Freitag, 30. Oktober 2009

Gehört_72



Julian Casablancas “Phrazes For The Young” (Sony)
Irgendwie hat man beim Hören des Solodebüts von Julian Casablancas das Gefühl, er wollte auf keinen Fall der letzte sein. Kollege Albert Hammond jr. – zwei Platten, Fab Moretti aka Little Joy schon mit dem ersten Wurf draußen, selbst Bassist Nikolai Fraiture versucht sich mit Nickel Eye am ersthaften Nebenerwerb – nur eine Frage der Zeit also, bis auch Nick Valensi ein geeignetes Projekt findet, das sich mit dem Aufkleber „Gitarrist der Strokes“ gewinnbringend verschönern läßt. Höchste Eisenbahn also, dass der Chef mal zeigt, dass er genügend in der Hose hat, um sich auch an eine Soloplatte zu wagen. Seltsamerweise wirken die Songs auf „Phrazes For The Young“ dann ungewohnt zurückhaltend, verwischt und ein wenig konturenlos. Casablancas hat sich ganz offensichtlich in eine Art angerockten Spielkonsolenpop verliebt, den man schon bei den Strokes schon einige Male in Andeutungen zu hören bekam. Im Gegensatz zur aktuellen CD blieben das aber nur marginale Verzierungen, die sich im straighten Sound der Band dankenswerterweise verloren. Nun aber wird angstfrei an allen Knöpfen gedreht, die an einem Casio zu finden sind. „Out Of The Blue“ und „Rivers Of Brake Lights“ fangen sich noch irgendwie zur Mitte hin, „4 Chords Of The Apocalypse“ (ver)sucht leidlich den Soul, aber bei „11th Dimension“ muß man regelrecht Angst bekommen, dass im nächsten Moment ein glitzerbehoster Backroundchor mit watteweichem „Schubiwabwab“ ins Scheinwerferlicht tritt. Mutig, ohne Zweifel, aber passend? „Ludlow St.“ bleibt verschlafen und spannungsarm, „Glass“ dagegen hat sehr viel von der schwärmerischen Großspurigkeit, die man sich gern für mehrere Songs des Albums gewünscht hätte. Dass „Tourist“ ganz am Ende mein uneingeschränkter Favorit ist wird all jene ärgern, die Mut generell belohnt wissen wollen und die kritisieren, dass eben dieser Song der rückwärtsgewandteste von allen sei. Aber, der Einwand muß erlaubt sein, er ist halt auch der schlüssigste, der mit der besten Hookline, hier gelingt Casablancas der Spagat zwischen Neuem und Bekanntem am besten – ein satter Elektroblues. Allzu hart sollte man am Ende ohnehin mit ihm nicht ins Gericht gehen – ein richtiges Unglück ist bei den knapp acht Liedern nicht dabei und mithin hat er ausreichend bewiesen, dass er durchaus in der Lage ist, den Kochlöffel auch mal allein zu schwingen. Wenn’s auch nicht immer ganz so gut schmeckt ...

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