Montag, 17. August 2009

Gehört_46



Julian Plenti „Julian Plenti is ... Skyscraper” (Matador)
Es war natürlich sonnenklar, dass es Paul Banks mit seinem Alter Ego und dessen Solodebüt „Julian Plenti is ... Skyscraper“ nicht eben leicht haben würde bei der Kritik, allzu komplex und in sich gekehrt hat sich die Musik seiner Band Interpol in den letzten Jahren entwickelt, zu unnahbar wirkte der charismatische Sänger für die hechelnde Journaille. Und als er sich desöfteren mit Extopmodel Helena Christensen zeigte und sich auch daraus keine Stories für die Klatschpresse stricken ließen, war das Beil geschliffen und die Hinrichtung abgemachte Sache. Dass diese nun vorerst verschoben werden muß ist erstaunlich genug, die Kritiken zum ersten Soloalbum fallen doch milder aus als erwartet und manch ein Freund der Parole „Kopf ab!“ hat sich sogar zu einer wohlwollenden Empfehlung hinreißen lassen. Tatsächlich sind die Songs auf dem Album zwar bei weitem nicht so vielschichtig wie zum Beispiel auf „Our Love To Admire“, dem letzten Meilenstein von Interpol, auch den zwingenden, wuchtigen Beat von „Antics“ sucht man meist vergebens – interessanterweise findet man ihn dann beim einzigen Stück, an dem auch Sam Fogarino, der Drummer der Band, mitgefrickelt hat, der zweiten Single „Games For Days“. Und trotzdem ist es eine zwar gewohnt unterkühlte, doch abwechslungsreiche, interessante Platte geworden: Wieder entfaltet das raue, elegische Timbre von Banks seinen unwiderstehlichen Zauber und macht einige, wenn auch beileibe nicht alle Songs auf „...Skyscraper“ zu unverkennbaren Ohrwürmern. Wieder sind es eher die schwermütigen Sachen, die über dem Durchschnitt liegen, „On The Esplanade“ prickelt angenehm dunkel, „Skyscraper“ wirkt noch eine Spur mystischer, auch der „Madrid Song“ hat seine berückenden Momente. Anderes wieder kommt recht unentschieden daher, die erste Single „Fun That We Have“ zählt dazu genauso wie das fast schon beschwingte „Unwind“. Man möchte sich die Augen (oder besser die Ohren) reiben bei solchen Klängen, solche krachigen Zwitter waren ja die Sache von Interpol nicht und irgendwie passt es wohl auch zum Menschen Paul Banks, der deutlich geerdeter, klarer und lebensbejahender wirkt als noch vor eins, zwei Jahren. Der Zynismus ist einer durchaus positiven Melancholie gewichen, das Instrumental „H“ also auch ein kleines, augenzwinkerndes Gegenstück zum bitterbösen, kaltschnäuzigen „The Heinrich Maneuver“ aus dem Jahr 2007. Man darf sich also freuen über dieses Ergebnis der Selbstbesinnung und auch über den Mut, diese Platte zu bringen – in den letzten Interviews hatte Banks ja anklingen lassen, dass er mit Vorliebe eben nicht wie vielfach vermutet die alten Platten von Joy Division, Television und den Chameleons hört, sondern hauptsächlich Rap und Hip Hop. Gut, dass man das dem Album in keinster Weise anhört – so bleibt der Kopf dran!

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