Dienstag, 13. Juli 2010

Gehört_162



School Of Seven Bells "Disconnect From Desire" (PIAS)
Ganz ehrlich, wenn die Platte so weitergegangen wäre, wie man beim ersten Lied, der Single "Windstorm", befürchten musste - ich hätte sie umgehend in die Ecke gepfeffert und einen saftigen Verriß an die gleiche Stelle gesetzt. Denn die Vielzahl derer die meinen, man könnte nichts falsch machen, wenn man nur halbwegs wie Arcade Fire klänge, ist noch immer enervierend groß. So aber haben Ex-Secret-Machines-Gitarrist Benjamin Curtis und die Zwillingsschwestern Alejandra und Claudia Deheza nur einen einzigen Titel in den Sand gesetzt und der ist nach knapp vier Minuten schon wieder vergessen. Was danach kommt, macht deutlich mehr Freude: Shoegazerpop der ganz feinen Sorte, verträumt, schimmernd und an den richtigen Stellen synthetisch veredelt. Natürlich gibt's die School Of Seven Bells auch jetzt nicht ohne ehrwürdige Vorbilder, die aber kommen nicht so sorglos kopiert daher wie beim Eröffnungsstück - erfreuliche Parallelen mit Laetitia Sadier und Stereolab zum Beispiel bei "Dust Devil" und "Babelonia", die eine ähnlich hypnotische Wirkung aufbauen können wie Stücke der britischen Indiegötter. Bei vielen Passagen meint man natürlich, Kevin Shields habe dauerhaft im Aufnahmeraum herumgeschraubt, "Joviann" zum Beispiel hat annähernd die Majestät von My Bloody Valentine. "Camarilla" und "Bye Bye Bye" wiederum könnten auch von Hot Chip stammen, sind hübsche, verspielte Songs mit Wiedererkennungseffekt. Möglich, dass sie die Qualität ihres Debütalbums "Alpinisms" nicht ganz haben halten können, vielleicht fehlen so brillante Stücke wie "White Elephant Coat" oder "Iamundernodisguise". Und doch ist "Disconnect From Desire" eine Platte geworden, die man gern auch noch öfter hören möchte, ich für meinen Teil darf halt nur die Skip-Taste für den Einstieg nicht vergessen ...
http://www.sviib.com/

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