Asa
„Bed Of Stone“
(Naive/BMG)
Das gesprungene Brillenglas auf dem Cover des Vorgängeralbums ist noch in guter Erinnerung, sinnstiftendes Detail in modischem Accessoire – neben Asa‘s Vorliebe für Tom Ford ließ sich daraus vielleicht der Antrieb erkennen, westeuropäischen, radiotauglichen Pop mit ihren eigenen Mitteln zu brechen. Schon“Beautiful Imperfection” also, mit dem die nigerianisch-stämmige Französin 2010 ihren kommerziellen Durchbruch schaffte, lebte von der meist gelungenen Kreuzung von anschmiegsamem Downtemposoul mit einer Vielzahl von Stilelementen des Jazz, R’nB und Reggae, nicht zu vergessen die Einflüsse ihres afrikanischen Heimatlandes – nicht ohne Stolz verweist sie hier gern auf die Parallelen zu ihrem großen Vorbild Sade Adu. Dieser gelang ja zu ihren Hochzeiten ein verblüffender, geheimnisvoll zarter (und manchmal auch ein klein wenig anrüchiger) Barjazz, der immer gern mit dem Mainstream flirtete, aber doch so eigenständig und originär blieb, dass er die endgültige Vereinnahmung durch formatierte, loungige Dutzendware nicht fürchten musste.
Einen ähnlichen Spagat versucht also auch Bukola Elemide, wie Asa mit Geburtsnamen heißt, ihre Stimme ist dabei weit rauer und auch bei der Wahl der Worte geht sie forscher zu Werke. Schon der Einstieg zu „Bed Of Stone“ ist eine zornige und unverblümte Anklage, in „Dead Again“ wird dem Partner sehr deutlich gemacht, dass sein „fucking bullshit“ gehörig an den Nerven zerrt und auf Dauer ihrer Gesundheit schadet – ein laienschauspielender Jesus ist so ziemlich das Letzte, was sie für eine Beziehung braucht. Sollte wieder jemand den Vergleich mit der Kuschelklampfe Tracy Chapman bemühen wollen – der Song sollte vom Start weg für klare Verhältnisse sorgen. Gleiches gilt im Übrigen auch für den düsteren Stomp von „Satan Be Gone“, aus dem sich durchaus kurze Verweise auf kultische Voodoobeschwörungen heraushören lassen.
Leider geraten Asa einige Stücke des Albums – Kehrseite der besagten Gratwanderung – dann aber garzu brav und gefällig. Ein paar weltmusikalische Einschübe wie bei „Eyo“ oder Verse in ihrer Heimatsprache („Grateful“) lassen noch aufhorchen, dazwischen drängen sich aber zu viele der dick aufgetragenen Soulschmonzetten, wie sie Emeli Sande, Alicia Keys und Mary J. Blige im Programm haben, Stücke, bei denen die Unverwechselbarkeit dann eben verschwindet. Erst gegen Ende besinnt sie sich wieder auf ihre speziellen Qualitäten, die Rocksteady-Klänge von „Situation“ ziehen einen wieder am Schlafittchen aus dem Schmuss-Topf, „New Year“ kommt mit sattem Funk und selbst die ironisch-traurige Ballade „The One That Never Comes“ bringt mit gefühligen Pianotakten die durchwachsene Platte zu einem versöhnlichen Abschluss. Möglich, dass Asa genau die Momente, bei denen ein Werk zwischen gehaltvoll und belanglos balanciert, reizvoll findet – bis jetzt hat sie diese jedenfalls ordentlich gemeistert. http://asa-official.com/
20.09. Hamburg, Reeperbahnfestival
Samstag, 30. August 2014
Zola Jesus: Naturgewalten
Erste Bilder gibt es vom kommenden Album "Taiga" von Zola Jesus zu bestaunen - den Song "Dangerous Days" hat sich die Elektronikfachfrau von Timothy Saccenti, der auch schon für Depeche Mode, Animal Collective und Franz Ferdinand gearbeitet hat, visualisieren lassen - das Ergebnis ist eine Mischung aus Naturfilm und Kunstkino.
Freitag, 29. August 2014
Element Of Crime: Nun also auch ihr
Irgendwann hat Sven Regener mal über die Tierfilmkucker gespottet - nun kommt er selber mit seinen Lieblingstieren um die Ecke: Am 26. September nämlich soll "Lieblingsfarben und Tiere", das 13. Studioalbum von Element of Crime erscheinen - das Video des Titelsongs kann man sich schon auf der Website der Band anschauen, klar, dass da auch ein nicht ganz so unbekannter Schwan eine Rolle spielt. Eine Tour zur Platte gibt es natürlich auch.
20.02. Erlangen, Heinrich-Lades-Halle
24.02. Stuttgart, Theaterhaus
25.02. Stuttgart, Theaterhaus
26.02. München, Zenith
27.02. Dresden, Alter Schlachthof
28.02. Leipzig, Haus Auensee
02.03. Frankfurt, Jahrhunderthalle
03.03. Köln, Palladium
04.03. Bochum, Jahrhunderthalle
05.03. Hannover, Swiss Life Hall
07.03. Bremen, Pier 2
08.03. Hamburg, Alsterdorfer Sporthalle
17.03. Berlin, Tempodrom
18.03. Berlin, Tempodrom
20.02. Erlangen, Heinrich-Lades-Halle
24.02. Stuttgart, Theaterhaus
25.02. Stuttgart, Theaterhaus
26.02. München, Zenith
27.02. Dresden, Alter Schlachthof
28.02. Leipzig, Haus Auensee
02.03. Frankfurt, Jahrhunderthalle
03.03. Köln, Palladium
04.03. Bochum, Jahrhunderthalle
05.03. Hannover, Swiss Life Hall
07.03. Bremen, Pier 2
08.03. Hamburg, Alsterdorfer Sporthalle
17.03. Berlin, Tempodrom
18.03. Berlin, Tempodrom
Donnerstag, 28. August 2014
Die Sterne: Fast am Ende
Die Sterne
„Flucht in die Flucht“
(Staatsakt)
Hat irgendwer Angst gehabt, Frank Spilker, mit über fünfundvierzig noch zum Jungautor und Generationensprecher ausgerufen, hätte so viel Geschmack an Schreiberei minus Gesang gefunden, dass er zukünftig nur noch den Platz zwischen zwei Buchdeckeln, aber nicht mehr den am Mikrophon ausfüllen wollte? Umsonst gezittert, Die Sterne spielen wie eh und je ihren lässigen Desillusionistenrock, der zuletzt ja eher ein -pop war. Und man sollte sich nicht täuschen lassen: Auch wenn sich die ersten Takte von „Wo soll ich hingehen“ noch wie die eines beschwingtes Sinnsucherliedchens ausnehmen, das wandelt sich recht schnell zum Psycho(sen)dance auf dem Vulkan. Die Hamburger haben ja für die Nachfolgeplatte von „24/7“ eine Reihe von Gästen im Studio begrüßen dürfen – neben Zucker und Der Bürgermeister der Nacht, die einen mehr als formidablen Backgroundchor abgeben, waren auch Daniela Reis und Fritzi Ernst von Schnipo Schranke zum Produzenten Olaf O.P.A.L. geladen – zudem raspelt Alexander Hacke ganz wunderbar gemeinsam mit Spilker das Zombiestück „Ihr wollt mich töten“.
Der Sound zur vielstimmigen ‚Flucht‘ ist dabei wandlungsfähiger denn je, auf den derben Rockfetzen zum Überwachungsstaat zweipunktirgendwas („Menschenverachtendverliebt“) folgt angejazzter Elektrosoul mit blumfeldschem Lyrikpatchwork („Innenstadtillusionen“), nach dem Fuzzfunk von „Hirnfick“ gibt’s flotten Aussteiger-Rock’n Roll („Mach mich vom Acker“) und die dunkel spotzende Metapherndisko „Der Bär“. Irgendwie geht es immer weiter in Richtung Abgrund, ein schiefes und gequältes Grinsen zur Kapitulation („Hier kommt das Ende, wir haben alles versucht, hier kommt die Wende, hier kommt die Flucht in die Flucht“), besser wird es sicher nicht mehr („mit Job Scheiße und ohne auch“) und zu schlechter Letzt kommt man dann in die „Miese kleine Winterstadt“ und die ist so irre kalt und kaputt, dass einem ganz klamm wird ums ängstlich pochende Herzchen – „Wie wär’s denn mal mit warm?“ fragt man kleinlaut und kennt doch die Antwort schon…
Richtig heiter wird’s hier also nicht, wie auch – die Hälfte des Lebens vorbei, aller Träume beraubt, die Aussichten mehr als trübe. Auch Spilker hat offenbar zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel und gibt dennoch, so versichert er dem allerletzten Idioten, jedwedem Shitstorm zum Trotz den Störrischen, den Unbeugsamen („Mein Sonnenschirm umspannt die Welt“). Das Mittelmaß regiert die Welt schon zu lange und hat sie, (s)ein Dauerthema, endgültig ruiniert, weshalb es sich denn auch ganz wunderbar bissig spotten lässt. Das Beste gibt’s zum Schluss: „Wie groß ist der Schaden bei Dir?“ – „männlich, weiß, hetero, Mittelschicht sowieso … ohne Wut, ohne Zorn, so macht man es allen recht.“ Spilker und seine Sterne bleiben, soviel ist klar, gallig genug, altersmilde sollen andere. Sie dagegen wippen weiter mit ausgestrecktem Mittelfinger zum Herzschlag der kränkelnden Republik – irgendwie auch ein Trost. www.diesterne.de
Dem schnellsten Komplettleser winkt wie so oft das passende Giveaway: Einfach eine Mail an info@mapambulo.de mit passendem Betreff, Name und Adresse und dann kommt mit Glück die Platte für lau per Post.
08.11. Münster, Sputnikhalle
09.11. Köln, Gebäude 9
10.11. Stuttgart, Wagenhallen
11.11. Zürich, EXIL Klub
13.11. Frankfurt, Zoom
14.11. Heidelberg, Karlstorbahnhof
15.11. Erlangen, E-Werk
16.11. München, Strom
17.11. Graz, ppc
18.11. Linz, Posthof
20.11. Dresden, Beatpol
21.11. Leipzig, Conne Island
22.11. Berlin, Lido
31.11. Hamburg, Uebel Und Gefährlich
„Flucht in die Flucht“
(Staatsakt)
Hat irgendwer Angst gehabt, Frank Spilker, mit über fünfundvierzig noch zum Jungautor und Generationensprecher ausgerufen, hätte so viel Geschmack an Schreiberei minus Gesang gefunden, dass er zukünftig nur noch den Platz zwischen zwei Buchdeckeln, aber nicht mehr den am Mikrophon ausfüllen wollte? Umsonst gezittert, Die Sterne spielen wie eh und je ihren lässigen Desillusionistenrock, der zuletzt ja eher ein -pop war. Und man sollte sich nicht täuschen lassen: Auch wenn sich die ersten Takte von „Wo soll ich hingehen“ noch wie die eines beschwingtes Sinnsucherliedchens ausnehmen, das wandelt sich recht schnell zum Psycho(sen)dance auf dem Vulkan. Die Hamburger haben ja für die Nachfolgeplatte von „24/7“ eine Reihe von Gästen im Studio begrüßen dürfen – neben Zucker und Der Bürgermeister der Nacht, die einen mehr als formidablen Backgroundchor abgeben, waren auch Daniela Reis und Fritzi Ernst von Schnipo Schranke zum Produzenten Olaf O.P.A.L. geladen – zudem raspelt Alexander Hacke ganz wunderbar gemeinsam mit Spilker das Zombiestück „Ihr wollt mich töten“.
Der Sound zur vielstimmigen ‚Flucht‘ ist dabei wandlungsfähiger denn je, auf den derben Rockfetzen zum Überwachungsstaat zweipunktirgendwas („Menschenverachtendverliebt“) folgt angejazzter Elektrosoul mit blumfeldschem Lyrikpatchwork („Innenstadtillusionen“), nach dem Fuzzfunk von „Hirnfick“ gibt’s flotten Aussteiger-Rock’n Roll („Mach mich vom Acker“) und die dunkel spotzende Metapherndisko „Der Bär“. Irgendwie geht es immer weiter in Richtung Abgrund, ein schiefes und gequältes Grinsen zur Kapitulation („Hier kommt das Ende, wir haben alles versucht, hier kommt die Wende, hier kommt die Flucht in die Flucht“), besser wird es sicher nicht mehr („mit Job Scheiße und ohne auch“) und zu schlechter Letzt kommt man dann in die „Miese kleine Winterstadt“ und die ist so irre kalt und kaputt, dass einem ganz klamm wird ums ängstlich pochende Herzchen – „Wie wär’s denn mal mit warm?“ fragt man kleinlaut und kennt doch die Antwort schon…
Richtig heiter wird’s hier also nicht, wie auch – die Hälfte des Lebens vorbei, aller Träume beraubt, die Aussichten mehr als trübe. Auch Spilker hat offenbar zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel und gibt dennoch, so versichert er dem allerletzten Idioten, jedwedem Shitstorm zum Trotz den Störrischen, den Unbeugsamen („Mein Sonnenschirm umspannt die Welt“). Das Mittelmaß regiert die Welt schon zu lange und hat sie, (s)ein Dauerthema, endgültig ruiniert, weshalb es sich denn auch ganz wunderbar bissig spotten lässt. Das Beste gibt’s zum Schluss: „Wie groß ist der Schaden bei Dir?“ – „männlich, weiß, hetero, Mittelschicht sowieso … ohne Wut, ohne Zorn, so macht man es allen recht.“ Spilker und seine Sterne bleiben, soviel ist klar, gallig genug, altersmilde sollen andere. Sie dagegen wippen weiter mit ausgestrecktem Mittelfinger zum Herzschlag der kränkelnden Republik – irgendwie auch ein Trost. www.diesterne.de
Dem schnellsten Komplettleser winkt wie so oft das passende Giveaway: Einfach eine Mail an info@mapambulo.de mit passendem Betreff, Name und Adresse und dann kommt mit Glück die Platte für lau per Post.
08.11. Münster, Sputnikhalle
09.11. Köln, Gebäude 9
10.11. Stuttgart, Wagenhallen
11.11. Zürich, EXIL Klub
13.11. Frankfurt, Zoom
14.11. Heidelberg, Karlstorbahnhof
15.11. Erlangen, E-Werk
16.11. München, Strom
17.11. Graz, ppc
18.11. Linz, Posthof
20.11. Dresden, Beatpol
21.11. Leipzig, Conne Island
22.11. Berlin, Lido
31.11. Hamburg, Uebel Und Gefährlich
Mittwoch, 27. August 2014
2:54 Das andere Ich
Angekündigt war das gute Stück schon länger, nun also folgen die Fakten: Die Geschwister Hannah und Colette Thurlow kündigen als 2:54 für November ihr zweites Album an, "The Other I" soll bei Bella Union erscheinen, "In The Mirrior" ist die zweite Kostprobe.
Dienstag, 26. August 2014
Morrissey: Hätte, wäre, wenn
Zwischendrin war ja nicht mal klar, ob es überhaupt eine neue Platte geben würde, die er auf seiner Europatournee promoten könnte - sein Label hatte ihn erst vor die Tür gesetzt, dann selbiges dementiert und einige Händler nahmen "World Peace Is None Of Your Business" schon aus dem Regal. Sei's drum, nun kommt Morrissey doch noch auf einen Schwenk auf's Festland und wenn es denn wirklich klappt mit der Gesundheit (und ihm nicht wieder einer seiner Supports eine Virusgrippe an den Hals schafft), dann sollten sich damit einige seiner Fans versöhnen lassen.
24.10. Wien, Konzerthaus
05.11. Hannover, Capitol
23.11. Berlin, Columbiahalle
24.11. Essen, Colloseum
24.10. Wien, Konzerthaus
05.11. Hannover, Capitol
23.11. Berlin, Columbiahalle
24.11. Essen, Colloseum
Montag, 25. August 2014
Niels Frevert: Denke lieber ungewöhnlich
„Paradies der gefälschten Dinge“
(Grönlandrecords)
Es gibt wirklich nicht viele wie Niels Frevert. Jemanden, der die Worte mit viel Bedacht ordnet und zusammensetzt und sie am Ende doch so klingen läßt, als hätten sie sich in einem unbeobachteten Moment heimlich aus seinem Kopf gestohlen, als wären die seltsam holprigen Sätze, scheuen Gebilden gleich, gar nicht für uns da draußen gedacht. Es ist ein eigenartiges Vorurteil, dass (auch) ein guter Popsong nur in gereimter Form funktionieren kann – Frevert ist ganz sicher kein Anhänger dieser plumpen These. Er zwingt nichts ins Verskorsett, schlägt seine Gedanken nicht mit dem Holzhammer in Passform – er läßt sie für sich stehen, im besten Falle sogar schweben. Man kann das schwer beschreiben, aber vielen Dingen, die man zu kennen glaubte, gibt er eine neue Betonung, einen anderen Zungenschlag mit auf den Weg und schon klingen sie anders, auf einmal sind die Geschichten solche, denen man wieder zuhören mag.
Lieder also vom Wunder, wenn sich der eine zum anderen fügt („…plötzlich will ich irgendwann mal alt werden“, Das mit dem Glücklichsein ist relativ), vom berührenden, bedrückenden Anruf des Freundes aus der Psychiatrie (Schwör), die schelmisch lächelnde Betrachtung der „sternhagelvollen“ Heimatstadt Hamburg, die sich eines Kirchentages erwehren muss (UFO), ein Song, der einem nicht mit den üblichen Sarkasmen kommt, sondern gern auch mal eine Ecke weiter gedacht werden möchte. Frevert bleibt, trotz der ungewöhnlichen (und somit neuen) Opulenz der Stücke ein Kammermusiker und ein stiller Zauberer der Nachhaltigkeit, der einen mit dem Nachhall, auf zweiten Schlag erwischen will.
Manches muss man dann mehrmals hören, um hinter den Sinn zu kommen, den er gut zu verstecken weiß, er zwingt einen zum Aufmerken. Das windschiefe „Muscheln“ zum Beispiel von einem Unfall und seinen Folgen, „Alles muss raus“, eine Entgiftung, gesungen mit der Leidenschaft und Sinnlichkeit eines Rufus Wainwright und nicht zuletzt „Die Abbiegung“ – Abrechnung, Schlussstrich und traurige Kapitulation, verbunden mit der wagen Hoffnung „dass man sich irgendwann neu begegnen kann“. Frevert hat in einem Interview zu seinem letzten und ebenso großartigen Album „Zettel auf dem Boden“ gesagt: „Das Leben ist zu kurz, um eine halb gute Platte abzuliefern“, er meint es ernst damit und hat sich selbst beim Wort genommen – mehr als viele andere Sachen, die man sonst zu hören bekommt, ist das „Paradies der gefälschten Dinge“ eine Aufforderung zum Nachhören und -denken, eine, der man gern nachkommt.
17.11. Düsseldorf, Zakk
18.11. Frankfurt, Brotfabrik
19.11. Saarbrücken, Garage
20.11. München, Orangehouse
21.11. Wien, B72
22.11. Dresden, Scheune
27.11. Zürich, Bar Rossi
03.12. Lingen, Alter Schlachthof
04.12. Bremen, Lagerhaus
05.12. Köln, Luxor
06.12. Münster, Gleis 22
07.12. Stuttgart, ClubCANN
09.12. Mannheim, Alte Feuerwache
10.12. Erlangen, E-Werk
11.12. Berlin, Lido
12.12. Hamburg, Mojo
13.12. Flensburg, Volksbad
Samstag, 23. August 2014
Phillip Boa And The Voodooclub: Wir sind die Alten
Phillip Boa And The Voodoo Club
„Bleach House“
(Cargo Records)
Kürzlich im deutschen Kino zu sehen: Eine halbwegs amüsante WG-Komödie, in welcher ein paar Studenten meinten, neu hinzugezogenen Altachtundsechzigern das (Über)Leben in der Neuzeit erklären zu müssen, letztlich aber am Selbstverständnis der patenten Seniorengang scheiterten – Titel „Wir sind die Neuen“. Als Aufhänger für diese Review ist das natürlich nur bedingt zu gebrauchen. Phillip Boa, so etwas wie der knurrige Ur-Onkel des deutschen Indierock, ist zwar in den Sechzigern geboren, hat aber trotz seiner liebevoll gepflegten Aussteigerattitüde (Stichwort: Malta) mit den historischen Wirren damaliger Zeiten herzlich wenig am Hut. Der Umstand, dass der gebürtige Dortmunder mit gut fünfzig noch laut und störrisch ist und dies in immer neue Platten fasst, zeugt eher davon, dass er den Jungen nicht zeigen möchte, wie sondern dass er es noch kann. In diesem Sinne ist auch der Nachfolger des respektablen „Loyalty“ aus dem Jahr 2012 nicht mehr und nicht weniger als ein gelungenes Statement, frei nach dem Motto „Wir sind die Alten – und wir rocken noch“.
Und auch wenn seine ohnehin wenig wandlungsfähige Stimme im Laufe der Zeit noch brüchiger und dünner geworden scheint, so macht er dieses Manko durch eine musikalische Vielschichtigkeit wett, die auch den Freunden der alten Voodooclub-Platten mindestens Respekt abnötigen muss. Von der fett hämmernden Krachpunkmaschine, die er gleich zu Beginn mit „Kill The Future“ anwirft und für Stücke wie „Down With The Protocols“ und „Icons Of Anarchy“ am Laufen hält, über die Ausflüge in den Metal der Voodoocult-Zeiten bei „Snake Plissken“ oder der Zugabe „Capping“ bis hin zum warmwattigen Schunkler „Are You The One From Heaven“ – Boas größtes Verdienst ist es wohl, für diese Variationen den spröden Eigensinn der vergangenen Jahre mit der stets wachen Neugier zu verbinden, er wirkt, um im Bilde zu bleiben, nicht so eitel und selbstgefällig wie die Leinwandrentner aus Hollywood, denen das Testosteron die Hirnmasse vernebelt hat. Davon abgesehen war der Mann für Albernheiten ohnehin nie zu haben.
Dabei gelingt bei weitem nicht jedes der Stücke – „Baby Please Go Home“ und „Beatsy Youth“ sind zwar hart, wirken aber etwas zerrissen und inspirationsarm, auch das kantige „Ueberblendung“ hinterlässt einen seltsamen Eindruck. Richtig gut dagegen ist Boa dann, wenn er dem gebremsten Riffrock ein paar anschmiegsame Melodien draufschafft – ob das nun synthetische (wie im feinen „Standing Blinded On The Roofstops“) oder locker swingende zusammen mit seinem neuen Female Sidekick Pris („The Fear That Falls“) sind, er kramt ein paar Ideen aus und hat sofort eine Handvoll Hits parat. Seinen ‚signature moove‘ und also Erinnerung an Glanztaten wie „Container Love“ und „Fine Art And Silver“ hebt er sich für „Chronicles Of The Heartbroken“ auf – verführerische Klänge, Oboentupfer, solange ihm solches noch gelingt, muss einem um den alten Mann nicht bange sein. Ein Herbstalbum, nicht perfekt, aber milde schimmernd und wenn’s drauf ankommt, noch mit dem nötigen Biss. http://www.phillipboa.de/
05.11. Marburg, Kulturladen KFZ
06.11. Mainz, KUZ
07.11. Magdeburg, Factory
08.11. Dresden, Alter Schlachthof
13.11. Nürnberg, Hirsch
14.11. Karlsruhe, Substage
15.11. Köln, Essigfabrik
28.11. Bremen, Kulturzentrum Lagerhaus
29.11. Hamburg, Markthalle
04.12. Göttingen, Musa-Saal
05.12. Erfurt, HsD Gewerkschaftshaus
06.12. Berlin, Huxleys Neue Welt
07.03. München, Strom
„Bleach House“
(Cargo Records)
Kürzlich im deutschen Kino zu sehen: Eine halbwegs amüsante WG-Komödie, in welcher ein paar Studenten meinten, neu hinzugezogenen Altachtundsechzigern das (Über)Leben in der Neuzeit erklären zu müssen, letztlich aber am Selbstverständnis der patenten Seniorengang scheiterten – Titel „Wir sind die Neuen“. Als Aufhänger für diese Review ist das natürlich nur bedingt zu gebrauchen. Phillip Boa, so etwas wie der knurrige Ur-Onkel des deutschen Indierock, ist zwar in den Sechzigern geboren, hat aber trotz seiner liebevoll gepflegten Aussteigerattitüde (Stichwort: Malta) mit den historischen Wirren damaliger Zeiten herzlich wenig am Hut. Der Umstand, dass der gebürtige Dortmunder mit gut fünfzig noch laut und störrisch ist und dies in immer neue Platten fasst, zeugt eher davon, dass er den Jungen nicht zeigen möchte, wie sondern dass er es noch kann. In diesem Sinne ist auch der Nachfolger des respektablen „Loyalty“ aus dem Jahr 2012 nicht mehr und nicht weniger als ein gelungenes Statement, frei nach dem Motto „Wir sind die Alten – und wir rocken noch“.
Und auch wenn seine ohnehin wenig wandlungsfähige Stimme im Laufe der Zeit noch brüchiger und dünner geworden scheint, so macht er dieses Manko durch eine musikalische Vielschichtigkeit wett, die auch den Freunden der alten Voodooclub-Platten mindestens Respekt abnötigen muss. Von der fett hämmernden Krachpunkmaschine, die er gleich zu Beginn mit „Kill The Future“ anwirft und für Stücke wie „Down With The Protocols“ und „Icons Of Anarchy“ am Laufen hält, über die Ausflüge in den Metal der Voodoocult-Zeiten bei „Snake Plissken“ oder der Zugabe „Capping“ bis hin zum warmwattigen Schunkler „Are You The One From Heaven“ – Boas größtes Verdienst ist es wohl, für diese Variationen den spröden Eigensinn der vergangenen Jahre mit der stets wachen Neugier zu verbinden, er wirkt, um im Bilde zu bleiben, nicht so eitel und selbstgefällig wie die Leinwandrentner aus Hollywood, denen das Testosteron die Hirnmasse vernebelt hat. Davon abgesehen war der Mann für Albernheiten ohnehin nie zu haben.
Dabei gelingt bei weitem nicht jedes der Stücke – „Baby Please Go Home“ und „Beatsy Youth“ sind zwar hart, wirken aber etwas zerrissen und inspirationsarm, auch das kantige „Ueberblendung“ hinterlässt einen seltsamen Eindruck. Richtig gut dagegen ist Boa dann, wenn er dem gebremsten Riffrock ein paar anschmiegsame Melodien draufschafft – ob das nun synthetische (wie im feinen „Standing Blinded On The Roofstops“) oder locker swingende zusammen mit seinem neuen Female Sidekick Pris („The Fear That Falls“) sind, er kramt ein paar Ideen aus und hat sofort eine Handvoll Hits parat. Seinen ‚signature moove‘ und also Erinnerung an Glanztaten wie „Container Love“ und „Fine Art And Silver“ hebt er sich für „Chronicles Of The Heartbroken“ auf – verführerische Klänge, Oboentupfer, solange ihm solches noch gelingt, muss einem um den alten Mann nicht bange sein. Ein Herbstalbum, nicht perfekt, aber milde schimmernd und wenn’s drauf ankommt, noch mit dem nötigen Biss. http://www.phillipboa.de/
05.11. Marburg, Kulturladen KFZ
06.11. Mainz, KUZ
07.11. Magdeburg, Factory
08.11. Dresden, Alter Schlachthof
13.11. Nürnberg, Hirsch
14.11. Karlsruhe, Substage
15.11. Köln, Essigfabrik
28.11. Bremen, Kulturzentrum Lagerhaus
29.11. Hamburg, Markthalle
04.12. Göttingen, Musa-Saal
05.12. Erfurt, HsD Gewerkschaftshaus
06.12. Berlin, Huxleys Neue Welt
07.03. München, Strom
Freitag, 22. August 2014
Henry Rollins: Fuck Suicide [Update]
Nicht erst seit dem Freitod von Schauspieler Robin Williams ist das Thema Suizid in den Medien ein großes. Und ein schwieriges dazu. Freimütige Äußerungen dazu, sei es dafür oder dagegen, trauen sich wenige öffentlich zu machen, Berichte und Erhebungen sind selten, da die Gefahr von Nachahmungen offenbar als zu gefährlich eingestuft wird. Henry Rollins, Hardcore-Urgestein, hat nun auf dem Netzportal von LA-Weekly seine Meinung in einem Essay niedergeschrieben, in welchen er auch dezidiert und recht schonungslos Robin Williams und seine Rolle als Familienvater und die daraus resultierende Verantwortung einbezieht. Diskussionswürdig, allemal.
"How in the hell could you possibly do that to your children? I don’t care how well adjusted your kid might be — choosing to kill yourself, rather than to be there for that child, is every shade of awful, traumatic and confusing. I think as soon as you have children, you waive your right to take your own life. No matter what mistakes you make in life, it should be your utmost goal not to traumatize your kids. So, you don’t kill yourself."
Update: Und schon ein paar Stunden später folgt die große Entschuldigung bei http://henryrollins.com/news.
"How in the hell could you possibly do that to your children? I don’t care how well adjusted your kid might be — choosing to kill yourself, rather than to be there for that child, is every shade of awful, traumatic and confusing. I think as soon as you have children, you waive your right to take your own life. No matter what mistakes you make in life, it should be your utmost goal not to traumatize your kids. So, you don’t kill yourself."
Update: Und schon ein paar Stunden später folgt die große Entschuldigung bei http://henryrollins.com/news.
Donnerstag, 21. August 2014
The Drums: Kleine Taschenlampe brenn...
Schritt für Schritt der Vollkommenheit ein Stück näher: Auch wenn wir noch nicht wissen, ob es ein vollkommen misslungenes oder vollkommen geniales Album geworden ist, was The Drums da am 26. September veröffentlichen - ein weiterer Song, das besser zu beurteilen, kann ja nicht schaden. Und so kommt "I Can't Pretend" mit wunderbarem Taschenlampencover gerade recht.
Chicks On Speed: Kongenialartstravaganter Punch
Wenn sich die Promotexte zu einer neuen Platte wie eine Mischung aus politischer Kampfschrift und Kunstpamphlet lesen, dann ist Obacht angesagt: Die Chicks On Speed oder besser das multinationale, interdisziplinäre und maximal vernetzte Münchner Projekt von Melissa Logan und Alex Murray-Leslie plant am 3. Oktober die Veröffentlichung einer neuen Platte mit dem hübschen Titel "Artstravaganza", auf der Liste der Kollaborateure stehen diesmal Flüstertüte Julian Assange, Yoko Ono, Francesca von Habsburg, Künstler und Kurator Peter Weibel, Angie Seah und Anat Ben David. Die erste Single "Utopia" ist bereits Anfang Juli erschienen, Liveauftritte wie folgt.
10.10. Bern, Dampfzentrale
06.12.. Berlin, 401contemporary
12.12. Karlsruhe, ZKM
10.10. Bern, Dampfzentrale
06.12.. Berlin, 401contemporary
12.12. Karlsruhe, ZKM
The War On Drugs: Schönheit in Überlänge
Mittwoch, 20. August 2014
Thurston Moore: Ganz der alte
Wandlungsfähig ist er ja: Im vergangenen Jahr die Neugründung von Chelsea Light Moving, in diesem wiederholt Ausflüge in Richtung Metal - man kann Thurston Moore kaum vorwerfen, er ließe es nach der Trennung von Langzeitpartnerin Kim Gordon gemütlich angehen. Um das zu unterstreichen, kommt nun die Ankündigung seines vierten Soloalbums um die Ecke - nach "Demolished Thoughts" (2011) also Mitte Oktober "The Best Day". Mit dabei auch Steve Shelley von Sonic Youth und Debbie Googe von My Blood Valentine - das Titelstück darf man sich auch schon mal anhören - fast schon old school.
J Mascis: Aus der Zwischenwelt
J Mascis
„Tied To A Star“
(Sub Pop)
Es soll ja Leute geben, die selbst bei dieser Musik noch das Erbsenzählen anfangen – man kann das, wenn es denn sein muss, ziemlich schnell erledigen: Knappe zweiundvierzig Minuten, verteilt auf zehn Songs, hat J Mascis auf seinem zweiten Soloalbum untergebracht und für vier Stücke (weil es das ist, was der altgediente Fan des Gniedelgottes ja unbedingt wissen möchte) packt er die Elektrische aus. Wirklich wichtig ist das nicht. Mascis zählt unter den Indie-Größen seit nunmehr drei Jahrzehnten zu den unverwüstlichsten und verlässlichsten, in schöner Unregelmäßigkeit taucht, ob nun von Dinosaur jr oder ihm allein eine von diesen mit wunderlichen Covermotiven bestückten Platten auf, kurz nur meldet er sich zu Wort, um dann– so stellt man sich das zumindest vor – wieder in die von ihm selbst erschaffene Zwischenwelt aus freundlichen Kobolden und kauzigen Trollen zu verschwinden.
Wobei die Wortmeldungen im Laufe der Zeiten immer etwas zarter geworden sind. „Tied To A Star“ ist, man traut sich kaum, es niederzuschreiben, fast schon eine Art Folkalbum geworden. Sieht man von den besagten Ausnahmen einmal ab, bei denen er kurz einstöpselt, beschränkt sich der Mann zunehmend auf seinen markanten Wispergesang und akkustische, zurückhaltende Instrumentierung – Piano, Streicher, richtig erschrecken muss hier keiner mehr. Irgendwie hat man auch den Eindruck, den einen oder anderen Titel hätte er doch schon früher schon im Repertoire gehabt und stößt bei der Recherche zumindest auf zum Verwechseln Ähnliches („Come On Down“, „Come With Me“, „Not You Again“ (!) und „Pierce The Morning Rain“). Nerdwissen, schon klar.
Die Songs hier klingen also gewohnt verschwurbelt, zusammen mit Pall Jenkins (Black Heart Procession) und Mark Mulcahy (Miracle Legion) musiziert Mascis mehr leise als laut, wenn er sich dann wie beim Abschlußstück „Better Plane“ aber doch zu ‚laut‘ entschließt, dann wird gejammt und gequengelt, dass sich die graue Mähne in den malträtierten Saiten zu verfangen droht. Dass für „Wide Awake“ Kollegin Chan Marshall aka. Cat Power dazugebeten worden ist, muss man schon vorher wissen, dem Song selber ist es – etwas schade – leider kaum anzuhören. Übelnehmen wird dem Zausel das niemand, er ist sich selbst und uns genug und weil die Chance, dass er seine Anhängerschaft mit allzugroßen Veränderungen zu verprellen droht, gegen Null geht, kann man das auf einstmalige Treueversprechen nur ein weiteres Mal bekräftigen. http://www.jmascis.com/
Der Komplettstream des Albums steht zur Zeit bei NPR bereit.
„Tied To A Star“
(Sub Pop)
Es soll ja Leute geben, die selbst bei dieser Musik noch das Erbsenzählen anfangen – man kann das, wenn es denn sein muss, ziemlich schnell erledigen: Knappe zweiundvierzig Minuten, verteilt auf zehn Songs, hat J Mascis auf seinem zweiten Soloalbum untergebracht und für vier Stücke (weil es das ist, was der altgediente Fan des Gniedelgottes ja unbedingt wissen möchte) packt er die Elektrische aus. Wirklich wichtig ist das nicht. Mascis zählt unter den Indie-Größen seit nunmehr drei Jahrzehnten zu den unverwüstlichsten und verlässlichsten, in schöner Unregelmäßigkeit taucht, ob nun von Dinosaur jr oder ihm allein eine von diesen mit wunderlichen Covermotiven bestückten Platten auf, kurz nur meldet er sich zu Wort, um dann– so stellt man sich das zumindest vor – wieder in die von ihm selbst erschaffene Zwischenwelt aus freundlichen Kobolden und kauzigen Trollen zu verschwinden.
Wobei die Wortmeldungen im Laufe der Zeiten immer etwas zarter geworden sind. „Tied To A Star“ ist, man traut sich kaum, es niederzuschreiben, fast schon eine Art Folkalbum geworden. Sieht man von den besagten Ausnahmen einmal ab, bei denen er kurz einstöpselt, beschränkt sich der Mann zunehmend auf seinen markanten Wispergesang und akkustische, zurückhaltende Instrumentierung – Piano, Streicher, richtig erschrecken muss hier keiner mehr. Irgendwie hat man auch den Eindruck, den einen oder anderen Titel hätte er doch schon früher schon im Repertoire gehabt und stößt bei der Recherche zumindest auf zum Verwechseln Ähnliches („Come On Down“, „Come With Me“, „Not You Again“ (!) und „Pierce The Morning Rain“). Nerdwissen, schon klar.
Die Songs hier klingen also gewohnt verschwurbelt, zusammen mit Pall Jenkins (Black Heart Procession) und Mark Mulcahy (Miracle Legion) musiziert Mascis mehr leise als laut, wenn er sich dann wie beim Abschlußstück „Better Plane“ aber doch zu ‚laut‘ entschließt, dann wird gejammt und gequengelt, dass sich die graue Mähne in den malträtierten Saiten zu verfangen droht. Dass für „Wide Awake“ Kollegin Chan Marshall aka. Cat Power dazugebeten worden ist, muss man schon vorher wissen, dem Song selber ist es – etwas schade – leider kaum anzuhören. Übelnehmen wird dem Zausel das niemand, er ist sich selbst und uns genug und weil die Chance, dass er seine Anhängerschaft mit allzugroßen Veränderungen zu verprellen droht, gegen Null geht, kann man das auf einstmalige Treueversprechen nur ein weiteres Mal bekräftigen. http://www.jmascis.com/
Der Komplettstream des Albums steht zur Zeit bei NPR bereit.
Dienstag, 19. August 2014
Haim: The real life
Promialarm bei Dallas Murphy, ähem - Haim: Die drei Mädels haben sich für das Video zum Remix ihres Songs "My Song 5" von A$AP Ferg eine ganze Menge an Celebrities in eine nachmittägliche Trash-Show eingeladen, neben ihnen selbst gehören auch Ke$ha, A$AP Ferg selbst, Ezra
Koenig von Vampire Weekend, Grimes, Big Sean, Produzent Ariel Rechtshaid und die Eltern des Geschwistertrios zum Staff. Sehen kann man die amerikanische Version von Vera am Mittag u.a. bei Dailymotion.
Leonard Cohen: Geburtstagsgeschenk
Das ist mal ein Geburtstagsgeschenk, von dem wirklich alle was haben: Leonard Cohen wird am 21. September dieses Jahres glatte achtzig (in Zahlen: 80!) und hat sich gedacht, das könnte er doch mit einem neuen Album feiern. Gute Idee. Nach dem wirklich wundervollen "Old Ideas" wird der Nachfolger "Popular Problems" hier in Deutschland wohl am 19. September erscheinen, also zwei Tage vor der Sause und natürlich gibt es schon einen ersten Song, den man sich anhören kann - "Almost Like The Blues" steht als Stream u.a. bei cbc.music.
Kele Okereke: Digital passt besser
Na wenn das mal nicht groovt: Komplett der Tanzmusik verfallen, so präsentiert sich Kele Okereke auf der ersten Single seines kürzlich angekündigten, zweiten Soloalbums "Trick". "Doubt" pumpt in bester House-Manier und wer irgendwie noch Analoges erwartet hatte, war wohl komplett auf dem Holzweg. Schlecht muss das, wie man hören kann, nicht sein.
The Twilight Sad: Unentschlossen
Mit großer Traurigkeit dick im Geschäft, das sind nicht nur I Like Trains, sondern auch die Schotten von The Twilight Sad. Ihr letztes Album "No One Can Ever Know" datiert auf den Februar 2012, nun haben sie ein neues angemeldet. "Nobody Wants To Be Here And Nobody Wants To Leave" lautet dessen etwas unentschlossener Titel und die erste Hörprobe "There's A Girl In The Corner" trübseelt schon mal wunderbar vor sich hin.
Montag, 18. August 2014
Death From Above 1979: Leiser wird's nicht
Das freut die Fuzzheads: Death From Above 1979, mit ihrem neuen Album "The Physical World" für den 5. September gemeldet, haben mit "Government Trash" einen weiteren Titel ins Schaufenster gestellt - es erübrigt sich wohl zu erwähnen, dass auch dieser (nach "Trainwreck 1979") ordentlich an den Knochen schüttelt.
Interpol: Vorbei mit der Ruhe
Lang ist es ja nicht mehr hin bis zum sehnsüchtig erwarteten, fünften Album "El Pintor" von Interpol und nachdem die ersten drei Stücke live aufgeführt waren und für "All The Rage Back Home" ein paar Bewegtbilder nachgereicht wurden, war es kurzzeitig wieder still. Das ändert sich nun, denn mit "Ancient Ways" darf man ein weiteres Mal vorhören - Anfang September kommt dann sicher der Rest.
Caribou: Einzelstück
Ein Album, das in den kommenden Wochen sicher noch Erwähnung finden wird (und zwar reichlich) - auch diesem Einzelstück dürfte es nicht viel anders gehen: Caribou hat für Anfang Oktober sein neues Album "Our Love" angekündigt und mit "Can't Do Without You" schon mal den ersten Track geleakt. Dem folgt nun also der Titelsong der Platte.
Sonntag, 17. August 2014
Darkside: Zu Ende, vorerst
Da bekommt man erst mal einen mächtigen Schreck, wenn man den Tweet von Nicolas Jaar und Dave Harrington alias Darkside liest: "darkside is coming to an end, for now". Kurz noch mal rauf auf die Bühne (12.09., Brooklyn/New York) und dann weg - für's erste jedenfalls. Will man hoffen, denn die Platte der beiden war im vergangnenen Jahr zweifellos eine der besten, viel zu gut, um es dabei bewenden zu lassen. Zwei Stücke legen Darkside aber noch nach, beide (Gone Too Soon/What They Say) so fein, dass sie den zwischenzeitlichen Abschied sicher etwas versüßen können.
Freitag, 15. August 2014
My Brightest Diamond: Liebe tötet
Einen neuen wunderbaren Song gibt es seit heute von My Brightest Diamond zu hören - nach "Pressure" ist das zauberhafte "Lover/Killer" der zweite Song vom herbeigesehnten Album "This Is My Hand", das am 12. September veröffentlicht wird - pumpende Bläser, zarter Gesang, großartig.
Clueso: Nachsommer
Das hatten wir zwar schon in der Lyrics-Version, kommt mit richtigen Bildern aber noch besser: Clueso wird bekanntlich Mitte September sein neues Album "Stadtrandlichter" veröffentlichen, die Live-Daten stehen schon seit längerem (und sind höchstwahrscheinlich auch schon ausverkauft) - zur ersten Single "Freidrehen" gibt's jetzt also auch ein passendes Video - bittesehr, eine Extraportion Nachsommerstimmung...
Donnerstag, 14. August 2014
Benjamin Booker: Schwarze Seele, weiße Wut
Benjamin Booker
„Benjamin Booker“
(Rough Trade)
Nun hat er es also geschafft. Mit ganzen zweiundzwanzig Jahren ist Benjamin Booker am Ziel seiner Träume angelangt. Er würde das so nie formulieren, aber klar ist doch eines: Seit er nach Eingabe seines Namens bei Google nicht mehr den muskelbepackten Körper des Bodybilders Ben Booker zu sehen bekommt, sondern ausschließlich sein eigenes Gesicht, seitdem ist der Durchbruch endgültig gelungen. Natürlich ist das nur eine nette, kleine Randgeschichte über den Jungen aus Tampa/Florida, dessen Werdegang in den letzten zwei Jahren eine so rasante Beschleunigung erfahren hat, dass einem schon beim Lesen schwindelig wird. Im Dezember 2012 nämlich stand Benjamin in seiner Heimatstadt erstmals live vor einem Publikum auf der Bühne, einige Zeit später tat er das wieder, jetzt allerdings als Support für keinen Geringeren als Jack White. Andrija Tokic, der auch schon mit den Alabama Shakes arbeitete, nahm ihn unter seine Fittiche und produzierte mit Booker die vorliegende Platte – stilecht in einem Studio in Nashville, es folgten Auftritte bei Letterman und auf dem Lollapalooza-Festival, was man halt so liest, wenn man sich mit dem Musiker beschäftigt.
Man liest auch, dass Booker wahlweise mit Größen wie Howlin‘ Wolf und Chuck Berry verglichen wird, dass man seine Energie, sein Talent und den Furor an der Gitarre mit dem jungen Keziah Jones vergleichen könne, es scheint nur eine Frage der Zeit, wann der Name Hendrix auf dem Tableau erscheint. Ob man dem Debütanten damit einen Gefallen tut, bleibt abzuwarten, fest steht, dass er auf unglaublich clevere Art den schwarzen Höllenblues mit dem weißen Garagepunk zu vermischen versteht, dass wirklich jeder der zwölf Songs seines Erstlings mit einer brachialen und elektrisierenden Energie daherkommt, die man so lange nicht gehört hat. Zusammen mit Schlagzeuger Max Norton und dem Bassisten Alex Spoto haut er dem Zuhörer eine knappe Dreiviertelstunde ein wahres Feuerwerk um die Ohren – die rauchige Stimme, die man auf das doppelte Alter und die dreifache Erfahrung schätzen möchte, begleitet den erdigen Twang, die jammernde Wurlitzer, den mächtigen Stomp.
Das ist Rock’n Roll, wie er klingen muss und wie ihn die Kings Of Leon zu Beginn ihrer Karriere mal zu spielen wussten – cool, rough und weird (für den Fall, dass einem die deutschen Vokabeln ausgehen). Wahrlich kein Wunder, dass Jack White daran Gefallen gefunden hat, denn was da in Stücken wie „Have You Seen My Son“, „Slow Coming“ oder „Kids Never Grow Older“ über einen hereinbricht, dürfte er noch aus den Zeiten kennen, als er sich an der Seite von Meg in stickigen Vorstadtclubs die Seele aus dem Leib geschrien hat. Schön zu lesen, dass sich Booker offensichtlich seine jugendliche Unbekümmertheit bewahrt hat, die meisten seiner Antworten in Interviews – und von denen muss er momentan ziemlich viele führen – beginnen mit „Oh, yeah!“ und „Oh, man!“, wie es scheint hat er noch gar nicht so recht begriffen, welches Tempo er da vorgelegt hat und was der ganze Zirkus um ihn herum bedeutet. Bleibt zu hoffen, dass das noch eine Weile anhält – jugendliche Stars, die ihr gelangweiltes Gesicht in die Kameras halten, gibt es schließlich schon zur Genüge…
Den Komplettstream des Albums gibt es momentan bei NPR.
„Benjamin Booker“
(Rough Trade)
Nun hat er es also geschafft. Mit ganzen zweiundzwanzig Jahren ist Benjamin Booker am Ziel seiner Träume angelangt. Er würde das so nie formulieren, aber klar ist doch eines: Seit er nach Eingabe seines Namens bei Google nicht mehr den muskelbepackten Körper des Bodybilders Ben Booker zu sehen bekommt, sondern ausschließlich sein eigenes Gesicht, seitdem ist der Durchbruch endgültig gelungen. Natürlich ist das nur eine nette, kleine Randgeschichte über den Jungen aus Tampa/Florida, dessen Werdegang in den letzten zwei Jahren eine so rasante Beschleunigung erfahren hat, dass einem schon beim Lesen schwindelig wird. Im Dezember 2012 nämlich stand Benjamin in seiner Heimatstadt erstmals live vor einem Publikum auf der Bühne, einige Zeit später tat er das wieder, jetzt allerdings als Support für keinen Geringeren als Jack White. Andrija Tokic, der auch schon mit den Alabama Shakes arbeitete, nahm ihn unter seine Fittiche und produzierte mit Booker die vorliegende Platte – stilecht in einem Studio in Nashville, es folgten Auftritte bei Letterman und auf dem Lollapalooza-Festival, was man halt so liest, wenn man sich mit dem Musiker beschäftigt.
Man liest auch, dass Booker wahlweise mit Größen wie Howlin‘ Wolf und Chuck Berry verglichen wird, dass man seine Energie, sein Talent und den Furor an der Gitarre mit dem jungen Keziah Jones vergleichen könne, es scheint nur eine Frage der Zeit, wann der Name Hendrix auf dem Tableau erscheint. Ob man dem Debütanten damit einen Gefallen tut, bleibt abzuwarten, fest steht, dass er auf unglaublich clevere Art den schwarzen Höllenblues mit dem weißen Garagepunk zu vermischen versteht, dass wirklich jeder der zwölf Songs seines Erstlings mit einer brachialen und elektrisierenden Energie daherkommt, die man so lange nicht gehört hat. Zusammen mit Schlagzeuger Max Norton und dem Bassisten Alex Spoto haut er dem Zuhörer eine knappe Dreiviertelstunde ein wahres Feuerwerk um die Ohren – die rauchige Stimme, die man auf das doppelte Alter und die dreifache Erfahrung schätzen möchte, begleitet den erdigen Twang, die jammernde Wurlitzer, den mächtigen Stomp.
Das ist Rock’n Roll, wie er klingen muss und wie ihn die Kings Of Leon zu Beginn ihrer Karriere mal zu spielen wussten – cool, rough und weird (für den Fall, dass einem die deutschen Vokabeln ausgehen). Wahrlich kein Wunder, dass Jack White daran Gefallen gefunden hat, denn was da in Stücken wie „Have You Seen My Son“, „Slow Coming“ oder „Kids Never Grow Older“ über einen hereinbricht, dürfte er noch aus den Zeiten kennen, als er sich an der Seite von Meg in stickigen Vorstadtclubs die Seele aus dem Leib geschrien hat. Schön zu lesen, dass sich Booker offensichtlich seine jugendliche Unbekümmertheit bewahrt hat, die meisten seiner Antworten in Interviews – und von denen muss er momentan ziemlich viele führen – beginnen mit „Oh, yeah!“ und „Oh, man!“, wie es scheint hat er noch gar nicht so recht begriffen, welches Tempo er da vorgelegt hat und was der ganze Zirkus um ihn herum bedeutet. Bleibt zu hoffen, dass das noch eine Weile anhält – jugendliche Stars, die ihr gelangweiltes Gesicht in die Kameras halten, gibt es schließlich schon zur Genüge…
Den Komplettstream des Albums gibt es momentan bei NPR.
Annie Lennox: Noch nicht genug
Erst Marianne Faithfull, nun die nächste große Dame: Annie Lennox wird in diesem Jahr noch ihren sechzigsten Geburtstag feiern, die Zeiten mit den Eurythmics liegen lange zurück und doch mag sie von der Musik nicht lassen. Die Künstlerin, die sich seit längerem nachdrücklich für Frauenrechte und die Unterstützung HIV-positiver Menschen stark macht, wird laut Billboard-Magazine Mitte Oktober bei Blue Note nach "Medusa" (1995) ein weiteres Cover-Album herausbringen, diesmal gefüllt mit Stücken aus den Dreißiger und Vierziger Jahren. Mit dabei unter anderem George Gershwins "Summertime", "I Put A Spell On You" von Screamin' Jay Hawkins und "Mood Indigo" von Duke Ellington. Das genaue Tracklisting gibt es hier, das nachfolgende Cover stammt aus dem Jahr 2013, mit Orchesterbegleitung singt Lennox "No More 'I Love You's'" von The Lover Speaks (1986).
Deptford Goth: Mit Bedacht
Das hat nun wirklich noch Zeit - aber man kann ja schon mal behutsam vorankündigen: Daniel Woolhouse, englischer Produzent und Musiker, hat mit "Life After Defo" schon im Frühjahr letzten Jahres ein Achtungszeichen setzen können. Deptford Goth, so sein Künstlername, wird auch 2014 noch einmal in Erscheinung treten, Anfang November soll "Songs", sein nächster Streich, erscheinen und das bedächtige Synthiestück "The Lovers" kann schon mal als Versprechen verstanden wissen.
Blonde Redhead: Wahre Liebe
Eine weitere Hörprobe gibt es auch vom Ende August erscheinenden Album "Barragán" des New Yorker Trios Blonde Redhead, die bezaubernde Kazu Makino intoniert hier "The One I Love" und wer mag, darf sich den Song auch gleich mit nach Hause nehmen (meint: laden).
Alt-J: Alles außer gewöhnlich
Es ist wie es ist wie es ist ... Alt-J können wohl gar keine einfachen Songs machen. Einfach meint hier so verse-bridge-verse-chorus-Dinger. Und das ist auch gut. Nun ist also der dritte Songs aus dem anstehenden Album "This Is All Yours", das in einem Monat erscheint, geleakt und klingt so ungewöhnlich wie auch "Hunger of the Pine" und "Left Hand Free".
Allo Darlin': Erwischt
Ja ja, darf darf man sich schon mal fragen: "Wo war ich denn da die ganze Zeit?" Übersehen - kommt vor. Und zwar immer und immer wieder. Aber jetzt sind Allo Darlin', Londoner Indie-Gewächse, auf dem Schirm, gerade rechtzeitig, bevor ihr drittes Album "We Come From The Same Space" Anfang Oktober bei Slumberland erscheint. Aus diesem haben die vier den wunderbaren Titel "Romance And Adventure" vorab gestreamt.
Mittwoch, 13. August 2014
The Hidden Cameras: Wiederholte Vorladung
Glühendheiß aus dem Ticker und sehr interessant für alle Münchner: The Hidden Cameras, die ja in diesem Jahr schon einmal in der Milla zu Gast waren, kommen nochmals nach Monaco di Bavaria - und zwar am Sonntag, 5. Oktober in's Atomic Cafe. Und wenn nicht alles täuscht, werden sie dort auch ihre aktuelle Single "Carpe Jugular" zum Besten geben.
03.10. Wien, Waves Vienna
04.10. Salzburg, Rockhouse
05.10. München, Atomic Cafe
01.11. Wiesbaden, Schlachthof
02.11. Köln, Gebäude 9
03.11. Münster, Gleis 22
04.11. Hamburg, Kampnagel
05.11. Nürnberg, K4
06.11. Insbruck, Weekender
07.11. Linz, Posthof
08.11. Graz, PPC
14.11. Bern, Dampfzentrale
03.10. Wien, Waves Vienna
04.10. Salzburg, Rockhouse
05.10. München, Atomic Cafe
01.11. Wiesbaden, Schlachthof
02.11. Köln, Gebäude 9
03.11. Münster, Gleis 22
04.11. Hamburg, Kampnagel
05.11. Nürnberg, K4
06.11. Insbruck, Weekender
07.11. Linz, Posthof
08.11. Graz, PPC
14.11. Bern, Dampfzentrale
Trümmer: Sanfte Revolte
Trümmer
„Trümmer“
(Euphorie)
Gerade ist ja das Blumfeld-Album „L’Etat Et Moi“ volle zwanzig geworden, da darf man erstmal gratulieren. Und danach kann man sich mal fragen, ob es heute noch Bands mit dieser Relevanz gibt, die ein Album machen, das man in zwanzig Jahren immer noch hören kann und will. Und wie um Himmels Willen man das bloß anstellt? Mit Sicherheit sind das alles keine Gedanken, die sich die drei Jungs von Trümmer aus Hamburg gemacht haben, auch wenn wir mal davon ausgehen wollen, dass ihnen Distelmeyer und Co. nicht unbekannt sind. Denn die drei goldenen Regeln für das angerissene Problem heißt ja wohl: Denk nicht darüber nach, was das für die Folgejahre bringen wird. Mach einfach los. Aber mach es gut. Und Paul Pötsch, Tammo Kasper und Maximilian Fenski haben es gut gemacht. Sie zählen zur Generation der jungen Zweisilbenbands – Trümmer, Zucker, Messer, kurz und prägnant soll es sein, gerne laut, Rock’n Rotzig eben.
Wobei die drei Hamburger zumeist einen eher melodischen, dramatischen Stil pflegen, das was kracht, stellen sie ins dritte Viertel ihres Debüts – “Der Saboteur”, “Straßen voller Schmutz” und “Scheinbar” quengeln und zetern ordentlich, das grimmig Unterbewusste bricht sich Bahn durch die Leichenstadt, mal schleichend, mal ungezügelt und wild. Grundsätzlich verhandeln Trümmer auf der Platte die Jugend, ihr Privileg, “vor uns liegt immer noch mehr als hinter uns” heißt es in “Schutt und Asche”, ob das nun von Vor- oder Nachteil ist, kann ihnen allerdings keiner so recht sagen – ein Song in bester Manic-Street-Preachers-Manier. Markige Worte überall zwischen Fatalismus und jugendlichem Zorn, wie auch schon bei den Stuttgartern Die Nerven sieht/hört man auch die Trümmer ratlos – “ja ich weiß, alles wird zugrunde gehen, nein, ich habe damit gar kein Problem” (“Nostalgie”), schon lange zählt der gelebte Augenblick mehr als die clevere Zukunftsplanung.
Wunderbar, wie sie sich den Überschwang, die Euphorie herbeiwünschen und die Tristesse beklagen – für “Wo ist die Euphorie” haben sie den New Yorkern von Interpol ganz genau ins Songbook geschaut, das Stück funkelt herrlich traurig in der grautrüben Nacht. An anderer Stelle lassen sie sich zu einem trotzigen Traum hinreißen, auch das ist ihr gutes Recht: “Wir sind nicht brav, sondern schlimmer, wir werden nicht alt, sondern bleiben so für immer”, wer hat das nicht auch schon gehofft… Zweckoptimismus gibt es trotzdem keinen, das wäre zu billig, eher etwas Melancholie und – in schöner Tradition – eine Prise Lindenbergscher Poesie, “Pappillon” klingt manchmal so schief und unbeholfen, dass es einem ganz schwummerig ums Herz wird. Wie lange sie das durchhalten? Wie das wohl in zwanzig Jahren klingt? Das darf den dreien im Moment wirklich herzlich egal sein.
30.10. Berlin, Cassiopeia
31.10. Leipzig, Täubchenthal
01.11. Hannover, Lux
02.11. Darmstadt, Goldene Krone
03.11. Nürnberg, Club Stereo
04.11. Wien, Rhiz
05.11. Würzburg, Café Cairo
06.11. Heidelberg, Häll
07.11. Köln, King Georg
08.11. Essen, Hotel Shanghai
09.11. Hamburg, Molotow Exil
28.11. Stuttgart, Zwölfzehn
„Trümmer“
(Euphorie)
Gerade ist ja das Blumfeld-Album „L’Etat Et Moi“ volle zwanzig geworden, da darf man erstmal gratulieren. Und danach kann man sich mal fragen, ob es heute noch Bands mit dieser Relevanz gibt, die ein Album machen, das man in zwanzig Jahren immer noch hören kann und will. Und wie um Himmels Willen man das bloß anstellt? Mit Sicherheit sind das alles keine Gedanken, die sich die drei Jungs von Trümmer aus Hamburg gemacht haben, auch wenn wir mal davon ausgehen wollen, dass ihnen Distelmeyer und Co. nicht unbekannt sind. Denn die drei goldenen Regeln für das angerissene Problem heißt ja wohl: Denk nicht darüber nach, was das für die Folgejahre bringen wird. Mach einfach los. Aber mach es gut. Und Paul Pötsch, Tammo Kasper und Maximilian Fenski haben es gut gemacht. Sie zählen zur Generation der jungen Zweisilbenbands – Trümmer, Zucker, Messer, kurz und prägnant soll es sein, gerne laut, Rock’n Rotzig eben.
Wobei die drei Hamburger zumeist einen eher melodischen, dramatischen Stil pflegen, das was kracht, stellen sie ins dritte Viertel ihres Debüts – “Der Saboteur”, “Straßen voller Schmutz” und “Scheinbar” quengeln und zetern ordentlich, das grimmig Unterbewusste bricht sich Bahn durch die Leichenstadt, mal schleichend, mal ungezügelt und wild. Grundsätzlich verhandeln Trümmer auf der Platte die Jugend, ihr Privileg, “vor uns liegt immer noch mehr als hinter uns” heißt es in “Schutt und Asche”, ob das nun von Vor- oder Nachteil ist, kann ihnen allerdings keiner so recht sagen – ein Song in bester Manic-Street-Preachers-Manier. Markige Worte überall zwischen Fatalismus und jugendlichem Zorn, wie auch schon bei den Stuttgartern Die Nerven sieht/hört man auch die Trümmer ratlos – “ja ich weiß, alles wird zugrunde gehen, nein, ich habe damit gar kein Problem” (“Nostalgie”), schon lange zählt der gelebte Augenblick mehr als die clevere Zukunftsplanung.
Wunderbar, wie sie sich den Überschwang, die Euphorie herbeiwünschen und die Tristesse beklagen – für “Wo ist die Euphorie” haben sie den New Yorkern von Interpol ganz genau ins Songbook geschaut, das Stück funkelt herrlich traurig in der grautrüben Nacht. An anderer Stelle lassen sie sich zu einem trotzigen Traum hinreißen, auch das ist ihr gutes Recht: “Wir sind nicht brav, sondern schlimmer, wir werden nicht alt, sondern bleiben so für immer”, wer hat das nicht auch schon gehofft… Zweckoptimismus gibt es trotzdem keinen, das wäre zu billig, eher etwas Melancholie und – in schöner Tradition – eine Prise Lindenbergscher Poesie, “Pappillon” klingt manchmal so schief und unbeholfen, dass es einem ganz schwummerig ums Herz wird. Wie lange sie das durchhalten? Wie das wohl in zwanzig Jahren klingt? Das darf den dreien im Moment wirklich herzlich egal sein.
30.10. Berlin, Cassiopeia
31.10. Leipzig, Täubchenthal
01.11. Hannover, Lux
02.11. Darmstadt, Goldene Krone
03.11. Nürnberg, Club Stereo
04.11. Wien, Rhiz
05.11. Würzburg, Café Cairo
06.11. Heidelberg, Häll
07.11. Köln, King Georg
08.11. Essen, Hotel Shanghai
09.11. Hamburg, Molotow Exil
28.11. Stuttgart, Zwölfzehn
Jeff Tweedy: Familienreise
Wenn der Vater mit dem Sohne... Unter die Rubrik zählt ja bekanntlich das neue Album von Wilco-Mastermind Jeff Tweedy zusammen mit seinem Filius Spencer am Schlagzeug, das unter dem Namen "Sukierae" Mitte September erscheinen wird. Nun hat der Papa ein paar Livetermine für die Promotion bekanntgegeben, erfreulicherweise kommt die Familie, bereichert um Gitarrist Jim Elkington, Bassist Darin Gray und Keyboarder Liam Cunningham, für drei Termine nach Deutschland.
06.11. Berlin, Apostel-Paulus-Kirche
07.11. Weissenhäuser Strand, Rolling Stone Weekender
13.11. Köln, Theater am Tanzbrunnen
06.11. Berlin, Apostel-Paulus-Kirche
07.11. Weissenhäuser Strand, Rolling Stone Weekender
13.11. Köln, Theater am Tanzbrunnen
Toa Mata Band: Musikmaschinchen
Ach herrje - Männer und Spielzeug! Sperr sie gemeinsam in einen Raum und es kommen wirklich witzige Dinge dabei heraus. So auch hier: Giuseppe Acito, Musikproduzent, hat seit einiger Zeit die erste vollautomatische Lego-Kombo, die sogenannte Toa Mata Band, unter seiner Obhut und die spielen für Interessierte (wahrscheinlich und vornehmlich wieder Männer) Klassiker des Synthpop nach - das Ganze im Übrigen auch live vor Publikum. Die Episoden Eins und Zwei kann man sich bei Youtube schon anschauen, nun ist mit Nummer Drei der Song "Everything Counts" von Depeche Mode hinzugekommen - herzallerliebst.
Mehr dazu auch unter http://www.opificiosonico.com/
Mehr dazu auch unter http://www.opificiosonico.com/
Jessie Ware: Feiertag
Mittlerweile hat es ja wenigstens einen Erscheinungstermin, obwohl - so richtig glücklich macht der auch nicht: "Tough Love" von Jessie Ware wird am 3. Oktober in den Laden kommen. Ganz davon abgesehen, dass am Feiertag hierzulande die Läden geschlossen haben (und Gnade euch Gott, Plattenhändler, wenn ihr das Ding nicht am Vorabend stapelt!), es ist einfach noch sehr lange hin. Wenigstens hat sie mit "Say You Love Me" einen weiteren verteufelt guten Song gestreamt - als Trost sollte das eine Weile reichen.
Dienstag, 12. August 2014
Marianne Faithfull: Mehr als das
"She's not just a singer, she's so much more, her lyrics are amazing" - was Mark Ellis, seines Zeichens Produzent und Toningenieur und besser bekannt unter dem Kürzel Flood, hier lobhudelt, trifft nicht die Falsche. Der Mann hat schließlich gerade die neue Platte von Marianne Faithfull "Give My Love To London" fertiggestellt und er war nur eine Name auf der prominent besetzten Gästeliste, auch Nick Cave, Roger Waters, Anna Calvi, Steve Earle und Tom McRae finden sich dort. Ende September soll die Platte, an der noch dazu Adrian Utley (Portishead), Brian Eno, Ed Harcourt und Warren Ellis und Jim Sclavunos (The Bad Seeds) mitgearbeitet haben, erscheinen.
I Love You But I've Chosen Darkness: Nun doch
Ehrlich, wie lange waren die jetzt weg? Die Formation mit dem wunderlichen Namen I Love You But I've Chosen Darkness hat tatsächlich 2006 ihr Debüt "Fear Is On Our Side" veröffentlicht und danach rein gar nichts mehr. Und irgendwann hat man es dann aufgegeben, auf der Website nachzuschauen, ob die Jungs noch Lust haben. Zu früh, wie man jetzt weiß. Denn gerade hat die Goth-Band aus Austin/Texas via Secretly Canadian ihre neue Platte angekündigt - "Dust" wird sie heißen, an den Reglern saß wieder Paul Barker von Ministry und bei Soundcloud gibt es mit "Faust" schon mal eine gestreamte Kostprobe.
Extnddntwrk: Zur Hölle mit dem Vorurteil
Extnddntwrk
„Just Tracks“
(Fourthdimension)
Wer gedacht hat, Andrew Fearn von den gerade zu Recht sehr gehypten Sleaford Mods würde Abend für Abend mit seinem Kumpel Jason Williamson sturzbesoffen und wild pöbelnd durch die Kneipen von Nottingham ziehen (sicher tun sie das auch ab und an), darf sich nun eines Besseren belehren lassen: Fearn ist seit jeher ein akribischer und ehrgeiziger Soundbastler, der sich ohne Probleme stundenlang hinter heimischem Equipment verschanzen und an neuen Soundcollagen schrauben kann. Seit 2012 hat er so parallel zur Arbeit der Band unter dem Pseudonym Extnddntwrks eine ganze Reihe feiner Platten verfertigt, die man sowohl bei Bandcamp als auch auf seinem privaten Blog streamen und erwerben kann. Die Tracks, die man da zu hören bekommt, haben so gar nichts mit der rohen und schnoddrigen Gossenpoesie des Electropunk-Duos zu tun, vielmehr werden hier höchst kunstvoll und bedacht verschiedenste instrumentale Soundpatterns aus Ambient, Dubstep, Industrial, funkigem Hip Hop, Metal und – hört, hört – Jazz miteinander vermischt, selten einmal mit Stimmsequenzen unterlegt. Das klingt mal catchy und lässig, mal experimentell und lichtscheu und - siehe unten - auch mal mächtig laut. „Just Tracks“ versammelt nun neben aktuellen Stücken ein BestOf früherer Arbeiten und deren Variationen und dient neben anspruchsvollem Hörgenuß gleichzeitig dem Abbau von Vorurteilen.
„Just Tracks“
(Fourthdimension)
Wer gedacht hat, Andrew Fearn von den gerade zu Recht sehr gehypten Sleaford Mods würde Abend für Abend mit seinem Kumpel Jason Williamson sturzbesoffen und wild pöbelnd durch die Kneipen von Nottingham ziehen (sicher tun sie das auch ab und an), darf sich nun eines Besseren belehren lassen: Fearn ist seit jeher ein akribischer und ehrgeiziger Soundbastler, der sich ohne Probleme stundenlang hinter heimischem Equipment verschanzen und an neuen Soundcollagen schrauben kann. Seit 2012 hat er so parallel zur Arbeit der Band unter dem Pseudonym Extnddntwrks eine ganze Reihe feiner Platten verfertigt, die man sowohl bei Bandcamp als auch auf seinem privaten Blog streamen und erwerben kann. Die Tracks, die man da zu hören bekommt, haben so gar nichts mit der rohen und schnoddrigen Gossenpoesie des Electropunk-Duos zu tun, vielmehr werden hier höchst kunstvoll und bedacht verschiedenste instrumentale Soundpatterns aus Ambient, Dubstep, Industrial, funkigem Hip Hop, Metal und – hört, hört – Jazz miteinander vermischt, selten einmal mit Stimmsequenzen unterlegt. Das klingt mal catchy und lässig, mal experimentell und lichtscheu und - siehe unten - auch mal mächtig laut. „Just Tracks“ versammelt nun neben aktuellen Stücken ein BestOf früherer Arbeiten und deren Variationen und dient neben anspruchsvollem Hörgenuß gleichzeitig dem Abbau von Vorurteilen.
Ryan Adams: The A(d)dams Family
Okay, die Überschrift ist so naheliegend wie platt, aber manchmal muss es halt sein: Ryan Adams hat im Video zu seiner Vorabsingle "Gimme Something Good" einiges für diese Assoziationen getan, eine üppig ausgestattete und schwarzgewandete Morticia hantiert im Gruselhaus mit passenden Requisiten (tatsächlich handelt es sich um Elvira, Mistress Of The Dark aus der Horrorkomödie von James Signorelli) und ihm selbst ist anzusehen, dass er es während der ungewöhnlich langen Abwesenheit nicht zum Friseur geschafft hat. Das Album zum Song folgt dann Anfang September, das Filmchen läuft bei Vevo.
J Moon: Giftig
Gestern waren es das kleine Tauchermädchen und seine Feuerqualle, heute fünf strahlende Glühmännchen: Die gebürtige Mailänderin und Wahlberlinerin Jessica Einaudi, bekannter unter ihrem Pseudonym J Moon, wird Mitte Oktober via Bosworth Recorded Music ihr Debütalbum "Melt" herausbringen. Produziert von Federico Albanese und bei Chez Chèrie von Tilman Hopf abgemischt, folgt der Longplayer der EP "Hidden Garden", das entzückende Video von Marco Morandi schmückt die erste Auskopplung "Poison".
Ex Hex: Same but different
Arcade Fire vs. Flume: Erweiterung
Neulich stand in einem Tweet zu lesen: "Breaking news - Arcade Fire cover Arcade Fire!" Gut, so schlimm ist es noch nicht, aber die Band könnte wohl bald durcheinanderkommen bei der Menge an Neubearbeitungen (wir hatten es ja neulich schon davon). Eine Wohltat deshalb, wenn sich andere der Kanadier annehmen - so zum Beispiel der australische DJ Harley Streten, genannt Flume. Der hat sich den Song "Afterlife" gegriffen und zu einem ziemlich smoothen Zehnminüter verklöppelt - hörenswert.
Montag, 11. August 2014
Fugazi: Ursprünglich
Gute Nachricht von einer der besten Bands ever: Fugazi, amerikanische Post-Hardcore-Ikonen außer Dienst, haben über ihr Label Dischord angekündigt, das erste Demotape aus dem Jahr 1988, noch vor der offiziellen Debüt-EP datiert, zu veröffentlichen. "First Demo", so der simple Name, wird u.a. die Titel "In Defense Of Humans" und "Turn Off Your Guns" enthalten - der genaue Erscheinungstermin steht laut Label noch nicht fest.
Cold Specks: Homecoming
Cold Specks
„Neuroplasticity“
(Mute)
Ein wenig unangenehm ist einem das natürlich schon. Da hatte man vor zwei Jahren das Debüt von Al Spx aka. Cold Specks „I Predict A Graceful Expulsion“ ehrlich und anständig in höchsten Tönen gelobt, und nun stellt sich heraus, dass die Künstlerin selbst dieses Album eigentlich ziemlich doof findet. Hat sie so natürlich nicht wortwörtlich gesagt. Sie sagt ja ohnehin nicht besonders oft etwas, selten bekommt ein Journalist die Kanadierin, die ja nach einem Zwischenaufenthalt in London (fand sie auch nicht so toll) mittlerweile wieder in ihrem Heimatland, genauer in Montreal lebt und arbeitet, vor’s Mikrophon. Um so erstaunlicher ist also der Nachdruck, mit welchem sie zum Beispiel bei CreemMag und Q-Magazine ihren eigenen Erstling disst, zu simpel, zu wenig komplex sei er ihr geraten und die Konzerte, die sie zur Promotion der Scheibe unternommen habe, wären eine Tortur gewesen. Na gut.
Nun also „Neuroplasticity“, der Nachfolger – noch immer dieser eigenwillige Goth-Soul, noch immer eine recht düstere Angelegenheit und nach wie vor nicht viel Schlechtes daran zu finden. Entstanden ist ein Großteil der Songs ja noch auf englischem Boden, also in einem Cottage bei Glastonbury, die finale Abmischung, wieder von Jim Anderson, fand dann aber schon in Kanada statt und glaubt man ihren spärlichen Auskünften, so war beides – die landschaftliche Weite Englands als auch die großstädtische Lässigkeit von Montreal – wichtig für das Klangbild des Werkes. Auffällig oft, das vielleicht ein Unterschied zum besagten Debüt, gratwandert Cold Specks (wie die Kolleginnen PJ Harvey und Joan As Police Woman) in Richtung Blues, Psychrock und Jazz, die Bandbreite, das Repertoire sind also tatsächlich größer geworden. Ambrose Akinmusire, Freund und Musiker, den sie selbst schon unterstützte, steuert die maßvoll verstreuten, seltsam flackernden Trompetentöne bei und auch der knorrige Michael Gira gibt sich bei zwei Songs (“Exit Plan”, “A Season Of Doubt”) die Ehre.
Textliche Deutungen sind schwierig und werden auch von Seiten der Künstlerin – wer kann es ihr verdenken – nicht befreuert, einzig einen spirituellen Ansatz, den man hinter manchem der Stücke vermuten wollte, schließt sie kategorisch aus. Eine weitere Erkenntnis: Deutlich weniger Elektronik als zuvor schiebt sich in den Vordergrund, alles wirkt sehr erdig und analog. Glanzstücke des Albums sind zweifellos das traurig melancholische „Old Knives“ und die beiden Vorauskopplungen „Bodies At Bay“ und „Absisto“, auch „A Formal Invitation“, schwankend zwischen Zurückhaltung und treibender Gitarre, bleibt in guter Erinnerung. Und selbst wenn getragenes Moll und Schwermut die Lieder zu dominieren scheinen, ihr Ansinnen für „Neuroplasitcity“ ist dann doch ein recht simples: „I just want people to dance, I don’t want to make them shed a tear or two!” Ob’s funktioniert, bleibt abzuwarten. http://coldspecks.com/
19.09. Hamburg, Reeperbahn Festival
„Neuroplasticity“
(Mute)
Ein wenig unangenehm ist einem das natürlich schon. Da hatte man vor zwei Jahren das Debüt von Al Spx aka. Cold Specks „I Predict A Graceful Expulsion“ ehrlich und anständig in höchsten Tönen gelobt, und nun stellt sich heraus, dass die Künstlerin selbst dieses Album eigentlich ziemlich doof findet. Hat sie so natürlich nicht wortwörtlich gesagt. Sie sagt ja ohnehin nicht besonders oft etwas, selten bekommt ein Journalist die Kanadierin, die ja nach einem Zwischenaufenthalt in London (fand sie auch nicht so toll) mittlerweile wieder in ihrem Heimatland, genauer in Montreal lebt und arbeitet, vor’s Mikrophon. Um so erstaunlicher ist also der Nachdruck, mit welchem sie zum Beispiel bei CreemMag und Q-Magazine ihren eigenen Erstling disst, zu simpel, zu wenig komplex sei er ihr geraten und die Konzerte, die sie zur Promotion der Scheibe unternommen habe, wären eine Tortur gewesen. Na gut.
Nun also „Neuroplasticity“, der Nachfolger – noch immer dieser eigenwillige Goth-Soul, noch immer eine recht düstere Angelegenheit und nach wie vor nicht viel Schlechtes daran zu finden. Entstanden ist ein Großteil der Songs ja noch auf englischem Boden, also in einem Cottage bei Glastonbury, die finale Abmischung, wieder von Jim Anderson, fand dann aber schon in Kanada statt und glaubt man ihren spärlichen Auskünften, so war beides – die landschaftliche Weite Englands als auch die großstädtische Lässigkeit von Montreal – wichtig für das Klangbild des Werkes. Auffällig oft, das vielleicht ein Unterschied zum besagten Debüt, gratwandert Cold Specks (wie die Kolleginnen PJ Harvey und Joan As Police Woman) in Richtung Blues, Psychrock und Jazz, die Bandbreite, das Repertoire sind also tatsächlich größer geworden. Ambrose Akinmusire, Freund und Musiker, den sie selbst schon unterstützte, steuert die maßvoll verstreuten, seltsam flackernden Trompetentöne bei und auch der knorrige Michael Gira gibt sich bei zwei Songs (“Exit Plan”, “A Season Of Doubt”) die Ehre.
Textliche Deutungen sind schwierig und werden auch von Seiten der Künstlerin – wer kann es ihr verdenken – nicht befreuert, einzig einen spirituellen Ansatz, den man hinter manchem der Stücke vermuten wollte, schließt sie kategorisch aus. Eine weitere Erkenntnis: Deutlich weniger Elektronik als zuvor schiebt sich in den Vordergrund, alles wirkt sehr erdig und analog. Glanzstücke des Albums sind zweifellos das traurig melancholische „Old Knives“ und die beiden Vorauskopplungen „Bodies At Bay“ und „Absisto“, auch „A Formal Invitation“, schwankend zwischen Zurückhaltung und treibender Gitarre, bleibt in guter Erinnerung. Und selbst wenn getragenes Moll und Schwermut die Lieder zu dominieren scheinen, ihr Ansinnen für „Neuroplasitcity“ ist dann doch ein recht simples: „I just want people to dance, I don’t want to make them shed a tear or two!” Ob’s funktioniert, bleibt abzuwarten. http://coldspecks.com/
19.09. Hamburg, Reeperbahn Festival
Solveig Røgler: Die Qualle vor Malle und Grüße an Til
Manche Meldungen passen einfach so wunderbar zueinander, dass man nicht an Zufälle glauben mag: Am Wochenende musste der interessierte Allesleser ganz und gar schreckliche Neuigkeiten über das quengelige Filmmännchen Til Schweiger lesen. Der nämlich hatte auf einem Ferientörn mit seiner Superyacht vor laufender Smartphonekamera eine Qualle zermatscht, das Ganze per Facebook gepostet (zusammen mit den furchtgebietenden Worten: "Don't fuck with Til Schweiger, Bitch!") - nun ist der Ärger riesengroß, enttäuschte Fangemeinde, Tierschutzbund, NSA, man kann sich das vorstellen. Dass man seinen Ärger über glibberige Wirbellose auch anders kanalisieren kann, beweisen just heute Valentina Borovkova und Solveig Røgler mit ihrem Song "Im Meer vor Malle", zusammen mit den Bildern von Claudia Beckh und dem Text von Johann König entstand da ein entspanntes und unaufgeregtes Stück Jazz, mit dem sicher auch die Feuerquallen gut leben können.
Freitag, 8. August 2014
The Kooks: Einmaleins
Es kann so einfach sein: Ein paar simple Grooves plus kurzberockte Laufstegschönheiten (u.a. Georgina Bevan) ist gleich Song mit Hitpotential. The Kooks haben diese triviale Gleichung begriffen und für ihren neuen Song "Forgive And Forgett" und das dazugehörige Video gleich mal umgesetzt - am 5. September folgt dieser Single und dem ebenfalls vorab ausgekoppelten "Around Town" das Album "Listen".
Black Strobe: Cool as fuck
Von Arnaud Rebotini gibt es Bilder im Netz, da denkt man unweigerlich, der Mann sollte eigentlich schockgefrostet sein, so cool wie er sich gibt. Na, Franzose halt. Und als solcher Mitglied der Electrokombo Black Strobe. Diese wiederum werden Anfang Oktober ihr neues Album "Godforsaken Roads" herausbringen, eine Platte, die so schöne Titel enthalten wird wie "For Those Who Came On Earth Thru The Devil Asshole" und "Swamp Fever". Mit dabei auch ein Cover von Johnny Cash und zwar der "Folsom Prison Blues", hier als doomige Synthnummer und gar nicht so übel.
Kraftklub: Stolz wie Bolle
Hyper! Hyper! Hyper! Der Hammer kam am gestrigen Tag, genauer am Abend um 21:00 Uhr, aus Karl-Marx-Sta...äh, sorry: Chemnitz und zwar auf MDR Sputnik. Dort haben die smartesten Indieverweigerer des Ostens, also Kraftklub, eine eigene Sendung, den "Sputnik Kraftklub - Radio mit K" und eben da stellten Felix Brummer und Steffen Israel die neue Single "Unsere Fans" der Band vor - wer reinhören will, kann das beim Sendungsstream tun - oder einfach hier unten...
Donnerstag, 7. August 2014
Austra: Experimentell
Es beginnt eigentlich ganz friedlich - bis, tja bis die Bilder das Tanzen lernen: Austra, kanadische Synthpopband um Sängerin Katie Stelmanis, haben bekanntlich im Juni ihre EP "Habitat" veröffentlicht, nun legen sie mit dem Video zum Track "Doepfer" in gewohnter Weise künstlerisch nach. Das Stück ist, eher ungewöhnlich, instrumental, die digitalen Bilderwelten stammen von Adrienne Crossman, die als Experimentalfilmerin und Ausstellungskuratorin in Toronto lebt und arbeitet.
Wu-Tang Clan: Advantage Stewart
Die Zusammenkunft der 12 Apostel in Originalbesetzung um den Abendmahltisch könnte nicht viel sensationeller sein als diese Runde: Der legendäre Wu-Tang Clan hat es mit allen neun Mitgliedern (also Ghostface Killah, RZA, Raekwon, GZA, Inspectah Deck, Cappadonna, Method Man, U-God und Masta Killa) gemeinsam in die Night-Show von Jon Stewart geschafft, um dort locker zu plaudern und am Ende noch den bislang unbekannten Titel namens "Ron O'Neal" vom heiß erwarteten Album "A Better Tomorrow" zu performen. Was soviel heißt wie: Advantage Stewart, it's up to you, Jesus!
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