Bis gestern Mittag las sich das noch so: „Völlig irre! Margot Honecker feiert 60sten Geburtstag der DDR!“ und „Völlig irre! Andre Agassi spielte jahrelang mit Vokuhila-Toupet!“ und natürlich „Völlig irre! Löwen bezahlen bei Uli ihr Essen nicht!“. Da konnte eigentlich nichts mehr kommen – dachte man. Aber falsch gedacht, seit gestern Abend lautet die Headline: „Völlig irre! St. Pauli siegt 2:0 in Rostock!“ Und das, obwohl es 75 grauenhaft schlechte Minuten so überhaupt nicht nach einem Sieg für den Kiez aussah. Stümperhaftes, enervierendes Ballgeschiebe, nur eine Großchance zu Beginn von Carsten Rothenbach. Auch Rostock spielte überaus limitiert oder, wohlwollend formuliert, respektvoll vorsichtig und man wußte wieder, dass komplette neunzig Minuten Zweitligakick vor dem Fernseher phasenweise an masochistische Selbstverleugnung grenzen können. Doch wie formulierte Insiderin Antje F. aus HH so schön „Ich kann’s nicht fassen ... 75 Minuten Scheiße und dann das!“ Und „das“ war ein traumhaft getretener Freistoß von Matze Lehmann in Minute 77. Danach das fast schon obligatorische Idiotengeböller zwischen den Fanblöcken und um 21:55 Uhr machte Deniz Naki mit einem schönen Kontertor den Sack zu. Über dessen Jubel läßt sich trefflich streiten, über die selten dumme Nachmoderation von Edeltalent Thomas Helmer allerdings ebenfalls. Denn natürlich kann ich durch andauernde Wiederholung ansich wenig bedeutender Szenen aus 35 verschiedenen Kameraperspektiven aus einer Mücke einen Elefantenschiß machen, zu dem man dann beide Trainer noch kräftig investigativ nerven muß. Was aber im Kontext des ganzen Abends irgendwie auch wieder in Ordnung geht – alles: Völlig irre!
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