Gerade haben die Sleaford Mods das geschafft, wovon so ziemlich jeder britische Musiker träumt: Gemeinsam mit den Supports Horse Meat Disco, Stewart Lee und den fabelhaften Viagra Boys haben sie zum Abschluß der Tour zum Album "Eton Alive" das altehrwürdige Londoner Hammersmith Apollo ausverkauft. Nachdem sie vor einiger Zeit auch schon beim Indiedealer Rough Trade unterschrieben haben, könnte man also sagen, sie sind oben angekommen. Doch wer Andrew Fearns und Jason Williamsons Karriere eine zeitlang verfolgt hat, der weiß, dass die beiden solche Erfolge zwar sehr wohl genießen, sich aber davon keineswegs von der Ernsthaftigkeit ihres eigentlichen Ziels ablenken lassen - der wütenden Anklage an das bestehende politische System in England und die stetig zunehmende Verschlechterung in allen Bereichen sozialen, gesellschaftlichen Zusammenlebens in ihrem Heimatland, Stichworte Bildungsnotstand, erodierendes Gesundheitssystem, Armut, Wohnungsnot, aufkommender Nationalismus, you name it. Nebenher ist Williamson nicht nur als Buchautor (aktuell "House Party" bei Bracketpress) aktiv, sondern kooperiert auch gern mit anderen Musikern. Erst kürzlich haben wir auf seinen Beitrag zum aktuellen Album der französischen Post-Punk-Kapelle Frustration hingewiesen, hier nun kommt der nächste Verweis. Denn jetzt hat Scorn, das Projekt des englischen Industrial-Pioniers Mick Harris, seine neue Platte "Café Mor" (Ohm Resistance) veröffentlicht. Entstanden ist Scorn Anfang der Neunziger ursprünglich gemeinsam mit Nicholas Bullen als Sidestep zur Grindcore-Band Napalm Death, mittlerweile und nach einigen Unterbrechungen werkelt Harris allein und hat sich komplett der experimentellen Elektronik verschrieben. Der Track, dem Williamson seine Stimme lieh, heißt im Übrigen "Talk Whiff" - haha, der alte Dampfplauderer.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen