Freitag, 19. August 2016

Adiam: Wohlklang, schwarz gemalt [Update]

Adiam
"Black Wedding"
(Vertigo/Capitol)

Dass ein Album wie "Black Wedding" aus Schweden kommt, ist jetzt keine wirkliche Überraschung, schließlich steht hier nicht nur die Wiege der europäischen Popmusik, die Skandinavier haben mit The Knife mindestens auch eine verbriefte Teilhabe am Urheberrecht auf avantgardistischen Synthpop der Jahrtausendwende, das Duo hat wie wenige zuvor der Dunklen Seite das Tanzen beigebracht. In den Referenzen von Adiam Dymott, das erstaunt dann schon eher, tauchen Karin Dreijer Andersson und Olof Dreijer allerdings gar nicht auf, vielmehr fallen dort Namen wie Ty Dolla $ign, die Young Fathers oder TV On The Radio auf - letzteres nicht ganz ohne Grund, hat doch David Sitek die vorliegende Platte produziert. Was sich also vordergründig als abermaliges Dark-Pop-Erfolgsmodell aus dem Norden ausnimmt, bringt mit der Hinwendung zu Soul und RnB mehr Abwechslung im Klangspektrum unter und macht den Sound der gebürtigen Stockholmerin mit eritreischen Wurzeln, die heute auch in Berlin eine zweite Heimat gefunden hat, so interessant.



Vom Punk ihrer Anfangstage ist zwar kaum noch etwas zu hören, andere Versatzstücke der neueren Musikhistorie mischt Adiam aber durchaus gekonnt in die zwölf Stücke des Albums. Der Wechsel aus analogen und programmierten Drums, klackernde Beats zu gedoppelten Stimmsequenzen, Bläser, Streicher - das Instrumentarium ist reichhaltig und neben den genannten Einflüssen schieben sich so auch die Stilmittel des Trip-Hop von Massive Attack und Morcheeba, der EDM von Poliça oder Verweise auf den Wave der Kanadier Austra deutlich ins Bild. Getragenes Downtempo wechselt mit pochenden Rhythmen bis hin zum hektisch-atemlosen Techno bei "Bigger", trotz der warm modulierten Stimme bleibt die Grundstimmung allerdings meistenteils schwarz gemalt - Verlust, Tod, persönliche Enttäuschungen, trotziger Behauptungswille, die schönsten Stücke der Platte sind mit "Runaway", "Fearless" und "Sleep" zweifellos die düsteren. Vielleicht gar nicht so falsch platziert also im goldenen Nachglanz des Spätsommers. http://www.adiam-music.com/

Update: Zum Tag der VÖ noch eine Nachreichung - "Fearless" im feinen FTSE-Remix.



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