Montag, 31. August 2009

Sensation, Baby?



“It’s with some sadness and great relief to tell you that I quit Oasis tonight. People will write and say what they like, but I simply could not go on working with Liam a day longer.”
Es sollte wohl als d i e Sensationsmeldung der neuen Woche daherkommen, bei näherer und subjektiver Betrachtung entpuppt sich die Nachricht eher als eine aus der Kategorie Reis/China/ Sack. Welche der beiden strunzdummen Hulpen nun die Band verlassen hat und warum ist eigentlich völlig wurscht, haben sie doch zusammen seit gefühlten 35 Jahren kein gescheites Album mehr hinbekommen. Aus rein psychologischer Sicht ist das Ganze natürlich schon ein kurzes Aufmerken wert, steigt doch der gesammelte IQ der Band vom Niveau eines Knäckebrotes auf den einer Stubenfliege – und das ist in Zeiten des Sommerlochs dann doch ein richtiger Kracher ...

Freitag, 28. August 2009

Gehört_50



Noah And The Whale „The First Days Of Spring“ (V2)
Böse Zungen könnten behaupten, Noah And The Whale hätten ihren Karrierepeak in dem Moment erreicht, als sie im letzten Jahr mit ihrem fidelen „Five Years Time“ einen österreichischen Mobilfunker bei dessen Werbefeldzug musikalisch unter die Arme greifen durften – was sollte danach noch kommen? Nun, zu einer zweiten Platte hat’s jedenfalls gereicht, von dem fröhlichen Ukulelenfolk ist darauf allerdings nicht mehr so viel übrig geblieben. Denn Noah And The Whale im Jahre 2009 lassen sich Zeit. Sie lassen sich viel Zeit. Ganze drei Stücke brauchts, um endlich nach zentnerschwerem, sparsam instrumentiertem und todtraurigem Beginn („I Have Nothing“) der Band mit zaghaftem Rhythmus ein wenig auf die Sprünge zu helfen. „My Broken Heart“ ist zwar auch nichts für einen spaßigen Telefonspot, beweißt aber zumindest einiges an Potential – hier ein hallender Bläsersatz, da ein verzerrtes Gitarrenriff, das ganze schön flauschig unterfüttert, man möchte sie fast anspornen, jetzt doch endlich mal die Handbremse zu lösen. Und wie das so ist, wer dabei nicht aufpaßt, schmiert halt auch mal kräftig ab – so geschehen bei „Love Of An Orchestra“, über das man mitsamt den Instrumentals schleunigst den Mantel des Schweigens legen möchte. Bei „Stranger“ haben sie sich dann wieder gefangen, sind ganz bei sich, steigern sich sogar noch ein wenig und machen aus „Blue Skies“ einen ganz passablen Schmachtfetzen, den Chris Martin auch nicht besser hinbekommen hätte. Der Rest erschöpft sich dann allerdings wieder in trostlosen Selbstbetrachtungen. Irgendwie hat man das Gefühl, dass sich die Jungs aus London nie so ganz für eine Richtung entscheiden können: Für die Tindersticks fehlt es ihnen an der zerrütteten und übersteigerten Melodramatik eines Stuart Staples, für Bill Callahan an grandios versponnener Posie und für Coldplay und deren kitschiges Pathos haben sie nicht den Mut – was man ihnen aber nicht wirklich übelnehmen kann. Mal schauen, wo die Reise so hingeht, die ersten Frühlingstage hatte ich mir jedenfalls etwas anders vorgestellt ...

Donnerstag, 27. August 2009

Gehört_49



Brendan Benson „My Old, Familiar Friend“ (V2)
Ehrlicherweise sollte ich vorausschicken, dass der alternative Songwriterpop eines Brendan Benson nicht so ganz zu meinen Spezialgebieten gehört. Natürlich habe ich meinen Elliot Smith gehört, Sondre Lerche und Ben Kweller im Regal und natürlich sind mir auch die Raconteurs ein fester Begriff, wenn ich diesen die agressivere Variante von Jack Whites Nebenprojekten, also The Dead Weather, eher bevorzuge. Will sagen, ich kann schwerlich einschätzen, ob Benson, wie der stets unfehlbare Karl Bruckmaier schreibt, „Gott ist“ – dass er hier aber mit „My Old Familiar Friend“ eine fabelhafte Songsammlung vorlegt, das dürfte außer Frage stehen. Ein Akkordarbeiter scheint er ja nicht zu sein, der Amerikaner, was ihn nebenbei bemerkt sehr angenehm von seinem Kollegen Ryan Adams unterscheidet, in nunmehr dreizehn Jahren ist dies sein viertes Album. Und wenn das wie zu hören der Qualität der Songs zuträglich ist dann soll es mir nur recht sein. Schon mit dem zweiten Stück „Eyes on the horizon“ ist ihm ein wundervoller Song geglückt, gefolgt vom herrlichen „Garbage Day“, das in Text und Ton ohne Probleme auch dem Kopf eines Ben Folds entsprungen sein könnte. Die Parallelen zwischen beiden sind auch beim Rest des Albums erfreulich offenkundig. Beide scheuen nicht die überraschende Instrumentierung und wildern gern in scheinbar artfremdem Gebiet – so wird zum Beispiel aus „Feel like taking me home“ eine fast schon überraschende Dancenummer. Übriges pendelt zwischen traurig-süßer Ballade (fabelhaft hier: „Lesson Learned“), getragenem Midtempo und gut abgehangenem Rock, alles wirkt sehr frisch, inspiriert und an keiner Stelle gelangweilt. Neulich war ja zu lesen, dass die Londoner jetzt über die Musik in ihren U-Bahn per Internet abstimmen dürfen. Weitergesponnen heißt das dann: Wenn Benson also nicht Gott ist, so wollen wir hoffen, dass der echte wenigstens einen YouTube-Channel besitzt und kräftig für seinen vermeintlichen Stellvertreter voten kann. Es wäre nur gerecht.

Freitag, 21. August 2009

Gehört_48



Zoot Woman „Things Are What They Used To Be“ (Snowhite)
Nachdem der ansich sehr geschätzte Dirk Peitz es fertigebracht hat, im Kulturteil der SZ einen Fünfspalter über Zoot Woman unterzubringen, der nahezu nichts über die Musik auf deren neuer Platte zu berichten wußte, dafür umsomehr über ihren berühmten Bassisten und Superoberproduzenten Stuart Price und dessen seltsames Teilarbeitsverhältnis, schien es doch ganz ratsam, sich besagtes Album noch einmal genauer anzuhören. Die Erwartungen an diese Band, neben The Whitest Boy Alive vielleicht die zeitgemäßeste des noch jungen Jahrtausends, waren nach sechs Jahren Wartezeit und den Meriten der beiden erstklassigen Vorgänger schwindelnd hoch. Gelten sie doch nicht nur als bloße Blaupause der 80er Jahre, die einem, ob man nun will oder nicht, an jeder Ecke gnadenlos um die müden Ohren gehauen werden – Zoot Woman wird eine deutlich höhere Qualität zuerkannt, Premier League sozusagen. Der erste Eindruck von „Things Are What They Used To Be“ allerdings ist dann eher ein zwiespältiger. Nicht dass man mit dem Diktat des Grooves, das Price dem Album verordnet hat, nicht leben könnte, auch mit den teils unterkühlten, wohlkalkulierten Arrangements war zu rechnen. Was allerdings erstaunt ist die relativ eindimensionale Ausrichtung der Mittel, die hier zum Erfolg führen sollen. Es stampft und pumpt was die Membranen hergeben, neben dem Titelstück fallen dem auch „Memory“ und „Witness“ zum Opfer – letzteres Stück könnte durchaus auch für die aktuellen Depeche Mode taugen, wobei dann wohl Dave Gahan auch die deutlich stimmgewaltigere Gesangsalternative wäre. Das und der etwas flaue Beginn des Albums lassen einen etwas ratlos zurück und so kommt es, dass die wirklichen Höhepunkte eben die sind, die schon längere Zeit im Netz kursieren: „Saturation“ klingt, diese zweifelhafte Metapher muß erlaubt sein, wie heißes, pulsierendes Wachs – goldfarben natürlich, ebenso grandios kommen „We Won’t Break“ und „Live In My Head“ daher, allesamt runde Ohrenschmeichler, zu denen sich mit Abstrichen auch noch „Lonely By Your Side“ gesellen kann. Der Rest ist mir zu einfach schabloniert und dann zu schnell vergessen. Dass Price auch Hand an das neue Killers-Album gelegt hat, läßt sich an seinem eigenen Projekt leider so recht nicht erkennen – die Überraschungen, die einem da aus jedem Song entgegensprangen, fehlen hier fast gänzlich. Kein „Midas Touch“ also für den Klangveredler oder um im Bild zu bleiben, zu wenige „Killers“, zu viele „Fillers“ ...

Dienstag, 18. August 2009

Gehört_47



The XX „XX“ (XL Recordings)
Nee, nee, Alter, denkste dir, nee, nich mit mir! Gerade mal vierzich geworden, was von der Welt gesehen und zwar nich zu knapp. Die Achziger nich nur in der Glotze mit olle Hugo Balder erlebt, sondern mittendrinne sozialisiert – alles gehört: den Punk, New Wave, No Wave, Nu Wave und was nich alles. Kurz: Ahnung von Musik, und zwar reichlich. Denkste dir. Schon einiges mitgemacht, denkste, damals Nirvana, dabeigewesen – klar, war geil, war top. Dann später die Strokes, erst mal abwarten haste gesagt, aber keine Gegenwehr, kapituliert, waren zu gut, auch geil, auch top, keine Ausreden. Haste viel kommen und noch mehr gehen sehen, denkste dir. Und läßt dich nicht verrückt machen. Nur weil so ne angestaubte, oberwichtige Musikzeitung – en em eh, hohoho – wieder mal ne neue Sau durchs Dorf treibt. Ha, alles schon gehabt. Arctic Monkeys sagste, tja, fandste nich so toll, total überschätzt. Total. Dann The Enemy, dass du nich lachst, war doch nix, keine Ahnung, nur noch Hyper! Hyper! schreien als hätten’se Fieber. Nich mi dir, denkste. Und jetzt das – ha: Glauben das ist einfach, denken, sie haben’s raus – einfach mal so’n Kreuz auf die Hülle kritzeln. Hey, Milchgesichter allesamt, keine 20 und schon Platten machen wollen, die einen umhauen. Da lachste. Denkste – dich kriegen sie nich. Namedropping, haha, bin über vierzich und dann wollen se mir wieder was von Joy Division und The Cure erzählen – gut Mann, bei Interpol hat’s ja noch hingehauen, da haben’se Recht gehabt. Aber hey, das passiert in zwanzich Jahren ein Mal. Young Marble Giants hat einer geschrieben, hatter dich gehabt, haste dich breitschlagen lassen und hast mal reingehört. Nur mal so. Und was nu, ja verdammt noch mal, soll doch einer … ach Scheiße, hört doch einfach selbst rein, glaubt ja eh’ keiner! Gibt’s nich! Nich mit dir, haste gedacht, nich wahr?
http://www.myspace.com/thexx

Erster sein.



Da muß ein wenig Freude wohl erlaubt sein, auch wenn ich die Spötter schon aus allen Ecken rufen höre: "2. Spieltag, 2. Spieltag ..." - geschenkt! Ich jedenfalls kann mich an Zeiten erinnern, da skandierten die Kiezfans noch voller Leidenschaft am Montag Abend im DSF vor laufenden Kameras "Wir essen keinen Corny-Riegel, wir trinken kein Hasseröder!" - man mochte ganz offensichtlich die Montagsspiele nicht sooo sehr. Das sollte sich seit gestern Abend geändert haben - mit einem satten 5:0, in Worten FÜNF ZU NULL, hat der FC die Aachener daheim gleichsam weggeballert. Haben die Aachener Sportsfreunde wohl gedacht, sie wären die einzigen, die ein Tivoli zu bieten hätten und dabei wohl vergessen, dass beim FC St. Pauli das Tivoli in Form des Vereins- aka Revuepräsis quasi immer mit an Bord ist. Und das Ding hätte sehr wohl noch höher ausfallen können, wenn der Schiri den ersten Elfer gegen Naki auch noch gegeben hätte - ach, was soll's. Träumen wir halt ein wenig und genießen den Blick auf die Tabelle, denn ein St. Pauli-Fan weiß, wie kurz so ein Moment sein kann. Nicht vergessen werden sollen bei aller Freude die Genesungswünsche für den Fan, der beim Jubel von der Tribüne in die Tiefe gestürzt ist - er soll soweit außer Lebensgefahr sein ...

Montag, 17. August 2009

Gehört_46



Julian Plenti „Julian Plenti is ... Skyscraper” (Matador)
Es war natürlich sonnenklar, dass es Paul Banks mit seinem Alter Ego und dessen Solodebüt „Julian Plenti is ... Skyscraper“ nicht eben leicht haben würde bei der Kritik, allzu komplex und in sich gekehrt hat sich die Musik seiner Band Interpol in den letzten Jahren entwickelt, zu unnahbar wirkte der charismatische Sänger für die hechelnde Journaille. Und als er sich desöfteren mit Extopmodel Helena Christensen zeigte und sich auch daraus keine Stories für die Klatschpresse stricken ließen, war das Beil geschliffen und die Hinrichtung abgemachte Sache. Dass diese nun vorerst verschoben werden muß ist erstaunlich genug, die Kritiken zum ersten Soloalbum fallen doch milder aus als erwartet und manch ein Freund der Parole „Kopf ab!“ hat sich sogar zu einer wohlwollenden Empfehlung hinreißen lassen. Tatsächlich sind die Songs auf dem Album zwar bei weitem nicht so vielschichtig wie zum Beispiel auf „Our Love To Admire“, dem letzten Meilenstein von Interpol, auch den zwingenden, wuchtigen Beat von „Antics“ sucht man meist vergebens – interessanterweise findet man ihn dann beim einzigen Stück, an dem auch Sam Fogarino, der Drummer der Band, mitgefrickelt hat, der zweiten Single „Games For Days“. Und trotzdem ist es eine zwar gewohnt unterkühlte, doch abwechslungsreiche, interessante Platte geworden: Wieder entfaltet das raue, elegische Timbre von Banks seinen unwiderstehlichen Zauber und macht einige, wenn auch beileibe nicht alle Songs auf „...Skyscraper“ zu unverkennbaren Ohrwürmern. Wieder sind es eher die schwermütigen Sachen, die über dem Durchschnitt liegen, „On The Esplanade“ prickelt angenehm dunkel, „Skyscraper“ wirkt noch eine Spur mystischer, auch der „Madrid Song“ hat seine berückenden Momente. Anderes wieder kommt recht unentschieden daher, die erste Single „Fun That We Have“ zählt dazu genauso wie das fast schon beschwingte „Unwind“. Man möchte sich die Augen (oder besser die Ohren) reiben bei solchen Klängen, solche krachigen Zwitter waren ja die Sache von Interpol nicht und irgendwie passt es wohl auch zum Menschen Paul Banks, der deutlich geerdeter, klarer und lebensbejahender wirkt als noch vor eins, zwei Jahren. Der Zynismus ist einer durchaus positiven Melancholie gewichen, das Instrumental „H“ also auch ein kleines, augenzwinkerndes Gegenstück zum bitterbösen, kaltschnäuzigen „The Heinrich Maneuver“ aus dem Jahr 2007. Man darf sich also freuen über dieses Ergebnis der Selbstbesinnung und auch über den Mut, diese Platte zu bringen – in den letzten Interviews hatte Banks ja anklingen lassen, dass er mit Vorliebe eben nicht wie vielfach vermutet die alten Platten von Joy Division, Television und den Chameleons hört, sondern hauptsächlich Rap und Hip Hop. Gut, dass man das dem Album in keinster Weise anhört – so bleibt der Kopf dran!

Und los!

Klammheimlich hat während meines Urlaubs die neue Saison begonnen - nun, allzuviel ist noch nicht passiert: Schalke und Wolfburg rennen sich die Lunge aus dem Leib, die Bayern hecheln noch im Mittelfeld hinterher und spielen schon wieder so konfus wie gewohnt (sagt der Bayern-Michi, der hat's gesehen) und die Kiezkicker haben sich den geliebten Platz 8 von den blöden Sechzgern nehmen lassen - na warten wir's ab. In jedem Falle jetzt auch hier wieder alles halbswegs aktuell nachzulesen ...