Freitag, 19. Juli 2013

Zur Hölle mit dem Häkelkurs

Deap Vally
“Sistrionix”

(Island)

An zwei Dingen kommt man bei Deap Vally unmöglich vorbei. Erstens, klar: an den White Stripes. Zu deutlich ist die Verwandtschaft – 2 zu 2, Gitarre, Schlagzeug, knochentrockener, übersteuerster Garagenblues, da hilft kein Leugnen. Zweitens: dieser wunderschöne Satz, der sich auf der Wikipedia-Seite von Lindsey Troy und Julie Edwards findet: “The duo first met at a needlework class where Edwards taught Troy how to crochet.” Man hört die Musik und denkt sich: Was um alles in der Welt war das für ein Häkelkurs? Und was haben die beiden dort zusammengeklöppelt? Platzdeckchen mit Pentagrammen? Topflappen in der Form eines Dreizacks? Sehr befremdlich. Irgendetwas muss damals passiert sein, denn den teuflischen Sound, den die beiden auf ihr Debüt gepresst haben, dieses Kreischen, Knirschen und Kratzen, den macht niemand, der aus ästhetischen Gründen eine Falte ins Sofakissen drückt. Nein, die Mädchen hier hauen ganz anders zu und sie erwarten Gleiches auch vom Gegenüber: “No you don’t get this if you don’t treat me well, cause what you call love, baby, I call hell” (“Baby I Call Hell”), auch für den Vater, der es doch nur gut gemeint hat, haben sie eine passende Ansage: “You say marry a rich man, find a rich one if you can. But, Daddy, don't you understand, I'm gonna make my own money, gonna buy my own land“ („Gonna Make My Own Money“). Starke Töne. Ruhe gönnen sie dem Hörer kaum, es brettert und schrammelt fast über die komplette Länge des Albums – das ist nicht wirklich abwechslungsreich und – wenn am Ende dann wie bestellt mit „Six Feet Under“ der schummrige Feierabend samt Gospeleinlage eingeläutet wird – etwas vorhersehbar. Sei’s drum, ein Kritiker meinte kürzlich treffend: „Endlich wieder ein Pfeifen im Ohr!“, keine Angst also, die wollen doch nur spielen. http://deapvally.com/

15. August  St. Pölten, FM4-Festival

Komplettstream des Albums beim NME

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