Sonntag, 18. Oktober 2009

Hören+Sehen



The XX, 59:1, München 16. Oktober 2009
Lustig sehen sie aus, die vier Londoner, wie sie in einer Reihe da vorn auf der Bühne des ausverkauften 59:1 in der Sonnenstraße stehen, gerade so, als hätten sie heute Abend ihren langerwarteten ersten Gig im Landschulheim und wüßten nicht so recht wohin mit der johlenden Begeisterung um sie herum. Ein leises „Hello!“, ein verschämtes Lächeln in die Runde – so recht mag man nicht glauben, dass es sich hier um eine der wohl angesagtesten Bands dieses Jahres handelt. Rechts an Gitarre und Keyboard Baria Qureschi, verhuscht und seltsam unbeteiligt, neben ihr Oliver Sim mit unsicherem, leicht glasigen Blick, Bass und natürlich die eine Hälfte der Vocalparts. So wie er da steht könnte er im kompletten Ornat auch ein Kind der frühen 80er gewesen sein, ein perfektes Role-Model des anhaltenden Revivals. Romy Madley Croft gibt zusätzlich zur Gitarre das stimmliche Pendant zu Sim, kleiner, untersetzt und auf den ersten Blick der Kumpeltyp in der Musik-WG. Ganz außen dann Jamie Smith, der als Wiedergänger von Bastian Pastewka wohl beste Siegchancen beim Lookalike-Contest hätte. In seiner Berufsbezeichnung steht schlicht „Beats“, denn als „Drummer“ würde er angesichts seines Equipments den kompletten schweißtriefenden und schwer schuftenden Berufsstand böse diskreditieren. Smith genügt ein schlichtes Drumpad, zusammen mit einem einfachen Becken bildet er so die vollkommen ausreichende und erstaunlich präzise Rhythmus-Sektion, passend für den unterkühlten Sound von The XX. Das wegweisende Intro der Platte eröffnet auch das Konzert, danach in kurzer Folge die fabelhaften Songs des Debüts, „Crystalised“, „VCR“ und die erste Single „Basic Space“. Großartige Variationen zur CD, das wird schnell klar, sind nicht zu erwarten, ausufernde Soli entsprächen auch nicht dem Charakter der Platte. „Heart Skipped A Beat“ mit der an Cure angelehnten Hookline und natürlich das umwerfende „Infinity“, wohl eine Homage an Chris Isaaks „Wicked Game“. Alles klingt klar, dunkel und authentisch – nicht so selbstverständlich beim grassierenden Castingwahn. Diese vier spielen ihre Songs, weil sie offenbar nichts anderes wollen, fern jeder Attitüde und ohne Starkalkül. Und wie schon beim Erstkontakt mit der Platte auch im Konzert das verblüffte Staunen über die selbstverständliche Präsenz, die unglaubliche Klasse jedes einzelnen Stückes – geschrieben mit gerade mal 19 Jahren. Die Coverversion von Bobby Womacks „Teardrops“ swingt herrlich und hat, verziert mit glitzernden Cocteau-Twins-Gitarrren, nicht weniger Soul als das Original. Am Ende noch „Night Time“, auf angenehme Art fast zur Dancenummer gepusht. Dann: aus, keine Zugabe, Licht an – konesquent. Viel mehr hätte der Erstling nicht hergegeben – was heißt, viel mehr Perfektion hätte man in sechzig Minuten nicht ertragen können. Und jetzt: Danke und warten auf das was kommt …

1 Kommentar:

Mapambulo hat gesagt…

Laut Konzertbericht der SZ war auch Scarlett Johansson anwesend - oh Mann, und ich hab's nich gewußt ...