Freitag, 28. August 2009

Gehört_50



Noah And The Whale „The First Days Of Spring“ (V2)
Böse Zungen könnten behaupten, Noah And The Whale hätten ihren Karrierepeak in dem Moment erreicht, als sie im letzten Jahr mit ihrem fidelen „Five Years Time“ einen österreichischen Mobilfunker bei dessen Werbefeldzug musikalisch unter die Arme greifen durften – was sollte danach noch kommen? Nun, zu einer zweiten Platte hat’s jedenfalls gereicht, von dem fröhlichen Ukulelenfolk ist darauf allerdings nicht mehr so viel übrig geblieben. Denn Noah And The Whale im Jahre 2009 lassen sich Zeit. Sie lassen sich viel Zeit. Ganze drei Stücke brauchts, um endlich nach zentnerschwerem, sparsam instrumentiertem und todtraurigem Beginn („I Have Nothing“) der Band mit zaghaftem Rhythmus ein wenig auf die Sprünge zu helfen. „My Broken Heart“ ist zwar auch nichts für einen spaßigen Telefonspot, beweißt aber zumindest einiges an Potential – hier ein hallender Bläsersatz, da ein verzerrtes Gitarrenriff, das ganze schön flauschig unterfüttert, man möchte sie fast anspornen, jetzt doch endlich mal die Handbremse zu lösen. Und wie das so ist, wer dabei nicht aufpaßt, schmiert halt auch mal kräftig ab – so geschehen bei „Love Of An Orchestra“, über das man mitsamt den Instrumentals schleunigst den Mantel des Schweigens legen möchte. Bei „Stranger“ haben sie sich dann wieder gefangen, sind ganz bei sich, steigern sich sogar noch ein wenig und machen aus „Blue Skies“ einen ganz passablen Schmachtfetzen, den Chris Martin auch nicht besser hinbekommen hätte. Der Rest erschöpft sich dann allerdings wieder in trostlosen Selbstbetrachtungen. Irgendwie hat man das Gefühl, dass sich die Jungs aus London nie so ganz für eine Richtung entscheiden können: Für die Tindersticks fehlt es ihnen an der zerrütteten und übersteigerten Melodramatik eines Stuart Staples, für Bill Callahan an grandios versponnener Posie und für Coldplay und deren kitschiges Pathos haben sie nicht den Mut – was man ihnen aber nicht wirklich übelnehmen kann. Mal schauen, wo die Reise so hingeht, die ersten Frühlingstage hatte ich mir jedenfalls etwas anders vorgestellt ...

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