draufgeschafft, das war’s dann aber auch. Fast jedenfalls, denn den feinsten Song singt der Mann immer noch selbst: Bei “The Dogs” wirkt seine Stimme brüchig wie selten zuvor, die Maschinen leiern und schlingern im Hintergrund und die trübe Depression eines Ian Curtis scheint nicht mehr weit, grandios. In punkto Erwartungshaltung kocht Moby mittlerweile auf sehr kleiner Flamme (“I don’t really expect too many people to actually listen to it, because it’s 2013 and I’m 47 years old, and so a) very few people listen to the eleventh album made by a 47-year-old musician; and b) very few people listen to albums.”, Weeklings), Konzerte gibt er momentan nur, wenn er nicht weiter als drei Schritt aus seiner Wohnung raus muss – Understatement oder Downsizing? Er wird’s wohl am besten wissen. http://www.moby.com/
Komplettstream des Albums bei NPR.
“Innocents”
(Warner)
Soll einer schlau werden aus dem Kerl! Da besitzt Richard Melville Hall alias Moby wegen seiner nachweislichen Vergangenheit als Hardcorepunk – immerhin gründete er eine Band mit dem Namen Vatikan Commandos – einen beachtlichen Sympathiebonus, er sieht aus wie Straight Edge und sagt in Interviews lauter kluge Sachen über die große politische und die kleine musikalische Welt. Dann engagiert er sich für die Produktion seines neuen Albums einen Mann wie Mark Stent, in dessen Zeugnissen sich nicht nur das Who Is Who des Superpops gegenseitig auf die Füße tritt – nein, der hat auch noch Namen wie Throbbing Gristle, Psychic TV, Björk, KLF und Massive Attack im Portfolio zu stehen. Und was macht er? Wieder eines von diesen plüschweichen, trippigen, synthetischen Melancholiedingern, die man so nur von ihm bekommt – mobystisch also auch noch – und die er seit seinem 99er Überalbum “Play” zur Übererkenntlichkeit perfektioniert hat.
Soll man ihn deswegen schimpfen? Ach was, es klingt ja alles gar nicht so übel. Okay, die Revolution ist durch und vom Hocker haut einen (fast) keines der Lieder, wenn man nicht aufpasst, überkommt einen auch ab und an ein kleiner, gelangweilter Schlummer. Aber er hat halt beim Ergänzungspersonal mit Cold Specks, Damien Jurado, Wayne Coyne (!) und Mark Lanegan (Justin Vernon muss kurzzeitig verhindert gewesen sein) wieder einmal mächtig geklotzt und nicht nur das, er hat auch gut gewählt. Musste er auch, denn in dem Stadium, in dem sich seine Musik seit langem befindet, ist es wichtig, wen er sich vor seine Klangtapeten stellt, die müssen schließlich den Unterschied machen. Drei markante weibliche Stimmen – neben Al Spx auch Skylar Grey und Inyang Bassey, alle fügen sich bestens in das schummrige Gemenge aus Beats, Loops und orchestralem Überschwang.
Will Moby überraschen, dann gönnt er sich einen souligen Funk (“Don’t Love Me”) oder einen ironisch überhöhten und extrafetten Weltumarmungschor (“The Perfect Life”), “Saints” wirkt so, als hätte er der “Unfinished Sympathy” ein paar BPM mehr draufgeschafft, das war’s dann aber auch. Fast jedenfalls, denn den feinsten Song singt der Mann immer noch selbst: Bei “The Dogs” wirkt seine Stimme brüchig wie selten zuvor, die Maschinen leiern und schlingern im Hintergrund und die trübe Depression eines Ian Curtis scheint nicht mehr weit, grandios. In punkto Erwartungshaltung kocht Moby mittlerweile auf sehr kleiner Flamme (“I don’t really expect too many people to actually listen to it, because it’s 2013 and I’m 47 years old, and so a) very few people listen to the eleventh album made by a 47-year-old musician; and b) very few people listen to albums.”, Weeklings), Konzerte gibt er momentan nur, wenn er nicht weiter als drei Schritt aus seiner Wohnung raus muss – Understatement oder Downsizing? Er wird’s wohl am besten wissen. http://www.moby.com/
Komplettstream des Albums bei NPR.
Magic Arm: Selber schuld
Also da ist nun wirklich jeder selber schuld, wenn er sich von dieser Musik nicht einfangen lässt: Marc Ringelsford aka Magic Arm aus Manchester hat Ende August seine zweite Platte "Images Rolling" in die Läden gebracht, nun beginnt er in wenigen Tagen seine Deutschlandtour. Nachfolgend die passenden Kalendereinträge und bei Youtube das Video zur aktuellen Single "Is History" - jetzt aber los!
26.09. Hamburg, Reeperbahnfestival
28.09. Berlin, Berlin Independent Night
29.09. Köln, Studio 672
01.10. Leipzig, Kafic
02.10. München, Hauskonzerte
03.10. Wien, Waves Festival (AU)
04.10. Innsbruck, Die Bäckerei (AU)
05.10. Linz, Posthof (AU)
07.10. Duisburg, Grammatikoff
08.10. Dresden, Societätstheater
09.10. Nürnberg, MUZclub
11.10. Baden, Royal (CH)
Wer auf den Geschmack gekommen ist, darf gern bei Bandcamp weiterhören.
26.09. Hamburg, Reeperbahnfestival
28.09. Berlin, Berlin Independent Night
29.09. Köln, Studio 672
01.10. Leipzig, Kafic
02.10. München, Hauskonzerte
03.10. Wien, Waves Festival (AU)
04.10. Innsbruck, Die Bäckerei (AU)
05.10. Linz, Posthof (AU)
07.10. Duisburg, Grammatikoff
08.10. Dresden, Societätstheater
09.10. Nürnberg, MUZclub
11.10. Baden, Royal (CH)
Wer auf den Geschmack gekommen ist, darf gern bei Bandcamp weiterhören.
Oneohtrix Point Never: Fremde Bilder
Nicht wenige handeln das Album schon einen (weiteren) Meilenstein experimenteller Elektronik: Daniel Lopatin alias Oneohtrix Point Never wird Ende dieser Woche "R Plus Seven" veröffentlichen, der Nachfolger zu "Replica" aus dem Jahr 2011. Zum Track "Still Life" gibt es nun ein einigermaßen verstörendes Video - hier bei Youtube.
Der Komplettstream des Albums bei NPR.
Der Komplettstream des Albums bei NPR.
Luscious Jackson: Fertig, los
Und wieder erscheint eine Band auf dem Schirm, die man eigentlich schon wegsortiert hatte: Luscious Jackson, letztmalig mit einem Album kurz vor der Jahrtausendwende in Erscheinung getreten und den meisten hauptsächlich wegen ihres Hits "Naked Eye" in Erinnerung, wollen es noch einmal wissen und bringen als Trio Anfang November ihr Album "Magic Hour" unter die Leute. Zwei Songs sind daraus schon bekannt - "Are You Ready?" und - jetzt neu - "Show Us What You Got" samt Video bei Perez Hiltons TV-Kiste.
Anna Calvi: Zweiter Teil vom Ganzen
Am 4. Oktober wird "One Breath", das zweite Album von Anna Calvi erscheinen, nach "Eliza" gibt es nun mit "Suddenly" einen weiteren Vorgeschmack - hier bei Soundcloud.
Dienstag, 24. September 2013
Chvrches: Da Capo Germany
Sie waren noch nicht einmal vor Ort, da wird schon die zweite Runde eingeläutet: Im Oktober kommen Chvrches nach Veröffentlichung ihrer fabelhaften Debüts "The Bones Of What You Believe" nach Deutschland, nun gibt es bereits für den März 2014 die Folgetermine:
21.03. Frankfurt, Batschkapp
22.03. Zürich, Komplex Klub
24.03. München Muffathalle
25.03. Berlin, Klubhaus Astra
21.03. Frankfurt, Batschkapp
22.03. Zürich, Komplex Klub
24.03. München Muffathalle
25.03. Berlin, Klubhaus Astra
Au Revoir Simone: Bitte recht freundlich!
Au Revoir Simone
“Move In Spectrums”
(PIAS/Moshi Moshi)
Man muss wirklich lange googeln, bis man von den drei Mädchen aus New York ein Bild findet, auf dem sie eine Gitarre in den Händen halten – offenbar ist das so ein Teufel-und-Weihwasser-Ding, lieber lassen sie sich mit allerlei elektronischen Kinkerlitzchen ablichten als mit diesen saitenbewährten Ungetümen. Tatsächlich bleibt es auch im zehnten Jahr ihres Bestehens und auf dem mittlerweile vierten Album dabei, dass man sich bei allem, was im entferntesten nach Gitarre klingt, keineswegs sicher sein kann, dass es wirklich auch eine ist. Bei “Crazy” zum Beispiel, zweifellos ein Stück mit Hitpotential, haben sich solche verdächtigen Töne eingeschlichen – aus welcher Apparatur sie dann stammen, nun … Egal, Au Revoir Simone sind konsequent, auch jetzt kommen sie dem Hörer mit synthetischem Dreampop der hamonisch-melodischen, der ungefährlichen Sorte. Das wird selten so dicke wie bei den schottischen Chvrches, Techno bleibt hier eher eine sachte Andeutung – das dunkelste wiederum an dieser Platte ist ihr Cover, nur “We Both Know” schimmert geheimnisvoll und positioniert sich nicht weit von den Stadtteilnachbarn Interpol. “Move In Spectrums” ist eine gefälliges, eingängiges Stück Clubmusik geworden, über Halbwertzeiten muss man an dieser Stelle nicht reden. Gegen Ende geht den dreien zwar die Puste aus, da wird’s dann etwas zäher und beliebiger – macht aber nix, ist eher für den Augenblick gemacht. www.aurevoirsimone.com
24.09. Krienz, Südpol (CH)
25.09. Zürich, Stall 6 (CH)
30.09. Berlin, Berghain
03.10. Wien, Waves Festival
Komplettstream des Albums via NPR.
“Move In Spectrums”
(PIAS/Moshi Moshi)
Man muss wirklich lange googeln, bis man von den drei Mädchen aus New York ein Bild findet, auf dem sie eine Gitarre in den Händen halten – offenbar ist das so ein Teufel-und-Weihwasser-Ding, lieber lassen sie sich mit allerlei elektronischen Kinkerlitzchen ablichten als mit diesen saitenbewährten Ungetümen. Tatsächlich bleibt es auch im zehnten Jahr ihres Bestehens und auf dem mittlerweile vierten Album dabei, dass man sich bei allem, was im entferntesten nach Gitarre klingt, keineswegs sicher sein kann, dass es wirklich auch eine ist. Bei “Crazy” zum Beispiel, zweifellos ein Stück mit Hitpotential, haben sich solche verdächtigen Töne eingeschlichen – aus welcher Apparatur sie dann stammen, nun … Egal, Au Revoir Simone sind konsequent, auch jetzt kommen sie dem Hörer mit synthetischem Dreampop der hamonisch-melodischen, der ungefährlichen Sorte. Das wird selten so dicke wie bei den schottischen Chvrches, Techno bleibt hier eher eine sachte Andeutung – das dunkelste wiederum an dieser Platte ist ihr Cover, nur “We Both Know” schimmert geheimnisvoll und positioniert sich nicht weit von den Stadtteilnachbarn Interpol. “Move In Spectrums” ist eine gefälliges, eingängiges Stück Clubmusik geworden, über Halbwertzeiten muss man an dieser Stelle nicht reden. Gegen Ende geht den dreien zwar die Puste aus, da wird’s dann etwas zäher und beliebiger – macht aber nix, ist eher für den Augenblick gemacht. www.aurevoirsimone.com
24.09. Krienz, Südpol (CH)
25.09. Zürich, Stall 6 (CH)
30.09. Berlin, Berghain
03.10. Wien, Waves Festival
Komplettstream des Albums via NPR.
Jake Bugg: Was dich nicht umbringt...
Millionen Teenager lieben ihn, Noel Gallagher könnte sich eine Tour mit ihm vorstellen und auch Arzneimittelexperte Usain Bolt meint aus naheliegenden Gründen, aus dem Jungen könnte noch etwas werden: Jake Bugg aus dem englischen Nottingham hat für Mitte November mit "Shangri La" den Nachfolger zu seinem aufsehenerregenden Debüt angekündigt, an den Reglern saß Rick Rubin und mit "What Doesn't Kill You" gibt es auch schon eine erste Single zum Reinhören - hier bei Ampya.
Montag, 23. September 2013
Mogwai: Mitmachen erwünscht
Hardcore will never die - und Mogwai schon mal erst recht
nicht: Das letzte Album liegt zwei Jahre zurück, nun kommen die Schotten
im Frühjahr 2014 für vorerst drei Termine nach Deutschland. Wie die SPEX mitteilt,
darf sich der geneigte Fan auch an der Gestaltung der Tourplakate
versuchen - Vorschläge (nur echt mit dem bandeigenen Logo) können bis
Ende September bei der Konzertagentur eingereicht werden. Ganz heiß im Rennen: "Mogwai are shit..."
04.02. Frankfurt, Batschkapp
05.02. München, Backstage
06.02. Berlin, Tempodrom
04.02. Frankfurt, Batschkapp
05.02. München, Backstage
06.02. Berlin, Tempodrom
Crystal Stilts: Noch weiter zurück
Crystal Stilts
„Nature Noir“
(Sacred Bones)
Die ständigen Vergleiche mit Joy Division müssen den Crystal Stilts seit Veröffentlichung ihres Debüts vor fünf Jahren so nachhaltig auf die Nerven gegangen sein, dass sie von den ursprünglich recht deutlichen Postpunkanleihen für die aktuelle dritte Platte nicht mehr viel übriggelassen haben. Natürlich sind sie immer noch (und mehr denn je) retro, nur haben sie die Bezugspunkte noch einmal um ein komplettes Jahrzehnt verschoben – früher Factory Records von Tony Wilson, heute die Factory von Warhol in New York City. Velvet Underground also der Hauptideengeber, es bleibt demnach dunkel und der psychedelische Noise-Sound vibriert und schlingert furchteinflößend durch die zehn Stücke. Brad Hargett und JB Townsend haben aus Florida nurmehr wenige Sonnenstrahlen in die Wahlheimat Brooklyn mitnehmen wollen, die zum Quintett angewachsene Formation läßt auf „Nature Noir“ die Gitarren dengeln und scheppern, Hargetts Stimme hallt nölend dazu – „Future Folklore“, bone-shaking, wunderbar. Wenn den Jungs jetzt noch jemand beibringt, wie man ein ansprechendes Plattencover bastelt, dann könnte das Vergangene im Zukünftigen perfekt sein. http://www.crystalstilts.com/
19.11. Hamburg, Hafenklang
20.11. Berlin, Gretchen Club
21.11. Köln, King Georg
02.12. Zürich, El Lokal
Komplettstream des Albums via Pitchfork/Advance.
„Nature Noir“
(Sacred Bones)
Die ständigen Vergleiche mit Joy Division müssen den Crystal Stilts seit Veröffentlichung ihres Debüts vor fünf Jahren so nachhaltig auf die Nerven gegangen sein, dass sie von den ursprünglich recht deutlichen Postpunkanleihen für die aktuelle dritte Platte nicht mehr viel übriggelassen haben. Natürlich sind sie immer noch (und mehr denn je) retro, nur haben sie die Bezugspunkte noch einmal um ein komplettes Jahrzehnt verschoben – früher Factory Records von Tony Wilson, heute die Factory von Warhol in New York City. Velvet Underground also der Hauptideengeber, es bleibt demnach dunkel und der psychedelische Noise-Sound vibriert und schlingert furchteinflößend durch die zehn Stücke. Brad Hargett und JB Townsend haben aus Florida nurmehr wenige Sonnenstrahlen in die Wahlheimat Brooklyn mitnehmen wollen, die zum Quintett angewachsene Formation läßt auf „Nature Noir“ die Gitarren dengeln und scheppern, Hargetts Stimme hallt nölend dazu – „Future Folklore“, bone-shaking, wunderbar. Wenn den Jungs jetzt noch jemand beibringt, wie man ein ansprechendes Plattencover bastelt, dann könnte das Vergangene im Zukünftigen perfekt sein. http://www.crystalstilts.com/
19.11. Hamburg, Hafenklang
20.11. Berlin, Gretchen Club
21.11. Köln, King Georg
02.12. Zürich, El Lokal
Komplettstream des Albums via Pitchfork/Advance.
Sonntag, 22. September 2013
Arcade Fire: Zurückkratzen
Von seine Ausflügen in die sogenannte World-Music einmal abgesehen, hat Peter Gabriel wohl einen der beeindruckendsten Plattenkataloge der neueren Musikgeschichte vorzulegen - angefangen bei Genesis über seine frühen, meisterhaften Solowerke, die Filmmusiken bis hin zu den späteren Perlen des Pop. Nur gerecht, dass sich einige seiner zahlreichen Verehrer nun zwölf Songs des Oevres zur Neubearbeitung vorgenommen haben - "And I'll Scratch Yours" (in Anlehnung an die Werke "Scratch" und "Scratch My Back") heißt das Coveralbum, mit dabei u.a. Paul Simon, Lou Reed, David Byrne, Brian Eno, Elbow und Feist - von Arcade Fire stammt die Variation zu "Games Without Frontiers" vom 1980er Soloalbum "Melt", zu hören über songsthatdontsuck.com.
Django 3000: Zirkusnummer [und weg.]
Bevor es untergeht aus aktuellem Anlass noch einmal ein lohnender Hinweis: Mapambulo verlost zum Konzert von Django 3000 am 17. Oktober im Circus Krone 2 x 2 Freikarten - einfach eine schnelle Mail an info@mapambulo.de mit Name und Adresse und Ihr seid dabei. Wer sie einmal live gesehen hat, der weiß, dass hier die Post abgeht - Hopaaa!
Samstag, 21. September 2013
Television: Stimmsuche
Und wenn sie nicht gelöscht wurden, so warten sie noch immer... Wie der Rolling Stone berichtet, hat sich vor ungefähr sechs Jahren im New Yorker Stadtteil Chelsea Märchenhaftes zugetragen. Die amerikanischen Rock-Heroen Television um Mastermind Tom Verlaine haben um diese Zeit ein mit 16 Tracks bestücktes neuen Album aufgenommen, dem es seit dieser Zeit nur noch an den Vocals und dem finalen Mastering fehlt. Das jedenfalls behauptet der Drummer der Band Billy Ficca. Nun, womöglich wird es davon bald einiges zu hören geben, denn Band geht noch in diesem Jahr für ein paar Konzerte außer Haus.
Bill Callahan: Der Räsonierer
Bill Callahan
„Dream River“
(Drag City)
Das erste, was man von dieser neuen Platte zu hören bekam, war eine – naja, etwas ungewöhnliche Dub-Version des Titels „Javelin Unlanding“. Dazu Fotoaufnahmen des Mannes von der Ostküste, die ihn mit einem gelösten Lächeln im Gesicht erwischten, Grund genug also sich zu fragen: Alles anders jetzt bei Bill Callahan? Iwo. Der große Umsturz ist ausgeblieben, auch auf „Dream River“ präsentiert sich Callahan als der unaufgeregte Räsonierer, der wie kein zweiter Alltagsbetrachtungen mit Lebensweisheiten verknüpft – klar, ernst, und manchmal verteufelt essentiell. Wenn der einsame Mann in der Hotelbar vor seinem Glas sinniert („Looking outa the window that isn’t there, locking on the carpet and the chair, and the only words I said today – ‘A beer, thankyou’”, A Sing), dann ist das ein kontemplatives Stillleben, das nicht mehr braucht als eben das – wenige Worte, ein Bier und einen offenen Blick. Und am Ende wird man mit der Erkenntnis belohnt: “We are all looking for a body, or a means to make one sing.“
Das Album ist voll von diesen kleinteiligen, zuweilen bewußtseinserweiternden Meditationen, da werden wieder Lautgedichte vertont, aus „Bar/room“ wird „barroom“, aus der Beschreibung die Begleitung. Natürlich viel Natur, Jahreszeitenwechsel, Callahan fliegt auf dem Pfeil durch die Landschaften, spinnt sein Garn und wird grundsätzlich: „I‘ve learnt when things are beautiful, just keep on…“ Und auch wenn er jetzt schon älter ist als es Thoreau jemals wurde – manchmal wirkt er wie ein früh gealterter Eremit, verinnerlicht und verzauselt, und trotzdem allzeit liebenswürdig. Zum Glück lehnt er es, wie gerade wieder in dem sehr lesenswerten Interview mit der SPEX, ab, sein Schaffen allzusehr zu reflektieren, man kann sich auch bei „Dream River“ sehr gut allein mit der Musik beschäftigen – meistenteils warme, einnehmend vertraute Klänge. Klanghölzer, Bongos, Flötentöne, selten werden, wie bei „Spring“, die Gitarren rauh und elektrisch, Marvin Gaye, vielleicht sogar Santana, Callahan bleibt der Meister eines reduzierten, nachhaltigen und hintergründig souligen Sounds. Das Album ist in der Summe vielleicht nicht ganz so störrisch wie „Apocalypse“, deshalb aber nicht weniger beeindruckend. http://www.dragcity.com/artists/bill-callahan
„Dream River“
(Drag City)
Das erste, was man von dieser neuen Platte zu hören bekam, war eine – naja, etwas ungewöhnliche Dub-Version des Titels „Javelin Unlanding“. Dazu Fotoaufnahmen des Mannes von der Ostküste, die ihn mit einem gelösten Lächeln im Gesicht erwischten, Grund genug also sich zu fragen: Alles anders jetzt bei Bill Callahan? Iwo. Der große Umsturz ist ausgeblieben, auch auf „Dream River“ präsentiert sich Callahan als der unaufgeregte Räsonierer, der wie kein zweiter Alltagsbetrachtungen mit Lebensweisheiten verknüpft – klar, ernst, und manchmal verteufelt essentiell. Wenn der einsame Mann in der Hotelbar vor seinem Glas sinniert („Looking outa the window that isn’t there, locking on the carpet and the chair, and the only words I said today – ‘A beer, thankyou’”, A Sing), dann ist das ein kontemplatives Stillleben, das nicht mehr braucht als eben das – wenige Worte, ein Bier und einen offenen Blick. Und am Ende wird man mit der Erkenntnis belohnt: “We are all looking for a body, or a means to make one sing.“
Das Album ist voll von diesen kleinteiligen, zuweilen bewußtseinserweiternden Meditationen, da werden wieder Lautgedichte vertont, aus „Bar/room“ wird „barroom“, aus der Beschreibung die Begleitung. Natürlich viel Natur, Jahreszeitenwechsel, Callahan fliegt auf dem Pfeil durch die Landschaften, spinnt sein Garn und wird grundsätzlich: „I‘ve learnt when things are beautiful, just keep on…“ Und auch wenn er jetzt schon älter ist als es Thoreau jemals wurde – manchmal wirkt er wie ein früh gealterter Eremit, verinnerlicht und verzauselt, und trotzdem allzeit liebenswürdig. Zum Glück lehnt er es, wie gerade wieder in dem sehr lesenswerten Interview mit der SPEX, ab, sein Schaffen allzusehr zu reflektieren, man kann sich auch bei „Dream River“ sehr gut allein mit der Musik beschäftigen – meistenteils warme, einnehmend vertraute Klänge. Klanghölzer, Bongos, Flötentöne, selten werden, wie bei „Spring“, die Gitarren rauh und elektrisch, Marvin Gaye, vielleicht sogar Santana, Callahan bleibt der Meister eines reduzierten, nachhaltigen und hintergründig souligen Sounds. Das Album ist in der Summe vielleicht nicht ganz so störrisch wie „Apocalypse“, deshalb aber nicht weniger beeindruckend. http://www.dragcity.com/artists/bill-callahan
The Dodos: Bloß weg!
Dieser Mann hat ganz offensichtlich ein Problem. Und das meint nicht die scheusslich eingerichtete Singlebude oder sein bestenfalls geschmacksneutrales Erscheinungsbild - nein, er ist auf der Flucht. Und blöderweise weiß er nicht, warum. Könnte man jedenfalls so verstehen, wenn man sich den Videoclip zu "Confidence", der aktuellen Single der Dodos anschaut. Zu sehen gibt's den Film bei NPR, die wirklich feine Platte zum Song heißt immer noch "Carrier" und ist seit einigen Wochen im Handel.
Freitag, 20. September 2013
Xiu Xiu: Verehrung
Darauf wäre man so schnell nicht gekommen: Vor einiger Zeit haben sich Jamie Stewart von Xiu Xiu und Michael Gira von den Swans so von Support zu Main Act über ihre gemeinsame Liebe zu Nina Simone ausgetauscht - daraus entstanden ist nun ein Coveralbum von Xiu Xiu mit lauter Songs der Grand Dame des Jazz. Bei Soundcloud findet man die Interpretation von "Don't Smoke In Bed", der Rest erscheint Anfang Dezember bei Graveface.
Scott Matthew: Aufforderung zum Tanz
Auch wenn die Kollegen von White Tapes das Stück nicht mögen, gepostet haben sie es samt Video trotzdem: Scott Matthew hat das Whitney-Houston-Stück "I Wanna Dance With Somebody" aus seinem Coveralbum "Unlearned" mit einem stimmungsvollen Tanzclip versehen, Regie führte Alan Brown, u.a. Regisseur des Films "Five Dances".
Midlake: Können sie's auch ohne?
Der Frontmann ist weg, die Band macht trotzdem weiter: Tim Smith hat bekanntlich vor geraumer Zeit die Leisetreter von Midlake verlassen, nun probiert es Eric Pulido am Mikrophon. Ob der Zauber wohl hält? Am 1. November wird "Antiphon", die erste Post-Smith-Platte erscheinen und mit dem Titeltrack und dem neuen "Provider" sind schon zwei Songs bekannt - bei Soundcloud.
Blogbox: Applikation, Baby!
Nun ist sie "on air", die neue und phänomenale Blogbox-App - wer also weiterhin Gutes lesen und dabei etwas weniger Arbeit mit der Suche verbringen möchte: Alle iPad-User (vorerst) finden die Applikation ab sofort im App-Store. Ran an die Box!
Donnerstag, 19. September 2013
Big Deal: Nächste Chance
Da geht noch was: Ende Mai ist "June Gloom", das zweite Album des Londoner Duos Big Deal erschienen. Nun legen sie mit "Swapping Spit" eine nächste Single nach - das Stück gibt es neben "Teradactol" und "In My Car" ebenfalls bei Soundcloud - Grund genug also, mal langsam auf den Geschmack zu kommen.
Django 3000: Mit Herz und Messer
Django 3000
“Hopaaa!”
(Südpolrecords)
Möchte man heute wirklich noch jemandem mit der schwierigen zweiten Platte kommen? Wo es doch so viele Zweite gibt, die so gut gelungen sind, dass diese alte, abgekaute Regel sofort in die Tonne wandern müßte? Andererseits hört man mit der Zweiten nicht einfach besser, sondern eben auch genauer (hin) und das Ohr des Hörers läßt sich trotz aller Erwartungsfreude selten hinters Licht führen. Django 3000, die schlitzohrige Mundartkombo aus dem Chiemgau, haben mit ihrem selbstbetitelten Debüt sehr zu Recht eine Riesenmenge Lob eingefahren, die Mischung aus kreuzfidelem Zigeunerpunk und wildromantischen Sehnsuchtsweisen ging in Herz, Bauch und Beine zugleich und schnell war klar, dass die Meßlatte für den Nachfolger ziemlich hoch liegen würde.
Nun, der Schlachtruf der Djangos ziert das Cover und gibt unmißverständlich die Richtung vor – der Titel ist also Programm und so legen Kamil, Florian, Michael und Jan los wie der sprichwörtliche Teufel (besser: Deifi). Die ersten Stücke gleichen sich aber nicht nur namentlich, auch in punkto Rhythmik und Stimmungsbild ticken sie ähnlich – soll heißen: Gleich zu Beginn fehlt es etwas an den Zwischentönen und -takten, und auch wenn die Violine wie beim „Tanz ums Feia“ so herrlich am Jauchzen ist, dass man einfach mitmuss – das hatte man vom Vorgänger noch besser in Erinnerung.
Sie fangen sich jedoch wieder ein. Mit „Auf und davo“ und „Hey Mam“ kommt endlich die große, bisweilen auch traurige Seele hinzu, sie schattiert, variiert das Zusammenspiel und bringt die Melodramatik, das Pathos zurück, ohne geht es nicht. Das rohe und rauflustige Imponiergehabe aus „Herz wia a Messa“ passt im übrigen deutlich besser in’s urwüchsige Bild als die etwas bemühte Umdichtung des Stones-Klassikers „Paint In Black“, die Jungs bleiben dort am glaubwürdigsten, wo sie mit übervollem Herzen und freier Schnauze ihre ganz persönlichen Geschichten aus der Heimat und von unterwegs erzählen. Django 3000 haben diesen liebenswürdigen, bayerischen Gipsyrock populär gemacht, haben ihm Hingabe, Feuer und Hirn verpaßt – jetzt werden die Kreise größer und es heißt obacht geben, dass die Sache ihre eigene bleibt. http://www.django3000.de/
20.09. Rosenheim, Festzelt
21.09. Schweinfurt, Festival Nachsommer
25.09. Ingolstadt, Eventhalle Westpark
02.10. Hamburg, Kluturhaus III
04.10. Berlin, Astra Kulturhaus
16.10. Regensburg, Alte Mälzerei
17.10. München, Circus Krone
... und mehr davon hier.
“Hopaaa!”
(Südpolrecords)
Möchte man heute wirklich noch jemandem mit der schwierigen zweiten Platte kommen? Wo es doch so viele Zweite gibt, die so gut gelungen sind, dass diese alte, abgekaute Regel sofort in die Tonne wandern müßte? Andererseits hört man mit der Zweiten nicht einfach besser, sondern eben auch genauer (hin) und das Ohr des Hörers läßt sich trotz aller Erwartungsfreude selten hinters Licht führen. Django 3000, die schlitzohrige Mundartkombo aus dem Chiemgau, haben mit ihrem selbstbetitelten Debüt sehr zu Recht eine Riesenmenge Lob eingefahren, die Mischung aus kreuzfidelem Zigeunerpunk und wildromantischen Sehnsuchtsweisen ging in Herz, Bauch und Beine zugleich und schnell war klar, dass die Meßlatte für den Nachfolger ziemlich hoch liegen würde.
Nun, der Schlachtruf der Djangos ziert das Cover und gibt unmißverständlich die Richtung vor – der Titel ist also Programm und so legen Kamil, Florian, Michael und Jan los wie der sprichwörtliche Teufel (besser: Deifi). Die ersten Stücke gleichen sich aber nicht nur namentlich, auch in punkto Rhythmik und Stimmungsbild ticken sie ähnlich – soll heißen: Gleich zu Beginn fehlt es etwas an den Zwischentönen und -takten, und auch wenn die Violine wie beim „Tanz ums Feia“ so herrlich am Jauchzen ist, dass man einfach mitmuss – das hatte man vom Vorgänger noch besser in Erinnerung.
Sie fangen sich jedoch wieder ein. Mit „Auf und davo“ und „Hey Mam“ kommt endlich die große, bisweilen auch traurige Seele hinzu, sie schattiert, variiert das Zusammenspiel und bringt die Melodramatik, das Pathos zurück, ohne geht es nicht. Das rohe und rauflustige Imponiergehabe aus „Herz wia a Messa“ passt im übrigen deutlich besser in’s urwüchsige Bild als die etwas bemühte Umdichtung des Stones-Klassikers „Paint In Black“, die Jungs bleiben dort am glaubwürdigsten, wo sie mit übervollem Herzen und freier Schnauze ihre ganz persönlichen Geschichten aus der Heimat und von unterwegs erzählen. Django 3000 haben diesen liebenswürdigen, bayerischen Gipsyrock populär gemacht, haben ihm Hingabe, Feuer und Hirn verpaßt – jetzt werden die Kreise größer und es heißt obacht geben, dass die Sache ihre eigene bleibt. http://www.django3000.de/
20.09. Rosenheim, Festzelt
21.09. Schweinfurt, Festival Nachsommer
25.09. Ingolstadt, Eventhalle Westpark
02.10. Hamburg, Kluturhaus III
04.10. Berlin, Astra Kulturhaus
16.10. Regensburg, Alte Mälzerei
17.10. München, Circus Krone
... und mehr davon hier.
Jarvis Cocker: Helft dem Alten
Und heute noch ein kräftiges "Cheers!" in die Runde, denn - tadaa! - Jarvis Cocker wird fünfzig! Jawoll, man mag es kaum glauben, der Mann, der den Britpop mehr als zehn Jahre vor Oasis im Alleingang erfunden hat, der die gewöhnlichen Leute besang und den Alten unbedingt helfen wollte, der Hardcore einen neuen Sinn gab und die Sortierung von Partydrogen propagierte - dieser Mann ist nun ein alter Sack. Na denn mal Prost!
A Home A Heart Whatever: Ranhalten
Das hat man nicht oft: A Home.A Heart.Whatever., kurz AHAHWE, das Trio aus Weilheim, Augsburg und München, bietet auf seiner Website das zweite Album "SameSame" zum freien Download an. Nun sollte man nicht meinen, die Jungs hätten es so bitter nötig, dass sie der harten Arbeit Früchte schon herschenken müssten - nein, ein größeres Publikum wäre sehr willkommen und, wenn man sich diese Platte mit ihren wohldurchdachten und behutsam verwebten Gitarrenpopklängen so anhört, auch mehr als verdient. Wer sich bei Slut und Notwist wohlfühlt, der sollte also bis spätestens Monatsende (denn so lange gilt der Deal) auf der Homepage der Band vorbeischauen, Gleiches gilt natürlich auch für die ausstehenden Konzerte.
05.10. Augsburg, Kantine
11.10. München, Gasteig (Digital Analog Festival)
05.10. Augsburg, Kantine
11.10. München, Gasteig (Digital Analog Festival)
Bill Callahan: Frühling am Fluß der Träume
Was klingt wie ein Titel von Nana Mouskouri, ist eine kitschige Zusammenfassung folgender Fakten: Bill Callahan kommt mit seinem neuen Album "Dream River", das ab morgen übrigens im Plattenregal steht, im Frühjahr 2014 nach Europa und somit auch endlich wieder nach Deutschland auf Konzerttour - die Tickets sind schon im Vorverkauf. Und bevor die Meldung in ekstatischem Geschrei untergeht - das sind die Städte:
14.02. Köln, Kulturkirche
15.02. Berlin, Heimathafen
16.02. München, Freiheizhalle
17.02. St. Gallen, Palace
14.02. Köln, Kulturkirche
15.02. Berlin, Heimathafen
16.02. München, Freiheizhalle
17.02. St. Gallen, Palace
Darkside: Große Schatten voraus
Wenn man der Großkritik glauben darf, kommt am 8. Oktober Beachtliches auf uns zu: An diesem Tag erscheint mit "Psychic" der erste Longplayer von Darkside, dem gemeinsamen Projekt von Nicolas Jaar und Dave Harrington. Beide hatten ja kürzlich mit einer Neubearbeitung von Daft Punks "Random Access Memories" von sich Reden gemacht, nun also etwas komplett eigenes. Zwei Stücke sind schon im Netz verfügbar, das knapp zwölfminütige "Golden Arrow" und seit kurzem auch das etwas kürzere, nicht minder reizvolle "Paper Trails".
Mittwoch, 18. September 2013
Planningtorock vs. The Knife: Rückbau
Für etwas Verwirrung sorgen gerade Janine Rostron alias Planningtorock und die schwedischen The Knife. Für ein Rework des Knife-Titels "Full Of Fire" fertigte Rostron offenbar ein Rework mit völlig neuem Klangbild unter dem Namen "Let's Talk About Gender Baby, Let's Talk About You And Me" an, das mit dem Original nicht mehr sehr viel zu tun hat - Ähnlichkeiten mit Salt'n'Pepa sind wohl beabsichtigt. Dabei irritiert, dass im Netz schon ein Remix gleichen Namens mit anderem Videoclip zu sehen ist - nun, anzuschauen/-hören sind beide ganz gut.
Haim: Clevere Mädchen
Haim
„Days Are Gone“
(Vertigo/Universal)
So, nun mal los: Day Has Come? Thinking Of You? Two Tears? Und – klingelt’s? Stories? River? Auch noch nicht? Aber jetzt: Mmmbop! Na also. Isaac, Tyler und Zac, drei Brüder aus Oklahoma, der Einfachheit halber unter dem Familiennamen Hanson mit Beginn der 90er unterwegs, nie wirklich außer Dienst und dennoch, zumindest hierzulande, fast nur für diesen einen Hit gelebt – Mmmbop. Schwenk – Danielle, Alana und Este, drei Schwestern aus Los Angeles, der Einfachheit halber unter dem Familiennamen Haim zur Band formiert und nun, 2013, mit einem Debütalbum am Start, das (zumindest in diesem Jahr) den Maßstab in Sachen Pop setzen wird.
Man darf annehmen, dass Haim einiges besser machen werden als die Gebrüder Hanson, schließlich sind sie Mädchen und als solche für gewöhnlich cleverer. Schritt Nummer eins sollte die Wahl des Produzenten Mike Chapman gewesen sein, mit Blondies “Parallel Lines” hat der Australier sein frühes Meisterwerk aka. die perfekte Pop-Platte schon daheim in der Vitrine stehen, der Mann kennt die 70er so gut wie die 80er und dürfte der Grund dafür sein, dass einem beim Anhören ständig Debbie Harry und Cyndie Lauper vor dem inneren Auge vorbeiflimmern. Irgendwie ist diese Platte natürlich auch ein wenig “One Touch”, die Sugababes waren mit ihrem Erstling ähnlich furios gestartet und auch sie beherrschten neben erstklassigem Songwriting die Kunst, allseits bekannte Versatzstücke verschiedener Subgenres des Pop so zu kombinieren, dass man meinte, man höre das so zum ersten Mal.
Verblüffend also, wie leicht es jedem der elf Stücke fällt, den Hörer um den Finger zu wickeln; gerade weil sie so ausnahmslos eingängig sind, gibt es eigentlich keines, was einer besonderen Hervorhebung bedürfte. Da gibt es Chöre mit zartem Schmelz, das Schlagzeug schnalzt und Don Henleys “Boys Of Summer” drehen mal wieder eine Ehrenrunde. Vielleicht fällt ja “My Song 5” mit seinen satt röhrenden Bluesgitarren und dem Genesis-Mashup etwas aus dem Rahmen. Zusammen mit dem bedrohlich stampfenden”Let Me Go” sind dies möglicherweise die einzigen Augenblicke, wo man vor den netten Twens und ihrer Art, Alltagsprobleme zu besingen, sicherheitshalber mal einen Schritt zurück tritt.
Wer sie hierzulande live sehen will, muss sich im Übrigen damit anfreunden, dass sie vorerst nur als Vorband zu Phoenix zu haben sein werden; nachdem die Franzosen mit ihrem letzten Album leider eine erstaunliche Fallhöhe zurückgelegt haben, bleibt das wohl nur ein halbiertes Vergnügen. Haim jedenfalls sollten mit ihrem ersten Album in die entgegengesetzte Richtung kreuzen, ihr Weg führt steil bergauf – für diesen Augenblick ganz sicher und gern noch einmal wiederholt: In Sachen Pop die Platte des Jahres.
Mit Phoenix unterwegs:
18.11. Frankfurt, Jahrhunderthalle
19.11. München, Zenith
21.11. Berlin, Columbiahalle
22.11. Mitsubishi Electric Halle
25.11. Hamburg, Gruenspan
26.11. Köln, Bürgerhaus Stollwerk
„Days Are Gone“
(Vertigo/Universal)
So, nun mal los: Day Has Come? Thinking Of You? Two Tears? Und – klingelt’s? Stories? River? Auch noch nicht? Aber jetzt: Mmmbop! Na also. Isaac, Tyler und Zac, drei Brüder aus Oklahoma, der Einfachheit halber unter dem Familiennamen Hanson mit Beginn der 90er unterwegs, nie wirklich außer Dienst und dennoch, zumindest hierzulande, fast nur für diesen einen Hit gelebt – Mmmbop. Schwenk – Danielle, Alana und Este, drei Schwestern aus Los Angeles, der Einfachheit halber unter dem Familiennamen Haim zur Band formiert und nun, 2013, mit einem Debütalbum am Start, das (zumindest in diesem Jahr) den Maßstab in Sachen Pop setzen wird.
Man darf annehmen, dass Haim einiges besser machen werden als die Gebrüder Hanson, schließlich sind sie Mädchen und als solche für gewöhnlich cleverer. Schritt Nummer eins sollte die Wahl des Produzenten Mike Chapman gewesen sein, mit Blondies “Parallel Lines” hat der Australier sein frühes Meisterwerk aka. die perfekte Pop-Platte schon daheim in der Vitrine stehen, der Mann kennt die 70er so gut wie die 80er und dürfte der Grund dafür sein, dass einem beim Anhören ständig Debbie Harry und Cyndie Lauper vor dem inneren Auge vorbeiflimmern. Irgendwie ist diese Platte natürlich auch ein wenig “One Touch”, die Sugababes waren mit ihrem Erstling ähnlich furios gestartet und auch sie beherrschten neben erstklassigem Songwriting die Kunst, allseits bekannte Versatzstücke verschiedener Subgenres des Pop so zu kombinieren, dass man meinte, man höre das so zum ersten Mal.
Verblüffend also, wie leicht es jedem der elf Stücke fällt, den Hörer um den Finger zu wickeln; gerade weil sie so ausnahmslos eingängig sind, gibt es eigentlich keines, was einer besonderen Hervorhebung bedürfte. Da gibt es Chöre mit zartem Schmelz, das Schlagzeug schnalzt und Don Henleys “Boys Of Summer” drehen mal wieder eine Ehrenrunde. Vielleicht fällt ja “My Song 5” mit seinen satt röhrenden Bluesgitarren und dem Genesis-Mashup etwas aus dem Rahmen. Zusammen mit dem bedrohlich stampfenden”Let Me Go” sind dies möglicherweise die einzigen Augenblicke, wo man vor den netten Twens und ihrer Art, Alltagsprobleme zu besingen, sicherheitshalber mal einen Schritt zurück tritt.
Wer sie hierzulande live sehen will, muss sich im Übrigen damit anfreunden, dass sie vorerst nur als Vorband zu Phoenix zu haben sein werden; nachdem die Franzosen mit ihrem letzten Album leider eine erstaunliche Fallhöhe zurückgelegt haben, bleibt das wohl nur ein halbiertes Vergnügen. Haim jedenfalls sollten mit ihrem ersten Album in die entgegengesetzte Richtung kreuzen, ihr Weg führt steil bergauf – für diesen Augenblick ganz sicher und gern noch einmal wiederholt: In Sachen Pop die Platte des Jahres.
Mit Phoenix unterwegs:
18.11. Frankfurt, Jahrhunderthalle
19.11. München, Zenith
21.11. Berlin, Columbiahalle
22.11. Mitsubishi Electric Halle
25.11. Hamburg, Gruenspan
26.11. Köln, Bürgerhaus Stollwerk
Kings Of Leon: Mit Biss zurück
Kings Of Leon
„Mechanical Bull“
(RCA/Sony)
Man hört Musiker ja häufig ihre eigenen Werke in höchsten Tönen loben und preisen, nie hätten sie Besseres abgeliefert, selten wären sie so frisch und unverbraucht zu werke gegangen, man habe unglaublich viele Inspirationen austauschen und sich gegenseitig befruchten können und was nicht alles noch – man hört es also und irgendwann hört man nicht mehr hin. Auch die Kings Of Leon haben sich für ihre neue, sechste Platte ein griffiges Attribut ausgedacht – „youthful“ soll sie klingen. Und dann folgte ein Satz, der ein klein wenig an Beckenbauers Maxime „Geht’s raus, spielt’s Fußball!“ erinnert: „We did what we’ve known to do for 12 years, which was pick up our instruments and play.” Es geht also um Grundwerte, Basics, um den Rock’n Roll, was ihn ausmacht und vor allem, was die vier Followills aus ihm machen. Und weil die Verlautbarungen vor dem letzten Album „Come Around Sundown“ ähnlich vollmundig klangen und weil an Angelo Petraglia und Nashville nicht gerüttelt wurde, war Misstrauen angebracht.
Doch was soll man sagen: Sie haben Wort gehalten. Ob der Sound von „Mechanical Bull“ nun ein „jugendlicher“ ist, will man als quasi Unbeteiligter nicht entscheiden – wichtig ist: Es wurde rigoros alles über Bord geschmissen, was den Vorgänger so schwer verdaulich gemacht hatte, das Sämige, Zähe, Bombastische, den ganzen mittelmäßgen Schmus, fast nichts davon ist auf diesem Album mehr zu hören. Soll heißen: Sie beißen wieder. „Supersoaker“ will als Single standesgemäß nicht allzusehr vor den Kopf stoßen, aber „Rock City“ und „Don’t Matter“ knattern ohne störendes Übergewicht mächtig los, Bluesgitarren, Stonerriffs, trocken, elektrisch, so und nicht anders wollte man das hören. Und wenn’s auch kein zweites „Youth & Young Manhood“ geworden ist – der Wille, der Zug zum Tor ist klar erkennbar, die Brüder haben, um beim Ballsport und bei Matthias Sammer zu bleiben, ihre Komfortzone verlassen, sie greifen wieder an.
Natürlich werden mit „Temple“ oder „Coming Back Again“ auch Standards bedient, die gegen den Rest ein wenig abfallen, aber was hier die Ausnahme ist, war noch vor drei Jahren die trübe Regel. „Beautiful War“, von der Band selbst zur „outstandig tune“ geadelt, erscheint bei der Qualität ringsum gar nicht mehr so einzigartig, ein Song, den – Vorsicht, vermintes Gelände! – auch U2 zu ihren besten (meint unpeinlichen) Zeiten nicht schöner hinbekommen hätten, „I say love don't mean nothing, unless theres something worth fighting for, its a beautiful war“ – man will’s ihm einfach glauben. Von gleichem Glanz „Tonight“, Caleb Followill quält seine Stimmbänder fast wie in alten Tagen, zu satten Midtempoakkorden wird geheult und geschmachtet, dass einem ganz bang ums Herz wird. Die vier bemühen sich also wieder um die elementaren Dinge: gute Songs mit einfachen Mitteln, die nicht unbedingt auf’s Stadion schielen, Ranklotzen und Draufhauen, wann immer es geht, und den Herzschmerz, wenn er nötig ist. Kurve gekriegt, Rückkehr geglückt – was sonst soll man noch sagen? www.kingsofleon.com
„Mechanical Bull“
(RCA/Sony)
Man hört Musiker ja häufig ihre eigenen Werke in höchsten Tönen loben und preisen, nie hätten sie Besseres abgeliefert, selten wären sie so frisch und unverbraucht zu werke gegangen, man habe unglaublich viele Inspirationen austauschen und sich gegenseitig befruchten können und was nicht alles noch – man hört es also und irgendwann hört man nicht mehr hin. Auch die Kings Of Leon haben sich für ihre neue, sechste Platte ein griffiges Attribut ausgedacht – „youthful“ soll sie klingen. Und dann folgte ein Satz, der ein klein wenig an Beckenbauers Maxime „Geht’s raus, spielt’s Fußball!“ erinnert: „We did what we’ve known to do for 12 years, which was pick up our instruments and play.” Es geht also um Grundwerte, Basics, um den Rock’n Roll, was ihn ausmacht und vor allem, was die vier Followills aus ihm machen. Und weil die Verlautbarungen vor dem letzten Album „Come Around Sundown“ ähnlich vollmundig klangen und weil an Angelo Petraglia und Nashville nicht gerüttelt wurde, war Misstrauen angebracht.
Doch was soll man sagen: Sie haben Wort gehalten. Ob der Sound von „Mechanical Bull“ nun ein „jugendlicher“ ist, will man als quasi Unbeteiligter nicht entscheiden – wichtig ist: Es wurde rigoros alles über Bord geschmissen, was den Vorgänger so schwer verdaulich gemacht hatte, das Sämige, Zähe, Bombastische, den ganzen mittelmäßgen Schmus, fast nichts davon ist auf diesem Album mehr zu hören. Soll heißen: Sie beißen wieder. „Supersoaker“ will als Single standesgemäß nicht allzusehr vor den Kopf stoßen, aber „Rock City“ und „Don’t Matter“ knattern ohne störendes Übergewicht mächtig los, Bluesgitarren, Stonerriffs, trocken, elektrisch, so und nicht anders wollte man das hören. Und wenn’s auch kein zweites „Youth & Young Manhood“ geworden ist – der Wille, der Zug zum Tor ist klar erkennbar, die Brüder haben, um beim Ballsport und bei Matthias Sammer zu bleiben, ihre Komfortzone verlassen, sie greifen wieder an.
Natürlich werden mit „Temple“ oder „Coming Back Again“ auch Standards bedient, die gegen den Rest ein wenig abfallen, aber was hier die Ausnahme ist, war noch vor drei Jahren die trübe Regel. „Beautiful War“, von der Band selbst zur „outstandig tune“ geadelt, erscheint bei der Qualität ringsum gar nicht mehr so einzigartig, ein Song, den – Vorsicht, vermintes Gelände! – auch U2 zu ihren besten (meint unpeinlichen) Zeiten nicht schöner hinbekommen hätten, „I say love don't mean nothing, unless theres something worth fighting for, its a beautiful war“ – man will’s ihm einfach glauben. Von gleichem Glanz „Tonight“, Caleb Followill quält seine Stimmbänder fast wie in alten Tagen, zu satten Midtempoakkorden wird geheult und geschmachtet, dass einem ganz bang ums Herz wird. Die vier bemühen sich also wieder um die elementaren Dinge: gute Songs mit einfachen Mitteln, die nicht unbedingt auf’s Stadion schielen, Ranklotzen und Draufhauen, wann immer es geht, und den Herzschmerz, wenn er nötig ist. Kurve gekriegt, Rückkehr geglückt – was sonst soll man noch sagen? www.kingsofleon.com
Disclosure: Berlin calling
Mehr ist es leider nicht geworden: Disclosure haben sich eine riesige Livetour in die Kalender eintragen lassen, mit dabei leider nur ein einziger Deutschlandtermin - und zwar in Berlin.
03.11. Berlin, Postbahnhof
Wer möchte, kann sich zum Appetitholen auch mal einen kurzen 360-Trip in den Central Park gönnen, da gibts die Performance des Tracks "Latch" zu bestaunen.
03.11. Berlin, Postbahnhof
Wer möchte, kann sich zum Appetitholen auch mal einen kurzen 360-Trip in den Central Park gönnen, da gibts die Performance des Tracks "Latch" zu bestaunen.
Dienstag, 17. September 2013
Chvrches: Wild at heart
Chvrches
„The Bones Of What You Believe“
(Vertigo/Universal)
Was für eine Superpopwoche, die sieche Plattenindustrie dürfte sich die Hände reiben. Mit den Chvrches und Haim stehen zwei der höchstgehandelten Nachwuchsformationen mit ihren Debüts in den Startlöchern, den Anfang machen – streng alphabetisch – die Schotten. Glasgow ist, das weiß man spätestens seit Glasvegas, eine erstklassiges Biotop für Musik, die sich vornehmlich am Gefühl orientiert, am großen (Simple Minds, Deacon Blue) wie am kleinen (Travis, Belle And Sebastian), hier lieben sie den Überschwang, den Rausch genauso wie die leisen und dezent knisternden Herzfeuer. Leidenschaftlich und ehrlich soll es sein, die drei werden es deshalb nicht eben schwer haben in ihrer Heimatstadt.
Die Chvrches sind natürlich eine durch und durch synthetische Band, analoge Gitarren finden sich hier eher selten und dennoch gelingt es ihnen, viel Wärme unter die technoiden Beats, die Loops und die gewaltig aufgetürmte Maschinenmusik zu mischen. Das liegt natürlich zu einem nicht unwesentlichen Teil an Sängerin Lauren Mayberry, die mit ihrer streichzarten Stimme und dem Habitus der Kindlichen Kaiserin jeden Argwohn hinwegzuwischen versteht. Selbst wenn sie Textzeilen wie “I am gonna break you down to tiny, tiny parts ... I will be a gun and it's you I'll come for“ (Gun) oder „I'll be a thorn in your side, till you die“ (We Sink) scheinbar zu Süßholz verraspelt, will man nicht von ihrer Seite weichen.
Allesamt bestens ausbalancierte Popsongs, die das Trio auf „The Bones...“ versammelt hat, Widerhakenmelodien wie bei „Tether“ und „Recover“ bekommt man so leicht nicht mehr aus dem Schädel, es schillert und leuchtet ganz zauberhaft und spätestens beim Ausflug zu Gary Numans elektrischen Freunden (Lies), hier zu einer Art Dronepop verdichtet, weiß man auch, warum gerade die Chvrches in Europa einige Konzerte für Depeche Mode eröffnen durften. Besondere Töne, versponnene Ideen, das Repertoire ist reichhaltig – hier ein wenig Prodigy-Freakness (Lungs), später darf auch Martin Doherty mal an’s Mikrophon, bis auf wenige Takte bleibt die Spannung bis zum Schluß erhalten. Keine Frage, dass die Chvrches mit dieser Platte auch auf dem Festland für Furore sorgen werden. http://chvrch.es/
23.10. Köln, Gloria
25.10. München, Strom
26.10. Berlin, Postbahnhof
28.10. Hamburg, Mojo Club
„The Bones Of What You Believe“
(Vertigo/Universal)
Was für eine Superpopwoche, die sieche Plattenindustrie dürfte sich die Hände reiben. Mit den Chvrches und Haim stehen zwei der höchstgehandelten Nachwuchsformationen mit ihren Debüts in den Startlöchern, den Anfang machen – streng alphabetisch – die Schotten. Glasgow ist, das weiß man spätestens seit Glasvegas, eine erstklassiges Biotop für Musik, die sich vornehmlich am Gefühl orientiert, am großen (Simple Minds, Deacon Blue) wie am kleinen (Travis, Belle And Sebastian), hier lieben sie den Überschwang, den Rausch genauso wie die leisen und dezent knisternden Herzfeuer. Leidenschaftlich und ehrlich soll es sein, die drei werden es deshalb nicht eben schwer haben in ihrer Heimatstadt.
Die Chvrches sind natürlich eine durch und durch synthetische Band, analoge Gitarren finden sich hier eher selten und dennoch gelingt es ihnen, viel Wärme unter die technoiden Beats, die Loops und die gewaltig aufgetürmte Maschinenmusik zu mischen. Das liegt natürlich zu einem nicht unwesentlichen Teil an Sängerin Lauren Mayberry, die mit ihrer streichzarten Stimme und dem Habitus der Kindlichen Kaiserin jeden Argwohn hinwegzuwischen versteht. Selbst wenn sie Textzeilen wie “I am gonna break you down to tiny, tiny parts ... I will be a gun and it's you I'll come for“ (Gun) oder „I'll be a thorn in your side, till you die“ (We Sink) scheinbar zu Süßholz verraspelt, will man nicht von ihrer Seite weichen.
Allesamt bestens ausbalancierte Popsongs, die das Trio auf „The Bones...“ versammelt hat, Widerhakenmelodien wie bei „Tether“ und „Recover“ bekommt man so leicht nicht mehr aus dem Schädel, es schillert und leuchtet ganz zauberhaft und spätestens beim Ausflug zu Gary Numans elektrischen Freunden (Lies), hier zu einer Art Dronepop verdichtet, weiß man auch, warum gerade die Chvrches in Europa einige Konzerte für Depeche Mode eröffnen durften. Besondere Töne, versponnene Ideen, das Repertoire ist reichhaltig – hier ein wenig Prodigy-Freakness (Lungs), später darf auch Martin Doherty mal an’s Mikrophon, bis auf wenige Takte bleibt die Spannung bis zum Schluß erhalten. Keine Frage, dass die Chvrches mit dieser Platte auch auf dem Festland für Furore sorgen werden. http://chvrch.es/
23.10. Köln, Gloria
25.10. München, Strom
26.10. Berlin, Postbahnhof
28.10. Hamburg, Mojo Club
Blaenavon: Bandbreiten
Neulich am Radio hängen geblieben - der Grund: die walisische Band Blaenavon. Drei Jungs, keiner von ihnen über achtzehn, bisher mit der EP "Into The Night" (Bandcamp) auffällig geworden, nun mit "KOSO" einen Nachfolger gestreamt, der mehr als ein Achtungszeichen ist - leise, laut, langsam, schnell, sanft und wütend, alles dabei. Zu hören beim NME, bestellbar bei Transgressive Records.
Herrenmagazin: Fremdschämen
Okay, der Song ist jetzt nicht so spektakulär, aber was die Hamburger von Herrenmagazin zu "Pelikan", der Vorauskopplung aus ihrer neuen EP "Obst", an Bildern bieten, ist so unglaublich, dass einen schnell ein leichtes Frösteln ankommt - Kamerafahrt durch einen gutgelauten Proletenrave, mutmaßlich Mitte der 90er. Uaahhh...
Deltron 3030: Miley was here
Sieht so aus, als hätte Miley Cyrus hier mit ihrer Abrißbirne schon ganze Arbeit geleistet: Im aktuellen Video des Hiphop-BestOf-Kollektivs Deltron 3030, bestehend aus Dan The Automator, Del The Funky Homosapien und Kid Koala, zum Track "City Rising Form The Ashes" sieht man drei reizende Kinder als zottelige Ewoks durch postapokalyptische Kulissen hüpfen - sehr beeindruckend und stimmlich zudem unterstützt von Mike Patton (Faith No More ff.). Ob das mit dem Album auch klappt, wird man sehen, "Event II" soll am 1. Oktober bei Bulk Recordings erscheinen.
Captain Capa: Fertig für die Dritte
Bad Frankenhausen? Alles klar soweit? Heimat schiefer Kirchtürme, runder Bilderschinken und natürlich Geburtsstadt von Eva Padberg. Yeah, das hat Rock'n Roll! Damit das nicht lächerlich klingt, darf man gern mal anfügen, dass auch Audiolith-Act Captain Capa in BF tief verwurzelt sind. Siehste! Das Electrotrio bringt passenderweise am 25. Oktober sein neues Album "Foxes" heraus und wer die Jungs auf den Festivalbühnen des Landes im Sommer verpasst hat, darf gern noch mal gucken kommen.
25.10. Erfurt, Centrum
26.10.
Wiesbaden, Schlachthof
31.10. München, Feierwerk
01.11. Leipzig, Elipamanoke
02.11. Stralsund, 8Vorne
14.11. Berlin, Binuu
15.11. Halle, Drushba
22.11. Bremen, Tower
23.11. Bielefeld, Stricker
30.11. Hannover, Bei Chez Heinz
06.12. Hamburg, Molotow
07.12. Oberhausen, Druckluft
31.10. München, Feierwerk
01.11. Leipzig, Elipamanoke
02.11. Stralsund, 8Vorne
14.11. Berlin, Binuu
15.11. Halle, Drushba
22.11. Bremen, Tower
23.11. Bielefeld, Stricker
30.11. Hannover, Bei Chez Heinz
06.12. Hamburg, Molotow
07.12. Oberhausen, Druckluft
Vom aktuellen Jubiläumssampler "Ten Years From Now" (Audiolith) stammt das hier:
Montag, 16. September 2013
The Killers: Machen den Anfang
Ja ist denn heut' scho... ? Die Lebkuchen sind jedenfalls schon in die Regale der Discounter eingezogen, da wird es Zeit für die ersten BestOfs: The Killers machen den Anfang und veröffentlichen im November ihr Greatest-Hits-Album "Direct Hits". Darauf finden sich neben sehr schönen Songs (älter) natürlich auch ein paar sehr durchschnittliche (jünger) und auch zwei ganz und gar neue (Tracklist: CoS). Einer davon heißt "Shot Of The Night" und steht bei Soundcloud bereit, entstanden ist er zusammen mit Anthony Gonzalez aka M83.
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