Wye Oak „Civilian“ (City Slang)
Schon einigermaßen erschreckend, wie oft man in den letzten Tagen regelrecht gezwungen wird, Liam Gallagher als Stilmittel einer Rezension zu verwenden. Gut, bei Beady Eye war natürlich kein Auskommen, aber dass er einen auch bei Radiohead und, hier aktuell, dem wunderbaren Noisefolkduo Wye Oak aus Baltimore in den Ring zwingt, sollt einem doch zu denken geben. In einem Interview mit der Netzplattform The Quietus machte sich der Mann nämlich kürzlich seinen Gedanken über Thom Yorkes neuestes Werk gewohnt lautstark Luft: „"I heard that f* Radiohead record and I just go, 'What?!’ I like to think that what we do, we do f* well. Them writing a song about a f* tree? Give me a f* break! A thousand year old tree? Go f* yourself!”
Mangel an Deutlichkeit kann man ihm jedenfalls nicht vorwerfen, auch wenn ihm die eine oder andere Windung mehr gut zu Gehirn stehen würde – sei’s drum. Man fragt sich nun vielleicht, was Mr. Gallagher von Wye Oak halten mag, denn Jenn Wasner und Andy Stack haben ihre Vorliebe für alte Baumriesen gleich im Bandnamen verewigt. Eine Meinung zu „Civilian“ kann sich natürlich, das ist jetzt keine große Überraschung, trotzdem auch der bilden, der es nicht so mit tausendjährigen, knorrigen Tief- oder Flachwurzlern hat.
Dass Wye Oak eine angenehm selten gehörte Mischung aus zartem, berückendem Folk und knochenbrechender Bluesgitarre auf ihrem mittlerweile dritten Longplayer zelebrieren, macht sie jedenfalls mehr als nur interessant. Nach einem eher traditionellen, zurückhaltenden Einstieg auf flauschigen Midlake-Pfaden haut einen das mächtige „Holy Holy“ regelrecht aus den Latschen. Ein Riff, wie es Thurston Moore nicht besser fräsen könnte, eröffnet eine – zumindest mal für dieses Jahr – neue Hymne des Indierock. Bei „Dogs Eyes“ gibt’s ein ähnlich trockenes Gitarrenbrett, allerdings im Wechselspiel mit einer eher versponnen-freundlichen Melodie. Im Titelstück, so schön, dass es beinahe schmerzt, treffen einen die hart angerissenen Saiten wie ein überraschender und doch willkommener Platzregen.
Mehr davon, „Plains“ und „Hot As Day“ – auch bei Wye Oak hat man, ähnlich hier den White Stripes oder den Black Keys, das Gefühl, dass sie zu zweit ein so hohes Maß an Vielfalt, Komplexität und Kraft zu erreichen vermögen, dass ein Mehr an Personal diesen Zauber unweigerlich zerstören würde. Und am Ende gelingt den Zweien dann noch so ein akkustisches Zauberstück (Doubt): “If you should doubt my heart, remember this, that i would lie to you if I believed it was right to do ...” Ohne Zweifel ist das eine ganz und gar prächtige Platte geworden, und was Liam Gallagher dazu sagen wird, ist – man ahnt es schon – nicht wirklich wichtig …
http://www.wyeoakmusic.com/
Schon einigermaßen erschreckend, wie oft man in den letzten Tagen regelrecht gezwungen wird, Liam Gallagher als Stilmittel einer Rezension zu verwenden. Gut, bei Beady Eye war natürlich kein Auskommen, aber dass er einen auch bei Radiohead und, hier aktuell, dem wunderbaren Noisefolkduo Wye Oak aus Baltimore in den Ring zwingt, sollt einem doch zu denken geben. In einem Interview mit der Netzplattform The Quietus machte sich der Mann nämlich kürzlich seinen Gedanken über Thom Yorkes neuestes Werk gewohnt lautstark Luft: „"I heard that f* Radiohead record and I just go, 'What?!’ I like to think that what we do, we do f* well. Them writing a song about a f* tree? Give me a f* break! A thousand year old tree? Go f* yourself!”
Mangel an Deutlichkeit kann man ihm jedenfalls nicht vorwerfen, auch wenn ihm die eine oder andere Windung mehr gut zu Gehirn stehen würde – sei’s drum. Man fragt sich nun vielleicht, was Mr. Gallagher von Wye Oak halten mag, denn Jenn Wasner und Andy Stack haben ihre Vorliebe für alte Baumriesen gleich im Bandnamen verewigt. Eine Meinung zu „Civilian“ kann sich natürlich, das ist jetzt keine große Überraschung, trotzdem auch der bilden, der es nicht so mit tausendjährigen, knorrigen Tief- oder Flachwurzlern hat.
Dass Wye Oak eine angenehm selten gehörte Mischung aus zartem, berückendem Folk und knochenbrechender Bluesgitarre auf ihrem mittlerweile dritten Longplayer zelebrieren, macht sie jedenfalls mehr als nur interessant. Nach einem eher traditionellen, zurückhaltenden Einstieg auf flauschigen Midlake-Pfaden haut einen das mächtige „Holy Holy“ regelrecht aus den Latschen. Ein Riff, wie es Thurston Moore nicht besser fräsen könnte, eröffnet eine – zumindest mal für dieses Jahr – neue Hymne des Indierock. Bei „Dogs Eyes“ gibt’s ein ähnlich trockenes Gitarrenbrett, allerdings im Wechselspiel mit einer eher versponnen-freundlichen Melodie. Im Titelstück, so schön, dass es beinahe schmerzt, treffen einen die hart angerissenen Saiten wie ein überraschender und doch willkommener Platzregen.
Mehr davon, „Plains“ und „Hot As Day“ – auch bei Wye Oak hat man, ähnlich hier den White Stripes oder den Black Keys, das Gefühl, dass sie zu zweit ein so hohes Maß an Vielfalt, Komplexität und Kraft zu erreichen vermögen, dass ein Mehr an Personal diesen Zauber unweigerlich zerstören würde. Und am Ende gelingt den Zweien dann noch so ein akkustisches Zauberstück (Doubt): “If you should doubt my heart, remember this, that i would lie to you if I believed it was right to do ...” Ohne Zweifel ist das eine ganz und gar prächtige Platte geworden, und was Liam Gallagher dazu sagen wird, ist – man ahnt es schon – nicht wirklich wichtig …
http://www.wyeoakmusic.com/
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