Montag, 3. März 2014

Die Heiterkeit: Hamburger Arroganz

Die Heiterkeit
„Monterey“

(Staatsakt)

Lügt, wer sie im Überschwang lobt? Die Heiterkeit sind irgendwie nicht die Band für (sorry) zügellose Begeisterung, nichts, sie schreiben keine Lieder, bei denen einem vor lauter Freude (nochmals sorry) die Pferde durchgehen. Und natürlich hat das Methode, natürlich legen sie es genau darauf an: Wieder pflegen die drei so ernst dreinblickenden Damen ihre unterkühlte Distanziertheit, noch immer wollen sie keine Musik machen, die man einfach so nebenbei weghört, keine stereotypen Klangtapeten – sie klingen auch auf „Monterey“ ein bisschen gelangweilt, ein bisschen arrogant, bleiben also gottlob: lakonisch, unverwechselbar und widersprüchlich.

Sonst eher selten – Stella Sommer, Rabea Erradi und Stefanie Hochmuth stellen ihren Songs eine Art Gebrauchsanweisung voran: „Es wird Zeit kosten, nur so kann es auch wachsen, und es wächst und blüht und gedeiht, es ist jetzt soweit… Es wird ernst, ab jetzt gilt’s, wir bringen neue Lieder“ („Factory“) und wie schon beim Debüt „Herz aus Gold“ formen sie, getragen von Sommers sonorer Stimme, mit einfachen Worten Sätze ganz eigener Art. Das klingt manchmal etwas unzugänglich, antiquiert vielleicht, hebt sie aber immer noch wohltuend von Indiegeschrammel und allzu plattem Befindlichkeitsrock einiger Kollegen ab. Deshalb wieder: Ein paar schöne Erinnerungen an Velvet Underground (und Nico) beim ungelenken Liebesgeständnis („Kalifornien“), auch die bitterböse Verachtung von „Daddy’s Girl“ hat, obschon nicht frei von Herablassung, ihren ganz speziellen Charme.

Cary Grant, Frühlingsjunge, Kapitän, auch Die Heiterkeit sind nicht frei von mädchenhafter Bewunderung, scherengeschnittenem Liebeskitsch und Beschützerinstinkten, selbst das Schwermütige darf mal kindisch, schutz- oder anlehnungsbedürftig sein. Es bleiben immer Lieder, die sich dank der eigenwilligen Poesie in der Erinnerung festhaken – der Sound allein, soviel ist auch klar, würde dies nicht schaffen. Am Ende gehen sie, die Pferde sind müde, mit „Pauken und Trompeten“ und einem Anflug von Beschwingtheit – „Die Heiterkeit ist hier gewesen“ – Hamburger Arroganz, so sympathisch wie selten zuvor, oh ja. http://dieheiterkeit.de/

12.03.  Berlin, Privatclub
13.03.  Hamburg, Goldener Salon/Hafenklang
10.04.  Dresden, OstPol
11.04.  Wien, Rhiz
12.04.  Klagenfurt, Kamot
13.04.  München, Feierwerk
14.04.  Köln, Schauspiel Köln
23.04.  Leipzig, Ilses Erika
24.04.  Augsburg, Soho Stage
25.04.  St.Gallen, Palace
27.04.  Frankfurt, Mousonturm

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