East Of My Youth
“East Of My Youth”
(West Of My Future)
Von Schriftsteller Jack Kerouac ist bekannt, daß er Zeit seines nicht allzu langen Lebens gern unterwegs war. Und zwar nicht nur gemeinsam mit seinen Alltime-Buddies Ginsberg, Cassady und Borroughs in seinem Heimatland, sondern auch auf Kurztripps durch Europa. Daß er es aber bis hinauf ins zugige Island geschafft hätte, kann man getrost vergessen – schließlich war der Mann ein Beatnik und kein Aussteiger. Seine Literatur allerdings hat den Weg über’s Nordmeer mühelos bewältigt und so gelangte denn auch der Klassiker “On The Road” in die Bücherregale von Thelma Marín Jónsdóttir und Herdís Stefánsdóttir. Die beiden jungen Damen aus Reykjavik fanden offenbar so viel Gefallen an dem Werk, daß sie aus einer einzigen Textzeile zugleich die Namen ihrer Band und des dazugehörigen Plattenlabels wortschöpften: “I was halfway across America, at the dividing line between the East of my youth and the West of my future” – schon war die Sache erledigt. Natürlich nur ein kleiner, wenn auch nicht unwichtiger Teil, weitaus entscheidender ist natürlich der Sound einer Band und da bewegen sich die beiden gekonnt im Dunstkreis von Synthpop, EDM und Darkwave. Ihre erste, selbstbetitelte EP kommt dann auch mit elegischem Gesang, bratzigen Beats und allerlei synthetischen Verschleifungen daher – zum Einstieg (“Words”) metallische Kühle, später bei “Mother” chinesische Anklänge zu verfremdeten Stimmen. Das Video zum Schlußtrack “Stronger” stammt von Erlendur Sveinsson, einem isländischen Filmemacher, und kontrastiert die getragenen, zarten Klänge des Songs eindrucksvoll mit einer Art besinnlicher Tristesse fernab von Glanz und Gloria – Jack hätte mit Sicherheit seine Freude daran gehabt. Eine Möglichkeit, das Duo live zu erleben, bietet sich all jenen, die morgen in der Hauptstadt unterwegs sind, dort nämlich spielen sie ein Set im Musik und Frieden.
14.01. Berlin, Musik und Frieden
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