Donnerstag, 27. August 2009

Gehört_49



Brendan Benson „My Old, Familiar Friend“ (V2)
Ehrlicherweise sollte ich vorausschicken, dass der alternative Songwriterpop eines Brendan Benson nicht so ganz zu meinen Spezialgebieten gehört. Natürlich habe ich meinen Elliot Smith gehört, Sondre Lerche und Ben Kweller im Regal und natürlich sind mir auch die Raconteurs ein fester Begriff, wenn ich diesen die agressivere Variante von Jack Whites Nebenprojekten, also The Dead Weather, eher bevorzuge. Will sagen, ich kann schwerlich einschätzen, ob Benson, wie der stets unfehlbare Karl Bruckmaier schreibt, „Gott ist“ – dass er hier aber mit „My Old Familiar Friend“ eine fabelhafte Songsammlung vorlegt, das dürfte außer Frage stehen. Ein Akkordarbeiter scheint er ja nicht zu sein, der Amerikaner, was ihn nebenbei bemerkt sehr angenehm von seinem Kollegen Ryan Adams unterscheidet, in nunmehr dreizehn Jahren ist dies sein viertes Album. Und wenn das wie zu hören der Qualität der Songs zuträglich ist dann soll es mir nur recht sein. Schon mit dem zweiten Stück „Eyes on the horizon“ ist ihm ein wundervoller Song geglückt, gefolgt vom herrlichen „Garbage Day“, das in Text und Ton ohne Probleme auch dem Kopf eines Ben Folds entsprungen sein könnte. Die Parallelen zwischen beiden sind auch beim Rest des Albums erfreulich offenkundig. Beide scheuen nicht die überraschende Instrumentierung und wildern gern in scheinbar artfremdem Gebiet – so wird zum Beispiel aus „Feel like taking me home“ eine fast schon überraschende Dancenummer. Übriges pendelt zwischen traurig-süßer Ballade (fabelhaft hier: „Lesson Learned“), getragenem Midtempo und gut abgehangenem Rock, alles wirkt sehr frisch, inspiriert und an keiner Stelle gelangweilt. Neulich war ja zu lesen, dass die Londoner jetzt über die Musik in ihren U-Bahn per Internet abstimmen dürfen. Weitergesponnen heißt das dann: Wenn Benson also nicht Gott ist, so wollen wir hoffen, dass der echte wenigstens einen YouTube-Channel besitzt und kräftig für seinen vermeintlichen Stellvertreter voten kann. Es wäre nur gerecht.

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