Der Mann hat zwischen 'wunderbar' und 'verunglückt' schon viel ausgemessen, nachdem sein Debütalbum so verheißungsvoll gelang, geriet der Nachfolger "Songs For Imaginative People" zum enttäuschenden und überfrachteten Desaster. Nun kommt Darwin Deez mit seiner neuen Single "Kill Your Attitude" und alles ist möglich. Der Neuanfang jedenfalls klingt schon mal gut, Ende offen.
Sonntag, 31. Mai 2015
Samstag, 30. Mai 2015
Bilderbuch: Sexy aus der Nische
Bilderbuch
„Schick Schock“
(Maschin Records/Virgin)
Mut zur Lücke? Nicht bei dieser Band, nicht bei dieser Platte. Denn spätestens im Dezember fallen sie einem ohnehin wieder auf die Füße, wenn es an die Vergabe der Listenplätze für’s Jahresranking geht und dann will man doch nicht die Spitzenreiter küren, ohne die Preisträger vorher wenigstens einmal, wenn auch verspätet, erwähnt zu haben?! Sowieso und überhaupt lassen sich ja zwei Dinge ganz einfach herunterschreiben – die gnadenlosen Verrisse und die himmelhoch jauchzenden Jubelarien. Das hier, man ahnt es, wird Letzteres. Wo also anfangen? Vielleicht bei den Gegensätzen im großen Gemeinsamen. Die alternative Popkultur des südlichen Nachbarlandes findet ja, wenn überhaupt, seit Jahres vorrangig in schattigen Nischen statt, für die Älteren unter uns liefern Attwenger oder Naked Lunch verlässlich Gutes nach, Kreisky, Soap And Skin, Der Nino aus Wien und Ja, Panik kamen später hinzu und wenigstens Andreas Spechtl und Band vermochten sich ein etwas breiteres Publikum erarbeiten. Doch nun schicken sich in kurzer Zeit gleich zwei Bands an, der öffentlichen Wahrnehmung gründlich den Marsch zu blasen und das erfreulicherweise nicht als krachlederne Mundartkapellen, sondern ganz Rock und Pop. Und zwar großgeschrieben und mit Ausrufezeichen.
Wo Wanda mit ihrem herrlichen Debüt „Amore“ das Klischee der Wiener Vorstadtprolls bedienen – also fertig, morbide, versoffen und großmäulig, beschließen Bilderbuch mit ihrem aktuellen Album „Schick Schock“ die zuvor begonnene Kehrtwende und kommen jetzt so verrucht, weird und exaltiert daher, wie nur Falco (der Name musste fallen) es konnte. Das ist natürlich seit unserer höchsteigenen New Wave nicht unbedingt niegelnagelneu, fällt aber in eine Zeit, da hierzulande die Altbekannten nicht eben durch Lässigkeit oder Wagemut auffallen. Bilderbuch sind also, wenn wir uns mal auf den akademischen Unbegriff vom deutschen Sprachraum beziehen wollen, momentan so rattenscharf wie einzigartig, optisch ein unbedingter und fast bacchantischer Genuss und deshalb jetzt und wenigstens diesen einen Sommer lang die Band der Stunde. Wer diese nicht allzu gewagte These dennoch auf Standfestigkeit hin überprüfen will oder muss, der sollte das bitte zusammen mit dem vorliegenden Bildmaterial tun, denn die Videos des Quartetts sind so unterhaltsam wie künstlerisch brillant.
Wie Sänger Maurice Ernst mit entrücktem Blick den Konturen und Bewegungen seiner „Maschin“ folgt und diese Quasierotik dem ganzen Stück zu einem unterschwelligen Knistern und Vibrieren verhilft, das ist schon eine ganz besondere Schau, von den kantigen Funkakkorden ganz zu schweigen. Oder die erwartungsfrohe Kinderhorde in Super Slow Motion, die bei „Plansch“ dem Sturm des Pools entgegenfiebert – begleitet von Zeilen wie: „Wenn Du Angst vor der Zukunft hast, kauf Dir einen Pool! Wenn Du alles hast, kauf Dir noch nen Pool! Wenn Du zu viel Geld hast, schmeiss es in den Pool! Wenn Du alles hast, ersauf Dich im Pool – Plasch!“ Zuvor schon der Auftritt im Seidenpyjama, esoterischer Kreistanz, Lotusblüte, Wiegeschritt, verzücktes Lächeln, die Befreiung: „Rum, Kokos für’s Karma – gib Dir mehr Zeit für Dich und OM.“ Schmutzig, albern, doppeldeutig bis versaut – es ist ihnen ein sichtliches Vergnügen. Und dem Betrachter und Zuhörer ebenso.
Musikalisch kocht das auf großer Flamme, es zuckt und kracht und kreischt an allen Ecken, barocker Pop, garstiger Fuzzrock, Hip Hop, der Gesang von Ernst zwischen schnurrender Schmeichelei und klirrendem Falsett – man kann gar nicht anders, als darüber in Verzückung zu geraten. Alles an dieser Band ist herrlich überdreht, grenzgängerisch und (um noch einen Begriff aus der Mottenkiste zu bemühen) kokett, sie lieben und zelebrieren die Irritation, die Verkleidung, die Attitüde. Vorbilder dazu werden reichlich benannt, zuvorderst Kanye West, den Ernst selbst als „genialen Idioten“ verehrt, natürlich Prince, Bowie, die Talking Heads. Die eigenwillige Vermischung der deutschen mit der englischen Sprache wiederum teilen sie mit den Kollegen von Ja, Panik, auch die sind damit schon seit 2005 im Rennen. Vorteil Bilderbuch: Sie haben entschieden mehr Sexyness. Oder eben: „Das ist das neue Gefühl – so magnifico. Wild Live, nimm deinen Lauf!“ Ein Depp, wer da die Police holt. http://www.bilderbuch-musik.at/
26.11. Karlsruhe, Substage
05.12. Bremen, Modernes
06.12. Frankfurt, Gibson
07.12. Köln, Gloria
09.12. Hamburg, Uebel und Gefährlich
13.12. München, Muffathalle
26.12. Kremsmünster, Bezirkssporthalle
08.01. Graz, Orpheum
„Schick Schock“
(Maschin Records/Virgin)
Mut zur Lücke? Nicht bei dieser Band, nicht bei dieser Platte. Denn spätestens im Dezember fallen sie einem ohnehin wieder auf die Füße, wenn es an die Vergabe der Listenplätze für’s Jahresranking geht und dann will man doch nicht die Spitzenreiter küren, ohne die Preisträger vorher wenigstens einmal, wenn auch verspätet, erwähnt zu haben?! Sowieso und überhaupt lassen sich ja zwei Dinge ganz einfach herunterschreiben – die gnadenlosen Verrisse und die himmelhoch jauchzenden Jubelarien. Das hier, man ahnt es, wird Letzteres. Wo also anfangen? Vielleicht bei den Gegensätzen im großen Gemeinsamen. Die alternative Popkultur des südlichen Nachbarlandes findet ja, wenn überhaupt, seit Jahres vorrangig in schattigen Nischen statt, für die Älteren unter uns liefern Attwenger oder Naked Lunch verlässlich Gutes nach, Kreisky, Soap And Skin, Der Nino aus Wien und Ja, Panik kamen später hinzu und wenigstens Andreas Spechtl und Band vermochten sich ein etwas breiteres Publikum erarbeiten. Doch nun schicken sich in kurzer Zeit gleich zwei Bands an, der öffentlichen Wahrnehmung gründlich den Marsch zu blasen und das erfreulicherweise nicht als krachlederne Mundartkapellen, sondern ganz Rock und Pop. Und zwar großgeschrieben und mit Ausrufezeichen.
Wo Wanda mit ihrem herrlichen Debüt „Amore“ das Klischee der Wiener Vorstadtprolls bedienen – also fertig, morbide, versoffen und großmäulig, beschließen Bilderbuch mit ihrem aktuellen Album „Schick Schock“ die zuvor begonnene Kehrtwende und kommen jetzt so verrucht, weird und exaltiert daher, wie nur Falco (der Name musste fallen) es konnte. Das ist natürlich seit unserer höchsteigenen New Wave nicht unbedingt niegelnagelneu, fällt aber in eine Zeit, da hierzulande die Altbekannten nicht eben durch Lässigkeit oder Wagemut auffallen. Bilderbuch sind also, wenn wir uns mal auf den akademischen Unbegriff vom deutschen Sprachraum beziehen wollen, momentan so rattenscharf wie einzigartig, optisch ein unbedingter und fast bacchantischer Genuss und deshalb jetzt und wenigstens diesen einen Sommer lang die Band der Stunde. Wer diese nicht allzu gewagte These dennoch auf Standfestigkeit hin überprüfen will oder muss, der sollte das bitte zusammen mit dem vorliegenden Bildmaterial tun, denn die Videos des Quartetts sind so unterhaltsam wie künstlerisch brillant.
Wie Sänger Maurice Ernst mit entrücktem Blick den Konturen und Bewegungen seiner „Maschin“ folgt und diese Quasierotik dem ganzen Stück zu einem unterschwelligen Knistern und Vibrieren verhilft, das ist schon eine ganz besondere Schau, von den kantigen Funkakkorden ganz zu schweigen. Oder die erwartungsfrohe Kinderhorde in Super Slow Motion, die bei „Plansch“ dem Sturm des Pools entgegenfiebert – begleitet von Zeilen wie: „Wenn Du Angst vor der Zukunft hast, kauf Dir einen Pool! Wenn Du alles hast, kauf Dir noch nen Pool! Wenn Du zu viel Geld hast, schmeiss es in den Pool! Wenn Du alles hast, ersauf Dich im Pool – Plasch!“ Zuvor schon der Auftritt im Seidenpyjama, esoterischer Kreistanz, Lotusblüte, Wiegeschritt, verzücktes Lächeln, die Befreiung: „Rum, Kokos für’s Karma – gib Dir mehr Zeit für Dich und OM.“ Schmutzig, albern, doppeldeutig bis versaut – es ist ihnen ein sichtliches Vergnügen. Und dem Betrachter und Zuhörer ebenso.
Musikalisch kocht das auf großer Flamme, es zuckt und kracht und kreischt an allen Ecken, barocker Pop, garstiger Fuzzrock, Hip Hop, der Gesang von Ernst zwischen schnurrender Schmeichelei und klirrendem Falsett – man kann gar nicht anders, als darüber in Verzückung zu geraten. Alles an dieser Band ist herrlich überdreht, grenzgängerisch und (um noch einen Begriff aus der Mottenkiste zu bemühen) kokett, sie lieben und zelebrieren die Irritation, die Verkleidung, die Attitüde. Vorbilder dazu werden reichlich benannt, zuvorderst Kanye West, den Ernst selbst als „genialen Idioten“ verehrt, natürlich Prince, Bowie, die Talking Heads. Die eigenwillige Vermischung der deutschen mit der englischen Sprache wiederum teilen sie mit den Kollegen von Ja, Panik, auch die sind damit schon seit 2005 im Rennen. Vorteil Bilderbuch: Sie haben entschieden mehr Sexyness. Oder eben: „Das ist das neue Gefühl – so magnifico. Wild Live, nimm deinen Lauf!“ Ein Depp, wer da die Police holt. http://www.bilderbuch-musik.at/
26.11. Karlsruhe, Substage
05.12. Bremen, Modernes
06.12. Frankfurt, Gibson
07.12. Köln, Gloria
09.12. Hamburg, Uebel und Gefährlich
13.12. München, Muffathalle
26.12. Kremsmünster, Bezirkssporthalle
08.01. Graz, Orpheum
Freitag, 29. Mai 2015
Wolf Alice: Nur für den Augenblick
Okay, wir alle, also die alten Nervsäcke wissen, dass das kein Bild von Ewigkeit ist und spätestens dann ein Ende hat, wenn die Jungs dazukommen. Trotzdem, auch als Momentaufnahme sind die Bilder, die Wolf Alice für ihren aktuellen Clip "Bros" gewählt haben, einfach zu schön: Mädchenträume, wahre Freundschaft, kindliche Gemüter, BFF, solche Sachen. Alles andere dann früh genug. Und wer den Augenblick ein wenig länger genießen will, geht vielleicht mit seiner Tochter zu einem der Herbstkonzerte...
19.11. Köln, Luxor
20.11. Berlin, Lido
22.11. Leipzig, Täubchenthal
23.11. Hamburg, Uebel und Gefährlich
19.11. Köln, Luxor
20.11. Berlin, Lido
22.11. Leipzig, Täubchenthal
23.11. Hamburg, Uebel und Gefährlich
Donnerstag, 28. Mai 2015
Florence And The Machine: Unvermindert
Florence And The Machine
„How Big, How Blue, How Beautiful“
(Island)
Der Küchenpsychologe in uns allen wollte natürlich schon lange vorher geahnt haben, dass das nicht gut gehen konnte: Zwei Studioalben hatte Florence Welch zusammen mit ihrer Band bislang eingespielt, beide, also “Lungs” und “Ceremonials”, randvoll gefüllt mit unglaublicher Intensität und maximalem Drama. Die Frau brannte ganz offensichtlich für ihre Profession wie es nur wenigen gelingt und konnte zudem diese bewundernswerte Leidenschaft live und auf Konserve gleichermaßen glaubwürdig umsetzen. Dann der jähe Zusammenbruch, Auszeit, Alkoholprobleme – keine Seltenheit, kein Wunder. Dass die gebürtige Londonerin aber nun knappe zwei Jahre nach “Say My Name”, ihrer Kollaboration mit Calvin Harris, schon wieder im Rampenlicht steht und mit “How Big, How Blue…” ein Kraftpaket gleicher Güte gestemmt hat, freut denFan, macht aber auch ein wenig nachdenklich. Denn wer ihr drittes Werk hört und sich erste Livetermine wie das Coachella vor einigen Wochen anschaut, der wird erkennen, dass für diese Frau offenbar halbe Sachen oder Schonung nicht zählen.
Sei’s drum, der aktuellen Platte hat die ungebrochene Power zumindest nicht geschadet. Mit neuem Produzenten (Markus Dravs betreute mit Coldplay, Arcade Fire und Björk durchaus schon das gehobene Classement) und alten Stärken liefert Welch wieder ein dicht gepackten Energiemix aus Soul, Wave, Rock und Pop. Wie Paul Epworth zuvor, der diesmal nur für den Abschluß “Mother” zuständig war, baut und schichtet auch Dravs alles, was klassisches Orchester und modernes Equipment hergeben, um das Wertvollste, was die Frau zu bieten hat: ihre Stimme. Druckvoll, dunkel, wandelbar, Welchs Gesang läßt keinerlei Abnutzung erkennen, noch immer bietet sie von einschmeichelndem Flüstern bis zum wütenden Geschrei alles auf, was die Palette zu bieten hat, noch immer ist diese Stimme das verlässlichste Abbild ihrer Seele, präzise, anrührend, erschütternd. Selten einmal, dass sie ihr wie bei “Long And Lost” eine kleine Regenerationspause gönnt – eher treibt sie sie für “What Kind Of Man”, “Delilah” oder “Third Eye” an die Grenzen der Belastbarkeit.
Dass Will Gregory, Tastenmann bei Goldfrapp, sämtliche Bläser-Sektionen des Albums eingesteuert hat, war keine falsche Entscheidung, die Klangvielfalt ergänzt wunderbar das sonstige Instrumentarium und besonders bei “Queen Of Peace”, neben den bekannten Singleauskopplungen einer der heimlichen Höhepunkt der Platte, gibt das Blech dem Song eine frische, beschwingte Note. Florence Welch hat sich, mit welchem Produzenten auch immer, stets für die Gratwanderung zwischen massenkompatiblem Breitwandsound und ausgefallener, düster inszenierter Indiekulisse interessiert und auch wenn das Cover etwas anderes erzählen will – es geht auf Platte Nummer drei munter so weiter. Nicht alles gelingt, manchmal läßt der Durchschnitt grüßen und die satten Riffs von “What Kind Of Man” machen noch kein “Kiss With A Fist” aus frühen Tagen. Die Fülle an Melodien, Ideen, potentiellen Hits ist dennoch frappierend und macht auch diesmal Eindruck. Hoffentlich nicht auf ihre eigenen Kosten … http://florenceandthemachine.net/
WinWin: Wer etwas Hirnschmalz in das Coverpuzzle beim Familienalbum investieren möchte, kann übrigens noch immer ein kostenloses Exemplar der aktuellen Platte von Florence And The Machine gewinnen - einfach die meistmöglichen Alben benennen, ein Mail mit Name und Adresse an info@mapambulo.de. Zum Rätsel hier lang.
„How Big, How Blue, How Beautiful“
(Island)
Der Küchenpsychologe in uns allen wollte natürlich schon lange vorher geahnt haben, dass das nicht gut gehen konnte: Zwei Studioalben hatte Florence Welch zusammen mit ihrer Band bislang eingespielt, beide, also “Lungs” und “Ceremonials”, randvoll gefüllt mit unglaublicher Intensität und maximalem Drama. Die Frau brannte ganz offensichtlich für ihre Profession wie es nur wenigen gelingt und konnte zudem diese bewundernswerte Leidenschaft live und auf Konserve gleichermaßen glaubwürdig umsetzen. Dann der jähe Zusammenbruch, Auszeit, Alkoholprobleme – keine Seltenheit, kein Wunder. Dass die gebürtige Londonerin aber nun knappe zwei Jahre nach “Say My Name”, ihrer Kollaboration mit Calvin Harris, schon wieder im Rampenlicht steht und mit “How Big, How Blue…” ein Kraftpaket gleicher Güte gestemmt hat, freut denFan, macht aber auch ein wenig nachdenklich. Denn wer ihr drittes Werk hört und sich erste Livetermine wie das Coachella vor einigen Wochen anschaut, der wird erkennen, dass für diese Frau offenbar halbe Sachen oder Schonung nicht zählen.
Sei’s drum, der aktuellen Platte hat die ungebrochene Power zumindest nicht geschadet. Mit neuem Produzenten (Markus Dravs betreute mit Coldplay, Arcade Fire und Björk durchaus schon das gehobene Classement) und alten Stärken liefert Welch wieder ein dicht gepackten Energiemix aus Soul, Wave, Rock und Pop. Wie Paul Epworth zuvor, der diesmal nur für den Abschluß “Mother” zuständig war, baut und schichtet auch Dravs alles, was klassisches Orchester und modernes Equipment hergeben, um das Wertvollste, was die Frau zu bieten hat: ihre Stimme. Druckvoll, dunkel, wandelbar, Welchs Gesang läßt keinerlei Abnutzung erkennen, noch immer bietet sie von einschmeichelndem Flüstern bis zum wütenden Geschrei alles auf, was die Palette zu bieten hat, noch immer ist diese Stimme das verlässlichste Abbild ihrer Seele, präzise, anrührend, erschütternd. Selten einmal, dass sie ihr wie bei “Long And Lost” eine kleine Regenerationspause gönnt – eher treibt sie sie für “What Kind Of Man”, “Delilah” oder “Third Eye” an die Grenzen der Belastbarkeit.
Dass Will Gregory, Tastenmann bei Goldfrapp, sämtliche Bläser-Sektionen des Albums eingesteuert hat, war keine falsche Entscheidung, die Klangvielfalt ergänzt wunderbar das sonstige Instrumentarium und besonders bei “Queen Of Peace”, neben den bekannten Singleauskopplungen einer der heimlichen Höhepunkt der Platte, gibt das Blech dem Song eine frische, beschwingte Note. Florence Welch hat sich, mit welchem Produzenten auch immer, stets für die Gratwanderung zwischen massenkompatiblem Breitwandsound und ausgefallener, düster inszenierter Indiekulisse interessiert und auch wenn das Cover etwas anderes erzählen will – es geht auf Platte Nummer drei munter so weiter. Nicht alles gelingt, manchmal läßt der Durchschnitt grüßen und die satten Riffs von “What Kind Of Man” machen noch kein “Kiss With A Fist” aus frühen Tagen. Die Fülle an Melodien, Ideen, potentiellen Hits ist dennoch frappierend und macht auch diesmal Eindruck. Hoffentlich nicht auf ihre eigenen Kosten … http://florenceandthemachine.net/
WinWin: Wer etwas Hirnschmalz in das Coverpuzzle beim Familienalbum investieren möchte, kann übrigens noch immer ein kostenloses Exemplar der aktuellen Platte von Florence And The Machine gewinnen - einfach die meistmöglichen Alben benennen, ein Mail mit Name und Adresse an info@mapambulo.de. Zum Rätsel hier lang.
Ceremony: Nur zwei dabei
Auf die Nachricht haben wir lang gewartet, dass sie so sparsam ausfällt, ist dann weniger schön: Für ganze zwei Termine werden die vom Hardcore zum Waverock konvertierten Ceremony im Sommer nach Deutschland kommen, um ihr wunderbares Album "The L-Shaped Man" zu präsentieren - freuen können sich Hamburg und Köln. Ob es dort dann auch so zugeht wie auf der Record Release Party in Berkeley beim Cover des Kennedys-Songs "California Über Alles" wird sich zeigen.
15.08. Köln, Underground
16.08. Hamburg, Hafenklang
15.08. Köln, Underground
16.08. Hamburg, Hafenklang
Sleep: Anverwandtes Solo
Das ist mal ein Superthema: Andreas Spechtl, Sänger und Gitarrist der grandiosen Ja, Panik, wird am 24. Juli unter dem Moniker Sleep via Staatsakt sein Solodebüt veröffentlichen. Und wie sich ahnen läßt, geht es in den acht Songs der Platte hauptsächlich um den Schlaf und anverwandte Dinge wie die Nacht, Träume, Dunkelheit, aber auch um die Geister der Vergangenheit. Anbei schon einmal ein Teaser, die Spechtl bei der Manufaktur der Coverkunst zeigt.
Familienalbum # 9: Swans vs. Faith Healer
Früher war alles viel besser - schon klar. Was wir jetzt wissen: Auch die Zähne. Dass die Swans schon zu ihren Gründungszeiten mächtig Biss hatten, war bekannt, dass es damals aber auch um ihre Kauwerkzeuge deutlich besser bestellt war, zeigt der Vergleich. Auf dem Cover des Debüts der Krachkombo um Michael Gira (1983) glänzen diese nämlich noch in lupenreinem Weiß (die Platte erlebt nebenbei gerade seine Wiederauflage bei Mute Records und kann nur empfohlen werden) - bei Jessica Jalbert aka. Faith Healer aus diesem Frühjahr kann man dagegen nur noch schiefgewachsene Stumpen erkennen. Muss wohl an den zunehmend schlechten Ernährungsgewohnheiten der heutigen Zeit liegen (Shane MacGowan unterschlagen wir an dieser Stelle mal). Die Kritik trifft allerdings nicht die Musik, das Album "Cosmic Troubles" der Kanadierin ist ein sehr gelungenes.
Fettes Brot feat. Nils Frevert: Neue Hymne
Das zu unterschlagen wäre unverzeihlich gewesen, auch wenn die News vom Herzensklub ja leider aus dem Programm fliegen mussten: Dass der legendäre und einzigartige FC St. Pauli völlig verdient den Klassenerhalt am letzten Sonntag geschafft hat, dürfte sich ja über die Grenzen der Hansestadt hinaus rumgesprochen haben, Fettes Brot haben zusammen mit Nils Frevert flugs ein Loblied auf Trainer Ewald Lienen eingesungen.Und das hat ja dann auch wieder etwas mit Musik zu tun...
Mittwoch, 27. Mai 2015
Jenny Lewis: Schräge Klamotte
Und immer noch dieser wunderbare Aufzug: Jenny Lewis, Mitte letzten Jahres mit ihrem Album "The Voyager" gern gehört und auch wegen ihres einzigartigen Bühnenoutfits ein unbedingter Hingucker, hat für den Song "She's Not Me" von besagter Platte einen spaßigen Videoclip nachgereicht, der mit einer prominent besetzten Gästeliste aufwarten kann. Neben ihrer Lieblingskombi stehen auch noch Fred Arminsen, Feist und Vanessa Bayer vor der Kamera.
Colored Vinyl: Status meets Plastik
Gerade erst die Bestellung für das Vinyl-Paket von Jamie XX's Ende der Woche erscheinendem Soloalbum "In Colour" auf den Weg gebracht, da flattert ein Post des FACT-Magazins auf den Tisch: Dieses verweist auf eine Online-Plattform mit dem Namen Colored Vinyl Records - dort werden auf ganzen 51 Seiten in aller Breite farbige oder bebilderte Erdölprodukte ausgestellt, also von Clear, Multi-Coloured bis hin zu Picture und Shaped Discs. Der Sammler kann nun das Material in Ruhe durchforsten und schauen, welche der trendigen Statussymbole schon daheim in der Vitrine stehen, besonderes Augenmerk sollte auf ein ausnehmend geschmackvolles Exemplar der Band Eohippus gelegt werden - für die 7" zum Song "Getting Your Hair Wet With Pee" wurden hier eigens auf piss-soaked vinyl gepresst. It's a Must!
Haste The Day vs. Peter Richter: Ringelpiez
Dienstag, 26. Mai 2015
Beach House: Kerngeschäft
Von einer Kirschendepression war bislang noch nicht viel bekannt, aber vielleicht sind wir nur noch nicht so tief in die Materie eingestiegen. Das amerikanisch-französische Indie-Duo Beach House jedenfalls hat sein neues Album "Depression Cherry" betitelt, erscheinen soll der Nachfolger von "Bloom" Ende August via Sub Pop und von Victoria Legrand und Alex Scally gibt es natürlich vorab schon mal eine halbwegs schlüssige Definition: "For us, Depression Cherry is a color, a place, a feeling, an
energy… that describes the place you arrive as you move through the
endlessly varied trips of existence…" Ahhh ja. Möglicherweise spürt man von dem Gefühl ja etwas auf den für Herbst anberaumten Livekonzerten.
04.11. Köln, Gloria
14.11. Hamburg, Kampnagel K1
16.11. Berlin, Huxley’s
17.11. München, Freiheiz
18.11. Lausanne, Les Docks
04.11. Köln, Gloria
14.11. Hamburg, Kampnagel K1
16.11. Berlin, Huxley’s
17.11. München, Freiheiz
18.11. Lausanne, Les Docks
Icona Pop: Keine Zweifel
Zwei vorschnelle Gedanken: Zuerst die Vermutung, Ikara Colt wären auf dem Weg zurück. Falsch. Dann kurz mal abgewunken - Icona Pop, das waren doch die beiden Mädels mit dem geborgten Hit von Charli XCX? Zu böse. "I Love It" war vielleicht ihr größter, bei weitem aber nicht ihr einziger Hit, Aino Jawo und Caroline Hjelt aus Schweden haben immerhin zwei Alben und eine Reihe Singles veröffentlicht und müssen sich ganz sicher nicht mehr von besagtem Ohrwurm emanzipieren. Sie sind also wieder zurück - zwar vorerst nur mit einem Song ("Emergency"), aber der Rest kann ja noch kommen.
Montag, 25. Mai 2015
Jamie XX: Mit dem eigenen Kopf
Jamie xx
„In Colour“
(Young Turks)
Es ist in der Tat eine sehr komfortable Ausgangssituation für Jamie Smith: Knappe drei Jahre ist „Coexist“, das letzte Album seiner Band The XX jetzt alt, man darf davon ausgehen, dass sich sehr viele Menschen schon auf den Nachfolger freuen. Smith ist als DJ, Produzent und Soundtüftler mit seinen sechsundzwanzig Jahren im bildlichen Sinnen das tonangebende Doppel-X des Trios, von ihm stammt ein Großteil der Ideen, er arrangiert, lenkt, finalisiert die Stücke der Londoner Wavekapelle. Es wäre also ein Leichtes für ihn gewesen, für sein Solo eine Art regenbogenfarbene Blaupause zu den beiden ersten Hitalben zurecht zu basteln, Oliver Sim und Romy Croft standen ohnehin zur Verfügung. Und es spricht für ihn, dass er der Versuchung widerstanden hat. Überhaupt scheint er ein sehr eigensinniger Junge zu sein – die Anzahl der Kollaborationen ist trotz seines unbestrittenen Talents überschaubar, neben der so denkwürdigen wie überragenden Zusammenarbeit mit Gil Scott-Heron („We’re New Here“) noch ein paar Remixe für Adele, Florence Welch und Radiohead, mehr nicht. Smith zieht es nach eigener Aussage vor, den Großteil seiner Zeit lieber daheim im Tonstudio zu verbringen und seiner eigenen Inspiration zu folgen, als sich im Auftrag anderer zu mühen (Lana Del Rey zum Beispiel hatte für „Ultraviolence“ einige Tracks von ihm bearbeiten lassen, diese aber später wieder für eine komplette Neuausrichtung der Platte verworfen): „It’s hard to have a genuine relationship with these people, I’ve found. And that’s why it’s hard to make music with them." (EB Magazine)
Es ist dann trotzdem beides geworden: Zum einen erinnern einige Stücke an den Brotjob des Mannes, wenig überraschend natürlich diejenigen, bei denen Croft und Sim die Vocalparts beisteuern. Aber auch hier hat der Debütant schon seine eigene Note eingebracht – „Stranger In A Room“ wird weniger gehaucht denn richtig gesungen und „Loud Places“ pumpt nahe am Disco-Soul der 70er. Der große Rest bewegt sich dort, wo Smith auch gern seine Playlists als DJ platziert: Rave, Jungle, Drum ‘n’ Bass, Garage, Dubstep, Grime und Dancehall – ein herrlich wildes Gemisch, so bunt wie das Cover und recht weit weg vom düsteren, ätherischen Gebrummel seiner Band. Schon „Gosh“ zu Beginn ist ein nervöses, atemloses Brett, bei „Obvs“ markieren Steel-Drums den melancholischen Unterton und spätestens bei „I Know It’s Gonna Be (Good Times)“ mit Yung Thug und Popcaan ist von The XX nix mehr zu hören. Dass nicht jedes Stück des Albums von gleicher Genialität ist, verzeiht man gern, solange er derart unbeirrt und furchtlos zu Werke geht. All jenen, die der Geschmackssicherheit des Jungen ebensoviel Freude abgewinnen können, seien im Übrigen seine DJ-Sets mit John Talabot, Caribou und Four Tet empfohlen, das Netz bietet hierzu reichlich Material für den zweiten, zusätzlichen Bildungsweg. http://www.jamiexx.com/
„In Colour“
(Young Turks)
Es ist in der Tat eine sehr komfortable Ausgangssituation für Jamie Smith: Knappe drei Jahre ist „Coexist“, das letzte Album seiner Band The XX jetzt alt, man darf davon ausgehen, dass sich sehr viele Menschen schon auf den Nachfolger freuen. Smith ist als DJ, Produzent und Soundtüftler mit seinen sechsundzwanzig Jahren im bildlichen Sinnen das tonangebende Doppel-X des Trios, von ihm stammt ein Großteil der Ideen, er arrangiert, lenkt, finalisiert die Stücke der Londoner Wavekapelle. Es wäre also ein Leichtes für ihn gewesen, für sein Solo eine Art regenbogenfarbene Blaupause zu den beiden ersten Hitalben zurecht zu basteln, Oliver Sim und Romy Croft standen ohnehin zur Verfügung. Und es spricht für ihn, dass er der Versuchung widerstanden hat. Überhaupt scheint er ein sehr eigensinniger Junge zu sein – die Anzahl der Kollaborationen ist trotz seines unbestrittenen Talents überschaubar, neben der so denkwürdigen wie überragenden Zusammenarbeit mit Gil Scott-Heron („We’re New Here“) noch ein paar Remixe für Adele, Florence Welch und Radiohead, mehr nicht. Smith zieht es nach eigener Aussage vor, den Großteil seiner Zeit lieber daheim im Tonstudio zu verbringen und seiner eigenen Inspiration zu folgen, als sich im Auftrag anderer zu mühen (Lana Del Rey zum Beispiel hatte für „Ultraviolence“ einige Tracks von ihm bearbeiten lassen, diese aber später wieder für eine komplette Neuausrichtung der Platte verworfen): „It’s hard to have a genuine relationship with these people, I’ve found. And that’s why it’s hard to make music with them." (EB Magazine)
Es ist dann trotzdem beides geworden: Zum einen erinnern einige Stücke an den Brotjob des Mannes, wenig überraschend natürlich diejenigen, bei denen Croft und Sim die Vocalparts beisteuern. Aber auch hier hat der Debütant schon seine eigene Note eingebracht – „Stranger In A Room“ wird weniger gehaucht denn richtig gesungen und „Loud Places“ pumpt nahe am Disco-Soul der 70er. Der große Rest bewegt sich dort, wo Smith auch gern seine Playlists als DJ platziert: Rave, Jungle, Drum ‘n’ Bass, Garage, Dubstep, Grime und Dancehall – ein herrlich wildes Gemisch, so bunt wie das Cover und recht weit weg vom düsteren, ätherischen Gebrummel seiner Band. Schon „Gosh“ zu Beginn ist ein nervöses, atemloses Brett, bei „Obvs“ markieren Steel-Drums den melancholischen Unterton und spätestens bei „I Know It’s Gonna Be (Good Times)“ mit Yung Thug und Popcaan ist von The XX nix mehr zu hören. Dass nicht jedes Stück des Albums von gleicher Genialität ist, verzeiht man gern, solange er derart unbeirrt und furchtlos zu Werke geht. All jenen, die der Geschmackssicherheit des Jungen ebensoviel Freude abgewinnen können, seien im Übrigen seine DJ-Sets mit John Talabot, Caribou und Four Tet empfohlen, das Netz bietet hierzu reichlich Material für den zweiten, zusätzlichen Bildungsweg. http://www.jamiexx.com/
Familienalbum # 8: Florence + The Machines [Update]
Update:
Hier die Auflösung - von links nach rechts und oben nach unten:
Swans: The Seer
Daft Punk: Random Access Memories
Blur: Leisure
FKA twigs: LP1
Toploader: Only Human
David Bowie: Aladdin Sane
Scorpions: Blackout
Madonna: Rebel Heart
Stevie Wonder: Hotter Than July
Andrew WK: Party Hard
Rammstein: Sehnsucht
Janélle Monáe: Archandroid
Debbie Harry: Koo Koo
Christina Aguilera: Bionic
Neil Young: Neil Young
The Rolling Stones: Tattoo You
Freitag, 22. Mai 2015
Institute: Ganz wie die Alten
Die Musik klingt um einiges älter, als die Jungs es tatsächlich sind: Institute aus Austin/Texas hatten nach diversen Demos und 7"s schon für die EP "Salt" im Oktober vergangenen Jahres bei Sacred Bones unterschrieben, nun bringen sie dort Anfang Juni ihr Debüt "Catharsis" heraus. Zwei der Songs zwischen Proto- und Post-Punk, "Perpetual Ebb" und "Cheerlessness", kann man sich hier schon mal anhören.
Binoculers: Sinn und Form
Binoculers
„Adapted To Both Shade And Sun“
(Insular)
Kein Licht ohne Schatten – eine Binsenweisheit. Dass also Dinge wie Momente erst richtig strahlen können, wenn oder weil die Dunkelheit am tiefsten ist, wird jeder bejahen, dem solche Gedankengänge und Seelenbespiegelungen nicht fremd sind. Zu diesen Menschen darf man wohl getrost auch Nadja Rüdebusch zählen. Seit die Hamburgerin 2007 ihre ersten Songs im Eigenverlag herausbrachte, treiben sie solche Dinge um, “There’s Not Enough Space In The Dark” hieß das letzte Album und auch auf dem neuen, dessen Titel schon Fingerzeig genug ist, singt sie: “But the stars are the brightest where the water is black…“ Zusammen mit Schlagmann Daniel Gädicke benennt sie die dunklen wie die helleren Seiten der eigenen Innerlichkeit und übersetzt sie in einen zarten, teils akustischen Kammerpop. Hingetupfte Drums und klassisches Piano treffen eine Stimme, die in Klang und Modulation etwas an die späte Laetitia Sadier erinnert, alles erscheint warm und betont unaufgeregt – und das, obwohl es um Abgründe, Traumgestalten und Schattenseiten geht, um Dinge also, die sehr wohl verunsichern, verängstigen können.
Den Binoculers gelingt es dennoch, ihnen mit Bedacht und fein versponnenen Melodien versöhnlichen Sinn und gefällige Form zu geben. Wie sich bei “Shine And The Gone” ein gänzlich neuer Rhythmus behutsam aus dem vorangegangenen schält, ist schon sehr kunstvoll gemacht, das überraschend belebte “Contrails” kontrastiert mit zurückhaltenden, getragenen Stücken wie “Black_White Bird”. “I used to spend my time underneath the night sky that never changed, but once I get tired of return and repeat. I took the moon out of the sky, but now there is a void and no change of mind will enter it in time”, wer sich in Bildern wie diesem aus der Single “Bow And Arrow” gern verliert, ist bei den Binoculers sicher gut aufgehoben. Und so wenige können das nicht sein - dass Rüdebusch und Gädicke die neue Platte nämlich mit Hilfe eines Crowdfunding-Projektes finanzieren konnten, darf man in dieser Hinsicht wohl einen Lichtblick nennen.
28.05. Dortmund, Sissikingkong
29.05. Düsseldorf, Butze
30.05. Köln, Kulturcafé Lichtung
31.05. Freudenberg, Wohnzimmerkonzert
03.06. Offenbach, Parkside Studios
04.06. Wiesbaden, Wakker
05.06. Ulm, Stiege
06.06. Bad Hersfeld, Buchcafé
19.06. Hamburg, Astrastube, Release-Party
02.07. Rostock, Artquarium
03.07. Magdeburg, Volksbad Buckau
04.07. Ilmenau, Wohnzimmerkultur
05.07. Kassel, Nordstadtpalast
06.07. Karlsruhe, Wohnzimmerkonzert
07.07. Tübingen, Wilhelma
08.07. Freiburg, Slow Club
09.07. Ravensburg, Etage 2
10.07. Darmstadt, Oetinger Villa
11.07. Aachen, Raststätte
12.07. Göttingen, Gartenkonzert
04.09. Leipzig, Tabori
05.09. Dresden, The Sound Of Bronkow
„Adapted To Both Shade And Sun“
(Insular)
Kein Licht ohne Schatten – eine Binsenweisheit. Dass also Dinge wie Momente erst richtig strahlen können, wenn oder weil die Dunkelheit am tiefsten ist, wird jeder bejahen, dem solche Gedankengänge und Seelenbespiegelungen nicht fremd sind. Zu diesen Menschen darf man wohl getrost auch Nadja Rüdebusch zählen. Seit die Hamburgerin 2007 ihre ersten Songs im Eigenverlag herausbrachte, treiben sie solche Dinge um, “There’s Not Enough Space In The Dark” hieß das letzte Album und auch auf dem neuen, dessen Titel schon Fingerzeig genug ist, singt sie: “But the stars are the brightest where the water is black…“ Zusammen mit Schlagmann Daniel Gädicke benennt sie die dunklen wie die helleren Seiten der eigenen Innerlichkeit und übersetzt sie in einen zarten, teils akustischen Kammerpop. Hingetupfte Drums und klassisches Piano treffen eine Stimme, die in Klang und Modulation etwas an die späte Laetitia Sadier erinnert, alles erscheint warm und betont unaufgeregt – und das, obwohl es um Abgründe, Traumgestalten und Schattenseiten geht, um Dinge also, die sehr wohl verunsichern, verängstigen können.
Den Binoculers gelingt es dennoch, ihnen mit Bedacht und fein versponnenen Melodien versöhnlichen Sinn und gefällige Form zu geben. Wie sich bei “Shine And The Gone” ein gänzlich neuer Rhythmus behutsam aus dem vorangegangenen schält, ist schon sehr kunstvoll gemacht, das überraschend belebte “Contrails” kontrastiert mit zurückhaltenden, getragenen Stücken wie “Black_White Bird”. “I used to spend my time underneath the night sky that never changed, but once I get tired of return and repeat. I took the moon out of the sky, but now there is a void and no change of mind will enter it in time”, wer sich in Bildern wie diesem aus der Single “Bow And Arrow” gern verliert, ist bei den Binoculers sicher gut aufgehoben. Und so wenige können das nicht sein - dass Rüdebusch und Gädicke die neue Platte nämlich mit Hilfe eines Crowdfunding-Projektes finanzieren konnten, darf man in dieser Hinsicht wohl einen Lichtblick nennen.
28.05. Dortmund, Sissikingkong
29.05. Düsseldorf, Butze
30.05. Köln, Kulturcafé Lichtung
31.05. Freudenberg, Wohnzimmerkonzert
03.06. Offenbach, Parkside Studios
04.06. Wiesbaden, Wakker
05.06. Ulm, Stiege
06.06. Bad Hersfeld, Buchcafé
19.06. Hamburg, Astrastube, Release-Party
02.07. Rostock, Artquarium
03.07. Magdeburg, Volksbad Buckau
04.07. Ilmenau, Wohnzimmerkultur
05.07. Kassel, Nordstadtpalast
06.07. Karlsruhe, Wohnzimmerkonzert
07.07. Tübingen, Wilhelma
08.07. Freiburg, Slow Club
09.07. Ravensburg, Etage 2
10.07. Darmstadt, Oetinger Villa
11.07. Aachen, Raststätte
12.07. Göttingen, Gartenkonzert
04.09. Leipzig, Tabori
05.09. Dresden, The Sound Of Bronkow
SOAK: Ah-Ahh-Ahhhh-Ah
Donnerstag, 21. Mai 2015
Unknown Mortal Orchestra: Multi-Musik
Unknown Mortal Orchestra
„Multi-Love“
(Jagjaguwar)
Man muss sich einfach noch mal kurz den Song „So Good At Being In Trouble“ aus dem Jahr 2012 vergegenwärtigen – schon damals, mit dieser fantastischen Nummer, dem ebenso famosen Album „II“ war klar: Das ist zu gut, um einfach aufzuhören, das durfte ruhig so weitergehen. Und was Wunder: Genau das tut es auch – also: Weitergehen. Ruban Nielson, Jake Portrait und Riley Geare, gemeinsam das multinationale Unknown Mortal Orchestra, mittlerweile fest in der Jagjaguwar-Familie integriert, machen passgenau da weiter, wo sie aufgehört haben. Fett arrangierter, psychedelischer Soulpop, der sich angstfrei jedem angrenzenden Genre an den Hals wirft, ob nun Rock, Funk oder Jazz, um das Ganze im Aufnahmestudio hernach zu einer äußerst tanzbaren Mischung zu verquirlen. Angereichert werden die Stücke mit allem, was der Griff in die Effekte-Kiste so hergibt: elektronische Beats, Bläsersections, Barpiano, Saxophon (natürlich), verzerrte Stimmen, und und … So entstehen dann Perlen wie das sanft dahinschummernde „Extreme Wealth and Casual Cruelty“, das einem am Ende gern noch ein paar Disharmonien um die Ohren haut. Oder auch „Can’t Keep Checking My Phone“, so simpel wie infektiös – Daft Punk sind für einen ähnlichen Killer im vergangenen Jahr zu Göttern ausgerufen worden, you remember?! UMO werden allerdings den Teufel tun, eine ganze Platte um einen Song wie diesen zu bauen, die sind schon wieder ein paar Takte weiter und zerlegen gerade dem Psychrockteufel bei „Puzzles“ die Bude. Ganz feine Sache das, Multi-Überraschung, Multi-Unterhaltung. Multi-Musik – quasi. http://unknownmortalorchestra.com/
26.05. Berlin, Berghain Kantine
14.09. Hamburg, Uebel und Gefährlich
15.09. Köln, Gebäude 9
16.09. Frankfurt, Zoom
17.09. Berlin, Lido
„Multi-Love“
(Jagjaguwar)
Man muss sich einfach noch mal kurz den Song „So Good At Being In Trouble“ aus dem Jahr 2012 vergegenwärtigen – schon damals, mit dieser fantastischen Nummer, dem ebenso famosen Album „II“ war klar: Das ist zu gut, um einfach aufzuhören, das durfte ruhig so weitergehen. Und was Wunder: Genau das tut es auch – also: Weitergehen. Ruban Nielson, Jake Portrait und Riley Geare, gemeinsam das multinationale Unknown Mortal Orchestra, mittlerweile fest in der Jagjaguwar-Familie integriert, machen passgenau da weiter, wo sie aufgehört haben. Fett arrangierter, psychedelischer Soulpop, der sich angstfrei jedem angrenzenden Genre an den Hals wirft, ob nun Rock, Funk oder Jazz, um das Ganze im Aufnahmestudio hernach zu einer äußerst tanzbaren Mischung zu verquirlen. Angereichert werden die Stücke mit allem, was der Griff in die Effekte-Kiste so hergibt: elektronische Beats, Bläsersections, Barpiano, Saxophon (natürlich), verzerrte Stimmen, und und … So entstehen dann Perlen wie das sanft dahinschummernde „Extreme Wealth and Casual Cruelty“, das einem am Ende gern noch ein paar Disharmonien um die Ohren haut. Oder auch „Can’t Keep Checking My Phone“, so simpel wie infektiös – Daft Punk sind für einen ähnlichen Killer im vergangenen Jahr zu Göttern ausgerufen worden, you remember?! UMO werden allerdings den Teufel tun, eine ganze Platte um einen Song wie diesen zu bauen, die sind schon wieder ein paar Takte weiter und zerlegen gerade dem Psychrockteufel bei „Puzzles“ die Bude. Ganz feine Sache das, Multi-Überraschung, Multi-Unterhaltung. Multi-Musik – quasi. http://unknownmortalorchestra.com/
26.05. Berlin, Berghain Kantine
14.09. Hamburg, Uebel und Gefährlich
15.09. Köln, Gebäude 9
16.09. Frankfurt, Zoom
17.09. Berlin, Lido
Destroyer: Vergiftet
Neues aus der Feinkostabteilung: Dan Bejar wird mit seiner Band Destroyer Ende August via Merge gleich ein ganzes Doppelalbum mit dem Titel "Poison Season" veröffentlichen. Die Kanadier lassen diese Platte ihrem letzten Kritikererfolg "Kaputt" folgen, die erste neue Single heißt "Dream Lover" und die gibt's auch gleich im Stream - dazu erfreulicherweise gleich noch ein paar Konzerttermine für den Herbst.
09.11. Luzern, Südpol
10.11. Lausanne, Le Romandie
11.11. St. Gallen, Palace
12.11. Wien, Szene
13.11. München, Kammerspiele
14.11. Köln, Luxor
15.11. Berlin, Lido
09.11. Luzern, Südpol
10.11. Lausanne, Le Romandie
11.11. St. Gallen, Palace
12.11. Wien, Szene
13.11. München, Kammerspiele
14.11. Köln, Luxor
15.11. Berlin, Lido
FFS: Der große Schwindel
Westkust: Nicht mehr lang hin
Neuigkeiten von den schwedischen "Schuhglotzern" Westkust aus Göteburg: Nachdem wir hier das Album "Last Forever" mit der Single "Swirl" schon angeteasert hatten, kommt mit "Dishwasher" Vorauskopplung Nummer zwei um die Ecke. Ende Juni ist die Veröffentlichung des Longplayers via Run For Cover geplant, nicht mehr allzuviel Geduld erforderlich also.
Mittwoch, 20. Mai 2015
Mourn: Earcatcher
Jaja, zugegeben - der erste Grund für den Klick war der Titel: "Gertrudis, Get Through This!" - hallo!? Wer wollte da nicht wissen, wie das klingt? Und natürlich auch, wer das denn singt? Also: Mourn sind eine sehr junge, vierköpfige Garage-Punk-Band aus Barcelona, im letzten Jahr veröffentlichten sie ihr gleichnamiges Debüt, das für viel Lob und Aufmerksamkeit gesorgt hat. Die beiden Freundinnen Jazz Rodríguez Bueno (Gesang) und Carla Pérez Vas (Gitarre), mittlerweile ergänzt durch Antonio Postius (Drums) und Leia Rodríguez (Bass), sind bei Captured Tracks unter Vertrag und werden dort wohl auch bald ihre neue Platte herausbringen, vorerst kommt aber erst mal die 7" mit Gertrude und zwei weiteren Stücken. Wer mehr hören möchte, kann sich ja auf der Labelseite ein wenig umschauen...
26./28.08. Berlin, Berghain - Popkultur 2015
26./28.08. Berlin, Berghain - Popkultur 2015
Night Beds: Viele Gründe
Ende des vergangenen Jahres angekündigt, nun zum Greifen nahe: Winston Yellen alias Night Beds hat einer ersten Vorauskopplung ("Me, Liquor And God") die passenden Fakten hinterher geschickt - Anfang August soll via Dead Oceans der Nachfolger des Debüts "Country Sleep" in den Handel kommen. Ganze sechszehn Stücke wird "Ivywild", so der Titel, umfassen, die Inspiration stammt laut Yellen zu gleichen Teilen vom Ende einer langjährigen Beziehung und den ersten Eindrücken, die er beim Hören von Kanye Wests "Yeezus" sammelte. Breite Palette, könnte man meinen, die zweite Auskopplung "Tide Teeth" jedenfalls spinnt den elektronischen Faden der ersten Hörprobe konsequent weiter.
Modestep: Druckfrisch
Wer dringenden Bedarf auf ein Update in Sachen Dubstep verspürt, dem kann dieser Tage schneller als vermutet geholfen werden: Das Londoner Projekt Modestep veröffentlicht nämlich nach "Evolution Theory" sein zweites Album "London Roads" via max records überraschend schon am Freitag dieser Woche. Die teilweise recht experimentell verschränkten Klänge entwickeln bei entsprechend geregelter Ausgabegröße (hier: Lautstärkepegel) einen ordentlichen Druck - angereichert um analoge Spuren gibt das ein erfreulich vielschichtiges Bild. Den Clip zur Single "Machines" hier anbei, den hörenswerten Rest ganz userfreundlich bei Soundcloud.
Dienstag, 19. Mai 2015
The Great Faults: Im Namen des Vaters
Also okay, das klingt jetzt wirklich schon etwas dicke: Zwei Jungens aus Mülheim an der Ruhr, die ihren jeweiligen Zweitnamen dem amerikanischen Folk-Übervater Woody Guthrie widmen - geht's noch? Aber runteratmen, wenn man sich die Musik von Johannes "Woodrow" Wagner und Martin "Arlo" Kroll so anhört, wird man ein wenig wiederversöhnt, denn "Simple" zum Beispiel, die erste Single ihres zweiten Albums als The Great Faults (VÖ 05.06. Supermusic), klingt so gar nicht provinziell, sondern scheppert auf internationalem Niveau - Marke Spoon, Black Keys, etc. "Trust Me" soll die Platte heißen und um einen davon zu überzeugen, kommen die zwei auch auf Tour.
05.06. Essen, Temple Bar
11.06. Bochum, Theater Rottstraße 5
13.06. Hamburg, Freundlich und Kompetent
18.06. Köln, Tsunami
18.07. Mülheim an der Ruhr, Open Air
05.06. Essen, Temple Bar
11.06. Bochum, Theater Rottstraße 5
13.06. Hamburg, Freundlich und Kompetent
18.06. Köln, Tsunami
18.07. Mülheim an der Ruhr, Open Air
HEADS: Früher kommen
Zugegeben, die Nachricht, welche Vorband für einen Konzertabend eingeteilt ist, wird auch bei Metz, den kanadischen Noisepunks, die im Juni unterwegs sind, für manchen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Könnte aber sein, dass diesmal zeitiges Kommen und Biervorrat angebracht sind, so kann man sich entschieden besser auf HEADS konzentrieren, die den Support stellen - knackiger Krach aus Berlin resp. dem Saarland resp. Australien (denn aus den Ecken rekrutiert sich das Trio). Die sechs Tracks des selbstbetitelten Minialbums kann man sich bei Soundcloud anhören, hier gibt es stellvertretend schon mal die Single "A Mural Is Worth Of Thousand Words".
05.06. Berlin, Berghain Kantine (Release Show)
22.06. Leipzig, Täubchenthal w/ METZ
23.06. Hamburg, Astrastube w/ RODHA
24.06. Berlin, Cassiopeia w/ METZ
25.06. Köln, MTC w/ METZ
29.08. Mannheim, Brückenaward e.V. Festival
05.06. Berlin, Berghain Kantine (Release Show)
22.06. Leipzig, Täubchenthal w/ METZ
23.06. Hamburg, Astrastube w/ RODHA
24.06. Berlin, Cassiopeia w/ METZ
25.06. Köln, MTC w/ METZ
29.08. Mannheim, Brückenaward e.V. Festival
BOY: In guter Erinnerung
Manchmal reicht nur ein Wort, um eine ganze Reihe von Erinnerungen wieder einzublenden - BOY zum Beispiel: Mit der Musik des Duos aus Hamburg und Zürich werden viele Menschen Momente der Innerlichkeit, vielleicht auch Zweisamkeit verbinden, positive Gefühle und sicher auch reichlich Melancholie - Valeska Steiner und Sonja Glass haben 2011 mit "Mutual Friends" so etwas wie das Master zum akustischen Gitarrenpop der ersten Dekade des Milleniums vorgelegt, an dem sich viele Nachfolger messen lassen mussten. Nun wird am 21. August bei Groenland Records mit "We Were Here" das zweite Album der beiden erscheinen und wenn man dem Teaser glauben darf, dann wird dieses komplexer, vielschichtiger werden. So oder so, man darf gespannt sein...
02.09. Oldenburg, Kulturetage
03.09. Köln, Gloria
04.09. München, Technikum
05.09. Zürich, Plaza
07.09. Wien, RadioKulturhaus
08.09. Dresden, Beatpol
09.09. Berlin, Lido
10.09. Hamburg, Mojo Club
02.09. Oldenburg, Kulturetage
03.09. Köln, Gloria
04.09. München, Technikum
05.09. Zürich, Plaza
07.09. Wien, RadioKulturhaus
08.09. Dresden, Beatpol
09.09. Berlin, Lido
10.09. Hamburg, Mojo Club
Spoon: In lautem Gedenken
Montag, 18. Mai 2015
Public Image Ltd.: Geben keine Ruhe
Letzte Notiz: Juni 2012. Damals hatten John Lydon und seine Public Image Ltd. ihre LP "This Is P.I.L." vorgestellt. Ganze zwanzig Jahre nach ihrem letzten Album. Und auf Nummer 9 soll nun im September Nummer 10 folgen und diese trägt den markigen Titel "What The World Needs Now". Die erste Single "Double Trouble" soll im August kommen - viel wichtiger: Die Herren kommen selbst auch. Und zwar für vier Termine nach Deutschland:
12.10. Mannheim, Alte Seilerei
14.10. Ludwigsburg, Rockfabrik
15.10. Berlin, Columbiahalle
17.10. Bochum, Zeche
12.10. Mannheim, Alte Seilerei
14.10. Ludwigsburg, Rockfabrik
15.10. Berlin, Columbiahalle
17.10. Bochum, Zeche
Sonntag, 17. Mai 2015
You Are Number Six: Raus ans Licht
Elektronische Waveprojekte, die von jungen Männern in abgedunkelten Arbeitszimmern nächtens Gestalt annehmen und von denen die Außenwelt nicht eben viel mitbekommt - keine so seltene Sache. Théo Lefebvre aus Montpellier gilt unter ihnen als You Are Number Six (entlehnt aus der englischen TV-Serie "The Prisoner") fast schon ein alter Hase, im Netz gibt es von ihm schon eine erkleckliche Anzahl an Songs zu hören, unter anderem auch Coverversionen von The Cure und den Ramones. Seine erste EP "Wired Tales" erschien im vergangenen Jahr bei Young Cubs, dieser folgt nun die 7" "Hors-Série" mit drei weiteren Tracks, von denen zwei ("Aztec Sun/Dysfunctional") hier gestreamt sind, beziehen läßt sich das komplette Paket über Bandcamp.
Samstag, 16. Mai 2015
Ceremony: Nach dem Rausch
Ceremony
„The L-Shaped Man“
(Matador)
Wer das gewusst haben will, brauchte schon sehr feine Antennen und dazu ein sehr enges Verhältnis zur Kristallkugel: Dass Ceremony ihren Sound von einem Album zum nächsten so grundlegend ändern würden, ließ sich wirklich nur erahnen, wenn man bei „Zoo“ 2012 jede Note auf den Seziertisch legte. Gut, von Hardcore sprachen auch bei dieser Platte nur noch wenige, dennoch – es war laut, es war hart und es existierten von den damaligen Konzerten noch Aufnahmen, wo nach ein paar Takten kein vor und kein auf der Bühne, kein oben und kein unten auszumachen war, Band und Publikum in einem wilden, euphorischen, ausgelassenen Durcheinander. Ähnliches wird es, so läßt sich vermuten, mit den aktuellen Songs nicht mehr geben. Denn wo sich vormals noch Wut und Unzufriedenheit Bahn brachen, Gitarrenbretter den kleinsten Ansatz von Nachdenklichkeit hinwegfegten und nur ein verstecktes „Do it again and again and again…“ die Nähe zu Joy Division vermuten ließ, da dominieren nun die dunklen, wavigen und basslastigen Klänge des Post-Punk.
Man hört, dass private Beziehungsprobleme von Sänger Ross Farrar diesen Schwenk auslösten und doch mag man es kaum glauben – zu krass sind die Unterschiede, zu deutlich ist die Richtungsänderung. Wo gerade noch die Suicidal Tendencies, ja sogar Minor Threat zu Vorbildern taugten, stehen jetzt Wire, New Order und Gang Of Four auf der Liste. Und ist das schlecht? Nicht, wenn es so gut und glaubhaft gemacht ist wie von Ceremony. Sie werden, soviel ist gewiss, sehr viel Prügel einstecken müssen für die neuen Töne, bei jeder Umdrehung der Platte auf dem Teller unkt die innere Stimme „Oh-ooh!“ und die Gemeinde der Alternativ-Metaller ist nun nicht gerade für übergroße Nachsicht bekannt.
Trotzdem muss man anerkennen, dass sie diese, ihre neue Sache ganz gut machen. Die Stücke kommen satt und düster daher, der Bass rollt, die Drums scheppern gewaltig und auch die nötige Leidenschaft fehlt nicht. Farrar hat, wen wunderts, viel zu erzählen über die Schlechtigkeit der Welt: „You told your friends you were fine, you thought you were fine too, you told your family twice, how your way find out. But nothing is ever fine, nothing ever feels right, you have to tell yourself, you tried… (Exit Fears).” Zuweilen, wie bei “The Party”, tönt das Ganze sogar ein wenig gothy, Bauhaus lassen also ebenfalls grüßen. Über die gesamte Spiellänge fehlt es den Songs vielleicht ab und an ein wenig an Unterscheidbarkeit. Ein Nachteil des neu gewählten Genres – beim rauschhaften Gitarrenkrach ist Abwechslung seltener gefragt, hier und jetzt schon eher. Egal, es bleibt dennoch ein toller Wurf und eine der ersten richtigen Überraschungen des Jahres. http://ceremonyhc.com/
Der Komplettstream des Albums steht momentan bei Matablog.
Ceremony - The Separation and The Understanding from Ross Thomas on Vimeo.
„The L-Shaped Man“
(Matador)
Wer das gewusst haben will, brauchte schon sehr feine Antennen und dazu ein sehr enges Verhältnis zur Kristallkugel: Dass Ceremony ihren Sound von einem Album zum nächsten so grundlegend ändern würden, ließ sich wirklich nur erahnen, wenn man bei „Zoo“ 2012 jede Note auf den Seziertisch legte. Gut, von Hardcore sprachen auch bei dieser Platte nur noch wenige, dennoch – es war laut, es war hart und es existierten von den damaligen Konzerten noch Aufnahmen, wo nach ein paar Takten kein vor und kein auf der Bühne, kein oben und kein unten auszumachen war, Band und Publikum in einem wilden, euphorischen, ausgelassenen Durcheinander. Ähnliches wird es, so läßt sich vermuten, mit den aktuellen Songs nicht mehr geben. Denn wo sich vormals noch Wut und Unzufriedenheit Bahn brachen, Gitarrenbretter den kleinsten Ansatz von Nachdenklichkeit hinwegfegten und nur ein verstecktes „Do it again and again and again…“ die Nähe zu Joy Division vermuten ließ, da dominieren nun die dunklen, wavigen und basslastigen Klänge des Post-Punk.
Man hört, dass private Beziehungsprobleme von Sänger Ross Farrar diesen Schwenk auslösten und doch mag man es kaum glauben – zu krass sind die Unterschiede, zu deutlich ist die Richtungsänderung. Wo gerade noch die Suicidal Tendencies, ja sogar Minor Threat zu Vorbildern taugten, stehen jetzt Wire, New Order und Gang Of Four auf der Liste. Und ist das schlecht? Nicht, wenn es so gut und glaubhaft gemacht ist wie von Ceremony. Sie werden, soviel ist gewiss, sehr viel Prügel einstecken müssen für die neuen Töne, bei jeder Umdrehung der Platte auf dem Teller unkt die innere Stimme „Oh-ooh!“ und die Gemeinde der Alternativ-Metaller ist nun nicht gerade für übergroße Nachsicht bekannt.
Trotzdem muss man anerkennen, dass sie diese, ihre neue Sache ganz gut machen. Die Stücke kommen satt und düster daher, der Bass rollt, die Drums scheppern gewaltig und auch die nötige Leidenschaft fehlt nicht. Farrar hat, wen wunderts, viel zu erzählen über die Schlechtigkeit der Welt: „You told your friends you were fine, you thought you were fine too, you told your family twice, how your way find out. But nothing is ever fine, nothing ever feels right, you have to tell yourself, you tried… (Exit Fears).” Zuweilen, wie bei “The Party”, tönt das Ganze sogar ein wenig gothy, Bauhaus lassen also ebenfalls grüßen. Über die gesamte Spiellänge fehlt es den Songs vielleicht ab und an ein wenig an Unterscheidbarkeit. Ein Nachteil des neu gewählten Genres – beim rauschhaften Gitarrenkrach ist Abwechslung seltener gefragt, hier und jetzt schon eher. Egal, es bleibt dennoch ein toller Wurf und eine der ersten richtigen Überraschungen des Jahres. http://ceremonyhc.com/
Der Komplettstream des Albums steht momentan bei Matablog.
Ceremony - The Separation and The Understanding from Ross Thomas on Vimeo.
Freitag, 15. Mai 2015
Joy Division: In aller Form
Mehr als eine Randnotiz: Aus Anlass des fünfunddreißigjährigen Geburtstages von "Love Will Tear Us Apart", dem wohl bekanntesten Song von Joy Division, wird das Label Rhino Records laut CoS Vinyl-Pressungen des kompletten Band-Kataloges veröffentlichen. Ende Juni erscheinen demnach mit 180g "Unknown Pleasures" und "Closer", gefolgt Mitte Juli von "Still" und "Substance". Letzteres wird als der Remastering von 2010 erstmals als Platte erscheinen, bereichert um zwei Zugaben, nämlich "As You Said" und die Ersteinspielung des oben genannten Stückes in der später verworfenen "Pennine-Version".
Run The Jewels: Good & Bad News
Haben wir jetzt das Dutzend voll? Schon beim ersten Durchhören des brillanten "RTJ2" von Run The Jewels im letzten Jahr war klar, dass es sich hier eher um ein Album mit lauter Singles handelte, so gut waren die einzelnen Tracks. Und irgendwie hat man jetzt das Gefühl, zu jedem dieser Stücke gibt es nun einen passenden Clip - jetzt, da auch "Early (Feat. Boots)" sein Filmchen bekommen hat. Schade, dass El-P und Killer Mike gerade verkündet haben, dass die Arbeit am nächsten Wurf zwar voran geht, aber frühestens 2016 Früchte tragen wird. Bis dahin kann man sich also getrost noch einmal durch die komplette Video-Sammlung arbeiten.
Kagoule: Bloß keine Fehler
Ein ums andere mal hofft man, dass sie einen am Ende bitte nicht enttäuschen werden, wo doch bis jetzt alles so toll gepasst hat: Kagoule, neben Robin Hood und den Sleaford Mods der nächste Grund, Nottingham wenigstens ein bisschen zu lieben, haben für "Gush" ein hübsches Video ganz in 90er-Grunge-Optik abgeliefert - das Album "Urth" kommt dann endlich am 21. August in den Handel.
Speedy Ortiz: Die kleine Horrorshow
Der Song ist ihr ganz persönlicher "Pixies-Moment", das Album "Foil Deer" hat noch jede Menge anderer, wunderbarer Momente zu bieten: Speedy Ortiz aus Northampton haben ein Video zu "Raising The Skate" drehen lassen, produziert hat Casey Herz.
La Luz: Let's fuzz!
Von den Mädels gibt es Bilder, wie sie sich bei Konzerten auf den Händen wildgewordener Fans durchs Publikum tragen lassen - und dazu Gitarre spielen. Angst scheinen sie also nicht zu haben. Beste Voraussetzungen für das Surfpop-Outfit La Luz aus Seattle, sich das neue und zweite Album von Ty Segall, dem viel beschäftigten und berüchtigten King of Fuzz, produzieren zu lassen. "Weirdo Shrine" soll nun Anfang August bei HardlyArt erscheinen und Sängerin Shana Cleveland hat der SPIN schon einmal gesteckt, wie es wohl klingen könnte: “[Segall] wanted to put fuzz in every song. I’d never used fuzz before. I’ve always used pretty minimal
effects on the guitar. Sometimes I use a tiny bit of delay, but mostly I
use tons of reverb and leave it at that. But he just kept going, ‘Yeah,
that was great, but let’s try it with the fuzz pedal on.'” War klar. Könnte lecker werden. Der erste Vorgeschmack "You Disappear" klingt jedenfalls schon recht vielversprechend...
Donnerstag, 14. Mai 2015
The Moonband: Zwischen gewohnt und gewagt
The Moonband
„Back In Time“
(Millaphon)
Wer hat eigentlich behauptet, dass es für eine Band einfacher sein soll, die Songs anderer statt der eigenen zu spielen? Okay, wir reden hier nicht von einer x-beliebigen Coverkombo, die einem ausgelassenen, weil sturzbetrunkenen Kirmespublikum das allseits beliebte Potpourrie aus „Highway To Hell“, „Everybody Needs Somebody“ und „Black Velvet“ vor den Latz knallt. Sondern vielmehr von künstlerischem Anspruch, erlesener Auswahl, Inspiration, Ursprüngen, Statements, solchen Dingen. Nehmen wir zum Beispiel The Moonband, hochgelobtes Folkkollektiv aus München. Drei Platten haben die Musiker um Eugen Kern-Emden im Studio eingespielt, jede von Kritik und Fans gleichermaßen euphorisch als abermalige Steigerung bejubelt. Zeit also, sich einen langgehegten Wunsch zu erfüllen und ein Album mit den Stücken der Künstler zu machen, die einen geprägt und begleitet haben, denen man vielleicht seine Berufung verdankt, die man auf ewig verehrt.
Macht sich natürlich besser unter dem wegweisenden Titel „Back In Time“ als auf einem verknautschen Setlist-Zettel – Millaphon tat der Band den Gefallen und so gibt es nun zwölf ausgewählte Zugaben kompiliert im schicken Teppichschuber. Dass Bob Dylan gleich mit drei Songs vertreten ist, überrascht nicht wirklich – Folk ist ohne das mittlerweile recht verzauselte Genie kaum denkbar, die Gewichtung läßt vermuten, dass es auch die Moonband ohne His Bobness nicht geben würde. Die Auswahl der Stücke darf man loben, keine abgenudelten All-Time-Classics, die VHS-Gitarrenkurse und friendensbewegte Mai-Demos landauf, landab sonst schmücken. Traditionelles natürlich trotzdem – Gillian Welch’s „Wayside (Back In Time)“ angenehm flott und etwas weniger schwerfällig als das Original, Tim O’Brien, Willie Mitchell und Colin Wilkie, Songs, die man erwarten konnte und sich nahtlos in den Kontext einfügen. An mancher Stelle hätte ein wenig mehr Mut bei der Interpretation sicher nicht gestört – ein Hinweis, der die fünf nicht zum ersten Mal trifft.
Handwerklich sind sie fraglos über jedweden Zweifel erhaben, gerade für ein Cover kann etwas weniger Vorlagentreue (s.o.) aber nicht schaden. Vielleicht hilft ja ein Blick zu Kollegen wie den Dirty Projectors oder Wovenhand, die sich ebenfalls an Dylans „As I Went Out This Morning“ versucht haben… Wirklich eindrucksvoll geraten der Band dann aber die Sachen, die nicht unbedingt im Standardkanon einer Folk-Kapelle zu vermuten sind. Das reduzierte „Proof“ der britischen I Am Kloot dimmt allen eitlen Überschwang auf rührende Weise, noch schöner gerät ihnen dann das herzzerreißende „John Wayne Gacy, jr.“ von Sufjan Stevens. Schon im Original im besten Sinne ein Tearjerker, läßt sich auch das kleine Livepublikum, das in der bayerischen Riedlhütte bei den Aufnahmen der Platte zugegen war, von dem traurigen Zauber der Geschichte anstecken, ähnliches gelingt am Ende mit dem fabelhaften „Fisherman’s Blues“ der Waterboys. Alles in allem eine gute Mischung aus gewohnt und gewagt, die sie mehr als ordentlich meistern, manchen der Songs wird man sicher bei einem der nächsten Tourtermine wiedertreffen. http://www.themoonband.de/
22.05. Altdorf, Brauhaus
01.08. Oberammergau, Heimatsoundfestival
05.09. Dresden, Sound Of Bronkow, Festival
„Back In Time“
(Millaphon)
Wer hat eigentlich behauptet, dass es für eine Band einfacher sein soll, die Songs anderer statt der eigenen zu spielen? Okay, wir reden hier nicht von einer x-beliebigen Coverkombo, die einem ausgelassenen, weil sturzbetrunkenen Kirmespublikum das allseits beliebte Potpourrie aus „Highway To Hell“, „Everybody Needs Somebody“ und „Black Velvet“ vor den Latz knallt. Sondern vielmehr von künstlerischem Anspruch, erlesener Auswahl, Inspiration, Ursprüngen, Statements, solchen Dingen. Nehmen wir zum Beispiel The Moonband, hochgelobtes Folkkollektiv aus München. Drei Platten haben die Musiker um Eugen Kern-Emden im Studio eingespielt, jede von Kritik und Fans gleichermaßen euphorisch als abermalige Steigerung bejubelt. Zeit also, sich einen langgehegten Wunsch zu erfüllen und ein Album mit den Stücken der Künstler zu machen, die einen geprägt und begleitet haben, denen man vielleicht seine Berufung verdankt, die man auf ewig verehrt.
Macht sich natürlich besser unter dem wegweisenden Titel „Back In Time“ als auf einem verknautschen Setlist-Zettel – Millaphon tat der Band den Gefallen und so gibt es nun zwölf ausgewählte Zugaben kompiliert im schicken Teppichschuber. Dass Bob Dylan gleich mit drei Songs vertreten ist, überrascht nicht wirklich – Folk ist ohne das mittlerweile recht verzauselte Genie kaum denkbar, die Gewichtung läßt vermuten, dass es auch die Moonband ohne His Bobness nicht geben würde. Die Auswahl der Stücke darf man loben, keine abgenudelten All-Time-Classics, die VHS-Gitarrenkurse und friendensbewegte Mai-Demos landauf, landab sonst schmücken. Traditionelles natürlich trotzdem – Gillian Welch’s „Wayside (Back In Time)“ angenehm flott und etwas weniger schwerfällig als das Original, Tim O’Brien, Willie Mitchell und Colin Wilkie, Songs, die man erwarten konnte und sich nahtlos in den Kontext einfügen. An mancher Stelle hätte ein wenig mehr Mut bei der Interpretation sicher nicht gestört – ein Hinweis, der die fünf nicht zum ersten Mal trifft.
Handwerklich sind sie fraglos über jedweden Zweifel erhaben, gerade für ein Cover kann etwas weniger Vorlagentreue (s.o.) aber nicht schaden. Vielleicht hilft ja ein Blick zu Kollegen wie den Dirty Projectors oder Wovenhand, die sich ebenfalls an Dylans „As I Went Out This Morning“ versucht haben… Wirklich eindrucksvoll geraten der Band dann aber die Sachen, die nicht unbedingt im Standardkanon einer Folk-Kapelle zu vermuten sind. Das reduzierte „Proof“ der britischen I Am Kloot dimmt allen eitlen Überschwang auf rührende Weise, noch schöner gerät ihnen dann das herzzerreißende „John Wayne Gacy, jr.“ von Sufjan Stevens. Schon im Original im besten Sinne ein Tearjerker, läßt sich auch das kleine Livepublikum, das in der bayerischen Riedlhütte bei den Aufnahmen der Platte zugegen war, von dem traurigen Zauber der Geschichte anstecken, ähnliches gelingt am Ende mit dem fabelhaften „Fisherman’s Blues“ der Waterboys. Alles in allem eine gute Mischung aus gewohnt und gewagt, die sie mehr als ordentlich meistern, manchen der Songs wird man sicher bei einem der nächsten Tourtermine wiedertreffen. http://www.themoonband.de/
22.05. Altdorf, Brauhaus
01.08. Oberammergau, Heimatsoundfestival
05.09. Dresden, Sound Of Bronkow, Festival
AUTOBAHN: Endlich fertig
Nun ist es also raus - AUTOBAHN aus Leeds haben es tatsächlich noch zu einem Debütalbum geschafft: Im August soll nun also via Tough Love "Dissemble" erscheinen, von welchem wir im April schon "A Beautiful Place To Die" gepostet hatten - nun ergänzen die fünf jungen Männer den Vorschuss um den Song "Immaterial Man".
Bets feat. Kiddo: Mehr als so lala
Holy Holy: Gefühlsmäßig
Manchmal stehen die Zeichen auf Herzschmerz, auf dickes Pathos und - ja: große Gefühle. Und wem Coldplay und Mumford und seine Söhne in dieser Saison nicht reichen, der probiert es vielleicht mal mit Holy Holy. Das Duo besteht aus zwei überaus bärtigen Männern - dem Sänger und Songwriter Timothy Carroll aus Brisbane und Gitarrist und Produzent Oscar Dawson aus Melbourne. Ihr Stil - irgendwo zwischen den Manic Street Preachers und Don Henley. Gerade wird ihr Kurzformat "The Pacific EP" wieder aufgelegt, gute Idee, mal reinzuhören und vielleicht einen neuen Favoriten für diese bestimmten Stunden und Tage zu finden. Das folgende "You Cannot Call For Love Like A Dog" ist eines der neueren Stücke der 12".
18.05. Köln, MTC
20.05. Berlin, Comet Club
18.05. Köln, MTC
20.05. Berlin, Comet Club
Mittwoch, 13. Mai 2015
Paul Weller: Keine Jukebox
Paul Weller
„Saturns Pattern“
(Parlophone/Warner)
Wie das wohl ist, wenn man, in gesetztem Alter angekommen, ständig beobachtet und begutachtet wird, sich immer wieder der aufdringlichen Frage stellen muß „Bringt der’s noch?“ Paul Weller war Zeit seines bisherigen Lebens eine ziemlich coole Sau und wer sich zu seinen Fans zählt und ebenfalls in die Jahre gekommen ist, tat und tut das immer in der Hoffnung, auch etwas von dieser zeitlosen Coolness abzubekommen. Fromme Wünsche halt. Weller ist auch einer, der sich oft mit den jüngeren, wilderen umgibt, der die einen so gern hofiert wie er andere vor den Kopf stößt. Ein Lad, ein Mod, knurrig, kompromisslos, mit Stil. Man kann sich die Antwort auf die obige Frage ausmalen – besser sucht man aber schnell das Weite, wenn man sie denn unbedingt stellen will. Denn natürlich wird Weller bissig behaupten, er mache genau jetzt die Musik, die er immer schon machen wollte, würde er an sich selbst zweifeln, wäre erst gar keine neue Platte erschienen. Und ob das nun zeitgemäß oder altersgerecht klänge, würde ihn einen feuchten Dr…, naja, Weller halt.
Zum Beweis legt er, gleich nachdem sich die Planetenwinde gelegt haben, los wie die Feuerwehr, die Gitarren knarzen und scheppern wie zu seligen Jam-Zeiten und der Grantler aus Woking klingt keineswegs wie eine schlechte Kopie seiner selbst, sondern so frisch und unverbraucht wie lange nicht mehr. „White Sky“ schroff und verzerrt, das Titelstück mit viel Soul und selbst „Going My Way“ gerät nicht zur befürchtet schwülstigen Schunkelballade, sondern packt angenehm sperrige Gitarrenakkorde in den satten Chorus. Ein Stück wie „Long Time“ (Wellers Verbeugung vor den Stooges, Debbie Harrie, Lou Reed und Velvet Underground) oder den gebremsten Funk von „Pick It Up“ hat man einem David Bowie in den letzten Jahren ebenfalls zugestanden, warum also sollte das bei einem Mann wie Weller wegen ein paar Falten mehr im Gesicht denn peinlich sein?
Die Abwege hat sich der Brite für die zweite Hälfte des Albums aufgehoben. Hier trifft ungewohnt Braves („I’m Where I Should Be“) auf wild stampfenden Bluesrock („In The Car“), für „Phoenix“ und „These City Streets“ lässt Weller seine psychedelischen Seite von der Leine, in letzterem – eine Liebeserklärung an London übrigens – sogar knappe neun Minuten lang. Das gelingt nicht alles immer so zwingend und zupackend wie zu Beginn des Albums, zeigt aber, dass der Mann die Lust am Experiment noch lange nicht verloren hat, ja sogar bereit ist, das Risiko des Scheiterns einzugehen, bevor er zu einer faden Jukebox früherer Erfolge zu verkommen droht. Der Querverweis auf „Kosmos“, den Schlußsong seines Solodebüts aus dem Jahr 1992, ist im Übrigen ein zufälliger – es überrascht nicht, dass Weller mit Astrologie so rein gar nichts am Hut hat und der Titel „Saturns Pattern“ seiner Frau eher beiläufig eingefallen ist. Er fand ihn eigentlich nur – naja, ziemlich cool… http://paulweller.com/
07.07. Wien, Opernhaus
„Saturns Pattern“
(Parlophone/Warner)
Wie das wohl ist, wenn man, in gesetztem Alter angekommen, ständig beobachtet und begutachtet wird, sich immer wieder der aufdringlichen Frage stellen muß „Bringt der’s noch?“ Paul Weller war Zeit seines bisherigen Lebens eine ziemlich coole Sau und wer sich zu seinen Fans zählt und ebenfalls in die Jahre gekommen ist, tat und tut das immer in der Hoffnung, auch etwas von dieser zeitlosen Coolness abzubekommen. Fromme Wünsche halt. Weller ist auch einer, der sich oft mit den jüngeren, wilderen umgibt, der die einen so gern hofiert wie er andere vor den Kopf stößt. Ein Lad, ein Mod, knurrig, kompromisslos, mit Stil. Man kann sich die Antwort auf die obige Frage ausmalen – besser sucht man aber schnell das Weite, wenn man sie denn unbedingt stellen will. Denn natürlich wird Weller bissig behaupten, er mache genau jetzt die Musik, die er immer schon machen wollte, würde er an sich selbst zweifeln, wäre erst gar keine neue Platte erschienen. Und ob das nun zeitgemäß oder altersgerecht klänge, würde ihn einen feuchten Dr…, naja, Weller halt.
Zum Beweis legt er, gleich nachdem sich die Planetenwinde gelegt haben, los wie die Feuerwehr, die Gitarren knarzen und scheppern wie zu seligen Jam-Zeiten und der Grantler aus Woking klingt keineswegs wie eine schlechte Kopie seiner selbst, sondern so frisch und unverbraucht wie lange nicht mehr. „White Sky“ schroff und verzerrt, das Titelstück mit viel Soul und selbst „Going My Way“ gerät nicht zur befürchtet schwülstigen Schunkelballade, sondern packt angenehm sperrige Gitarrenakkorde in den satten Chorus. Ein Stück wie „Long Time“ (Wellers Verbeugung vor den Stooges, Debbie Harrie, Lou Reed und Velvet Underground) oder den gebremsten Funk von „Pick It Up“ hat man einem David Bowie in den letzten Jahren ebenfalls zugestanden, warum also sollte das bei einem Mann wie Weller wegen ein paar Falten mehr im Gesicht denn peinlich sein?
Die Abwege hat sich der Brite für die zweite Hälfte des Albums aufgehoben. Hier trifft ungewohnt Braves („I’m Where I Should Be“) auf wild stampfenden Bluesrock („In The Car“), für „Phoenix“ und „These City Streets“ lässt Weller seine psychedelischen Seite von der Leine, in letzterem – eine Liebeserklärung an London übrigens – sogar knappe neun Minuten lang. Das gelingt nicht alles immer so zwingend und zupackend wie zu Beginn des Albums, zeigt aber, dass der Mann die Lust am Experiment noch lange nicht verloren hat, ja sogar bereit ist, das Risiko des Scheiterns einzugehen, bevor er zu einer faden Jukebox früherer Erfolge zu verkommen droht. Der Querverweis auf „Kosmos“, den Schlußsong seines Solodebüts aus dem Jahr 1992, ist im Übrigen ein zufälliger – es überrascht nicht, dass Weller mit Astrologie so rein gar nichts am Hut hat und der Titel „Saturns Pattern“ seiner Frau eher beiläufig eingefallen ist. Er fand ihn eigentlich nur – naja, ziemlich cool… http://paulweller.com/
07.07. Wien, Opernhaus
Ben Folds: Military Moms
Schön. Oder doch nicht so? Muss jeder für sich klarmachen. Michelle Obama hat am vergangenen Freitag im Weißen Haus zusammen mit Dr. Jill Biden (der Gattin von Vize Joe) die alljährliche Party zum Mother's Day gegeben (speziell: für Frauen und Mütter, die dem Militär verbunden sind) und natürlich auch eine stimmungsvolle Rede gehalten. Interessant für Musikliebhaber wurde es aber nach ca. einer Stunde und fünfzehn Minuten (wer sich das Video nicht in Gänze anschauen möchte), denn die First Lady präsentierte dann Ehrengast Ben Folds am Piano, der dort für "Zak And Sara", "Gracie" und "The Luckiest" mächtig in die Tasten haute.
Dienstag, 12. Mai 2015
Cancers: Knallt schön
Die einen werden überfordert die Hände heben und abwinken. Klar, soll's geben. Andere aber werden jubilieren: Zweimal Noisepunk in einem Monat, wie geil ist das denn!? Haben wir doch gerade Metz für ihr wirklich wunderbares zweites Album abgefeiert, kommen die Cancers um die Ecke und wollen für ihren Zweitling auch geliebt werden. Obwohl der noch gar nicht erschienen ist. Aber eine Double-A-7" via Debt Offensive Records mit den Titeln "Missed/Helpless", einem bezaubernden (und gewohnt spaßigen) Kinderartwork und Kreissägen satt. Anhören kann man sich das u.a. bei Stereogum, zudem gibt es natürlich noch den Hörbefehl zum Debüt "Fatten The Leeches" und einen Hinweis auf weitere Exkursionen zur Bandcamp-Seite des Duos aus Athens. Verpassen wird man zukünftig wohl nichts, denn mit diesem Lärm sind Cancers zumindest hier schon mal Stammgast.
Torres: Die Vielseitige
Torres
„Sprinter“
(Partizan Records)
Am klassischen A+R-Job hat sich offenbar über die Jahre wenig verändert, da macht auch Mackenzie Scott alias Torres keine Ausnahme. Die junge Dame ist noch keine 25, stammt ursprünglich aus Nashville und besitzt neben Stimme und Ausstrahlung ein Talent zum energischen Gitarrenspiel. Und nachdem sie sich nun entschlossen hat, dieses auf dem neuen, zweiten Album auch etwas mehr zur Geltung zu bringen, wurden im Vorfeld für die Promotion flugs die drei Titel ausgewählt, die diese Absicht am ehesten unterstreichen. Also kracht und scheppert es ganz wunderbar zu Scotts rauem und durchaus ungehaltenem Gesang – “Strange Hellos”, “New Skin” und “Sprinter” stehen in bester Tradition des female alternative rock der frühen 90er und Vergleiche mit L7 oder Hole sind da sicher nicht ganz unpassend. Der Eindruck aber, Scott wäre zuvorderst eine krachlaute Rockröhre, täuscht dennoch, denn Adrian Utley, Tastengenie von Portishead, hat zusammen mit Robert Ellis und Ian Olliver aus der Begleitband von PJ Harvey eine Vielzahl von Zwischentönen in die Produktion eingearbeitet.
“Son, You Are No Island” zum Beispiel ist ein dunkel dräuendes Mysterium, in welchem Torres ihr baptistisch geprägtes Religionsbild verarbeitet, “Cowboy Guilt” wiederum überrascht mit programmierten Drumbeats. Den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt die Amerikanerin aber mit dem achtminütigen Schlußstück der Platte. Wer in ihrer Biografie stöbert, stößt auf den Umstand, dass Scott als Adoptivtochter aufgewachsen ist, und zwar bei einer Frau, die ebenfalls als Kind adoptiert worden ist. Vielleicht rühren daher ihre häufig artikulierten Verlustängste: “’The Exchange’ is really everything that I’ve tried to articulate to the people that I love but have never been able to, for whatever reason. My crippling fear of mortality; my intense, intense love of life; my fear of losing my parents and seeing people that I love get old (Pitchfork).” Sie beendet den Gedanken dann mit der verwirrenden Bemerkung: “That was my own way of saying that I’m drowning but I’m OK. But I’m drowning.” Keine einfache Frau, kein einfaches Album – bemerkenswert sind beide in jedem Fall.
03.06. Berlin, Privatclub
„Sprinter“
(Partizan Records)
Am klassischen A+R-Job hat sich offenbar über die Jahre wenig verändert, da macht auch Mackenzie Scott alias Torres keine Ausnahme. Die junge Dame ist noch keine 25, stammt ursprünglich aus Nashville und besitzt neben Stimme und Ausstrahlung ein Talent zum energischen Gitarrenspiel. Und nachdem sie sich nun entschlossen hat, dieses auf dem neuen, zweiten Album auch etwas mehr zur Geltung zu bringen, wurden im Vorfeld für die Promotion flugs die drei Titel ausgewählt, die diese Absicht am ehesten unterstreichen. Also kracht und scheppert es ganz wunderbar zu Scotts rauem und durchaus ungehaltenem Gesang – “Strange Hellos”, “New Skin” und “Sprinter” stehen in bester Tradition des female alternative rock der frühen 90er und Vergleiche mit L7 oder Hole sind da sicher nicht ganz unpassend. Der Eindruck aber, Scott wäre zuvorderst eine krachlaute Rockröhre, täuscht dennoch, denn Adrian Utley, Tastengenie von Portishead, hat zusammen mit Robert Ellis und Ian Olliver aus der Begleitband von PJ Harvey eine Vielzahl von Zwischentönen in die Produktion eingearbeitet.
“Son, You Are No Island” zum Beispiel ist ein dunkel dräuendes Mysterium, in welchem Torres ihr baptistisch geprägtes Religionsbild verarbeitet, “Cowboy Guilt” wiederum überrascht mit programmierten Drumbeats. Den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt die Amerikanerin aber mit dem achtminütigen Schlußstück der Platte. Wer in ihrer Biografie stöbert, stößt auf den Umstand, dass Scott als Adoptivtochter aufgewachsen ist, und zwar bei einer Frau, die ebenfalls als Kind adoptiert worden ist. Vielleicht rühren daher ihre häufig artikulierten Verlustängste: “’The Exchange’ is really everything that I’ve tried to articulate to the people that I love but have never been able to, for whatever reason. My crippling fear of mortality; my intense, intense love of life; my fear of losing my parents and seeing people that I love get old (Pitchfork).” Sie beendet den Gedanken dann mit der verwirrenden Bemerkung: “That was my own way of saying that I’m drowning but I’m OK. But I’m drowning.” Keine einfache Frau, kein einfaches Album – bemerkenswert sind beide in jedem Fall.
03.06. Berlin, Privatclub
Leftfield vs. Channy Leaneagh: Auch den
Naja, eigentlich hätten wir uns auch über die Kollaboration mit den Sleaford Mods gefreut, aber wenn Leftfield denn schon einen neuen Song vom kommenden Album "Alternative Light Source" streamen, dann darf das natürlich auch "Bilocation" mit der Stimme von Channy Leaneagh (Poliça) sein - zumal er wirklich vielversprechend klingt. Für den Rest ist ohnehin noch Zeit genug, die Platte erscheint am 5. Juni.
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