Donnerstag, 6. Juli 2017

Kane Strang: Doppelherz vs. Doppelhirn

Kane Strang
„Two Hearts And No Brain“

(Dead Oceans)

Eigentlich sollte man meinen, ein Junge in dem Alter hätte genügend Freunde. Solche, die einem sagen, daß man diese Pullover, diese Brillen nicht trägt. Über die Frisur wollen wir jetzt mal gar nicht reden. Andererseits macht gerade das den jungen Neuseeländer Kane Strang auch wieder grundsympathisch, denn warum sollte er, wenn er auf die unbestrittene Qualität seine Musik vertraut, Ratschläge über derlei Äußerlichkeiten beherzigen? Offenbar scheinen ihm diese nicht allzu wichtig zu sein. Wie herrlich unbeteiligt sich der Kerl aus Dunedin geben kann, darf man übrigens auch an seinem lakonisch lustlosen Blick im Video zu „My Smile Is Extinct“ ablesen, einem Song, der wie der Rest der Platte auch mit großen Melodien die kleinen Gemeinheiten des Alltags bespielt. Er hätte ja, so hört man da, einigen Grund, richtig sauer zu sein, und doch überlässt er den Krach seiner Gitarre und gönnt uns allen nur einen leeren Blick.



Eigenwillig ist Strang allemal. Sein Debütalbum „A Pebble And A Paper Crane“, so hört man, nahm er 2013 in Teilen während einer Urlaubsreise durch die Niederlande auf und zwar in einem Weltkriegsbunker. Im letzten Jahr dann mit „Blue Cheese“ das etwas bekanntere Folgewerk und nun also Nummer drei mit diesem wirklich sehr hübschen Titel. Offiziell sollen dafür ja die Beach Boys und Pavement Pate gestanden haben, für das schwermütige Geschmirgel an den Saiten könnten aber auch die Pixies, Interpol im Speziellen und der Grunge im Allgemeinen als Vergleich herhalten. Alles angenehm träge und LoFi, nichts überstürzt und mit jeder Menge eingängiger Melodien versehen. Neben dem anfangs erwähnten Stück ist hier auch die zweite Single „Oh So You’re Off I See“ zu nennen – auch bei dieser zieht der Junge übrigens ein Gesicht, als hätte ihn sein Management genötigt, ein fremdes, ungeliebtes Liedchen zum Karaokevortrag zu bringen. Jugendliche Verwirrungen allerorten, Doppelherz gegen Doppelhirn, selten wird es mal, wie bei „Summertime In Your Lounge“ etwas entspannter und selbst zum leidigen Thema Donald Trump hat Strang sich im Rahmen der Edition „Our First 100 Days“ mit „Hypochondria“ so seine Gedanken gemacht. Ein begabter Grübler, der ernst genommen werden will. Bleibt er so gut, sollte das nicht weiter schwerfallen.

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