Dienstag, 27. Oktober 2020

Ela Minus: Selbst gemacht

Ela Minus
„Acts Of Rebellion“

(Domino Recordings)

Eine wirklich schöne Überraschung hatte sich schon im Frühjahr dieses verflixten Jahres angekündigt, nun ist sie zur Gewissheit geworden: Die im kolumbianischen Bogotá geborene Musikerin Gabriela Jimeno, nach einem Studium am renommierten Berklee-College mittlerweile im New Yorker Stadtteil Brooklyn daheim, veröffentlichte da nämlich ihre erste neue Single „They Told Us It Was Hard, But They Were Wrong“ unter ihrem Pseudonym Ela Minus. Sanfter, unterkühlter Wavepop, den sie in kompletter Eigenregie fabriziert. Was da recht geheimnisvoll und dunkel aus den Boxen pulsierte, findet nun auf dem Debütalbum seine konsequente Fortsetzung. Jimeno ist eine Künstlerin, die an Eigenverantwortung und die positive Kraft der Veränderung im Kleinen glaubt, verbindet also das handwerkliche DIY mit der Credo des Punk und klingt dabei doch äußerst geschmeidig. Neben der besagten Single waren auch die nachfolgenden Tracks „“Megapunk“, „El cielo no es de nadie“ und das aktuelle „Dominique“ Dokumente ihrer persönlichen Rebellion gegen Fatalismus, Eskapismus und Resignation.



„We can’t seem to find any peace of mind, as much as we try, there’s no way out but fight. You won’t make us stop“, heißt es zum Beispiel an einer Stelle, ähnliche Textbeispiele lassen sich in vielen Stücken auf dem Album finden. “I think hope starts by accepting and seeing the problem,” sagte sie dem Netzportal Stereogum, “I think it’s more of a realist approach. To the fact that we have to keep going. Either we are hopeful, or it’s going to be a pain in the ass to keep living.” Zuversicht ist bei ihr also Programm, nur ganz selten dringen Ängste und Zweifel durch die Zeilen. So etwa im Lockdown-Song „Dominique“, wo sie mit der tagelangen Isolation hadert: “Today I woke up at 7pm, my brain feels like it’s going to break. I haven’t seen anyone in a couple of days, I’m afraid I forgot how to talk, to anyone else that’s not myself.” Dem Schrecken des allmächtigen Internets, voller Hass, Häme und Selbstermächtigung dieser Tage, stellt sie dann einen fast kindlichen Trotz gegenüber, wenn sie zum Instrumental „Let Them Have The Internet“ erzählt (kulturnews), man solle es doch den Verschwörern und Wutbürgern überlassen und selbst alle Verbindungen kappen – ein Treffen mit Freund*innen wäre die weitaus bessere Alternative. Mit dem Musiker Helado Negro hat sie das dann tatsächlich auch getan, herausgekommen ist mit „Close“ der bezaubernde Kehraus einer sehr feinen Platte.



Keine Kommentare: