Donnerstag, 5. Juni 2014

Hamilton Leithauser: Besser allein

Hamilton Leithauser
„Black Hours“

(Domino Records)

Für alle, die es überhört oder übersehen haben: Es gilt einen weiteren Glückwunsch auszusprechen. Seit die Gebrüder Gallagher vor fünf Jahren getrennter Wege gegangen sind, sich also weniger auf das Absondern großmäuliger Kommentare, sondern eher auf die Musik ihrer neuen Begleitbands Beady Eye und High Flighing Birds konzentrierten, kann man ihren Songs auch wieder etwas abgewinnen. Hamilton Leithauser ist nun beileibe kein halbstarker Lautsprecher, aber auch er hat die Zusammenarbeit mit seinen Jugendfreunden von The Walkmen vor einiger Zeit auf Eis gelegt, um sich einer Solokarriere zu widmen – heute weiß man, dass dies kein Fehler war. Denn was seinem Debüt „Black Hours“ an Spektakel fehlt, das macht es mit ausgezeichnetem Songwriting und gefälligen Arrangements wieder wett. Leithauser hat sich, um auf Nummer sicher zu gehen, eine Reihe hochqualifizierter Handwerker an die Seite geholt – mit ihm spielen immerhin Rostam Batmanglij von Vampire Weekend, Richard Swift von The Shins, Paul Maroon aus seiner vormaligen Band und Morgen Henderson, der schon bei den Fleet Foxes, den Cave Singers und den Blood Brothers in Diensten stand. Zehn schöne Songs sind den fünfen da gelungen, dicht, abwechslungsreich und nicht so vergrübelt und ‘indie‘ wie befürchtet. Der Start mit „5am“ wirkt zwar noch etwas zäh, aber schon „The Silent Orchestra“ zieht einen dank einschmeichelnder Melodie und behutsamem Vibraphon schnell auf seine Seite, für die Single „Alexandra“, etwas konventioneller gehalten, wählt Leithauser die große Kapelle und kann trotzdem punkten. Und so geht es munter weiter – Barschunkler wechseln mit unpeinlichem Gefühlspop (Bono und Chris Martin können sich hier mal ganz hinten anstellen), „11 O’Clock Friday Night“„Self Pitty“, „The Smallest Splinter“, alles Perlen, die weder nach übertriebener Anstrengung noch nach falschen Pathos klingen, Leithauser darf bei „I Retired“ sogar den King imitieren, ohne albern zu wirken. Wenn sich dunkle Stunden so anhören, dann kann das Licht ruhig noch eine Weile ausbleiben… http://hamiltonleithauser.com/

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