First Aid Kit
„Stay Gold“
(Smi Col/Sony)
Es kommt nicht oft vor, dass ein einfaches „Weiter so“ genügt, um die hohen Erwartungen von Kritikern und Anhängern gleichermaßen zu erfüllen, im Falle der Schwestern Klara und Johanna Söderberg hätte aber nichts besseres passieren können. Die beiden schwedischen Twens schließen mit ihrem neuen Album nahtlos dort an, wo sie mit dem Vorgänger „The Lion‘s Roar“ vor zwei Jahren aufgehört haben und wer diesen schon maximal bezaubernd fand, darf sich nun auf zehn ebenso eingängige Zugaben freuen. Ein Orchester soll ihnen bei der Produktion zur Seite gestanden haben, Veränderungen lassen sich dennoch nur marginal wahrnehmen. Der Countrypop hat noch immer den gleichen Schmelz und Charme und wieder fragt sich der Zuhörer, woher denn im zarten Alter von 21 bzw. 23 Jahren diese Schwermut, diese spätsommerliche Melancholie kommt. Andererseits, das weiß man spätestens seit Sofia Coppolas „The Virgin Suicides“, sind traurige Grübeleien nicht nur der späteren Generation vorbehalten. Textvorlage für Songs und Albumtitel war wohl ein Gedicht des Amerikaners Robert Frost, das so kurz ist, dass man es hier zum besseren Verständnis mal aufschreiben kann:
„Nature’s first green is gold, her hardest hue to hold. Her early leaf’s a flower; but only so an hour. Then leaf subsides to leaf. So Eden sank to grief, so dawn goes down to day, nothing gold can stay.“
Wirklich kein Stimmungsaufheller, wie ein roter Faden ziehen sich diese und ähnliche Gedanken durch die meistenteils ruhigen Stücke – die Suche nach dem Silberstreif am Horizont („My Silver Lining“), Selbstvorwürfe („Cedar Lane“) und Verletzlichkeiten („Shattered And Hollow“), das Leben als dunkler, steiniger Weg, den jede und jeder zu gehen hat („Waitress Song“), man muss schon aufpassen, dass man beim Hören nicht selbst schlecht draufkommt. Gegen Ende wagt das Geschwisterpaar denn auch mal einen überraschenden Ausbruch aus der Besinnlichkeit, „Heaven Knows“ fidelt und schunkelt lebhaft über die Dielen und die zwei schicken den Lügner geradewegs „straight to hell“ – man muss nicht lange raten, um hier den Rausschmeißer für die kommenden Konzerte zu erkennen. http://www.thisisfirstaidkit.com/
Der Komplettstream des Albums steht zur Zeit bei NPR.
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