Dienstag, 30. Juli 2013

Staub und Splitter

Schon im August vermeldet, gibt es nun eine kleine Auffrischung: Gary Numan, unser aller elektrischer Freund, wird Mitte Oktober sein neues Album "Splinter" veröffentlichen. Ursprünglich war wohl ein Titel namens "Dead Sun Rising" dafür vorgesehen, der taucht nun aber im aktuellen Tracklisting nicht mehr auf - dafür aber gibt es jetzt das Eröffnungsstück "I Am Dust" bei Soundcloud zum Vorhören.

Wenigstens etwas

Ein Lebenszeichen, mehr ist es noch nicht: TV On The Radio arbeiten dem Vernehmen nach zwar schon an einer neuen Platte, ihr gerade neu vorgestellter Song "Mercy" ziert aber nur eine Single auf dem Label Federal Prism von Bandmitglied David Sitek. Anzuhören bei Pitchfork oder, mit visueller Unterstützung, bei der Huffington Post.

Montag, 29. Juli 2013

Spitzenplatzhalter

AlunaGeorge
„BodyMusic“

(Island/Universal)

Aluna Francis und George Reid alias AlunaGeorge waren im vergangenen Jahr ganz vorn dran, als es um die Besetzung der diversen Bands-To-Watch- und Must-Hear-Listen für 2013 ging und neben Haim, Disclosure, London Grammar und den Palma Violets hielten sie sich dort auch sehr hartnäckig. Die ersten Umdrehungen von „Body Music“, ihrem Debütalbum, lassen nun vermuten, dass die Hoffnungen einer allzeit hyperventilierenden Branche durchaus berechtigt waren. Die Mischung aus zeitgemäß aufgehübschtem R’n’B und klug arrangiertem Dancepop kann gefallen, Francis gibt die herausfordernde Lolita und Reid verschneidet den Sound dazu geschickt mit Versatzstücken aus Dubstep, Breakbeat und ziemlich dicken Synthloops. Nicht nur die frühen Singles wie „You Know You Like It“ und das smoothe, vocodergefütterte „Your Drums, Your Love“ können es an Sexy- und Coolness mit den bislang unangefochtenen Königinnen des anspruchsvollen Boy-Meets-Girl-Pops, den Sugababes, aufnehmen, das Album hat mit seinen 14 bzw. 19 Titeln (in der Deluxe-Variante) jede Menge gefälliger und zugleich frischer, überraschender Einfälle zu bieten. Bei „Best Be Believing“ schimmert ein wenig von Madonna in ihren legendären Anfangstagen durch, Tracks wie „Bad Idea“ und „Just A Touch“ wiederum wummern und pumpen derart, dass es wohl niemanden lange auf dem Sitz hält. Mit Montell Jordans „This Is How We Do It“ haben sich die beiden Londoner auch noch einen Tanzklassiker aus den 90ern gemacht, und in der Hälfte der Zeit glückt ihnen hier sogar eine passable Variation. Der erste Wurf also schon ein erstaunlich großer, von den beiden sollte auch in den kommenden Jahren noch zu hören sein. www.alunageorge.com

Komplettstream des Albums über albumsstreams.com

Samstag, 27. Juli 2013

Endlich komplett

Wir hätten es auch als Update zur letzten Meldung verstecken können - wäre der Sache aber nicht gerecht geworden: Zu "Strong", der aktuellen Single von London Grammar, gibt es nun ein Video - Sam Brown hat es produziert und Rammstein werden ihre Freude daran haben. Dass sie auf Tour kommen, hatten wir ebenfalls erwähnt, mittlerweile stehen auch Name ("If You Wait"), Cover (oben) und Tracklist des kommenden Albums fest - gehandelt wird es in Deutschland Anfang September.

Trommelfeuer

Zeit für eine neue Supergroup? Bittesehr: Janet Weiss, einst bei Sleater Kinney, jetzt bei Wild Flag am Schlagwerk, hat sich mit Matt Cameron (Drummer bei Pearl Jam) und Zach Hill (ebenfalls Drummer bei Death Grips) zusammengetan und unter dem Namen Drumgasm ein gleichlautendes Album für Ende August angekündigt. Dieses wird laut Auskunft der Plattenfirma Jackpot Records nur zwei Stücke von allerdings beachtlicher Länge enthalten. Der obligatorische Teaser läßt den gespannten Zuhörer, was den Sound des eigenwilligen Projektes anbelangt, aber noch im Dunkeln tappen - mehr als ein Paar Trommelwirbel (klar) und den Hummelflug gibt es nicht - wir warten also.

Die Regaljahre

Bei dem Titel hätte man eher auf das Jeans Team oder ein Biopic von Rafael Horzon getippt, aber - weit gefehlt: Die Beta Band veröffentlicht eine schicke Alles-drinne-Box mit dem schicken Namen "The Regal Years" und da darf man klugscheissen, dass 'regal' auch mit 'königlich' oder 'majästätisch' übersetzt werden kann. Passt also auch. Es wird also Anfang Oktober ein Sammelsurium der Schotten mit 6 CDs erscheinen, ihre ersten Debüt-EP, die drei gradiosen Longplayer "The Beta Band", "Hot Shots II" und "Heroes To Zeros" und diverse Livemitschnitte, Bonus Tracks und BBC-Sessions. Das exakte Tracklisting steht bei Clash zum Nachlesen, wieviel genau das Arrangement hierzulande kosten soll, ist noch nicht bekannt.

Donnerstag, 25. Juli 2013

Illumination

Franz Ferdinand meets Sommernachtstraum: Ein herrlich sonderbares Video präsentieren die Glasgower für ihren aktuellen Track "Love Illumination" - Regisseur war Tim Saccenti, das Album "Right Thoughts, Right Words, Right Action" erscheint hierzulande (noch immer) am 23. August.

Mittwoch, 24. Juli 2013

Imitationen

Er ist ja selber schuld: Irgendwie nimmt man Mark Lanegan in letzter Zeit eher als Sidekick denn als Songschreiber wahr, schließlich ist er derjenige, dessen verschiedene Gastrollen mehr Platz in Anspruch nehmen als die eigenen Werke: Queens Of The Stone Age, The Gutter Twins, Isobell Campbell, UNKLE, Duke Garwood, Soulsavers - er war immer dabei, vorn dran zwar, aber schon länger nicht mehr allein zu haben. Das ändert sich jetzt, auch wenn das Material nicht von ihm stammt. Mitte September wird er eine Platte mit Coverversionen veröffentlichen, "Imitations" wird sie passenderweise heißen und darauf finden sich Songs, die er Zeit seines Lebens verehrt hat, mit denen er aufwuchs. Und auch wenn das Cover im Stile einer Todesanzeige daherkommt - das Anhören sollte trotzdem Spaß machen. Und wer mag, darf den Mann auch bald wieder live erleben. Das Tracklisting bei ihm zuhause, "I'm Not The Loving Kind" von John Cale bei Soundcloud.

19.10.  Wien, Akzent Theater
20.10.  Linz, Posthof
25.10.  Berlin, Passionskirche
11.11.  Köln, Kulturkirche
12.11.  Hamburg, Mojo
16.11.  Zürich, Kaufleuten

Nachfolger

Dem ersten Song folgt ein zweiter: "Sequel To The Prequel" heißt die neue Platte der Babyshambles, die bekanntlich Ende August erscheint - nach "Nothing Comes To Nothing" gelangt nun "Farmers Daughter" ins Netz - hier bei der SPEX. Das Artwork des neuen Albums ist im übrigen - nun ja: bunt.

Dienstag, 23. Juli 2013

Goldschnitt

Selber Dunstkreis, anderer Name: Matthew Barnes, der unter dem Moniker Forest Swords 2010 sein Debüt "Dagger Paths" vorstellte und damit - zumindest einem speziellen Publikum - sehr zu gefallen wußte, hat für Ende August mit "Engravings" (Tri Angle Rec.) den Nachfolger angekündigt. Und er macht, dem ersten Eindruck nach, genau da weiter, wo er vor drei Jahren aufhörte - enigmatischer, perkussiver Minimal-Sound, bei Soundcloud gibt's mit "The Weight Of Gold" einen ersten Vorgeschmack.

Geht auch ohne

Es ist nicht so sehr das Album ansich, sondern vielmehr der Beipackzettel, dessen Infos sich zu lesen lohnen: Kieran Hebden, besser bekannt als Four Tet, wird bald seine neue Platte "Beautiful Rewind" veröffentlichen und neben dem Tracklisting läßt sich dazu erfahren "no pre order, no youtube trailers, no itunes stream, no spotify, no amazon deal, no charts, no bit coin deal, no last minute rick rubin" - Yessir!

Freitag, 19. Juli 2013

Sommerband trifft Sommerhit

Da haben sich zwei gefunden: Die Sommerband der Stunde Vampire Weekend hat sich bei einem Auftritt bei der BBC Live Lounge den Sommerhit von Robin Thicke "Blurred Lines" vorgenommen (inklusive Raps, ohne Scheiß). Und auf einmal ist es völlig unwichtig, ob und warum das Video zum Original zensiert wurde - das hier ist einfach nur ein perfekter Song, natürlich bei Soundcloud.

Zur Hölle mit dem Häkelkurs

Deap Vally
“Sistrionix”

(Island)

An zwei Dingen kommt man bei Deap Vally unmöglich vorbei. Erstens, klar: an den White Stripes. Zu deutlich ist die Verwandtschaft – 2 zu 2, Gitarre, Schlagzeug, knochentrockener, übersteuerster Garagenblues, da hilft kein Leugnen. Zweitens: dieser wunderschöne Satz, der sich auf der Wikipedia-Seite von Lindsey Troy und Julie Edwards findet: “The duo first met at a needlework class where Edwards taught Troy how to crochet.” Man hört die Musik und denkt sich: Was um alles in der Welt war das für ein Häkelkurs? Und was haben die beiden dort zusammengeklöppelt? Platzdeckchen mit Pentagrammen? Topflappen in der Form eines Dreizacks? Sehr befremdlich. Irgendetwas muss damals passiert sein, denn den teuflischen Sound, den die beiden auf ihr Debüt gepresst haben, dieses Kreischen, Knirschen und Kratzen, den macht niemand, der aus ästhetischen Gründen eine Falte ins Sofakissen drückt. Nein, die Mädchen hier hauen ganz anders zu und sie erwarten Gleiches auch vom Gegenüber: “No you don’t get this if you don’t treat me well, cause what you call love, baby, I call hell” (“Baby I Call Hell”), auch für den Vater, der es doch nur gut gemeint hat, haben sie eine passende Ansage: “You say marry a rich man, find a rich one if you can. But, Daddy, don't you understand, I'm gonna make my own money, gonna buy my own land“ („Gonna Make My Own Money“). Starke Töne. Ruhe gönnen sie dem Hörer kaum, es brettert und schrammelt fast über die komplette Länge des Albums – das ist nicht wirklich abwechslungsreich und – wenn am Ende dann wie bestellt mit „Six Feet Under“ der schummrige Feierabend samt Gospeleinlage eingeläutet wird – etwas vorhersehbar. Sei’s drum, ein Kritiker meinte kürzlich treffend: „Endlich wieder ein Pfeifen im Ohr!“, keine Angst also, die wollen doch nur spielen. http://deapvally.com/

15. August  St. Pölten, FM4-Festival

Komplettstream des Albums beim NME

Liebesgrüße nach Moskau

Für den Namen wird man sie ewig lieben: Someone Still Loves You Boris Yeltsin arbeiten an einer neuen Platte und laut Visions soll "Fly By Wire" Anfang September erscheinen. Einen Vorabtrack gibt es mit "Nightwater Girlfriend" schon bei Soundcloud.

Donnerstag, 18. Juli 2013

Die Entdeckung der Langsamkeit

True Widow
“Circumambulation”

(Relapse)

Viel schneller wird das nicht. Wer bei True Widow aus dem texanischen Dallas auf eine höhere Drehzahl, auf den ultimativen Kick wartet, tut dies vergeblich. Nicht umsonst bezeichnen Dan Phillips, Nicole Estill und Timothy Starks ihre Arbeit als Stonegaze und liegen mit diesem ungewöhnlichen Wortgesteck wohl auf dem Punkt: Maximal entschleunigter, knarzender Stonerrock, der keine Angst vor dem Effektpedal und – selten zwar – vor einer schönen Melodie hat, das ist es, was das Trio auf seinem mittlerweile dritten Platte serviert. Ganz wie bei den frühen Stücken von Black Mountain schleicht und schlurft jeder der acht Songs behäbig durch die Kulisse, mal von Phillips’, mal von Estills Gesang begleitet. Dazu wummern und grollen die Drums – sie treiben nicht an, sie stampfen nebenher. Manchmal, wie bei “Four Teeth”, gelingt es Estill, mit ihrer hellen Stimmfärbung ein wenig Anmut und Leichtigkeit unterzubringen, auch das Duett “Lungr” kommt etwas besser vorwärts – es bleiben trotzdem allesamt recht beeindruckende Soundungetüme. Das zarte Coverbild, welches von der Band selbst stammen soll, kontrastiert also vortrefflich mit dem bleiernen Gitarrenlärm, man möchte ihn gar nicht anders haben. http://truewidow.blogspot.de/

Aber Halo!

Nigel Godrich hätte es nicht besser sagen können: "Whenever you go to a gig, the next day there are a million shaky, horrible sounding YouTube videos already online, but you go and look because you want to see something of your experience." Er und seine derzeit sehr erfolgreichen Bandkollegen möchten hier Abhilfe schaffen und so werden die beiden Shows der Atoms For Peace im Londoner Roundhouse (25./26. Juli) von einer Technik namens Soundhalo aufgezeichnet und sind dann per Stream in sehr ansprechender Bild- und Tonqualität am Rechner, Tablet oder Smartphone zu erleben. Einen Vorgeschmack kann man sich passenderweise bei Youtube schon mal anschauen.

Abwege

Noch eine Empfehlung: Am 20. August wird Sarah Neufeld, geigende Kanadierin und festangestelltes Mitglied bei Arcade Fire, ihr Solodebüt "Hero Brother" ins Plattenregal stellen - die Stücke darauf sind, soviel man jetzt schon weiß, sämtlich instrumentale Kompositionen und größtenteils in Zusammenarbeit mit dem deutschen Musiker Nils Frahm entstanden - zwei sind bisher bekannt: der Titeltrack "Hero Brother" und "Forcelessness", einen Teaser gibt es natürlich auch schon bei Vimeo.

Transmission accomplished

Von Joy Division bzw. New Order gibt es ja, Fans wissen das, eine ziemlich misslungene Hommage mit dem Namen "The String Quartet Tribute To Joy Division and New Order" (Vitamin Rec.), darauf versucht sich das Silo bzw. Vitamin String Quartet an einer kammermusikalischen Umsetzung einiger der bekanntesten Musikstücke beider Formationen - machen wir es kurz: Es ist grauenvoll. Dass man die klassische Instrumentierung durchaus auch gewinnbringend einsetzen kann, wollen laut Quietus nun Robin Rimbaud alias DJ Scanner und das britische Heritage Orchestra beweisen, die im Herbst unter dem Titel "Live_Transmission" ein Rework des Songbooks von Joy Division planen. Zusammen mit dem Künstler Matt Watkins (visuelle Effekte) und den Musikern Adam Betts, Matt Calvert (beide Three Trapped Tigers) und John Calvert (Ghost Poet) werden sie auf mehreren Terminen in England und Schottland eine Werkschau zur Aufführung bringen, die sich zwar an die bekannten Stücke der Band anlehnt, aber - wie die Hörprobe bei Soundcloud zeigt - einen breiten Spielraum für Variation und Interpretation nutzt.

Ansichtssachen

Eine weitere, ungleich spannendere Veröffentlichung steht für Anfang September an: Da erscheint das neue Album von Trent Reznor und seinen Nine Inch Nails - "Hesitation Marks". Das (hoffentlich) gute Stücke wird gleich mit fünf verschiedenen Covern des Künstlers Russell Mills in den Handel kommen (auch digital, deluxe, Vinyl und iTunes), es sind dies laut NME großflächige Materialmixturen aus Kupfer, Erde, Acryl- und Ölfarbe, Textil und Blut - Mills zeichnete auch schon für die Hülle des 94er-Erfolgsalbums "The Downward Spiral" verantwortlich. Anschauen kann man sich die Kunstwerke auf der Wiki-Seite zur Platte, die obige Abbildung stammt von der regulären Pressung. Mit "Came Back Haunted" gibt es auch schon einen ersten Song inklusive David-Lynch-Video zum vorhören bzw. -zeigen, hier bei Vimeo.

Nur das Beste

Man wünscht ihnen ja nur das Beste, nach der letzten Platte können sie es auch brauchen: Mitte September wird "Mechanical Bull", das nächste, sechste Album der Kings Of Leon erscheinen und mit "Supersoaker" ist der erste Wurf davon draußen. Was soll man sagen: Klingt okay - hier bei Soundcloud.

Mittwoch, 17. Juli 2013

Der Herbst kann kommen

Der Herbst wird schön, das läßt sich mit dieser Nachricht schon mal sagen: London Grammar, Superlieblingsband dieses Blogs, kommen im November für zwei Konzerte nach Deutschland und - sehr erfeulich - mit der Volksbühne in Berlin und dem Atomic Café in München sind zwei der Musik des Glasgower Trios angemessene Lokalitäten gefunden. Mit Sicherheit auch im Programm: Die aktuelle Single "Strong".

05.11.  Berlin, Volksbühne
06.11.  München, Atomic Café

Dienstag, 16. Juli 2013

Zarte Versuchung

Angekündigt war es schon seit langem, nun ist offenbar auch ein Termin gefunden: Am 20. September wird wohl "Seasons Of Your Day", das vierte Album von Mazzy Star und das erste seit 17 Jahren (!) erscheinen. Hope Sandoval, charismatische Leadsängerin der Band, trat ja in den vergangenen Jahren eher als Duettpartnerin oder zusammen mit den Warm Inventions in Erscheinung, nun darf man also ihrer zarten Stimme wieder zusammen mit David Robacks Gitarrenspiel lauschen - mit "California" gibt es auch schon eine erste Versuchung.

99 Problems

Dass die Probleme, mit denen sich der etablierte Rapper - sieht man einmal vom "Radau-Rüpel" und "Hass-Prediger" (BILD) Bushido ab - herumschlagen muss, schon lange nicht mehr nach brennenden Teertonnen und Ghetto schmecken, weiß der aufmerksame Zuhörer längst. Bei Süddeutsche.de findet sich jetzt ein Artikel über den Tumblr-Account http://probs99.tumblr.com/ des Illustrators Ali Graham, der sich auf amüsante Weise dieses Themas annimmt - jeden neuen, beschwerlichen Tag.

Von wegen Unglück

Weekend
„Jinx“

(Slumberland)

Also gut, Vergleiche sind nicht willkommen. Das ist keinesfalls neu – viele der Bands, zu denen einem im Handumdrehen gleich zwei Sackvoll an Referenzen einfallen, reagieren leicht genervt auf die stets im Schlepptau mitgeführten Querverbindungen und angeblichen Vorbilder. Bei Weekend, dem Quartett aus San Francisco, dürften hier My Bloody Valentine und Jesus And Mary Chain die häufigtsen Nennungen sein und auch wenn das nicht ehrenrührig ist, möchte Sänger Shaun Durkan davon eher nichts wissen. Seiner Meinung nach ist der Sound der Band um einiges vielfältiger, verzweigter und wandelbarer, gerade seit die vier Ende vergangenen Jahres von der West- an die Ostküste nach New York, Brooklyn gezogen sind und nun mit dem Nachfolger zum Debüt „Sports“ ein nach eigener Auskunft deutlich fokussierteres Album vorgelegt haben. Waren „Coma Summer“, „Age Class“ und „End Times“, die Glanzstücke des Erstlings, noch überwiegend vom chaotischen, brachialen Noise geprägt, darf man nun auf „Jinx“ auch Anleihen zur psychedelischen Rave-Ära (Charlatans, Stone Roses, etc.) notieren. Durkans weicher Stimme haben die Produzenten wieder viel Hall draufgeschafft, die Drums böllern schon mit den ersten Takten der Single „Mirror“, die Gitarren schillern, wie es James nicht hätten besser machen können („Celebration FL“), Shoegazing, Gothrock, Postpunk – Weekend bedienen tatsächlich eine breite Palette und mit „Oubliette“ und „Adelaide“ sollten auch die Fans der ersten Stunde versöhnt sein. Warum genau die Platte, wie der Titel suggeriert, ein „Unglücksbringer“ sein soll, ist dabei nicht so ganz klar, im Gegenteil: Wenn alles nach Plan verläuft, sollten sich Umzug und Aufwand schon bald schon bald gelohnt haben. https://myspace.com/weekendmusic

Komplettstream des Albums derzeit bei NPR.

Ein Mann genügt sich selbst

Na was ist das denn - kein Skandal, keine Gästeliste?! David Bowie kommt im Video zur aktuellen Single "Valentine's Day" mal ganz ohne Brimborium aus, schnappt sich einen Barhocker und klampft zu rotierender Kamera. Andererseits - ein Mann mit diesem Charisma, was braucht es da den eitlen Tand?

Montag, 15. Juli 2013

Glitschige Sache

Sehr appetitlich ist das nicht, was sich Austra da für das Video ihrer neuen Single "Painful Like" haben von der Exploding Motor Company aus Ontario zusammenschneiden lassen - Glibber-Horror für Freunde dampfender Mutantenkörper, aber wenigstens der Beat stimmt. Schöner Gruseln mit Daily Motion.

My song is your song

Der Titel gilt als einer der gelungendsten des aktuellen Albums "Mosquito" der New Yorker Kapelle Yeah Yeah Yeahs, nun hat sich Alleskönner und -kümmerer David Sitek des Stückes angenommen und daraus eine lockere Marichinummer gebastelt - das Ganze heißt dann David Andrew Sitek vs. Otis Pair Remix - haha, hier.

Barfuß im Park

Selten, dass Bild und Ton so deckungsgleich zueinander passen wie bei diesem Stück: Alison Goldfrapp wandert im Clip zu ihrem neuen Song "Drew" leichtfüßig durch ein hochherrschaftliches Anwesen, flankiert von unbekleideten Traumgestalten. Das Video stammt von Filmemacherin Lisa Gunning, das Album "Tales Of Us" zum folgt Anfang September.

Feuchtgebiete

Eine Kamerafahrt durch sumpfigen Regenwald, ein paar instrumentale Akkorde, eine geheimnisvolle Schönheit und ein  weißgewandeter Priester - mehr gibt es noch nicht zu sehen: Am 27. September wird das neue Album von Casper erscheinen, "Hinterland" soll es heißen und eine zünftige Tour durch die Gemeinden ist auch schon geplant:

24.10. Bielefeld, Forum
26.10. Hannover, Musikzentrum
28.10. Hamburg, Grünspan
29.10. Köln, Gloria
30.10. Berlin, SO36
01.11. Dresden, Beatpol
03.11. München, Strom
05.11. Frankurt a.M., Batschkapp
06.11. Karlsruhe, Substage
09.11. Stuttgart, Wagenhallen

Freitag, 12. Juli 2013

Dear Facebook

"I'm feeling so alone, I got too many friends, too many people, that I'll never meet and I'll never be there for...", wenn das mal nicht eine topaktuelle Adresse an Herrn Zuckerberg ist, die Brian Molko da zu dramatischer Slomo ins Mikrophon schmachtet. Placebo haben nun wie angekündigt die erste Single ihres bald erscheinenenden Album "Loud Like Love" ins Netz gestellt - "Too Many Friends" wie gesagt - den Lyric-Clip dazu gibt es bei Muzu.TV zum hören und nachlesen.

Go with the flow

Kid Cudi, Kanye West, J. Cole, Jay-Z - nun also auch Earl Sweatschirt, für weiteren kreativen Output ist gesorgt: Mit bürgerlichem Namen Thebe Neruda Kgositsile, wird Sweatshirt, führendes Mitglied der Odd Future Wolf Gang, Mitte August seine neue Platte "Doris" vorstellen - bei Pitchfork stehen Cover und Tracklist bereit, bei Soundcloud wiederum finden sich die drei bislang bekannten Tracks des Albums "Chum", "Guild" und "Whoa".

Komm schon

Und dann wollten wir noch erwähnen, dass die wunderbare Kathleen Hanna, Ex-Bikini-Kill und Ex-Le-Tigre, Anfang September mit The Julie Ruin, ihrer neuen Band, ein Debüt-Album namens "Run Fast" veröffentlichen wird - anbei schon mal der Videoclip des Songs "Oh Come On".

Drangehängt

Wer an wen? Keine Ahnung. Jedenfalls feiert gerade Nirvanas Post-Hype-Album "In Utero" zwanzigjähriges Bestehen, ein bizarres Filmchen dazu gibt es auch noch - und just in dem Moment kündigen Pearl Jam ihr neues Album "Lightning Bolt" für Mitte Oktober an inklusive eines ersten Songs "Mind Your Manners".

Trommelfell

Was für den einen das Pfeifen, ist für Nanna Øland Fabricius, besser bekannt unter dem Projektnamen Oh Land, ein Trommeln: "I got a boxer, he's living in my ears and he plays the drums...", so der Text zu ihrem neuen Song "My Boxer" - die Dänin wird laut CoS im September ihr drittes Album mit dem Titel "Wish Bone" veröffentlichen, produziert hat es dem Vernehmen nach größtenteils David Sitek (TV On The Radio), die Vorauskopplung gibt's bei Soundcloud.

Donnerstag, 11. Juli 2013

State of the art

Atoms For Peace
10. Juli 2013, Zenith, München

Support: Owiny Sigoma Band

Ein bisschen unsicher war man schon, wie Atoms For Peace, die Supergroup um Radiohead-Frontmann Thom Yorke, ihre wunderbar feingliedrige, vielschichtige Debütplatte „AMOK“ würden auf die Bühne des Mehrzweckbunkers Zenith übersetzen können, wie denn die vielgerühmte Sexyness, der unterschwellig vibrierende Elektrofunk in so einem schallschluckenden Stahlmonster überhaupt funktioniere. Jetzt weiß man: So und nicht anders und genau dorthin gehört diese Band, eben dieser Rahmen macht sie zu einem grandiosen Ereignis. Es wird ja immer gern (und meistens auch zu Recht) mit dem Veranstaltungsort gehadert – um wievieles lieber würde man diesen oder jenen in einem schummrigen Club, besser noch im eigenen Wohnzimmer genießen dürfen. Die Atoms For Peace sind für solcherart kleinteilige Besinnlichkeit allerdings nicht gemacht, die gesamte Ästhetik ihres Auftritts, die überwältigenden Lichteffekte, die doppelt besetzte Rhythmus-Sektion mit Mauro Refosco und Joey Waronker, das aufgetürmte Effektkabinett des Nigel Godrich, das alles verlangt den weiten Raum zur Entfaltung und die Band füllt selbigen erstaunlich mühelos und höchst professionell.

Keine verschämte Koketterie, sondern charmante, lässige Coolness prägen diese gut anderthalb Stunden – „Guten Abend, Bonsoir“, los geht’s. Eine unbändige Energie scheint in jedem der fünf Musiker zu stecken, nenn es Spielfreude, auch Kampfeslust, das will alles raus, das muss am Laufen gehalten werden – unablässige Bewegung also, Körperlichkeit. Schlagmann Waronker hüpft zwischen den Stücken hinter dem Arbeitsgerät auf und ab wie ein unruhiger Boxer, der den Gong zur nächsten Runde, zum Punch kaum erwarten kann, Flea krümmt sich in gewohnter Manier über seinen Bass, wird selbst zum Taktgeber, und Thom Yorke wirft Arme und Kopf zurück, windet seine dünne und zähe Gestalt – selbst ein einziger, zuckender Muskel –im flackernden Gegenlicht zum Beat. Der stammt zu gleichen Teilen von besagtem „AMOK“ und Yorke’s Soloalbum „Eraser“ und verbindet sich auch an diesem Abend passenderweise im Stück „Atoms For Peace“, dass den Namen der Band schon vor Jahren vorwegnahm.

Ein Satz noch zum Thema „Männer am Klavier“: Heikle Sache. Manch einer erinnert sich vielleicht an das One-Hit-Wonder Toploader und den Song „Dancing In The Moonlight“ – wer wie deren Sänger Joseph Washbourn ein komplettes Konzert hilflos hinter dem Piano herumhampelt, obwohl er offenkundig lieber eine Gitarre zwischen die Beine wünscht, darf sich nicht wundern, wenn er sich wie ein albernes Würstchen ausnimmt. Gegenbeispiele: Elton John (oh ja), Ben Folds (na klar) und eben Thom Yorke. Auch wenn es ihn selten auf dem Hocker hält, für das wunderbare „Cymbal Rush“ oder „Rabbit In Your Headlights“, ein Cover des Elektroduos U.N.K.L.E., versteht er selbst von dort die Energieschübe seiner furiosen Band zu dirigieren und zu lenken. Ganze fünf Zugaben, mit „Paperbag Writer“ sogar ein älteres Radiohead-Stück dabei – gehen lassen wollte die Jungs so recht keiner und es bedurfte schon des unbarmherzigen Griffes zum Saallichtschalter, um die Halle zu räumen. Der Besucher ging jedoch mit der wohltuenden Erkenntnis, dass man ein Konzert in diesem Rahmen so viel besser nicht erleben kann.

Mittwoch, 10. Juli 2013

Lob des Alter(n)s

Pet Shop Boys
„Electric“

(X2 Recordings Ltd)

Irgendwie hatte man sich schon damit abgefunden, die nächsten Alben der Pet Shop Boys unkommentiert auf’s Altenteil durchzuwinken – seit sie vor einem Jahr im ‘Elysium’ platznahmen, war mit Abwechslung kaum mehr zu rechnen. Aber: Hat sich was mit Seniorenportionen und schläfriger Kurkapelle, Tennant und Lowe liefern mit “Electric” eine tatsächlich elektrisierende Tanzplatte ab, auf welcher sich House und Techno wieder erstaunlich heimisch fühlen dürfen. Der Sprung von Katalognummer 11 zu 12 ist also beachtlich und sicher in erster Linie dem Produzenten Stuart Price zu verdanken, dem Mann, der auch schon Kylie und Madonna Beine machte und den sich die beiden nun für neun Stücke an die Regler holten, die aus der Vorjahressession übriggeblieben waren.

Und so kommt es, dass eine Band, von der man glaubte, es sei schon alles über sie gesagt, ein weiteres, wenn auch kein neues Kapitel ihrer gut dreißigjährigen Geschichte aufschlägt und gleichzeitig das musikalische Frischluftgebläse einschaltet. Es wummert, pumpt und pulsiert so frisch geradeaus, als wäre der Maschinenbeat gerade erst erfunden worden. “Axis” sucht samt verfremdeter Stimmen die Nähe zu Kraftwerk, “Fluorescent” klingt wie eine übergedreht getaktete Beatmungsmaschine und “Shouting In The Evening” spotzt zu fettem Gehämmer und verzerrten Loops. Und: Ja, es sind immer noch die Pet Shop Boys, zwei Herren nahe an der 60, die hier unter die Glitzerkugel laden, die unangefochtenen Könige der Selbstreferenz und des charmanten, britischen Humors.

Denn wen auch immer der toughe Clubsound befremdet, für reichlich Wiedererkennungseffekte wird trotzdem gesorgt: Bei “Bolshy” verknüpfen sie das proletarische Rebellentum der Vorstädte mit ihrer Leidenschaft für die russische Seele, gleich darauf zitieren sie mit “Love Is A Bourgeois Construct” nicht nur sich selbst (“Go West”), sondern auch einen ironischen Schmöker aus der Hochzeit des Thatcherismus. Irritation ist noch immer ihre Sache, kürzlich schafften sie es sogar, einem Reporter der eher biederen WELT die Vorzüge Marx’scher Gesellschaftsliteratur, also Manifest und Kapital, näherzubringen – natürlich nicht ohne darauf hinzuweisen, dass es in der heutigen Popmusik kaum etwas Uninteressanteres gibt als eine öffentlich geäußerte Meinung: “Niemanden interessiert, was ein Künstler eigentlich sagen will“, so Tennant, „Mich auch nicht.“

„The Last To Die“ haben sie sich trotzdem mal vorgenommen – im Original ein reichlich pathetischer Rockfetzen von Bruce Springsteen, der hier mit butterweichen, synthetischen Melodieschleifen vom heiligen Ernst befreit wird getreu dem Motto: „Unsere politische Haltung ist, wenn überhaupt, nur in gesungenem Understatement zu haben“ (WELT). Dass am Ende zur großen 80er-Sause sogar noch ein veritabler Rap Verwendung findet (Example für „Thursday“), beweist einmal mehr, dass den Pet Shop Boys die große Gabe des britischen Entertainments (vergleiche hier: Michael Caine, Stephen Fry, Ben Kingsley oder John Cleese) eigen ist: Sie werden im Alter eigentlich immer besser und nichts liegt ihnen ferner, als das Feld ohne Not der Jugend zu überlassen. Gut so. http://www.petshopboys.co.uk/

Dienstag, 9. Juli 2013

Der Junge macht Ernst

Es ist ja nicht so, dass man von Archy Marhsall nicht schon so einiges gehört hätte. Wenn man es genau bedenkt, sogar jede Menge Gutes. Nur eben noch kein komplettes Album. Das soll nun aber bald vorbei sein: King Krule, so der Künstlername des rothaarigen Mittzwanzigers, wird nämlich Ende August sein Debüt "6 Feet Beneath The Moon" (True Panther) veröffentlichen, darauf wird sich auch das wunderbar clashige "Easy Easy" finden - zu hören auf der Labelsite (links oben skippen).

Außenansicht 2

Und weil wir gerade dabei sind: Auch Beady Eye haben für ihre dritte Single eine neue Hülle präsentiert. Nach "Flick Of The Finger" und "Second Bite Of The Apple" gibt es nun für "Shine A Light" wieder eine Portion Frivolität mit Harri Peccinotti. Und - lieber Justin Timberlake: Das lassen wir mal so stehen.

Außenansicht 1

Es gibt nicht viele Künstler, wo es sich empfiehlt, jeden Pups im Vorfeld eines neuen Albums zu kommentieren (und zu posten) - Bill Callahan zählt aber dazu: Zu seinem hier schon angekündigten neuen Album "Dream River", mutmaßlich wieder ein bezauberndes, gibt es jetzt einen Coverentwurf, Punkt.

Vor dem Spiel ist nach dem Spiel (oder so)

Man möchte es ja nicht glauben, aber ganze sechs Jahre nach "Shotter's Nation" wird es Anfang September ein neues Album von den Babyshambles geben. "Sequel To The Prequel" wird es heißen und bei Zane Lowe's BBC Radio 1 lief mit "Nothing Comes To Nothing" auch schon ein erstes Stück daraus - hier als Radiorip. Noch ein Satz von Darling Pete Doherty zur Band: "Babyshambles aren’t back – this band has always been here." (NME)

Blackest Black

Als Kunstfigur ist das natürlich sehr passend - wirkt selbstbewusst, aggressiv, plakativ und provokant: Der "Black Skinhead" von Kanye West feiert via Rap Dose seine Videopremiere und ist der erste offizielle Clip vom Album "Yeezus" - hier.

Montag, 8. Juli 2013

Right pictures

Die Informationsdichte um Franz Ferdinand nimmt zu - das neue Album "Right Thoughts, Right Words, Right Action" nähert sich: Zur aktuellen Single "Right Action" gibt es nun ein passendes Video, die Musik stammt ja von Joe Goddard und Alexis Taylor (Hot Chip), der Clip wurde von Jonas Odell verantwortet, der auch schon "Take Me Out" dirigierte. Anschauen kann man sich den Streifen bei Daily Motion.

Endlich zwanzig

Ein schlichte "20" ziert das Cover, genauso viele Songs finden sich auch auf dem Schmuckstück: Tocotronic feiern ihr zwanzigjähriges Bestehen mit einem Doppelalbum, bestehend aus raren Live- und Proberaumaufnahmen bzw. Radio-Takes, die bis ins Gründungsjahr 1993 zurückreichen. Das genaue Tracklisting kann man auf der Website der Band studieren, für Sofortentschlossene läßt sich dort auch gleich der Sofortkauf abwickeln.

Gegensätze

Das Artwork wieder gewohnt sachlich, die erste Hörprobe dagegen überraschend: Die Manic Street Preachers werden Mitte September ihr neues Album "Rewind The Film" veröffentlichen, das Titelstück, nicht die erste Single, kommt als Duett mit Richard Hawley und - nun ja - verwirrend mittelalterlich daher. Angeblich hätten sie vor Aufnahmeschluß genügend Material für zwei Longplayer gehabt und sich entschieden, einen klassisch instrumentierten und einen eher akkustisch zurückhaltenden aufzunehmen - von welcher nun genau dieser erste Leak stammt, ist noch nicht so ganz klar. Selber hören - hier bei Soundcloud.

Samstag, 6. Juli 2013

Filed under: Sonstige

Orange ist sein Farbe, BMW seine Marke: Von Frank Ocean gibt laut es dem Internetmagazin Fact unter dem Titel "Unreleased, MISC" eine nicht lizensierte Raritätensammlung mit vierzehn Songs, darunter auch das ursprünglich für den "Django Unchained"-Soundtrack vorgesehene Stück "Wise Man" - zu erwerben im Rough Trade Store. Da die Anzahl der Kopien aber auf 750 Exemplare beschränkt ist, heißt es dort schon wieder "shut down", wer es trotzdem versuchen möchte - bitte. Uns bleibt dann zumindest der Blick auf das wunderschöne Covermotiv - eine BMW RS 90 S, orange natürlich - Sonderanfertigung, Einzelstück, was sonst.


Freitag, 5. Juli 2013

Der gute John

Na okay, wir wollen mal nicht so sein und den Leser mit etwas Wohlfühlaroma ins verdiente Wochenende schicken: Sagen wir mal - Jack Johnson. Kennt jeder, mag jeder, der macht nichts falsch, sieht gut aus und ist sowas von ökologisch korrekt, dass man fast schon wieder drüber verzweifeln möchte. Der gute Jack jedenfalls wird am 13. September - ja genau, dem Freitag - seine neue und regulär sechste Studioplatte veröffentlichen, heißen wird sie "From Here To Now To You" (da wird einem schon ganz flaumig ums Herz) und ein paar Tage zuvor kommt der Mann aus Oahu, Hawai, auch nach Deutschland. Das Video zur ersten Single "I Got You" kann man sich bei Vimeo schon mal anschauen - vorkuscheln quasi...

05.09.  Köln, E-Werk
06.09.  München, Circus Krone

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Jay-Z
„Magna Carta Holy Grail“

(Def Jam/Universal)

Nun hat er also wieder eine Platte gemacht, mit einem Titel wie “ein weit aufgesperrtes Maul” (SZ), und böse Zungen behaupten, es wäre völlig irrelevant, wie gut oder schlecht sie sei – der Mann hätte Dank cleverer Marketingstrategien ohnehin schon genügend grüne Scheine dafür eingesammelt. Ganze fünf Millionen davon kommen von einem südkoreanischen Tante-Emma-Laden, der mittlerweile weltweit in Elektronik macht und sich das Album vorfristig für eine benutzerfreundliche Applikation reservieren ließ – Platinstatus hatte es schon vor Verkauf, so what?! Natürlich hat man Schwierigkeiten, in Jay-Z noch den kleinkriminellen Drogendealer früher Tage auszumachen (was ihm doch hoffentlich niemand ernsthaft zum Vorwurf machen will), “MCHG” wird mutmaßlich das zehnte seiner Alben in Folge sein, das in den heimatlichen Charts ganz oben steht, nicht einmal Mdm. Ciccone hat Vergleichbares geschafft – muss es deshalb ein schlechtes sein? Sicher nicht.

Ein paar Euphoriebremsen darf man dennoch setzen: Den Vergleich mit Kumpel Kanye West, so man ihn ziehen will, wird er trotz des ganzen Ballyhoos wohl verlieren – nicht so spektakulär, nicht so überdreht und freaky, wenige bis keine Reizpunkte, Jay-Z liefert über weite Strecken Konventionelles statt Halsbrecherisches ab. Er hätte es zudem etwas straffen können, knapp sechzig Minuten sind viel, vielleicht zu viel, selbst für den gehobenen Standard. Und womöglich wäre es angeraten, dass er sich für die Zukunft mal ein paar neue Arbeitskollegen sucht – der Sound der Pharrells, Timbalands und -lakes ist einem mittlerweile schon so vertraut, dass man manchmal ein kleines Gähnen nicht unterdrücken kann. Die selbe Erfahrung macht man im Übrigen auch mit Timberlake’s eigenem, letztens ebenso hochgejazzten Folgewerk und auch da liegt der Verdacht nahe, ein wenig mehr an kreativem Input, ein wenig Veränderung hätte nicht geschadet.

Das sollte es mit der Nörgelei dann aber gewesen sein: Nach dem butterweichen Einsingen im Titeltrack und dem putzigen Nirvana-Zitat läuft “MCHG” spätestens mit dem nervös vibrierenden “Tom Ford” auf voller Drehzahl. Sich für das wassermusikalische (hi)storytelling bei “Oceans” (“Because this water drown my family, this water mixed my blood, this water tells my story, this water knows it all”) Frank Ocean an die Seite geholt zu haben, ist zur Zeit kein Fehler; woran auch immer man den Jungen arbeiten lässt – sein RnB hat fraglos den Midas-Touch. Viel Blech – weiter im Text – ist wohl das nächste große Ding (auch Kanye hatte ja schon mächtig in die Laibach-Kiste gegriffen), zum schweren, synthetischen Beat von “F.U.T.W.” passen die Bläsersätze ganz wunderbar und geben dem Stück zusätzlich eine, naja: besinnliche Note. Bei “Somewhere In America” wiederum beleben sie den Song und verpassen ihm einen gehörigen drive, zusammen mit dem Piano im Hintergrund swingt hier eine gehörige Menge Prohibitions-Patina mit.

Dass die Gemahlin bei “Part II (On The Run)” seltsam schläfrig daherkommt und das Stück deshalb nicht so recht zünden will – geschenkt. Dafür gibt’s zusammen mit Timberlake dann doch ein sehr gelungenes “Heaven” inklusive gehäckselter Synths und fabelhaft gecroontem Chorus, machen die Swizz Beatz aus “BBC” eine flotte Jazz-Rap-Aufkoche und geht auch die Morricone-Kulisse für “Blue” mehr als in Ordnung. Ein kleiner Schulterklopfer am Ende noch für Gonjasufi in “Nickles And Dimes”, die schwerblütig trippigen Drums verhelfen dem Ganzen, wenn auch nicht Großen, zu einem ordentlichen Abschluß. Fazit: Ganz sicher keine Offenbarung, auch kein magnum opus, manches der Stücke eher läßlich und in Anbetracht des vollmundigen Vorgeplänkels vielleicht auch etwas ernüchternd. Jay-Z hat den Gral, soweit man hören kann, also entgegen aller Erwartungen (oder Befürchtungen) noch nicht gehoben, die Suche danach ist aber, ganz wie in den Legenden der Frühzeit, auch mit ihm eine unterhaltsame geblieben. http://www.jayzonline.com/

Komplettstream des Albums (noch) bei Testspiel.

Schlaflos in Brooklyn

Bear Ceuse
„Don Domestique“

(Medical Records)

Soso, Wiegenlieder also. So jedenfalls lautet die Entsprechung des Bandnamens in französischer Sprache [berceuse/s] und so äußert sich auch Cameron Matthews, der Frontmann der jungen Band aus Brooklyn, New York. Man darf annehmen, dass die lieben Kleinen, die sich mit solchem Liedgut in den Schlaf schaukeln lassen, schon ganz besonders ticken müssen – schließlich reden wir hier nicht von Mozarts Kleiner Nachtmusik, sondern von einer Schnittmenge aus Sonic Youth, Wilco, Pavement und den Pixies. Die Platte ist zwar schon im Februar diesen Jahres erschienen, erfährt nun aber einen Re-Release – produziert wurde von Patrick Crecelius, der auch schon bei Beirut und The National mitgemischt hat. Die zehn Stücke auf “Don Domestique” oszillieren zwischen klassisch derbem Indierock (“I Saw It Beating”, “This Of That”), Noisegeschrammel mit rauhem Ostküstencharme (“Dixie Brothers”, “All Out Of That”, “Entertain Me”) und einzelnen Grungeeinlagen. Das Songwriting hat sich Matthews nach eigenen Angaben bei Jeff Tweedy und Stephen Malkmus abgeschaut, er liebt es, wenn’s mal unerwartet in eine gänzlich andere Richtung geht, Irritationen, Brüche, solche Dinge also. Textlich bleibt’s beim altbewährten Thema: “It’s a road map to my relationship with my one-and-only lady. I’ve made many regrettable mistakes, and instead of forgetting about them, I’ve written them down.” Nun, das war nicht die schlechteste Idee, denn so haben alles etwas davon: Er lernt hoffentlich daraus und wir hören gerne zu. http://bearceuse.com/

Donnerstag, 4. Juli 2013

So weit, so gut

Nicht ganz so konventionell, aber trotzdem gut: Die Tindersticks feiern ihr mehr als zwanzigjähriges Bestehen mit einem neuen Album, soweit, so gut. Allerdings finden sich darauf zehn bereits bekannte Stücke aus dem kompletten Katalog der Band, welche in den Londoner Abbey-Road-Studios komplett neu eingespielt worden sind. "This isn’t a selected highlights. It just shows how far we’ve come", so David Boulter, Mitbegründer der Formation. Welche Songs das genau sind, ist derzeit noch nicht zu erfahren - die Platte heißt jedenfalls "Across Six Leap Years" und im Oktober werden Stuart A. Staples und seine Mannen auch für ein Konzert in Berlin Halt machen. Einen Teaser zur Platte und ein paar monochrome Bildchen gibt es hier: http://www.tindersticks.co.uk/across-six-leap-years/

28.10.  Berlin, Admiralspalast

Smells like Monty Python

Und wieder ein Album, auf das die Popwelt dahindeliriert: Am Freitag erscheint bekanntlich "Magna Carta, Holy Grail" (was nicht halbso gewagt klingt wie "Yeezus" und nebenbei etwas von "Die Ritter der Kokosnuss" hat) von Beyoncé's Ehemann Jay-Z, eine vollumfängliche Kollaborationensammlung mit Justin Timberlake, Timbaland, Rick Rubin, Pharrell Williams, Rick Ross, Frank Ocean und der Gattin höchstselbst. Aufhorchen ließ die Nachricht, im Titeltrack verstecke sich ein Sample (eher: Lyrics) von Nirvana's "Smells like Teen Spirit" - nun, das Geheimnis kann gelüftet werden und es ist bei weitem nicht so spektakulär wie erhofft. Hier bei Soundcloud.