Montag, 17. Februar 2020

Bambara: Hinter den Fassaden

Bambara
„Stray“

(Wharf Cat)

In der Regel versucht man ja allzu deutliche Hinweise auf Referenzen aus Rücksicht auf die empfindliche Psyche von Künstlern zu vemeiden, sie mögen es halt nicht so gern, wenn man sie mit der Nase auf ihre Vorbilder stößt, es könnte ja das eigene Werk schmälern. Wenn allerdings, wie in diesem Falle, die Verwandtschaft so offensichtlich ist und noch dazu die Wahlverwandtschaft ausdrücklich erwünscht ist, dann wollen wir uns auch nicht lumpen lassen. Reid Bateh, der Sänger der so düsteren wie wunderbaren New Yorker Post-Punk-Kapelle Bambara, hat jedenfalls kürzlich in einem Interview mit Loud And Quiet auf die nachhaltige Bedeutung von Nick Cave und dessen Album „Murder Ballads“ hingewiesen, er bemühte sogar eine Art Kausalkette, an der man sich entlanghören könne – auf Cave folge Cohen, auf Cohen dann Waits und schon sei man mittendrin in einer, seiner Welt „overpopulated with dark, grimy characters“. Damit angefangen haben die drei Herren, die ursprünglich aus dem Südstaatenstädtchen Athens stammen (immerhin die Wiege zweier so populärer und genialer Bands wie den B‘52s und R.E.M.), schon 2012, um den Dreh herum erschien ihr Debüt „Dreamviolence“, drei Jahre darauf „Swarm“, doch erst „Shadow On Everything“ gelang dem Trio, mittlerweile im New Yorker Kreativquartier Brooklyn beheimatet, der endgültige Durchbruch.



Schon da war die Vorliebe für die morbide, tiefschwarze Mischung aus Blues, Westerngitarren und hartem Gothicrock zu hören, die mittlerweile stilprägend für Bambara ist und den Swans ebenso nahe kommt die Cave’s früherer Band Birthday Party, mit den Bad Seeds geht dann endgültig alles zusammen. Und so werden die bedrohlich rasselnden und wilden Songs mit einer Unzahl zwielichtiger Gestalten bevölkert, verruchte Damen, Gescheiterte und Verschlagene aus den Halbwelten finsterer Großstädte, ein bisschen Marlowe, ein bisschen „Chinatown“ und „Once Upon A Time…“ – romantische Endzeit. Es grollen die Bässe, schrillen die Bläser, die Gitarre als Maschinengewehr („Machete“) und der Protagonist bittet um die fällige Bestrafung: "Try to stay cruel for me, just for another minute, try to stay cruel for me and though I don't deserve it, try to stay cruel for me, yeah!” Bambara haben es, so Bateh, sich zur Aufgabe gemacht, das Böse und Kranke hinter den sauberen Fassaden der Bürgerlichkeit aufzuzeigen. Woher die Obsession für den Tod kommt, ließ sich allerdings auch in dem besagten Gespräch nicht endgültig klären. Solange es jedoch so faszinierend klingt, kann uns Zuhörern aber reichlich egal sein.

25.05.  Köln, Bumann und Sohn
26.05.  Hamburg, Hafenklang
27.05.  Berlin, Urban Spree
28.05.  München, Feierwerk
29.05.  Mainz, Schon Schön



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