Dienstag, 11. März 2014

The War On Drugs: Lebensretter

The War On Drugs
„Lost In The Dream“

(Secretly Canadian)

Adam Granduciel muss ein Mann mit einem sehr guten Zeitgefühl sein. Immer dann, wenn man sich fragt, ob nicht zu viele von diesen durchaus talentierten, aber doch auch sehr ähnlich gestrickten Synthpopbands der alternativen Szene ihr kindlich naives Gesicht geben, immer wenn man meint, die gute alte Rockmusik werden nur noch von den guten, aber eben auch sehr alten Heroen am Leben gehalten – immer dann kommt der Mann mit dem Beweis des Gegenteils um die Ecke. Schon 2011 war ihm mit dem überaus grandiosen Album „Slave Ambient“ mal eben die Rettung eines ganzen Genres gelungen und all jenen, die jetzt ihre Zweifel haben, ob denn „Lost In The Dream“ diesen Coup noch einmal wiederholen könne, sei gesagt: Ja, das kann es. Denn auch diese, seine dritte Platte bedient sich der selben Wurzeln, mischt den bewährten Anleihen bei Springsteen, Petty und Knopfler gerade so viel an Ausschmückungen und synthetischen Spielereien bei, dass sich auch die stets skeptische Independentgemeinde angesprochen fühlen darf.

Dabei klingen die Songs durchgängig entspannt und auf beeindruckende Weise unaufgeregt – schon der Einstieg in Überlänge („Under Pressure“) wandelt lockeren Rock zu psychedelischem Klanggebilde, später darf man sich zu „An Ocean In Between The Waves“ eine Extraportion Glückshormone ausschütten lassen. Mal 90er-Pop („Disappearing“), mal Countrysong („Eyes To The Wind“), der Band gerät alles mit wunderbarer Leichtigkeit – für jemanden, der verschiedene Stile so mühelos beherrscht wie sie ist es auch kein Nachteil, wenn man sich auf keinen speziellen festlegen möchte. Da darf dann der Instrumentaltrack „The Haunting Idle“ auch noch die Erinnerung an die nächste knorrige Ikone hervorholen – das Stück hätte ohne weiteres auch auf dem Soundtrack von „Dead Man“, der sagenhaften Kooperation von Jim Jarmusch mit Neil Young, Platz nehmen können. Musikalische Finesse, die richtigen Geschichten mit dem nötigen Schuß Melancholie und für all das genügend Raum und Zeit – die Genesung eines verloren geglaubten Patienten hätte nicht besser gelingen können. http://www.thewarondrugs.net/

15.05.  Köln, Gebäude 9
16.05.  Hamburg, Uebel und Gefährlich
23.05.  Berlin, Bi Nuu

Keine Kommentare: