Big Boi "Sir Lucious Left Food: The Son Of Chico Dusty" (DefJam)
Sollte noch irgendwer geglaubt haben, Atwan Andre Patton alias Big Boi wäre nur der ebenso schwergewichtige wie schwerfällige Sidekick vom ewig gutgelaunten Outkast-Sunnyboy André 3000, der nur mit von der Partie ist, weil's ganz so fröhlich nicht immer paßt und er doch manchmal so "gangstamäßig" rüberkommt, der weiß sich nun eines besseren belehrt. Gerade tingelte noch die von Outkast protegierte Janelle Monáe im Player, nun kann man diese guten Gewissens gegen das Debüt des selbsternannten "Klangkriegers" tauschen, denn dessen Album zeigt doch deutlich mehr Biss und trotz aller Vielfalt genügend Linie zur ausreichenden Orientierung. Patton ist ja schon im Hauptjob ein experimentierfreudiger Junge gewesen, diesen Weg geht er auch mit seinem Alter Ego Sir Lucious Left Food konsequent weiter - erfrischender Temporap, bester P-Funk und reichlich quirlige Soundideen, die wirklich jeden einzelnen Song zum Erlebnis machen. "Daddy Fat Sax", "Turns Me On", "Follow Us" - alles poltert gefährlich infektiös aus den Boxen, der Mann kennt den Beat und weiß ihn zu setzen. Und wer das kann, darf dann auch mal Verdi's Aida beleihen, ohne dass es peinlich wird - er ist schließlich nicht irgendwer, er ist "General Patton". Der gefühlte Höhepunkt des Albums ist dann "Tangerine", ein Track, der zu Recht das Attribut "camp" verträgt, die einschmeichelnden Gitarrenhooks bekommt man so schnell nicht mehr aus dem Schädel. Irgendwann kommt dann noch Jamie Foxx auf einen lässigen Soul vorbei (Hustle Blood), nachdem er bei den Roots auch schon reichlich gute Ware abgeliefert hat. Pikanterweise ist das Duett mit besagter Janelle Monáe (Be Still) hier eines unter vielen gelungenen, wohingegen die Zusammenarbeit mit Big Boi auf ihrem Album eher zu den besseren Ausnahmen zählt. Dass Patton auch elektronisch bestens verkabelt ist, zeigen die beiden Stücke "Night Night" und "Back Up Plan" - spätestens hier müßte Kanye West, bisher quasi ein Alleinstellungsmerkmal intelligenten HipHops, gewarnt sein - da wird er sich mächtig strecken müssen auf dem bald erwarteten "Mr. West". Doch dazu an anderer Stelle. Für Big Boi gilt neben gebührendem Respekt: Wenn er solo so gut ist, dann wiegen die andauernden Trennungsgerüchte um Outkast gleich etwas weniger schwer.
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