Schweden ist also wieder am Drücker und zwar ganz prominent: The Radio Dept. kommen nach ganzen sechs Jahren auf den Radar zurück und wollen am 21. Oktober via Labrador Records ihr bislang viertes Studioalbum veröffentlichen. Die Idee dazu ist laut Auskunft der Band seit 2014 am werden, einige der Stücke von "Running Out Of Love", so der Titel der Platte, sind also schon etwas älter - dazu zählt u.a. auch der Song "Occupied", das wir an gleicher Stelle vor längerer Zeit schon vorstellen durften. Einer löblichen Angewohnheit folgend kommt auch das politische Engagement des Trios aus Lund nicht zu kurz, auch auf dem neuen Werk werden die Zunahme von Rassismus, Nationalismus und politischer Ohnmacht in Schweden verhandelt.
Update: Neue Töne vom nächsten Album - hier kommt die Single "Swedish Guns", eine böse Note an die schwedische Waffenindustrie.
Mittwoch, 31. August 2016
Friends Of Gas: Neu verortet
23.09. Hamburg, Reeperbahn Festival
29.10. Berlin, West Germany
12.11. München, Milla
02.12. Wuppertal, die Börse
03.12. Erfurt, Frau Korte
Montag, 29. August 2016
Son Little: Zuerst der Boss
Herrliche Erinnerungen - lang ist's her: Einer der besten Songs des Soundtracks der "Sopranos" war und ist der frühe Bruce Springsteen mit "State Trooper". Deshalb passt es ganz gut, daß der Soulrookie Son Little, der ja schon in den letzten zwei Jahren mit seinem selbstbetitelten Debüt und der EP "Things I Forgot" für Aufsehen sorgte, gerade eine neue Platte vorbereitet und ein Cover des besagten Stückes ins Rennen schickt, wann die zweite Platte bei ANTI- erscheint, steht noch nicht fest.
Samstag, 27. August 2016
Banks And Steelz: Poesie und Schwertkampf
Banks And Steelz
„Anything But Words“
(Warner Bros. Records)
Geben wir es doch ruhig zu, auch wenn es ein bisschen wehtut: Interpol sind in den letzten Jahren ein wenig langweilig geworden. Ihrem phänomenalen Debüt, dem maximal düsteren „Turn On The Bright Lights“, ließen sie die feine Tanzplatte „Antics“ folgen, dann kam die orchestrale Überhöhung „Our Love To Admire“ und darauf der Versuch, Wave und Elektronik zu verbinden – spätestens bei „El Pintor“ allerdings war nicht mehr zu kaschieren, daß es an tragfähigen Ideen mangelte, nicht mehr genügend Inspiration für ein komplettes Album vorhanden war. Gedanken und Erfahrungen, die sich mutmaßlich auch Paul Banks, der Kopf der Kapelle gemacht hat, zumindest sprachen seine Soloausflüge unter dem Moniker Julian Plenti oder unter Klarnamen, in jedem Falle aber seine Mixtapes diese Sprache. Von Banks‘ Vorliebe zum HipHop konnten seine Fans schon länger lesen, insofern war die Kollaboration mit Robert Fitzgerald Diggs aka. RZA, Mastermind des Wu-Tang Clan, keine so große Überraschung.
In Diggs hat Banks offenkundig einen Brother in Mind gefunden, denn auch dieser liebt es, seine Grenzen und Fähigkeiten auszutesten, ist er doch nicht nur Musiker und Komponist, sondern agiert seit geraumer Zeit auch als Regisseur und Schauspieler. Manch einer wird beim Hören des vorliegenden Albums aber einer anderen, naheliegenden Assoziation folgen und noch einmal das geniale MashUp „13 Chambers“ von Cecil Otter und Swiss Andy unter dem Pseudonym Wugazi herauskramen – schließlich wurden hier auf erstaunlich stimmige Weise der Hardcore von Fugazi („13 Songs“) und die Rapskills von „Enter The Wu-Tang (36 Chambers)“, dem Meisterwerk des Clans, gekreuzt. Und ganz ähnlich funktioniert auch der Crossover von „Anything But Words“, nur dass die Songs neu und gemeinsam entstanden sind.
Zu den scharfen Rhymes von RZA (und nebenbei auch noch Kool Keith, Method Man und Ghostface Killah) läßt Banks seine schillernden Gitarrenakkorde schwingen und breiten beide einen synthetischen, dunklen Klangteppich, den Banks mit seinem schwelgerischen Gesang noch verfeinert. Die Stücke klingen zuweilen wie nachträgliche Reworks unbekannter Interpolsongs (hier besonders der Titeltrack und „Conceal“), dann wieder übernimmt Banks im Hintergrund den Job des Veredlers, je nach Vorliebe kann man mal mehr und mal weniger die Handschrift des einen oder anderen entdecken, ausgewogen ist es allemal geworden. Auch Florence Welch durfte sich in „Wild Season“, dem wohl entspanntesten, poppigsten Stück des Albums verewigen, auch das gelingt frei von jeder Peinlichkeit ob der ungewohnten Kombi. Wenn das nun alles gute Nachrichten für all jene sind, die sich gern auch mal neben den abgetretenen Pfaden tummeln, so bleibt doch am Ende die bange Frage nach der Zukunft von Interpol – man kann sich so gar nicht recht vorstellen, wie deren nächstes Album, so es eines geben wird, dann wohl klingen mag … ? http://www.banksandsteelz.com/
13.11. Köln, Gloria
14.11. Berlin, PBHF Club
„Anything But Words“
(Warner Bros. Records)
Geben wir es doch ruhig zu, auch wenn es ein bisschen wehtut: Interpol sind in den letzten Jahren ein wenig langweilig geworden. Ihrem phänomenalen Debüt, dem maximal düsteren „Turn On The Bright Lights“, ließen sie die feine Tanzplatte „Antics“ folgen, dann kam die orchestrale Überhöhung „Our Love To Admire“ und darauf der Versuch, Wave und Elektronik zu verbinden – spätestens bei „El Pintor“ allerdings war nicht mehr zu kaschieren, daß es an tragfähigen Ideen mangelte, nicht mehr genügend Inspiration für ein komplettes Album vorhanden war. Gedanken und Erfahrungen, die sich mutmaßlich auch Paul Banks, der Kopf der Kapelle gemacht hat, zumindest sprachen seine Soloausflüge unter dem Moniker Julian Plenti oder unter Klarnamen, in jedem Falle aber seine Mixtapes diese Sprache. Von Banks‘ Vorliebe zum HipHop konnten seine Fans schon länger lesen, insofern war die Kollaboration mit Robert Fitzgerald Diggs aka. RZA, Mastermind des Wu-Tang Clan, keine so große Überraschung.
In Diggs hat Banks offenkundig einen Brother in Mind gefunden, denn auch dieser liebt es, seine Grenzen und Fähigkeiten auszutesten, ist er doch nicht nur Musiker und Komponist, sondern agiert seit geraumer Zeit auch als Regisseur und Schauspieler. Manch einer wird beim Hören des vorliegenden Albums aber einer anderen, naheliegenden Assoziation folgen und noch einmal das geniale MashUp „13 Chambers“ von Cecil Otter und Swiss Andy unter dem Pseudonym Wugazi herauskramen – schließlich wurden hier auf erstaunlich stimmige Weise der Hardcore von Fugazi („13 Songs“) und die Rapskills von „Enter The Wu-Tang (36 Chambers)“, dem Meisterwerk des Clans, gekreuzt. Und ganz ähnlich funktioniert auch der Crossover von „Anything But Words“, nur dass die Songs neu und gemeinsam entstanden sind.
Zu den scharfen Rhymes von RZA (und nebenbei auch noch Kool Keith, Method Man und Ghostface Killah) läßt Banks seine schillernden Gitarrenakkorde schwingen und breiten beide einen synthetischen, dunklen Klangteppich, den Banks mit seinem schwelgerischen Gesang noch verfeinert. Die Stücke klingen zuweilen wie nachträgliche Reworks unbekannter Interpolsongs (hier besonders der Titeltrack und „Conceal“), dann wieder übernimmt Banks im Hintergrund den Job des Veredlers, je nach Vorliebe kann man mal mehr und mal weniger die Handschrift des einen oder anderen entdecken, ausgewogen ist es allemal geworden. Auch Florence Welch durfte sich in „Wild Season“, dem wohl entspanntesten, poppigsten Stück des Albums verewigen, auch das gelingt frei von jeder Peinlichkeit ob der ungewohnten Kombi. Wenn das nun alles gute Nachrichten für all jene sind, die sich gern auch mal neben den abgetretenen Pfaden tummeln, so bleibt doch am Ende die bange Frage nach der Zukunft von Interpol – man kann sich so gar nicht recht vorstellen, wie deren nächstes Album, so es eines geben wird, dann wohl klingen mag … ? http://www.banksandsteelz.com/
13.11. Köln, Gloria
14.11. Berlin, PBHF Club
Freitag, 26. August 2016
Kings Of Leon: Fast vergessen
Man hatte sie fast schon ein wenig vergessen, die Familie Followill und ihre Rockkolchose Kings Of Leon. Dabei war das letzte Album "Mechanical Bull" vor drei Jahren nicht einmal der lang vorausgesagte Reinfall, sondern eigentlich ganz solide geraten. Nun haben sie aber doch noch einen Nachfolger benannt - am 14. Oktober soll "Walls" bei RCA erscheinen, zehn neue Stücke gehören dazu und produziert hat dem Vernehmen nach Marcus Dravs (Florence And The Machine, Arcade Fire). In Ermanglung neuer Töne hier noch einmal der Clip zu "Beautiful War" von der besagten letzten Platte.
Beginner: Geschmack und Haltung
Beginner
„Advanced Chemistry“
(Vertigo)
Natürlich ist das krass. Ganze sechsundzwanzig Jahre nach Startund noch ne Halbzeit nach dem letzten Album kommen Eizi Eiz, Denyo und DJ Mad provozierend locker um die Ecke geschlendert und bringen eine Platte, die den Respekt und die History schon im Namen spazieren trägt. Was es ist: Eine Hommage an die Anfänge des Deutschrap und eine Meßlatte für die Nachgeborenen, die Beginner nach den Beginnern, die nexte Generation, eine Lehrstunde in Sachen Coolness und tighter Lässigkeit. Band mit Geschmack also, und: Haltung. Was es trotzdem nicht ist: Ein politisches Statement. Hätte es werden können. Nach Mölln, Solingen, Lichtenhagen und Hoyerswerda (jawoll, haben sie alles in der Timeline) gäbe es zur Zeit ja wieder genügend Gründe, mal richtig Rabatz zu machen, Mollis werfen, Häuserkampf, solche Sachen. Braucht es aber nicht. Zumindest nicht von ihnen, denn ein jeder weiß um die Seite, auf der sie stehen und für eine plattes Haudrauf sind die drei Reimedrechsler ohnehin nicht zu haben. Da schauen dann wie Worterbsenzähler trübe aus der Wäsche, kaum Agitrap, kaum Nazihitlerantiantifa, nicht das erwartete AhEfDe-Bashing, sondern lieber ganz zum Schluß („Zu Hause“) eine düstere Vision für „das Land, das die Depression erfand“, das in grauer Gleichmacherei ein jämmerliches Dasein fristet, migrationsarm und völlig „unterfremdet“.
Lieber und besser feiern die Beginner sich selbst und ihre Rückkehr in die Business Class, wo die schon nicht mehr sitzen, die sie einst noch dissten. „Advanced Chemistry“ kommt mit ganz viel kernigem Drive und fettem Groove daher, hier werden gleich zum dreifachen Einstieg gemeinsam mit Gzuz, Gentleman und Samy Deluxe superlocker Geschichte und Einstellung gekickt. Man kann (jetzt erst recht) über sich lachen, weil die ersten Demos wie die ersten Demos klangen und selbst für Spex-Leser eine Zumutung waren. Egal, auch damals ging es schon um „Texte mit ner Aussage“ und dass die Beginner den Flow über dem Inhalt nie vergessen haben, machte und macht sie auch heute noch so einmalig. Hier und jetzt ganz viele Gäste: Dendemann ganz soulful für „So schön“ und Haftbefehl mit satten Technoraps bei „Macha Macha“, das läuft gut, das funktioniert, klingt frisch, authentisch und immer noch nach Können, nie nach Wollen.
Wer dreizehn Jahre an einem Album arbeitet, der hatte massig Zeit, da kann das schnell mal verkopfen oder überambitioniert kommen. Nicht so hier – den dreien hört man an, daß sie Bock auf das Comeback hatten. Und die Zeit ist gut gewählt, weil es momentan richtig viele gute Sachen zu hören gibt (neben einer ebensogroßen Menge Mist). Wer sich da noch mal an die Spitze setzen kann, verdient jeden Respekt. Nicht mit den krassesten Rhymes, sondern einem Sound, der sich alles einverleibt, was neben „ram pam pam“ und „um chagga lagga“ so alles Spaß bringt. Oldschoolscratches („Rambo No. 5“), LoFi-Adressen an das Bo („Rap und fette Bässe“), Bläsersets und dicken Reggae („Schelle“) – die Mischung passt und ist für drei „Neanderdigitaler“ geradezu up to the top. Textlich ist die Nummer vier Dank Delay und Denyo, auch wenn sie in der Tiefgarage ihre Bobby-Cars geparkt haben, in der Premium-Suite untergebracht, zuweilen kratzen sie mal haarscharf die Correctness-Kurve („mein Körper ist wie Dresden ‘45“/Kater), geht aber alles in Ordnung. Souverän, genau. Und: Grund zum Feiern. Oder mit des Künstlers eigenen Worten: „Wie viele Bands gibt es, die das 25 Jahre machen – und dabei so wenig Scheiß produziert haben?“ http://www.beginner.de/
„Advanced Chemistry“
(Vertigo)
Natürlich ist das krass. Ganze sechsundzwanzig Jahre nach Startund noch ne Halbzeit nach dem letzten Album kommen Eizi Eiz, Denyo und DJ Mad provozierend locker um die Ecke geschlendert und bringen eine Platte, die den Respekt und die History schon im Namen spazieren trägt. Was es ist: Eine Hommage an die Anfänge des Deutschrap und eine Meßlatte für die Nachgeborenen, die Beginner nach den Beginnern, die nexte Generation, eine Lehrstunde in Sachen Coolness und tighter Lässigkeit. Band mit Geschmack also, und: Haltung. Was es trotzdem nicht ist: Ein politisches Statement. Hätte es werden können. Nach Mölln, Solingen, Lichtenhagen und Hoyerswerda (jawoll, haben sie alles in der Timeline) gäbe es zur Zeit ja wieder genügend Gründe, mal richtig Rabatz zu machen, Mollis werfen, Häuserkampf, solche Sachen. Braucht es aber nicht. Zumindest nicht von ihnen, denn ein jeder weiß um die Seite, auf der sie stehen und für eine plattes Haudrauf sind die drei Reimedrechsler ohnehin nicht zu haben. Da schauen dann wie Worterbsenzähler trübe aus der Wäsche, kaum Agitrap, kaum Nazihitlerantiantifa, nicht das erwartete AhEfDe-Bashing, sondern lieber ganz zum Schluß („Zu Hause“) eine düstere Vision für „das Land, das die Depression erfand“, das in grauer Gleichmacherei ein jämmerliches Dasein fristet, migrationsarm und völlig „unterfremdet“.
Lieber und besser feiern die Beginner sich selbst und ihre Rückkehr in die Business Class, wo die schon nicht mehr sitzen, die sie einst noch dissten. „Advanced Chemistry“ kommt mit ganz viel kernigem Drive und fettem Groove daher, hier werden gleich zum dreifachen Einstieg gemeinsam mit Gzuz, Gentleman und Samy Deluxe superlocker Geschichte und Einstellung gekickt. Man kann (jetzt erst recht) über sich lachen, weil die ersten Demos wie die ersten Demos klangen und selbst für Spex-Leser eine Zumutung waren. Egal, auch damals ging es schon um „Texte mit ner Aussage“ und dass die Beginner den Flow über dem Inhalt nie vergessen haben, machte und macht sie auch heute noch so einmalig. Hier und jetzt ganz viele Gäste: Dendemann ganz soulful für „So schön“ und Haftbefehl mit satten Technoraps bei „Macha Macha“, das läuft gut, das funktioniert, klingt frisch, authentisch und immer noch nach Können, nie nach Wollen.
Wer dreizehn Jahre an einem Album arbeitet, der hatte massig Zeit, da kann das schnell mal verkopfen oder überambitioniert kommen. Nicht so hier – den dreien hört man an, daß sie Bock auf das Comeback hatten. Und die Zeit ist gut gewählt, weil es momentan richtig viele gute Sachen zu hören gibt (neben einer ebensogroßen Menge Mist). Wer sich da noch mal an die Spitze setzen kann, verdient jeden Respekt. Nicht mit den krassesten Rhymes, sondern einem Sound, der sich alles einverleibt, was neben „ram pam pam“ und „um chagga lagga“ so alles Spaß bringt. Oldschoolscratches („Rambo No. 5“), LoFi-Adressen an das Bo („Rap und fette Bässe“), Bläsersets und dicken Reggae („Schelle“) – die Mischung passt und ist für drei „Neanderdigitaler“ geradezu up to the top. Textlich ist die Nummer vier Dank Delay und Denyo, auch wenn sie in der Tiefgarage ihre Bobby-Cars geparkt haben, in der Premium-Suite untergebracht, zuweilen kratzen sie mal haarscharf die Correctness-Kurve („mein Körper ist wie Dresden ‘45“/Kater), geht aber alles in Ordnung. Souverän, genau. Und: Grund zum Feiern. Oder mit des Künstlers eigenen Worten: „Wie viele Bands gibt es, die das 25 Jahre machen – und dabei so wenig Scheiß produziert haben?“ http://www.beginner.de/
Donnerstag, 25. August 2016
Fuck Yeah: Leck mich!
Sleigh Bells: Kein falsches Spiel
Zeit für ein paar härtere Beats: Das New Yorker Industrial-Noise-Duo Sleigh Bells hat gerade den Nachfolger für seine letzten Studioalben "Bitter Rivals" (2013) und "Reign Of Terror" (2012) angekündigt. "Jessica Rabbit", so der Titel, soll am 11. November mit vierzehn neuen Stücken erscheinen, zwei davon haben Alexis Krauss und Derek E. Miller in den letzten Wochen schon vorgeschickt - hier also noch einmal "Hyper Dark" und "Rule Number One". Das Cover der Platte hat im Übrigen der Künstler Brian Montuori gestaltet.
Mittwoch, 24. August 2016
Redspencer: Maximal entspannt
Ein feines, maximal entspanntes Stück Gitarrenpop kommt heute zu später Stunde aus Downunder: Redspencer, vierköpfige Band aus Melbourne, sind im vergangenen Jahr mit ihrer Debüt EP vorstellig geworden, nun wird noch in diesem Jahr ihr erstes Album "Perks" bei Deaf Ambitions erscheinen, von diesem hören wir hier die Single "Fuss".
Frank Ocean: Durchlauferhitzer
Frank Ocean
„Blond“
(iMusic)
Ob nun „Blond“ oder „Blondee“, die Fragen werden kommen: War‘s das jetzt? Kommt da noch was? Und überhaupt: Ist es das, worauf wir so lange gewartet haben? Frank Ocean ist ganz sicher einer der begnadedsten Musiker der letzten Jahre, ohne ihn gäbe es den RnB moderner Prägung in dieser Form nicht, der Sound seines Mixtapes „nostalgia.Ultra“ und des Debüts „channel.Orange“ haben einer ganzen Generation von Musikern als Blaupause gedient und zugleich einen Maßstab gesetzt, den die zahlreichen Nachahmer und Hear-a-likes dann schwerlich erreichen, geschweigedenn übertreffen konnten. Doch warum so schnell? Ob dieses „Alles muss raus!“, die ganze verrückte Veröffentlichungshektik der letzten Wochen rund um ein fiktives Album namens „Boys Don’t Cry“, das dann doch eine Finte war und plötzlich wieder ganz anders hieß, einem gewissen (branchenüblichen) Gruppenzwang folgte? Weil doch die ganze Possé um Beyoncé, Kanye West, Kendrick Lamar, Drake, Chance The Rapper – you name it – unablässig am Verlautbaren, Herausposaunen und Dementieren war und man keiner ist, wenn man da nicht mittut?
Dabei ist „Blond“ beileibe nicht schlecht gelungen, klingen gerade die ersten drei Stücke „Nikes“, „Ivy“ und „Pink+White“ durchaus inspiriert und hätte einen guten Einstand für den lang erwarteten Nachfolger abgeben können. Dummerweise wird es danach nicht noch besser, sondern eher beliebiger, die Platte (so sie denn überhaupt eine ist) zerfasert zusehends und läßt es an einer verbindlichen Struktur fehlen. Die Eigenheit, solche Werke durch eine Vielzahl von Intros, Outros, Interludes und Skits zu unterbrechen, ist ja nun keine neue, verleitet aber seit jeher dazu, allzu sorglos mit den Hörgewohnheiten der Rezipienten umzugehen, die sich gern mal länger als anderhalb Minuten auf eine Idee, eine Dramaturgie konzentrieren würden, vielleicht auch dabeisein wollten, wie sich ein Stück langsam entwickelt, wie sich ein Kern herausschält und das Schemenhafte sich langsam ordnet und an Form gewinnt. Bereitschaft und Geduld braucht es dazu auf beiden Seiten. Der Triumph, mit halbfertigen und dennoch grandiosen Demos die Kritik im Sturm zu nehmen, wie es kürzlich Lamar mit „Untiteled. Unmastered.“ vorgeführt hat, wird nicht vielen gelingen.
Trotz allem hat „Blonde“, mehr als das verwegene Klang- und Geräuschpuzzle „Endless“, das Tage vorher im Netz erschien, natürlich eine Reihe schöner Höhepunkte zu bieten. Ocean kann mit seiner Stimme immer noch beides bringen: Die lässige Beiläufigkeit, die alles so herrlich lazy und verschlurft klingen läßt, so dass sich beim Zuhören unmittelbar eine angenehme, betäubte Mattigkeit einstellt. Und zugleich diese unglaublich irisierende, erotische Aufgeladenheit, für die es völlig unerheblich scheint, wer gerade welchem Geschlecht sein Herz ausschüttet. Das Heer an tatsächlichen Produzenten und angeblicher Begleitprominenz (Pharrell Williams, Tyler The Creator, Rostam Batmanglij, Jamie xx,…) hat zudem mit schillernden Cocteau-Twins-Hooks, hübsch geloopten Synthiesequenzen, Wolfsgeheulwahwah („Self Control“), Streicherkitsch und jeder Menge dicker Beats eine angemessen aufwändige Kulisse für den Crooner bereitgestellt. Leider können die Songs gegen Ende, bei aller Zerrissenheit, einen gewissen Gleichklang nicht verleugnen, Abwechslung auf wäre hier sicher ein guter Ratgeber gewesen. Aber wer weiß, vielleicht sollte sich Frank Ocean, wie jeder ernstzunehmende Künstler auch, einen feuchten Dreck um unsere Erwartungen scheren, in seinen weißen Ferrari steigen und der Welt im Rückspiegel den Mittelfinger zeigen…? http://boysdontcry.co/
„Blond“
(iMusic)
Ob nun „Blond“ oder „Blondee“, die Fragen werden kommen: War‘s das jetzt? Kommt da noch was? Und überhaupt: Ist es das, worauf wir so lange gewartet haben? Frank Ocean ist ganz sicher einer der begnadedsten Musiker der letzten Jahre, ohne ihn gäbe es den RnB moderner Prägung in dieser Form nicht, der Sound seines Mixtapes „nostalgia.Ultra“ und des Debüts „channel.Orange“ haben einer ganzen Generation von Musikern als Blaupause gedient und zugleich einen Maßstab gesetzt, den die zahlreichen Nachahmer und Hear-a-likes dann schwerlich erreichen, geschweigedenn übertreffen konnten. Doch warum so schnell? Ob dieses „Alles muss raus!“, die ganze verrückte Veröffentlichungshektik der letzten Wochen rund um ein fiktives Album namens „Boys Don’t Cry“, das dann doch eine Finte war und plötzlich wieder ganz anders hieß, einem gewissen (branchenüblichen) Gruppenzwang folgte? Weil doch die ganze Possé um Beyoncé, Kanye West, Kendrick Lamar, Drake, Chance The Rapper – you name it – unablässig am Verlautbaren, Herausposaunen und Dementieren war und man keiner ist, wenn man da nicht mittut?
Dabei ist „Blond“ beileibe nicht schlecht gelungen, klingen gerade die ersten drei Stücke „Nikes“, „Ivy“ und „Pink+White“ durchaus inspiriert und hätte einen guten Einstand für den lang erwarteten Nachfolger abgeben können. Dummerweise wird es danach nicht noch besser, sondern eher beliebiger, die Platte (so sie denn überhaupt eine ist) zerfasert zusehends und läßt es an einer verbindlichen Struktur fehlen. Die Eigenheit, solche Werke durch eine Vielzahl von Intros, Outros, Interludes und Skits zu unterbrechen, ist ja nun keine neue, verleitet aber seit jeher dazu, allzu sorglos mit den Hörgewohnheiten der Rezipienten umzugehen, die sich gern mal länger als anderhalb Minuten auf eine Idee, eine Dramaturgie konzentrieren würden, vielleicht auch dabeisein wollten, wie sich ein Stück langsam entwickelt, wie sich ein Kern herausschält und das Schemenhafte sich langsam ordnet und an Form gewinnt. Bereitschaft und Geduld braucht es dazu auf beiden Seiten. Der Triumph, mit halbfertigen und dennoch grandiosen Demos die Kritik im Sturm zu nehmen, wie es kürzlich Lamar mit „Untiteled. Unmastered.“ vorgeführt hat, wird nicht vielen gelingen.
Trotz allem hat „Blonde“, mehr als das verwegene Klang- und Geräuschpuzzle „Endless“, das Tage vorher im Netz erschien, natürlich eine Reihe schöner Höhepunkte zu bieten. Ocean kann mit seiner Stimme immer noch beides bringen: Die lässige Beiläufigkeit, die alles so herrlich lazy und verschlurft klingen läßt, so dass sich beim Zuhören unmittelbar eine angenehme, betäubte Mattigkeit einstellt. Und zugleich diese unglaublich irisierende, erotische Aufgeladenheit, für die es völlig unerheblich scheint, wer gerade welchem Geschlecht sein Herz ausschüttet. Das Heer an tatsächlichen Produzenten und angeblicher Begleitprominenz (Pharrell Williams, Tyler The Creator, Rostam Batmanglij, Jamie xx,…) hat zudem mit schillernden Cocteau-Twins-Hooks, hübsch geloopten Synthiesequenzen, Wolfsgeheulwahwah („Self Control“), Streicherkitsch und jeder Menge dicker Beats eine angemessen aufwändige Kulisse für den Crooner bereitgestellt. Leider können die Songs gegen Ende, bei aller Zerrissenheit, einen gewissen Gleichklang nicht verleugnen, Abwechslung auf wäre hier sicher ein guter Ratgeber gewesen. Aber wer weiß, vielleicht sollte sich Frank Ocean, wie jeder ernstzunehmende Künstler auch, einen feuchten Dreck um unsere Erwartungen scheren, in seinen weißen Ferrari steigen und der Welt im Rückspiegel den Mittelfinger zeigen…? http://boysdontcry.co/
Holy Holy: Gefühlsecht
Ob es, wie der Waschzettel vollmundig behauptet, reicht, den Anhängern von The National oder Interpol die Freudentränen in die Augen zu treiben, lassen wir jetzt mal dahingestellt. Fakt ist, dass wir mit Holy Holy an dieser Stelle auch schon die Rettung des melancholischen Schwärmerrock ausgerufen hatten - ihr letztes Album "When The Strorms Would Come" sollte das richten und auch zuvor gab es schon reichlich Material, die eine solche Aktion nahelegten. Nun haben Timothy Carroll aus Brisbane und Gitarrist Oscar Dawson mit "Darwinism" eine neue Single in petto und auch die kann sich hören lassen.
21.-24.09. Hamburg, Reeperbahn-Festival
21.-24.09. Hamburg, Reeperbahn-Festival
John Alcabean: Elektrisch [Update]
Gitarren - geht eigentlich kaum was drüber. Sehen sicher auch die Jungs der dänischen Post-Punk/Shoegazing-Formation John Alcabean so. Darf man zumindest annehmen, wenn man sich ihre neue Single "Fire" anhört - das schmirgelt und kratzt ganz wunderbar elektrisch. Am 2. September erscheint ihre EP "Real Time Fiction" bei Tapetown Records, mit dabei auch das Stück "Need Comfort", von dem es das nachfolgende Video zu sehen gibt.
Update: Jetzt gibt es auch für "Fire" die passenden Bewegtbilder zu sehen.
Update: Jetzt gibt es auch für "Fire" die passenden Bewegtbilder zu sehen.
Dienstag, 23. August 2016
Few Bits: Trotzphase [Update]
Irgendwie war klar, dass Belgien noch kommen musste, passt es doch ganz gut ins gesamteuropäische Neuerscheinungsbild der letzten Wochen, wo aus jeder Ecke des alten Kontinents so wunderbare Sachen hereinschwappen: Die Few Bits also und ihre bezaubernde Sängerin Karolien Van Reensbeck - nach ihrem selbstbetitelten Debüt aus dem Jahr 2013 wird die Band aus Antwerpen am 30. September ihr neues Album "Big Sparks" veröffentlichen. Von diesem ist bislang die Single "Summer Sun" bekannt, nun folgt "Anyone Else". Und auch wenn Kinderbilder auf Plattencovern eigentlich ein NoGo sind - dieses Trotzgesicht geht soweit in Ordnung.
Update: Und hier ein weiterer Song aus dem zukünftigen Album - "Sweet Warrior".
Update: Und hier ein weiterer Song aus dem zukünftigen Album - "Sweet Warrior".
Sonntag, 21. August 2016
Frank Ocean: Fette Packung
Okay, das ist dicke: Zwei Alben innerhalb von wenigen Stunden, selbst für Frank Ocean eine ordentliche Ansage. Keines der beiden trägt den ursprünglich kolportierten Titel "Boys Don't Cry" stattdessen zunächst "Endless" (auf dem sich auch ein Feature des Fotografen Wolfgang Tillmans befindet) und nun "Blonde". Von letzterem stammt auch der Eröffnungstrack "Nikes", diesmal zusammen mit einem Video.
Samstag, 20. August 2016
Willow Layne: Leichte Masche
Vom Punk zum Folk - großer Schritt, trotzdem schön anzuhören: Zac Barfoot und Ben Hall sind Willow Layne aus Lancaster (GB) und ihre gleichnamige Single klingt zusammen mit der Flipside "Birthday Scene" doch sehr entspannend. Wer also für sechs Minuten mal alles vergessen möchte, der ist bei den beiden Jungs an der richtigen Adresse.
Freitag, 19. August 2016
Messer: „Die Schönheit ins Dunkel zu bringen ist meine große Herausforderung"
Foto: Katja Ruge |
Steigen wir doch dort ein, wo wir vor einigen Tagen ins Gespräch gekommen sind: In einem der neuen Stücke singst Du die Zeile „ … chercher les mots … “ – auch oder gerade mit dem neuen Album hat man nicht den Eindruck, als müßtest Du lange nach Worten suchen. Wo findest Du Deine Inspiration?
Was mich zum Schreiben anstößt sind in der Regel Umstände, Beobachtungen, auch Träume, gerade beim neuen Album vermischen sich oftmals viele dieser Dinge auf einmal. Man ist einfach vor Beginn der Arbeit lange Zeit in einer Art Empfangsmodus, ist sensibilisiert und die Worte und Bilder kommen dann zu dir, ohne daß du sie unbedingt suchst. Dann nimmt man es auf und weiß, das ist jetzt etwas, kann es vielleicht noch gar nicht so genau zuordnen und erst später fügen sich diese Dinge fragmentarisch zusammen. Eine Ausnahme war da vielleicht „Schwarzer Qualm“ auf „Jalousie“, da habe ich mich gegen die Gewohnheit wirklich hingesetzt und bewusst etwas geschrieben, das dann vielleicht auch greifbarer als sonst einen politischen Kontext hatte.
Düster und wütend wirken auf den ersten Blick alle drei Platten, und auch wenn die neue deutlich abwechslungsreicher daherkommt – täuscht der Eindruck oder hat sich am Zorn nichts geändert, wird er vielleicht nur feiner gezeichnet?
Die Formulierung gefällt mir eigentlich ganz gut, dass man also auch auf dem dritten Album sehr wohl eine ungebrochene Wut, ein Unbehagen wahrnimmt, die Zeichnung aber weicher geworden ist. Das hat sicher, um im Bild zu bleiben, auch damit zu tun, daß ich gelernt habe, besser zu zeichnen, also mit Energie und Zorn anders umzugehen. Wir haben in den drei Jahren, in denen die Platte entstanden ist, auch viel mehr Gelegenheit gehabt, die Texte zu reflektieren, länger und konzentrierter daran zu arbeiten. Ein Stück der Dunkelheit unserer Songs kommt aber mit Sicherheit auch daher, daß wir alle Gefallen an einer gewissen Ästhethik gefunden haben, insofern ist das auch nach wie vor eine stilistische Entscheidung. Für mein Empfinden steckt aber gerade bei den neueren Stücken auch der Versuch dahinter, innerhalb der Dunkelheit und den Abgründen Schönheit und glückliche Momente auftauchen zu lassen. Das in Sprache zu fassen war für mich eine sehr große Herausforderung.
Zwischen Album 1 und 2 verging nicht weniger als ein Jahr, nun hat es für „Jalousie“ ganze drei gedauert – was war der Grund?
Im Grunde sind die beiden ersten Alben in unserer Wahrnehmung ja fast an einem Stück entstanden, wir haben also während der Tour zu „Im Schwindel“, fast wie im Rausch, schon an den Songs für „Die Unsichtbaren“ geschrieben. Wir haben in dieser Zeit auch mehr und mehr die Band als ein Teil unserer selbst begriffen, haben uns gefragt, wo genau wir hinwollen. Und waren uns einig, daß wir alle den Anspruch hatten, unbedingt etwas Neues auszuprobieren. Dazu kamen diverse Umzüge, unsere tägliche Arbeit natürlich, viele Konzerte, wir sind in China getourt, haben mit Manuel Chittka unseren Studiodrummer offiziell in die Band genommen, Milek kam hinzu, dafür ist Pascal Schaumberg ausgestiegen. Für uns alle war das einfach eine wahnsinnig belebte und sehr intensive Zeit, die man von außen dann gar nicht so richtig mitbekommen hat und die, je nach Perspektive, dem einen dann kurz und dem anderen eher lang anmutete. Weil die Hörer eben erst jetzt das Resultat, die Platte also, mitbekommen.
In einem Artikel der taz wirst Du mit dem Satz zitiert, Post-Punk passe deshalb so gut zu Messer, weil der Genrebegriff anders als sonst zunächst einmal sehr offen ist. In der Regel scheuen Künstler ja das Etikett und die Einordnung – ist das also bei diesem leichter zuzulassen?
Also ich scheue mich grundsätzlich schon auch vor solchen begrifflichen Definitionen, mich und uns einzuordnen, finde aber auch, dass man sich dem nicht komplett verschließen sollte. Das liegt vielleicht daran, daß ich selbst schon immer gern über Musik und Bands geschrieben habe, ich also weiß, daß es manchmal bestimmte Etiketten und Genres braucht, um Dinge einzuordnen. Spannender sind für mich aber immer die Sachen, die sich dem Künstler aus einer anderen Perspektive, mit einem ungewöhnlichen Ansatz nähern. Wenn ich jetzt gerade auf die Plattensammlung vor mir schaue, dann stehen dort sehr viele Sachen, die unter dem Begriff Post-Punk geführt werden, das ist dann schon etwas, das meine Herkunft gut beschreibt. Wehren würde ich mich also nicht dagegen, nur dann eben, wenn mich die Kategorisierung einschränkt und mir bestimmte Freiheiten nicht zugesteht.
Im selben Text kam auch Susan Sontags Manifest Against Interpretation zur Sprache, mit dem Du Dich auseinandergesetzt hast. Nun schreibst Du sehr mit einer sehr bildhaften, metaphorischen Sprache – wie nähert man sich also am besten den Texten von Hendrik Otremba?
Ich wünsche mir schon, daß die Texte vom Rezipienten wie ein Element von vielen eines Musikstückes, also Bass, Gitarre, Schlagzeug, wahrgenommen werden, ich kann aber auch nachvollziehen, wenn die Worte manchmal in den Fokus rücken, da ein Text weitaus weniger abstrakt funktioniert als ein Instrument. Wir haben das Artwork des Albums aber auch extra sehr aufwändig gestaltet, damit man sich den Texten nähern, sie lesen kann, auch wenn man zunächst keinen unmittelbaren Bezug dazu hat. Es sollte aber niemals darum gehen, zu dekodieren oder zu dechiffrieren, was genau ich mit dem einen oder anderen Satz gemeint habe. Ich bewege mich ja selbst manchmal ganz bewusst in einen gewissen Nebel, insofern ist es besser, einfach zuzuhören, zu schauen, was macht das mit mir, berührt mich das, weckt das in mir Assoziationen?
Also lieber Inspiration als Interpretation?
Genau, das trifft es auf den Punkt.
Der Maler Neo Rauch hat einmal in einem Interview mit dem Rolling Stone gesagt, ihm seien Liedtexte ganz und gar unwichtig, Stimme sei für ihn mehr ein Instrument. Bei deutschen Bands wünsche er sich öfters, sie würden englisch singen, weil ihn die Informationen, die transportiert würden, einfach nicht interessierten. Der ideale Zuhörer also oder ein unglaublicher Ignorant?
Also wenn ich den Zusammenhang richtig verstehe, dann ist es eher der Ignorant, denn er verweigert sich ja der Beschäftigung mit dem Inhalt per se, wenn er nicht-deutsche Texte überhört. Das passt ja zu Neo Rauch. Ich kann den Ansatz, etwas Strukturgebendes in einem Song, was ja ein Text sein kann, überhören zu wollen aber schon verstehen, weil ich selbst auch öfters Musik höre, die eher als Geräusch und reiner Klang funktioniert, der man dann nicht folgt und in die man sich hineinfallen lassen kann. Das ist auch ein Anspruch, den ich an meinen Texten habe, daß ich nicht versuche, eine Richtung vorzugeben, sondern die Zuhörer manchmal lieber irritiere. Ich möchte nicht, dass mir jemand blind hinterherläuft um herauszufinden, was ich sagen will, sondern vielmehr, daß sich Zuhörer in meiner Spur verirren und dann selbst einen Weg entdecken.
Zur Musik von „Jalousie“: die Gastsängerinnen Stella Sommer und Katharina Maria Trenk, Jochen Arbeits Unterstützung, Micha Achers Trompeten, Jazzanklänge, der Funk von „Detektive“ und „Der Staub zwischen den Planeten“, wilde Perkussions – was gab den Ausschlag für die Erweiterung des Repertoires? Habt ihr Euch vorher nicht aus der Deckung getraut, ist das personellen Änderungen geschuldet oder eher ein ganz normaler Entwicklungsschritt?
Also da spielen wohl viele Dinge eine Rolle, natürlich die personellen Umbesetzungen – die funkigen Gitarren stammen zum Beispiel von unserem neuen Gitarristen Milek – und auch der zeitliche Faktor, weil man in drei Jahren einfach viel länger mit den Stücken experimentieren kann. Unsere Herangehensweise hat sich natürlich auch durch die räumliche Entfernung geändert, zudem haben wir früher immer klassisch mit Gitarre, Schlagzeug, Bass, Gesang komponiert, jetzt entstehen einzelne Songskizzen, teilweise auf Pogos Orgel, die dann auch mal liegen dürfen, die man später aufbricht, auch schon mal ad absurdum führt. Jeder von uns hört unterschiedliche Musik und den Anspruch als Band haben wir ja auch, dass dieser Unterschiedlichkeit im Ergebnis Rechnung getragen wird.
Wenn das dann so ungewohnt klingt und zugleich so grandios gelingt wie bei „So sollte es sein“ oder „Die Hölle“ – ist da dann auch Erleichterung, vielleicht sogar Stolz dabei, es geschafft zu haben? Oder nimmt man das gar nicht als so maßgeblich wahr, weil man ja ständig damit befasst ist?
Gute Frage. An „So sollte es sein“ haben wir ewig gearbeitet und uns dann an einem Punkt bewusst auf dünnes Eis gewagt: Das Stück haben wir als unfertige Skizze auf der Bühne ausprobiert und geschaut, wie es denn funktionieren könnte – und es danach doch noch oft umgebaut und ergänzt. Und so ist dann ein Song daraus geworden, den ich so eigentlich schon immer haben wollte. Stolz ist da nicht so der passende Ausdruck, es hat uns einfach glücklich gemacht, daß es so gut gelungen ist. „Die Hölle“ und „Schaumbergs Vermächtnis“ sind beide in einer Zeit entstanden, als Pascal schon auf dem Absprung war, wir haben die Grundgerüste zu zweit entwickelt und erst später sind sie dann, wieder in anderer Form, auf die Platte gelangt, letzteres quasi als ein Gruß, eine Hommage an einen engen Freund.
In „Schwarzer Qualm“ geht es offenkundig nicht um das, aber um ein Bild von Deutschland, hier ein schwarzes Loch mit Mauern, düster, ratlos, ohne Hoffnung. Dann also doch die recht plakative Frage: Wie kommst Du mit dem Land im Moment zurecht? Macht es Dir Angst? Gibt es Dinge, die trotzdem Mut machen?
Wir haben zusammen ja seit jeher das Selbstverständnis einer linken Punkband und deshalb natürlich Probleme mit Deutschland, mit deutscher Politik, mit der deutschen Identität, zugleich bin ich hier geboren, lebe hier, treffe meine Freunde. Ich würde den Kreis auch gern weiter ziehen. Es geht in „Schwarzer Qualm“ eben um die schrecklichen Ereignisse, die vor den Grenzen Europas passieren, für die Deutschland mitverantwortlich ist. Und ja, das macht Angst und Unbehagen und da gibt es natürlich den Impuls, sich mit den eigenen Mitteln dagegen aufzulehnen. Wir versuchen Wunden zu zeigen und die Finger reinzulegen, auch weil ich eine Zufriedenheit mit den herrschenden Zuständen nicht nachvollziehen kann. Genauso ist es aber für mich als Künstler auch eine Herausforderung, in dieser Dunkelheit, wie eingangs schon gesagt, Schönheit, Liebe und Glück auftauchen zu lassen. Selbst ein so radikaler Mensch wie William S. Borroughs hat das mit seinem speziellen Humor geschafft und ist in dieser Hinsicht für mich auch heute noch ein ganz großer Ansporn, auch immer wieder Brüche zuzulassen.
Die niederländische Band DŸSE spielt gerade die Premiere von Peter Richters Buchadaption “89/90” am Dresdner Staatsschauspiel, ihr selbst habt auf dem Hamburger Kampnagel einen Liederabend über Boris Vian gegeben, die Tagebücher von Romy Schneider vertont – ist da mehr zu erwarten und was reizt Euch daran?
Ich bin dem Ganzen nicht abgeneigt, weil solche Grenzüberschreitungen auch spannend sind, eben weil es hier nicht diesen festen Rahmen eines Konzerts gibt, eben nicht dieses „Tut das, was ihr immer tut,“ sondern „Tut etwas Einmaliges!“ Dieses Ausprobieren reizt einen als Künstler sowieso und natürlich ergeben sich auch viele Sachen, weil man immer mehr Leute kennenlernt, die solche Ideen haben. Wir werden aber sicher keine reine Theaterband, sondern wollen einfach die Augen offenhalten und das tun, was uns interessiert und für uns Sinn macht.
Ebenso (naja) beliebt wie die Frage nach dem Etikett ist die nach Referenzen – für meine Begriffe sind Mutter eine Band, die für einen Vergleich immer näher ins Bild rückt?
Also Mutter und Max Müller waren für mich immer Motivation, überhaupt Musik zu machen, dabei ging und geht es nicht darum zu versuchen, ihrer Sprache und Musik nachzueifern, sondern eher um ihre radikale Art, sich ihre Freiheit zu bewahren, sich auch heute noch nicht einordnen zu lassen. Manchmal denke ich tatsächlich in einer Art „Mutter-Kriterium“ – ‚Würde Max jetzt den Kopf schütteln?‘ – die Band spielt für mich also immer noch eine ganz große Rolle, weil sie einfach sehr selbstbestimmt sind.
Zum Schluß doch noch eine Interpretationsfrage: Warum die “Jalousie”?
Zum einen wollten wir so ein wenig mit der Titelfolge der bisherigen Alben brechen, da war Jalousie ein schönes Bild, weil das Motiv für das Album fast leitmotivisch ist, das Spiel von Licht und Schatten etwa. Zudem ist das Artwork, das ich mit dem Leipziger Designer Jim Kühnel entwickelt habe sehr katalogisch geraten. Wie ein Ausstellungsstück, das man einfach so wahrnimmt, ohne das Davor und Dahinter – sondern mit der Aufforderung, sich eigene Gedanken zu machen.
Im Frühjahr 2017 erscheint im Verbrecher Verlag der erste Roman von Hendrik Otremba mit dem Titel "Über uns der Schaum", das Album "Jalousie" wurde gerade bei Trocadero veröffentlicht.
Adiam: Wohlklang, schwarz gemalt [Update]
Adiam
"Black Wedding"
(Vertigo/Capitol)
Dass ein Album wie "Black Wedding" aus Schweden kommt, ist jetzt keine wirkliche Überraschung, schließlich steht hier nicht nur die Wiege der europäischen Popmusik, die Skandinavier haben mit The Knife mindestens auch eine verbriefte Teilhabe am Urheberrecht auf avantgardistischen Synthpop der Jahrtausendwende, das Duo hat wie wenige zuvor der Dunklen Seite das Tanzen beigebracht. In den Referenzen von Adiam Dymott, das erstaunt dann schon eher, tauchen Karin Dreijer Andersson und Olof Dreijer allerdings gar nicht auf, vielmehr fallen dort Namen wie Ty Dolla $ign, die Young Fathers oder TV On The Radio auf - letzteres nicht ganz ohne Grund, hat doch David Sitek die vorliegende Platte produziert. Was sich also vordergründig als abermaliges Dark-Pop-Erfolgsmodell aus dem Norden ausnimmt, bringt mit der Hinwendung zu Soul und RnB mehr Abwechslung im Klangspektrum unter und macht den Sound der gebürtigen Stockholmerin mit eritreischen Wurzeln, die heute auch in Berlin eine zweite Heimat gefunden hat, so interessant.
Vom Punk ihrer Anfangstage ist zwar kaum noch etwas zu hören, andere Versatzstücke der neueren Musikhistorie mischt Adiam aber durchaus gekonnt in die zwölf Stücke des Albums. Der Wechsel aus analogen und programmierten Drums, klackernde Beats zu gedoppelten Stimmsequenzen, Bläser, Streicher - das Instrumentarium ist reichhaltig und neben den genannten Einflüssen schieben sich so auch die Stilmittel des Trip-Hop von Massive Attack und Morcheeba, der EDM von Poliça oder Verweise auf den Wave der Kanadier Austra deutlich ins Bild. Getragenes Downtempo wechselt mit pochenden Rhythmen bis hin zum hektisch-atemlosen Techno bei "Bigger", trotz der warm modulierten Stimme bleibt die Grundstimmung allerdings meistenteils schwarz gemalt - Verlust, Tod, persönliche Enttäuschungen, trotziger Behauptungswille, die schönsten Stücke der Platte sind mit "Runaway", "Fearless" und "Sleep" zweifellos die düsteren. Vielleicht gar nicht so falsch platziert also im goldenen Nachglanz des Spätsommers. http://www.adiam-music.com/
Update: Zum Tag der VÖ noch eine Nachreichung - "Fearless" im feinen FTSE-Remix.
"Black Wedding"
(Vertigo/Capitol)
Dass ein Album wie "Black Wedding" aus Schweden kommt, ist jetzt keine wirkliche Überraschung, schließlich steht hier nicht nur die Wiege der europäischen Popmusik, die Skandinavier haben mit The Knife mindestens auch eine verbriefte Teilhabe am Urheberrecht auf avantgardistischen Synthpop der Jahrtausendwende, das Duo hat wie wenige zuvor der Dunklen Seite das Tanzen beigebracht. In den Referenzen von Adiam Dymott, das erstaunt dann schon eher, tauchen Karin Dreijer Andersson und Olof Dreijer allerdings gar nicht auf, vielmehr fallen dort Namen wie Ty Dolla $ign, die Young Fathers oder TV On The Radio auf - letzteres nicht ganz ohne Grund, hat doch David Sitek die vorliegende Platte produziert. Was sich also vordergründig als abermaliges Dark-Pop-Erfolgsmodell aus dem Norden ausnimmt, bringt mit der Hinwendung zu Soul und RnB mehr Abwechslung im Klangspektrum unter und macht den Sound der gebürtigen Stockholmerin mit eritreischen Wurzeln, die heute auch in Berlin eine zweite Heimat gefunden hat, so interessant.
Vom Punk ihrer Anfangstage ist zwar kaum noch etwas zu hören, andere Versatzstücke der neueren Musikhistorie mischt Adiam aber durchaus gekonnt in die zwölf Stücke des Albums. Der Wechsel aus analogen und programmierten Drums, klackernde Beats zu gedoppelten Stimmsequenzen, Bläser, Streicher - das Instrumentarium ist reichhaltig und neben den genannten Einflüssen schieben sich so auch die Stilmittel des Trip-Hop von Massive Attack und Morcheeba, der EDM von Poliça oder Verweise auf den Wave der Kanadier Austra deutlich ins Bild. Getragenes Downtempo wechselt mit pochenden Rhythmen bis hin zum hektisch-atemlosen Techno bei "Bigger", trotz der warm modulierten Stimme bleibt die Grundstimmung allerdings meistenteils schwarz gemalt - Verlust, Tod, persönliche Enttäuschungen, trotziger Behauptungswille, die schönsten Stücke der Platte sind mit "Runaway", "Fearless" und "Sleep" zweifellos die düsteren. Vielleicht gar nicht so falsch platziert also im goldenen Nachglanz des Spätsommers. http://www.adiam-music.com/
Update: Zum Tag der VÖ noch eine Nachreichung - "Fearless" im feinen FTSE-Remix.
Messer: Mögliche Selbstfindung
Messer
„Jalousie“
(Trocadero)
„What is behind the jalousie?
There’s nothing behind the jalousie.
It is all a lie.“
Keine Angst, die wollen nur irritieren: Es wäre sicher vollkommen okay gewesen, hätten Messer ein weiteres Mal eine von diesen scheppernden, windschiefen Post-Punk-Platten abgeliefert, mit denen sie seit 2012 für Furore sorgen. Hendrik Otrembas Stimme hätte wieder alles in Fetzen gerissen, klirrende Gitarren, tiefschwarzer Bass, trockenes Schlagzeugwummern, nicht die schlechteste Idee. Dennoch haben sie die bessere gewählt. Messer wollten sich verändern, wollten sich Zeit lassen mit dem Nachfolger von „Im Schwindel“ und „Die Unsichtbaren“, Dinge ausprobieren, umbauen, Neues wagen. Der Umsturz ist es nicht geworden, aber die Richtung ist eine andere – neue Schichten, neue Klänge, neue Perspektiven. Und neues Personal. Der Abschied von Pascal Schaumberg, der Einstieg eines zweiten Drummers und eines neuen Gitarristen lassen sich quasi nachhören, an mancher Stelle des Albums funkt und jazzt es schon mal recht ungewohnt und Pogo McCartneys aktuelles Lieblingsspielzeug, eine Orgel, schiebt sich deutlich in die jetzt facettenreichere Kulisse.
Dunkel und wütend sind sie geblieben, vielleicht haben sich die Schattierungen geändert, gibt es nun in den Arrangements und auch bei Otrembas Gesang mehr Zwischentöne als zuvor. Mit Unterstützung von Jochen Arbeit (Einstürzende Neubauten), mit Micha Achers (The Notwist) wundervoller Trompete und den Gaststimmen von Stella Sommer (Die Heiterkeit) und Katarina Maria Trenk (Sex Jams) sind nunmehr Stücke entstanden, die vieles können: Mal zieht es einen in den düsteren Malstrom hinab, mal schwebt man im fahlen Licht des Planetenstaubs dahin oder spürt das lustvoll fiebrige Zucken der Lust am eigenen Körper. Der Wandel hat Musik und Musiker erfasst und schiebt die Grenzen deutlich auseinander. Wo sich der Zorn vor Jahren noch einzig im Schrei manifestierte, findet die Band nun neue Ausdrucksformen – auf den psychedelischen Taumel folgt die monoton pochende Künstlichkeit programmierter Beats, das wilde Geschredder der Gitarren wird durch feinkörnige, diffuse Soundflächen unter- und aufgebrochen, Stücke wie „So sollte es sein“, „Die Hölle“ und „Schaumbergs Vermächtnis“ als Widmung an den alten Freund zeigen die neuen Wege auf.
Und auch textlich geht es einen weiteren Schritt voran – weg von der Aussichtslosigkeit, der unbedingten Tristesse. Zwar bleibt es dabei, Otremba will und wird dem Zuhörer nichts erklären, er bewegt sich bewusst weiter im Ungefähren seiner Metaphorik, zieht die Zwei- der Eindeutigkeit vor. Aber wenn da ein Licht im Dunkel des Tunnels auftaucht, dann ist es nicht immer der sprichwörtlich entgegenkommende Zug, dann ist das Unsagbare auch mal der Trost, die Schönheit und die Liebe. „Doch diese Welt läßt sich nicht träumen, sie läßt sich leben einfach so, gib mir dein Herz, ich will es hüten, das Flimmern schweigt, chercher les mots“, heißt es an einer Stelle ganz unverstellt, kurze Zeit später schwebt er zweisam unter dem Schaum der Tage dahin und bei „Der Mann, der zweimal lebte“ greift ihn die Leidenschaft und läßt ihn im Wortsinn liebesvoll schwärmen. In seltener Direktheit dagegen die Zeilen für „Schwarzer Qualm“, wo er sich reibt und stößt an der deutschen Identität und allem, was diese tut und auch läßt vor den Grenzen unserer umzäunten Idylle. Es ist wieder ein großer Wurf geworden, auch weil Messer sich nicht auf Gewohntes verlassen wollten. Den Rest wird ein jeder allein suchen müssen und mancher findet dabei vielleicht ein Stück seiner selbst. http://gruppemesser.blogspot.de/
28.10. Essen, Zeche Carl
29.10. Bremen, Lagerhaus
30.10. Bielefeld, Forum
31.10. Kaiserslautern, Kammgarn
01.11. Wiesbaden, Schlachthof
02.11. Köln, Gebäude 9
03.11. Berlin, Frannz
04.11. Giessen, MuK
05.11. Stuttgart, Zwölfzehn
06.11. Wien, B72
07.11. München, Kranhalle
08.11. Dresden, Groovestation
09.11. Leipzig, Naumanns
10.11. Jena, Kassablanca
11.11. Hannover, Cafe Glocksee
12.11. Hamburg, Molotow
03.12. Münster, Gleis 22
„Jalousie“
(Trocadero)
„What is behind the jalousie?
There’s nothing behind the jalousie.
It is all a lie.“
Keine Angst, die wollen nur irritieren: Es wäre sicher vollkommen okay gewesen, hätten Messer ein weiteres Mal eine von diesen scheppernden, windschiefen Post-Punk-Platten abgeliefert, mit denen sie seit 2012 für Furore sorgen. Hendrik Otrembas Stimme hätte wieder alles in Fetzen gerissen, klirrende Gitarren, tiefschwarzer Bass, trockenes Schlagzeugwummern, nicht die schlechteste Idee. Dennoch haben sie die bessere gewählt. Messer wollten sich verändern, wollten sich Zeit lassen mit dem Nachfolger von „Im Schwindel“ und „Die Unsichtbaren“, Dinge ausprobieren, umbauen, Neues wagen. Der Umsturz ist es nicht geworden, aber die Richtung ist eine andere – neue Schichten, neue Klänge, neue Perspektiven. Und neues Personal. Der Abschied von Pascal Schaumberg, der Einstieg eines zweiten Drummers und eines neuen Gitarristen lassen sich quasi nachhören, an mancher Stelle des Albums funkt und jazzt es schon mal recht ungewohnt und Pogo McCartneys aktuelles Lieblingsspielzeug, eine Orgel, schiebt sich deutlich in die jetzt facettenreichere Kulisse.
Dunkel und wütend sind sie geblieben, vielleicht haben sich die Schattierungen geändert, gibt es nun in den Arrangements und auch bei Otrembas Gesang mehr Zwischentöne als zuvor. Mit Unterstützung von Jochen Arbeit (Einstürzende Neubauten), mit Micha Achers (The Notwist) wundervoller Trompete und den Gaststimmen von Stella Sommer (Die Heiterkeit) und Katarina Maria Trenk (Sex Jams) sind nunmehr Stücke entstanden, die vieles können: Mal zieht es einen in den düsteren Malstrom hinab, mal schwebt man im fahlen Licht des Planetenstaubs dahin oder spürt das lustvoll fiebrige Zucken der Lust am eigenen Körper. Der Wandel hat Musik und Musiker erfasst und schiebt die Grenzen deutlich auseinander. Wo sich der Zorn vor Jahren noch einzig im Schrei manifestierte, findet die Band nun neue Ausdrucksformen – auf den psychedelischen Taumel folgt die monoton pochende Künstlichkeit programmierter Beats, das wilde Geschredder der Gitarren wird durch feinkörnige, diffuse Soundflächen unter- und aufgebrochen, Stücke wie „So sollte es sein“, „Die Hölle“ und „Schaumbergs Vermächtnis“ als Widmung an den alten Freund zeigen die neuen Wege auf.
Und auch textlich geht es einen weiteren Schritt voran – weg von der Aussichtslosigkeit, der unbedingten Tristesse. Zwar bleibt es dabei, Otremba will und wird dem Zuhörer nichts erklären, er bewegt sich bewusst weiter im Ungefähren seiner Metaphorik, zieht die Zwei- der Eindeutigkeit vor. Aber wenn da ein Licht im Dunkel des Tunnels auftaucht, dann ist es nicht immer der sprichwörtlich entgegenkommende Zug, dann ist das Unsagbare auch mal der Trost, die Schönheit und die Liebe. „Doch diese Welt läßt sich nicht träumen, sie läßt sich leben einfach so, gib mir dein Herz, ich will es hüten, das Flimmern schweigt, chercher les mots“, heißt es an einer Stelle ganz unverstellt, kurze Zeit später schwebt er zweisam unter dem Schaum der Tage dahin und bei „Der Mann, der zweimal lebte“ greift ihn die Leidenschaft und läßt ihn im Wortsinn liebesvoll schwärmen. In seltener Direktheit dagegen die Zeilen für „Schwarzer Qualm“, wo er sich reibt und stößt an der deutschen Identität und allem, was diese tut und auch läßt vor den Grenzen unserer umzäunten Idylle. Es ist wieder ein großer Wurf geworden, auch weil Messer sich nicht auf Gewohntes verlassen wollten. Den Rest wird ein jeder allein suchen müssen und mancher findet dabei vielleicht ein Stück seiner selbst. http://gruppemesser.blogspot.de/
28.10. Essen, Zeche Carl
29.10. Bremen, Lagerhaus
30.10. Bielefeld, Forum
31.10. Kaiserslautern, Kammgarn
01.11. Wiesbaden, Schlachthof
02.11. Köln, Gebäude 9
03.11. Berlin, Frannz
04.11. Giessen, MuK
05.11. Stuttgart, Zwölfzehn
06.11. Wien, B72
07.11. München, Kranhalle
08.11. Dresden, Groovestation
09.11. Leipzig, Naumanns
10.11. Jena, Kassablanca
11.11. Hannover, Cafe Glocksee
12.11. Hamburg, Molotow
03.12. Münster, Gleis 22
Donnerstag, 18. August 2016
Slow Mass: Am Höllentor
Noch etwas erfrischenden Hardcore zum Ausklang, bevor morgen (Achtung - geheimer Hinweis) die Messer gezückt werden: Slow Mass sind ein Quartett aus Chicago, bestehend - kein Scherz - aus den Herren Josh Parks und Josh Sparks, dazu noch Mercedes Webb und Dave Collis. Die beiden waren, wie man hört, schon mit METZ auf der Bühne und am 9. September soll ihre erste EP "Treasure Pains" bei Landland erscheinen. Hier jedenfalls schon mal die Stücke "Dark Dark Energy" und "Portals To Hell". Yeah!
St. Tropez: Kurz vor knapp
In regelmäßigen, wenn auch großen Abständen gibt es hier Neues von der holländischen Garagenfraktion: St. Tropez aus Amsterdam haben schon zwei famose Titel droppen können - nach "Son Of God" und "I Wanna Live In St. Tropez" kommt nun mit "Which Side Are You On" Nummer drei dazu, in einer knappen Woche soll dann schon das komplette und selbstbetitelte Debütalbum folgen.
Annabel Allum: Größenordnung [Update]
Auf der Musik von Shooting Star Annabel Allum darf man schon mal einen Aufkleber mit der Warnung "Achtung - nicht verpassen!" anbringen. Das zwanzigjährige Mädchen aus dem südenglischen Städtchen Guildford/Surrey hat im vergangenen Jahr seine zweite EP "Absent" veröffentlicht, nun kommt die neue Single "Tricks" via Killing Moon Records daher und klingt noch rougher, noch mehr nach Größen wie PJ Harvey und Cat Power und ist damit eigentlich ein sehr schönes Versprechen. Davon gab es zwar in letzter Zeit schon viele, aber warum sollte es gerade bei ihr nicht klappen?
Update: Für dieses erste Versprechen gibt es nun auch bewegte Bilder.
Update: Für dieses erste Versprechen gibt es nun auch bewegte Bilder.
The Wedding Present: Großkaliber [Update]
15.10. Bremen, Lagerhaus
16.10. Hamburg, Hafenklang
17.10. Berlin, Privatclub
18.10. Leipzig, Werk 2
21.10. Wien, Chelsea
22.10. Lugau, Landei
Update: Nun also auch mit Artwork und einem passenden Videofilmchen zur Single - obwohl, naja, selber schauen...
Mittwoch, 17. August 2016
Peter Bjorn And John: Flashmob
Pixies: Zweite Lesung
Eine neue Single von den Pixies hat noch immer den Rang eines sakralen Vortrages, ob man dem dann kniend oder tanzend in lauschender Andacht folgt, muss jeder selbst entscheiden. Vom für den 30. September angekündigten Album "Head Carrier" jedenfalls kennen wir bislang die erste Lesung "Um Chagga Lagga", nun kommt mit "Talent" die zweite hintendrein.
Dienstag, 16. August 2016
BANKS: Heilige Messe [Update]
Mitte Juli gab's die erste offizielle Nachricht, nun kommt der Rest hintendrein: BANKS wird am 30. September ein neues Album mit dem Titel "The Altar" veröffentlichen, auf die Single "Fuck With Myself" folgt nun die zweite namens "Gemini Feed", die man sich hier vor Ort anhören kann.
Update: Das Video zum Song gibt es mittlerweile auch bei Vevo zu bestaunen.
Update: Das Video zum Song gibt es mittlerweile auch bei Vevo zu bestaunen.
Montag, 15. August 2016
Heez De Paula: Recht flexibel
Ein eigenwilliges Stück Pop, mit dem man länger ringen muss - kann aber gut sein, dass es einen dann irgendwie packt: Heez De Paula, 22, stammt ursprünglich aus Mexico City, ist in Dallas/Texas aufgewachsen und lebt nunmehr in Los Angeles, wo er auch studiert. Seine Debütsingle "Dancing" kommt als Mischung aus Latinopop und Rap samt wippender Gitarren und Synthhooks daher. Was von dem jungen Mann noch kommt, ist ungewiß, eine EP ist angeblich in Planung, mehr ist nicht bekannt - eine Definition für seinen Stil ist ihm aber schon mal eingefallen: “A word popped in my head during quasi-sleep that I think is a good description of how my music sounds: flexwave.” Na dann mal weiter.
Die Höchste Eisenbahn: Kindermund
"Sag all deinen Freunden, am besten noch heute, unsere Liebe wird aufgehn - wie eine Blume". Da ist es, das erste Video von der neuen Platte. Die Höchste Eisenbahn hatte sie ja schon zu Beginn dieses Sommers mit einem spaßigen Animationsfilmchen angekündigt und gleich eine riesige Menge an Tourterminen nachgeschoben. Heute nun also der Clip zu "Blume", ein Liebesgeständnis, in den Kindermund gelegt, rührend ehrlich und unverbraucht. Am 26. August dann die Platte "Wer bringt mich jetzt zu den Anderen" bei Tapete Records, wenn die nur halbso sonnig und entspannt wird wie dieser Song ist alles gewonnen.
Fat White Family: Neues vom Discounter
Die Londoner Post-Punk-Kapelle Fat White Family war schon immer gut für kontroverse Ansichten, ihren neuesten Song vom aktuellen Album "Songs For Our Mothers" müssen wir hier natürlich schon deshalb ins Programm nehmen, weil er sich im gehobenen deutschen Warensortiment angesiedelt ist - was es mit dem Stück "Breaking Into Aldi" auf sich hat, erklärt die Band am besten gleich selbst: "This song is a post apocalyptic vision of a barely united United
Kingdom bereft of quality German supermarkets and their insipid low
prices; 'Breaking Into Aldi' is the anthem that never was, a call to
arms for the senselessness of our future futility, an overcrowded shadow
begging for a rerun, a sell out by sell outs for sell outs. This Fat
Whites collaboration with Cole Alexander of the Black Lips, Sean Lennon
and Zumi Roscow of the K Holes is by all intents and purposes the sound
of hopelessness attempting to bleed itself dry." Auf der nächsten Tour durch Deutschland mit Sicherheit ein Moshpit-Killer...
Sonntag, 14. August 2016
Jamie T: Veränderte Perspektive
Nun wird es aber langsam mal Zeit, sich dem zukünftigen, vierten Album des Briten Jamie Treays, kurz Jamie T, zu widmen. Das Interessante ist ja, dass die Kritiker wieder einmal einigermaßen ratlos darüber scheinen, was sie und wir denn von "Trick" am 2. September wohl zu erwarten haben. Denn schon die erste Auskopplung "Tinfoil Boy"samt Cover und Video ist recht verstörend geraten und auch der neueste Song "Power Over Men" setzt auf Irritation und veränderte Blickwinkel. Das Album wird als Doppelvinyl mit hübschem Gatefold-Cover erscheinen, vorn abgebildet ist im Übrigen ein Gemälde des englischen Malers Paul Falconer Poole mit dem Titel "Solomon Eagle exhorting the people to Repentance during the plague of 1665" - was genau sich hinter diesem historischen Verweis (neben denen zu "Robin Hood" und "Joan Of Arc", auch dies Songs der neuen Platte) verbirgt, werden wir dann spätestens im Herbst erfahren.
Freitag, 12. August 2016
Beginner: Derbe im Gedränge
Klar was damit passieren muss: Das gehört geteilt! Die Beginner haben heute nach "Ahnma" ihr nächstes Video zum Track "Es war einmal" an den Start gebracht und davon abgesehen, dass sich die Funk- und Fernsehprominenz darin fast auf die Latschen tritt, ist es doch der erwartet lustige Streifen geworden. In zwei Wochen dann erscheint endlich das lang ersehnte Comebacker-Album "Advanced Chemistry" von der derbsten Band der Welt, wer die Tourtermine noch nicht intus hat, ist wahrscheinlich eh schon zu spät dran, darf aber trotzdem gern noch mal an dieser Stelle mitstenografieren.
Donnerstag, 11. August 2016
Dinosaur jr. : Anhaltende Lässigkeit
Und wo bitte könnte man besser chillen als in der Halfpipe? Weiß auch J Mascis, haben ihn ja letztens erst mit seinem Hund auf ziemlich coole Weise abhängen sehen. Wissen wir auch, weil seine aktuelle Platte bzw. die seiner Band Dinosaur jr. so gnadenlos gut ist, dass man sich nur wünschen kann, man hätte in diesem Alter nur einen Bruchteil dieser Lässigkeit (was wohl ein Traum bleiben wird). Jetzt jedenfalls nimmt er uns für den Clip zur neuen Single "Goin Down" wieder mit zu seinen Skaterfreunden und es bleibt gut.
The Orb: Chill mal, Alter!
Zu Beginn natürlich gleich die Frage: Was, nur fünf Minuten?! Klar, wenn The Orb mit einem neuen Track aufwarten, koppeln die Synapsen schnell zurück ins Jahr 1992, zu diesem Zeitpunkt erschien "Blue Room" und das ist noch immer die längste Single, die sich (mit immerhin 39:57 Minuten) in den britischen Charts getummelt hat. Nun jedenfalls haben Alex Paterson und Thomas Fehlmann für den 14. Oktober ihren nächsten Longplayer "COW - Chill Out, World!" via Kompakt angekündigt und mit "5th Dimensions" teilen sie die erste Hörprobe. Und überhaupt - den Titel des Albums darf ein jeder hier gleich mal sowas von wörtlich nehmen!
Against Me! Heimsuchung
Und gleich noch mal gute Nachrichten, wir schwenken nur kurz vom Rock zum Punk: Laura Jane Grace und ihre Kapelle Against Me! haben ja bekanntlich schon längere Zeit ihr neues Album "Shape Shift With Me" für den Herbst angekündigt, die erste Hörprobe ist mit "333" auch schon draußen und die Tour fix geplant - jetzt kommen sie im Rahmen der Adult Swim Singles Series mit einem aktuellen Stück um die Ecke, "Haunting, Haunted, Haunts" klingt wie ein schöner, kurzer Folkpunkkracher.
15.12. Zürich, Dynamo
16.12. München, Backstage
17.12. Leipzig, Conne Island
18.12. Wien, WUK
19.12. Linz, Posthof
20.12. Köln, Live Music Hall
21.12. Hamburg, Fabrik
22.12. Berlin, SO36
15.12. Zürich, Dynamo
16.12. München, Backstage
17.12. Leipzig, Conne Island
18.12. Wien, WUK
19.12. Linz, Posthof
20.12. Köln, Live Music Hall
21.12. Hamburg, Fabrik
22.12. Berlin, SO36
TOY: Gegengewicht
Neue Single, neues Album, neue Tour - von der englischen Psychrocktruppe TOY gibt es endlich wieder Berichtenswertes. Und viele Einwohner ihrer Heimatstadt Brighton werden sich darüber freuen, ist doch das Seebad einmal kurze Zeit nicht wegen seines so überdimensionalen wie häßlichen Aussichtsturms im Gespräch, sondern einfach mal mit guter Mucke. Am 20. August soll "Clear Shot", die bislang dritte Studioplatte der Band und Nachfolger von "Join The Dots" (2013), erscheinen und in "Fast Silver", ihre erste Singleauskopplung, könnte man sich schon mal ordentlich verknallen.
05.12. Berlin, Badehaus
06.12. Köln, Blue Shell
05.12. Berlin, Badehaus
06.12. Köln, Blue Shell
Mittwoch, 10. August 2016
LeNoble vs. Eigner: Vier gewinnt
Fans von Depeche Mode haben ja momentan alle Hände (oder besser Augen) voll zu tun, um die Gerüchteküche zum bevorstehenden neuen Album ihrer Lieblinge zu sortieren, müssen sich also um die Fragen kümmern, wo, was und vor allem mit wem denn nun aufgenommen wird. Und ob tatsächlich Alan Wilder, Brian Eno oder sogar der Heilige Geist im Studio gesichtet worden ist... Da tut es gut, etwas Handfestes dazwischen schieben zu können. Der Livedrummer der Band, Christian Eigner, hat nämlich zusammen mit Rock-Urgestein Martyn LeNoble einen Klassiker von David Bowie aufgenommen und für "Cat People (Putting Out Fire)" konnten dann auch noch Dave Gahan und Mark Lanegan gewonnen werden, herausgekommen ist eine etwas zähe, aber doch recht klangvolle Neuinterpretation - und das alles im Rahmen einer Benefiz-Aktion der American Liver Foundation.
Matthew And Me: Stadtgeschichte [Update]
So etwas nennt man dann gern "Duplizität der Ereignisse": Gerade erst haben wir hier die neue Platte von Joseph Mount und seinen Metronomy auf das Herzlichste durchgewunken, da kommen Matthew Board und Lucy Fawcett aka. Matthew And Me daher und präsentieren "Joy", den ersten Song ihrer neuen EP. Was daran so verwunderlich ist? Nun, Mount, Board und Fawcett sollten sich in ihrer Kindheit schon mal über den Weg gelaufen sein, denn alle drei stammen aus dem kleinen englischen Städtchen Totnes in der Graftschaft Devon. Zusammen mit Ben Howard bilden die vier quasi eine Art musikalische Community des Ortes, ob das auf die Tradition des legendären Brutus von Troy zurückzuführen ist, bleibt schleierhaft, über dieserart Talente des Gründers Großbritanniens ist bislang nichts überliefert. Egal - Matthew And Me verfertigen jedenfalls eine Art elegischen Dreamspops, die sowohl von Mount als auch Howard sehr weit entfernt ist, aber dennoch sehr gut klingt. Hamm'wer wieder was gelernt...
Update: Für den 18. November haben Matthew And Me nun via Beatnik Creative die neue EP "Startpoint" angekündigt, produziert wurde sie übrigens - Überraschung! - unter anderem vom britischen Songwriter Ben Howard (s.o.). Und weil's noch ein wenig hin ist damit, gibt es heute gleich noch den aktuellen Track "Figure" als Stream.
Update: Für den 18. November haben Matthew And Me nun via Beatnik Creative die neue EP "Startpoint" angekündigt, produziert wurde sie übrigens - Überraschung! - unter anderem vom britischen Songwriter Ben Howard (s.o.). Und weil's noch ein wenig hin ist damit, gibt es heute gleich noch den aktuellen Track "Figure" als Stream.
Sunflower Bean: Nachhilfe
Alle Kurzentschlossenen, die noch etwas Platz im sommerlichen Terminkalender übrig haben und auf lässigen Gitarrenrock stehen, könnte der neue Clip von Sunflower Bean zu einem Besuch der anstehenden Live-Shows animieren. Das Stück "Come On" stammt im Übrigen vom Album "Human Ceremony", das im Februar diesen Jahres bei PIAS erschienen ist.
25.08. Hamburg, Molotow
26.08. Berlin, Lido
27.08. München, Strom
28.08. Wien, B72
30.08. Zürich, Ziegel Oh Lac
31.08. Dudingen, Bad Bonn
25.08. Hamburg, Molotow
26.08. Berlin, Lido
27.08. München, Strom
28.08. Wien, B72
30.08. Zürich, Ziegel Oh Lac
31.08. Dudingen, Bad Bonn
Dienstag, 9. August 2016
Lambchop: Rettung naht
Phoria: Projekt mit Tiefenwirkung
Phoria
„Volition“
(Humming Records)
Wer sich vor Jahren als Fan von (sagen wir mal) Radiohead, Air oder gar Sigur Rós outete, durfte sich noch einer ganzen Reihe übelmeinender Titulierungen erfreuen, von denen Weichei, Warmduscher, Sissy oder Lutscher noch die harmlosesten waren. Männermusik, im speziellen der Rock, mußte in dieser Zeit noch bestimmten Klischees genügen, da gehörte die eine Hand um den Flaschenhals und die andere in den Schritt, röhrendes Balzgehabe inklusive, alles bierernst und beinhart und meistens auch sehr, sehr öde. Zweideutigkeiten waren nicht vorgesehen und wer es dennoch wie die Briten von The Darkness auf die witzige Tour versuchte, brauchte sich um die wachsende Zahl seiner Hater keine großen Sorgen machen. Doch zum Glück hat sich das Männerbild im Zuge des fortschreitenden Feminismus und anhaltender Genderdebatten gehörig gewandelt und mit ihm auch das Musikverständnis. Der moderne RnB wurde von zarten Kehlkopfstimmen wie der von Thomas Krell (How To Dress Well), SOHN, James Blake, Frank Ocean oder Abel Tesfaye (The Weeknd) im Sturm genommen und auch bei Rock und Pop passierte Erstaunliches. Plötzlich waren Bands wie Alt-J, die Broken Bells, Wild Beasts oder Tame Impala die Chart-Topper und keinen störte es mehr.
Ein Grund mehr, warum auch Phoria aus dem englischen Brighton mit ihrem weichgewandeten Synthrock schnell zu einer größeren Anhängerschar finden dürften. Trewin Howard (Gesang), Jeb Hardwick (Gitarre), Ed Sanderson (Keyboards), Tim Douglas (Bass) und Seryn Burden (Schlagzeug) finden offenbar großen Gefallen daran, ihren Sound als vielschichtige Collage aus sphärischer Synthetik, verhalten pochenden Beats, anmutiger Melodik und dem sparsamen Einsatz klassischer Instrumente aufzubauen. Das Debütalbum als Nachfolger dreier EP kommt größtenteil in zurückgenommenem Tempo und mit viel Gefühl daher, selten, dass sich wie bei “Loss” oder “Emanate” mal ein paar harschere, bestimmtere Töne in den Vordergrund drängen. Fast alles hier wirkt sehr feierlich, vorsichtig und ausbalanciert, nicht wenige Stücke erinnern eher an Choräle denn moderne Rockmusik und spätestens mit “Saving Us A Riot” ist die bildhafte und zeitgemäße Verneigung vor Simon And Garfunkel perfekt. Nicht das Schlechteste für eine Zeit, da alles laut, grell und wichtig sein will – Phoria setzen eher auf Tiefenwirkung. http://www.phoriamusic.com/
21.10. Köln, Gebäude 9
22.10. Hamburg, Molotow
24.10. Berlin, Berghain Kantine
25.10. Dresden, Beatpol
28.10. München, Milla
29.10. Nürnberg, Nürnberg Pop Festival
„Volition“
(Humming Records)
Wer sich vor Jahren als Fan von (sagen wir mal) Radiohead, Air oder gar Sigur Rós outete, durfte sich noch einer ganzen Reihe übelmeinender Titulierungen erfreuen, von denen Weichei, Warmduscher, Sissy oder Lutscher noch die harmlosesten waren. Männermusik, im speziellen der Rock, mußte in dieser Zeit noch bestimmten Klischees genügen, da gehörte die eine Hand um den Flaschenhals und die andere in den Schritt, röhrendes Balzgehabe inklusive, alles bierernst und beinhart und meistens auch sehr, sehr öde. Zweideutigkeiten waren nicht vorgesehen und wer es dennoch wie die Briten von The Darkness auf die witzige Tour versuchte, brauchte sich um die wachsende Zahl seiner Hater keine großen Sorgen machen. Doch zum Glück hat sich das Männerbild im Zuge des fortschreitenden Feminismus und anhaltender Genderdebatten gehörig gewandelt und mit ihm auch das Musikverständnis. Der moderne RnB wurde von zarten Kehlkopfstimmen wie der von Thomas Krell (How To Dress Well), SOHN, James Blake, Frank Ocean oder Abel Tesfaye (The Weeknd) im Sturm genommen und auch bei Rock und Pop passierte Erstaunliches. Plötzlich waren Bands wie Alt-J, die Broken Bells, Wild Beasts oder Tame Impala die Chart-Topper und keinen störte es mehr.
Ein Grund mehr, warum auch Phoria aus dem englischen Brighton mit ihrem weichgewandeten Synthrock schnell zu einer größeren Anhängerschar finden dürften. Trewin Howard (Gesang), Jeb Hardwick (Gitarre), Ed Sanderson (Keyboards), Tim Douglas (Bass) und Seryn Burden (Schlagzeug) finden offenbar großen Gefallen daran, ihren Sound als vielschichtige Collage aus sphärischer Synthetik, verhalten pochenden Beats, anmutiger Melodik und dem sparsamen Einsatz klassischer Instrumente aufzubauen. Das Debütalbum als Nachfolger dreier EP kommt größtenteil in zurückgenommenem Tempo und mit viel Gefühl daher, selten, dass sich wie bei “Loss” oder “Emanate” mal ein paar harschere, bestimmtere Töne in den Vordergrund drängen. Fast alles hier wirkt sehr feierlich, vorsichtig und ausbalanciert, nicht wenige Stücke erinnern eher an Choräle denn moderne Rockmusik und spätestens mit “Saving Us A Riot” ist die bildhafte und zeitgemäße Verneigung vor Simon And Garfunkel perfekt. Nicht das Schlechteste für eine Zeit, da alles laut, grell und wichtig sein will – Phoria setzen eher auf Tiefenwirkung. http://www.phoriamusic.com/
21.10. Köln, Gebäude 9
22.10. Hamburg, Molotow
24.10. Berlin, Berghain Kantine
25.10. Dresden, Beatpol
28.10. München, Milla
29.10. Nürnberg, Nürnberg Pop Festival
Massive Attack vs. Cate Blanchett: Schichtarbeit
Deafheaven: Außer der Reihe
Die Überschrift passt natürlich in zweierlei Hinsicht: Zum einen gibt es von der kalifornischen Blackmetalband Deafheaven momentan nicht so viel Neues zu berichten, außer vielleicht, dass die vier Herren als Support bald mit den Maskenträgern von Slipknot die Bühne teilen werden. Zum anderen genießen George Clarke und Kollegen in der Szene nach wie vor einen sehr zwiespältigen Ruf, weil sie sich über Jahre so ganz anders präsentieren, als es die Stammkundschaft erwartet. Kleidung, Haarschnitte, Tourplakate (Auswahl s.u.), Plattencover, Posen - schon optisch sind sie für manchen Handcoremetaller eine Zumutung und auch musikalisch gehen sie, trotz allen Lärms, mit ihrer Vorliebe für große Melodien, seit Jahren weitab der ausgetretenen Pfade. Regisseur Jason Miller hat gerade für Ray Ban einen Kurzfilm veröffentlicht, in welchem er sich auf vier Minuten dem Phänomen widmet, mit dabei auch Kim Kelly vom Musikportal Noisey.
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