Dienstag, 31. Januar 2017

Deafheaven vs. Youth Code: Spring Breakdown

Nur falls wer vergessen haben sollte, wie laut geht: Deafheaven kommen im Frühjahr zusammen mit Youth Code auf Tour durch Europa und machen dabei auch in Berlin und Leipzig Halt. Pflichttermine!

02.05.  Berlin, Bi Nuu
03.05.  Leipzig, Täubchenthal



Montag, 30. Januar 2017

Schnipo Schranke: Das Pfeifen im Walde

Schnipo Schranke
„Rare“

(Buback Tonträger)

Alles stirbt irgendwann. Nicht gerade ein Umstand, der zu ausgelassener Heiterkeit verführt, aber eben: eine Tatsache. Wohl dem also, der trotz dieser Gewissheit Humor und Gelassenheit nicht verliert, oder besser noch der Unabänderlichkeit selbst frech ins Gesicht singt. Daniela Reis und Fritzi Ernst haben das schon auf ihrem Debütalbum „Satt“ ganz gut hinbekommen und noch immer ist gute Mine zum bösen Spiel gefragt. Denn auch auf „Rare“, dem neuen Album von Schnipo Schranke, gehen sie dahin: Herr Schulz, die Katze, die Liebe, alsbald auch die Lust und, wenn man nicht aufpasst, sogar die Selbstachtung. Und weil Schamlosigkeit von den beiden nicht als Schimpfwort, sondern als Aufgabe verstanden wird, werden die unterhaltsam schiefen Reime wieder mit jeder Menge vermeintlicher Obszönitäten garniert. Dabei zählt einmal mehr nicht die Zote für die Quote im Appeltschen oder Barthschen Sinn, sondern der ehrliche, unverstellte und manchmal eben auch etwas befremdliche Blick auf unseren Umgang mit Sexualität und Körperlichkeit. Wobei auch das schon wieder viel zu spaßfrei klingt. Man sollte Schnipo Schranke nicht falsch verstehen, sie taugen weder als aggro Riot-Girls noch zum Role-Model für die zuweilen verbissene Frauenbewegtheit, Zielgruppen-Mucke ist ihnen, wie sie in Interviews gern betonen, völlig fremd: „Wir wollen ja keine Vorbilder sein, sondern unsere Gefühle im Rahmen der Musik schildern. Dabei offen über Depressionen oder Schmerz zu berichten, ist uns viel wichtiger als die Frage, ob die Texte ausreichend feministisch klingen” (musikblog). Bei allem geht es wohl eher darum, mit den eigenen Erfahrungen, Nöten und Ängsten klarzukommen, diese für sich selbst (und wenn es gutgeht, auch für den Zuhörer) erträglicher zu machen – eben mit leichten, gern auch tanzbaren Klängen. Eine Art Pfeifen im Walde also. Und die hohe Kunst, graues Gefühl in beschwingte Rhythmen zu verpacken, beherrschen sie wirklich außergewöhnlich gut. Immer wieder wird dem Tristen, Schweren, Traurigen in ihren Texten eine Pointe, ein Witz, ein Versprecher mitgegeben, weil es ja sonst kaum auszuhalten ist: Der Augendreck, das Arschgesicht, die “Gefuhle in meiner Heimat seiner Schule”, Omas Tabletten und die Kapern im Müsli – face the truth und lach dabei möglichst grimmig. Und ja, es darf auch gern mal lächerlich werden, wenn man so besser damit klarkommt. Dazu der Taxidriver als namenloser Retter in der Nacht, die Murmelbahn als Ruhepol und Gedanken-Schlupfloch, der sehnsüchtige Blick ins Fenster des Nachbarn, Alltagspoesie vom Feinsten. Wer sich hier amüsiert, hat mehr vom Leben.

08.03.  Oberhausen, Druckluft   
09.03.  Köln, Gebäude 9   
10.03.  Frankfurt, Zoom   
11.03.  Stuttgart, Im Wizemann 
13.03.  München, Hansa 39   
14.03.  Erlangen, E-Werk   
15.03.  Leipzig, Conne Island   
16.03.  Dresden, Beatpol   
17.03.  Berlin, Festsaal Kreuzberg   
18.03.  Hamburg, Uebel und Gefährlich   
25.03.  Hannover, Faust

Idles vs. Art Brut: Gegenüberstellung

Wem kommen da nicht die fabelhaften Art Brut in den Sinn, die mit ihrer Textzeile "Modern art makes me want to rock out!" regelmäßig ihre Konzertbesucher zum Ausrasten brachten. Nun, hier sind also die Idles aus Bristol und deren neues Album heißt bekanntlich "Brutalism" - im Video zum Song "Stendhal Syndrome" beschränkt sich Bassist Adam Devonshire allerdings nicht nur auf zeitgenössische Kunst, sondern tanzt alles an, was so in der Londoner Tate Britain an den Wänden hängt. Ganz groß! Und hier noch mal Art Brut:

So I'm in the Tate
And I'm looking at Hockney
And wow!
There's something about that blue
Amazes me when I step outside
Oh I'm losing my time
Sweet Jesus, my heart
Is beating faster and faster
I'm palpating
I'm sweating
I just can't help myself
Modern art
Makes me
Want to rock out

Sonntag, 29. Januar 2017

Familienalbum # 22: Surfer Blood

Okay, tagsüber wird es die letzten Tage sogar mal wieder etwas wärmer, die Temperaturen nähern sich also von unten wieder der Null-Grad-Marke. Aber wir haben in der vergangenen Wochen doch reichlich zittern  und sicher öfter an Eisberge und ähnlich schöne, aber eiskalte Naturphänomene denken müssen. Und nicht von ungefähr veröffentlicht die Indie-Kapelle Surfer Blood gerade mit "Frozen" eine zweite Hörprobe aus ihrem nächsten Album "Snowdonia" (was etwas komisch ist, da die Jungs aus dem sonnigen Florida kommen und Schnee und Eis eigentlich nur vom Hörensagen kennen?!), das am 3. Februar erscheinen wird. Das Cover ziert, wie könnte es anders sein, ein riesiger Eisberg und macht man sich für ein Familienalbum auf die Suche nach Vergleichbarem, dann stößt man wieder auf Interessantes - Graphisches, Kitschiges, Beeindruckendes, Künstlerisches und den Fakt, daß der deutsche Romantiker Caspar David Friedrich mit seinem Eismeer gleich zweimal herhalten musste. Das alles wieder von links nach rechts und oben nach unten.

Surfer Blood "Snowdonia" - Islands "Return To The Sea" - Abwärts "Ich seh die Schiffe den Fluß herunterfahren" - 30 Seconds To Mars "A Beautiful Lie" - Newspaperflyhunting "Iceberg Soul" - Poison The Well "Versions" - Radiohead "Kid A" - Hannah Hoch "Floeberg" - Stillhead "Iceberg" - Stonish "Location" - Loess "Pocosin" - Mick Kershaw "Ice Age" - QuarterBIT "Enjoy It While It Lasts" - Yes "Drama"

Elbow: Für alt und jung

Für die Älteren sind es ganz klar Godley And Creme mit dem Song "Cry", für die Jüngeren dann vielleicht eher der Schluß von Michael Jacksons "Black And White", an die das neue Video von Elbow zum Song "Gentle Storm" erinnert. Das Album "Little Fictions" wird ja kommende Woche bei Concord erscheinen und mit "All Disco" und "Magnificent" hatten wir hier schon zwei Vorauskopplungen im Programm. Zuckerl für Sterngucker: Benedict Cumberbatch ist auch mit dabei in der Morphing-Sause.

The Vryll Society: Guten Flug

Jürgen Klopp, so liest man, hat es momentan in Liverpool nicht ganz so einfach - zu hoch waren die Erwartungen, zu groß die Verehrung, als daß der Klub und sein Motivationsguru dem allem standhalten konnten und so geht es nun, peu á peu, in Richtung Boden der Tatsachen. Da könnte es ein wenig psychedelische Aufbauhilfe aus der Stadt an der Mersey gut vertragen, The Vryll Society haben bislang oft genug bewiesen, daß sie das Zeug zum Aufputschmittel haben (hier, hier und hier). Gerade geht passenderweise ihre neue Single "Sacred Flight" on air und wenn Klopp mal keinen Bock auf die öde Gegenwart haben sollte, kann er sich hiermit mühelos in angenehmere Sphären schicken lassen.

The Yugos: Schwerwiegend

Spezielle Mischungen sind nicht immer das schlechteste. Bestes Beispiel: The Yugos aus Cincinatti. Christian Gough, Jordin Goff, Jackson Deal und Jeremy Graham haben ganz offenkundig eine Vorliebe für den Waverock von Interpol und The Killers, aber auch The War On Drugs könnte eine ihrer Lieblingsbands sein. Ob diese Vermutungen zutreffen, ist am eher zweitrangig, entscheidend ist, daß die beiden aktuellen Songs, die sich im Netz greifen lassen, verdammt eingängig und deshalb gut klingen - "Steve French" und "Ingenue" stammen vom neuen Album "Weighting The Heart", das am 10. März bei Old Flame Records erscheinen wird und dem Debüt "Life Is Awesome And Then You Live Forever" aus dem Jahr 2013 folgt.

Freitag, 27. Januar 2017

Jarvis Cocker vs. Chilly Gonzales: Odd couple

Das klingt mal nach einer spannenden Sache: Jarvis Cocker und Chilly Gonzales haben ein gemeinsames Album angekündigt, am 17. März soll "Room 29" bei der Deutschen Grammophon erscheinen. Neu ist die Zusammenarbeit der beiden nicht, seit Jahren treten der Pulp-Sänger und der kanadische Tastenvirtuose spontan miteinander auf, nun haben sie laut Clash in den berühmten Ferber-Studios in Paris gemeinsam mit Renaud Letang eine ganze Platte gefüllt - ein Teaser ist schon mal verfügbar.

Missy Elliott: Dringlincher denn je

Es gibt wohl wenige Frauen im Rap-Business, die auf solch eine Credibility zählen können wie Melissa Arnette Elliott - kurz Missy Elliott. Schon im August vergangenen Jahres schrieb die Musikplattform Pitchfork einen längeren Text mit der Headline "We need Missy Elliots new Album right now" - da war an die Machtergreifung des wildgewordenen Toupetträgers noch gar nicht zu denken. Soll heißen: Es wird immer dringender. Jetzt gibt es jedenfalls erst mal einen neuen Song. "I'm Better feat. Lamb" kommt natürlich mit Video und in dem Streifen von Dave Meyers (Rihanna, Pink, Katy Perry, Janet Jackson) wird mit Effekten nicht gegeizt - es gibt sogar eine Pezziball-Choreo und zwar unter Wasser.

Donnerstag, 26. Januar 2017

Show Me The Body: Fucked up

Neue Töne von der Hardcore-Front: Die New Yorker Banjo-Punk-Kapelle Show Me The Body, im vergangenen Jahr mit ihrem Debüt "Body War" der Asskick der Saison, hat endlich wieder einen neuen Song parat - unter dem Projektnamen "Corpus" veröffentlichen sie gerade den Track "Trash", ein kraftstrotzendes, wütendes Etwas, ob und was daraus noch wird, ist bislang noch unklar.

Dizzyride: Nichts für nebenher

Keine einfache Sache und nichts, was man nebenbei mal so weghören kann - auf das Debütalbum von Dizzyride, einem transatlantischen Joint Venture aus Montreal und Venedig, trifft das in jedem Falle zu. Und ist als Kompliment gemeint. Jeder der Songs von Nicola Donà und Zoë Kiefl klingt anders, schwelgerischer Dreampop, schiefe Soulballaden, Afrobeats und psychedelisches Delirium, die beiden lassen wirklich kaum ein Genre aus. Besonders das hypnotische "Candy Lullaby" mit dem Video von Nicole Della Costa kann einen dauerhaft erwischen, nicht weniger spannend der Clip zu "Soundtrack", gedreht in den Berge von Armenien. Wer sich das gleichnamige Debüt komplett anhören möchte, schaut am besten bei Bandcamp vorbei.



Schlachthofbronx: Basslover zum Zweiten [Update]

Und dann haben wir, diesmal etwas pünktlicher, noch einen Folgepost zu platzieren: Die Münchner Bass-Symphoniker Schlachthofbronx vermelden gerade via Rave And Romance Records den zweiten Teil ihrer EP-Serie "Haul And Pull Up", diesmal mit drei neuen Tracks, die in Zusammenarbeit mit Gonjasufi, Warrior Queen und Doubla J entstanden sind. Einen der drei gibt's als Hörprobe dazu.

Update: Der neue Track "Goodbye feat. Gonjasufi" - was für ein Spaß!



Austra: Kein Schicksal, nirgends [Update]

Austra
„Future Politics“

(Domino)

Wer an die höhere Macht des Schicksals glaubt, den wird diese Platte sinnigerweise gleich in doppelter Hinsicht beschäftigen. Zum einen steht sie, ganz im Sinne ihrer Schöpferin Katie Stelmanis, vehement auf gegen Fatalismus, gegen lähmende Ängstlichkeit und Dystopien – Tenor: Es gibt nichts, wogegen man nichts tun könnte, man muß es halt nur versuchen. Und sie tut dies ironischerweise genau an dem Tag, da ein wildgewordener und höchstwahrscheinlich auch sehr gefährlicher Toupet-Träger im Weißen Haus das Ruder übernimmt und keiner so recht weiß, was genau das für die Zukunft dieses Landes oder besser noch des ganzen Planeten zu bedeuten hat. Das heißt dann also, daß Austra ihre These von einer mitmenschlichen Zukunftspolitik, die möglich sei und sein muß für jeden einzelnen von uns, in Stellung bringt gegen einen der vermeintlich härtesten Gegner – und zwar an einem „Schicksalstag“. Ha! Mehr Drama geht eigentlich gar nicht.



Daß die Kanadierin seit ihrer letzten Platte „Olympia“ so einiges von oben nach unten gewendet hat, merkt sehr schnell, wer sich die Texte zu ihren Liedern anschaut – politischer war sie nie und große Lust, die ganze Thematik in Metaebenen oder mehrdeutige Sprachbilder zu verpacken, gab es offensichtlich auch nicht: „I look ahead and I think about it, there's still a hope somebody needs to feel. I don't wanna hear that it's all my fault, the system won't help you and your money won't help”, singt sie im Titelsong und es gibt kaum etwas, das man da missverstehen könnte. Es geht um Utopien, um Selbstbestimmheit, Empathie und Widerstände. Unzufriedenheit zu artikulieren ist das eine, doch wer sich allein darauf beschränkt, endet schnell als Troll und Hater – sich aber der eigenen Gestaltungskraft bewusst zu werden und tatsächlich auch das Mögliche zu tun, dieser Aufruf darf wohl als das Grundanliegen von “Future Politics” gelten und wird kaum eindrucksvoller als im Opener “We Were Alive” zur Sprache gebracht.



Aber nicht nur Texte, sondern auch die Töne sind Stelmanis, unterstützt von Maya Postepski, Dorian Wolf und Ryan Wonsiak, zum wiederholten Male wunderbar gelungen. Schon das Debüt “Feel It Break” und besagter Nachfolger “Olympia” hatten es sich ja zur Aufgabe gemacht, Synthpop, Darkwave und Tanzmusik auf das Trefflichste zu vermählen, auf Album Nummer drei wird dieses Ansinnen nun perfektioniert. Pulsierende Beats zu glockenheller Stimme, flirrende Klangflächen und allerlei elektronische Spielereien – in den besten Momenten sind die Stücke nicht weit entfernt von Björks exzentrischen Hyperballaden (oft genug jedenfalls, als daß man der Band die eine oder andere Enya-Haftigkeit verzeiht). Keine kleine Leistung jedenfalls, ein politisch derart aufgeladenes Werk – man denke auch an das Schlußstück “43” und das damit verbundene Schicksal der verschwundenen Studenten in Mexiko, Stelmanis’ neuer Wahlheimat – so anmutig zum Schwingen zu bringen. Sie hat ihren Teil für’s erste erledigt, jetzt sind dann wohl wir dran. http://www.austramusic.com/

06.03.  Hamburg, Uebel und Gefährlich
08.03.  Berlin, Astra                                          
09.03.  München, Ampere                                 
10.03.  Leipzig, Conne Island
18.03.  Köln, Gloria

Update: Auch das neueste Video zur aktuellen Platte ist ein kleines Kunstwerk geworden - für "I Love You More Then You Love Yourself" nahmen Austra Bezug auf die tragische Geschichte der amerikanischen Astronautin Lisa Nowak, gedreht hat M. Blash, der schon bei "Loose It" und "Hurt Me Now" mit der Band zusammengearbeitet hat.

Lambchop: Abzweigung

Daß Kurt Wagner viele Sympathien für Künstler hegt, die der Fan nicht zwingend mit den eher leisen, bedächtigen Tönen seiner Band Lambchop in Verbindung bringt, das hat er uns gerade mit seinem formidablen Album "FLOTUS" wieder ins Gedächtnis gerufen. Nur weil der Mann aus Nashville stammt, muß er nicht ständig Country dengeln und so schwärmt er in höchsten Tönen von Flying Lotus, Kendrick Lamar und den Shabazz Palaces. Ein wenig manifestiert sich diese Vorliebe für weniger ausgetretene Pfade auch bei der Wahl der Songs, die Wagner covert, neben Stücken von Bob Dylan, Curtis Mayfield und Al Green finden sich dort auch solche der Stranglers, Talking Heads, David Bowie und - unvergessen - "This Corrosion" von den Sisters Of Mercy. Neu hinzugekommen ist nun eine Variation des Prince-Hits "When You Were Mine" aus dem Jahr 1980. Die und eine nochmalige Auflistung aller relevanten Tourtermine der nächsten Wochen - viel mehr braucht der Tag eigentlich nicht, um ein gelungener zu werden.

05.02.  Erlangen, Markgrafentheater
06.02.  Luzern, Südpol
07.02.  Genf, Antigel Festival
08.02.  Zürich, Schauspielhaus
12.02.  Mainz, Frankfurter Hof
14.02.  Wien, WUK
15.02.  München, Kammerspiele
17.02.  Dortmund, Konzerthaus
18.02.  Berlin, Heimathafen
21.02.  Köln, Gloria
22.02.  Hamburg, Elbphilharmonie
28.02.  Leipzig, Felsenkeller
01.03.  Mannheim, Capitol
02.03.  Linz, Posthof

Ryan Adams: Wunderkiste

Auch Ryan Adams oder zumindest sein Label wird mitbekommen haben, daß mit Vinyl gut Kasse machen ist (im vergangenen Jahr waren die weltweiten Umsätze mit gepresstem, gern auch buntem Plastik immerhin höher als die der Downloads) und deshalb legt er sich nun mit seinem neuen Album "Prisoner" gar mächtig ins Zeug. Neu ist die Idee, aus einer Platte mehrere zu machen, zwar nicht, aber schön anzuschauen ist sein Box Set mit dem hübschen Titel End Of The World Edition allemal: Für jeden der zwölf Songs gibt es eine eigene 7" mit separater Hülle und Colorierung. Doch damit nicht genug - hinzu kommen noch Action-Figuren (kein Scheiß!), B-Seiten-Downloads, Videospiele und was noch alles. Erwerben kann man die Wunderkiste bei Pax Am für schlappe 150 Trump-Dollar, in der heimischen Vitrine gibt das sicher einen super Hingucker. Passend anbei noch der Audiostream des Tracks "Doomsday".

Mittwoch, 25. Januar 2017

British Sea Power: Aufgetaucht [Update]

Zurück aus schweren Wassern, so zumindest könnte die Pointe lauten: Die Indie-Urgesteine British Sea Power aus Brighton, haben nach ihrem orchestralen Großwerk "Sea Of Brass" und der Single "Heavenly Waters" ein neues Album angemeldet - "Let The Dancers Inherit The Party", so der Titel, wird über Crowdfundig finanziert und soll am 31. März erscheinen. Gerade ist die erste Single "Bad Bohemian" bei Steve Lamacq auf BBC Radio6 gelaufen, anbei der Stream zum Warmhören.

Update: Und hier kommt dann gleich auch das Video zur Single samt Kuschelkatze und Plüschteddy.

Wire: Ungebrochen

Fast war damit zu rechnen: Wire haben bekanntlich ihren kreativen Output in der Zeit nach ihrer Rückkehr 2008 stetig nach oben gefahren, ganze fünf Alben sind seit dieser Zeit erschienen, die letzten beiden, "Wire" und "Nocturnal Koreans", sogar in aufeinanderfolgenden Jahren. Und ein Ende ist auch nach vier Dekaden des Bestehens nicht in Sicht. Für den 31. März also haben Graham Lewis und Colin Newman nun also ihr nächstes Werk angekündigt - "Silver/Lead" wird auf dem bandeigenen Label Pink Flag veröffentlicht und mit "Short Elevated Period" gibt es auch schon eine erste Hörprobe davon.

Dienstag, 24. Januar 2017

Priests: Höhere Weihen

Priests
„Nothing Feels Natural“
(Sister Polygon)

Die Liste geistlicher Berufe im Musikbusiness folgt einer langen Historie. Wir hatten Mönche, Nonnen, Heilige, Pilger, Engel, Evangelisten, Apostel, Propheten in stattlicher Zahl, jede Menge Mischwesen, Priesterinnen zuweilen und natürlich immer wieder Priester. Diese hier kommen aus Washington (neuerdings, wie man weiß, die bevorzugte Wirkungsstätte des Satans) und so, wie sie auf ihrem Debüt loslegen, glaubt man zu wissen, was sie als ihre eigentliche Aufgabe sehen – die Teufelsaustreibung. An dieser arbeiten sie nun auch schon seit geraumer Zeit, angefangen hat das Quartett 2012 mit einer Reihe von EPs, doch weil man die endgültigen Weihen in diesem Geschäft erst mit einem Langformat erhält, war dieses Album längst überfällig. Was dann dabei herausgekommen ist, kann sich wirklich hören lassen – erstklassiger Post-Punk mit allen dem Genre entsprechenden Facetten.



60s-Sound und Surfgitarren, funkige Rhythmen und fetter Bass, dreckige Riffs und dazu der zackig-zickige Gesang von Katie Alice Greer. Von ihr stammt, soweit der Promotext, auch der Titel der Platte, entspringt er doch einer Phase, in welcher es für keinen der vier so richtig vorwärts gehen  wollte und jede/r meinte, mehr wäre vom Leben nicht mehr zu erwarten. Nun, sie haben sich wohl getäuscht – gerade weil sie sich textlich und musikalisch auf keinen Standard festlegen lassen wollen, heben sich ihre Songs so erfrischend vom Durchschnitt ab. Hier mal das Tempo gekonnt verschleppt, dort ein paar verquere Perkussions, an einer Stelle mit geschmeidigem Pop irritieren und mittendrin zur Auflockerung ein bisschen Kammermusik. Alles in allem überhaupt kein Grund zur Depression. Und so viel ist auch klar – einen anständigen Exorzismus kann das Weiße Haus gerade ganz gut vertragen.

Young Fathers: Gleichgesinnte

Den Briten muß man wahrscheinlich mit gesunder Skepsis zum Sequel des Kinohits "Trainspotting" - wir hatten es hier schon davon - nicht kommen. Der Film von Danny Boyle ist wie das dazugehörige Buch von Irvin Welsh eine Art Nationalheiligtum und wird, ja muß eine Erfolg werden. Ein Treffer sollte in jedem Falle der Soundtrack werden, mittlerweile stehen ja alle Teilnehmer fest und neben Uraltreminiszenzen an Frankie Goes To Hollywood, Queen, Iggy Pop, Run DMC, The Clash und Blondie stehen die Young Fathers gleich drei mal auf dem Zettel. Warum? In jedem Falle ist das Trio sowohl beim Autor als auch dem Regisseur gut gelitten, zudem kommen Welsh und die Band beide aus Edinburgh und kennen sich deshalb schon längere Zeit. Ergebnis: Neben den beiden bekannten Tracks "Rain Or Shine" (White Man Are Black Men Too) und "Get Up" (Dead) ist mit "Only God Knows" sogar ein ganz neues Punk-Gospel dabei.

Fiesta Morose: Abzweigung [Update]

Was die beiden können, das kann ich auch ... dachte sich wahrscheinlich Andreas Olrog und meinte seine beiden Buddies Linus Lindvall und Dante Ekfeldt, mit denen er seit 2006 bei der schwedischen Folk-Kapelle Golden Kanine musiziert. Die Herren haben nämlich seit einiger Zeit eine Zweitbeschäftigung namens Cub And Wolf am Laufen und Olrog zieht nun nach. Und zwar mächtig. Zusammen mit seinem Bruder Jonas und Kanine-Drummer Per Nordborg gründete er Fiesta Morose und wird am 24. Februar 2017 das Debütalbum "Dancing Days" bei Stargazer Records veröffentlichen. Und damit man sich auch etwas darunter vorstellen kann, gibt's hier schon mal die erste Single "The Race" samt Video zu hören/sehen. Der Clip stammt von Clemens Purner, der mit so unterschiedlichen Künstlern wie Friedrich Lichtenstein (!) und Conchita Wurst (!!) zusammenarbeitete.

Update: Mit "Pin On A Map" ist jetzt ein weiterer Song von Fiesta Morose erschienen - hier im Stream plus Tourdaten.

29.03.  Hamburg, Generator Hostel
30.03.  Chemnitz, Aaltra
31.03.  Köln, Die Wohngemeinschaft
01.04.  Münster, Gleis 22



Montag, 23. Januar 2017

Starling: Mehr davon

Das wollen wir dann doch nicht vergessen: Die Londoner Künstlerin Starling konnte schon 2015 mit der EP "The Heart" für einiges mehr als ein Achtungszeichen sorgen - raue Stimme, griffiger Pop, da hätte man schon damals gern mehr von gehabt. Nun ist es soweit, denn am 20. Januar erscheint ihre neue 12" mit dem Titel "The Body" und weil die erste Auskopplung "No Rest For The Wicked" wirklich fabelhaft klingt, darf man sich davon sicher einiges versprechen.



Interpol: Fast perfekt

Ob's wieder so wird wie früher? Wohl kaum. Dennoch: "Turn On The Bright Lights" war 2002 ein unglaubliches Album und die New Yorker Interpol nicht weniger als die Band der Stunde. Und weil sich dieses Veröffentlichungsdatum zum fünfzehnten Mal jährt, gibt es eine dazu passende Tour - bevor, wie die Band verspricht, 2018 mit neuem Material zu rechnen ist. Einziger Wermutstropfen: Carlos Dengler, maßgebliches Gründungsmitglied, wird wohl nicht mit auf Reisen gehen. Ach ja, der VVK startet am Freitag.

10.08.  Wien, Arena
16.08.  München, Muffathalle
25.08.  Zürich, Zürich Open Air

James Leonard Hewitson: Drangeblieben [Update]

Und hier noch ein weiterer Grund zur Freude: James Leonard Hewitson, unser Mann aus Hartlepool, hatte an gleicher Stelle schon seine Debütsingle "Care Less, Love Less" mit Erfolg in der Auslage, nun kommt mit "The Screen" ein weiterer Track hinzu und der klingt so wunderbar rough und postpunky, dass man den Wuschelkopf wirklich nur beglückwünschen möchte.

Update: Vom Punkrock die Kürze, auch wenn's etwas an der Härte fehlt - nicht mal zwei Minuten und dennoch ein klasse Song "Shy Of Hard Work".

Japandroids: Das Herz schlägt auf der Bühne

Japandroids
„Near To The Wild Heart Of Life“

(ANTI-)

Da muß man nun wirklich nicht lange herumrätseln, wo denn Brian King und David Prowse das “wilde Herz des Lebens” verorten – für die beiden pocht es auf der Bühne noch immer am lautesten. Die Japandroids sind das, was man eine leidenschaftliche Liveband nennt und man darf vermuten, daß sie die Zeit, welche sie im Studio verbringen, um eine neue Platte aufzunehmen, nach Möglichkeit recht kurz halten. Bestimmte Gewohnheiten kommen ihnen dabei entgegen: Für das Cover verwenden sie noch immer ein jeweils aktuelles Doppelporträt auf schwarzer Grundierung und auch die Anzahl der zu Gehör gebrachten Stücke wird nicht groß diskutiert – der klassischen Zwölftonmusik setzen die beiden auch auf Album Nummer dreieinhalb ihre Achtsongstrategie entgegen. Mehr, so haben sie öfters betont, brauche es nicht, um sich erfolgreich Gehör zu verschaffen. Daß sich die Japandroids seit geraumer Zeit auf zwei Städten aufteilen (Vancouver und Toronto) und sich deshalb zwangsweise mit den Segnungen des elektronischen Datenversands vertraut machen mußten, hat – wie zu erwarten – am Sound des neuen Longplayers nicht maßgeblich etwas verändert. Noch immer setzen sie auf saftigen Garagenpunk, der sich vorzugsweise nach ein bis zwei Durchläufen mühelos mitgrölen läßt, ein paar Synth-Spuren sind hinzugekommen und auch zum Bass (!) wurde ab und an gegriffen. Ansonsten viel “Yeah!” und “Uh-uhh!”, es schrammelt gar mächtig dahin und manch einem werden vielleicht die vertrackteren Noiseattacken vom Debüt “Post Nothing” fehlen. Sei’s drum, den Ramones, erklärte Vorbilder in Sachen Artwork, hat auch keiner zum Vorwurf gemacht, daß sie die Mischung aus Taktzahl und Akkorden nur höchst selten variierten (AC/DC spielen seit Jahren einen einzigen Song und niemand hat Anstoß daran) – die zwei bleiben bei aller Erwartbarkeit so laut und böse wie gerade nötig. Und live sieht die Sache dann ohnehin wieder ganz anders aus. http://japandroids.com/

19.04.  Hamburg, Uebel und Gefährlich
20.04.  Köln, Gebäude 9
22.04.  Berlin, Columbia Theater
23.04.  Frankfurt, Zoom

Swimming Tapes: Einer mehr

Von der Londoner Band Swimming Tapes haben wir im Herbst des vergangenen Jahres schon mal drei Stücke ihrer angekündigten EP "Souvernis" gepostet - und das war sicher kein Fehler. Seitdem sind zwar einige Monate ins Land gegangen, schlechter sind die Jungs aber nicht geworden. Das beweist der vierte Track der 12" - hier kommt also "Cameos", die komplette Platte wird am 27. Januar bei Hand In Hive erscheinen.

Samstag, 21. Januar 2017

Splashh: Langerwartet [Update]

Sieht ganz so aus, als ob das die Stunde der Gitarre ist. Denn auch diesen Song hier wollen wir noch aus der letzten Tage Meldungen herauskramen und weitersharen - äh: teilen. Die vierköpfige Londoner Band Splashh, die nebenbei bemerkt eigentlich aus Neuseeland und Australien stammt, hat kürzlich die Ankündigung ihres zweiten Albums "Waiting A Lifetime" wiederholt, mit der sie im Mai schon einmal von sich hören ließ. Sie scheinen es diesmal ernst zu meinen, denn auch die Vorabsingle "Rings" ist seit ein paar Tagen im Umlauf und klingt für die lange Wartezeit erstaunlich frisch.

Update: Und natürlich wollen wir den Titelsong des Albums nicht vorenthalten - hier ist also auch "Waiting A Lifetime".


Freitag, 20. Januar 2017

Maximo Park: Volles Risiko

Vor ein paar Jahren wäre das noch ein Aufschrei gewesen, heute ist man da etwas vorsichtiger geworden. Doch die letzte Platte von Paul Smith und seinen Maximo Park "Too Much Information" (2014) war gar keine so schlechte und so darf man zumindest einigermaßen erwartungsvoll auf den 21. April schauen, dann nämlich erscheint die neue Platte "Risk To Exist", deren Titelsong hier schon mal angespielt werden darf.

MUNA: Neue Buchstaben [Update]

Über den erfrischenden Synthpop des Trios MUNA aus Los Angeles hatte man sich im Frühjahr schon anlässlich ihrer "Loudspeaker EP" freuen dürfen - die drei Damen gaben auch optisch Gesprächsstoff ab und sorgten so für doppeltes Aufsehen. Das dürfte sich nun wiederholen, denn gerade ist die erste Single ihres kommenden Debütalbums "About U" (VÖ 03.02.) erschienen und "I Know A Place" ist die konsequente Fortführung dessen, was sie mit ihren ersten Stücken angekündigt hatten. Wer diese Art von Musik bisher mit den Buchstaben H, A, I und M verband, kann hier dazulernen.

Update: Und auch die neue Single "Crying On The Bathroom Floor" ist ein absoluter Leckerbissen.



Giant Rooks: Auf der Überholspur

Giant Rooks
„New Estate“

(Haldern Pop Recordings)

Über die undankbare Aufgabe, im Vorprogramm bekannter Band zu spielen, muß man nicht groß Worte verlieren – außer denen, die glauben, mit einer Castingshow aus dem Stand zum Superstar katapultiert zu werden, haben das alle schon mal durch. Der Fall aber, daß ein Support von Beginn an fesselt und man diese Zwischenzeit bis zum Beginn des Hauptacts nicht für ausgiebiges Begrüßungsgequassel, Getränkebestellungen oder Besuche am Merchandising-Stand nutzt, der ist nun wieder ziemlich selten. Erst recht, wenn die Jungs, von denen wir hier reden, gerade mal das achtzenhte Lebensjahr erreicht haben und somit eher vor als auf der Bühne stehen müßten. Falsch? Bei den Giant Rooks auf jeden Fall. Denn obwohl sie vor Kraftklub, The Temper Trap und Von Wegen Lisbeth aufgetreten sind, machten sie doch stets den Eindruck, als könnten sie auch mühelos den Headliner geben. Machen sie später im Jahr dann auch und zwar mit ihrer aktuellen EP. Die fünf Songs darauf klingen so eingängig wie reif und wenn man nicht wüßte, daß dieser Vergleich durchaus auch ein Karrierekiller sein kann, man wollte die fünf sofort mit den frühen Coldplay in Bezug setzen. Hochmelodiöse Gitarrenhooks, dazu der gefühlvolle Gesang von Frederik Rabe, wenn sie sich die Leidenschaft und das ausgezeichnete Songwriting bewahren, dann wird der landesweite Durchbruch nicht lange auf sich warten lassen.

10.02.  Lingen, Alter Schlachthof
11.02.  Heidelberg, Halle 02
12.02.  Hannover, Lux
16.02.  Hamburg, Nochtspeicher
17.02.  Berlin, Musik und Frieden
18.02.  Münster, Gleis 22
19.02.  Wiesbaden, Schlachthof
24.02.  Bremen, Tower
06.04.  Stuttgart, Keller Klub
07.04.  Zürich, Devis Bar
08.04.  München, Milla
09.04.  Wien, B72
10.04.  Leipzig, Täubchenthal
11.04.  Bochum, Bahnhof Langendreer
12.04.  Köln, Studio 672

The Divine Comedy: Rettung naht

Quasi im Nachgang zu einem der Alben, die 2016 scheinbar ein wenig untergegangen sind - und das zu Unrecht: Neil Hannon alias The Divine Comedy hat nun mit "Foreverland", ganz wie gewohnt, nichts falsch gemacht - viel britisches Understatement, schwarzer Humor, prächtige Songs, alles dabei. Und um uns das noch einmal in Erinnerung zu rufen, kommt jetzt das Video zur Single "To The Rescue" hinterher plus ein, zwei Livetermine für Unersättliche.

11.02.  Lausanne, Théâtre de l'Octogone
13.02.  Berlin, Huxley's Neue Welt
18.02.  Hamburg, Mojo Club

Candelilla: Ausgezählt

Man durfte ja mit einigen Überraschungen rechnen (und hatte auch genügend Zeit, sich welche zu überlegen), nun sind es gleich mehrere: Am heutigen Tag erscheint sie also, die erste Single vom neuen Album "Camping" (Cover oben) der Münchner Band Candelilla und siehe da - die Zahlen sind weg. Bislang hatte ja jeder Song eine Nummer, mit dieser Tradition ist nun gebrochen worden und so heißt der neue schlicht "Intimität". Der Sound ruckelt schroff und kantig, die Bilder von Susanne Steinmassl geben sich trotz der vielen nackten Haut kühl und unnahbar. Was sonst noch kommt, wissen wir spätestens am 3. März.

16.03.  Linz, STWST
17.03.  Wolfsberg, Container25
18.03.  Wien, Venster99
15.04.  München, Milla (Record Release)
19.04.  Dresden, Ostpol
20.04.  Leipzig, Spelunke
21.04.  Berlin, Berghain Kantine
22.04.  Hamburg, Golem
24.04.  Erfurt, Frau Korte
25.04.  Frankfurt, Klapperfeld Ex-Gefängnis
26.04.  Nürnberg, MUZ
27.04.  Karlsruhe, Kohi
28.04.  Saarbrücken, tba.
29.04.  Schorndorf, Manufaktur



Donnerstag, 19. Januar 2017

Arcade Fire feat. Mavis Staples: Power to the people

Ziemlich viel Kreativität für einen Abend am Rande der Dämmerung. Nicht nur die Gorillaz, auch Arcade Fire sind wie vermutet zurück mit einem neuen Stück und auch dieses steht in unmißverständlichem Zusammenhang mit dem morgigen Tag. "I Give You Power" singt Will Butler im Übrigen zusammen mit Mavis Staples - dazu gibt es ein hübsches, handgemaltes Symbol.

Gorillaz: Freakshow

Hätte man sich das nicht denken können? Das sich Damon Albarn und seine Cartoon-Kollegen von den Gorillaz den heutigen Tag vor der (ähem) Machtergreifung aussuchen, um ihr neues, verstörendes und düsteres Lied "Hallelujah Money" samt Video zu posten? Nun ja, daß es sich im weitesten Sinne um Trump dreht, das legen Zeitpunkt, Thema und Bilder nahe - ein paar Kapuzenmänner, Animal Farm, Japanischer Horror und natürlich auch Clint Eastwood, Assoziationskino at it's best und dazu der weihevolle, monotone Gesang von Mercury-Prize-Gewinner Benjamin Clementine. Der Clip stammt im Übrigen von Giorgio Testi, der auch schon mit den Killers, den Savages, London Grammar und Damon Albarn selbst arbeitete - hier jedenfalls schaurig und faszinierend zugleich.

COTE: Goldene Stunde [Update]

Wir sammeln weiter: Heute kommt die dritte Single der jungen New Yorkerin COTE, nach "London" und "Green Light" nun also "Golden Hour", ein ruhiges, zartes Schmuckstück, das wie auch die ersten Songs Lust auf mehr macht.

Update: Auch hier noch ein Nachtrag - COTE schickt mit "Cruel" ein weiteren Track hinterher.

ISLAND: Nicht zum Lachen

Man hätte auch "Haarige Angelegenheit" oder "Hauptsache" als Überschrift wählen können, aber dann sind wir schnell bei den ach so spaßigen Namen von Provinzfrisören, die bei Gesichtsbuch Tag für Tag herumgereicht werden - gähn. Langweilige ist die Musik des Londoner Quartetts ISLAND aber keineswegs, lächerlich schon gleich gar nicht, vielmehr spielen die vier lupenreinen Gitarrenpop der zarten Sorte und weil sie Anfang Februar ihre neue EP "A Place Like You" veröffentlichen, wollen wir doch gleich mal drei aktuelle Beispiele davon vorlegen - neben dem Titelsong und "Waves" ganz frisch auch das Stück "Dreaming Of".

Mittwoch, 18. Januar 2017

Familienalbum # 21: Soft Error

Hausfassaden, noch dazu solche aus weniger gut beleumundeten Vierteln, schrecken einen ja sonst eher ab, da will man nicht wirklich hin, geschweige denn eine Wohnung beziehen. Beim Plattenkauf sieht das wie so oft etwas anders aus, da animiert die Patina, nennt sich shabby schick, passt die Tristesse stilistisch bestens zum verpackten Sound. Die berühmteste Fassade steht natürlich in New York City und ziert das Cover des Led-Zeppelin-Albums "Physical Graffiti" aus dem Jahr 1975, aber auch andere Künstler schmücken ihre Alben gern mit abgewohnten Fensterfronten.

Neuestes Beispiel ist die gerade erschienene Platte "Mechanism" des Elektroduos Soft Error (Village Green Recordings). Überraschenderweise ist der Sound, den Tim Paris und Rupert Cross für ihr Debüt aufführen, zwar stellenweise recht dramatisch, aber selten düster oder gar trist. Streicher- und Pianoakkorde zu synthetischen Loops und allerlei Geräuschen, die beiden Herren mischen zwischen Synth-, Post- und Krautrock ein mal kraftvoll hämmerndes, mal bedächtig schimmerndes Klanggebilde. Nur Stimmen wollten sie wohl keine dabeihaben - getreu dem Titel einer ihrer Songs "Southend After Everyone Has Left". Nun, wie man hört geht es auch ohne.

Das neue Familienalbum für Vinyllover darf wie die bisherigen auch als kleiner Fingerzeig für die Freizeitgestaltung verstanden wissen - im Berliner Kreativquartier C/O Berlin gastiert noch bis zum 23. April die Ausstellung Total Records mit ca. 500 Exponaten, kuratiert wurde sie von Antoine de Beaupré, Serge Vincendet und Sam Stourdzé. Die Erläuterung der hier aufgeführten Hüllen wie immer von links nach rechts und oben nach unten.

Soft Error "Mechanism" - Bobby Long "Ode To Thinking" - Led Zeppelin "Physical Graffiti" - The Streets "Original Pirate Material" - The Streets "Computers And Blues" - Eagulls "Tough Luck" - Eagulls "Eagulls" - Matchbox Twenty "Exile On Mainstream" - Slum Of Legs "Begin To Disolve" - The Enemy "Streets In The Sky"

Gurr: Noch mal los

Immer ganz ratsam, sich noch ein, zwei Lücken im Kalender offen zu halten, man weiß ja nie was oder wer kommt. Andreya Casablanca und Laura Lee Jenkins aka. Gurr zum Beispiel möchten im Frühjahr schnell noch ein paar Menschen mehr von ihrem wunderbaren Album "In My Head" überzeugen und starten deshalb eine ausgedehnte Tour durch die Lande.

Achtung - wer bei dem Konzert im Leipziger Conne Island dabeisein möchte, der schickt mal ganz schnell Name und Adresse an info@mapambulo.de und dazu noch einen halbwegs glaubhaften Grund, wann er oder sie denn so im Allgemeinen das Gurren anfängt. Und dafür gibt's dann zwei Tickets...

20.01.  Nürnberg, MUZ
21.01.  Stuttgart, Pop Freaks Festival @ Merlin
22.01.  Saarbrücken, Synop
23.01.  Köln, Secret Show
24.01.  Münster, Sputnik Café
25.01.  Dresden, Ostpol
26.01.  Leipzig, Conne Island (Verlose)
27.01.  Hamburg, Hafenklang
28.01.  Wuppertal, Die Börse
29.01.  Trier, Exhaus
30.01.  Tübingen, Epplehaus
31.01.  Karlsruhe, Kohi
01.02.  München, Unter Deck
03.02.  Mainz, Schon Schön
04.02.  Jena, Glashaus im Paradies
20.02.  Berlin, Lido,
22.02.  Graz, Postgarage
23.02.  Wien, Rhiz
24.02.  Salzburg, Rockhouse
25.02.  Linz, Kapu

Dude York: Woher sonst? [Update]

Wieder mal ein hübsches Stück Rock, woher sollte es denn kommen, wenn nicht aus Seattle? Das Trio Dude York ist seit 2011 mit diversen Veröffentlichungen aktenkundig (und auch hier waren schon zwei Tracks im Gespräch), nun haben Peter Richards (Gesang), Claire England (Bass) und Andrew Hall (Drums) ihr nächstes Album angekündigt - "Sincerely" soll am 24. Februar bei Hardly Art erscheinen und mit "Black Jack" steht auch schon die erste Single parat.

Update: Nicht mehr lang hin, deshalb hier Song Nummer zwei "Tonight" vom neuen Album.

Dutch Uncles: Hitfutter [Update]

Kurzhaarschnitt, Bomber - das Outfit hält nicht immer, was es verspricht. Zumindest bei den Dutch Uncles. Die Viermannkapelle aus dem englischen Marple macht zwar optisch einen auf hart, die Musik darf man aber ohne weiteres unter erstklassige Tanzmucke einordnen. Zumindest trifft das auf den Titelsong ihres für den 17. Februar anstehenden, fünften Albums "Big Balloon" zu - im dazugehörigen Video von Nick Middleton besucht das Quartett eine Art Seifenkistenrennen für große Jungs, der Song selbst ist bestes Hitfutter.

Update: Und hier gleich noch mit "Oh Yeah" Pop at it's best hinterher!



Timber Timbre: Slowly goes the night

Hooray for the Langsamkeit, denn Timber Timbre sind zurück! Und zwar mit einem neuen Album - am 7. April soll der Nachfolger von "Hot Dreams" (2014) bei City Slang erscheinen und natürlich hat die Band aus Ontario auch eine erste Hörprobe von "Sincerely, Future Pollution" dabei, nennt sich "Sewer Blues" und der Clip dazu stammt von Karl Lemieux.

11.04.  Berlin, Huxley's Neue Welt
15.04.  Hamburg, Uebel und Gefährlich

Sofi Tukker: Alles beim alten

Zugegeben, bei all den Remixen hatten wir im vergangenen Jahr in Sachen Sofi Tukker erst den Überblick und später den Anschluß verloren - dennoch gilt: Das New Yorker Duo aus Sophie Hawley-Weld und Tucker Halpern bleibt eines der interessantesten Danceprojekte der letzten Zeit und so ist es nur konsequent, wenn auch ihr neuestes Stück "Johny" gepostet wird - vertrackt, nervös, verdammt tanzbar, verdammt gut. Alles beim alten also.

Dienstag, 17. Januar 2017

Kite Base: Für unterwegs

Nun haben sie es doch noch geschafft: Kürzlich gaben Kite Base, Indieprojekt von Savages-Bassistin Ayşe Hassan und Kendra Frost, die Daten für ihre Tour in die Runde, nun folgt der Ankündigung endlich auch die Nachricht vom neuen Album. Das neun Titel umfassende Debüt mit dem Namen "Latent Whispers" soll im Mai erscheinen, mit dabei auch die drei bislang auf EP erhältlichen Stücke "Soothe", "Miracle Waves" und "Dadum".

Spoon: Gerüchteküche [Schluß mit ... Update]

Aus dem Wenigen, was da ist, einen ordentlichen Post zu zimmern ist gar nicht so einfach, manchmal muss es dennoch sein: Nachdem Spoon, Indie-Kapelle aus Austin, zuletzt mit einigen Überraschungs-Auftritten und der Aufführung bislang unbekannter Songs glänzten, gibt es nun halbwegs belastbare Anzeichen, daß ein neues Album mit dem Titel "Hot Thoughts" am 17. März via Matador erscheinen wird. Als Cover des Nachfolgers des 2014er Werkes "They Want My Soul" könnte das blasse eingefärbte Röntgenbild des Schädels herhalten, welches schon seit Wochen durch die Foren geistert.

Update: No more Platzhalter - hier kommen Cover und Titelsong des neuen Albums!



Bonobo: Die Gedanken sind frei

Bonobo
„Migration“

(Ninja Tune)

Jede/r geht ja mit einem Überfluß an Informationen anders um – die einen kapitulieren ob der Menge und fühlen sich schlicht überfordert, andere lassen sich inspirieren und empfinden solche Angebote eher als Herausforderung. Bei Simon Green aka. Bonobo, britischer Komponist, DJ und Musiker, konnte man sich bislang über einen Mangel an derlei Anregungen nicht beklagen, der Mann betrachtet sich nicht ohne Grund als Multi-Instrumentalist und Schöpfer audiovisueller Gesamtkunstwerke. Und auch sein aktuelles, mittlerweile sechstes Album ist da keine Ausnahme. Los geht’s mit dem Titel „Migration“: Laut Green geht es hier nicht um die politisch aufgeladenen Fluchtbewegungen (sicher sei er sich der Zweideutigkeit bewusst, hätte dann aber besser das Wort„Immigration“ bevorzugt), sondern eher um die Veränderungen unserer Umwelt unter dem Einfluss kultureller Vermischungen, Interaktionen und Verwerfungen.



Auch optisch gibt einem die Platte einige Assoziationsvorlagen – angefangen von der leicht esoterischen Inszenierung des Bild- und Videomaterials aus dem Death Valley („Break Apart“) bis hin zum brennenden Dornenbusch in der Mitte des Covers. So vielfältig und wandelbar Bonobos synthetisches Soundgespinst auf „Migration“ geraten ist, so bunt präsentiert sich die dazugehörige Gästeliste – vom Afrobeat eines Innov Gnawa („Bambo Koyo Ganda“) über die Downtempo-Kollaborationen mit Rhye und Nick Murphy (Chet Faker) bis hin zur zarten Stimmbegleitung von Nicole Miglis (Hundred Waters), zudem unterfüttern Samples von Brandy und Pete Seeger (!) die reichhaltige Collage. Klassischen Popsongs am nächsten sind sicher beiden Stücke „Break Apart“ und „No Reason“, das nervös klackernde „Kerala“ wiederum ist aufgrund des markant verschnittenen Videos mit Gemma Arterton ein echter Hingucker (in der Uncut-Version übrigens knapp zweieinhalb Minuten kürzer). Es ist kurzgesagt mit diesem Album wie so oft im Leben – nicht gemacht für jene, die sich keine Zeit nehmen wollen oder können, allen aber, die sich vorbehaltlos darauf einlassen, will diese Platte ein große Bereicherung sein. Und das gilt dann interessanterweise eben auch für des Titels unterschwellige Bedeutung … http://bonobomusic.com/

15.02.  Hamburg, Docks
16.02.  Berlin, Columbiahalle
17.02.  Köln, Live Music Hall
18.02.  Frankfurt, Batschkapp



Montag, 16. Januar 2017

Grandaddy: Elektrische Melancholie [Update]

Fast ist man versucht, dem Post ein "Hach!" voranzustellen, denn Lieder von Jason Lytle haben ein nicht zu unterschätzendes Sehnsuchtspotential. Die Meldung, daß sein Projekt Grandaddy nach elf Jahren die Veröffentlichung eines neuen Albums plant, hat uns aber schon vor einigen Wochen verzückt und so dürfen wir heute "nur" einen weiteren neuen Song von eben jenem "Last Place" vorstellen, das dann am 3. März kommenden Jahres (vermutlich blind) gekauft wird. "A Lost Machine" verkörpert dabei genau das, was einen Grandaddy-Song ausmacht - elektrische Melancholie.

Update: Doch noch ein Nachschlag, hier kommt "Evermore".



Fufanu: Storytelling

Also allein die Geschichte selbst ist es ja schon wert, hier niedergeschrieben zu werden - in aller Kürze: Zwei Jungs mit Namen Kaktus Einarsson und Guðlaugur "Gulli" Einarsson aus dem isländischen Reykjavik (der Nachname entspricht wohl in der Häufigkeit dem deutschen "Meier", insofern ist es kein Wunder, daß die beiden nicht verwandt sind) treffen sich vor ein paar Jahren in der Schule und beschließen fortan, gemeinsam unter dem Moniker Captain Fufanu Musik zu machen. Man darf noch erwähnen, daß Kaktus' Vater Einar Örn auch auf eine entsprechende Tradition zurückblicken kann, schließlich war er Mitglied der berühmten Sugarcubes, mit denen Björk ihren "Birthday" und vieles mehr feierte, bevor sie solo durch die berühmte Decke ging. Als Fufanu jedenfalls haben die beiden Freunde, nun ergänzt um Drummer Erling Bang, vor zwei Jahren ihr Debütalbum "Few More Days To Go" veröffentlicht, standen mit Damon Albarn auf der Bühne und haben nun schließlich Nick Zinner von den Yeah Yeah Yeahs als Produzenten ihrer nächsten Platte "Sports" gewonnen, die am 3. Februar bei One Little Indian erscheinen soll. Nach dem Titelsong und "Bad Rockets" hier die dritte Single "Liability".





Sonntag, 15. Januar 2017

Priests: Handgreiflichkeiten [Update]

Noch eine gute Nachricht zum Schluß des Tages: Die Punkkapelle Priests aus Washington D.C. hat sich nun doch entschlossen, nach einer Reihe von EP ein ganzes Album zu veröffentlichen. "Nothing Feels Natural" soll am 27. Januar bei Sister Polygon erscheinen und für einen ersten von zehn Songs, "JJ", gibt es schon mal ein unterhalsames Video, in welchem die Band einige Handgreiflichkeiten über sich ergehen lassen muß.

Update: Und hier mit "Pink White House" der nächste Knaller, Punk at it's best - der Titelsong des Albums kommt per Audiostream.





The Raveonettes: Monatsabo

Kürzlich haben The Raveonettes mit dem zwölfminütigen "Pedejo" ihre Rave Sound Of The Month Serie abgeschlossen, da verkündet die dänische Band, am 17. Februar das Komplettwerk aus 12 monatlichen Songs in digitaler und zum Record Store Day am 21. April in physischer Form bei Beat Dies Records zu veröffentlichen. Sie nennen das Ganze dann "2016 Atomized" und werden, wenn sie sich an ihr damaliges Versprechen halten, dem neuen Album auch noch zwei Bonus-Tracks hinzufügen.