Montag, 2. November 2009

Gehört_73



Echo And The Bunnymen “The Fountain” (Warner)
Man möchte ja nichts böses über Echo And The Bunnymen sagen, zählten sie doch schließlich zum elitären Kreis der Posterhelden von Wave und Postpunk, wegweisend für ein Jahrzehnt und maßgeblich an der eigenen Geschmacksbildung beteiligt. Und doch fragt man sich, was eine Band, die seinerzeit umjubelte Meilensteine veröffentlicht hat – ich selbst fasse mein Vinyl von „Ocean Rain“ noch heute nur mit Glacéhandschuhen an – was sie antreibt, warum sie auch heute noch meint einen Markt beackern zu müssen, der entweder so gar nicht mehr existiert oder von einer Szene bearbeitet wird, die das eindeutig bessere Werkzeug dazu besitzt. Ohne Frage steckt auch in den aktuellen Platten von Bauhaus, Gary Numan und eben auch den Echos eine ganze Menge Arbeit und zuweilen auch manch goldener, genialer Moment, aber es bleibt eben auch eine Idee von gestern, die unentwegt zu Markte und damit zu Grabe getragen wird und das macht es für den Fan nicht eben einfacher. Der Start gelingt Ian McCulloch und Band noch ganz gut, „Think I Need It Too“ und auch „Forgotten Fields“ sind ordentliches Handwerk, „Do You Know Who I Am“ hat sogar einiges Hitpotential. Aber dann: „Shroud Of Turin“. Ach Gottchen! Musikalisch recht bieder, textlich kaum zu ertragen. Nach eigener Aussage möchte McCulloch hier sein Verhältnis zu Jesus Christus thematisieren, wie erwartet stürzt er aber auf diesem ohnehin sehr schmalen Grat ins bodenlos Kitschige, „He cried and I cried, we both died, laughing him and me ...“, selbst auf einem Kirchentag hätte er damit mittlerweile ein gehöriges Glaubwürdigkeitsproblem. Und auch was danach folgt ist nur ein sehr matter Abglanz alter Zeiten, vorbei die große Geste, stattdessen viel „Halleluhjah!“ (The Fountain) und kaum bleibendes. Nicht „Everlasting Neverendless“, nicht „Proxy“, auch „Drivetime“ fidelt so dahin ohne haften zu bleiben, meilenweit entfernt von der klaustrophobischen Glorie früherer Werke. Mit „The Idolness Of Gods“ verabschieden sich Echo And The Bunnymen endgültig in die Bedeutungslosigkeit, bitter das sagen zu müssen, aber die alten Poster gehören jetzt schleunigst runter – Tapetenwechsel!

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